Archiv:Kurklinik Aukrug - 50-jähriges Jubiläum 1981

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Zeitungsartikel aus der Hohenwestedter Kreiszeitung vom Juni 1981

Zeitungsartikel

Zeitungsbericht in der Hohenwestedter Kreiszeitung über das 50-jährige Jubiläum der Kurklinik Aukrug

Kurklinik Aukrug feierte Montag Jubiläum

AUKRUG. Das 50-jährige Bestehen ihrer Rehabilitationseinrichtung in Aukrug feierte am 15. Juni 1981 die Landesversicherungsanstalt Schleswig-Holstein. Der Vorsitzende des Vorstandes der LVA Schleswig-Holstein, Dr. Wolfgang de Haan, Rendsburg, konnte zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie Patienten und Mitarbeiter der Kurklinik Aukrug zu der Festveranstaltung begrüßen.

Unter den Gästen waren der Sozialminister des Landes Schleswig-Holstein, Prof. Dr. Walter Braun, der Landrat des Kreises Rendsburg-Eckernförde, Geerd Bellmann, der Landtagsabgeordnete Kurt Böge, der Amtsvorsteher des Amtes Aukrug, Heinrich Bracker-Wolter, der Bürgermeister der Gemeinde Aukrug, Hans-August Jensen sowie die beiden ehemaligen Chefärzte, Prof. Dr. med. Joachim Hein und Dr. med. Werner Stecher. Im Namen der Vorsitzenden der Vertreterversammlung, Ingeborg Sommer, Lübeck, und Hatto Braesen, Kiel, sowie des stellvertretenden Vorsitzenden des Vorstandes, Olaf Thomas, Kiel, und des Geschäftsführers der LVA Schleswig-Holstein, Erster Direktor Dr. Gerhard Bluhm, dankte Dr. de Haan den Anwesenden für ihre Teilnahme.

In einem Rückblick auf die vergangenen 50 Jahre zeigte er auf, daß die Geschichte der Rehabilitationseinrichtungen nicht isoliert zu betrachten sei, sondern mit der der LVA Schleswig-Holstein und der Medizin eng verknüpft ist. Hinzu kämen die Schicksale der Menschen, die hier entweder als Patienten Aufnahme gefunden oder als Mitarbeiter in Lohn und Brot gestanden hätten. Er selbst, so Dr. de Haan, kenne seit 1958 als Mitglied der Selbstverwaltungsorgane die Rehabilitationseinrichtung und habe ihre Entwicklung vom Krankenhaus Tönsheide zur Kurklinik Aukrug in diesen Jahren miterlebt und mitgestaltet. In Betrieb genommen wurde dieses Haus vor 50 Jahren - also am 15. Juni 1931 - als Tuberkulose-Heilstätte unter dem Namen "Sanatorium Tönsheide". Seitdem hätten sich sowohl im baulichen als auch im indikatorischen Bereich vielsichtige Änderungen vollzogen. Hervorgehoben wurde von ihm der Anschluß des Hauses Kaiserberg (1932), der Neubau Heidhof (1934), die Nutzung als Reserve-Lazarett (1939-1945), die Abtrennung der Heilstätten Kaiserberg und Osterrönfeld (1949) und die Um- und Erweiterungsbauten(1957-1965). Besonders wichtig für die Versorgung der Patienten war der bis 1971 im Besitz der LVA Schleswig-Holstein befindliche Landwirtschaftsbesitz Annenhof, der bereits seit Anfang der 50-er Jahre tbc-freie Milch nach Tönsheide lieferte.

Der Rückgang der Tuberkulose führte dazu, daß ab 1. April 1975 keine Tbc-Behandlungen mehr in Tönsheide erfolgten. Heute werden in der Kurklinik Aukrug, die einen Etat von 12 Millionen DM aufweist, Patienten mit degenerativen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, unspezifischen Atemwegserkranklingen, leichten Herz- und Kreislauferkrankungen sowie vegetativen Störungen aufgenommen. Hierfür stehen z.Zt. 250 Betten zur Verfügung. Nach der gegenwärtigen Umbauphase wird das Bettensoll ab 1982 230 Betten (150 Einzelzimmer und 80 Doppelzimmer) betragen. Bei 144 Mitarbeitern konnten 1980 2.876 Rehabilitationsmaßnahmen durchgeführt werden, davon allein 1.971 (= 69%) mit Patienten der LVA Schleswig-Holstein,

Der Chefarzt der Kurklinik Aukrug, Leitender Medizinaldirektor Dr. med. Peter-Fritz Föh, unterstrich zu Beginn seines Vortrages, daß die mit der 50-jährigen Geschichte verbundenen Leistungen nur durch das reibungslose Zusammenspiel aller Verantwortlichen und die vorbildliche Einstellung aller Mitarbeiter zu ihrer Aufgabe möglich waren. Unter Hinweis auf das Genesungsheim Tannenfelde auf dem Gelände der jetzigen Bildungsstätte, in dem seinerzeit 60 leichtere, nicht bettlägerige Kranke aufgenommen werden konnten, und den Initiator des Sanatoriums Tönsheide, Landesrat Gehlsen, nannte er die Gründe für die Standortwahl: landschaftliche Schönheit (Naturpark Aukrug), zentrale Lage in Schleswig-Holstein und ausreichende Entfernung von größeren Wohngebieten. Dem damaligen Architekten, Dipl.-Ing. Ensrut, bescheinigte er ein Haus konzipiert zu haben, das sowohl den Belangen der Patienten als auch den Anforderungen aus medizinischer Sicht gerecht wurde.

Eingehend widmete sich Dr. Föh den Leistungen des ehemaligen Chefarztes Prof. Dr. med. Joachim Hein, der in seiner 35-jährigen Tätigkeit als Ärztlicher Direktor maßgeblichen Anteil an der Bekämpfung der Tuberkulose hatte und damit den Namen "Tönsheide" weltweit bekannt machte. Beispielhaft nannte er die Weiterentwicklung operativer Behandlungsmethoden, die Einrichtung eines Nachfürsorgeheimes und die Röntgenreihenuntersuchungen. Sein Nachfolger wurde 1966 der langjährige Oberarzt Dr. med. Werner Stecher. Während dessen Amtszeit wurde deutlich, daß durch die Entdeckung wirksamer Pharmazeutik die operative Behandlung der Tuberkulose nicht mehr erforderlich war. Die Zahl der Patienten, die an unspezifischen Atemwegserkrankungen litt, nahm stetig zu,

Dr. Föh erinnerte an das Jahr 1974, in dem die Landesversicherungsanstalten Freie und Hansestadt Hamburg und Schleswig-Holstein übereinkamen, die Rehabilitationseinrichtungen Großhansdorf und Aukrug gemeinsam zu nutzen. Danach werden Tbc-Kranke beider Anstalten ausschließlich in Großhansdorf behandelt. Die Kurklinik Aukrug dient der Aufnahme von Patienten, die dem neuen Indikationsbereich zuzuordnen sind. Er erwähnte in diesem Zusammenhang auch die Erweiterungsbauten für die Kurklinik: Bewegungsbad, Gymnastikhalle und Kegelbahn.

Ausführlich behandelte Dr. Föh die Frage, welche Aufgaben eine Kurklinik habe und mit welchem Ziel eine Rehabilitationsmaßnahme durchgeführt werden müsse. Oberster Grundsatz sei, den Menschen zu helfen, ihre Erwerbstätigkeit zu erhalten, zu bessern oder wiederherzustellen. Nach seiner Beobachtung sei die Mehrzahl der Patienten nicht nur körperlich geschädigt, sondern einfach durch die zunehmende Automatisierung am Arbeitsplatz überfordert. Neben der Behandlung dieser Psychosomatiker nehme die Gesundheitserziehung und die Psycho-Therapie in der Kurklinik Aukrug breiten Raum ein. Unter Hinweis auf jüngste Presseveröffentlichungen äußerte Dr. Föh die Auffassung, daß sogenannte Anschlußkuren nach einer Krankenhausbehandlung wesentlich zur Genesung der Patienten beitragen könnten.


Texte zu den Fotos:

  • Unsere Aufnahme zeigt die heutige Kurklinik zur Zeit ihrer Entstehung in der Zeit nach 1931 (die damalige Tbc-Heilstätte Tönsheide).
  • Luftaufnahme der Kurklinik Aukrug. Im Vordergrund der Altbau; daran anschließend die umfangreichen Ausbauten der letzten Jahre. Oben links im Bild die frühere Nebenstelle von Tönsheide, das heutige Bildungsstätte Tannenfelde.

Siehe auch