Archiv:Beitritt zur Waldbaugenossenschaft

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Beitritt zur Waldbaugenossenschaft

Durch Birkengruppen und Heide schlängelt sich der weh über den Boxberg
Erinnerungsstein:Baumschule des ersten schleswig-holsteinischen Waldverbandes
Weberkate in Innien
Ernte des Waldbauern
Dat ole Hus in Bünzen

Wir hörten bereits, daß die Mitgliederwerbung für die Waldbaugenossenschaft gewisse Schwierigkeiten bereitete. Nun mußte noch Hufner H. Voß, 'Heinkenborstel, sich kräftig "ins Geschirr legen", um die zaghaften und unentschlossenen Berufsgenossen ernstlich aufzurufen und zu ermahnen. Voß schrieb in den "Itzehoer Nachrichten" wie folgt:

"Bekanntlich ist vor nicht langer Zeit im „landwirtschaftlichen Verein in Hohenwestedt“ und im „landwirtschaftlichen Casino an der Bünzenerau“ das Statut einer Waldbaugenossenschaft erörtert worden, von welchem ein Exemplar an die Gemeindevorsteher der Walddörfer versandt worden ist mit dem Ersuchen, die Waldbesitzer möchten dieser Genossenschaft beitreten. Dann, wenn 5.000 t Waldareal gezeichnet sind, werden die Mitglieder der Genossenschaft zusammentreten, sich einen Verwaltungsrat und einen Förster wählen und somit die Waldgenossenschaft ins Leben rufen lassen. Da der Beitritt aber träge vonstatten geht drängt es mich. den ungewollten Weg der Öffentlichkeit zu beschreiten, um die Betreffenden aufzufordern, beizutreten, rasch beizutreten, damit die Vereinigung uns zum· Segen – möglicherweise der ganzen Umgegend zum Reichtum werden kann.

Euch, die Ihr Euer Holz etwa schon weggetan habt, darf ich sagen: Ihr irrt, wenn ihr meint, in Zukunft kein Holz mehr schlagen zu dürfen; im Gegenteil: die träge wachsenden verkrüppelten Stämme werden dem raschwachsenden Anwuchs auf gewünschte Anordnung des Försters bald weichen müssen; und. Euch, die Ihr in der Waldkultur schon hinlänglich fortgeschritten seid, rufe ich zu: helft auch uns fort; helft die wüsten Plätze zu bewalden; helft der ganzen Umgegend zur Zierde und zum Wohlstand.

Es wird auch immer Freude machen, wenn wir mit einem wissenschaftlich gebildeten, zugleich praktischen Förster alljährlich den Wald entlang spazieren; dann werden auch wir dem Förster zuhören, wenn er uns über seine forstlichen Erfahrungen berichtet und uns für die Pflege unserer Wälder dienliche Hinweise gibt.

Alles drängt in der Jetztzeit zur Genossenschaft.

Die Einzelkraft reicht nicht mehr hin, das Höchste zu erzielen und den Anforderungen der Welt zu genügen. Daher weg mit den bisher geäußerten Bedenken. Der Beitrag von einem Schilling ( = 12,5 Pf) für die Tonne Waldareal an den Förster wird tausendfältige Frucht tragen. Freuen würde ich mich, wenn diese Worte dazu beitragen möchten, daß in einigen Tagen dem Herrn von Wehrs auf Alt Böternhöfen oder mir als seinem Stellvertreter zahlreiche Beitrittserklärungen zur Waldbaugenossenschaft eingereicht werden würden."

Hufner H. Voß Heinkenborstel, 2.4.1870


Der Voß' sche Aufruf zeigt uns, daß es nicht einfach war, moderne betriebswirtschaftliche Grundsätze einer rationellen Waldbewirtschaftung in der breiten bäuerlichen Praxis durchzusetzen. Man war nicht ohne weiteres bereit, sich hinsichtlich des Holzeinschlags und des Verkaufs den Anweisungen eines Försters zu unterwerfen. Schon gar nicht, wenn dafür auch noch jährlich ein Beitrag gezahlt werden mußte. Aber auch diese konservative Einstellung konnte überwunden werden. Der Waldbauverband, der erste forstwirtschaftliche Zusammenschluß in Schleswig-Holstein, wurde gegründet. Und der Bericht des Verbandssekretärs Jipp (1907) enthält bereits mehrere Hinweise, wie segensreich er im Hinblick auf die Aufforstung vorhandener Ödlandflächen gewirkt hat.

Den Ausführungen von Hufner H. Voß, Heinkenborstel, entnehmen wir weiterhin, daß die Waldbaugenossenschaft (Verband) ganz besonders·durch den Vorsitzenden des „Hohenwestedter landwirtschaftlichen Vereins", von Wehrs, Alt-Böternhöfen, gefördert wurde. Von Wehrs gehörte viele Jahre der ·Direktion des "Landwirtschaftlichen Generalvereins" ' in Kiel als Mitglied an. Er ist in der Geschichte unseres schleswig-holsteinischen landwirtschaftlichen Vereinswesens dadurch besonders bekannt geworden, daß er - stets sehr temperamentvoll - für eine verstärkte Eigenhilfe der Landwirte eintrat. Er war bereit, auf jegliche Staatsunterstützung zu verzichten:

"Lasst uns tatkräftig auferstehen zu dem Bewußtsein, daß wir den Aufgaben unseres Berufes allein gewachsen sind, daß es als freien Männern uns zukommt, für unsere Güter selbst einzutreten."

Aus diesem Geist der Selbsthilfe entstanden in unseren Aukrugdörfern neben dem Waldbauernverband die vielen Genossenschaften und auch die Landwirtschaftsschule in Hohenwestedt.

Der Grundstein zu dem Waldbauernverband war bereits am 24.7.1869 in der Versammlung des "Hohenwestedter landwirtschaftlichen Vereins" gelegt worden, als das Statut, das für den Verband die Rechtsform einer eingetragenen Genossenschaft vorsah, eingehend beraten wurde. An dieser Versammlung nahmen auch die Bauern aus unseren Aukrugdörfern teil; sie vertraten das landwirtschaftliche Casino.