Archiv:Bevölkerungsentwicklung der früheren Gemeinden
Waldemar J. Moritz: Bevölkerungsentwicklung der früheren Gemeinden Bargfeld, Böken, Bünzen, Innien und Homfeld einschließlich Tönsheide und Bucken, Kreis Rendsburg-Eckernförde 1954-1969, Die Heimat, Nr. 7, 85. Jahrgang, Neumünster, Juli 1978
Vorbemerkung In der 1975 herausgegebenen Untersuchung zur Entwicklung der Schule in Aukrug (1) wurde im 1. Teil nur die Entwicklung der Wohnbevölkerung der Gemeinde Aukrug von 1954 — 1974 untersucht. Die Zahlen für die Ortsteile von 1954 — 1969 lagen den Verfassern zwar vor, wurden aber aus Geld- und Platzmangel nicht publiziert. Es ist Zweck dieses Aufsatzes, die Entwicklung der einzelnen Ortsteile der Gemeinde Aukrug für die Zeit vor der Zusammenschließung der 5 Dörfer zu der neuen Gemeinde Aukrug zu untersuchen. Die 5 Dörfer waren bis zum 31.12.1969 selbständige Gemeinden. In einem Vertrag kamen die 5 Gemeinden überein (2), sich ab 1. 1. 1970 zu der neuen Gemeinde Aukrug zusammenzuschließen. Dabei gingen die 5 Gemeindegebiete in das so neugeschaffene Gemeindegebiet der Gemeinde Au- krug über. Nach dem Zusammenschluß wurden die Zahlen für die 5 Ortsteile nicht mehr einzeln fortgeschrieben. Die monatliche Fortschreibung im Statistischen Landesamt Schleswig-Holstein erfaßt ab Januar 1970 nur noch die Gemeinde Aukrug. Da sich nach dem Zusammenschluß der 5 Dörfer das neue Gemeindegebiet nur unwesentlich änderte, lag es nahe, die Zahlen der einzelnen Dörfer für die Zeit 1954 —1969 aufzuaddieren, um einen Überblick über die Entwicklung der Gemeinde Aukrug vor dem Zusammenschluß zu erhalten. Es wurde so getan, als wäre der Zusammenschluß der 5 Dörfer schon 1954 erfolgt. So wurde für die Zeit von 1954 — 1969 rechnerisch eine „fiktive" Gemeinde Aukrug ge- schaffen. Der Einfachheit halber wird im Folgenden nur von der Gemeinde Aukrug gesprochen. Die Untersuchung umfaßt 3 Teile. Im ersten Teil sind die Zahlen für die Gemeinde Aukrug dargestellt, im 2. Teil werden die 5 Dörfer untersucht. Dies gestattet dem Leser einen Vergleich der Entwicklung der 5 Dörfer mit der Gemeinde Aukrug. Die Zahlen für den Ortsteil Tönsheide sind in Bargfeld integriert, die für Bucken in Homfeld. Sie waren nicht gesondert erfaßbar. Diese Untersuchung verwendet ausschließlich amt- liches Zahlenmaterial des Statistischen Landesamtes Schleswig-Holstein. Es sind dies veröffentlichte Zahlen für die Volkszählungen 1950, 1961 und 1970 (3) und die nicht veröffentlichten Zahlen in der Kartei für die monatliche Fortschreibung der Einwohnerentwicklung für die Gemeinde Aukrug des Statistischen Landesamtes (4).
Dem Statistischen Landesamt sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Mein besonderer Dank für die freundliche und hilfsbereite Unterstützung gilt dort Herrn Kellermann und Herrn Svensson, die mir bei der Beschaffung und Sichtung des umfangreichen Zahlenmaterials erheblich geholfen haben. Beide haben mich in zahlreichen Gesprächen gern unterstützt. Die im Anhang beigefügten statisti- schen Angaben zur Gemeinde Aukrug sind amt- lich bestätigt. Zur Methode Die hier veröffentlichten Zahlen zur Entwicklung der Wohnbevölkerung der Gemeinde Aukrug und der ehemals selbständigen Gemeinden umfassen 5 Komponenten: 1. Geburten, 2. Sterbefälle, 3. Zuzüge, 4. Fortzüge und 5. die Summe der 4 Komponenten, die Wohnbevölkerung. Die Methode zur Auswertung der Zahlen und Besonderheiten bei der Auswertung der Zahlen sind in Aufsätzen des Statistischen Landesamtes mehr- fach gezeigt worden (5). Das Wesentliche wird hier kurz referiert. Der interessierte Leser, der für seine eigene Gemeinde eine ähnliche Untersuchung anstellen möchte, sei auf diese beiden Aufsätze verwiesen. Geburten und Sterbefälle bezeichnet man allgemein als „natürliche Bevölkerungsbewegung". Die ermit- telten Zahlen sind recht genau und werden nach dem „Wohnortprinzip" der betreffenden Gemeinde zuge- schrieben. Dies sei an zwei Beispielen kurz aufgezeigt. Wenn eine in Aukrug wohnende Mutter in einem Krankenhaus in Neumünster ein Kind zur Welt bringt, so wird diese Geburt zwar in Neumünster registriert. Die Geburt wird dann der Gemeinde Aukrug zugeschrieben, weil die Mutter zum Zeitpunkt der Geburt in Aukrug mit 1. Wohnsitz gemeldet war. - Wenn ein Neumünsteraner in Aukrug stirbt, so wird dieser Sterbefall zwar in Aukrug beurkundet, der Sterbefall wird aber Neumünster zugeschrieben, weil der Tote bis zum Zeitpunkt des für ihn unangenehmen Falles in Neumünster mit 1. Wohnsitz gemeldet war. Dies oben beschriebene Verfahren ist das Wohnort- prinzip. Bei der Anwendung des Wohnortprinzips wird stets berücksichtigt, wo die betreffende Person hauptsächlich der Arbeit nachgeht: Es handelt sich also nicht darum, wo die betreffende Person mit 1.
Wohnsitz gemeldet war. Dazu ein Beispiel: Eine Frau hat den 1. Wohnsitz in Aukrug, einen 2. Wohnsitz in Neumünster und arbeitet in Neumünster. Für die Zeit der Arbeit wohnt sie an ihrem 2. Wohnsitz und benutzt den 1. Wohnsitz in der Regel am Wochenende. Wenn diese Frau in Neumünster ein Kind gebiert, so wird dieses Kind als eine Geburt für Neumünster gerechnet, wobei die Mutter schon als Einwohnerin Neumünsters galt. Es muß hier schon darauf hingewiesen werden, daß häufig Differenzen zwischen der amtlichen monat- lichen Fortschreibung durch das Statistische Landes- amt und der „unamtlichen“ Fortschreibung durch die zuständige Stelle einer Gemeinde auftauchen. Es muß vermutet werden, daß sich die Stellen der Gemeinde aus den verschiedensten Gründen nicht strikt an das Wohnortprinzip halten (ausführlich hierzu Literatur unter Anm. 5). Eine weitere Ursache ist mit Sicherheit die schlechte An- und Abmeldemoral der Bürger bei Zu- und Fortzügen. Denkbar sind menschliche Schwächen: Karteileichen sind das Resultat. Denkbar ist auch die Anwendung anderer Erfassungsmethoden mit dem Ziel, durch eine höhere Einwohnerzahl finanzielle und planerische Vorteile zu erhalten. Zu der natürlichen Bevölkerungsbewegung kommt noch die „Wanderungsbewegung“ hinzu, also die Zuzüge und Fortzüge. Nach einer Volkszählung wird die ermittelte Zahl der Wohnbevölkerung Ausgangspunkt der neuen amt- lichen monatlichen Fortschreibung der Wohnbevöl- kerung einer Gemeinde. Die durch die Volkszählung ermittelte Zahl wird Basis für das Statistische Landesamt und für die Gemeinde. Durch Addition der Geburten und Zuzüge und durch Subtraktion der Sterbefälle und Fortzüge zu der durch die Volkszäh- lung ermittelten Zahl der Wohnbevölkerung müßte man eigentlich ein genaues Bild der sich verändern- den Wohnbevölkerung einer Gemeinde haben. Neben den Differenzen zwischen der amtlichen monatlichen Fortschreibung durch das Statistische Landesamt und der „gemeindlichen“ Fortschreibung durch eine Gemeinde kommt es aber auch zu Abweichungen zwischen der amtlichen Fortschrei- bung und der durch eine Volkszählung ermittelten Zahl. 1970 ermittelte die Volkszählung etwa 300 Einwohner weniger für Aukrug als die amtliche Fortschreibung (ausführlich hierzu Literatur unter Anm. 5). Abschließend sei noch bemerkt, daß die Geburten- zahlen, die Abb. 19 unterliegen, für Aukrug alle Lebendgeburten umfassen, ungeachtet, ob deutsche oder nichtdeutsche Lebendgeburten, während die Zahlen für Schleswig-Holstein und die BRD lediglich die Zahlen der deutschen Lebendgeburten darsteilen. Diese Methode konnte gewählt werden, weil in Aukrug der Ausländeranteil minimal ist und dieser Faktor bei der Diskussion vernachlässigt werden kann.
1. Die Bevölkerungsentwicklung in Aukrug 1.1 Die Wohnbevölkerung (Abb. 1) Die Graphik zeigt 4 Entwicklungsphasen. Die erste Phase endet Mitte 1962 und ist durch ein ständiges Absinken der Einwohner gekennzeichnet. In dieser Zeit erfolgte offenbar der Abbau des „Flüchtlings- berges“. Die zweite Phase endet 1969 und ist durch ein starkes Anwachsen der Einwohner charakterisiert. Der Stand von 1954 wird wieder erreicht. Es muß vermutet werden, daß der starke Zuwachs in einem direkten Verhältnis zum Wiederaufbau und zur Schaffung von Arbeitsplätzen in der näheren und weiteren Umgebung Aukrugs steht. Die dritte Phase zeigt einen erheblichen Einbruch in die vorherige Entwicklung. Tatsächlich ist aber diese Zäsur kein Spiegelbild der realen Einwohnerent- wicklung. Es sind in diesem Zeitraum keine 300 fortgezogen, wie es die Graphik glauben macht. Nach der Volkszählung 1970 erfolgte lediglich eine Angleichung der Zahlen der monatlichen Fortschrei- bung an die Zahlen der Volkszählung. Hier wird besonders deutlich, wie sich Erfassungsfehler für die monatliche Fortschreibung auswirken können. Es wird auch deutlich, daß der Fehler um so größer wird, je weiter Volkszählungen auseinander liegen. Von daher schon müßte man bemüht sein, die Abstände zwischen einzelnen Volkszählungen gering zu halten und die Methode zur Erfassung der Wohnbevölke- rung zu verfeinern. Nach Bereinigung der Einwohnerzahlen steigt die Wohnbevölkerung in Aukrug weiter an. Wenn es aber im Kreisentwicklungsplan für den Kreis Rendsburg-Eckernförde heißt: „Im Raum westlich von Neumünster wuchs die Bevölkerung um 645 Personen (= 12,5 v. H.), am stärksten in Wasbek . . . und in Aukrug (345 Personen = 13,9 v. H.)“ (6); so muß diese Darstellung als nicht zulässig und falsch bezeichnet werden, wenigstens in bezug auf die Gemeinde Aukrug. Die Vergleichsmethode ist falsch. Als Ausgangspunkt wird die bereinigte Zahl der Volkszählung von 1970 genommen und mit einer unbereinigten, aus der monatlichen Fortschreibung ermittelten Zahl verglichen. Da die Vergleichszahlen verschiedene Aussagequalitäten beinhalten, muß man zu erstaunlichen Steigerungsraten kommen. Es sei an dieser Stelle nicht verschwiegen, daß es im Augenblick keine bessere Vergleichsmöglichkeit gibt, um sich einen, wenn auch groben Überblick über die Entwicklung einer Gemeinde zu verschaffen. 1.2 Geburten und Sterberate (Abb. 2) Aus der Abbildung 2 werden folgende Punkte deutlich: 1. Die Zahl der Geburten geht nicht steil nach oben, wie in Aukrug gelegentlich geäußert wurde. Nach 18 Jahren wurde 1972 der Stand von 1954 wieder erreicht.
Abb. 1: Aukrug - Wohnbevölkerung (Die gestri- chelte Linie verbindet die Ergebnisse der Volkszäh- lungen 1950, 1961 und 1970.
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Abb. 2: Aukrug - Geburten und Sterberate
2. Seit 1963 ist die Zahl der jährlichen Geburten in Aukrug rückläufig. Die Geburtenfreudigkeit sinkt erheblich! Diese Feststellung deckt sich auch mit anderen Aussagen, die für die nächsten Jahre ein Sinken der jährlichen Geburtenrate prognostizieren. Abb. 2 enthält auch die jährlichen Sterbefälle, dargestellt durch die gestrichelte Linie (—). In den folgenden Graphen werden die Sterbefälle ebenfalls durch die gestrichelte Linie dargestellt. Die Abbil- dung erlaubt folgende Schlüsse: 1. Während die Zahl der jährlichen Geburten sinkt, bleiben die Sterbefälle von 1956 bis 1973 immer über 20. 2. Es muß daher für die Entwicklung der Alterspy- ramide eine Überalterung in der Wohnbevölke- rung vermutet werden. Leider konnte die Entwicklung der Alterspyramide für Aukrug nicht untersucht werden, weil keine entsprechenden Zahlen zur Verfügung standen. 1.3 Zuzüge/Fortzüge (Abb. 3) 1. Bis 1961 ziehen mehr Menschen aus Aukrug als nach Aukrug. Diese Erscheinung wurde schon in Abschnitt 1.1 deutlich. 2. Seit Mitte 1961 halten sich Zuzugs- und Fortzugsbewegung in etwa die Waage. Zwar ist der Zuzug nach Aukrug bemerkenswert, er wird aber durch die Fortzüge fast wieder aufgezehrt. Diese Tendenz zeigt sich auch für die Zeit nach 1970. Die Wohnbevölkerung Aukrugs unterliegt einer starken Fluktuation. Die Gründe für diese Fluktua- tion sind bisher nicht untersucht worden. Es ist nicht auszuschließen, daß auch andere Gemeinden eine ähnliche Fluktuation aufweisen, so daß Aukrug nur die Verhältnisse anderer Gemeinden widerspiegeln würde. Nach dem Erscheinen der Untersuchung von Moritz/Reimers wurde häufig in der Gemeindever- tretung Aukrug angeführt, die Fluktuation sei im wesentlichen auf die An- und Abmeldungen der Kranken aus Tönsheide zurückzuführen. Zahlen, die diese Argumentation stützen würden, wurden bis heute leider nicht veröffentlicht. Eine Analyse der Verhältnisse in den 5 Dörfern wird zeigen, daß dieses Argument nicht zutrifft. Wenn überhaupt, so könnten nur das frühere Amt Innien und die Gemeinde Bargfeld von den An- und Abmeldungen betroffen sein, weil Tönsheide in Bargfeld integriert ist und Bargfeld im Amt Innien lag. Bei der hier vorgenommenen Rückschau beeinflußt die Fluktuation von Bargfeld/Tönsheide selbstver- ständlich auf Grund der Aufsummierung der Dörferzahlen zu der fiktiven Gemeinde Aukrug die Fluktuation der fiktiven Gemeinde Aukrug. Es wird aber gezeigt werden, daß die Fluktuation Aukrugs nur in zweiter Linie durch die Kranken beeinflußt wird.
2. Die Bevölkerungsentwicklung in Bargfeld, Böken, Bünzen, Innien und Homfeld 1954-1969 2.1 Bargfeld 2.1.1 Die Wohnbevölkerung (Abb. 4) Die Graphik macht deutlich, wie sich die An- und Abmeldungen der Kranken aus Tönsheide in der Kurve niederschlagen. 1955 war der Tiefststand der Einwohnerzahlen nach dem Krieg erreicht. Etwa um 300 Einwohner dürfte der Einwohnerstand von Bargfeld in der Vorkriegszeit betragen haben. Es wäre interessant zu wissen, welchen Einwohner- stand Bargfeld nach Abzug der Kranken tatsächlich hatte und hat. Zahlen über die An- und Abmeldun- gen der Kranken liegen hierüber nicht veröffentlicht vor. Eine Bitte um Mitteilung entsprechender Zahlen an die Krankenhausverwaltung von Tönsheide zeigte keine Erfolge, da der Arbeitsaufwand zur Ermittlung entsprechender Zahlen nicht zu verantworten sei. Verständlich. Aber schade. 2.1.2 Geburten und Sterberate (Abb. 5) Die Geburtenfreudigkeit in Bargfeld ist minimal gewesen. 2.1.3 Zuzüge/Fortzüge (Abb. 6) Wie auch bei der Gemeinde Aukrug stehen in Bargfeld starken Zuzügen starke Fortzüge entgegen. Eine erhebliche Fluktuation mit wenig Zugewinn. Das Anwachsen seit 1964 hängt mit Sicherheit mit der Meldepflicht der Kranken aus Tönsheide zusammen. Auf die Parallelität der Bargfelder Kurve mit der Aukrugs von 1964 bis 1969 sei hier hingewiesen. 2.2 Böken 2.2.1 Wohnbevölkerung (Abb. 7) Die Entwicklung der Wohnbevölkerung in Böken verlief anders als in Bargfeld oder in Aukrug. 2 Phasen sind klar zu sehen: Bis 1961 dauerte der Abbau des Flüchtlingsberges an; danach stieg die Einwohnerzahl Bökens kontinuierlich an. Es muß aber davor gewarnt werdep, auch für die Zeit nach dem Zusammenschluß der 5 Dörfer, also ab 1970, eine ähnliche Steigerung in der Einwohnerzahl Bökens zu vermuten. Nach dem Krieg hat sich das Dorfbild Bökens stark verändert. Zahlreiche Neu- bauten entstanden. Wenn dagegen jetzt in Böken gebaut wird, so hauptsächlich in vorhandenen Baulücken. Neue Bebauungspläne innerhalb Bökens sind nicht vorgesehen, so daß für die Zeit nach 1970 eher mit einer Stagnation oder nur mit einer kleinen Zunahme der Einwohnerzahl zu rechnen ist. 2.2.2 Geburten und Sterberate (Abb. 8) Mit Ausnahme der Jahre 1958,1961 und 1969 wurde in Böken für den Untersuchungszeitraum immer ein
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Abb. 5: Bargfeld - Geburten und Sterberate
Abb. 7: Böken - Wohnbevölkerung
Abb. 10: Bünzen - Wohnbevölkerung
Abb. 11: Bünzen - Geburten und Sterberate
deutlicher Geburtenüberschuß erzielt. Dieser Gebur- tenüberschuß wirkte sich auf das Anwachsen der Bevölkerung aus. Aber: Trotz einer Zunahme der Wohnbevölkerung um etwa 50 % von 1961 bis 1969 muß die Geburtenentwicklung für Böken als stagnierend bezeichnet werden, da der Zuwachs der Geburten nicht mit dem Zuwachs der Einwohner Schritt hält. Absolut gesehen sicherlich ein Zuwachs, relativ aber eine Stagnation. 2.3.3 Zuzüge/Fortzüge (Abb. 9) Bis 1960 zogen mehr Menschen aus Böken als nach Böken. Danach war ein Wanderungsgewinn zu verzeichnen. Trotz dieses Wanderungsgewinnes keine Steigerung der Geburtenrate, ein Bild, das generell zu beobachten ist, nicht nur für Aukrug oder andere Ortsteile. 2.3 Bünzen 2.3.1 Wohnbevölkerung (Abb. 10) Während die Bevölkerungszunahme in Bargfeld, Böken und Aukrug schon 1960/61 beginnt, setzt sie in Bünzen recht spät ein, erst ab 1965. 2.3.2 Geburten und Sterberate (Abb. 11) Das Auffälligste scheint zu sein, daß die beiden Kurven parallel verlaufen mit Ausnahme der Jahre 1962 und 1966, wo einem Minimum in der Sterberate ein Maximum der Geburtenrate entgegensteht. Ein Zusammenhang zwischen beiden Komponenten kann natürlich nicht konstruiert werden. Das Bild ist zufällig. 2.3.3 Zuzüge/Fortzüge (Abb. 12) Die beiden Kurven verlaufen in etwa parallel, die generelle Tendenz ist ein Absinken beider Wande- rungen. Vergleicht man Bünzen mit Böken, könnte man den Schluß ziehen, daß Bünzen aus noch unbekannten Gründen für Neuzugänge weniger attraktiv war. Auch hier mag mitspielen, daß es in Bünzen zuwenig Baugelände gab. 2.4 Innien 2.4.1 Wohnbevölkerung (Abb. 13) Die Bevölkerungsentwicklung verlief in Innien in 3 Phasen. Ein stetes Absinken bis 1961, ein starker Zuwachs bis 1968 und ein Sinken bis Mitte 1969. Die Zäsur in 1961 ist auf die Korrektur der Zahlen der monatlichen Fortschreibung durch die Volkszählung zurückzuführen. 2.4.2 Geburten und Sterberate (Abb. 14) Bis 1960 fallen die jährlichen Geburten ab, um dann bis 1969 wieder leicht anzusteigen. Erstaunlich ist,
Abb. 14: Innien - Geburten und Sterberate
Abb. 15: Innien - Zuzüge und Fortzüge
Abb. 16: Homfeld — Wohnbevölkerung
daß trotz fallender Zuzüge die Geburten leicht zunehmen. Das kann bedeuten, daß entweder gewisse wenige geburtenfreudige Familien nach Innien zogen oder daß die Innier Einwohner im Untersuchungszeitraum geburtenfreudiger als er- wartet waren. 2.4.3 Zuzüge/Fortzüge (Abb. 15) Beide Kurven verlaufen parallel und vor allem: Beide Kurven haben seit 1954 eine fallende Tendenz. Dies ist um so bemerkenswerter, da Innien das zentrale Dorf der 5 Aukrug-Dörfer war und ist und über wichtige zentrale Gemeinschaftseinrichtungen ver- fügt wie Grund- und Hauptschule mit (jetzt auslaufendem) Aufbauzug, Kindergarten (allerdings erst seit Ende der 60er Jahre), Sparkassen, Bahnhof, Kirche. Dennoch scheint der Wohnwert und die Attraktivität Inniens für Neuzuzüge vergleichsweise gering gewesen zu sein. Ob der Zusammenschluß 1970 die Verhältnisse in Innien grundlegend veränderte, kann hier aus Mangel an weiteren Zahlen nicht entschieden werden.
2.5 Homfeld 2.5.1 Wohnbevölkerung (Abb. 16) Homfeld ist das einzige Dorf der 5 Aukrug-Dörfer, das in der Bevölkerungsentwicklung eine negative Bilanz aufweist. Möglicherweise schlägt hier die geographische Lage Homfelds durch: Es liegt relativ abseits, „hinter dem Berg". Eine weitere Ursache könnte in den Entscheidungen der politischen Gemeinde, dem Gemeinderat, zu suchen sein. Wenn seitens der Gemeinde nicht genügend Anstrengun- gen unternommen werden, das Gemeindegebiet für Neuzuzüge und Bauwillige attraktiv zu machen, sind Interessenten gezwungen, sich mühsam auf privater Ebene Bauland zu suchen. Baulücken, Obstgärten etc. Wenn dazu noch das Wohnungsangebot in Qualität und Quantität zu gering ist, wird sich die Zahl der Mieter kaum erhöhen. 2.5.2 Geburten und Sterberate (Abb. 17) Es läßt sich nichts Besonderes aus den Zahlen herauslesen, weil jede Geburt mehr oder weniger bei der geringen Geburtenhöhe das Bild zu sehr verändert. Bis 1969 war Homfeld insgesamt relativ geburtenschwach, wobei eine leichte Steigung nach oben zu beobachten ist. 2.5.3 Zuzüge/Fortzüge (Abb. 18) Obwohl die Zahlen ab 1962 nach Abbau des Flüchtlingsberges nach oben streben, scheint 1966 der Höhepunkt in der Aufwärtsentwicklung einge- treten zu sein. Die Wanderungsbilanz ist insgesamt negativ. Dies schlägt sich auch in der Einwohnerent- wicklung (Wohnbevölkerung) nieder.
Abb. 17: Homfeld - Geburten und Sterberate
3. Die Geburten in Aukrug, Schleswig-Holstein und in der BRD In den letzten Jahren hat die weitere Entwicklung der Geburten in Aukrug für Aukrug eine wichtige Rolle gespielt. Daher soll im 3. Teil kurz auf die Geburtenentwicklung eingegangen werden, und zwar in einem Vergleich mit der Geburtenentwick- lung in Schleswig-Holstein und in der BRD. Die Frage war, ob der Aufbauzug gehalten werden kann oder ob der Aufbauzug kurz vor der Auflösung steht. Neben einer politischen Entscheidung, die getroffen werden mußte, ob nämlich der Aufbauzug am Ort bleiben sollte oder nicht, stand die Frage im Vordergrund, ob die Zahl der jährlichen Geburten hoch genug ist, um später genügend Schüler für den Aufbauzug zu haben, oder ob die Geburtenentwick- lung dahin geht, daß auf Grund der zu geringen Geburtenzahl der Aufbauzug zwangsläufig aufge- löst werden muß. Nach der Grundschule teilt sich der Schülerstrom in die Schüler der Hauptschule, des Aufbauzuges, auswärtiger Gymnasien. Einige Schüler besuchen Sonderschulen. Um den einzügigen Aufbauzug überhaupt am Ort halten zu können, müssen nach Abzug der Hauptschüler, Sonderschüler und Gym- nasiasten noch ausreichend Schüler für den Aufbau- zug vorhanden sein. Moritz/Reimers haben dabei gezeigt, daß Voraussetzung für die Existenz eines minimal gefüllten Aufbauzuges 60 — 65 Geburten pro Jahr in Aukrug sein müssen (Geburten von Familien in Aukrug und von Familien, die nach der Geburt des Kindes nach Aukrug ziehen) (7). Sie haben weiter gezeigt, daß jetzt schon durchschnittlich 32 % der
Aufbauzugschüler nicht aus der Gemeinde Aukrug stammten (Stand November 1974) (8). Die Frage war daher, ob hinsichtlich der Geburten die Gemeinde Aukrug eine andere Entwicklung nimmt als vergleichbare Gemeinden in Bund und Land. Abb. 19 zeigt die Geburtenentwicklung in Aukrug, Schleswig-Holstein und in der BRD (in logarithmi- scher Darstellung) (9).
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Abb. 19: Vergleich Geburtenentwicklung BRD, Schleswig-Holstein (= SH) und Aukrug (= AU)
Folgendes wird dabei deutlich: 1. Die jährlichen Geburten im Bundesgebiet haben 1964 den Höhepunkt erreicht. Die jährlichen Geburten sinken dann bis 1973 bis weit unter den Stand von 1953. 2. Der Höhepunkt der jährlichen Geburten in Schleswig-Holstein ist 1966 erreicht. Im wesent- lichen ähnelt die Kurve der Kurve der BRD. 3. Die Gemeinde Aukrug folgt der Geburtenent- wicklung in Bund und Land. Es wird dabei besonders deutlich, daß sich in einem kleinen Untersuchungsgebiet Schwankungen in kleinen Größenordnungen besonders auswirken. Korscheya weist darauf hin, daß in Schleswig- Holstein zur Zeit mit 9 Lebendgeborenen je 1000 Einwohner zu rechnen ist und daß die jährlichen Geburten 1990 gut 11 sein werden (10). Wenn man für Aukrug für 1976 mit rund 3000 tatsächlich vorhandenen Einwohnern rechnet, so hieße dies für 1976 eine Geburtenzahl von 27 und für 1990 von 33. Da Aukrug bisher die gleiche Entwicklung zeigte wie das Land oder die BRD und da in Aukrug bisher keine gravierenden Veränderungen eintraten, die darauf hinweisen, daß sich die Entwicklung für Aukrug zukünftig wesentlich ändern würde, muß heute angenommen werden, daß auch in der Zukunft die allgemeine Entwicklung in Aukrug durchschlägt. Dies würde mittel- und langfristig bedeuten, daß sich in Aukrug auch die Hauptschule nicht mehr halten wird. Im Generalschulbauplan ist sie nicht für Aukrug vorgesehen und dies, obwohl der Kreisent- wicklungsplan für den Kreis Rendsburg-Eckern- forde auf die bemerkenswerte Entwicklung der Wohnbevölkerung in Aukrug hinweist.
4. Zusammenfassung Die früher selbständigen Gemeinden Bargfeld, Böken, Bünzen, Homfeld und Innien weisen eine starke Fluktuation auf. Die Art der Fluktuation ist von Dorf zu Dorf verschieden. Böken einerseits mit einer positiven Entwicklung, Homfeld andererseits mit einer negativen. In Innien wird die Abnahme der Zuzüge teilweise durch die Geburtenrate kompensiert. Nach dem Abbau des Flüchtlingsberges, der in den 5 Dörfern zu unterschiedlichen Zeitpunkten beendet war, erfolgte ein Anwachsen der Bevölkerung. Die 5 Dörfer hatten für Neuzuzüge offenbar unterschiedliche Anziehungskraft. Dabei scheint Innien nicht sehr attraktiv gewesen zu sein. Trotz eines Zuwachses in der Wohnbevölkerung sinkt die Zahl der jährlichen Geburten. Hier spiegelt Aukrug die allgemeinen Verhältnisse wider. Anmerkungen 1) Waldemar J. Moritz und Reimer Reimers (Hg), Die Schule in Aukrug, Eine Untersuchung zur Schulentwicklung, Aukrug: Selbstverlag, Januar 1975, 31 S. 2) Vertrag über die Vereinigung der Gemeinden Bargfeld, Böken, Bünzen, Homfeld und Innien, Kreis Rendsburg vom 2. Juli 1968 mit Inkrafttreten zum 31. 12. 1969. 3) Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein
(Hg), Die Bevölkerung der Gemeinden in Schles- wig-Holstein 1867-1970, Kiel: 1972. 4) Kartei für die monatliche Fortschreibung der Wohnbevölkerung, Kiel, Statistisches Landesamt, Abteilung Einwohnermeldewesen. 5) a. Klaus Kamp: ,,Melderegister und amtliche Fortschreibung der Einwohnerzahl“ in: Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein (Hg), Statistische Monatshefte, 18. Jahrgang, Heft 9, September 1966, SS 188 —195. b. Gerhard Muske: „Volkszählungen und amtliche Fortschreibung der Einwohnerzahl“ in: Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein (Hg), Statistische Monatshefte, 24. Jahrgang, Heft 4, April 1972, SS 70-75. 6) Kreisentwicklungsplan für den Kreis Rends- burg-Eckernförde, o.O., o.J., S. C 10. 7) Moritz/Reimers, S. 13. 8) Moritz/Reimers, S. 17. 9) a. Die Zahlen zur Darstellung der Geburten in Schleswig-Holstein entstammen für die Zeit 1954 — 1965 einer vom Statistischen Landesamt dem Vffr zur Verfügung gestellten handschriftlichen Übersicht und für die Zeit 1965 —1973: Statistisches Jahrbuch Schleswig-Holstein 1973, Kiel, 1974, S. 15. b. Die Zahlen für Aukrug: Ort siehe Anm. 4. c. 10) Lieselotte Korscheya: „Voraussichtliche Ent- wicklung der deutschen Bevölkerung in Schleswig- Holstein bis 1990“ in: Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein (Hg), Statistische Monatshefte, 28. Jahrgang, Heft 9, September 1976, S. 147.