Archiv:Bodenbenutzung und Viehbestand in Böken 1724 bis 1950

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Bodenbenutzung und Viehbestand in Böken 1724 —1950

Bodenbenutzung Böken

Die anliegenden Tabellen von Böken geben uns ein Bild der fortschreitenden Entwicklung der Bodenbenutzung und des Viehbestandes. Ich habe in meiner langjährigen Suche mich dabei auf Böken beschränkt. Aber für die anderen Dörfer des Aukrugs dürften ähnliche Verhältnisse bestehen.

1. Bodenbenutzung

1666 waren etwa 70 — 100 Tonnen (= ca. 75 ha) Ackerland vorhanden. Jede Hufe hatte durchschnittlich 25 Fuder Heu. Genauer sind die Zahlen von 1724: 150 ha Acker und etwa 100 ha Wiesen. Bis 1780 hatte man weitere 200 ha Acker und 30 ha Wiesen neu gewonnen. Es sollten weitere 360 ha in Kultur genommen werden. Der Plan wurde nicht erfüllt. Trotz der 1842/43 erfolgten letzten Feldaufteilung waren 1866 nur 10 ha Wiesen und 270 ha Ackerland hinzugekommen. 540 ha lagen noch als Ödland, Moor und Wege da. Bis 1912 änderten sich die Zahlen auf 165 ha Wiesen, 47 ha Dauerweiden und 840 ha Acker und Wechselweide. Nur noch 250 ha Ödland waren geblieben. Die Zunahme des Kulturlandes war um 1800 nur möglich durch die um 1780 im Aukrug eingeführte Bemergelung und von 1866 bis 1912 (und bis jetzt) durch die Einführung des Kunstdüngers und die umfangreiche Schweinemast, die große Mengen Dung lieferte. Nach dem ersten Weltkrieg verschob sich die Wirtschaftsweise erheblich, indem die Wechselweide durch die Dauerweide ersetzt wurde und sowohl Kühe als auch Jungvieh das Sommerfutter auf den Wechselweiden fanden. Es waren 1940 statt der 1912 vorhandenen Dauerweiden jetzt 350 ha, die z. T. ohne Pflügen durch Schweinedung, Kalk und Kunstdünger aus der Heide und z. T. aus niedrig gelegenem Ackerland gewonnen waren. Auch die Aufforstung wurde betrieben. Der Dampfpflug brach von 1905 an große Heideflächen, die mit Tannen bepflanzt oder als Ackerland genutzt wurden, um. Aus den Tannenanpflanzungen wurden große Mengen Weihnachtsbäume gewonnen, der Rest als Nadelwald erhalten. 1940 waren auf der um 1870 waldlosen Böker Feldmark 85 ha Nadelwald. Von dem noch vorhandenen Ödland geht eine große Menge auf Wege und Auen, so daß nur noch geringe Heideflächen bleiben.

In 200 Jahren ist die bebaute Fläche der Böker Feldmark von 250 ha auf 1000 ha gestiegen. Eine gewaltige Leistung unserer Vorbesitzer in acht Generationen.

2. Viehbestand.

a. Pferde.

Auffällig ist trotz der vergrößerten Ackerfläche die geringe Zunahme des Pferdebestandes. 1724 waren es 85, 1940 aber nur 97. 1724 waren die Pferde weit kleiner und wenig leistungsfähig, 4 — 6 spannte man vor Pflug, Wagen oder Egge. Die Abnahme von 1927-1940 ist durch Ablieferung von Wehrmachtspferden zu erklären, die Abnahme 1946 durch die Abgabe von Wehrmachtspferden und die Flucht des Geldes in Sachwerte, die nicht dem Ablieferungszwang unterlagen. Nach 1950 beginnt die Verminderung der Pferdezahl, weil fast alle Bauern allmählich den Trecker benutzen.

b. Schafe.

Die Haltung von Schafen, die um 1800 mit fast 400 Stück ihren Höhepunkt erreichte, war 1880 auf fast die Hälfte gesunken und um 1900 restlos aufgegeben. In Homfeld hatten bis 1914 noch zwei Bauernhöfe eine Schafherde von 200 Stück. Die bessere Ausnutzung des Bodens durch Rindviehzucht und Ackerbau brachte sie zum Erliegen. Ausländische Wolle war in besserer Qualität zu billigerem Preis zu haben. Während der beiden Weltkriege zwang der Wollmangel die Bauern, wieder einige Schafe für den eigenen Wollbedarf zu halten. Nach 1945 befindet sich eine Schäferei in Bünzen. Der Schäfer hat die Feldwege gepachtet.

c. Rindvieh.

Am bedeutendsten ist die Zunahme des Rindviehbestandes. Sie zeigt den Übergang von dem überwiegenden Ackerbau zur Fleisch- und Milcherzeugung. 1724 waren es 144 Stück Rindvieh, 1941 aber 888. Am stärksten war die Zunahme von 1883-1914. In der Zeit erfolgt mehr als eine Verdoppelung, fast Verdreifachung! Der erste Weltkrieg brachte ein Herabsinken auf ungefähr 3/5 des Bestandes. Im zweiten Weltkrieg erfolgte anfangs noch eine Zunahme des Bestandes, da Zwangsablieferungen nicht nötig waren. Noch 1948 stand die Zahl des Rindviehes über der von 1927, um dann stark herabzusinken. Nach 1933 fand eine starke Vermehrung der Milchkühe statt. Auf ha berechnet, war der Stand von 1796 mit 0,09 je ha am niedrigsten, der von 1941 mit 0,68 am höchsten. Eine Umrechnung auf ha der Kulturfläche ist nicht am Platze, da bis 1880 das Rindvieh, besonders das Jungvieh, auch auf den Heideflächen sich das Sommerfutter suchen mußte.

d. Schweine.

Bei dieser Tabelle ist besonders der Einfluß der beiden Kriege zu beachten. Sie zeigt, wie empfindlich Teile unserer Landwirtschaft von kriegerischen und wirtschaftspolitischen Ereignissen getroffen werden können.

Die Zahl von 1724 und 1796 dürften nur die Zuchtsauen enthalten, da nur diese in den älteren Akten erscheinen, während die Mastschweine nur beim Auftrieb zur Waldmast gezählt wurden. Von 1883-1914 vermehrte sich die Zahl der Schweine von 180 auf 1543, eine acht- bis neunfache Steigerung. Diese war nur möglich durch eine große Einfuhr von ausländischer Gerste und ausländischem Mais.

Der erste Weltkrieg drückte den Schweinebestand auf den Stand von 1883 herab. Da durchweg ein zweimaliger Absatz der Schweine im Jahr zu rechnen war und die Tiere gewöhnlich 100 bis 125 kg schwer abgeliefert wurden, so hat Böken 1914 etwa 500 000 kg Schweinefleisch auf den Markt bringen können. Durch die schwankenden Marktpreise (30-50 M je 50 kg) war der Gewinn oft unsicher, aber die riesige Menge Schweinedung ermöglichte starke Mistgaben an Acker, Wiesen und Weiden und glich dadurch das Risiko der schwankenden Einnahme aus der Mast etwas aus.

1927 hatte der Schweinebestand wieder die Höhe von 1910 erreicht. Die Forderung der Regierung nach 1933, Schweine nur mit in eigener Wirtschaft erzeugtem Futter zu mästen, brachte auf den mageren Böden des Mittelrückens, wo Korn zur Mast fehlte, die Schweinemast fast zum Erliegen.

Als „die Erzeugungschlacht gewonnen war“, bedeckten für Böken mindestens 2000 nicht gemästete Schweine jährlich das Schlachtfeld, denn die Schlachtreife erforderte mit dem veränderten Futter eine Verlängerung der Mastzeit auf ein Jahr, statt sonst ein halbes Jahr. Während des zweiten Weltkrieges wurde durch Zwangsauflage von zu mästenden Schweinen der Bestand nur wenig unter dem Friedensstand von 1938 gehalten. Nach dem Zusammenbruch von 1945 sank die Schweinehaltung auf den Stand von 1918, der eben zur Selbstversorgung ausreichte. Nach der Währungsumstellung hat der Schweinebestand wieder zugenommen. Die Umstellung auf Fütterung mit gedämpften Kartoffeln ermöglichte dies. Die Kartoffeldämpfanlage in Innien erleichtert das Dämpfen, und jährlich im Herbst fahren die Wagen mit den gedämpften Kartoffeln ins Dorf, um sie in den Silos für den Winter aufzubewahren. 1951 war der Schweinebestand auf 811 Stück gestiegen.

Über den Kornertrag stehen keine genauen Angaben zur Verfügung. Darum gebe ich die Ernteerträge in Deutschland je ha.

Ernteerträge in Deutschland je ha 1875 in dz 1938 in dz
Roggen 11,7 19,6
Weizen 14,0 26,2
Gerste 13,8 24,7
Hafer 13,0 22,6
Kartoffeln 95,0 173,6
Zuckerrüben 80,0 392,7