Archiv:Briefe meiner Mutter 1952

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BRIEFE MEINER MUTTER 1952

23.3.52

Wasbeker Straße 103

„Liebe Hermine,

die Kinder bekommen in einer Woche Ferien, danach werden sie Dir mal schreiben. Ich tue es schon heute und danke Dir für das Geld, das Walter vernünftig anlegen wird. Wir haben eine harte Woche hinter uns, gerade gestern ist die Prüfungswoche zu Ende gegangen.[1] Mittendrin hatten meine Mutter und ich schon keine Lust mehr, sie strengte uns mehr an als Walter. Jeden Morgen früh den Bengel sauber und in bester Verfassung loszuschicken, hat mich mitgenommen. Es ist ja auch zu wichtig; wer hier durchfällt, darf nie mehr in eine Oberschule, und auch die Mittelschule nimmt ihn nicht. In 2, 3 Tagen werde ich das Ergebnis erfahren ...

Ihm hat alles viel’ Spaß gemacht ... Gestern kam er ganz erfreut nach Hause, beim Zeichnen ist der eine Lehrer herumgegangen und hat zu ihm allein gesagt, er sei ein feiner Kerl und würde es zu was bringen, wenn er so weitermache im Leben, seine Arbeiten seien gut. Nun hoffen wir ja das Beste!

Nur sei er zu zappelig gewesen. Da hat wohl seine Mutter schuld. Ich habe ihm jeden Morgen gesagt, er solle immer mitmachen, auch wenn er nicht dran käme ... Und so hat er sich mündlich die Arme und Beine ausgerissen. Seine Lehrerin hat mir immer gesagt, er solle sich mehr beteiligen, hier wollte er nun mal zeigen, was er kann ...

Er hat sich im letzten Jahr sehr entwickelt, ist sehr eifrig bei den Schularbeiten, ist nie faul. Wenn es regnet, kann er stundenlang sehr geschickt schnitzen. Er hat immer was vor ... Wiebke ist ihm körperlich davongelaufen, sie ist so groß wie ich, kann meine Kleider tragen und ist entwickelt wie eine kleine Frau. Sie hat viel’ von der Höhensonne gehabt. Immer hat sie Hunger und ißt dauernd irgendwas ...

Ihren Geist hat sie hiegenlassen müssen, ihre Lehrerin taugt nichts, wir müssen mal sehen, ob sie sie nach Ostern wiederkriegt in so vielen Fächern, wenn ja, dann müssen wir Eltern irgendwas unternehmen. So kann es nicht weitergehen, das ganze Jahr ist sowieso schon verloren ...

Ich habe viel gearbeitet, damit sie etwas (an Unterricht) hatte, dazu die Sorge um Walter ., um seine Gesundheit. Aber wir schafften es ja, daß er wenigstens die Prüfung ohne Erkältung mitmachen konnte. Das war eine Nuß für mich, denn an häßlichen Tagen sperrte ich ihn einfach in die Stube ... Aber er ist so voller Leben! Das war nicht immer leicht, zum Glück liest er ja gern...

Morgens hatte ich Hausarbeit, nachmittags die Gören, abends müde und immer Sorge, mich zu erkälten. Das hat der Arzt mir verboten. So war ich den ganzen Winter nicht aus, aus Angst, daß in den Lokalen schlecht geheizt sein könnte.

Meine Nase soll nun, sobald es wärmer ist, in Kiel an der Universität untersucht werden, der hiesige Arzt ist mir zu schnell mit dem Messer. Manche meinen, die Kieler kriegten es noch durch Spülung weg. Das will ich nun mal versuchen, aber dann muß ich sicher monatelang nach Kiel fahren.[2] Das ist natürlich auch kein Spaß!

Die Kinder sind für eine 6-wöchige Kur vom Roten Kreuz aus angemeldet im Sommer. 400,- - DM kostet mich der Spaß, für beide Kinder. Wir zu Hause werden die Zeit der Ruhe hoffentlich auch genießen.

Nun möchte man ja gern bald mal mit dem Garten beginnen, aber auch hier muß man Geduld haben, da es noch Winter ist. Nun habe ich am 1.4. zwölf Monate des Abtragens (der Raten für den Kauf des Gartens) hinter mir und noch weitere vierzehn vor mir. Du kannst Dir gar nicht denken, wie sauer mir das wird, weil das Leben ja so teuer ist. Ich komme nie mit dem Geld aus!

So kauften wir jetzt 3 m Buchenholz von Homfeld..., dazu können wir in diesen letzten 2 Märzwochen noch Kohlen Kriegen, für das alte Kohlenjahr. Sie sind so teuer, aber es muß ja sein. Ich muß mir das Geld dazu immer leihen und sehen, daß es im nächsten Monat wieder abgezahlt werden kann. Bloß jeder Monat bringt ja Neues! Walter braucht eine ganze Ausrüstung, Hosen, Pullover, Oberhemden, Schuhe, Mütze, für den Garten Leiter, Spaten, Gießkanne.

Alles muß ich nach und nach versuchen, aber ich sitze fest, solange ich die Gartenschulden noch habe ... So kann ich denn auch gar nicht daran denken, einen ordentlichen Kranz für den Vater zu spendieren, auch das muß warten.[3] Er hat mir so viel Leben hinterlassen, die Sorge dafür geht vor.

Ich freue mich aber wieder auf den Garten. Er ist ein wertvolles Stück, , schließlich ja auch nur zum Wohle der Kinder gekauft, für mich persönlich bleibt wirklich nichts nach an Extrafreuden. Ich bin bloß froh, daß Wiebke schon in meine Sachen paßt, da kann sie an Winterjacke und Mantel mittragen ...

Sie möchte auch Tanzstunde haben, aber nun hat ihre Freundin einen kranken Fuß, da wird es wohl nichts werden ...

Mit Latein geht es ja nun los mit ihr. Schrecklich, nun muß ich auch das wieder lernen, ich vergaß ja alles! .....

So sieht es also hier aus, Kampf ums Tägliche, um ein paar kleine Freuden für die Kinder, um die Gesundheit, um das Weiterkommen. Man hat also genug zu tun. Im übrigen halte ich mich für mich, denn es langt mir so reichlich, wie es gerade ist. Ich grüße Euch alle ...

Eure Claudia“

undatiert

Die folgenden zwei Briefe sind undatiert. Sie wurden Ende März/Anfang April 1952 geschrieben. Der erste davon stammt von mir.

Mein Zeugnis!

„Liebe Tante Hermine!

Vielen Dank, für die fünf Mark. Die Prüfung zur Oberschule habe ich glücklich bestanden. Sie war leicht, und mein Zeugnis ist gut.[4] Bei uns hat es geschneit. Am Sonnabend war Wiebke zum Geburtstag einer Freundin. Ich habe schon wieder einmal einen dicken Schnupfen. Die Prüfung zur Oberschule haben alle Jungen meiner Klasse bestanden.

Viele Grüße,

Euer Walter!“

undatiert

„Liebe Hermine,

diesen Brief schrieb Walter an einem Unglückstag, und so sieht er nun auch aus![5] Vor 6 Tagen bekam Oma beim Aufstehen Angina pectoris mit Herzinfarkt! Wer hätte das gedacht? Nun liegt sie fest für Wochen, der Arzt rechnete mit dem Ende ...

Als ich es hörte, kriegte ich einen Schock, lag ohnmächtig und dann hilflos bis 18 h.... Nun sieht unser Leben anders aus. Die Kinder müssen helfen, ihre sorglose Jugend ist hin. Ich werde in Haus und Garten Hilfe haben müssen und immer ganz angebunden sein. Alles muß man erst lernen ...[6]

Wiebke hat das dritt- oder viertbeste Zeugnis, also glänzend! Walters Prüfung war natürlich nicht leicht, nur für ihn, er hat sie mit dickem Lob ... gemacht. Er ist ... auf seine Art ein Prachtkerl. Man mag mit vielem an ihm nicht einverstanden sein, aber Schneid hat er, klug ist er, voller Leben, Interessen. Er hat viellos! So, nun laßt es Euch gutgehen ...

Viele Grüße!

Claudia“

Dankeskarte

Danksagung Linny Claudius

Leider hatte meine Mutter nur zu recht mit ihren Befürchtungen, daß sich unser Leben grundlegend wandeln würde. Nach einer kurzen Phase der Erholung erlitt meine Großmutter Anfang Mai einen Schlaganfall, an dessen Folgen sie am neunten des Monats verstarb. Auf der Rückseite einer gedruckten Dankeskarte für die Anteilnahme an ihrem Tode schrieb meine Mutter einige Zeilen an ihre Schwägerin Hermine.

„Liebe Hermine,

heute grüßen wir Dich besonders herzlich mit vielen guten Wünschen dazu. Ein Brief kann noch nicht kommen; ich habe ja jeden Gang allein zu machen, und wie viele sind das! Dazu alle Schreibereien an Behörden ...

Und mittags erwarten alle ein ordentliches Essen; ich habe jede Minute besetzt. Das Leben geht eben weiter. 3 Leute erwarten nun von mir allein, gut versorgt zu werden, und daß alles seine Ordnung hat.

Oma ist ihren Weg immer tapfer und offenen Sinnes und Mutes gegangen; ich habe nun die Pflicht, ihren Platz anständig auszufüllen. Sobald etwas Luft ist, schreibe ich mal.

Viele Grüße von uns allen.

Deine Claudia“

Neumünster, am 28.53.52

„Liebe Hermine,

heute ist ein Regentag, ich wollte im Garten fleißig sein, das olle Unkraut bekämpfen, aber das ging ja nun nicht, und da schreibe ich.

Du kannst Dir ja denken, daß keine leichten Wochen hinter mir liegen. Als meine Mutter krank wurde, flog ich prompt in Ohnmacht und lag den ganzen Tag. In den Stunden machte ich wohl schon alles Schwere der kommenden Tage durch. Ich schlief die ersten Nächte bei meiner Mutter, aber dann war der Arzt ja immer sehr zufrieden, und man konnte hoffen, daß sie genesen würde. Sie hatte keine Schmerzen, keine Beschwerden und lag höchst gemütlich im Bett, mit Büchern und mit uns als Gesellschaft ... Nur ich lag in den Nächten viel wach, ich traute dem Frieden nie so recht.

Ich brauchte eine Woche, um mich von der Ohnmacht zu erholen ... Mir war nicht gut, ... aber ich besorgte mir dann ja die nette Frau, und dann ging alles gut ...[7] Mit dem schrecklichen Gehirnschlag konnte man ja nicht rechnen. Bei Deinem Mann war das Geschick, gnädig, es erlöste ihn gleich. Ich mußte nun allein von der Familie ansehen, wie Oma noch 5 Tage lag, nie mehr die Augen öffnete und eigentlich wohl nichts wußte. Sie soll nicht gelitten haben, meinen die Ärzte. Aber wer weiß das? Diese 5 Tage waren so schwer. Ich saß am Bett, es war jeden Tag ein Abschied, bis er ganz da war. Oma hatte eine sehr hübsche Beerdigung, die Kapelle war ganz voll, über 40 Kränze. Es war alles so schön gemacht.

Tante Else hegt nun allein und sehr geduldig in ihrer Stube. Die Geduld kommt ja leider zu spät; ich glaube, Oma hat sehr darunter gelitten, sie hatte es nicht leicht mit ihr, vielleicht war sie viel müder, als wir je geahnt haben ... Sie hat ihre Ruhe verdient. Bloß, wir hätten sie so gern noch bei uns!

Merkwürdig aber ist es, wie schnell Kinder vergessen. Es hat sich in ihrem Leben sonst nichts verändert, es geht alles seinen Gang, äußerlich, und so kommen sie schnell über die Tatsache hinweg, daß Oma nicht mehr da ist. Anders wäre es, wenn ihr Leben andere Bahnen liefe. Man soll sich bloß nicht einbilden, daß Kinder lange an einen denken! Das merke ich jetzt, und das bestätigen mir alle, mit denen ich drüber sprach. Aber es ist wohl gut so, Leid lernen sie, wenn sie groß sind.

Ich bin nun hier ganz Hausfrau und gebe mir große Mühe ... Die Frau lasse ich allein in der Wohnung und mache Besorgungen oder arbeite im Garten. Sie kriegt DM 4,-- für 5 Stunden, 2 mal in der Woche ... Du kannst mir glauben, mein Tag ist voll, aber ich schlafe wieder gut, da kann ich es aushalten.

Wie lange Tante Else nun noch mag, weiß ich nicht. Ich bin auf alles gefaßt. Sie hat selber vor, uns noch länger beizustehen, sie will uns gern noch helfen. Die Kinder freuen sich, daß sie noch da ist ...[8]

Oma hatte ein Erbgrab mit 3 Gräbern, da ist also noch Platz für mich, und Tante Else hat ihres auch dabei, alle in einer Reihe!

Herzlichst

Deine Claudia“

24.6.52

„Liebe Hermine,

Deine Karte kam heute morgen. Ich will versuchen, einen Brief zusammenzukriegen heute abend.

Ich bin ganz kaputt. In 14 Tagen soll ja die Operation steigen. Nun untersuchte mich ganz kurz heute der Arzt, als er zu Tante Else kam, weil ich schon lange, bestimmt 1 1/2 Jahr, Schmerzen im Kreuz habe, die ich bis heute als Hexenschuß ansah, die aber eine völlig andere Ursache haben; vielleicht etwas mit der Wirbelsäule. Donnerstag lasse ich mich röntgen ... Nun weiß ich nicht, was alles werden soll.

Und Walter soll am Freitag weg! Ich schufte an den Vorbereitungen, und nun bringt mir heute das Gesundheitsamt nochmals solche Tuben für Stuhl und Wasser. Seine ersten Proben zeigen atypische Darmflora. Was heißt das nun? ... Du siehst, man hat schon seine Sorgen! Und dabei habe ich immer so viel zu tun; ich tue es ja gern und schaffe es auch, wenn ich bloß gesund bin. AU diese Probleme belasten mich heute abend. Die nächsten 3 Vormittage muß ich in der Gegend herumsausen.

Also mache ich jetzt Schluß.

Claudia“

27.6.52

„Liebe Hermine,

.... gestern und heute war ich bei Ärzten. Das Röntgenbild zeigte nichts Schlimmes. Nun ist aber heute der Arzt in der freien Krebsberatung wohl hinter den Grund der Rückenschmerzen, die ich schon ewig habe, gekommen: eine starke Entzündung des Mutterbodens und Polypen dort in diesen Gegenden. Die müssen entfernt werden; das bedeutet auch einige Tage Krankenhaus.

Morgen will ich zu einem Frauenarzt und fragen, ob die Sache nicht wenige Tage nach der Kieferoperation gemacht werden kann, damit das Liegen dann in eins abgemacht wird. Mal sehen. Jedenfalls werde ich mich ... schonen müssen ... Ich werde mich dritter Klasse legen, sonst ist mir das zu teuer...

Walter ist heute früh strahlend abgedampft nach Grömitz, Kreiskindererholungsheim. Es ist still hier. Ich sehnte mich danach, und heute mißfällt es mir schon. Aber ich habe ja allerlei mit meinem Corpus vor, da ist es gut, wenn ich es leichter habe. Ich habe schwere Wochen, auch an Arbeit, hinter mir. Wiebke war eben zum Baden. Fußsprung vom 3-m-Brett machen nun beide ...

Allen Grüße, besonders Berta und Dir!

Claudia“

7.9.52

„Liebe Hermine,

Dieses Jahr ist nicht gerade einfach für mich. Der Frauenarzt wartet schon auf mich. Am 1.9. war ich endlich da, in der Hoffnung, daß eine Operation nicht nötig ist. Aber sie ist absolut nötig, ein Zweifel besteht nicht.

So werde ich mich am 24.9. operieren lassen; bis dahin möchte ich gern der Kinder wegen zu Haus sein, da es ja Zeugnisse gibt und dafür noch allerlei Arbeiten ... Am 24. werden die Konferenzen wohl gewesen sein, denke ich.

Ich quäle mich mit einem derartigen Ischias, daß es wirklich nur eine Qual noch ist. Wir hoffen, daß die Operation Erleichterung schafft, da ja im Unterleib Teile verlagert sind. Tut sie das nicht, so muß ich hinterher im Winter den Ischias behandeln lassen. Eine ganze Hilfe werden wir im Haus nicht haben dieses Mal; die Kinder werden sich, abgesehen von mittags, selbst helfen müssen.

Aus diesem Grunde kann Wiebke nun auch nicht verreisen, sie muß hier helfen und... mich täglich aufsuchen, falls ich Wünsche habe. Tante Else will... wissen, wie es mir geht, und ich, wie es zu Hause steht ... Wiebke wird hier also dringend gebraucht. Sie muß auch der pensionierten Kollegin von Tante Else helfen, die mittags kocht.

Ich habe viele Besorgungen. Wo die bloß immer herkommen? Das Leben ist eben überorganisiert. Die ollen Germanen plagten sich doch nicht mit so was! Und da ich weiß, daß ich dann lange Schonung haben muß, häuft sich jetzt alles. Meine Haare sind ab, getönt und gelockt. Herrlich bequem am Kopf, und alle finden es so netter...

Bei mir rennen die Tage nur so. Die ‚Ärzte sind immer erstaunt, mit welcher Gelassenheit ich mich in ihre Hände begebe; aber diese Gelassenheit muß doch trainiert werden ... Mit ihr und dem täglichen Kram habe ich auch genug zu tun.

Herzlichen Gruß

Claudia“

11.9.52

abends im Bett

„Liebe Hermine, heute kam Tante Elses Kollegin und sagte, daß sie gebraucht würde bei ihrer Nichte zur gleichen Zeit. Wir beschlossen daraufhin, daß die Kinder zum Essen gehen sollten; Tante Else kriegt was hier im Haus ... Nun freuen sie sich aber, wenn Du kommst. Sie haben dann mehr ein Zuhausegefühl, nehme ich an.[9]

Montag frage ich beim Arzt an, ob es am 24.9. paßt. Ich gebe Dir dann Bescheid und bin Dir dankbar, wenn Du hier einspringen willst für ca. 2 Wochen, eher weniger, wenn alles glatt geht ..... Beide Kinder werden Dir helfen.

Walter ist schon direkt in Sorge, daß Du Kohlen aus dem Keller heraufholen würdest, denn den ganzen Winter Kohlen holen, ... ich könnte das nicht mehr.

Die Frau lasse ich 2 Tage vorher die ganze Etage machen. Ich selbst rühre nach solcher Reinigung den Besen gut 2 Wochen nicht an, bis auf Flur und Küche, damit der Dreck ‚von dort nicht weiterkommt. Und selbstverständlich kommt Frau Knauf auch zu Dir. Die Kinder haben bis zum 1.10. Schule, aber sie kannst Du ja auch anstellen. Bloß Wiebke ist erst 1/2 14 h zu Haus, sie ißt allein nach, das ist spät und lästig ...

Ob Du mit Walter in der Stube in meinem gemütlicheren Bett schläfst oder allein in Wiebkes, ... kannst Du hier am Ort selbst wählen. Meine Stube geht nach Norden und ist kalt, aber Du machst sie Dir gleich morgens warm; dann ist sie gemütlich.

Für heute erst mal’ Schluß

und Emma, Berta und Dir einen schönen Gruß

Claudia“

Fussnoten

  1. Bei der Aufnahme zum Gymnasium spielte das Zeugnis der Grundschule zwar eine Rolle, das Entscheidende war aber der Eindruck, den die Schüler während einer Prüfungswoche hinterließen.
  2. ” Meine Mutter litt unter einer chronischen Entzündung der Nasennebenhöhlen, Ursache für mancherlei Beschwerden.
  3. * Der 23. März, das Datum dieses Briefes, ist der Todestag meines Vaters.
  4. Als Beweis fügte ich eine Abschrift meines Zeugnisses bei, die als Faksimile auf der nächsten Seite folgt.
  5. Beim Brief an meine Tante verschrieb ich mich und verschmierte eine Zeile.
  6. ** Das häusliche Regiment hatte vorher gänzlich meine Großmutter geführt. Meine Mutter hatte nicht einmal das Kochen gelernt.
  7. ” „Die nette Frau“ hieß Frau Knauf, stammte aus Westpreußen, wohnte in der Böcklersiedlung, war tüchtig und sympathisch, putzte, kaufte ein und kochte.
  8. Meine Tante Else überlebte ihre Schwester um 12 Jahre. Sie wohnte erst weiter bei uns, später, ab 1957, in einem Altersheim. Sie starb im Alter von 86 Jahren.
  9. ” Meine Tante Hermine kam dann auch nach Neumünster, um während des folgenden Krankenhausaufenthaltes zu helfen. Ich schrieb darüber in meinem Erinnerungsbuch „Von den Schwierigkeiten erwachsen zu werden“: „Meine Mutter schrieb vor ihrer Einweisung (ins Krankenhaus) ... unserer Tante Hermine und bat um Hilfe. Diese kam, sicherlich getrieben von gutem Willen, angebraust‘. Sie übernahm, ohne uns zu fragen, völlig das Haushaltsregiment‘, wie es meine Schwester treffend formuliert hat. Uns Dreien paßte das gar nicht, was wir ihr auch mitteilten, worauf sie wieder abrauschte, sicherlich beleidigt über den Undank der Welt.“