Archiv:Der Fanfarenzug des "Fähnlein Lornsen 21"
Der Fanfarenzug des „Fähnlein Lornsen 21"
Der heutige Amtsbereich gehörte zum „Fähnlein Lornsen 21" des Deutschen Jungvolkes (DJ). Als Jugendraum diente zuerst ein Raum im Amtsgebäude, später der Laden von Gustav Krohn. Hier hatte der Fähnleinführer sein Büro.
Von hier aus kamen auch Impulse für die Gründung eines Fanfarenzuges. Die Pimpfe waren sofort begeistert. 36 Fanfaren und 18 Landsknechtstrommeln wurden angeschafft. Einige Instrumente holten sie aus Kronshagen. Durch gute Beziehungen und kalorienhaltige Tauschobjekte konnte man neue Fanfaren direkt aus der Fanfarenfabrik Clausthal-Zellerfeld erwerben. Jungen für die Instrumente hatte man von Anfang an genug. Man war stolz, wenn man zum Fanfarenzug gehörte.
Einmal wöchentlich war Übung angesetzt. Einige Bläser wurden in Rendsburg ausgebildet. Die Trommler lernten die schwierigen Trommelschläge von denen, die sie beherrschten. Das Wirbeln, die Schleif- und Wechselschläge hatten sie schnell begriffen. Im Winter übte man im Jugendraum und im Sommer im Behmschen Wald am Hühnerkampteich. Es wurden Lieder eingeübt, welche für die Fanfaren geeignet, oder aber transponiert, das heißt, für diese Instrumente umgeschrieben waren. Alle Bläser hatten schnell begriffen, wo die Töne saßen.
Das bekannteste Lied war:
Vor-wärts! Vor-wärts! schmet-tern die hel-len Fan-fa-ren. Vor-wärts! Vor-wärts! Ju-gend kennt kei-ne Ge-fah-ren.
Natürlich eckte der Zug auch bei der Bevölkerung an, wenn sonntags und in der Mittagstunde zuviel Krach gemacht wurde. Wenn der Zugführer im falschen Moment den Einsatz gab und Pferde scheuten, bekamen sie auch mal eins mit der Peitsche um die Ohren. Am Schluß des Krieges hatte man einen Fanfarenzug, der auch schon öffentlich auftreten konnte. Fanfarengeschmetter und Trommelwirbel stimmten überein.
Bei Kriegsende hatten die Jungen Angst vor den Besatzungstruppen und haben die wertvollen Instrumente vernichtet. Sie wurden kaputtgeschlagen und verbrannt.
Dazu ein trauriges Schicksal: Einer der Fanfarenbläser war Hermann Pahlke, geboren am 30. November 1930.
Er fing am 1. April 1945 als Maschinenschlosserlehrling beim Eisenbahnausbesserungswerk in Neumünster an. Bei einem der schwersten Bombenangriffe auf Neumünster, am 7. April 1945, wurde er verschüttet und vermißt. Erst viel später wurde er gefunden und beerdigt.
Die Mutter, Alwine Pahlke, mußte lange in Ungewißheit leben. Auch ihr Mann war in Rußland vermißt. Erst 1948 bekam Frau Pahlke von Hans Rohwer aus Stafstedt die Nachricht, daß ihr Mann Robert im März 1945 in dem Gefangenenlager 212 Legescha/Karelien verstorben war. Alwine Pahlke hatte innerhalb eines Monats ihren Mann und den Sohn verloren.