Archiv:Die Ausbauer und der Ilohforst (1913)

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Die Ausbauer und der Ilohforst

Einige Dörfer des Aukrugs, besonders Böken und Bünzen haben in ihrer Feldmark eine recht ungünstige Lage. Daraus entstehen sehr lange Feldwege, für die entferntesten Flächen etwa 1 Stunde. Für den Wirtschaftsbetrieb sind diese entlegenen Ländereien eine große Last. Während man sie in neuerer Zeit als Viehweide oder zur Tannenbaumzucht benutzt, wußte man früher nichts mit ihnen aufzustellen.

Das galt auch besonders von der großen Jloheide zwischen Gnutz, Timmaspe, Wasbek, Bünzen und Böken, die weit über 1000 ha groß war. Diese gehörte zu den besseren Heiden der Provinz, da sie von mehreren Bächen (Höllenau, Mitbek, Bredenbek, Eckbek, Bärenbek, Wisbek, Aalbek und einigen kleineren) durchflossen wurde. An diesen befinden sich Wiesentäler. Auch Mergellager befinden sich im Gebiet. So bot sie die Möglichkeit einer Besiedelung. Diese wurde nach 1850 von dem Konferenzrat Prehn auf dem Wasbeker Felde hervorgerufen und zunächst bis in die sechziger Jahre fortgesetzt. Dann ruhte die Neugründung dort längere Zeit, obgleich genügend Land zur Verfügung stand. „Nach eingezogenen Erkundigungen[1] können die Kolonisten existieren, aber keineswegs besser als die Tagelöhner. Dazu haben die Kolonisten viele Entbehrungen zu tragen, die von der isolierten Lage unzertrennlich sind und müssen stark arbeiten.“ Die Kolonie heißt nach ihrem Gründer „Prehnsfelde.

Da die Kolonisten aber doch vorwärts kamen, so entstand auch in den anliegenden Gemeinden des Auskrugs, Böken und Bünzen, Neigung, sich in der Jloheide anzusiedeln. Die erste derartige Ansiedelung des Aukrugs ist die jetzige Kütemannsche Stelle. 1866 verkaufte nämlich der Hufner Jochim Jargstorff in Böken an seinen Bruder Hans 30 Tonnen 214 0K., bonitiert auf 4 Tonnen 90 0R., für 1100 Mark. Der Nortorfer Kirchspielvogt berichtet dazu[2]: „Die Hufen in Böken besitzen ein großes Areal, wovon ein Teil wegen Entlegenheit unkultiviert bleibt, und es ist daher sehr zu wünschen, wenn Besitzer wie Jargstorff, sich entschließen, von ihrem Areal zur Errichtung von Wohnstellen an dritte abtreten.“ Von dem gekauften Lande waren 170 Ruten Ackerland, 13 Tonnen 214 R. Heide, 16 Tonnen 58 R. Gemeinheitsländereien und 112 Ruten Moor. Von den Gemeinheitsländereien war ein Teil bereits in Kultur genommen, sodaß die Existenz des Ausbauers dadurch schon etwas gesichert war. Die Gemeinde, die ihre Zustimmung zum Ausbau gab, hat jedenfalls die Bedingung gestellt, daß sie mit der Unterhaltung der Wege zum Ausbau nichts zu schaffen haben wollte. So haben noch heute die Ausbauer in der Heide die Wege vom Dorf dorthin allein in Ordnung zu halten, sind dafür aber von den sonstigen Wegearbeiten befreit. Nach der Genehmigung des Dorfes war noch die behördliche Genehmigung zum Verkauf und Ausbau erforderlich. Vorher aber mußten die Lasten verteilt werden. Die Hufe zahlte Kontribution 96 K 9½ /3, Herrengeld 32 fl 3 / und sonstige unteilbare Lasten[3] 46 K. 15½ /, zusammen 175 fl 12 /. Auf das abgeteilte Land entfiel nach dem Größenverhältnis 7 K 7¼ /, die dem Hufenbesitzer im Herrengelde abgerechnet wurden. Von der für die ganze Hufe (196 Tonnen 125 OR.) 49 f 11 / betragenden Landsteuer entfielen auf den Ausbau 4 Tonnen 132 OR. 2 mK 1¾ ß.

Zwei Jahre später (1868) verkaufte Jargstorffs Nachbar, Hinrich Voß, ebenfalls seinem Bruder Hans ein Areal von 43 Tonnen am Mitbek für 600 Thlr. Pr. Court. Auch hier entstand durch Fleiß und harte Arbeit eine schöne Stelle, die 1905 für 42000 Mk. verkauft wurde[4].

1873 entstand dann durch Teilung der Holmschen Hufe in Bünzen auf dem Bünzener Gebiet der erste, oder richtiger der zweite Ausbau[5], denn die Heidkate war schon viel früher aus dem Dorfe nach der Heide In späteren Jahren sind die andern Ausbauten entstanden[6]. verlegt. Die Ausbauerstellen haben durchweg gutes Land und sind, wenn man die Unbequemlichkeit der abgelegenen Lage nicht rechnet, sehr wertvolle Besitzungen. Es scheint fast Aussicht vorhanden zu sein, daß dort in der Heide ein neues Dorf entsteht. Es sind jetzt auf Bökener oben und Bünzener Felde schon 7 Bauernstellen vorhanden.

Von besonderer Bedeutung für die Heidekultur wurde der auf unserer Nachbarfeldmark Timmaspe angelegte Provinzialforst „Jloh“. Dort befand sich eine ausgedehnte, sumpfige Heidestrecke, die durch ihre Lage einen Herd kalter Nebel und starker Nachtfröste bildete. Da sie zudem starke Schichten von Ortstein enthielt, war ihre Kultivierung recht schwierig. 1876 kaufte die Provinz dort eine Fläche von 298 ha. Es galt zunächst dies Land zu entwässern, was durch einen Hauptentwässerungsgraben und mehrere kleinere Gräben geschah. Die Arbeit verrichteten Korrigenden, für die dort eine Baracke erbaut wurde. Ein Teil des Landes wurde mit dem Rajolpflug, der von 12—16 Pferden gezogen wurde, etwa 50 cm tief umgepflügt. In der übrigen Fläche saß der Ortstein zu tief. Dort mußte ein anderes Verfahren angewendet werden: Die sog. Rabattenkultur. „Parallel=Gräben in 8 m Abstand von Mitte Graben bis Mitte Graben wurden angelegt, oben 1,2 m, in der Sohle 1 m breit und in einer Tiefe von 0,9—1 m. Die steilen Grabenwände waren nötig, um hauptsächlich den gesunden Unterboden zu fassen und zur Ueberdeckung der Erddämme zu gewinnen.“ Die Arbeiten wurden 1878—1880 ausgeführt. 1895 wurden weitere 40 ha Heideland zugekauft, die früher der Besitzverhältnisse wegen nicht zu haben waren. Jetzt wurde der Dampfpflug angewendet und die Heide 75 cm tief umgebrochen. Der ganze Forst umfaßt jetzt 356 ha. Das angepflanzte Nadelholz gedeiht durchweg gut. Nach etwa 30jährigem Bestehen lieferte der Forst einen Ertrag von 4127,76 Mk. Sein Wert betrug nach Schätzung vom August 1907: 322787 Mk.

Im Mai 1913 brannte etwa 1/3 des Forstes ab.

Wertvoll ist der Forst einmal durch die Beseitigung der Heide geworden. Damit sind die Nachtfröste, die früher unsere Gegend sehr stark heimsuchten, bedeutend weniger geworden. Aber auch für Tannenanpflanzungen durch die Bauern ist er vorbildlich gewesen und die Heideaufforstungen wären ohne vorherige Anlage des Jlohforstes nicht in dem Umfange geschehen, in dem wir sie jetzt sehen.

Fußnoten

  1. Vereinsblatt des Heidekulturvereins 1873. Nr. 4.
  2. Kontraktensammlung bei der Bökener Schule. 1866.
  3. Magazinkorn und =Fourage, Reuterpferdegelderzulage und Domainialfuhren.
  4. Besitzchronik Böken. Nr. 54.
  5. Besitzchronik Bünzen. Nr. 34.
  6. Siehe Besitzchronik.