Archiv:Die Einkünfte der Nortorfer Kirche in alter Zeit

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Die Einkünfte der Nortorfer Kirche in alter Zeit

Bis zum Jahre 1440 war das Hamburger Domkapitel Patron der Nortorfer Kirche. Es setzte die Geistlichen dorthin und bezog allerhand Einkünfte aus dem Kirchspiel. Im Jahre 1440 hatte die Äbtissin des Itzehoer Nonnenklosters beim Hamburger Domkapitel geklagt, daß das Kloster durch Wassersnot an zeitlichen Gütern großen Schaden erlitten habe und die Gebäude in baufälligem Stande seien[1]. Das Domkapitel überwies daraufhin die Einkünfte der Kirchen in Schenefeld und Nortorf "dem Tische der Nonnen"[2] (3. Dez. 1440). Die Bestätigung der Schenkung durch den Erzbischof von Bremen erfolgte am 18. März 1441, und am 25. März fand die feierliche Besitzergreifung durch das Kloster statt.

Dazu waren Äbtissin und Priörin des Klosters mit ihrem Hamburger Notar Albertus Berhals und ihrem Prokurator (Syndikus) Hinricus Nygenborch (Nygenbordi war Priester in Itzehoe) nach Nortorf gekommen. Beim Beginn des Gottesdienstes geleitete der Notar die Äbtissin und Priörin in die Kirche nach dem hergerichteten Patronatsstuhl. Die versammelte Gemeinde empfing stehend die würdigen Frauen. Die Äbtissin hielt in der Hand die auf die Einverleibung bezüglichen Papiere und zeigte sie dem Nortorfer Kirchspielvogt Johann Gottschalk, den vier Kirchenjuraten (Ältesten) und der ganzen Gemeinde. Dann führte man den Prokurator des Klosters zum Taufstein. Er berührte ihn mit den Händen. Dann wurde ihm beim Altar das Seil der Glocke in die Hand gegeben. Er läutete die Glocke. Darauf verlas er vom Hochaltar aus die Schenkungsurkunde und gab ihren Inhalt in deutscher Sprache wieder.

Der bisherige Pfarrer Hinrich Sneverding (Sneverding wurde Vikar der Catharinen-Kirche in Hamburg) war vom Amte zurückgetreten. Er erhielt von seines Nachfolgers Einkommen 28 Mk (= 1680 RM) als Pension. Nach seinem Tode sind die 28 Mk jährlich aus dem Einkommen der Pfarrstelle an das Kloster zu zahlen gewesen. Der Prokurator setzte nun auf Befehl des Klosters Detlevus Knockenhover (Knochenhauer) als Vice-Rektor (der Rektor ist der erste Geistliche, Hauptpastor) und Kapellan ein und übertrug ihm die Seelsorge des Kirchspiels. Dieser las kraft seines Amtes sofort die Messe von der Verkündigung der heiligen Jungfrau Maria und hielt dann in niederdeutscher Sprache eine Rede an das Volk. Alle Vorgänge wurden von der Gemeinde willig aufgenommen und des Klosters Vertreter, Äbtissin und Priörin, gebührlich, zuvorkommend und ehrerbietig gegrüßt.

Nach beendigtem Gottesdienst hat der Pfarrherr Äbtissin, Priörin und Prokurator des Klosters in das Pastorat (Wedem), das gegen Norden der Kirche am Kirchhof lag, geführt, worauf sie im Namen des Klosters hiervon Besitz nahmen, was durch Hineinsetzen eines Stuhles bekräftigt wurde (Brief von Helene Höhnk aus dem Klosterarchiv).

Dem Kloster wurde darauf ein in Latein abgefaßtes Verzeichnis der Pfarreinkünfte[3] zugestellt.

Register der Kirchspielskirche zu Norttorpe

Geschrieben durch Herrn Nicolaus Junghen, Kanonikus und Thesaurarius (Schatzmeister) der Kirche St. Marien in Hamburg im Jahre 1442, den 16. August.

  • In Honvelde hat er (der Kirchherr) 2 ß Rente aus verschiedenen Äckern und den Wiesen. (Das weitere ist nicht zu lesen, da die Schrift vollständig ausgelöscht ist).
  • In Buntsingge wohnen 4, ein jeder gibt 2 Scheffel Weizen.
  • In Ynnighen wohnen 6, ein jeder gibt 2 Scheffel Weizen.
  • In Boeken wohnen 7, ein jeder gibt 2 Scheffel Weizen. In Berchstede wohnen 8 (darüber geschrieben 11), ein jeder gibt 3 Scheffel Weizen.
  • In Brammer wohnen 6, ein jeder gibt 5 Himpten Weizen.
  • In Ellerdorpe wohnen 9, ein jeder gibt 3 Scheffel Weizen. Zu bemerken ist, daß einer in Ellerdorpe ist, welcher 2 Tag Acker in Hauer hat und im ganzen 12 Scheffel Weizen gibt.
  • In Eysendorpe wohnen 7, ein jeder gibt 3 Scheffel Weizen, und in Eysendorpe wohnt einer, welcher 4 Scheffel Weizen für einen Acker als Hauer gibt.
  • In Grotenvolstede wohnen 11, ein jeder gibt 3 Maß Weizen.
  • In Molendorpe wohnt einer und gibt 3 Scheffel Weizen.
  • In Blockstorpe wohnen 8, ein jeder gibt 2 Scheffel Weizen.
  • In Innekendorpe wohnen 6 Bauern, ein jeder gibt 5 Himpten Weizen.
  • In Grotenwerdere wohnen 7 Bauern, ein jeder gibt 3 Scheffel Weizen.
  • In Lutkenwerder wohnt einer und gibt 3 Scheffel Weizen.
  • In Puelsen (Pohlsee) wohnen 4 (verbessert 5), ein jeder gibt 2 Scheffel Weizen.
  • In Rumohr wohnen 8, ein jeder gibt 3 Himpten Hafer. Und im Register des Herrn Johannes Swertveghers ist einer, welcher einen Himpten Hafer gibt.
  • In Blomendal wohnen 9 Bauern, ein jeder gibt 3 Scheffel Weizen. (Von anderer Hand nachgetragen 7 Bauern jetzt).
  • Item in Doteken wohnen 6 Bauern, ein jeder gibt 3 Scheffel Weizen.
  • In Springheßwedele und in Seedorpe wohnen 3, ein jeder gibt 3 Scheffel Weizen das eine Jahr und im anderen 7 Himpten Weizen jeder.
  • In Schulpe ist einer, welcher 2 Scheffel Weizen gibt.
  • In Tymmaspe wohnen 2, einer gibt 10 Scheffel Weizen, der andere zwei als Heuer.
  • In Langwedele wohnen 14, ein jeder gibt 3 Scheffel Weizen.
  • In Bergvelde wohnen 5, ein jeder gibt 2 Scheffel Weizen.
  • In Tynnenbüttel wohnen 3, ein jeder gibt 3 Scheffel Weizen.
  • Item in Norttorpe bekommt der Herr Plebanus (Priester) von zwei Bauern 12 Scheffel Weizen von jedem, die sonst von Abgaben frei sind. Und in demselben Dorfe ist ein Bauer, welcher 8 Scheffel Weizen gibt und nach dem andern Register soll er 9 Scheffel Weizen geben.
  • Und bemerkt sei, daß in der Nähe von Norttorpe zwei Wiesen sind, Brookhorne genannt, die 7 Wagen Ertrag (Heu) geben. Ferner sind daselbst 10 Acker, die 2 ß Rente abwerfen.
  • Ferner ist im Bultebrok eins Wiese, die einen Wagen Heu gibt und Billerbeke heißt.
  • Ferner ist bei Innigen eine Wiese, die Make Hintze zu seinen Memorien (= Seelenmessen) verehrte.
  • Ferner ist bei Böken eine Wiese, welche 6 ß einbringt.
  • Ferner ist bei Bergstede eine Wiese, welche 4 ß abwirft, und in der Nähe des Dorfes ist noch eine Wiese, Hemmelrike genannt, die 7 ß einbringt und von Marquard van Morle (Mörel) und Heino Yannemanns geschenkt wurde und noch 1 Scheffel Weizen für seine Memorien von letzterem.
  • Ferner ist bei Dotekendorpe eine Wiese, die ein Fuder Heu einbringt. Ferner sind daselbst 4 Äcker.
  • Im Dorfe Loepe Einkünfte von 2 ß.
  • In Tynenbuttel 1 Joch, der Rektor hat nichts dort.
  • Ferner bei Tynenbuttel eine Wiese, welche Billerwisch genannt wird. Ferner bei demselben Dorfe eine Wiese, Aminobrok genannt.
  • Ferner in Crogaspe Renten von 1 Scheffel Weizen (Die Claves Tanke gibt von anderer Hand).
  • Ferner stehen drei Teile von Trunci (Flurname Blöcken?)[4] dem ehrwürdigen Theobaldus als Juraten der Kirche zu.
  • Ferner gehören zu seiner Dotierung 9 Kühe und er hat den Hoppenhof und die Fischerei in den Gewässern bei Borchsdorp.
  • In Gnuttenze einen Acker, den Deginer dem Rektor und Juraten gab.
  • In Brammer bezahlt ein Acker den Rektor und Juraten der Kirche zur Memorie.
  • Ferner innerhalb des Weichbildes von Norttorpe sind 3 Äcker, welche Langewulf zu seinen Memorien gab.
  • In Buntzinge 2 Himpten Weizen.
  • In Boeken 5 Himpten Weizen, welche Rode Clawes zu seinen Memorien gab.

Diese Urkunde enthält in ihrem ersten Teil die bis zur Ablösung um 1880 übliche Abgabe von zwei bis drei Scheffel Roggen von jedes Vollhufe. Es fällt auf, daß unsere Dörfer eine Weizenabgabe haben. Der Roggen kam erst später zur weiteren Ausbreitung. Diese Abgabe wird in dem von Pastor Johann von Acken 1539 gefertigten Einkommenverzeichnis der Nortorfer Pfarre[5] als Zehntroggen bezeichnet. Die Dörfer südlich von Nortorf zahlten zwei, die nördlichen aber drei Scheffel. Den Zehnten aus Homfeld erhielt das Amt Rendsburg, den von Gnutz, Timmaspe, Krogaspe und Schülp besaßen bis 1320 die Herren von Westensee, die ihn da dem Kloster Bordesholm schenkten.

Der zweite Teil enthält das Einkommen der Pfarre aus dem Grundvermögen der Pfarrstelle. Dieses setzt sich zusammen aus Renten für Äcker, die von Bauern, die dafür eine Kornabgabe zahlten, dauernd genutzt werden, und Äckern und Wiesen, die der Kirchherr selber nutzte. Dazu kamen Stiftungen von Gemeindegliedern für zu haltende Seelenmessen (Memorien). Die Gesamteinnahme aus den Zehnten betrug 339 1/3 Scheffel = 113 Tonnen, aus der Grundhäuer 75 1/2 Scheffel = 25 1/6 Tn und 4 1/2 Tn Hafer, in allem 143 Tonnen Korn. Ziehen wir davon die Lieferung der an Westensee abgegebenen Dörfer Blocksdorf, Enkendorf und Pohlsee ab, so bleiben die dem Pastor später gelieferten 130 Tonnen.

Das oben erwähnte Einkommenverzeichnis von 1539 berichtet für die Aukrugdörfer über einige Abweichungen. Die 2 ß Einkommen aus Homfeld fehlen. In Bünzen sind 5 statt der 4 Hufen aufgeführt, in Innien wird ebenfalls eine Hufe mehr genannt. Hans Holm in Bünzen gab außer der Roggenlieferung 14 ß, Clawes Wittemacke in Böken 14 ß und Marquardt Eckmann 5 ß. Im Verzeichnis von 1608 (6) fehlen diese Geldabgaben. Es sind vielleicht Zinsen für geliehenes Geld gewesen.

Fußnoten

  1. Staatsb. Mag. I. S. 52, u. briefliche Mitteilung v. Helene Höhnk aus dem Klosterarchiv Itzehoe.
  2. Kloster Itzehoe XI. Nr. 350.
  3. Kloster Itzehoe XI. Nr. 350.
  4. Brief v. P. v Redemann-Heespen: Trunci vielleicht Flurname Blöcken.
  5. Kloster Itzehoe XI. Nr. 350.