Archiv:Die Einkünfte der Nortorfer Kirche in katholischer Zeit (1913)
Die Einkünfte der Nortorfer Kirche in katholischer Zeit.
Bis zum Jahre 1440 war das Hamburger Domkapitel Patron der Nortorfer Kirche. Es setzte die Geistlichen dorthin und bezog allerhand Im Jahre 1440 hatte die Einkünfte von dem Kirchspiel (Zehnten). Aebtissin des Itzehoer Nonnenklosters beim Hamburger Domkapitel geklagt, daß das Kloster an zeitlichen Gütern durch Wassersnot Schaden gelitten habe und die Gebäude in baufälligem Stande seien. Das Domkapitel überwies daraufhin die Einkünfte der Kirchen zu Schenefeld und Nortorf „dem Tische der Nonnen“ (1440, 3. Dezember). Die Bestätigung durch den Erzbischof von Bremen erfolgte am 16. März 1441 und am 25. März fand die feierliche Besitzergreifung der Nortorfer Kirche seitens des Klosters statt, wobei es folgendermaßen zuging:
Aebtissin und Priörin waren mit ihrem Hamburger Notar Albertus Berhals und ihrem Procurator (Syndikus) Hinricus Negenborch nach Nortorf gekommen. Beim Beginn des Gottesdienstes geleitete der Notar Aebtissin und Priörin in die Kirche nach dem hergerichteten Patronatsstuhl. Die versammelte Gemeinde empfing stehend die würdigen Frauen.
Die Aebtissin hielt in der Hand die auf die Einverleibung bezüglichen Papiere und zeigte sie dem Nortorfer Kirchspielvogt Johann Gottschalk, den vier Kirchenjuraten und der ganzen Gemeinde vor. Dann führte man den Procurator des Klosters zum Taufstein. Er berührte ihn mit den Händen. Dann wurde ihm am Altar das Seil der Glocke in die Hand gegeben. Er läutete sie und verlas vom Hochaltar aus die Schenkungsurkunde und gab ihren Inhalt in deutscher Sprache wieder.
Der bisherige Pfarrer, Hinrich Sneverding, war vom Amte zurückgetreten. Er erhielt als Pension von seines Nachfolgers Einkommen Nach seinem Tode sind diese 28 mK jährlich aus dem Einkommen 28 mk. der Pfarrstelle an das Kloster zu zahlen gewesen. Der Procurator setzte nun auf Befehl des Klosters Detleuus Knokenhover (Knochenhauer) als Vice=Rektor (Rektor — erster Geistlicher) und Kapellan ein und übertrug ihm die Seelsorge des Kirchspiels. Dieser las, kraft seines Amtes, sofort die Messe von der Verkündung der heiligen Jungfrau Maria und hielt dann auch in deutscher Sprache eine Rede an das Volk. Alle Vorgänge wurden von der Gemeinde willig ausgenommen und des Klosters Vertreter, Aebtissin und Priörin, gebührlich, zuvorkommend und ehrerbietig gegrüßt.
Nach beendigtem Gottesdienst hat der Pfarrherr Aebtissin, Priörin und Procurator des Klosters in das Pastorat, das gegen Norden am Kirchhof lag, geführt, worauf sie im Namen des Klosters hiervon Besitz genommen haben, was durch Hineinsetzen eines Stuhls bekräftigt worden ist[1].
Dem Kloster wurde darauf ein in lateinischer Sprache verfaßtes Verzeichnis der Kirchen= und Pfarreinkünfte zugestellt, das in Uebersetzung von Fräulein Höhnk so lautet:
Register der Kirchspielskirche zu Norttorpe[2].
Geschrieben durch Herrn Nikolaus Junghen, Kanonikus u. Thesaurus der Kirche St. Marien in Hamburg im Jahre 1442 den 16. August.
In Honvelde[3] hat er (d. h. der Pastor in Nortorf) 2 Solidus — 20 Mark Rente aus verschiedenen Aeckern u. den Wiesen (das übrige ist nicht zu lesen, weil die Schrift vollständig ausgelöscht ist.)
In Buntsinge[4] wohnen 4, ein jeder gibt 2 Scheffel Weizen
In Ynnighen[5]wohnen 6, ein jeder gibt 2 Scheffel Weizen.
In Boeken wohnen 7, ein jeder gibt 2 Scheffel Weizen.
In Berchstede[6] wohnen 8, (darüber geschrieben 11) ein jeder gibt 3 Scheffel Weizen.
In Brammer wohnen 6, ein jeder gibt 5 Himpten Weizen.
In Ellerdorp[7] wohnen 9, ein jeder gibt 3 Scheffel Weizen. Zu bemerken ist, daß einer in Ellerdorp ist, welcher 2 Tag Acker in Hauer hat u. im ganzen 12 Scheffel Weizen gibt.
In Eyßendorpe[8] wohnen 7, ein jeder gibt 3 Scheffel Weizen u. in Eyßendorpe wohnet einer, welcher 4 Scheffel Weizen für einen Acker als Hauer gibt.
In Grotenbolstede[9] wohnen 11, ein jeder gibt 3 Maß Weizen.
In Molendorpe[10] wohnt einer u. gibt drei Scheffel Weizen.
In Blockstorpe[11] wohnen 8, ein jeder gibt 2 Scheffel Weizen.
In Innekendorpe[12] wohnen 6 Bauern, ein jeder gibt 5 Himpten Weizen.
In Grotenwerdere[13] wohnen 7 Bauern, ein jeder gibt 3 Scheffel Weizen.
In Lutkenwerder[14] wohnt einer u. gibt 3 Scheffel Weizen.
In Puelsen[15] wohnen 4 (verbessert 5), ein jeder gibt 2 Scheffel Weizen.
In Rumor[16] wohnen 8, ein jeder gibt 3 Himpten Hafer. Und im Register des Herrn Johannes Swertveghers ist einer, welcher einen Himpten Weizen u. einen Himpten Hafer gibt.
In Blomendal[17] wohnen 9 Bauern, ein jeder gibt 3 Scheffel Weizen (septem coloni pro nune = 7 Bauern jetzt, nachgetragen von anderer Hand).
Item in Doteken[18] wohnen 6 Bauern, ein jeder gibt 3 Scheffel Weizen.
In Springheßwedele[19] u. in Seedorpe[20] wohnen drei, ein jeder gibt 3 Scheffel Weizen das eine Jahr, u. im andern 7 Himpten Weizen jeder.
In Schulpe[21] ist einer, welcher 2 Scheffel Weizen gibt. In Tymmenaspe wohnen 2, einer gibt 10 Scheffel Weizen, der andere zwei als Heuer
In Langwedele wohnen 14, ein jeder gibt 3 Scheffel Weizen.
In Bergvelde[22] wohnen 5, ein jeder gibt 2 Scheffel Weizen.
In Tynnenbüttel[23] wohnen 3, ein jeder gibt 3 Scheffel Weizen.
Item in Norttorpe bekommt der Herr Plebanus von zwei Bauern 12 Scheffel Weizen (von jedem), die sonst von Abgaben frei sind. Und in demselben Dorfe ist ein Bauer, welcher 6 Scheffel Weizen gibt und nach dem andern Register soll er 9 Scheffel Weizen geben.
Und bemerkt sei, daß in der Nähe von Nortorpe zwei Wiesen sind, Brookhorne genannt, die 7 Wagen Ertrag (d. h. Heu) geben. Ferner sind daselbst 10 Aecker die zwei Solidi = 20 Mark Rente abwerfen.
Ferner ist in Bultebrok eine Wiese, die 10 Wagen Heu gibt. Und in der Nähe des Dorfes ist eine Wiese, die einen Wagen Heu gibt u. Billerbeke heißt.
Ferner ist bei Innigen[24] eine Wiese, die Make Hintze zu seinen Memorien (Seelmessen) verehrte.
Ferner ist in Boken eine Wiese, welche 6 / (= Solidi) einbringt. (Vielleicht ist mit dem Zeichen / auch Fuder Heu gemeint. Ich kann das nicht bestimmt sagen.)
Ferner ist bei Bergstede eine Wiese, welche 4 Solidi abwirft, u. in der Nähe des Dorfes ist noch eine Wiese, Hemmelrike genannt, die 7 Solidi einbringt u. von Marquard van Morle u. Heino Yanemans geschenkt wurde u. noch 1 Scheffel Weizen für seine Memorien von letzterem.
Ferner ist bei Dotekendorpe[25] eine Wiese, die ein Fuder Heu gibt. Ferner sind daselbst 4 Aecker.
Im Dorfe Loepe[26] Einkünfte von 2 Solidi. In Tynenbutel 1 Joch, der Rektor hat nichts dort. (Mit dem Rektor ist der erste Prediger, der Vorsteher der Kirche gemeint.)
Ferner bei Tynenbuttel eine Wiese, welche Billerwisch genannt wird. Ferner bei demselben Dorf eine Wiese Aminckbrok (?) genannt.
Ferner im Crochaspe[27] Renten von 1 Scheffel Weizen. (Die Clawes Tancke gibt von späterer Hand.)
Ferner stehen drei Teile von Trunci dem ehrwürdigen Theobaldus als Juraten der Kirche zu.
Ferner gehören zu seiner Dotierung 9 Kühe und er hat den Ackerhof (Hopfenhof) (curiam humulariam), und die Fischerei in den Gewässern bei Borchdorp.
In Gnuttenze[28] einen Acker, den Deginer zu seinen Memorien dem Rektor und Juraten gab.
In Brammer bezahlt ein Acker dem Rektor u. Juraten der Kirche auch zur Memorie.
Ferner innerhalb des Weichbildes von Norttorpe sind 3 Aecker, welche Langewulf zu seinen Memorien gab.
In Buntsinge[29] 2 Himpten Weizen.
In Boekenn 5 Himpten Weizen, welche Rode Clawes zu seinen ewigen Memorien gab (pro memoria sua perpelua).
Das Aktenstück enthält in seinem ersten Teil (bis Tynnenbüttel) die bis zur Ablösung in Ende des verflossenen Jahrhunderts übliche Abgabe von 2—3 Scheffel die Hufe. Die gelieferte Kornart ist aber höchstwahrscheinlich Roggen und nicht Weizen gewesen. Es ist diese Abgabe eine Zehntenlieferung. Der zweite Teil enthält das Einkommen aus dem Grundvermögen der Priesterstelle. Dieses setzt sich zusammen aus Renten für Aecker, die von Bauern, die dafür eine Kornabgabe entrichteten, benutzt werden, und Aeckern und Wiesen, die der Kirchherr selbst nutzte. Dazu kamen Stiftungen von Gemeindemitgliedern für zu haltende Seelenmessen (Memorien). Die Einnahme aus den Zehnten betrug 339⅛ Scheffel = 113 Tonnen, aus der Grundhäuer 75½ Scheffel = 2516 Tn. und 4½ Tn. Hafer, in allem rund 143 Tonnen Korn. Ziehen wir davon die Lieferung der später in Westensee eingepfarrten Dörfer Ennkendorf, Bloxdorf und Pohlsee = 13 Tonnen ab, so bleiben die dem Pastor später gelieferten 130 Tonnen Roggen.
Fußnoten
- ↑ Nach: Staatsbürg. Magazin I, S. 52—53 und brieflicher Mitteilung von Frl. Höhnk aus dem Klosterarchiv
- ↑ Archiv des Klosters Itzehoe.
- ↑ = Homfeld
- ↑ = Bünzen
- ↑ = Innien
- ↑ = Bargstedt
- ↑ = Ellerdorf
- ↑ = Eisendorf
- ↑ = Großvollstedt
- ↑ = Mühlendorf
- ↑ = Blocksdorf
- ↑ = Emkendorf
- ↑ = Großwarder, das heutige Warder
- ↑ = Kleinwarder, ging wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts unter. Wo es genau lag, ist bisher noch unbekannt.
- ↑ = Pohlsee
- ↑ = Rumohr
- ↑ = Blumenthal
- ↑ = Dätgen
- ↑ = Springwedel
- ↑ = Seedorf
- ↑ = Schülp
- ↑ = Bargfeld
- ↑ = Thienbüttel
- ↑ = Innien
- ↑ = Wahrscheinlich ist Dätgen gemeint
- ↑ = Loop
- ↑ = Krogaspe
- ↑ = Gnutz
- ↑ = Bünzen