Archiv:Die Erwerbung von Besitzungen durch das Kloster Itzehoe (1913)

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Die Erwerbung von Besitzungen durch das Kloster Itzehoe.

Nach der ersten Erwähnung unserer Gegend um 1140 und 1149 fehlen uns für hundert Jahre jegliche Nachrichten. Erst 1261 wird Innien wieder genannt. Es ist damals im Besitz der Familie Reventlow. Wie sie das Dorf erhalten hat, ist uns unbekannt. Da sie aber Besitznachfolger der Dasoniden[1] und auch die einzige der späteren holsteinischen Adelsfamilien ist, in der der Name Daso (Dose) vorkommt, da weiter ein Zweig dieser Familie das Gut Dosenrode bewohnte und sich nach ihm nannte, so scheint mir aus dem häufigeren Gebrauch dieses Namens ihre Abstammung von den Dasoniden höchstwahrscheinlich. Sie müssen von dem Stammsitz Innien aus nach Ditmarschen gezogen sein, da sie von dort vertrieben sein sollen.

1261 ist der Ritter Iven Reuetlo gestorben und beim Dom zu Lübeck begraben[2]. Seine Brüder Hartwig und Heinrich schenken unter Zustimmung ihrer Eltern, Geschwister und Söhne am 22. August 1261 für das Seelenheil dieses Bruders dem Lübecker Domkapitel drei Hufen in dem Dorfe Innien (Eminghe verschrieben Das für Enninghe). Original der Schenkungsurkunde ist in der Trese zu Lübeck aufbewahrt. 20 Jahre lang blieben die Hufen im Besitz des Lübecker Domkapitels. Dann verkaufte es sie dem Nonnenkloster in Itzehoe. Die Verkaufsurkunde findet sich unter Nr. 4 im Klosterarchiv und lautet in der Uebersetzung:

„Wir Nicolaus von Gottes Gnaden Propst, Nicolaus Dekan und das ganze Kapitel zu Lübeck wünschen allen Christgläubigen, welchen gegenwärtiges Schreiben zu lesen vorkommt, Heil und Segen in dem Heiland unser aller. Ihr sollt wissen, daß drei Hufen Landes im Dorfe Ennige (— Innien) so von den Verwandten und Erben Herrn Iwani Ritters, genannt von Reuentlo, vor Zeiten unserer Kirche überlassen, mit gutem Willen und Einverständnis der Erben, wir mit allem Rechte und aller Freiheit, wie wir dieselben drei Hufen besitzen, der Aebtissin und dem Konvent des Nonnenklosters in Itzehoe, Bremischen Erzstifts, verkauft haben für siebenundzwanzig Mark bar ausgezahlten Geldes. Dessen zu mehrer Zeugnis haben wir gegenwärtigen Brief schreiben und mit unsers Kapitels angehängtem Siegel versehen lassen. So geschehen zu Lübeck im Jahre des Herrn 1281 des andern Tages nach der Enthauptung des Heiligen Johannes des Täufers (30. August)).“

(Nach dem Original im Klosterarchiv übersetzt von Helene Höhnk, p. t. Ordnerin des Klosterarchivs.[3])

Von einer weiteren Erwerbung des Itzehoer Klosters berichtet eine ohne Jahr und Datum im Klosterarchiv vorhandene Urkunde, die um 1300 ausgestellt ist[4], nicht um 1400, wie Oldekops Topographie des Herzogtums Holstein (Bd. II, S. 31) angibt. Der Pfarrer Johann in Plön bezeugt darin, daß eine Hufe in Bunzinge (Bünzen) dem Kloster verkauft sei. Diese war von den Reventlows zu eines Priesters Präbende (Pfründe) gestiftet. Hartwig Reventlow gibt seine Einwilligung zum Verkauf. Da ein Plöner Priester die Urkunde ausstellt, so hat diese Pfründe jedenfalls der Plöner Kirche gehört. Es handelt sich dabei um eine Stiftung für zu haltende Seelenmessen. Es sind daraus die Besitzungen des Itzehoer Klosters in Bünzen entstanden: ½, I/8 Hufe und einige Katen, von denen nur die beiden ersteren in den älteren Itzehoer Hebungsregistern aufgeführt werden.

Eine Schenkung an die Kirche zu Itzehoe erfolgte 1336 am 22. Juni[5] Der Knappe Hinrich von Nubele stiftete in der Itzehoer Laurentiuskirche eine Vikarie[6] für den heiligen Magnus. Diese stattete er mit gewissen Einkünften aus: „nämlich 10 Morgen belegen bei Bellerkrug (b. Itzehoe) und 15 Scheffel Roggen im Dorfe honvelde (Homfeld b. Innien, nicht „Hamfelde, Dorf an der Bille in Lauenburg“, wie Hasse: Regesten und Urkunden, III, S. 685, angibt) und 15 Scheffel Roggen in dem Dorfe Enninghe (Innien) für die Bedürfnisse des Priesters. Diese Urkunde enthält die Bestätigung der Stiftung durch den Grafen Gerhard den Großen und seinen Bruder Gieselbert, welcher 1344 zum Bischof von Halberstadt ernannt wurde[7]. In einer anderen Urkunde vom 14. April 1339[8] bestätigt auch die geistliche Behörde, der Domprobst Erich von Hamburg, der die Stellung eines Bischofs für Holstein hatte, diese Schenkung. Diese Urkunde spricht nicht von einer Roggenlieferung aus Homfeld und Innien, sondern von der Schenkung von zwei Hufen in Homfeld und einer Hufe in Innien. Diese Verschiedenheit ist so zu erklären, daß die erste Urkunde die zu leistende Abgabe, die zweite dagegen die zu dieser Abgabe verpflichteten Besitzungen nennt.

Bis 1421 hatten die Grafen von Holstein diese Vikarie zu verleihen. Damit dann überließ Graf Heinrich III. dem Kloster das Patronats[9] gelangten auch die zur Vikarie pflichtigen Hufen in den Besitz des Klosters. So finden wir denn auch später zwei Hufen in Homfeld in klösterlichem Besitz. Aus der geschenkten Innier Hufe sind jedenfalls die klösterlichen Achtelhufen und Katen entstanden, die von den andern klösterlichen Hufen ganz getrennt liegen. Die drei klösterlichen Vollhufen lagen dagegen nebeneinander.

Die klösterlichen Besitzungen im Aukrug bildeten die klösterliche Bauernvogtei Innien. Sie gehörten zur Hennstedter Dingstätte. Der Posten eines Dingvogts war meistens mit dem Grippschen Besitz in Hennstedt verbunden. Die Innier Bauervogtei verwaltete gewöhnlich der Inhaber der Gloy'schen Achtelhufe. Die Bauernvögte waren zugleich Aufseher über die klösterlichen Hölzungen im Aukrug, die erst zur Zeit der ersten Gemeinheitsaufteilung von den Bauern käuflich erworben sind.

Fußnoten

  1. Siehe S. 9 f.
  2. Urkundenbuch d. Bistums Lübeck, I, 150. Hasse: a. a. O. II, 227.
  3. Abgedruckt: Hasse, a a. O., II, 600.
  4. Hasse: a. a O., II, 970.
  5. Hasse: a. a. O. III, 928
  6. Vikarie = Nebenaltar und Priesterdienst.
  7. Nordalbingische Studien, III, S 187.
  8. Hasse: a. a. O., III, 1024
  9. Hansen: Geschichte der Stadt Itzehoe. Itzehoe 1910. S. 45.