Archiv:Die Festwoche (1978)

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Die Festwoche

In der letzten Woche, unmittelbar vor den Beginn der Aukrug-Festwoche, hatte ich noch ein Rundschreiben an alle Haushaltungen in der Gemeinde herausgehen lassen. In diesen Rundschreiben forderte ich nochmals alle Mitbürger zur Mitarbeit auf:

„In den Tagen der Festwoche sollte sich aber auch die ganze Gemeinde im Festtagsschmuck zeigen. Darum bitte ich alle: Schmückt Eure Häuser mit Flaggen und Girlanden, frisch geharkte Vorgärten machen einen besonders guten Eindruck, auch die Bürgersteige und Rinnsteine sollten sauber aussehen! In der Festwoche werden viele auswärtige Gäste unsere Gemeinde besuchen. Sie alle sollen einen vorzüglichen Eindruck von Aukrug mit nach Hause nehmen können. Die Gemeindearbeiter sind bemüht, alle öffentlichen Plätze und Einrichtungen auf Hochglanz zu bringen. Um den Ziegelteich beim Amtsgebäude wird eine bunte Lichterkette gespannt, die in den Abendstunden dem Gemeindegarten einen festlichen Glanz verleihen wird. Ich rufe nochmals alle Mitbürger auf, sich an den Veranstaltungen der Festwoche zu beteiligen.“

Freitag, 30. Juni 1978

Es war ein lauer Sommerabend, der sich an einen regennassen Tag anschloß. War es ein gutes Zeichen? Meine Frau und ich machten noch einen Gang durch die Straßen von Amtsgebäude bis zum Festplatz. Mit Freude und Genugtuung sahen wir in vielen Häusern und auf der Straße unsere Bürger damit beschäftigt, letzte Hand an die Girlanden und an den Flaggenschmuck zuzulegen, der die Bargfelder Straße und Bünzer Straße bis zum Festplatz hin säumte und überspannte. Ernst-Rudolf Rathjen vom Bauhof hatte mit seinen Mitarbeitern alle hundert Meter säuberlich weiß gestrichene Fahnenmasten aufgestellt, an denen die Bundes- und Landesflagge wie auch die Gemeindeflagge lustig im Wind flatterten. Leider mußten wir am nächsten Morgen feststellen, daß eine ganze Reihe von Flaggen in der Nacht abhanden gekommen waren. War es jugendlicher Übermut, der sich darin zeigte oder waren es die berühmt-berüchtigten Souvenierjäger, die leider überall anzutreffen sind?

Auf dem Weg zum Festplatz zeigte sich lebhafter Fahrzeugverkehr, da ja im Festzelt heute an Vorabend der Eröffnung ein Tanz für die Jugend stattfand, bei dem die Gibsy-Show-Band für Stimmung und Musik sorgte. Schon hinter dem Pastorat hörte man deutlich die rhythmischen Klänge dieser Show-Band, und auf den Festplatz angekommen konnten wir uns davon überzeugen, daß auch viele Jugendliche aus der weiteren Umgebung den Weg hierher gefunden hatten. Auf den Parkplätzen standen wohl einige hundert Fahrzeuge, und im Zelt ging es bereits sehr gelockert zu. Wenn auch hinsichtlich der Besucherzahl nicht die letzten Wünsche erfüllt wurden, so schien doch der Eindruck nicht zu trügen, daß dieser vorabendliche Jugendtanz ein gelungener Auftakt für die 850-Jahrfeier darstellte. Neben den beiden verantwortlichen Leitern der Lenkungsgruppe, Eitel-Wolf Necker und Christian Busch, hatten sich auch eine ganze Reihe erwachsener Mitbürger eingefunden, um gemeinsam mit den jungen Leuten die Eröffnung des 850. Geburtstages mitzufeiern.

Als Anstecknadel erhielt jeder Teilnehmer eine Plakette, mit der inzwischen sogen. "Aukrug-Kuh". Diese Plakette hatten wir in verschiedenen Farben herstellen lassen, so daß sie bei allen Veranstaltungen in Verlaufe der Aukrug-Woche als Erkennungszeichen für den bezahlten Eintritt galt. Meine Frau und ich gingen dann nach einem kurzen Verweilen im Zelt und nachdem wir eine Bratwurst zur Stärkung zu uns genommen hatten, langsam den Weg wieder nach Hause, wo wir in der Bargfelder Straße immer noch geschäftige Mitbürger antrafen, die noch mit großer Begeisterung dabei waren, ihrer Straße den Festtagsschmuck zu verpassen. Und so war es überall in der Gemeinde, ganz besonders natürlich in Innien, wo ja am nächsten Tag die feierliche Eröffnung im Anschluß an das Amtsfeuerwehrfest vollzogen werden sollte. Wir meinten nun, wirklich alles getan zu haben, damit es ein würdiger 850. Geburtstag werden könne. Die einzige Unbekannte war nur noch das Wetter. Und hier blieb uns nur die Hoffnung, daß auch Petrus durch sein Verhalten zum Gelingen der Festwoche beitragen möchte.

Der Eröffnungstag der 850-Jahrfeier war zugleich der Amtsfeuerwehrtag. Traditionsgemäß nehmen an diesen Amtsfeuerwehrtag alle Freiwilligen Feuerwehren des Amtes und die Jugendfeuerwehr Padenstedt sowie die Betriebsfeuerwehr Tönsheide und der Musikzug Aukrug teil. In der Frühe fand ein Orientierungsmarsch statt, an dem alle Wehren mit einer Gruppe beteiligt waren. Um 10.30 Uhr fand dann die Kranzniederlegung am Ehrenmal an der Kirche in Innien statt, an der Abordnungen der Wehren, eine Fahnenabordnung der Freiwilligen Feuerwehr Wasbek und eine Abordnung der Patenbatterie der Gemeinde Aukrug gemeinsam mit dem Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Aukrug teilnahmen. Als Vertreter der Bürgermeister des Amtes Aukrug wohnte ich dieser feierlichen Kranzniederlegung bei, die durch den Amtswehrführer Hans Wiese vollzogen wurde.

Am Nachmittag trafen sich dann alle Wehren des Amtes auf den Festplatz, wo die Wettkämpfe der Wehren untereinander zügig durchgeführt wurden. Als Sieger aus diesen Wettkämpfen ging im übrigen die Freiwillige Feuerwehr Innien vor den Wehren Bünzen und Padenstedt hervor. Natürlich ließ es sich auch «er aus dem Amt ausscheidende Kreisbrandmeister Kruse nicht nehmen, bei dieser Veranstaltung anwesend zu sein. Mit einer Gesamtstärke von mehr als 380 Mann verfügt das Amt Aukrug ja auch über eine große Anzahl aktiver Wehrmänner. Vor den Augen der vielen Zuschauer rollten die Wettkämpfe an, Sondereinlagen lockerten dabei das Programm auf. Mit besonders reichem Beifall wurde eine Sondereinlage bedacht, in der sich die "Feuerwehr aus Opas Zeiten" in traditionellen Uniformen und mit damals gängigem Gerät vorstellten.

Auf einem anderen Teil des Festplatzes hatte sich um die Mittagszeit das Beobachtungsbataillon 6 zu einer Geräteschau formiert. Zu diesem Bataillon gehört die Patenbatterie der Gemeinde Aukrug als 2. (Schallmeß) Batterie innerhalb des Beobachtungsbataillons. Hier stellten sich die drei Batterien des Beobachtungsbataillons mit Schallmeß, Radar und Flugkörpern vor. Diese Ausstellung zog neben vielen Angehörigen der älteren Generation besonders auch die Jugendlichen in ihren Bann, die doch nun einmal ungestört dieses interessante Gerät aus der Nähe beschauen konnten. So kletterten denn auch die Jugendlichen auf dem Beobachtungspanzer herum, betätigten sich an den Entfernungsmeßgeräten, bestaunten die roten und weißen Wetterballons, die am Himmel standen, und begeisterten sich an der Technik des Artillerie-Beobachtungsradars oder des Lichtmeßzuges.

Für die Attraktion sorgte jedoch die sogenannte Drohnenbatterie. Gleich der männlichen Biene, der Drohne kann der unbemannte Flugkörper mit 600 Km/h in 100 m Höhe über das feindliche Gelände jagen und dabei Bilder "schießen", die nach der Rückkehr an Ort und Stelle vor den Männern der Batterie entwickelt und ausgewertet werden. Diese Ausstellung sollte aber auch nach den Worten des Batteriechefs der Patenbatterie, Herrn Hauptmann Winkler, das besonders herzliche Verhältnis seit nunmehr 11 Jahren zu der Aukrug-Gemeinde dokumentieren. Es sei selbstverständlich für die Batterie, so sagte Hauptmann Winkler, daß sie am Geburtstag der Gemeinde dabei sei und auch gleich das ganze Bataillon mitgebracht habe.

In Zusammenhang mit der Geräteschau, aber auch als aktive Helfer für diesen Tag stellte der Malteser Hilfsdienst einen Verbandsplatz vor. Hiermit stellte sich den Einwohnern eine Einrichtung vor, die durch die Initiative des leider inzwischen tödlich verunglückten Beauftragten des Malteser Hilfsdienstes, Herrn Christoph Seider, in der Gemeinde Aukrug entstanden war und bereits segensreiche Dienste, vor allem im Boxberggebiet, in der Ersten Hilfe geleistet hat. Nach Beendigung der Übungen hatte ich alle teilnehmenden Ehrengäste, Richter, Polizei und Bürgermeister zu einer Tasse Kaffee im Sport- und Jugendheim eingeladen. In einer kurzen Ansprache bedankte ich mich bei allen Teilnehmern für ihre Mitwirkung und sprach die Hoffnung aus, daß ein großer Teil von ihnen auch im Verlaufe des Abends im Festzelt an der offiziellen Eröffnung durch den Ministerpräsidenten teilnehmen würden. Dann wurde es auch langsam Zeit für die Mitglieder des Empfangskomitees, sich zum Gästehaus zu begeben, um den Ministerpräsidenten und sein Gefolge dort in Empfang zu nehmen.

Infolge einer Verpflichtung an gleichen Tage war uns bereits bekannt geworden, daß der Ministerpräsident sicherlich nicht vor 18.00 Uhr in Aukrug sein könnte. Er traf dann auch gerade in dem Augenblick vor dem Gemeindegarten ein, als ein großer Teil der Freiwilligen Feuerwehren sich in der Bargfelder Straße auf den Festplatz zu bewegten. Er bekam also gleich bei seinen Aussteigen aus dem Dienstwagen den richtigen Eindruck von der Stimmung, die ihm im Festzelt begegnen sollte. In einen sehr kleinen Kreis, der nur die Mitglieder des Lenkungsausschusses der 850-Jahrfeier mit den Bürgermeistern und dem MdL Fölster darstellte, hatte ich dann die Ehre, den Ministerpräsidenten Dr. Gerhard Stoltenberg als Gast in der Gemeinde Aukrug zu begrüßen. Ich dankte ihm besonders dafür, daß er nicht nur als Besucher an diesen denkwürdigen Tag in der Gemeinde anwesend sei, sondern daß er die Schirmherrschaft für die gesamte Festwoche übernommen habe.

Nach kurzen Dankesworten des Ministerpräsidenten und einer Vorstellung der Teilnehmer an diesen Empfang machten wir dann einen Rundgang durch die Ausstellungen. Hier zeigte sich der Ministerpräsident außerordentlich beeindruckt von der Fotoausstellung, aber auch von der großen Ausstellung in der Turnhalle mit den unendlich vielen schönen Ergebnissen der Laienkunst in Aukrug,

Nach einem Blick über den festlich beleuchteten Ziegelteich gingen wir dann zu Fuß zum Gasthof Tivoli, wo uns der Wirt Peter Lipp und seine Frau vor dem Eingang herzlich begrüßten. Im Clubzimmer war ein Abendbrotstisch festlich gedeckt, an den wir uns dann gemeinsam niederließen. Es war inzwischen 19.00 Uhr geworden, und die Verantwortlichen des Lenkungsausschusses, soweit sie für die Ordnung im Zelt Verantwortung übernommen hatten, mußten allmählich aufbrechen, um rechtzeitig an Ort und Stelle zu sein. Beim Weggang ulkte ich noch mit Eitel Necker, daß er hoffentlich schon einige Besucher im Zelt vorfinden möchte, damit er nicht vielleicht doch noch der erste sei und bat ihn um telefonische Nachricht, wenn wir Verbliebenen mit dem Ministerpräsidenten nachkommen sollten. Diese telefonische Nachricht kam auch sehr schnell, bereits kurz nach dem Weggang der Verantwortlichen für die Zeltaufsicht. Eitel Necker rief an, daß wir auf keinen Fall sofort kommen möchten, da das Zelt bereits jetzt restlos überfüllt sei und man zunächst Maßnahmen ergreifen müsse, um den noch draußen wartenden Gästen Sitzmöglichkeiten zu verschaffen. Diese Nachricht ließ mir einen Stein vom Herzen fallen. Nach ahnte ich allerdings nicht, wie sehr das Zelt überfüllt sein würde und wieviele Besucher gar nicht mehr in das Zelt hineingekommen waren.

Kurz nach 20.00 Uhr hielt es uns aber dann doch nicht mehr länger. Wir fuhren mit dem Dienstwagen des Ministerpräsidenten gemeinsam zum Festplatz und hatten dann selbst schon große Mühe, überhaupt zum Eingang des Festzeltes vorzudringen, weil noch unendlich viele Besucher draußen warteten und bisher keinen Einlaß gefunden hatten. Mit Hilfe der Ordner konnten wir aber doch schnell in das Zelt hineinkommen und wurden von einer begeisterten Menschenmenge mit herzlichem Beifall empfangen. In meiner Eröffnungsansprache beschränkte ich mich zunächst auf die Begrüßung der Ehrengäste, an der Spitze natürlich der Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, Dr. Gerhard Stoltenberg. Aber es waren eine ganze Anzahl weiterer Ehrengäste anwesend:

  • Kreispräsident Dr. Lorenzen,
  • Kreisbrandmeister Kruse,
  • Oberbürgermeister Dr. Harder,
  • Bürgermeister Fahrenkrug und Amtsvorsteher Solterbek als Vertreter des Schleswig-Holsteinischen Gemeindetages,
  • der Amtsvorsteher und die Bürgermeister des Amtes Aukrug,
  • die Bundestagsabgeordneten Frau Heide Simonis und Hans-Jürgen Stutzer,
  • Herr Major Troeltsch, sowie Hauptmann Winkler und Hauptfeldwebel Thater vom Beobachtungs-Btl. 6,
  • Herr MdL Fölster,
  • Herr Salomonsen, Landesvorsizender des Reichsbundes,
  • Herr Dr. Gätgens vom Tierzuchtamt Neumünster,
  • Herr Vollstedt, Vorsitzender der Sängergruppe an der Westbahn,
  • Herr Propst Jochims, Herr Kühl, Vizepräsident des Raiffeisenverbandes sowie
  • als Ehrengäste aus der Gemeinde Aukrug Frau Kathrine Reimer und Herr Heinrich Bünger.

Mein besonderer Gruß galt aber natürlich den über tausend Teilnehmern aus unserer Gemeinde, die mit ihren Freunden und Bekannten aus der näheren und weiteren Umgebung zu dieser Eröffnungsfeierlichkeit der 850-Jahrfeier der Gemeinde gekommen waren. Ihnen allen galt mein herzlicher Willkommensgruß mit dem Wunsch, daß die Veranstaltungen der jetzt beginnenden Festwoche einen nachhaltigen Eindruck vom Lebenswillen unserer Bürger und von der Stärke der Selbstverwaltung vermitteln möchten, erklärte ich die Aukrug-Woche 1978 für eröffnet.

An meine Begrüßungsansprache schlossen sich zunächst die Grußworte der Gäste an. Hier nahmen das Wort der Kreispräsident, Bürgermeister Fahrenkrug als Vertreter des Gemeindetages, Vizepräsident Kühl vom Raiffeisenverband, die Bundestagsabgeordneten Frau Simonis und Herr Stutzer sowie der Landesvorsitzende des Reichsbundes, Herr Salomonsen.

Danach hatte unser Ministerpräsident Dr. Stoltenberg das Wort: In einer, von vielen Beifallskundgebungen unterbrochenen Rede, die programmatische Aussagen der Landesregierung zur Kommunalpolitik im Lande Schleswig-Holstein zum Inhalt hatte, sagte Dr. Stoltenberg zum Jubiläum im Aukrug u.a. folgendes:

"Alter allein ist noch kein Verdienst; wir wissen aus unserem persönlichen Bereich, daß wir Glückwünsche umso herzlicher aussprechen, je mehr wir der Überzeugung sind, daß der zu Ehrende nicht einfach älter geworden ist, sondern die Zeit des Älterwerdens auch sinnvoll genutzt hat. Und dies scheint mir ein besonderes Merkmal des Jubiläums zu sein, das wir heute begehen: hier ist die Zeit gut genutzt worden, nicht nur im Sinne der Schaffung materieller Werte - obwohl sich die Leistungen der Gemeinde auch auf diesem Gebiet sehen lassen können -, sondern in erster Linie genutzt für die Entwicklung und Pflege eines lebendigen Gemeinschaftslebens, enge persönliche Beziehungen und gute Kommunalpolitik.

Ich muß Ihnen offen gestehen, daß ich einen Augenblick gestutzt habe, als ich von der Absicht erfuhr, ein 850-jähriges Jubiläum der Gemeinde Aukrug zu feiern. Ihr vorausschauender Bürgermeister hatte mich rechtzeitig davon in Kenntnis gesetzt und mir die Schirmherrschaft dieser Veranstaltung angetragen. Doch selbst unter Zugrundelegung der etwas großzügigen Rechenregeln der Mengenlehre konnte die Gemeinde nach meiner Kenntnis so alt nicht sein, da sie ja erst 1969 aus den Gemeinden des damaligen Amtes Innien gebildet worden war. Bei näherer Betrachtung sehe ich jedoch gerade in diesem Umstand die Besonderheit des Jubiläums, das den Fall Aukrug eigentlich zu einen "Bilderbuchfall" gemeindlicher Gebietsneuordnung macht.

Einen besseren Beweis für ein nahtloses Zusammenwachsen selbständiger Gemeinden kann es nicht geben, als die Besinnung auf einen gemeinsamen geschichtlichen Ursprung und die gemeinsame historische Entwicklung. Ich habe daher auch in meinem Grußwort zur Festschrift besonders hervorgehoben, daß die Landesregierung diese Feier als äußeres Zeichen einer gewachsenen kommunalen Gebietsneuordnung ausdrücklich begrüßt. Der freiwillige Zusammenschluß der Gemeinden Bargfeld, Böken, Bünzen, Homfeld und Innien ist ein Paradebeispiel dafür, daß sich in geografisch, soziologisch und wirtschaftlich verbundenen Gemeinden auch ohne Zwang die Bereitschaft findet, aus dieser Verbundenheit die kommunalpolitischen Konsequenzen zu ziehen und daß sich dies letztlich zum Vorteil aller Beteiligten auswirkt."

Der Ministerpräsident beschloß seine bemerkenswerte Rede mit folgenden Sätzen: "Ein solcher Jubiläumstag ist eine große Chance für Ihre Gemeinde und Sie alle als Bürger Aukrugs. Seine Vorbereitung hat viel Phantasie und viel Bemühen ausgelöst, menschliche Beziehungen vertieft, verstärkt und neu geknüpft. Der Rückblick auf die bewegte Vergangenheit lehrt uns, die Sorgen unserer Zeit nicht zu schwer zu nehmen und zu erkennen, daß unsere Vorfahren unter noch schwierigeren Bedingungen ihre Probleme durch Mut und Verantwortungsbereitschaft gemeistert haben. Ich wünsche Ihrer Gemeinde und allen ihren Bürgern nicht nur schöne Tage, sondern gute und friedliche Jahre bis zum nächsten großen Jubiläum im Aukrug."

Donnernder Beifall dankte dem Ministerpräsidenten für seine Horte. Mit herzlichen Worten überreichte er mir als Bürgermeister der Gemeinde danach einen silbernen Teller mit dem Schleswig-Holstein-Wappen und einer besonderen Gravur zum 850. Geburtstag Aukrugs. Dieser Teiler hängt heute im Dienstzimmer des Bürgermeisters, flankiert von zwei weiteren Ehrentellern, die der früheren Gemeinde Bünzen und der Gemeinde Aukrug für ihre Teilnahme am Landeswettbewerb "Schönes Dorf" ebenfalls von der Landesregierung überreicht wurden.

Als nächstes sollte nun der Bürgermeister zur Geschichte des Aukrugs sprechen. Infolge der Verzögerung beim Beginn wegen der im Zelt nicht unterzubringenden Menschenmassen und infolge der vielen Reden von Ehrengästen war die Zeit schon sehr weit vorgeschritten, zumal noch ein buntes Rahmenprogramm abgewickelt werden sollte und auch die Ehrung der Sieger in den Wettkämpfen der Feuerwehren noch vorgenommen werden mußte.

Die Anwesenden dankten mir mit viel Beifall dafür, daß ich zu Anfang meiner Rede gleich verkündete, ich würde keinen großen geschichtlichen Vortrag mehr halten sondern nur noch ein paar persönliche Anmerkungen zu dem heutigen Tage vorbringen. Ich tat dieses in der gebotenen Kürze und sagte insbesondere einige Sätze zu dem Erscheinen der neuen Aukrug-Chronik von Georg Reimer, die von Heinrich Bünger jetzt in der 3. Auflage vorliegt. Ich schloß meine Rede mit folgenden Worten:

"Die Veranstaltungen anläßlich der 850-Jahrfeier sollen dazu beitragen, daß unser Gemeinschaftsleben in den Dörfern des Aukrugs weiterhin gestärkt wird und die Bürger sich ihrer Verantwortung gegenüber den geschaffenen Gemeinschaftseinrichtungen bewußt bleiben. In der Mitwirkung an den vielfältigen Veranstaltungen wird sich der Gemeinsinn der Bürger des Aukrugs erneut zu bestätigen haben. Die Vorbereitungen zur Festwoche haben bereits jetzt unter Beweis gestellt, daß diese Hoffnung nicht getrogen hat. Mehl selten gibt es eine derartige totale Identifizierung der Einwohnerschaft mit der Verwirklichung eines Gedankens, in dem die Liebe zur Heimat und der Stolz auf die geschaffenen Einrichtungen so augenfällig überall sichtbar werden wie in diesen Tagen hier in Aukrug. Dafür danke ich allen Mitbürgern, daß sie uns durch ihr Verhalten das Gefühl vermittelt haben, hier in einer echten Gemeinschaft zu leben, die sich auch als solche darzustellen weiß.“

Mit großer innerer Bewegung konnte ich sodann die drei ersten Exemplare der "Geschichte des Aukrugs" an den Schirmherrn unserer 850-Jahrfeier, Herrn Ministerpräsident Dr. Gerhard Stoltenberg, an Frau Reimer in ihren 94. Lebensjahr stellvertretend für ihren Mann und an Herrn Heinrich Bünger, den Herausgeber und Verfasser der Fortschreibung der Aukrug-Chronik überreichen.

Heinrich Bünger erhielt als Dank für seine unermüdliche Tätigkeit zur Fortschreibung der Chronik und auch Für seine vielfältigen Verdienste nicht nur um die Herausgabe des Buches, sondern auch als erfolgreicher, langjähriger Leiter der Volkshochschule und Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins eine historische Karte seiner Heimat überreicht. Für ihn eine Erinnerung an seine geliebte Heimat Mecklenburg, die er trotz aller festen Verwurzelungen im Aukrug niemals vergessen wird.

Die Überreichung der Bücher und Geschenke wurde mit großen Beifall von der Festversammlung begleitet, damit war der offizielle Teil der Reden und Ansprachen beendet. Der Männergesangverein und der Frauenchor, die mit einen Eröffnungslied bereits das Programm eingeleitet hatten, sangen danach einige Heimatlieder. Unter anderen wurde des in der Festschrift veröffentlichte "Dat Aukröger Heimatled" vorgetragen und fand großen Beifall.

Der Gitarrenclub Aukrug unter der Leitung von Pastor Bröker brachte einige Shanties zu Gehör und forderte die Anwesenden zum Mitsingen auf, was auch eifrig befolgt wurde. Trotz der schon vorgeschrittenen Stunde fanden Claus Detlef Ratjen und Ehrhard Koopmann noch Gehör. Sie trugen heitere Episoden, die sich im Laufe der Jahre im Bereich des Aukrugs zugetragen haben, in plattdeutscher Sprache vor und hatten dabei die Lacher auf ihrer Seite. Auch der Landesvater amüsierte sich dabei köstlich, besonders bei Ehrhard Koopmanns Vorschlag, dem zu vergrößernden Gästehaus den Namen "Stoltenberg Haus" zu geben, da der Ministerpräsident ja sicherlich große finanzielle Mittel dann für den weiteren Ausbau dieses Hauses zur Verfügung stellen würde.

Die Siegerehrung der Feuerwehren nahm Hauptbrandmeister Homfeldt vor. Unter dem Beifall des „vollen Hauses“ wurde der Sieg der gastgebenden Wehr Innien gebührend gefeiert. Als die Gruppenführer der siegreichen Wehren ihre Preise in Empfang genommen hatten, gratulierte Ministerpräsident Dr. Stoltenberg, der Schirmherr der Aukrug-Festwoche, ebenfalls den Siegern. Mit dem gemeinsam vom Männergesangverein und den VHS-Frauenchor vorgetragenen Lied "Kein schöner Land“ klang dann der offizielle Teil der festlichen Veranstaltung aus.

Nun mußte schnell Platz gemacht werden, da sich fast alle Ehrengäste und viele Zuschauer auf Stühlen und Bänken auf der Tanzfläche niedergelassen hatten, da die übrigen Plätze im Zelt schon frühzeitig besetzt gewesen waren. Der Ministerpräsident und sein persönlicher Referent, Herr Dr. Otzen, wurden von wir und Heinz Wilhelm Fölster hinausgeleitet und verabschiedeten sich mit herzlichen Werten des Dankes Für diesen schönen ereignisreichen Tag in der Gemeinde Aukrug.

Inzwischen hatten Eitel Necker, Christian Busch und ihre Helfer alle Hände voll zu tun, um die Tanzfläche "Frei zu kämpfen". Schließlich gelang es aber doch unter Anwendung sanfter Gewalt, so daß die Tanzkapelle "Piraten" ihre Weisen erklingen lassen konnte. Alle Besucher waren in hervorragender und festlicher Stimmung, so daß sich das Fest noch lange bis in die frühen Morgenstunden hinzog. Jedenfalls wurde es bereits hell, als meine Frau und ich nach Hause gingen, und wir waren sicherlich noch nicht die letzten Teilnehmer an dieser ersten großen Veranstaltung der Aukrug-Woche. Fürwahr ein gelungener Auftakt, der uns Hoffnung auf weiteres gutes Gelingen geben konnte.

Sonntag, 02. Juni 1978

Der 2. große Tag der Aukrug-Woche war ein Sonntag, und so konnten die verschiedensten Veranstaltungen bereits am Vormittag beginnen. Um 10.00 Uhr wurde die Ausstellung von Arbeiten aus dem Kunst- und Werkunterricht in der neuen Schule am Ziegeleiweg eröffnet. Außerdem hatte die Schule für den Nachmittag zu einer Dia-Veranstaltung von der Wanderfahrt der R 10 nach Oberammergau und zu Filmvorführungen vom Schul - und Sportfest 1977 eingeladen.

Diese Ausstellungen gaben einen vortrefflichen Überblick über den Kunst- und Werkunterricht in der Schule und ließ manches verborgene Talent erahnen.

Auf dem Schulgelände fanden gleichzeitig ab 10.00 Uhr Vorführungen von Motor-Modellflugzeugen statt und der ADAC hatte zu einem Fahrradturnier geladen. Auch hier großes Gedränge der Eltern und interessierten Erwachsenen, die sehr zahlreich schon zu dieser frühen Stunde das Gelände und die Schule und die Räumlichkeiten mit den ausgestellten Arbeiten bevölkerten.

Um 10.00 Uhr startete auch der Volkslauf des TSV Aukrug auf dem Sportplatz, zu dem einige hundert Teilnehmer aus nah und fern an den Start gingen.

Nachmittags um 15.00 Uhr fand dann die Eröffnung der Ausstellungen im Gästehaus statt. Die Raiffeisenbank Aukrug hatte mich gebeten, die Fotoausstellung der Raiffeisenbank "Die Aukrug Dörfer gestern - Ländliches Geschehen in früherer Zeit" mit einer Ansprache zu eröffnen.Ich bin dieser Aufforderung gerne nachgekommen, zumal ich bei dieser Gelegenheit den Initiatoren und Helfern der Fotoschau, Herrn Verbandsdirektor i.R. Albert Lüthje aus Bordesholm und Herrn Oberstudienrat Horst Schübeler aus Süderbrarup einen ganz besonderen Dank dafür abstatten konnte, daß diese glänzende Reproduktion von Bildern aus dem alten Aukrug in so hervorragender Qualität gelungen war. Gleichzeitig eröffnete ich auch die zweite Ausstellung in der Turnhalle unter dem Motte "Laienkunst im Aukrug", Näheres zu diesen Ausstellungen habe ich bereits an anderer Stelle dieses Erlebnisberichtes ausgeführt.

Um 18.00 Uhr begann dann in Festzelt das "Sängerfest an der Westbahn", Konzert der Chöre. An diesem Festkonzert nahmen folgende Chöre teil:

  • Liedertafel Concordia Schenefeld,
  • Gemischter Chor Beringstedt,
  • Männergesangverein Todenbüttel,
  • Männergesangverein Hohenwestedt,
  • Liedertafel Hademarschen,
  • Frauenchor Hademarschen,
  • Liedertafel Lütjenwestedt,
  • Männergesangverein Concerdia Hanerau,
  • Frauenchor Beldorf,
  • Gesangverein Einigkeit Neumünster-Wittorf,
  • Frauenchor Schenefeld,
  • Hohenwestedter Kinderchor,
  • Gemischter Chor Hohenwestedt,
  • Männergesangverein Innien und
  • Volkshochschul-Frauenchor Aukrug.

Die Innier Chöre, Männergesangverein Innien von 1882 und Frauenchor der Volkshochschule Aukrug, waren die Ausrichter dieser gelungenen Veranstaltung. Nach einem Begrüßungslied des Männergesangverein Innien unter der Leitung des Dirigenten Konrad Rieckmann "Seid willkommen..." wurden die üblichen Begrüßungen und Ansprachen gehalten sowie einige Ehrungen vorgenommen. Für mich war es wiederum eine Freude, nun schon zum zweiten Mal in meiner Amtszeit als Bürgermeister diese großartige Chorveranstaltung in der Gemeinde Aukrug begrüßen zu können.

Trotz des unaufhörlichen Regens, der im Laufe des Nachmittags eingesetzt hatte, war das Zelt wiederum bis auf den letzten Platz gefüllt. Im Verlaufe des bunten Liedprogramms, das vom Volkslied über Seemannslieder und Lieder aus Europa bis zum modernen Chorsatz einen weiten Bogen spannte, stellten die Chöre ihr Können unter Beweis. Mit besonderen Eifer waren die Jüngsten, der Hohenwestedter Kinderchor, bei der Sache. Sehr gut aufgenommen wurde eine Neuerung in der Ansage des Programms: Frau Ursula Ohm, eine Aktive des VHS-Frauenchores Aukrug, brachte Ansage und Überleitung in Versform. Den Abschluß der Gesangsdarbietungen bildeten gemeinsam der VHS-Frauenchor Aukrug und der Männergesangverein Innien unter der Gesamtleitung von Konrad Rieckmann. Sie brachten "Rot ist der Wein" in einem besonders wohlkingenden Satz von G. Anton zum Vortrag und wurden mit sehr viel Beifall bedacht. Der Männerchor ließ dann das Fest mit dem Lied „Lied der Freundschaft“ ausklingen. Beim anschließenden Festball sorgten die "Crazy Five" für Stimmung und gute Laune bis in den hellen Morgen. Auch dies wiederum eine großartig gelungene Veranstaltung.

Montag, 3. Juli 1978

Meine rechtzeitig an den Leiter des Nachbarschaftsausschusses des Oberzentrums Neumünster, Herrn Oberbürgermeister Dr. Harder in Neumünster, gerichteter Antrag zur Durchführung der konstituierenden Sitzung des Nachbarschaftsausschusses während der Festwoche im Aukrug hatte Erfolg gehabt. Herr Dr. Harder hatte die Mitglieder des Nachbarschaftsausschusses für Montag, den 03.07.1978, um 17.00 Uhr, in den Gasthof "Aukrug Tivoli" in Ortsteil Innien der Gemeinde Aukrug eingeladen.

Nachbarschaftsausschuß, was ist das, wird mancher Leser fragen. Nun, ein Nachbarschaftsausschuß ist im Kommunalwesen des Landes Schleswig-Holstein eine noch verhältnismäßig junge Einrichtung, Er gliedert sich um die zentralen Orte im Lande und setzt sich jeweils aus den Bürgermeistern und Amtsvorstehern des betreffenden Nahbereiches eines zentralen Ortes zusammen, wozu dann auch eine entsprechende Anzahl von Vertretern des zentralen Ortes selber kommt. Dieser Ausschuß soll ein Mitspracherecht der kleineren Gemeinden an der Investitionspolitik der zentralen Orte sichern, soweit es sich um die sogenannten Zentralitätsmittel handelt. Diese Zentralitätsmittel werden den zentralen Orten, den Unter-, Mittel- und Oberzentren im Lande zusätzlich zum kommunalen Finanzausgleich für übergemeindliche Aufgaben gewährt. Der Stadt Neumünster ist in der Kommunalverfassung des Landes Schleswig-Holstein die Funktion eines Oberzentrums zuerkannt. Bei einem Oberzentrum dürfen die umliegenden Gemeinden zwar nicht über die Zentralitätsmittel beschließen, jedoch können sie Vorschläge über die Verwendung dieser Mittel machen. Zum Nachbarschaftsausschuß des Oberzentrums Neumünster gehören neben dem Amtsvorsteher des Amtes Aukrug und den Bürgermeistern des Amtes Aukrug auch viele Amtsvorsteher und Bürgermeister der angrenzenden Gemeinden aus den Kreisen Plön und Segeberg, sowie die Herren Landräte der Kreise Rendsburg-Eckernförde, Segeberg und Plön.

Dazu kommen etwa 15 Ratsherren der Stadt Neumünster, die ebenfalls Mitglieder des Nachbarschaftsausschusses sind. Da erst in diesem Frühjahr Kommunalwahlen stattgefunden hatten und somit die Konstituierung dieses Nachbarschaftsausschusses erfolgen mußte, fand ich es eine gute Gelegenheit, die Gemeinde Aukrug bei dieser Gelegenheit den vielen Mitgliedern aus dem Raum um die Großstadt Neumünster vorzustellen. Nachdem der Vorsitzende des Nachbarschaftsausschusses, der Oberbürgermeister der Stadt Neumünster, Herr Dr. Harder, auf den Anlaß der 850-Jahrfeier hingewiesen hatte und mir ein großes Panorama der Stadt Neumünster als Geschenk des Magistrats überreicht hatte, nahm ich die Gelegenheit zu einen etwas ausführlicheren Vortrag wahr, um die Gemeinde Aukrug vorzustellen. Ich ging dabei natürlicherweise auch auf die Geschichte der Gemeinde ein, um den Anlaß zu würdigen.

Danach berichtete ich über die vergangenen 10 Jahre, ausgehend vom Zusammenschluß der früheren Gemeinden Bargfeld, Böken, Bünzen, Homfeld und Innien zur neuen Gemeinde Aukrug und den seither entstandenen Einrichtungen. Dabei ging ich insbesondere auf die Hinwendung der Gemeinde zur Gestaltung ihrer Landschaft als Naturpark ein und bekräftigte die Vorstellung der Gemeindevertretung, daß die Gemeinde Aukrug sich als Mittelpunkt des Naturparks Aukrug fühle und entsprechende Aufwendungen dafür auch zukünftig machen würde. Zum Abschluß meiner Vorstellung bat ich die Teilnehmer, mit mir gemeinsam nach dem Abendessen die Ausstellungen im Gästehaus und in der Turnhalle zu besuchen. Nach Abwicklung der Tagesordnung und einem gemeinsamen Abendessen marschierte dann die etwa 40 Personen starke Gruppe, leider in strömendem Regen, durch den Gemeindegarten zu den Ausstellungsräumen und verweilte hier noch eine ganze Zeit. Zu meiner Freude konnte ich feststellen, daß eine ganze Reihe der an dieser Sitzung teilnehmenden Herren im Verlaufe der Woche mit ihren Familien wiederkamen, um mit ihnen gemeinsam in aller Ruhe die Ausstellungen nochmals zu besichtigen. Man sagte mir viel Lobenswertes, und ich hatte durchaus den Eindruck, daß durch diese Ausstellung eine gute Werbung für den Aukrug und seine schöne Landschaft bewirkt wurde.

Dienstag, 5 Juli 1978

Dieser Tag hatte gleich zwei Höhepunkte: die Landwirtschaft zeigte ab 10.00 Uhr bis in den frühen Nachmittag hinein eine Tierschau, verbunden mit einen umfangreichen Schauprogramm und an Abend fand um 19.30 Uhr im Festzelt ein Konzert des Heeresmusikkorps der 6, Schleswig-Holsteinischen Division statt.

Zunächst zur Tierschau: Lassen wir zunächst den Leiter der Außenstelle Neumünster des Landesamtes für Tierzucht in Schleswig-Holstein, Herrn Regierungs-Landwirtschaftsdirektor Dr. Gätgens, zu Wort kommen. Er schreibt im Bauernblatt u.a.:

"Die Festschrift zum Aukrug-Jubiläum geht davon aus, daß die Geschichte der nach Ministerpräsident Dr. Stoltenberg "Bilderbuchgemeinde", was Organisation und Funktion, Geist, Klima und anderes betrifft, mit einem Mord begann. Die Beteiligung der Tierzüchter an der Jubiläumswoche wurde zunächst als Protest angemeldet. Das Jubiläumsemblem, grafisch ohne Zweifel vorzüglich und außerordentlich werbewirksam, schwarz-weiß-grün gestaltet, kommentierten die Tierzüchter in der konstituierenden Sitzung der Schauleitung unter Vorsitz von Peter Carstens-Behrens in Aukrug schlicht als: "Een scheewe Koh mit noch scheeweres Jidder", und dem sollte entgegengesetzt werden die moderne, in Form und Leistung repräsentative Aukrug-Kuh, Und da eine Übertreibung der anderen Wert ist, ziert die Titelseite des Tierschaukatalogs eine Kuh, die praktisch neben vier Beinen, Kopf und Schwanz nur noch Euter unter einem festen Rücken darstellt."

Doch nun zur Sache: Auf der Weide Holm, gegenüber dem Festplatz, gaben sich bei dieser Tierschau zur Festwoche mit mehr als 2.000 Besucher, die das Schaugelände während des ganzen Tages bevölkerten, ein Stell-Dich-ein: Ein Rot-Bunt-Bulle und 57 Kühe dieser Rasse mit 10 Ausstellersammlungen, 17 Schwarz-Bunt-Kühe und 2 Sammlungen, 10 Holsteiner Stuten mit Sammlung und einer Familie, 4 Traberhengste, 4 weiße deutsche Edelziegen und zahllose Kaninchen verschiedener Rassen, Hühner und Enten der Gruppe Rassegeflügel, Brieftauben und versch. Ausstellungstauben sowie Ziervögel, insbes. der Kanarien- und Sittichgruppe. Besondere Aufmerksamkeit zogen die 15 Kälber auf sich, die von Jugendlichen zwischen 3 und 12 Jahren auf den großen Auftritt im Jugendwettbewerb vorbereitet worden waren, ebenso die 15 Ponys der Jugendgruppe Beringstedt, die mit Schaunummern als Voltigierabteilung und in der Quadrille, zum Bild der Aukrug-Tierschau beitrugen und last not least die Quadrille der Damenreitabteilung Aukrug.

In der Abteilung Rot-Bunte stellte Rolf Rohwedder, Bökerfeld, mit Riga nicht nur die schwerste Kuh des Tages, sondern auch die Siegerkuh der älteren Klassen. Die Siegerkuh der jüngeren Klassen war Ulme von Henning Butenschön in Innien, eine vorzügliche Vertreterin ihrer Rasse, die sogleich auch für die Teilnahme an der Landestierschau in Rendsburg angebunden wurde. Die beste Schwarz-Bunt-Kuh der Schau war die Kuh Uhu aus der Herde Hans-Heinrich Dose in Wasbek.

Diese Tierschau im Aukrug war mit 65 Jahren viel zu langer Pause ein einmaliger Erfolg für alle Aussteller und in der Ausrichtung Verantwortlichen und offensichtlich auch eine Attraktion für die Bewohner und Gäste des Aukruggebietes, Auch in der Landeshauptstadt und in Rendsburg muß man etwas Besonderes erwartet haben, denn die Prominenz gab sich ein Stell-Dich-Ein: Staatssekretär Prof, Dr. Stamer, Landrat Bellmann, Ministerialrat Dr. Tode, Ltd. Regierungsdirektor Willert, und viele andere bekannte Herren aus der Landestierzucht waren an diesen Tage vertreten und konnten von wir bei einem gemeinsamen Imbiß, den der Landfrauenverein Aukrug organisiert hatte, mit Worten des Dankes begrüßt werden.

Die Landeszeitung schrieb darüber abschließend: "Rundherum kann dem Aktionstrio Fölster, Jensen und Carstens- Behrens ein gelungener Tierschautag bescheinigt werden, der sie bestimmt ermutigt hat, die Aukruger nicht wieder 65 Jahre auf die nächste Tierschau warten zu lassen."

Im Rahmenprogramn fanden die Verführungen der Traber , aber auch die gelungenen Darbietungen der Ponygruppe Beringstedt und die Quadrille der Damenreitabteilung Aukrug, den besonderen Beifall der vielen Besucher. Das Jugendbläserkorps des jagdlichen Nachwuchses, Schüler und Schülerinnen aus dem Aukrug, eröffnete uns schloß die Veranstaltung mit Jagdsignalen.

Selbst der Norddeutsche Rundfunk hatte einen Übertragungswagen geschickt und gab in zwei Sendungen im Laufe des Tages Kunde von dem großen Ereignis der Tierschau in der Aukrug-Woche. In diesen Sendungen wurden neben einen Stimmungsbericht von der Schau jeweils Interviews gesendet, die von der Leiterin der Sendung mit Eitel Necker und mir geführt wurden. Wir hatten dabei Gelegenheit, sowohl auf den 850. Geburtstag des Aukrugs einzugehen als auch wiederum den Naturpark und unsere schöne Landschaft anzupreisen.

Abends sollte dann ab 19.30 Uhr das große festliche Konzert des Heeresmusikkorps stattfinden. Nachdem es unmittelbar nach Abschluß der Tierschau einen gewaltigen Wolkenbruch gegeben hatte, so daß die Straßen zu überschwemmen drohten, waren unsere Hoffnungen auf eine starke Beteiligung der Bevölkerung nicht mehr sehr groß. Vor allem im Hinblick auch darauf, daß die schon durchgeführten Veranstaltungen am Sonnabend, am Sonntag und jetzt auch den ganzen Tag hindurch mit der Tierschau unsere Bevölkerung langsam zu müde gemacht haben könne, um sich nun am gleichen Tag noch zum zweiten Mal zum Besuch einer Veranstaltung aufzuraffen.

Aber, wer beschreibt unser Erstaunen, als meine Frau und ich, rechtzeitig zur Begrüßung des Heeresmusikkorps auf dem Festplatz eingetroffen, schon fast wieder ein voll gefülltes Festzelt feststellen konnten. Als pünktlich um 19.30 Uhr Herr Hauptmann Orterer, Leiter des Heeresmusikkorps 6, den Taktstock zum Triumpfmarsch aus der Oper "Aida! von Verdi erhob, da war wieder einmal kaum noch ein freier Platz im Zelt zu finden. Unter der ausgezeichneten Leitung seines Dirigenten spielte das Musikkorps in der ersten Abteilung Musik aus Opern und Operetten.

Nach der Pause stellte Hauptmann Orterer den 91 Jahre alten Komponisten und Musikmeister Gustav Harz vor, der eine große Anzahl von Märschen und Musikstücken komponiert hat. Ihn zu Ehren spielte das Musikkorps in der zweiten Abteilung drei Märsche von Gustav Harz, die von den Anwesenden begeistert aufgenommen wurden. Den Abschluß bildete, wie immer gerne bei solchen Gelegenheiten gespielt - der Radetzky-Marsch von Johann Strauß.

Jubel und Begeisterung wollten kein Ende nehmen, aber es gab keine Zugabe mehr. Der Bus für die Musiker stand startbereit vor dem Zelt und auch bei "Preußens" in der Bundeswehr gilt die Devise: "Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps". Mit einem herzlichen Dank und einer kleinen Erinnerungsgabe verabschiedete ich mich von Hauptmann Orterer und seinen Männern und konnte ihm versichern, daß der Reinerlös dieser Veranstaltung dem Malteser Hilfsdienst in Aukrug zur Errichtung einer Sanitätsstation auf dem Boxberg zur Verfügung gestellt würde. Nach Abrechnung aller Unkosten verblieb ein Reinerlös von 1.500,-- DM, der in dieser Höhe dem Malteser Hilfsdienst überreicht werden konnte.

Mittwoch, 05. Juli 1978

Dieser Tag war dem Sport gewidmet und begann um 9.00 Uhr mit den Bundesjugendspielen der Aukrug-Schule auf den Sportplatz. Leider war das Wetter nur sehr durchwachsen, so daß dieser Tag stark unter den Unbilden vieler Regenschauer litt. Trotzdem konnten die Spiele auf dem Sportplatz zeitgerecht zu Ende gebracht und am Nachmittag mit Staffelläufen, Ballspielen und Wettkämpfen verschiedenster Art fortgesetzt werden.

Während noch auf dem Sportplatz diese Spiele ausgetragen wurden, fand im Versammlungsraum des Sport- und Jugendheims die konstituierende Sitzung des Beirats für den Naturpark Aukrug statt. Dieser Beirat setzt sich aus den Vertretern der im Naturpark Aukrug gelegenen Gemeinden, den Amtsvorstehern sowie aus Personen zusammen, die unmittelbar in Landschaftsschutz oder in der Landschaftspflege tätig sind, wie z.B. Landwirte, Forstwirte, Forstbeamte und Mitglieder des Kreistags des Kreises Rendsburg-Eckernförde.

Da ich als Bürgermeister der Gemeinde Aukrug in den vergangenen 8 Jahren jeweils Vorsitzender dieses Beirats gewesen war, nutzte ich natürlich diese Chance, den Beirat zu seiner konstituierenden Sitzung nach den letzten Kommunalwahlen auch im Rahmen der 850-Jahrfeier Aukrugs hierher einzuberufen. Die Mitglieder des Ausschusses konnten sich auf dem Festplatz und dem Sportgelände von der Vielseitigkeit der Veranstaltungen im Rahmen der Aukrug-Woche ein augenscheinliches Bild machen. Auch hier nutzte ich die Gelegenheit, auf die Geschichte Aukrugs und auf seinen Standort im Rahmen der Bemühungen zur Errichtung von Erholungseinrichtungen aller Art einzugehen. Auch dieses sollte wiederum eine Werbung für den Aukrug sein und ist es sicherlich auch geworden.

Zwischendurch nahm ich die Preisverteilung an die Sieger der Bundesjugendspiele der verschiedenen Altersklassen vor dem Sport- und Jugendheim vor. Auch bei dieser Gelegenheit richtete ich wiederum einige Sätze über Heimatliebe und Stolz auf die geschichtliche Vergangenheit an die vielen hundert versammelten Schülerinnen und Schüler.

Am Abend begann dann ein Preisschießen der Schützengruppe im TSV Aukrug sowie ein Fußballspiel zwischen der 1, Männermannschaft des TSV Aukrug und den Itzehoer SV, der in der Amateuroberliga spielt. Dieses großartige Fußballspiel, das die Itzehoer Amateuroberligamannschaft erst nach Kampf für sich entscheiden konnte, wie auch die Handballspiele der weiblichen Jugend auf dem Kleinfeld hatten viele hundert Besucher angelockt, die trotz immer stärker werdenden Regens bis zum Schluß ausharrten und ihre Freude an den fairen, durch sportlichen Geist ausgezeichneten Spielen hatten.

Donnerstag, 06. Juli 1978

Der Vormittag dieses Tages brachte der Gemeinde den Besuch von Vorstandsdamen der Kreislandfrauenvereine in unserem Kreis. Bereits im Herbst 1977 hatte unser eigener Landfrauenverein Aukrug die Vorstände aller Landfrauenvereine in Kreis Rendsburg-Eckernförde zu diesem Besuch eingeladen, der möglichst anläßlich der 850-Jahrfeier stattfinden sollte. Und nun wurde diese damals gegebene Zusage eingelöst. Wohl um die 50 Vorstandsmitglieder der einzelnen Landfrauenvereine aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde trafen mit ihrem Bus gegen 9.30 Uhr in der Gemeinde Aukrug ein und besichtigten zunächst die Ausstellung im Gästehaus. Im Anschluß an diese Besichtigung habe ich dann vor den versammelten Damen im Leseraum des Gästehauses einen Vortrag über die Geschichte und Entwicklung der Aukrug-Dörfer gehalten, der mit großem Beifall aufgenommen wurde.

Danach besichtigten die Damen die Bildungsstätte in Tannenfelde, und nach einem gemeinsamen Mittagessen im Gasthof Aukrug-Tivoli besuchte die Gruppe die Kurklinik Aukrug, die ihnen durch den Verwaltungsleiter, Herrn Eitel, vorgestellt wurde. Auch dieser Besuch wiederum eine gelungene Werbeveranstaltung für die schöne Landschaft des Aukrugs.

An Nachmittag feierte dann die Kirche im Aukrug ihr Jubiläum. Dieses Jubiläum hat eine Null weniger, denn seit 85 Jahren gibt es eine Kirche in Aukrug. Früher gehörte die Kirchengemeinde zu Nortorf. Am 17. Dezember 1893 wurde die Innier Kirche für das Gebiet des Aukrugs geweiht. Auf dem Altar liegt das Geburtstagsgeschenk der einstigen Kaiserin und Königin Auguste Viktoria, eine große metallbeschlagene Bibel. Am Nachmittag fand nun in der Kirche ein plattdeutscher Gottesdienst statt, gehalten von Pastor Krohn aus Hohenwestedt. Diese Ankündigung hatte viele Besucher trotz des wiederum nicht besonders guten Wetters bestimmt, sich in der Kirche zu diesem Gottesdienst zu versammeln.

Am Abend hielt dann Herr Propst Hauschildt aus Neumünster in der Kirche einen Festvortrag über das Thema "Die Kirchengeschichte der näheren Umgebung". Auch hier wiederum ein volles Haus. Herr Propst Hauschildt verstand es ausgezeichnet, die Kirchengeschichte Holsteins und insbesondere Neumünsters mit den geschichtlichen Daten aus der Entstehungszeit Aukrugs in Zusammenhang zu bringen und eine lebendige Vorstellung darüber zu entwickeln, in welcher Weise sich die Christianisierung dieses Raumes vollzogen hatte. Im Portal der Kirche war eine kleine Bildersammlung ausgestellt, die auf den 85. Geburtstag der Aukrug-Kirche hinwies. Neben diesen Veranstaltungen der Kirche wurde in Sport- und Jugendheim ein Turnier des AJT (Aktion Jugendtreff) mit einer Carrera-Autorennbahn durchgeführt. Außerdem fand auf dem Sportplatz ein Fußballspiel gegen eine Mannschaft aus Hohenwestedt statt.

Freitag, 07. Juli 1978

Neben den "Tag der offenen Tür" in der Schule, bei dem die Eltern am Unterricht teilnehmen konnten und dem Vogelschießen für Kinder in den einzelnen Ortsteilen war dieser Tag geprägt durch das 30jährige Jubiläum des Reichsbundes der Kriegsopfer, Behinderten, Sozialrentner und Hinterbliebenen, Ortsgruppe Aukrug. Daneben fand wiederum ein Fußballspiel auf dem Sportgelände statt, und in der Aula in der neuen Schule in Ziegeleiweg stellte sich "Antons Jazz and Skiffleband" aus Kiel mit einem Konzert für unsere jugendlichen Mitbürger und Jazzfans vor.

Aus Anlaß dieses Tages der Senioren, der von der Reichsbundgruppe Aukrug getragen wurde, hatte ich auf Vorschlag des Sozialausschusses die hochbetagten früheren Einwohner der Gemeinde eingeladen, die sich jetzt in ihren letzten Lebensjahren im Altenwohnheim des Fürsorgezweckverbandes Nortorf und Umgebung aufhalten. Dazu hatte ich einige frühere Bekannte und Nachbarn dieser früheren Einwohner eingeladen, damit sie mit ihnen gemeinsam die Ausstellung mit den Fotografien aus dem alten Aukrug und den sonstigen künstlerischen Erzeugnissen von Mitbürgern besichtigen konnten. Nach einem gemeinsamen Abendessen sollten sie dann Gelegenheit haben, an der Veranstaltung im Festzelt mit einem Konzert des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr Aukrug und einem Theaterstück der Niederdeutschen Bühne mit anschließenden Seniorentanz teilzunehmen.

Soweit es ihnen der Gesundheitszustand erlaubte, hatte eine Reihe Damen diese Einladung angenommen und wurden von Herrn Claus Butenschön und seinen Mitarbeitern im Sozialausschuß von Nortorf aus abgeholt und später auch dorthin zurückgebracht. Die alten Damen waren außerordentlich angerührt von der Atmosphäre, die sie hier bei uns im Gästehaus der Gemeinde empfing. Sie freuten sich besonders darüber, daß ihre früheren Bekannten und Nachbarn eingeladen waren und an dieser Veranstaltung teilnahmen. Konnten sie doch mit diesen viele Erinnerungen aus früherer Zeit austauschen, so daß es lebhafte Gespräche nach allen Richtungen hin gab. Besonders angetan waren sie natürlich von der Fotoausstellung mit den schönen Bildern aus dem Aukrug. Da gab es viel zu erzählen: Weißt Du noch, ja damals -------- .

Zwischen dem gemeinsamen Abendessen und den Beginn der Veranstaltung im Festzelt fuhr ich noch kurz die Runde zu den verschiedenen Vogelschießen in den einzelnen Dörfern und konnte mich dort an der Begeisterungsfähigkeit der Jungen und Mädchen erfreuen. Fürwahr ein ganz besonderer Kontrast zu dem eben Erlebten mit den alten Mitbürgern aus dem Aukrug.

Punkt 19.00 Uhr begann dann im Festzelt die Veranstaltung mit dem 30jährigen Stiftungsfest des Reichsbundes. Zunächst spielte eine Stunde lang der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Aukrug flotte Weisen, die besonders auf die ältere Generation zugeschnitten waren. Sie erhielten dafür viel Beifall des wiederum vollen Zeltes. Nach einer mit großem Beifall aufgenommenen Aufführung der Niederdeutschen Bühne Itzehoe "Sien gefährliche Viertelstünn“ von Hans Balzer spielten die "Golden Stars" zum Tanz für die Senioren auf. Da wurde vergnügt das Tanzbein geschwungen, und mancher älterer Mitbürger schien noch einmal um Jahre jünger geworden zu sein.

Punkt 24.00 Uhr wurde das Gute-Nacht-Lied gespielt , und alle Teilnehmer, soweit sie nicht mit eigenen Fahrzeug gekommen waren oder von Bekannten und Verwandten mitgenommen wurden, wurden vom ADAC dankenswerter Weise nach Hause kutschiert. Auch dieser Tag verlief wiederum sehr harmonisch und hat sicher auf unsere älteren Bürger einen bleibenden Eindruck gemacht.

Sonnabend, 08. Juli 1978

Dies war der Tag der Aukruger Gilden und Dorfgemeinschaften. Soweit nicht schon am Freitagnachmittag Vogelschießen stattgefunden hatten, wurden diese nun ab 9.00 Uhr in den Dörfern durchgeführt. Leider war das Wetter wiederum nicht besonders, so daß man sich vor Regenschauern in acht nehmen mußte.

Die Teilnehmer an den Kindervogelschießen formierten sich zwischen 13.00 und 14.00 Uhr auf den einzelnen Treffpunkten in den Dörfern zu einen gemeinsamen Umzug zum Festzelt. Es war ein buntes und farbenfrohes Bild, wie die Kinder in ihren Festtagskleidern mit geschmückten Kutschen, auf Rädern und zu Fuß unter Vorantritt von Musikkapellen durch die Dörfer marschierten, um gegen 14.30 Uhr auf den Festplatz einzutreffen. Trotz des regnerischen Wetters war die Stimmung ganz vorzüglich und nach Verkündigung der Königspaare begann um 15.00 Uhr der Kindertanz im Festzelt, an dem sich alle Kinder aus der Gemeinde, vom Kindergartenalter bis zum Abiturienten, beteiligten. Die Musik machte viel Stimmung, und es war natürlich für die Beteiligten viel zu früh, als um 18.00 Uhr zum Schlußtanz gebeten wurde.

Um 20.00 Uhr begann dann im Festzelt der Festball der Aukruger Gilden und Dorfgemeinschaften. Wieder war das Zelt brechend voll, und aus allen Teilen der Gemeinde kam man herbeigeströmt. Zum Tanz spielten die "Travellers", die mit ihrer Musik für jeden Geschmack die Stimmung schnell zun Höhepunkt brachten. So wurde gemeinsam getanzt, gelacht und nochmals getanzt und sich gefreut bis zum frühen Morgen. Auch dieser Tag war so recht geeignet, das Gemeinschaftsgefühl aller Bürger des Aukrugs zu stärken.

Sonntag, 09. Juli 1978

Dieser Tag sollte nun nach den Eröffnungsfest der absolute Höhepunkt der Aukrug-Woche werden. Den Gilden und Dorfgemeinschaften war von dem zuständigen Arbeitsausschuß des Festkomitees der Auftrag gegeben worden, Festwagen zu gestalten, die in irgendeiner Weise auf die Geschichte des Aukrugs oder auf seine Bedeutung hinwiesen.

Einiges war inzwischen durchgesickert. So wußte man, daß die Dorfgemeinschaft Innien gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr einen Eisenbahn-Zug geschartert hatte, der ansonsten auf der Norla in Rendsburg als besondere Attraktion zu sehen war und der sich gerade vorher zur Steglitzer Woche in Berlin befunden hatte. Außerdem hatte man gehört, daß in Böken die Gilde sich mit dem Torf beschäftigt hatte. In der Zeitung las man während des Sommers unter der Überschrift:

"In Aukrug wird dem "schwarzen Torf" zuleibe gerückt" einen Artikel, in dem u.a. ausgeführt wurde: "Ist das Torfgraben wieder "in“? Diese Frage kann man stellen, wenn man den aufgeringelten Torf sieht, der gegenwärtig auf dem Böker Moor in der Sonne trocknet. Doch wer in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg Torf graben mußte oder wollte, der weiß, daß zumindest in unserer Gegend wohl kaum noch Torf gegraben wird. Die Torfsoden, die im Böker Moor gestochen wurden, sollten einem anderen Zweck dienen: Im Rahmen der 850-Jahrfeier der Gemeinde Aukrug haben die Verantwortlichen des Ortsteils Böken beschlossen, einen Torfwagen im Umzug mitzuführen. Um nun auch alles naturgetreu bieten zu können, wurde Torfgeschirr besorgt, und ab ging es ins Moor, dem schwarzen Torf zu Leibe. Zunächst wurde die Bank fein abgeräumt und dann, wie in alten Zeiten, kamen die gestochenen Soden auf die Karre. Daß gerade die erste Karre besonders lautstark auf ihrer Fahrt zum Trockenplatz von den Teilnehmern gefeiert wurde, versteht sich am Rande. Der gestochene Torf ist jedoch so fest, daß die alte Torfpresse nicht in Tätigkeit genommen werden mußte.

Wie Lehrer Reimers, einer der Hauptbeteiligten an dieser Aktion, erläuterte, ist nicht nur daran gedacht, einen vollen Torfwagen im Umzug mitzuführen. Vielmehr sollen Informationsblätter ausgeteilt werden, die über die Torfgewinnung und deren Bedeutung Aufschluß geben. Auch alte Sitten und Gebräuche, die mit dem Torfstechen im Zusammenhang stehen, werden in den Informationen enthalten sein." Ja und dann wußte man noch und hatte gehört, daß der Turnverein und die Handwerkerschaft, aber auch alle anderen Ortsteile der Gemeinde, weil der Beginn der Aukrug-Festwoche immer näher rückte, tüchtig beim Arbeiten waren.

Christian Busch hatte als stellvertretender Leiter des Lenkungsausschusses die Verantwortung für den Festumzug übernommen und einen generalstabsmäßig ausgearbeiteten Plan für den Festumzug vorgelegt. Vier Kapellen wurden verpflichtet, die aus den einzelnen Dörfern die Marschgruppen anführen sollten. Er hatte außerdem dafür gesorgt, daß der große festlich geschmückte Sechserzug der Holsten-Brauerei von Bargfeld aus der dort versammelten Marschgruppe vorwegfahren würde. Hier in Bargfeld sammelte sich eine Marschkolonne, zu der neben den Sechserzug der Holsten-Brauerei ein Festwagen aus Bargfeld, ein Eisenbahnzug aus Innien, ein Festwagen aus Bünzen, ein Festwagen der Handwerkerschaft, ein Festwagen der Firma Voß, Innien, ein Wagen des TSV Aukrug und die Reitergruppe Aukrug gehörten. Eine andere Marschkolonne sammelte sich in Homfeld, zu dem vier Festwagen aus Böken, eine Kutsche aus Homfeld und zwei Festwagen aus Homfeld gehörten.

In Innien trafen sich dann nach einen genau festgelegten Plan die beiden Marschkolonnen und formierten sich zu einen geschlossenen Festzug, der dann über Böken und Bünzen zum Festplatz geleitet wurde. In den einzelnen Dörfern fanden überall etwa eine halbe Stunde vor Eintreffen des Festzuges Platzkonzerte der einzelnen Musikkapellen statt, um die Bevölkerung auf das Nahen des Festzuges aufmerksam zu machen. Wohl selten hat der Aukrug so viele Menschen gesehen, wie an diesen denkwürdigen Tag. Einige tausend Besucher aus Nah und Fern waren gekommen, um diesen einmaligen Festzug mitzuerleben. Was gab es hier auch alles zu sehen! Mit großer Liebe waren von den Beteiligten in den Dörfern wahre Kunstwerke an Festwagen entstanden. Hier hatte sich besonders der Ortsteil Böken hervorgetan, der neben den schon beschriebenen Torfwagen drei weitere Festwagen zusammengestellt hatte unter dem Motto "De Unterirdischen in Böken", "Das alte Schmiedehandwerk!' und "Die Sportangler".

Aber auch alle anderen Wagen, z.B. die Wäscherinnen aus Bargfeld und Homfeld, der Wagen mit der Bünzer Burg und der Bünzau, der Festwagen der Handwerkerschaft und des TSV Aukrug wie auch ganz besonders der Eisenbahnzug, erregten die Bewunderung und den Beifall der festlich gestimmten Menge. Als der Festumzug gegen 16.30 Uhr auf dem Festplatz eintraf, war dieser schwarz voll Menschen. Nun konnte sich noch in Ruhe jeder Besucher die einzelnen Wagen aus der Nähe ansehen, die auf dem Festplatz zunächst abgestellt wurden. Zugleich aber nahmen neue Sensationen die Menschen gefangen: Die Fallschirmspringer kamen vom Himmel, und ein Kunstflieger hielt die Menschen mit seinen waghalsigen Figuren in Atem. In der Landeszeitung klang das so:

Glanzvoller Abschluß der Festwoche in Aukrug. Bombenstimmung beim Festzug - Kunstflieger und Fallschirmspringer. Überwältigt von der Tatsache, daß wohl der ganze Aukrug am Schlußtag der Festwoche auf den Beinen war, ließ sich auch der Wettergott günstig beeinflussen: Er bescherte den Festteilnehmern einen Nachmittag fast ohne Regen und entschädigte damit einen Teil der Mühen, mit denen der große Festumzug gestaltet worden war. In den Ortsteilen Bargfeld und Homfeld hatten sich die beiden Marschsäulen formiert, die sich in Innien trafen. Bunt waren die vielen Wagen, jeder Ortsteil hatte sich ein besonderes Thema gewählt, das mit viel Geschmack und recht phantasievoll gestaltet worden war. So konnte man Festwagen sehen, die geschichtliche Begebenheiten wiedergaben, die Landwirtschaft war mit einen Erntewagen und Torfwagen vertreten. Auch Handwerk, Handel und Gewerbe sowie die örtlichen Verbände waren im Festzug vertreten. Besonders hervorgehoben wurde auch die hoffentlich nicht eintretende Streckenstillegung der Westbahn. Eine große, unübersehbare Menschenmenge empfing den Festzug mit Beifall und Bravo-Rufen, als er - nach dem Ummarsch durch alle Ortsteile - auf dem Festplatz an der Bünzer Straße ankam. Es herrschte hier eine Bombenstimmung, für die auch die Mitfahrenden in den Festwagen ein Gutteil beigetragen hatten. Man war unterwegs doch durstig geworden und hatte sich mit "geistigen Getränken“ versorgt. Viel bestaunt und wohl noch mehr Ziel der überaus großen Zahl von Fotografen und Filmern war zweifellos der Sechserzug der Holsten-Brauerei Hamburg. Auf dem Festplatz warteten noch viele Attraktionen: beim Flohmarkt versuchten vor allem die Jüngeren, ihre bereitgestellten Sachen an den Mann zu bringen. Viel Beachtung fanden die Vorführungen, die sich über den Köpfen der Festteilnehmer abspielten: zunächst sprangen fünf Fallschirmspringer aus etwa 1.000 Meter Höhe ab, sie versuchten, auf dem Sportplatz zu landen. Dies war jedoch nur einem der wagemutigen Männer gelungen. Gleich nach dieser Vorführung zeigte ein Kunstflieger sein Können: Mit Loopings, Schrauben und Rückenflug versetzte er die Zuschauer in Erstaunen. Wer in der Zwischenzeit hungrig geworden war, konnte sich mit einer guten Bratwurst stärken oder sich ein Stück vom Spanferkel schmecken lassen. Auch beim Bierzelt herrschte großer Andrang. Mit einem Platzkonzert des Musikzuges Oldendorf und des Musikzuges Aukrug klang die Festwoche aus, die gewiß noch lange bei allen Beteiligten in guter Erinnerung nachklingen wird.

In einer anderen Zeitung schließt der Bericht über diese letzte große Veranstaltung der 850-Jahrfeier wie folgt:

Abgeschlossen wurde der Tag und damit die Festwoche schließlich mit einen zünftigen Biwak am Lagerfeuer. Hierzu wurde dann beim Spanferkelessen und einen Schluck aus der Flasche das Fest zum Abschluß gebracht, wozu noch zwei Musikkapellen ihren Beitrag gaben. Ohne Zweifel mußte diese Jubiläumsveranstaltung als überaus gelungen bezeichnet werden. Schon heute ist man sich in der Gemeinde Aukrug einig, daß weitere Feste folgen werden. Allerdings will man nicht den Fehler machen und alljährlich eine Festwoche durchführen. Dazu fehlt es sicherlich an Anlässen und dann auch an Publikum. Aber in 4 Jahren wird der Gesangverein sein Jubiläum haben und dann wird es wieder an der Zeit sein, ein großes Fest zu feiern.

Absichtlich habe ich die Darstellung dieses letzten Höhepunktes der 850-Jahrfeier weitgehend den Journalisten der einzelnen Zeitungen überlassen. Ich flüchtete sonst, daß meine eigene Darstellung zu überschwänglich werden würde. Aber es gibt wohl wirklich kaum genug Superlative, die auf diesen wirklich einmaligen Festtag sonst noch passen würden. Es traf wirklich alles zusammen, was man sich nur wünschen kann: Ein strahlend blauer Himmel, herrlicher Sonnenschein, eine großartige Stimmung im Festzug und unter den Besuchern und Begeisterung bei den Vorführungen auf dem Festplatz. Es herrschte wirklich eine Bombenstimmung. Als das Biwakfeuer langsam ausgebrannt war und die vielen Menschen nach Haus wanderten, haben meine Frau und ich noch lange mit Freunden zusammengesessen und uns bei einem guten Tropfen über das Gelingen dieser großartigen Veranstaltungsfolge gefreut.