Archiv:Die Hitlerjugend als letztes Aufgebot

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Die Hitlerjugend als letztes Aufgebot

Bis 1934 war die Zugehörigkeit zur Hitler Jugend (HJ) noch freiwillig. Ein Gesetz vom 1.12.1936 über die Hitler Jugend bestimmte, daß die gesamte deutsche Jugend in der HJ zusammenzufassen sei. In der Durchführungsverordnung von 1939 hieß es dann: Alle Jungen und Mädchen der HJ unterstehen einer öffentlich-rechtlichen Erziehungsgewalt nach Maßgabe der Bestimmungen, die Führer und Reichskanzler erlassen.

Ab 1942 wurden Wehrertüchtigungslager eingerichtet, und gegen Kriegsende mußten Hitlerjungen zum Volkssturm einrücken. Die Aukruger Willi Michaelsen, Willi Steuermann, Henning Butenschön und Heinrich Asmus, alle Jahrgang 1929, berichten darüber, wie sie diese letzte Phase des 2. Weltkrieges erlebt haben:

„Schipp-Schipp-Hurra!"

Im Oktober 1944 wurden die vier damals Fünfzehn- bis Sechzehnjährigen zum Schippen einberufen. Ab ging es in Uniform mit dem Schlachtruf „Schipp-Schipp-Hurra!" per Zug nach Schwabstedt. Ihr Quartier war in Ramstedt. Übernachtet wurde im Kuhstall, auf der Diele oder in ausgeräumten Zimmern. Man schlief auf dem Fußboden im Stroh, das Bettzeug bestand aus einer Wolldecke.

Der Tagesablauf: Morgens war zwischen sechs und sieben Uhr Wecken und Aufstehen. Einer der Unterführer bekam die grüne Schnur, er mußte antreten lassen und Meldung machen. Das Frühstück wurde geholt. (Für die Küche waren BDM-Führerinnen und -Maiden zuständig; auch einige Mädchen aus dem Aukrug waren dabei. Es gab kaum eine warme Mahlzeit ohne Brotsuppe.) Dann ging es im Gleichschritt mit geschulterten Arbeitsgeräten in Richtung Winnert. Hier wurde in den ersten Wochen ein vier bis sechs Meter breiter und entsprechend tiefer Panzergraben ausgehoben. Gefangene und Fremdarbeiter unterstützten die Jugendlichen. Man erwartete die Landung der Engländer in Skandinavien. Hier sollten sie aufgehalten werden. Anschließend wurden für den Nahkampf Laufgräben in den Gärten und Feldern gegraben und an den Knicks MG-Stände eingerichtet. In den ersten Wochen war diese Arbeit interessant. Aber dann nahte der Winter. Es wurde draußen und in den Quartieren kalt und ungemütlich, und richtiges Winterzeug fehlte. Die Jugendlichen wurden schließlich nach Hause geschickt, weil in einigen Gruppen die Krätze ausgebrochen war. Wahrscheinlich mußte dies nur als Vorwand herhalten.

Das letzte Aufgebot

Anfang 1945 begann für die vier Aukruger die Zeit beim Volkssturm. Man nannte den Jahrgang 1929 „Das letzte Aufgebot". Vier- bis sechsmal wurden sie nach Büdelsdorf zitiert und jedesmal eine Woche militärisch ausgebildet. Zum Schießen marschierten sie zum Schießstand nach Osterrönfeld. Die Ausbilder waren Wehrmachtsangehörige der Genesungskompanien in Rendsburg. Der Höhepunkt war das freiwillige Melden zu der SS-Division „Hitlerjugend". Geködert wurden die Jungen von den „Helden des Krieges" durch die Zusage: Ihr bekommt eine einjährige Ausbildung und doppelte Verpflegung. Fast alle haben unterschrieben. Als sie wieder zuhause angekommen waren, gab es natürlich ein Donnerwetter.

Ende März 1945 wurden sie ins Wehrertüchtigungslager einberufen. Einige waren nur für einen Tag da, andere eine Woche lang. Irgendeine Uniform haben sie nie getragen. Langsam hatten die Ausbilder wohl auch begriffen, daß man mit Kindern keinen Krieg gewinnen kann.