Archiv:Die Kriege des 17. Jahrhunderts (1913)

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Die Kriege des 17. Jahrhunderts.

Der 30jährige Krieg.

Die Reformation war seit 1542 in unserm Lande vollständig durchgeführt und ihr Werk schien hier gesichert, während weiter im Süden Deutschlands starke Spannungen zwischen Evangelischen und Katholischen bestanden. Diesen Spannungen entsprang der schreckliche 30jährige Krieg, der nach den Erfolgen Tillys in Böhmen und der Pfalz nach Norddeutschland hinübergespielt wurde. Schon 1621, drei Jahre nach dem !) Klag= und Brücheregister des Klosters Itzehoe. Ausbruch des Krieges, hatte unter Beisein des vertriebenen Böhmenkönigs (Friedrich von der Pfalz) und des dänischen Königs Christian IV. eine Versammlung der norddeutschen Fürsten in Segeberg stattgefunden, um zu beraten, was gegen die Angriffe der Katholischen zu tun sei. Erst 1625 fand in Lauenburg eine weitere Versammlung statt, und Christian IV. wurde zum Kriegsobersten gewählt. In Lockstedt fand vor dem Zug die Musterung der Truppen statt[1].

Christian wurde am Der Kriegszug verunglückte vollständig. 15. August 1626 bei Lutter am Barenberge geschlagen und nun folgten Tilly und Wallenstein mit ihren wilden Scharen. Sofort wurde die Bewaffnung der Bürger und Bauern angeordnet[2]. Sie kam aber nicht recht zustande. Im Juli 1627 überschritten die Feinde bei Lauenburg die Elbe. Ohne großen Widerstand zu finden, drangen sie vor. Alle festen Plätze bis auf Krempe und Glückstadt fielen ihnen rasch in die Hände. Am 9. September hatte sich Itzehoe ergeben, am 7. schon zogen die Wallensteiner über Kellinghusen nach Breitenburg[3], das am 19. September erstürmt wurde. Am 22. September standen sie schon vor Rendsburg. Der Zug dahin bewegte sich über Hohenwestedt und Nortorf. Am 4. Oktober mußte Rendsburg sich ergeben. Die Garnison erhielt freien Abzug mit fliegenden Fahnen und brennenden Lunten.

Besondere Nachrichten über unsere Gegend in dieser Zeit sind sehr spärlich zu finden. Nur das Nortorfer Kirchenrechnungsbuch bietet einige wenige Nachrichten. Schon 1619 finden wir die ersten Anzeichen der kommenden Zeit. „Einen vordrewen prediger op des Herrn Prawesteß schriven gegewen 8 /3.“ Dann wird es bedrohlicher. 1626/27 heißt es: „vor ein schlot ond schlotel thor Sacristey 1 K“; ein Zeichen, daß der Feind sich näherte und die Unsicherheit zunahm. Ueberhaupt ist die Kirchenrechnung der nun folgenden Kriegsjahre 1627—29 sehr in Unordnung. Geplündert ist jedenfalls auch die Kirche oder das Pastorat; obgleich keine bestimmten Nachrichten vorliegen, scheint es sich aus einer Notiz der Kirchenrechnung von 1631 zu ergeben. „Vor dat Karken sigel oder Pitschaff tho maken und an sülver 15 h.“ Beides, Silber und Siegel, waren in der Kriegszeit abhanden gekommen. Das neue Siegel (von 1631) stimmt nicht ganz mit dem alten, von dem vor einigen Jahren ein Abdruck aufgefunden worden ist, überein. Es wäre zu wünschen, daß jetzt das Siegel in seiner ursprünglichen Form hergestellt würde.

Die Abgaben an die Kirche zu leisten, war den Pflichtigen vielfach unmöglich. 1627/28 wurden ihnen auf königlichen Befehl 411 und 212 k, also 623 fl erlassen. Nachlaß in der Lieferung erhielten auch Jochim Holm in Innien und Jochim Wittmack in Böken (5 Himpten und 3 Scheffel Roggen). Neun einzelnen Besitzern des Kirchspiels Nortorf wurden zusammen 77 K 7 / erlassen. Auch in den Jahren nach dem Krieg stand es flau um die Besitzer. Jährlich mußte die Kirche Geld auf Zinsen geben, d. h. nur bei guten Hufen, wo es einigermaßen sicher stand.

Nachdem am 15. Juni 1629 zu Lübeck der Friede geschlossen war, zogen die Kaiserlichen ab. Zu dem Kriegselend gesellte sich besonders 1629 die Pest, die in vielen Orten Holsteins fürchterlich hauste. 14 Friedensjahre folgten dieser vernichtenden Zeit. Fleißig wurde an der Wiederherstellung und Besserung gearbeitet. 1635 konnte in Nortorf ein neues Pastorat für 2199 mK 8 ß gebaut, 1640 die Turmuhr gebessert werden.

Da brach 1643 neues Kriegsgewitter herein. Nach Dänemarks Frieden mit dem Kaiser hatte Schweden in den 30jährigen Krieg eingegriffen und unter Gustav Adolf glänzende Erfolge erzielt. Nach seinem 1632 bei Lützen erfolgten Tode kämpften die Schweden mit wechselndem Erfolge weiter. Der Krieg war aber kein Religionskrieg mehr, sondern alles Streben ging jetzt auf Landerwerb. 1640 begannen in Münster und Osnabrück die Friedensverhandlungen. Eifersüchtig suchte Christian IV. jeden Landerwerb Schwedens zu verhindern. Da beschloß der Kanzler Oxenstierna durch einen plötzlichen Ueberfall mit den alten Feinden, den Dänen, abzurechnen. Ihr General Torstenson brach am 11. November 1643 aus Schlesien auf, überschritt am 12. Dezember die holsteinische Grenze bei Steinhorst und besetzte in kurzer Zeit das vollständig unvorbereitete Land. Am 15. Dezember standen schon schwedische Truppen unter dem Obersten Georg Dörfling (dem später als Feldmarschall des Gr. Kurfürsten so berühmten Derflinger) in Kellinghusen, um von dort tzehoe zu erreichen, das sich am 17. ergab. Am 22. erhielt es von Lockstedt aus einen Schutzbrief Derflingers. Auch Rendsburg ergab sich noch 1643. Im Februar hatte Torstenson hier sein Hauptquartier.

Im August 1644 nahte Hülfe. Ein kaiserliches Heer unter Gallas tückte heran. Torstenson zog sich zurück, ohne angegriffen zu werden. Gallas zog ihm nach, wurde dann aber von Torstenson nach Böhmen getrieben. Torstenson schickte kurz nach seinem Abzug den „tollen Wrangel mit 2000 Mann zu Fuß und 500 Reitern, um die in den Festungen belagerten und sonst im Lande zurückgebliebenen Truppen zu erretten: Im September 1644 hielt er sich in der Gegend von Ißehoe auf und zog von dort nach Kiel. Vom März bis August 1645 belagerte er 22 Wochen die Festung Rendsburg, ohne sie zu nehmen. Durch den am 23. August 1645 erfolgten Frieden von Brömselro fand die Belagerung ein Ende. Wiederholt wurden während dieser Zeit Streifzüge durch das Amt Rendsburg gemacht und Raub und Plünderung waren an der Tagesordnung.

Die Kirchenrechnungen zu Nortorf sind während dieser Zeit noch schlechter geführt als im kaiserlichen Krieg. „Von anno 1643 und von ab. 1644 ond von ao. 1645, alßo von dreyen Jaren ist von Hauerrogken ond Zinsen nichts eingebracht worden.“ Alles, was irgend brauchbar war, scheinen die Schweden fortgeschleppt zu haben. „Vor einen schepel[4] in tho lösen, tho Niemünster, so von den Schweden is weg genommen 2 k.“ „Etliche Stück des seierß[5], so von den Schweden weggenommen, eingelöset vor 2 Kl 3 /“; andere Stücke wurden für 6 K 13 / 6 J eingelöst. Auch die Decke auf dem Taufstein mußte erneuert werden.

Im 1635 neu erbauten Pastorat waren 17 neue Fenster nötig, in Küsterei und Kaplanei für 13 | Fenster zu machen. Auch sonst brachte der Krieg großen Schaden. Viele Hufen wurden von ihren Besitzern verlassen. 1649 lagen noch von den wenigen Hufen, die Kirchenroggen lieferten, neun wüst, z. B. in Gnutz 3, in Seedorf 2, in Warder ebenfalls 2. Von den 31 Tonnen Kirchenroggen, die aus dem Ankruger Viertel zu liefern waren, gingen nur 11 Tonnen ein. Die Roggen liefernden Hufen in Innien und Böken blieben von ihren Besitzern bewohnt, aber mit ihren Lieferungen blieben sie im Rückstande. Die Bökener Hufe erhielt dadurch eine Schuld von 70 k. Wieviele Hufen sonst noch im Kirchspiel wüste geworden sind, läßt sich nicht feststellen.

Da kein Kirchenroggen einging, konnten die Kirchenbeamten kein Gehalt erhalten. Der Kaplan erhielt erst 1649 sein Gehalt von 1645 ausbezahlt. Auch viel Kirchenvermögen, das auf Zinsen in guten Hufen stand, ging verloren, indem die Besitzer die Hufen verließen.

Daß solche wilde Kriegszeiten auch auf die Sitten der Bevölkerung abfärbten, zeigen die Klag= und Brüchregister des Itzehoer Klosters. 1640 wird uns berichtet, daß ein Bauer zu Innien brüchfällig geworden, weil er „einem Kerl, Hans Engelbrecht genannt, mit noch einem Kerl nachgeritten, uf freyer Herstraße Selbigen Kerl vom Wagen heruntergeschlagen, Wagen und Pferde genommen und nach seiner Hofstede gebracht“ hatte. Selbst das Unglück anderer nutzte man aus. „Tim warnsholt claget ab. 1645 zu Innien, daß ihm eine Kuh von den Schwedischen genommen, ond als er dieselbe wiederumb vor einen Rthlr. zu rantzioniren[6] angeboten worden, ond dieselbe durch seine Nachbarn Claus Bracker ond Ratke Lüßen abholen lassen wolle, Ist einer Nahmens Jürgen Rohweddel zur Nordtorff wohnhafft, heimlicher weise den Schwedischen 4 ß mehr geboten, ond die Kuh dafür weg=genommen, ond alß er hernach von gezeiget, ond ihm kein Clägeren darumb besprochen, hat er ihm . . gut wort dafür gegeben, ond ihm darumb thun heißen, waß Er nicht laßen wolle.“ Doch fand sich auch Wohltätigkeit. Der Kirche in Magdeburg wurde 1651 von Nortorf 3 mK gegeben.

Die Folge dieser Kriegszüge war also ein ungeheures Elend für die Bevölkerung. Viele Hufen waren abgebrannt, ihre Besitzer waren entflohen oder gestorben, das Vieh war geschlachtet, die Pferde von den Soldaten weggeführt, die Felder waren unbebaut. Die Hufen lagen also wüst da. Ein Bericht des Rendsburger Amtmannes Christian Rantzau über die wüsten Hufen im Amte schildert uns diese Not. Der Bericht findet sich im Staatsarchiv zu Schleswig[7] und ist 1646 abgefaßt, da etwa 4 Jahr kein „Ding= und Recht“ gehalten war. Er berichtet, daß er fast den ganzen Monat Dezember mit der Haltung „des Ding und Rechts“ zubringen mußte. „Vudt das umbso vielmehr, weil wegen des nunmehr Gott Lob vberstandenen Krieges, dasselbe fast in die Vier Jahr nicht gehalten, nunmehr aber wegen Ew. Königl. Maytt. darunter merklich versirenden interesse der bruchfälligen Sachen ondt deren apdingung halber“ gehalten werden Es waren im Amte 150 wüste Hufen vorhanden.

Um sie muß wieder zu besetzen, werden sie von der Kanzel proclamiret, „ob sich niemandt finden möchte, der dieselben wieder annehmen wolle. Ich habe ober allen angewanten Fleiß niemand dazu bringen können, zumahlen, daß bey den größesten theill die Zimmer ondt Gebäude abgebrant, Kein pferde ondt ander Vieh, welches Sie bey Annehmung einer wüesten Hueffe pflegen zu bekommen, dabey Vorhanden, ondt alßo woll zu befahren, daß die wüesten Huefen des Amptes nicht in diesem noch in folgenden drey oder Vier Jahren alle werden wieder besetzet werden können, zumahlen die schweren Contributionen (= Steuern) die Leute abschrecken gantze oder halbe Hueffen anzunehmen, besonders ein jedweder nur suchet wie er in einer kleinen Kate oder Hütte sich aufhalten ond wohnung haben möge; Ja noch täglich genug zu schaffen habe daß ich die ienigen (twelches der größeste theil der Ampts Vuterthanen sein:) so auf schwachen füeßen stehen, bey ihren Huefen zu pleiben erhalten kann; wie den auch sonderlich die wiederbesetzung de wüesten Huefen, dieses in Ampt Renßburg sehr schwer machet, daß Ew. Königl. Maytt den abgebranten Vnterthanen zu wiederaufbavung ihrer Häußer bishero kein ander Holtz als Leden ondt Stender zu geben bewilliget, In den benachbarten fürstlichen Aemptern ond ander Orten aber ihnen alles nötiges bavholtz zur aufbawung ihres Haußes gegeben. Die folgenden zwölf Friedensjahre brachten natürlich keine ausreichende Erholung und der nun folgende Polackenkrieg (1657—60) zerstörte das Wenige wieder und richtete neuen Schaden an.

Der Polackenkrieg (1657—60).

Gustav Adolfs Tochter und Erbin hatte 1654 die schwedische Krone niedergelegt und ihr Vetter Karl X. Gustav von Pfalz=Zweibrücken war ihr Nachfolger geworden. Er bekämpfte von 1656 an die Polen und gewann mit Hilfe des Großen Kurfürsten den Sieg bei Warschau. Dem Dänenkönig Friedrich Ill. schien die Gelegenheit günstig, den Schweden die im westfälischen Frieden gewonnenen Bistümer Verden und Bremen abzunehmen. Diese hatte Friedrich III. vorher verwaltet. So erklärte Dänemark am 5. Juni 1657 den Krieg an Schweden. Am 20. Juni erhielt Karl Gustav die Kriegserklärung, am 23. brach er auf und am 22. Juli erreichte er bei Trittau die holsteinische Grenze. Er zog über Elmshorn und Bramstedt nach Kellinghusen und stand am 5. August vor Itzehoe. Dieses beschoß er mit glühenden Kugeln und am 7. und 8. Angust brannte es fast vollständig ab. Ueber Rendsburg ging er nach Schleswig, wo er schon am 14. August anlangte. Ueberall im Lande blieben schwedische Truppen zurück. Am 26. Februar 1658 erfolgte der Friedensschluß, nachdem die Schweden verschiedene dänische Inseln besetzt hatten. Aber schon im August desselben Jahres erneuerte Karl Gustav den Krieg, indem er auf Seeland landete. Darauf zogen österreichische und brandenburgische Truppen unter dem Großen Kurfürsten, begleitet von polnischen Truppen, zur Unterstützung der Dänen herbei. SchleswigHolstein war, wie so oft, Schauplatz der Kämpfe und es hatte wieder alle Drangsale des Krieges zu ertragen. Besonders die Polen hausten hier fürchterlich, sodaß der ganze Feldzug als „Polackenkrieg“ noch lange im schlimmen Andenken im Lande stand.

Auch unser Gebiet hatte wieder schwer zu leiden. Der Wald zwischen Boeken und Gnutz wurde von den Schweden verbrannt. Nortorf selbst soll zum Teil abgebrannt sein<refDomeier: Prov.=Bericht 1794. I. 188 </ref>. Die Nortorfer Kirche und die Gebäude der Geistlichen und des Küsters hatten sehr gelitten. 1660 wurde für 33 Kl und 1661 für 54 K Fensterglas gebraucht. Vom Kirchenspeicher raubten die Schweden 3½ Tonnen Roggen. Die Bökener Hufe blieb wieder ihre 3 Tonnen Kirchenroggen rückständig, in Gnutz fehlen 1660 von 5 Besitzern 13 Tonnen, in Thienbüttel 5 Tonnen von 2 Besitzern; aus dem Bargstedter Viertel fehlten 15 Tonnen von 10 Besitzern. Noch 1663 sind 104 Kl, 1664 noch 89 K als Restanten aus dem Ankruger Viertel erwähnt. Gleichfalls blieben die Schuldner die Zinsen rückständig. Manche mußten Geld von der Kirche neu aufnehmen (z. B. Stieper sjetzt Glindemann] Böken). Manche Hufen sind wieder wüst geworden, 2 in Warder und eine in Schülp werden genannt. Dem Kirchenjuraten Freuß Kaack in Nortorf raubten die Polacken u. a. auch die Kirchenrechnung. Der Kaplan erhielt wieder kein Gehalt, sondern mußte während der Kriegszeit Geld für seinen Unterhalt „von ehrlichen Leuten auff Zinsen nehmen.

Dazu kam teure Zeit. 1656 kostete der Roggen in Nortorf 3 20 /, 1661 aber 13 gl. Es war eine schwere Zeit. „Die Leute sind wegen der ausgestandenen Kriegßpressuren sehr abgemattet"[8]

Zu allem kam 1666 eine Viehseuche, die große Verluste verursachte. Einem Bauern in Homfeld wurden deshalb von seiner 20 Rthlr. 9 / betragenden Contribution 5 Rthlr. 24 ( „wegen Absterbung seines Viehes nachgegeben.“ Ein anderer Besitzer verließ seine Stelle. „Diese Hube ist Hans Ohrten eingethan (= übergeben), daß er die Gebäude wieder in stand bringe und unterhalten solle und zwar frey auf 8 Jahre.“ In diesen brauchte er also keine einzige Steuer zu entrichten. Nach Verlauf der Freijahre (1675) heißt es: „Hans Ohrt will weichen, wenn einander Er bezahlte auch weiter keine Abgaben. Noch was davor geben will“. 1685 hatte sich keiner gefunden, der die Stelle umsonst, nur gegen Leistung der jährlichen Abgaben übernehmen wollte[9]. Wie traurige Zeiten!

Das folgende Aktenstück gibt weitere Auskunft über die Verhältnisse:

„Memoriall

Waß wegen der freyen, und verheuerten Hueben im Kirchspiel Kellinghusen

Ihr. Hochgräfl. Excell. Unterthanen zu hinterbringen

1. Eine Hube zu Metzen so Marxs Tim in Hauer gibt bis dato 28 Rthl. davon 6 Rthl. Jährlich zu Contribution, das übrige in Herrengeld berechnet.

2. Hauß Ohrt zu Humfelt Eine Hube ist frey an Contribution und 4 Rthlr. an Herrengeld.

3. Claus Humfeld zu barchfeld nur ¼ Contribution und besitzt Eine volle Hube.

Demnach Ich meinen Kirchspielvoigt zu Cellinghusen und Lieben getreuen Hauß Langfelt heüte anhere gefordert, und von demselben verstanden, wie obstehende drey Huben in dem Kirchspiel Kellinghusen, bishero als Haur Güter gehalten, und in den Registern davon gehoben worden, Ich aber nicht gemeint, daß dergleichen Güter in dem Kirchspiel inskünftig mehr sein, sondern vielmehr ein Jeder nach seinem Vermögen gesetzet und angeschlagen werden soll; Als wird auch ged. meinem Kirchspielvoigt Hauß Langfelten hiemit befohlen, daß Er bey obige drey Hubenern inskünftig zu observiren, und Sie darnach zu Register zu setzen; wieviel nämlich ein Jetweder die HerrenGelder als eine volle Hube bezahlen, In der Contribution aber Marx Timm vor ¾, Hanß Ohrt und Clauß Humfeld aber jeder vor eine halbe Hube erlegen und die Contribution Gelder einbringen sollen. Wonach Er sich zu richten.

Gegeben Drage d 3. Juni 1682.

D. G. z Rantzow[10].“

Daß auch solche obrigkeitliche Verfügung nichts nützte, zeigt, daß Hanß Ohrt, wie erwähnt, 1685 noch keine Steuern zahlte. Es wurde eben unmögliches verlangt. In den Jahren bis 1700 sind die Konkurse sehr häufig und überall werden wüste und schwache Hufen in den Steuerregistern erwähnt. In dieser Zeit waren in Bünzen 3, in Bucken 2 halbe, in Böken 3 und ⅛/8, n Innien 1 und 2 Achtel vermögende, in Bünzen 1, in Innien 3, in Böken 2 und 2 Achtel mittelmäßige, in Bünzen 1 und in Böken 2 schwache Hufen. Wie es bei den Konkursen und der Wiederbesetzung der Hufen zuging, zeigte schon das Aktenstück über den Bordesholmer Besitz in Bünzen. Hier lasse ich noch eins über die jetzige Carstens'sche Hufe in Innien folgen[11]:

„Kund und zu wißen sey hiermit Jedermänniglich, Nachdem wegen Clauß Glindemanns zu Innien am 27sten February dieses jahres ein gewöhnliches proclama ergangen, und in termino Folgenden Monaths Martij, Keiner deßen Creditoren zu Verzeichnung der schulden, und beobachtung ferneren Rechtens, in der Nortorfischen Voigtey erschienen, und durch solches ausbleiben der Creditoren, dieselbe sambt und sonders, mit ihren etwa habenden Forderungen, inhalts proclamatis hinfüro gäntzlich praecludiret worden, daß dahero der Königl Kirchspiel Voigt zu Nortorff Christian von Würtzen, zu schuldigster observance Königl. interesse, um sothane Huffe nicht unbesetzet zu lassen, mit einen guten Kerl auß Königl. Hoheit, Nahmens Ehler Heschen, und mit Consens deß gantzen Kirchspiels, sich dato dahin Verglichen und Vereinbahret, daß derselbe mehrbemelte Huffe, mit eines Jahres Freyheit von allen diensten und oneriby, vor sich und seine Erben eigenthumbl in Besitz nehmen, und die Königl. Contribution mit Vier Marck vorerst Monahtl. biß zu beßeren auß Kommen richtig abtragen solte: Worauf ihm dann würckl. angewiesen ein lediges Hauß, mit dabey gehörigem Lande, so schlecht bedünget, eine alte Scheune, welche so forth gedecket werden muß. An Horn Viehe 2 Kühe, 1 Starck, 2 Kälber, an pferden: 7 alte abgetriebene pferde, davon eines soforth Verrecket, An Saat Korn: 7 Tonnen, mit solchem allem zu seinem und der seinigen nutzen und besten, eigenes Gefallens Hinkünftig zu schalten und zu walten, wie er bestens Kan und mag. Alles sonder List und gefährde.

Uhrkundl. ist von beiderseits Contrahenten, Gegewärtiger Contract gebührl. unterzeichnet.

Actum Nortorp am 25ten Martij 1692.

Christian Von Würtzen.“

Die Verpfändung der Kirchspiele Kellinghusen und Nortorf.

Die Kriege des 17. Jahrhunderts hatten auch die königlichen Kassen erschöpft und den Staat in große Schulden gestürzt. Da das Land verarmt war, so konnten neue Steuern nicht ohne weitere Verarmung auferlegt werden. Auf diese Weise war also an eine Deckung der Schulden nicht zu denken. Da entschloß sich König Friedrich III. zu einer anderen Maßregel. Jeder, der dem König Geld geliehen hatte, erhielt dafür die landesherrlichen Einkünfte aus einem Distrikt angewiesen als Zinsen für das geliehene Kapital bis zur Zurückerstattung.

So wurde das Amt Segeberg verpfändet. Das Kirchspiel Kellinghusen erhielt 1664 Graf Detlef Rantzau zu Breitenburg. Auch das Kirchspiel Nortork blieb davon nicht verschont. Es wurde 1666 an den Statthalter Friedrich von Ahlefeldt und andere, die eine Forderung von 105 999 Rthlr. hatten, verpfändet[12]. Die Einkünfte des Kirchspiels wurden im ganzen auf 3565 Rthlr. 27 § 6 Z geschätzt, was einem Kapitalwert des Kirchspiels von 89 630 Rthlr. 43 / entsprach. Man rechnete z. B.:

7½ Pflüge in Böken = 232 Rthlr. Einkünfte 5800 Rthlr. Kapital,

4⅛ Pflüge in Bünsing = 129 Rthlr. 9 ß 6 Pf Einkünfte = 3229 Rthlr. 45 ß Kapital,

Die Mühle = 93 Rthlr. 16 ß Einkünfte = 2333 Rthlr. 16 ß Kapital,

4½ Pflüge in Indien = 138 Rthlr. 37 ß 6 Pf = 3469 Rthlr. 25 ß Kapital,

Die Höltzung (königl.) = 100 Rthlr. Kapital.

Es wurden verpfändet an Ahlefeldt:

Ellerdorf 9 Hufen 6 Katen geben 324 Rthlr. 23 ß jährlich,

Schülp 7 Hufen 2 Katen geben 227 Rthlr. 43 ß

Bünsing 4 Hufen 1 Kate geben 130 Rthlr. 32 ß

Die Mühle daselbst 93 Rthlr. 16 ß

Krogaspe 10 Hufen geben 311 Rthlr. 9 ß

Timmaspe 8 Hufen 4 Katen geben 271 Rthlr. 19 ß

Nortorf 2 Hufen 21 Katen geben 163 Rthlr. 10 ß

Seedorf 2 Hufen 1 Kate geben 65 Rthlr. 46 ß

Großen Warder 4 Hufen 1 Kate geben 125 Rthlr. 26 ß

(Die Fischerei im See gesetzt auf 400 Rthlr. Kapital.)

Gnutz 16 Hufen 4 Katen geben 520 Rthlr. 36 ß

Bockel 4 Hufen 3 Katen geben 136 Rthlr. 3 ß

Bockel=Mühle 157 Rthlr. 32 ß

Borchdorf 2 Hufen 2 Katen geben 68 Rthlr. 30 ß

(Fischerei daselbst 225 Rthlr. Kapital.)

Tinenbüttel 5 Hufen 6 Katen geben 180 Rthlr. 42 ß

Gr. Vollstedt 6 Hufen 3 Katen geben 199 Rthlr. 39 ß

(Fischerei 260 Rthlr.)

Indien 4 Hufen 2 Katen geben 138 Rthlr. 37 ß 6 Pf

Die Höltzung auf Hanß Katgen Hufe ist gesetzet, weil das ander Holtz der leute eigen auf 100 Rthlr.

Eißendorf 3 Hufen 1 Kate

Sehl. Diederich Fausten Erben in Fleußburg haben zu fordern Kapital und Zinsen 6160 Rthlr. davor ist ihnen zugeleget

Böcken 7 Hufen 3 Katen geben 234 Rthlr.

Eißendorf 1 Hufe (Angabe fehlt.)

Wie lange diese Verpfändung gedauert hat, habe ich nicht gefunden. Kellinghusen wurde 1691 wieder eingelöst.

Früher gehörten zur Kirchspielvogtei Nortorf höchst wahrscheinlich auch die Dörfer Bargfeld und Homfeld, die kirchlich auch dahin gehörten. Der Verwaltungsbezirk (Kirchspielvogtei) deckte sich gewöhnlich mit dem Kirchensprengel und so ist es anzunehmen, daß die genannten Dörfer Was die Veranlassung zur Abauch politisch nach Nortorf gehörten. trennung gegeben hat, ist unbekannt. Diakonus Dr. Kuß=Kellinghusen schreibt darüber[13]: „Wahrscheinlich hat es damit folgende Bewandtnis.

Ums Jahr 1650 war die Kirchspielvogtei Kellinghusen nur von geringem Umfange, und da es damals auch noch keine Zollstelle im Kirchdorf gab so war der Kellinghusener Kirchspielvogt hinsichtlich seiner Einnahme auf die kleine Kirchspielvogtei beschränkt. Nun wurden aber 1650 dem Grafen Christian Rantzau zu Gefallen nicht nur die Dörfer Rensing und Mühlenbarbeck von der Vogtei getrennt, sondern ihr auch 6 Tonnen Rocken entzogen, welche sie bis dahin jährlich vom Gute Rostorf und einigen Untergehörigen desselben bezogen hatte, und daß ihr für solche Verluste eine Schadloshaltung geworden, ist doch sehr wahrscheinlich. Nun enthalten aber die beiden der Vogtei entzogenen Dörfer 13½ Pflüge, und die beiden der Vogtei gehörenden Dörfer im Kirchspiele Nortorf gleichfalls 13½ Pflüge.“ So wahrscheinlich das auch erscheint, zutreffend ist es nicht, denn schon in den ältesten Steuerregistern des Amtes, die im Schleswiger Staatsarchiv vorhanden sind, von 1602, gehören Bargfeld und Homfeld zur Kirchspielvogtei Kellinghusen. Wenn also die Abtrennung erfolgt ist, so muß sie schon in älterer Zeit liegen. Vielleicht hängt es aber mit ihrer früheren Zugehörigkeit zum Gute Sarlhusen zusammen. Daß diese Dörfer dahin gehört haben, ergibt sich daraus, daß sie 1647/48 Sarlhuser Dienstgeld für abgelöste Hofdienste ans Amt Rendsburg bezahlten[14].

Fußnoten

  1. Hansen: Geschichte der Stadt Itzehoe S. 61.
  2. Langheim: Nachrichten über das Amt Rendsburg. Handschrift im Staatsarchiv zu Schleswig
  3. Hansen: a. a O. S. 63.
  4. Kirchenscheffel, mit dem der zu liefernde Kirchenroggen gemessen wurde. Ueber seine Größe siehe: Heimat 1912 S. 305.
  5. Zeiger der Turmuhr.
  6. = einlösen.
  7. Acta A. XVII. Nr. 1243 im Staatsarchiv z. Schleswig.
  8. Staatsarchiv z. Schleswig. B. III. 1. N. 83.
  9. Staatsarchiv z. Schleswig. B. III. 1. N. 83.
  10. Staatsarchiv zu Schleswig. Acta B. III. 1 N. 83. Kirchspiel Kellinghusen war damals dem Grafen Detlef Rantzau zu Breitenburg verpfändet.
  11. Hauß und anderer Kauf Contracten Protocollum des Kirchspiels Nortoff pag. 56 im Archiv des Amtsgerichts zu Nortorf. Des weiteren zit.: Altes Kontraktenbuch von Nortorf.
  12. Staatsarchiv z. Schleswig. B. III. 1. Nr. 82.
  13. Neues Staatsbürgerl. Magazin 8. S. 201.
  14. Die Heimat 1901. S. 75.