Archiv:Die Schule in Aukrug - Eine Untersuchung zur Schulentwicklung

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Waldemar J. Moritz und Reimer Reimers: Die Schule in Aukrug - Eine Untersuchung zur Schulentwicklung, Selbstverlag, Aukrug 1975

Titelseite
Waldemar J. Moritz, geboren am 19.11.46 in Bamberg, Student, Gemeindevertreter seit 1974
Reimer Reimers, geboren am 26.4.45 in Aukrug-Böken, seit 1970 an der Aukrug-Schule als Lehrer tätig, Gemeindevertreter seit 1974

Vorwort und Danksagung

Der Leser in Aukrug wird wissen, daß die Autoren Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands sind. Nach der Kommunalwahl 1974 wurden sie Gemeindevertreter in der Gemeindevertretung Aukrug. Die Autoren sind sich darüber im Klaren, daß diese Arbeit von allen Seiten kritisch beleuchtet werden wird. Sie haben daher versucht, objektive Tatbestände und Zustände und Parteipolitik streng zu trennen. Der Leser wird dies auch im Aufbau der Arbeit erkennen können.

Der Leser wird zur Kritik aufgerufen. Die Autoren glauben, daß die vorgelegte Untersuchung sachlicher Kritik standhalten wird. Es ist zu erwarten, daß nicht jeder Leser die gleichen Schlüsse aus den vorgelegten Materialien ziehen wird, die die Autoren am Schluß der Untersuchung gezogen haben. Wenn aber die Zahlen und Materialien in aller Ruhe überprüft werden, wird man kaum andere Schlüsse ziehen können.

W.J.M.

R.R.

Ich komme an dieser Stelle gerne der Verpflichtung nach, Dank zu sagen. Mein Dank gilt insbesondere Herrn Svensson im Statistischen Landesamt Schleswig-Holstein, Einwohnermeldewesen, der mich in jeder Hinsicht bei der Sichtung der statistischen Materialien unterstützt hat. Frau Christa Windolph hat in dankenswerter Weise die umfangreichen Schreibarbeiten erledigt, und den frühen Zeitpunkt der Drucklegung ermöglicht.

Mein besonderer Dank gilt dem Grund- und Hauptschullehrer Reimer. Reimers aus Aukrug-Böken, der mir bei der Abfassung des letzten Teils zu Verfügung gestanden hat und dort auch als Co-Autor zeichnet. Er stand mir bei der redaktionellen Überprüfung der Gesamtarbeit mit Rat zur Seite.

Waldemar J. Moritz

Für den Inhalt verantwortlich: Waldemar J. Moritz

Herausgeber: Waldemar J. Moritz, Reimer Reimers

Aukrug, Januar 1975

Stand der Materialien: Bevölkerungsentwicklung 31. Juni 1974, Schülerzahlen etc. November 1974

Erscheint im Selbstverlag, sämtliche Rechte bei den Herausgebern, Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Herausgeber

Druck: Christoph Lessow, 23 Kiel 1, von der Goltz-Alle 19, Auflagenhöhe: 400 Exemplare, Exemplare können auf Anforderung nachgeliefert werden,

Einleitung / Einführung

Die Kernfrage, die im folgenden beantwortet werden soll, lautet:

Droht die Auflösung des Aufbauzuges, weil die Entwicklung in Aukrug in Bezug auf die Geburtenzahlen nicht steil nach oben verläuft

oder besteht tatsächlich die Chance, daß der Aufbauzug in eine einzügige Realschule umgewandelt wird, wie es die CDU fordert?

In der Schulfrage haben sich SPD und CDU eindeutig festgelegt und Stellung bezogen. Die Ansichten der Parteien sind in der Schulfrage völlig gegensätzlich. Interessant ist die Haltung der Schulleitung.

Die CDU fordert in ihrem Wahlprogramm zur Kommunalwahl 1974 für Aukrug die Vorschule, Grundschule, Hauptschule und einen einzügigen Realschulzug. Die Pläne von Kreis und Land sehen im Generalschulbauplan für Aukrug dagegen nur die Grundschule vor. Die Forderung der CDU nach einem einzügigen Realschulzug ist 1974 immer wieder in Sitzungen der Gemeindevertretung mit Nachdruck vertreten worden, Nach Ansicht von Herrn Necker ist das Problem der Schule ausführlich in der CDU und mit Bürgern diskutiert worden. Die Ansicht der CDU stützt sich auch auf die Entwicklung in Aukrug, sodaß in den nächsten Jahren mit einer Steigerung der Schulanfängerzahlen gerechnet werden könne. Insbesondere wurde immer wieder auf die geplanten Bauvorhaben in Aukrug hingewiesen, Der damit verbundene Zuwachs an Einwohnern würde auch einen erheblichen Zuwachs an Schulanfängern mit sich bringen. Daher sieht die CDU bisher keinen Grund, von ihrer Forderung nach einer einzügigen Realschule abzurücken.

Die SPD tritt dagegen für eine Auflösung des Aufbauzuges und für eine schulische Ausrichtung nach Hohenwestedt ein. Im Wahlprogramm für die Kommunalwahl im März 1974 heißt es:

„Der SPD-Ortsverein betrachtet die schulische Entwicklung im AUKRUG mit einiger Sorge, Der zur Zeit noch gültige Generalschulbauplan ist veraltet und bedarf dringend der Anpassung an die Wirklichkeit. (...) Wir kommen nicht darum herum festzustellen, daß alle Planungen, diewesentlich vom jetzigen Generalschulbauplan abweichen, nicht mit Landes- und Kreismitteln gefördert werden. Was heißt das für den AUKRUG? Aufgrund der derzeitigen Entwicklung der Schülerzahlen wird der Aufbauzug nicht in einen 2‑zügigen Realschulzug umgewandelt werden können. Auf lange Sicht ist die Errichtung einer Gesamtschule in Hohenwestedt mit Einzugsbereich AUKRUG eine vernünftige Lösung. Die Zeit der einzügigen Schulen ist vorbei! Die moderne Pädagogik fordert fortschrittlichere Konzeptionen.“

Die SPD-Gemeindevertreter betonten immer wieder, daß nach ihren Unterlagen die Schulentwicklung anders verlaufen werde als nach Ansicht der CDU. Trotz einer Steigerung der Einwohnerzahlen müsse man für die nächsten Jahre mit einem Rückgang der Geburten und Schulanfänger rechnen. Aufgrund dieser Entwicklung werde sich daher weder der Aufbauzug am Leben erhalten können noch werde man in Aukrug eine einzügige Realschule bekommen. Jetzt schon sind am Aufbauzug ungefähr 30 % auswärtige Schüler aus anderen Einzugsbereichen.

Die Ansicht der SPD in Bezug auf die weitere Schulentwicklung wurde immer wieder als falsch hingestellt. Noch im November 1974 bekräftigte die Mehrheit der Gemeindevertretung, daß man aufgrund der Entwicklung bei der Forderung nach einer einzügigen Realschule bleibe. Die Berichte und Artikel der SPD hätten unter der Bevölkerung Verwirrung gestiftet.

Im Herbst hat sich die Schulleitung ebenfalls in die Schuldiskussion eingeschaltet. Sie sagte für die nächsten Jahre eine Steigerung der Einschulungszahlen voraus und bekräftigte somit die Haltung der CDU. Es darf daher nicht verwundern, wenn der Bürger durch die völlig gegensätzlichen Ansichten verwirrt ist. Wem soll er Glauben schenken? Den Parteien mit ihren unterschiedlichen Ansichten? Der Schulleitung etwa?

Den Eltern schulpflichtiger Kinder ist bis jetzt wenig geholfen worden. Soll man ein Kind auf den Aufbauzug schicken, wo die einen sagen, er würde sowieso bald aufgelöst werden. Soll man es nach Hohenwestedt schicken, wo die anderen sagen, in Aukrug werden wir ja bald selbst eine einzügige Realschule erhalten?

Wir haben uns daher entschlossen, die Materialien, die die Autoren in ihrer Haltung zur Schulfrage bestärken, zu veröffentlichen und den Aukruger Bürgern und Eltern zugänglich zu machen. Wir hoffen, daß dieses Material die Diskussion um die Schulfrage auf eine sachliche Grundlage zurückführt. Es wäre begrüßenswert, wenn auch die CDU ihre Unterlagen und Zahlen veröffentlichen würde, damit der Bürger einen unabhängigen Vergleich selbst machen kann.

Was hat die Entwicklung der Bevölkerung und der Schülerzahlen sowie der Einschulungszahlen mit dem Aufbauzug und einer Realschule zu tun?

Sehr viel, In Aukrug herrscht zur Zeit akuter Schülermangel, obwohl die Schülerzahlen ansteigen: In den oberen Klassen der Hauptschule sind so wenig Schüler, daß im Augenblick drei Klassen zusammengefaßt werden müssen. Am Aufbauzug sind durchschnittlich 30 % auswärtige Schüler.

Will man für den Aukrug eine einzügige Realschule, so müssen erheblich mehr Schüler vorhanden sein. Von den zu erwartenden Schülerzahlen müssen die

Sonderschüler,

Abgänge ans Gymnasium und

auswärtigen Schüler

abgezogen werden. Danach müssen immer noch so viele Schüler vorhanden sein, um die Grundschule (8 Klassen), die Hauptschule (5 Klassen) und die Realschule (6 Klassen) aufzufüllen.

Da wir jetzt schon zu wenig Schüler haben, müßten also in den nächsten Jahren erheblich mehr Kinder, vor allem Kinder in den frühen Lebensjahren vorhanden sein. Wird dies möglich sein?

Die Entwicklung Aukrugs 1954/55 – Juni 1974

Entwicklung der Einwohnerzahlen

Die Entwicklung der Einwohnerzahlen

Die Entwicklung der Einwohnerzahlen in Aukrug verlief seit dem Kriegsende in vier Phasen,

  1. Phase bis zur Jahresmitte 1962 sanken BER Einwohnerzahlen fast beständig,
  2. Phase: bis zum Jahresende 1969 nahm die Zahl der Einwohner stark ZU.
  3. Phase: von Jahresende 1969 bis Mitte 1970 fiel die Zahl der Einwohner um fast 300,
  4. Phase: seit Mitte 1970 steigen die Einwohnerzahlen wieder an, haben aber bis zur Jahresmitte 1974 noch nicht den Stand von 1969 erreicht. Es ist nicht auszuschließen, daß bis zum Jahresende 1974 oder Jahresmitte 1975 der Einwohnerstand von 1969 überstiegen wird.

Die 1. Phase stellt den Abbau des Flüchtlingsberges dar, nachdem nach 1945 in Aukrug viele Flüchtlinge angesiedelt wurden. Die 2. Phase könnte man deuten als Zustrom von Einwohnern bedingt durch die Randlage Neumünsters und dem verstärkten Angebot von Arbeitsplätzen in der näheren und weiteren Umgebung von Aukrug. Interessant ist dabei die Feststellung einer Untersuchung (Quelle Nr. 5), die Aukrug zum großen Teil als Wohngebiet ausweist mit starkem Pendleraufkommen.

Will man über die weitere Entwicklung Aukrugs Aussagen treffen, so kann die erste Phase nicht zur Beurteilung herangezogen werden, weil sie nicht die Entwicklung der 'natürlichen' Bevölkerung wiedergibt.

Ab Mitte 1962 scheint sich die Abwanderung der Flüchtlinge stabilisiert zu haben, sodaß die Wohnbevölkerung Aukrugs nach Mitte 1962 vornehmlich aus drei Gruppen besteht:

  1. alteingesessene Aukruger
  2. in Aukrug seßhaft gewordene Flüchtlinge
  3. Zuzüge nach Aukrug

Der Verlauf der Kurve von Jahresende 1969 bis Mitte 1970 hängt nur mit der Umstellung der statistischen Erfassungsmethode für Einwohner ab. Im Laufe der Zeit ergibt sich zwischen der monatlichen Zählung (der sogenannten Fortschreibung) und den Zahlen der Volkszählung ein Unterschied. Dieser Unterschied wird dadurch behoben, daß man die Zahlen der Volkszählung als neuen Ausgangspunkt für die monatliche Fortschreibung benutzt. In diesem Zeitraum sind also keine 300 Aukruger fortgezogen oder gestorben. Es wurde nur die Abweichung zwischen monatlicher Fortschreibung und Volkszählungsergebnissen ausgeglichen, Die Volkszählung erfasst die Einwohnerzahl genauer. Es wird in Aukrug vielfach gesagt, die Abschaffung des Aufbauzuges würde schwerwiegende Folgen für die weitere Entwicklung Aukrugs haben, Gerade wegen des Aufbauzuges würden die Neuansiedler nach Aukrug kommen. Diese Meinung ist durch nichts bewiesen worden. Sie scheint mir vielmehr eine Schutzbehauptung zu sein.

Aukrugs Entwicklung wird nicht durch das Fehlen des Aufbauzuges behindert werden, Aus der Kurve ist nicht ersichtlich, auch nicht andeutungsweise, daß die Aufwärtsentwicklung durch das Vorhandensein der Hauptschule oder des Aufbauzuges bedingt is., Die Darstellung von Zuzügen und Fortzügen beweist ( Abb 3 ), daß trotz des Aufbauzuges und trotz der Hauptschule die Fortzugsbewegung aus Aukrug erstaunlich groß ist!

Die Entwicklung der Geburten

Entwicklung der Geburten

Aus der Darstellung werden drei wichtige Zusammenhänge sichtbar;

  1. Die Zahl der jährlichen Geburten steigt nicht steil an, sie hat nach 18 Jahren am Jahresende 1972 den gleichen Stand wie 1954! Das Jahr 1973 ist der absolute Tiefpunkt in der Geburtenentwicklung,
  2. Seit 1963 ist die Zahl der Geburten rückläufig. Die Geburtenfreudigkeit in Aukrug sinkt!

Das Ergebnis dieser Untersuchung deckt sich auch mit den anderen Untersuchungen seitens des Landes, die generell für die nächsten Jahre ein Sinken der Geburtenfreudigkeit und der jährlichen Geburtsraten vorhersagen. Ein Sinken der Geburten bedeutet aber auch ein Sinken, zumindest einen Stillstand in der Entwicklung der Einschulungsund Schülerzahlen (siehe auch unter 7.). Es darf also nicht geschlossen werden, daß ein Anstieg in der Wohnbevölkerung auch einen Anstieg in den Einschulungszahlen bedeutet!

Die Zahl der Schulanfänger in Aukrug hängt in erster Linie von den hier geborenen Kinder ab, und nur in zweiter Linie von den Zuzügen mit Kindern, Da 1953 56 Kinder geboren wurden, so ist zu erwarten, daß nach 6 Jahren etwa 50 bis 60 Kinder eingeschult werden. Während dieser 6 Jahre ist es möglich, daß einige der geborenen Kinder wegziehen oder sterben und daß andere Kinder hinzuziehen.

Diese Untersuchung hat gezeigt, daß die Entwicklung bei den Geburten rückläufig ist. Es ist auszuschließen, daß sich die Entwicklung von heute auf morgen plötzlich ändern wird.

Die Entwicklung der jährlichen Sterbefälle

Die Entwicklung der jährlichen Sterbefälle

Abb. 2 enthält ebenfalls die Entwicklung der jährlichen Sterbefälle in Form der gestrichelten Linie. Leider konnte die Entwicklung der Alterspyramide für den Aukrug nicht herangezogen werden, weil ich die nötigen Unterlagen nicht beschaffen konnte. Der Leser wird sich daher mit der Entwicklung der Sterbefälle begnügen müssen. Es ergeben sich recht interessante Schlüsse, auf deren Bedeutung ich die Gemeindevertreter hinweisen möchte.

Die Zahl der Sterbefälle ist 1972 um ca 29 % höher als 1954, während die Zahl der Geburten von Jahr zu Jahr durchschnittlich sinkt, bleiben die Sterbefälle von 1956 bis 1973 immer über 20, 3. Bei der jetzigen Sterberate und sinkendem Geburtenzuwachs droht der Altersaufbau der Gemeinde eine Überalterung aufzuweisen,

Zuzüge/Fortzüge

Entwicklung der Zuzüge/Fortzüge

Aus der Darstellung der Zuzüge und Fortzüge wird folgendes deutlich:

  1. Bis Juli 1961 ziehen mehr Menschen aus Aukrug weg als umgekehrt.
  2. Seit Juli 1961 halten sich Zuzugs- und Fortzugsbewegung in etwa die Waage. Wir haben zwar einen enormen Zuzug nach Aukrug, der aber von den Fortzügen fast wieder aufgezehrt wird. Die Wohnbevölkerung Aukrugs unterliegt einer sehr starken Wanderungsbewegung. Die Gründe für diese starke Wanderung sind meines Wissens nach noch nicht untersucht worden, Es wäre für die Gemeinde sicher von Bedeutung zu wissen, warum so viele aus Aukrug wieder wegziehen.

Zusammenfassung

Welches Bild für die Bevölkerungsentwicklung in der Gemeinde Aukrug hat die Untersuchung bisher ergeben?

  1. Die Einwohnerzahlen steigen an.
  2. Trotz steigender Einwohnerzahlen sinken die jährlichen Geburten beständig.
  3. Auch die Zuzüge bringen nicht außergewöhnlich viel Geburten.
  4. Der Zuzu-gsüberschuß bewirkt keine wesentliche Steigerung der Schulanfängerzahlen.
  5. Dem starken Zuzug steht ein fast ebenso großer Fortzug entgegen.

„Es muß daher angenommen werden, daß sich die Geburtenentwicklung, so wie sie sich augenblicklich abzeichnet, in den nächsten Jahren nicht wesentlich ändern wird. Daher wird auch die Zahl der Schulanfänger jeweils 6 Jahre später nicht wesentlich höher liegen. Die Prognose der Schulleitung vom 10. Sept. 74 muß als utopisch bezeichnet werden. In Aukrug wird auch in den nächsten Jahren noch akuter Schülermangel vorherrschen. Damit schwinden auch die Aussichten, jemals in Aukrug in den nächsten Jahren einen einzügigen Realschulzug einzurichten. Die tatsächliche Entwicklung steht dem entgegen. Die Forderung nach einer einzügigen Realschule hätte auch im November 1973 von der CDU nicht gestellt werden dürfen, weil die sich abzeichnende Entwicklung klar vor Augen lag. Zwischen November 1973, dem Zeitpunkt der Veröffentlichung des CDUWahlprogrammes und Juni 1974, dem Redaktionsschluß dieser Untersuchung, ist nichts Außergewöhnliches in der Bevölkerungsentwicklung geschehen, was nicht das abzeichnende Bild bestätigt hätte. Auch im November 1973 hätte das Urteil lauten müssen: In Aukrug wird sich aufgrund der Entwicklung keine Realschule einrichten lassen. Je länger der CDU-Ortsverband an seiner Ansicht und Haltung starr festhält, umso größer wird der Schaden für Aukrug, insbesondere für die Schüler sein.“

Die Bedeutung der Schulanfängerzahlen für die Schulentwicklung

Was haben die Geburten in Aukrug und die Schulanfängerzahlen mit der einzügigen Realschule zu tun?

Sehr viel, Die Zahl der Grundschüler muß groß genug sein, daß nach den 4 Schuljahren nach Abzug der Gymnasiasten und Sonderschüler noch genügend Schüler für die Hauptschule und die 6-klassige Realschule übrig bleiben, und zwar dazu noch soviel, daß keine Klassen zusammengelegt werden müssen.

Wieviel Schüler sind dazu mindestens notwendig ?

Erfahrungsgemäß gehen nach dem 4. Schuljahr ca. 20 % ans Gymnasium. Die restlichen Schüler teilen sich in der Regel zu 50 % in Hauptschüler und Realschüler. Dabei muß noch beachtet werden, daß während der ersten vier Schuljahre noch ca, 10 % der Schüler auf die Sonderschule überwechseln, Weiter muß beachtet werden, daß unter gewissen Umständen Klassen zusammengelegt werden können. Die Klassenstärken müssen also.so sein, daß dieser Zustand ausgeschlossen wird. Diese Zahl liegt bei 45 Schülern!

Zahlenbeispiel:

zu Beginn des 1. Schuljahres = 60 Grundschüler

10 % Sonderschüler bis Ende des 4. Schuljahres = 6 Schüler

verbleiben am Ende des 4. Schuljahres noch 54 Schüler

von 54 Schülern gehen ca. 20 % aufs Gymnasium = 11 Schüler

verbleiben noch 43 Schüler für die Hauptschule und Realschule.

Diese 43 Schüler werden je zu 50 % auf die Hauptschule und Realschule verteilt: 22 Hauptschüler und 21 Realschüler.

Bei 43 verbleibenden Schülern für Haupt- und Realschule besteht immer noch die Gefahr, daß an der Hauptschule Klassen zusammengelegt werden müssen.

Man muß sich bei diesen Ausführungen darüber im Klaren sein, daß bei 11 Geburten im Jahr 1973, die von der Schulleitung vorausgesagte Einschulungszahl für 1979 von 56 Einschulungen offensichtlich nicht erreicht werden können.

Auch diese überaus optimistisch geschätzte Einschulungszahl von 56 Kindern, die jeder sachlichen Grundlage entbehrt, erreicht immer noch nicht die Zahl 60, die als kritische Grenze für die Einrichtung eines Realschulzuges gelten mag.

Die allgemeine Entwicklung

a) Laut einer Meldung der Landeszeitung vom 16.11.1973 sagte der parlamentarische Vertreter des Kultusministers folgenden Rückgang der Grundschülerzahlen in Schleswig-Holstein voraus:

1973/74 knapp 181.000 Grundschüler

1974/75 gut 179.000 Grundschüler

1980/81 etwa 140.000 Grundschüler

b) Nach einer Mitteilung der Kultusminister und Beobachtung der Bevölkerungsstatistiker wird sich die rückläufige Entwicklung in den nächsten Jahren verstärkt fortsetzen und auf Haupt- und Realschulen sowie auf Gymnasien bis hin zu den Hochschulen übergreifen. Am 16.12.1974 schreibt die KN:

„"Pillen-Knick" zeigt erste Auswirkung in der Grundschule. Geringer Schülerrückgang setzt sich verstärkt fort. Bonn -ap- Der verstärkte Gebrauch empfängnisverhütender Mittel in der Bundesrepublik hat im vergangenen Jahr erstmals direkte Auswirkungen auf die Grundschule gehabt. Nach Ermittlung der Konferenz der Kultusminister der Länder führte der Geburtenrückgang, kurz 'Pillen-Knick'! genannt, 1973 zum erstenmal seit langer Zeit in der Grundschule zu einem geringen Rückgang der Schülerzahlen von 4 217 595 im Jahre 1972 auf 4 119 000. Diese Entwicklung wird sich nach Mitteilung der Kultusminister und Beobachtung der Bevölkerungsstatistiker in den nächsten Jahren verstärkt fortsetzen und auf Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien bis hin zu den Hochschulen übergreifen.“

c) Auch der Innenminister des Landes Schleswig-Holstein rechnet mit einem Rückgang der Geburten und Schüler für den Regionalraum III, zu dem Aukrug gehört. Für Aukrug ist nur die Grundschule vorgesehen. (Anlage 4)

d) Der Kreis Rendsburg-Eckernförde wird sich solange an den Generalschulbauplan halten, wie sich die Entwicklung in Aukrug in Bezug auf Geburtenzahlen nicht positiv ändern wird. Der Generalschulbauplan sieht für Aukrug nur die Grundschule vor. (Anlage 3)

e) Sogar Herr Jensen als Bürgermeister prognostiziert am 7. Mai 73 die Zahl der zu erwartenden Schulanfänger als rückläufig. Man muß sich fragen, wie die CDU in Aukrug ihre Haltung mit der Prognose von Herrn Jensen, ebenfalls CDU, vereinbaren will. Schon im März, also 8 Monate vor dem CDU-Wahlprogramm teilte Herr Jensen folgende Vorhersage mit (Anlage 2):

1974/75 = 54 Schulanfänger
1975/76 = 53 Schulanfänger
1976/77 = 45 Schulanfänger
1977/78 = 52 Schulanfänger
1978/79 = 52 Schulanfänger

Herr Jensen meint dann weiter, daß mit Sicherheit eine Anzahl weiterer Schulanfänger durch Zuzug junger Familien ergibt. In den letzten Jahren hätten sich in Aukrug vielfach junge Familien mit Kindern in der Gemeinde Aukrug angesiedelt. Er hofft, daß der tatsächlich ermittelte Rückgang von 54 auf 52 Schulanfänger durch vermehrten Zuzug ausgeglichen wird. Diese Hoffnung ist mehr als trügerisch.

In einem am 7. März 1974 mit der Hohenwestedter Zeitung geführten Interview sagte Herr Jensen, die Entwicklung der Gemeinde Aukrug sei in den letzten Jahren anders verlaufen, als es im Generalschulbauplan berücksichtigt worden sei. Die Gemeinde sei deswegen der Ansicht, daß man keine vollendeten Tatsachen schaffen solle, bevor nicht die sich abzeichnende Entwicklung ganz klar zu erkennen ist. Nach Ansicht der damaligen Gemeindevertretung, gehe die Entwicklung steil nach oben. Diese Ansicht wird noch bis heute von der Mehrheit der Gemeindevertretung von der CDU geteilt.

Folgendes muß hierzu gesagt werden:

Seitens der CDU wird immer wieder gesagt, die Entwicklung sei noch nicht klar zu erkennen. Auf der anderen Seite gehe sie aber steil nach oben. Das eine schließt aber das andere aus! Wie auch immer man diesen Widerspruch erklären wird: Diese Untersuchung hat gezeigt, daß schon Ende 1973 klar zu erkennen war, wohin die Entwicklung laufen wird. Ich habe mich in Kiel im Statistischen Landesamt um die Zahlen bemüht und als Gemeindevertreter für die Fraktion laufend fortgeschrieben.

Es soll an dieser Stelle nicht vergessen werden, wie die Schulleitung die weitere Entwicklung beurteilt, Wir haben im ersten Teil nachgewiesen, daß schon 1973 klar zu sehen war, daß die rückgehende Geburtenentwicklung sich einschneidend auf die Einschulungszahlen auswirken wird. Trotzdem gibt sich der Schulleiter, Herr Schönheim, recht optimistisch und sagt einen Anstieg der Schulanfänger voraus:

Schulanfänger[1]

1975 1976 1977 1978 1979
54 53 56 54 56

Es wäre interessant zu wissen, wie Herr Schönheim trotz sinkender Geburtenzahlen zu dieser Prognose kommt.

Ich kann mich nicht erinnern, daß sich jemals ein Ausschuß der Gemeindevertretung vor März 1974 offiziell mit der Entwicklung Aukrugs hinsichtlich der Schulfrage befasst hat. Jedenfalls ist in den Sitzungen vor März 1974 niemals ein Arbeitsergebnis des betreffenden Ausschusses der Öffentlichkeit vorgelegt worden.

Auch die Schulpflegeschaft, die ja die Gemeindevertretung in schulischen Angelegenheiten beraten soll, hat sich bis heute hierzu nicht geäußert.

Eine von der SPD-Fraktion geforderte öffentliche Anhörung zum Schulproblem ist von der CDU-Fraktion kategorisch abgelehnt worden.

Die Schule in Aukrug

Schon im Februar 1974 machte sich der SPD-Ortsverein Aukrug Sorgen um die weitere Schulentwicklung.
Nach der Sommerpause wollten die SPD-Gemeindevertreter, daß die Gemeindevertretung als das dafür zuständige Organ sich mit den Aukruger Bürgern über das Schulproblem unterhält.

Vergleich Aufbauzug - Realschule

(Stand November 1974)

Eine Realschule umfaßt 6 Klassen, der Aufbauzug nur 4. Damit ist das Bildungsangebot an der Realschule größer. Die Schüler lernen mehr in 6 Jahren als in 4 Jahren, Realschüler sind also Aufbauzugschülern eindeutig voraus.

An Realschulen können Schüler besser gefördert werden, weil sie in der 10, Klasse zwischen einem sprachlichen und mathematischen Zweig wählen können, Dazu ergibt sich an der Realschule die Möglichkeit der Wahlfachdifferenzierung, Beides ist am Aufbauzug unmöglich. Der Aufbauzug bietet den Schülern nicht die Chancen, die ihnen eine zweizügige Realschule bietet.

Realschulfachlehrerversorgung des Aufbauzug Aukrug:

7 Fächer werden nicht durch Fachlehrer unterrichtet:

  • Mathematik
  • Kunsterziehung
  • Französisch
  • Textiles Werken
  • Geschichte
  • Hauswirtschaft
  • Leibeserziehung

Für folgende Fächer sind Fachlehrer vorhanden:

  • 2 x Erdkunde
  • 2 x Religion
  • 2 x Physik
  • 1 x Biologie
  • 1 x Deutsch
  • 1 x Chemie
  • 1 x Englisch

Struktur der Schule Aukrug

a) Grundschule (224 Schüler)

Aukrug hat 8 Grundschulklassen, die alle relativ schwach besucht sind:

1. Schuljahr: 52 Schüler
2. Schuljahr: 52 Schüler
3. Schuljahr: 51 Schüler
4. Schuljahr: 62 Schüler

Die geringe Schülerzahl erlaubt zwar ein leichteres Lernen und - Lehren; sie reicht aber nicht aus, um die Hauptschule zu füllen, geschweige denn einen Aufbauzug.

b) Hauptschule (115 Schüler)

5. Schuljahr: 52 Schüler
6. Schuljahr: 46 Schüler
7. Schuljahr:
8. Schuljahr: zusammen 34 Schüler
9. Schuljahr:

Die Schwäche der Hauptschule zeigt sich vor allem darin, daß 3 Jahrgangsklassen aufgrund der niedrigen Schülerzahlen in einer Klasse zusammengefaßt sind.

Wenn der 1. Stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Aukrug, Herr Carstens, davon spricht, daß dort, wo eine zweizügige Grundschule möglich ist, auch eine zweizügige Hauptschule möglich ist, spricht er sicher nicht von der Gemeinde Aukrug. Die Zweizügigkeit der Hauptschule in Aukrug ist für die absehbare Zeit nicht zu erreichen.

c) Aufbauzug (108 Schüler; davon 73 aus Aukrug, 35 aus anderen Einzugsbereichen

R7: 35 Schüler
R8:29 Schüler
R9:16 Schüler
R10:28 Schüler

32 % der Realschüler stammen nicht aus Aukrug, sondern aus anderen Realschulbereichen.

Mit Recht kann weiter vermutet werden, wenn man die Klassen H7 - H9 mit dem Aufbauzug vergleicht, daß der Aufbauzug durch die auswärtigen Schüler gehalten wird.

Eine nähere Analyse des Aufbauzuges spricht für sich:

R 7 : 12 Schüler stammen nicht aus dem Einzugsbereich Aukrug: 34 %
R 8 : 8 Schüler stammen nicht aus dem Einzugsbereich Aukrug: 28 %
R 9 : 5 Schüler stammen nicht aus dem Einzugsbereich Aukrug: 31 %
R 10 : 9 Schüler stammen nicht aus dem Einzugsbereich Aukrug: 33 %

In Aukrug herrscht Schülermangel, und dieser Zustand wird sich in absehbarer Zeit nicht beheben lassen.

Sinn des Aufbauzuges

Solange die Infrastruktur in ländlichen Räumen mangelhaft war, hatte der Aufbauzug eine Daseinsberechtigung, gab er ja begabten Schülern die Möglichkeit, nicht nur die Hauptschule zu besuchen, sondern darüber hinaus ein in etwa gleichwertiges Zeugnis zur Realschule zu erhalten. Das Problem des Fahrschülers war somit nicht gestellt.

In der heutigen Zeit, wo Bildung, Wissen und Kenntnis die Zukunft eines Schülers für sein späteres Leben bestimmen, kann nur die beste Ausbildung an Schulen das Beste für unsere Schüler sein.

Wenn schon der Aufbauzug an sich eine Benachteiligung gegenüber Realschülern darstellt, dann muß gefragt werden, ob man in einer Zeit verbesserter Infrastruktur und besserer Verkehrswege noch ruhigen Gewissens Schüler auf Aufbauzüge schicken kann und soll. Wenn wir sagen, daß nur die Begabtesten einer Hauptschule nach dem 6. Schuljahr einen Aufbauzug besuchen sollten, so setzt dies eine volle Hauptschule voraus. In Aukrug herrschen umgekehrte Verhältnisse: Die Hauptschule ist nicht einmal einzügig gegliedert, und der Aufbauzug hält sich nur durch die auswärtigen Schüler am Leben.

Zieht man noch dazu in Betracht, wie mangelhaft der Aukruger Aufbauzug mit Fachlehrern versorgt ist, so muß man sich fragen, wer noch guten Gewissens in der heutigen Zeit, wo es auf die Ausbildung wesentlich ankommt, sein Kind auf diesen Aufbauzug schicken kann, wenn in Hohenwestedt eine mit Fachlehrern besser versorgte Realschule besteht.

Die Zukunft des Aufbauzuges und Lösungsvorschläge

Die SPD-Vertreter beantragten dazu ein Anhörverfahren.
Diese öffentliche Diskussion der Gemeindevertreter mit Aukruger Bürgern und Fachleuten wurde dann später von der CDU-Mehrheit rundweg abgelehnt.

Reimer Reimers

Aus den vorangegangenen Fakten wird klar, daß weder Aufbauzug noch Realschulzug in Aukrug lebensfähig sein werden. Darüber hinaus ist sogar der Bestand der Hauptschule (verläuft die Geburtenentwicklung weiter wie bisher) ernsthaft gefährdet. Auch eine zweizügige Grundschule wird es dann nicht mehr geben können, sondern nur noch eine einzügige. Diese Prognose soll noch einmal kurz verdeutlicht werden.

1973 hat es laut Statistisches Landesamt in Kiel in Aukrug nur 11 Geburten gegeben.

1974 bis Juni 13 Geburten.

Rechnet man einmal wohlwollend die Zuzüge bis zur Einschulung dieser beiden Jahrgänge hinzu, darf man für 1979 und 1980 vielleicht je 25 Einschulungen voraussagen.

Die Grundschule kann aber erst zweizügig werden, wenn die Einschulungen pro Jahrgang über 44 liegen.

Es gilt nun nach Alternativen zu suchen, um das anstehende Problem zu lösen. Wir wollen diese Alternativen für die Aukruger Schulentwicklung auf den folgenden Seiten aufzeigen und begründen.

Folgende Gesichtspunkte müssen bei realitätsbezogenen Lösungsvorschlägen berücksichtigt werden:

  1. Geburten- und Schülerzahl
  2. pädagogische,
  3. finanzielle und
  4. organisatorische Gesichtspunkte.

Unter 5. sollen endgültige Lösungsvorschläge aufgezeigt werden.

Geburten- und Schülerzahlen

Die Entwicklung der Einwohnerzahlen, der Geburten, der Sterbefälle, der Zuzüge und Fortzüge in Aukrug ist nicht so, daß hier in den nächsten 10 Jahren mit entscheidendem Zuwachs gerechnet werden kann. Auch geplante Baumaßnahmen ändern an dieser Tatsache nur wenig. Das Absinken der Geburtenzahlen in den letzten 11 Jahren hat mit nur 11 Geburten im Jahr 1973 den absoluten Tiefpunkt erreicht. Für 1974 sind bis Juni 13 Geburten ermittelt worden.

Man muß sich allen Ernstes fragen, woher die CDU-Fraktion in der Aukruger Gemeindevertretung den Mut nimmt, unter diesen Gesichtspunkten noch einen Realschulzug zu fordern; denn die Geburtenzahlen für 1973 waren seit Anfang 74 im Statistischen Landesamt einzusehen. Das hätten auch die Vertreter der CDU machen können, bevor sie Aussagen zur Schulplanung treffen.

Nicht einmal die Hauptschule wird bei weiteren ähnlichen Geburtenzahlen für die kommenden Jahre hier in Aukrug verbleiben können, auch wenn vielleicht aufgrund der momentanen relativ starken Schülerzahlen die Hauptschule 1979 ein einziges Mal einzügig werden könnte. Das wird aber die Ausnahme bleiben, denn von da ab wird die Schülerzahl wieder sinken.

Auch die allgemeine Geburtenfreudigkeit sinkt. Für 1980/81 werden in Schleswig-Holstein nur noch etwa 140.000 Grundschüler statt 181.000 für 1973/74 erwartet, 1973/74 hatten wir den Höchststand der Grundschülerzahlen.

Diese Entwicklung wird auch vor Aukrug nicht halt machen. Sie wird bei uns ähnlich verlaufen (dies ist belegt durch unsere Nachforschungen im ersten Teil dieser Dokumentation).

Ein weiterer Gesichtspunkt: bei der Umwandlung des Aufbauzuges in einen Realschulzug würde dieser 6 Klassen bekommen (vom 5. - 10. Schuljahr), Es entfällt für Schüler aus der näheren Umgebung Hohenwestedts, Nortorfs und Neumünster-Wasbek also jeglicher Grund, unseren dann einzügigen Realschulzug zu besuchen, da sie dann ja auch bei uns 6 Jahre und nicht wie bisher nur 4 Jahre zur Realschule gehen müßten, Sie wären dann bei uns also den gleichen Leistungsanforderungen ausgesetzt (von der Schuljahreszahl an der Realschule her gesehen). Die ohnehin schon schwache Besetzung unserer Aufbauzugsklassen, die im Moment über 30 % auswärtige Schüler haben, würde bei einer Umwandlung in einen Realschulzug noch schwächer werden, weil die auswärtigen Schüler dann weitgehend fernbleiben würden.

Hält man sich diese Zahlen und Fakten einmal in aller Ruhe und ohne Lokalpatriotismus vor Augen, kann einem doch nur die Einsicht kommen, daß die Planung eines Realschulzuges hier in Aukrug nicht mehr als ein bedauerliches Wunschdenken auf Kosten unserer Schüler sein kann.

Pädagogische Gesichtspunkte

Man muß bei der Schulplanung für Aukrug davon ausgehen, daß ernstzunehmende Bildungspolitiker aller Parteien und Verbände sich einig sind, daß die Grundschulen möglichst elternnah eingerichtet werden sollten (möglichst zweizügig), daß die Hauptschulen in zentralen Orten möglichst zweizügig durchgegliedert sein sollten; dies gilt entsprechend für Realschulen in Unterzentren.

Heute hat sich allgemein die pädagogische Ansicht durchgesetzt, daß wenig gegliederte oder einzügige Schulen den Schülern nicht mehr das differenzierte und erforderliche Bildungsangebot bieten können, daß sie nun einmal für eine bestmögliche Ausbildung benötigen. Man kann auch nicht mit dem Argument kommen, früher sei das bei den Dorfschulen ja noch schlimmer gewesen, und die Schüler hätten auch viel gelernt. Was früher gut war, weil es nichts Besseres gab, ist aber heute schlecht, weil es nämlich Besseres gibt. Das ist für unsere Kinder die Realschule Hohenwestedt!

In Hohenwestedt stehen für die Realschüler 7 Sonderräume zur Verfügung: Turnhalle, Musikraum, Handarbeitsraum, Physikraum, Werkraum, Biologieraum, Hauswirtschaftsraum,. Bei uns sind einige Sonderräume schon dauernd durch Klassen besetzt. Nach Abgabe der Aufbauzug-Klassen werden wir im Aukrug für unsere Schüler endlich genug Klassenräume zur Verfügung haben, (Im Augenblick sind es zwei zu wenig). Unter Klassenraumnot haben unsere Schüler zu leiden.

Außerdem ist das Bildungsangebot eines Aufbauzuges erheblich schwächer als das einer Realschule. Eine zweizügige Realschule wird auch ein besseres Fachlehrerangebot bringen können als eine einzügige. Also auch hier Vorteile für unsere Kinder in Hohenwestedt.

Hier in Aukrug haben wir keine Orientierungsstufe. Die R5 und R6 an der Realschule Hohenwestedt sind Orientierungsstufe. Der Sinn der Orientierungsstufe liegt darin, daß aus diesen Klassen auch Versetzungen zur Oberschule zulässig sind, Es kommt zwar nicht so oft vor, bereitet aber dann auch keine Schwierigkeiten, weil die aufnehmende Schule an das Urteil der abgebenden Schule gebunden ist. Aukruger Schüler müssen schon einsame Spitzenleistungen bringen, wenn ihnen die Versetzung aus der H 5 oder H 6 zur Oberschule gelingen soll.

Fazit also auch hier: bessere, vertiefte, differenzierte und zukunftssichere Bildungsmöglichkeiten für die Aukruger Kinder an der Realschule Hohenwestedt.

Eine Vergrößerung der Klassenraumnot ist für 75/76 zu erwarten, wenn die H7 - H9 einmal geteilt werden muß, und ein weiterer Klassenraum fehlen wird, (Dann sind es drei). Die Zustände wären dann unerträglich, aufgrund des Festklammerns der Aukruger CDU an ihren realitätsfremden Vorstellungen. Es liegt in der Hand der Aukruger Gemeindevertretung, die Klassenraumnot an unserer Schule zu beheben. (Durch ersatzlose Auflösung des Aufbauzuges).

Der im Kreisentwicklungsplan für eine zweizügige Grundschule in Aukrug geplante Turnhallenneubau in unmittelbarer Schulnähe und in den erforderlichen Ausmaßen wird durch das Festklammern der CDU-Fraktion an ihrer überholten Schulvorstellung immer weiter hinausgezögert. Trotz neuer Ausstattung mit Turngeräten kann ein ordnungsgemäßer Sportunterricht in der jetzigen Turnhalle wegen ihrer zu kleinen Maße nicht durchgeführt werden. Das geht zu Lasten der körperlichen Entwicklung der Schüler und zu Lasten der sportlichen Entwicklung in Aukrug.

Finanzielle Gesichtspunkte

Die jetzigen Aukruger Aufbauzugkinder könnten bei Auflösung des Aufbauzuges ohne Baumaßnahmen von der Hohenwestedter Realschule aufgenommen werden, deren Schülerzahlen durch die Errichtung eines Realschulzuges in Todenbüttel erheblich geschwächt worden sind. Man ist doch gezwungen, an dem schulpolitischen Sachverstand des CDU-MDL Herrn Fölster zu zweifeln, der sich damals sehr tatkräftig für die Errichtung des Realschulzuges Todenbüttel eingesetzt hat. Dort existiert ein gefährdeter Realschulzug (bedenkt man die Geburtenentwicklung). Dadurch sind die Schülerzahlen für die Realschule in Hohenwestedt geschwächt worden, daß somit die Zweizügigkeit der Hohenwestedter Realschule für die kommenden Jahre auch gefährdet ist. Herr Fölster hat sich darüberhinaus sehr stark gemacht für die Umwandlung des Aufbauzuges in Aukrug in einen Realschulzug, der nicht lebensfähig sein würde. Zwei schwache Realschulzüge in Todenbüttel und Aukrug, eine schwache Realschule in Hohenwestedt. Das ist eine Vergeudung von Finanzen, die (blickt man einmal über die Kirchturmspitze des Aukrugs hinaus) einfach nicht zu verantworten ist.

Auch aus finanzieller Sicht ist also das Nebeneinander dreier um ihre Existenz ringenden Realschulen nicht zu verantworten. Die Finanzlage des Landes Schleswig-Holstein dürfte jedem einigermaßen politisch Interessierten doch bekannt sein, Für den Steuerzahler ist so etwas einfach unzumutbar.

Darüberhinaus würden bei Auflösung des Aufbauzuges in Aukrug allein durch die Einsparung von 5 Realschullehrerplanstellen dem Land weniger Ausgaben in Höhe von ca 250 ooo DM jährlich entstehen. Außerdem müßten bei uns nicht erst kostspielige Neubauten getätigt werden, die doch bald leerstehen würden, Wir fragen: Wer will das verantworten?

Und weiter brauchen sich Eltern und auch die Gemeinde Aukrug keine Sorgen zu machen; denn durch den Besuch der Realschule in Hohenwestedt entstehen unserer Gemeinde keinerlei Kosten; im Gegensatz zur Regelung für die Sonderschüler, wo die Gemeinde Gastschulgelder zu zahlen hat.

Organisatorische Gesichtspunkte

Der Kreisschulausschuß hat für den Aukrug keine mobilen Klasseneinheiten bewilligt. Das ist auch eine Entscheidung gegen die weitere Fortführung des Aufbauzuges sowie eines Realschulzuges. Die Hauptschule Aukrug ist noch nicht einmal einzügig durchgegliedert. Nach den vorliegenden Zahlen unter Berücksichtigung der Abgänger zum Gymnasium, zum Realschulzug und zur Sonderschule wird sie höchstens 1979 für ein Schuljahr die Einzügigkeit erreichen, vorher aber nicht und nachher auch nie wieder. In dieser Situation einen Realschulzug einrichten zu wollen, ist wirklichkeitsfremd.

Die Realschule Hohenwestedt ist jährlich für ca. 25 Realschüler aus Aukrug aufnahmefähig, ohne daß dort zusätzliche Klassenräume gebaut werden müßten, Hohenwestedt würde jederzeit Aukruger Schüler aufnehmen (Aukrug gehört sowieso laut Generalschulbauplan mit zum Einzugsbereich der Hohenwestedter Realschule).

Wenn genügend Aukruger Realschüler nach Hohenwestedt eingeschult werden, kann vom Schulträger Hohenwestedt ein Bus eingesetzt werden, der alle Schüler von Aukrug nach Hohenwestedt und zurück fahren wird. Die Kosten hierfür werden höchstwahrscheinlich aufgrund der schlechten Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hohenwestedt zu je einem Drittel vom Schulträger Hohenwestedt, vom Kreis und vom Land getragen.

Auch die Möglichkeit, unsere Realschüler nach Neumünster zu schicken, haben wir durchdacht, Sie bringt unserer Auffassung nach aber nur Nachteile.

  1. Die Neumünsteraner Realschulen sind randvoll. Unsere Schüler würden deshalb also über das Stadtgebiet verstreut verschiedene Realschulen besuchen müssen, wenn Neumünster sie überhaupt aufnimmt, was sehr unwahrscheinlich ist, Neumünster ist für die Aukruger Realschüler in der Schulplanung nicht als Realschulstandort ausgewiesen.
  2. Unsere Schüler müßten wie die Gymnasiasten mit der Bundesbahn fahren. Ein Schulbus wie nach Hohenwestedt würde nicht gestellt werden. Außerdem müßten dann die Schüler vom Bahnhof in Neumünster noch die zum Teil recht langen

Wege zu den einzelnen Schulen zurücklegen. Das alles spricht gegen die Einschulung unserer Realschüler in Neumünster. Hohenwestedt dagegen bietet nur Vorteile.

Die Gemeinde Aukrug würde weiterhin an Attraktivität als Wohngebiet keineswegs verlieren, wenn unsere Schüler statt eines kranken Realschulzuges hier am Ort eine gesunde Realschule in Hohenwestedt bequem besuchen können und überdies ein besseres Bildungsangebot erhalten werden. Bei Zusammenarbeit aller Fraktionen und Parteien dürfte es ein Leichtes sein, dies den Eltern einsichtig zu machen.

Endgültiger Lösungsvorschlag und Schlußwort

Die Frage ist also, wie kann der Übergang nach Hohenwestedt technisch gelöst werden, und können alle unsere Realschul- bzw, Aufbauzugskandidaten auch die Mittlere Reife erreichen. Durch den Übergang nach Hohenwestedt ist für keinen unserer Schüler das Erreichen der Mittleren Reife ausgeschlossen.

Die Auflösung unseres Aufbauzuges erfolgt nicht von heute auf morgen, sondern würde schrittweise durchgeführt werden. Hier unser Vorschlag:

1975

a) Aufnahme aller Realschulanwärter in Hohenwestedt R 5 (aus unseren beiden 4, Grundschulklassen)

b) Aufnahme unserer Schüler aus der H 6 in Aukrug Az 7

1976

a) Aufnahme aller Realschulanwärter in Hohenwestedt R5 (aus unseren jetzigen beiden 3, Grundschulklassen)

b) Letzte Aufnahme Az 7 (unsere Schüler aus der jetzigen H 5)

1977

Aukrug hat nur noch Az 8, Az 9, Az 10,

1978

Az 9 und Az 10 gehen wegen des Fachlehrerbedarfs als dritte 9. und dritte 10, Klasse nach Hohenwestedt. (Als dritte Klasse ausnahmsweise deshalb, weil sie durch die besonderen Übergangsbedingungen nicht benachteiligt werden sollen).

1979/80

Die letzte Aufbauzug-Klasse aus Aukrug in Hohenwestedt läuft aus. Alle Realschulanwärter werden in Hohenwestedt in die R5 aufgenommen.

Durch diese Lösung bekämen wir schon mit Schuljahresbeginn 75/76 einen zusätzlichen Klassenraum frei (nämlich durch den Abgang der Realschüler aus der G 4 nach Hohenwestedt). In diesen Klassenraum könnten dann die Schüler aus der H 7 - H 8 einziehen, da ja dann die H7 - H9, die jetzt noch in einem Klassenraum ist, einmal geteilt werden muß.

Wir meinen, daß durch die von uns vorgebrachten Vorschläge allen Beteiligten geholfen würde. Dies kann aber nur dann geschehen, wenn diese Vorschläge möglichst schnell von der Mehrheit unserer Gemeindevertretung akzeptiert werden, Es scheint sich anzudeuten, daß es inzwischen auch in der Aukruger CDU-Fraktion Strömungen gibt, die einer pragmatischen Lösung in unserem Sinne nicht abgeneigt sind (offensichtlich aufgrund der von uns auf den letzten beiden Gemeindevertretersitzungen vorgebrachten Zahlen und Argumente). Zu begrüßen wäre es, wenn diese Strömungen sich ohne Angst vor eventuellen Prestigeverlusten verstärken würden und durchsetzen könnten, damit von den Aukruger Schülern großer Schaden abgewendet werden kann. Wir würden aus unserem Herzen keine Mördergrube machen und der CDU-Fraktion unseren Respekt für eine doch wahrhaftig unumgänglich gewordene Meinungsänderung nicht verweigern, immer unter der Voraussetzung, daß diese Entscheidung in angemessenem politischen Stil stattfindet. Den betroffenen Eltern muß so schnell wie möglich durch die Gemeindevertretung reiner Wein über die tatsächliche Lage eingeschenkt werden, das kann nicht länger mehr nur Angelegenheit der SPD-Fraktion bleiben, Unsere Dokumentation wird sicher dazu beitragen, diese Maßnahmen zu erleichtern und interessierten und verantwortlichen Stellen den Ernst der Situation deutlich vor Augen zu führen.

Noch ist es nicht zu spät, das Vernünftige zu tun.

Anlagen, Quellen, Zahlen

Anlage 1

Auszug aus einem Interview der Hohenwestedter Zeitung mit Bürgermeister Jensen vom 7. März 1974

„Frage: Was tut sich auf dem schulischen Sektor, denn auch hier sind mehrfach Anfragen an die Gemeinde gestellt worden?

Antwort: In der Schulfrage vertritt die Gemeindevertretung ein ganz klares Konzept. Sie hat in vielen Beratungen des Schulausschusses und der Gemeindevertretung dazu eine ganz klare Aussage gemacht, die ich gerne noch einmal wiederholen möchte. Die Gemeindevertretung steht auf dem Standpunkt, daß hier im Aukrug eine Grundschule, eine Hauptschule und eine Realschule vorhanden sein sollten. Wir halten diese Forderung für legitim, auch wenn sie mit den Bestimmungen des Generalschulbauplanes nicht in Übereinstimmung steht.

Die Entwicklung der Gemeinde Aukrug ist in den letzten Jahren anders verlaufen, als es im Generalschulbauplan berücksichtigt wurde. Die Gemeinde ist deswegen der Ansicht, daß man hier in Aukrug keine vollendeten Tatsachen schaffen sollte, bevor nicht die sich abzeichnende Entwicklung klar zu erkennen ist. Wir meinen, sie geht steil nach oben, und es wäre aus dieser Sicht nicht zu verantworten, wenn wir jetzt die Schule auflösen würden und nur noch eine Gruridschule behielten, ....."

Anlage 2

Abschrift des Briefes von Bürgermeister Jensen an das Landesschulamt:

„7. Mai 1973

An das

Landesschulamt

23 Kiel

Betr: Schulraumverhältnisse in der Gemeinde Aukrug,

Bezug: Besuch des Bürgermeisters der Gemeinde AEruE am 30. März 1973 bei Herrn Vizepräsident Boysen

Bei meinem mündlichen Vortrag anläßlich der Übergabe eines Berichtes über die Schulsituation in der Gemeinde Aukrug kündigte ich die Übersendung einer zusammenfassenden Darstellung über die weitere Entwicklung der Geburtsjahrgänge in der Gemeinde Aukrug an.

Hier nun das Ergebnis:

Unter Berücksichtigung von Zurückstellungen und Wiederholern ergibt sich nach der Erfassung in den Einwohnermeldelisten folgende Zahl von Schulanfängern für die Schuljahre

1974/1975 - 54 Schulanfänger
1975/1976 - 53 Schulanfänger
1976/1977 - 45 Schulanfänger
1977/1978 - 52 Schulanfänger
und
1978/1979 - 52 Schulanfänger

Hinzu kommen mit Sicherheit eine Anzahl weiterer Schulanfänger, die sich durch Zuzug junger Familien in die Gemeinde Aukrug ergibt.

Wie im Bericht vom 30.3.1973, Seite 4 ausgeführt, haben sich in den letzten Jahren junge Familien mit Kindern in der Gemeinde Aukrug neu angesiedelt. Die Erschließung neuer Wohngebiete ist in vollem Gange und wird mit Sicherheit dazu führen, daß sich die angegebene Zahl der Schulanfänger weiterhin erhöhen wird.

Die Gemeinde Aukrug als Mittelpunkt des nach den Plänen der Landesregierung zu entwickelnden Naturparks Aukrug hat die Vorstellung, daß in dieser Gemeinde eine zweizügige Grundschule mit einzügiger Hauptschule und angeschlossenem Realschulzug vorhanden sein müßte.

Da nach den Plänen der Landesregierung Schleswig-Holstein in den nächsten Jahren mit Sicherheit die Studienstufen an den Gymnasien überall vorhanden sein werden, (bei der Kantschule Neumünster bereits eingerichtet) besteht keine Notwendigkeit mehr, die Schüler mit dem 5. Schuljahr an die weiterführenden Schulen Neumünsters zu entsenden.

Mit der Einrichtung der Studienstufe würde auch jeder Realschüler ohne Zeitverlust den Übergang auf die Studienstufe des Gymnasiums erreichen können. Dabei bleiben ihm beim Besuch der örtlichen Realschule alle Vorzüge erhalten, die dem Fahrschüler schon frühzeitig entzogen werden.

Untermauert durch die vorliegenden Zahlen der Schulanfänger erbittet die Gemeinde Aukrug die Unterstützung sowohl des Landesschulamtes als auch des Kreisschulamtes zur Genehmigung eines neuen Raumprogrammes.

Mit freundlichen Grüßen
gez. Jensen
Bürgermeister“

Anlage 3

- Abschrift -

„Schulamt des Kreises Rendsburg-Eckernförde
237 Rendsburg, d. 15. Okt. 1973, Berliner Str. 1

Az,: Si/Wi

An den
SPD-Ortsverein Aukrug
z. Hd, Herrn Ingo Ziehm
2356 Aukrug
Böker Stieg 6

Betr: Schulplanung der Gemeinde Aukrug
Bezug: Ihr Schreiben vom 18. September 1973

Für den Kreis gelten die derzeitigen Festsetzungen des Generalschulbauplanes, wonach für Aukrug weder Hauptschule noch Realschule bzw. Aufbauzug vorgesehen sind.

Ob die Neuplanungen der Gemeinde Aukrug in der von Ihnen angedeuteten Richtung erfolgreich sein werden, hängt entscheidend von den künftigen Schülerzahlen ab.

Da mir diese ebenso wie die Planungen der Gemeinde naturgemäß nicht genau bekannt sind, habe ich - um Fehlinformationen zu vermeiden - Ihr Schreiben mit der Bitte um weitere Veranlassung an die Gemeinde Aukrug übersandt.

i.V
gez. Bellmann
Ltd Kreisverwaltungsdirektor“

Anlage 4

Auszüge aus dem Entwurf des Regionalplanes für den Planungsraum III vom Innenminister des Landes Schleswig-Holstein

Seite 9:

(6) ...Hinsichtlich der natürlichen Bevölkerungsentwicklung muß bis 1985 im Gegensatz zur Vergangenheit - ähnlich wie im Bundesdurchschnitt und stärker als im Landesdurchschnitt - mit Sterbeüberschüssen gerechnet werden. (...)

Seite 11:

... Als weiteres Hauptziel des Regionalplanes wird eine positive Bevölkerungsentwicklung...bis 1985 angestrebt, obwohl hohe Sterbeüberschüsse zu erwarten sind. (...)

Seite 14:

(3) Bei Fortsetzung des augenblicklichen Trends der Geburtenentwicklung kann es erforderlich werden, von einem höheren Sterbeüberschuß als dem Plan zugrunde gelegt ... auszugehen, Dieser mögliche weitere Rückgang der Geburtenrate kann sich insbesondere auf die Punkt-Infrastrukturplanungen wie z,B, auf die Bildungsplanungen auswirken.

Seite 15;

4.2 Altersaufbau

(1) Ohne Berücksichtigung von Wanderungsbewegungen wird im Planungsraum

- die Zahl der Kinder (unter 15) Jahren etwa parallel zur landesdurchschnittlichen Entwicklung bis 1985 ständig rückläufig sein;

- die Zahl der älteren Menschen (65 Jahre und älter) bis etwa 1980 mit etwas stärkerer Rate als im Landesdurchschnitt zunehmen. (...)

Seite 41 ff (Allgemeinbildende Schulen):

Schulstandorte ... werden durch den Generalschulbauplan vom 2. Nov. 1970 vorgegeben.

Hauptschulen

Die zunehmende Zahl von Übergängen von den Grundschulen zu den Realschulen und Gymnasien hat zur Folge, daß für die Einrichtung von Hauptschulen größere Einzugsbereiche als bisher zugrunde gelegt werden müssen.

Als Hauptschulstandorte sind langfristig in der Regel nur noch zentrale Orte sowie Stadtrandkerne anzusehen. (...)

Soweit die Auszüge. Wichtig ist noch darauf hinzuweisen, daß in der Tabelle am Ende des Entwurfes für Aukrug nur die Grundschule vorgesehen ist. Aufgrund der Entwicklung, die sich schon seit längerem deutlich abzeichnet, sieht das Innenministerium für Aukrug weder die Hauptschule, noch den Aufbauzug noch eine Realschule vor.

Anlage 5

Umwandlung in einen Realschulzug wird weiter angestrebt, Landestzeitung vom 2.12.1974

Bürgermeister Jensen zu „Gerüchten“ um den Aukruger Aufbauzug

Aukrug (dt). Für die Mehrheit der Gemeindevertreter ist es beschlossene Sache, daß der Aufbauzug der Aukrug-Schule in einen Realschulzug umgewandelt werden soll. Diese klare Aussage von Bürgermeister Jensen in der öffentlichen Gemeindevertretersitzung sollte zur Klärung des Schulproblems beigetragen. Das rege Zuschauerinteresse an dieser Sitzung ließ erkennen, daß es hier einer Klärung bedurfte, da verschiedene Äußerungen eine Verunsicherung in die Bevölkerung getragen hatten.

Eine Grafik machte deutlich, daß die Schülerzahl in der Aukrug-Grund- und Hauptschule sowie Aufbauzug von 1968/69 mit 260 Schülern über 339, 356, 377 und 384 in den folgenden Jahren und 406 im Schuljahr 1974/75 eine mehr als über dem Durchschnitt liegende Aufwärtsentwicklung genommen habe. Die Entwicklung der Gemeinde und die der Schule müsse — so Bürgermeister Jensen — als Einheit gesehen werden. Das Konzept der Gemeinde sehe so aus, daß alles getan werde, um nicht nur den Aufbauzug zu behalten, sondern diesen in einen Realschulzug umzuwandeln.

Zu diesem Problem nahm der Sprecher der SPD-Fraktion über schulpolitische Fragen, R. Reimers, Stellung. Es sei nicht richtig, daß seine Fraktion den Aufbauzug bzw. Realschulzug im Aukrug nicht gerne hätte, jedoch hielte sie es für besser, wenn die betreffenden Kinder in Hohenwestedt die weiterführende Schule besuchen würden. Nach seinen Unterlagen würde die vor einiger Zeit ermittelte Zahl von 56 „Einschülern“ im Jahre 1979 nicht den Tatsachen entsprechen, vielmehr seien nach den Angaben des Statistischen Landesamtes für den betreffenden Jahrgang bisher nur elf Geburten registriert worden. Diese äußerst niedrige Zahl wurde von der CDU-Fraktion stark in Zweifel gezogen. Weiter führte Reimers aus, daß der Generalschulbauplan den Besuch der Realschule in Hohenwestedt vorsehe.

Die Stellungnahme beantwortete Bürgermeister Jensen damit, daß von einer Auflösung des Aufbauzuges in der Aukrug-Schule keine Rede sein könne und die Umwandlung nach wie vor angestrebt werde, auch wenn die Auflösung dem Wunsche des Schulrates entsprechen würde. Eine Fortschreibung des Generalschulbauplanes. werde in diesem Zusammenhang angestrebt.

Über die Höhe der Gastschulbeiträge, die von der Sonderschule Hohenwestedt erhoben werden, ist eine Klärung seitens der Kreisverwaltung Rendsburg angefordert worden, die Beiträge scheinen der Vertretung weit überhöht.

Ein 2. Nachtrag war notwendig geworden, weil die am Jahresanfang geschätzten Zahlen in Einnahmen und Ausgaben sich verändert haben und ansonsten gefaßte Beschlüsse der Vertretung Verwirklichung gefunden haben. Einstimmig billigte die Vertretung den Vorschlag, den Verwaltungshaushalt von 1423700 DM um 24 900 DM auf 1 448 800 DM und den Vermögenshaushalt von 1 354 900 um 101 000 auf 1 455 900 DM zu erhöhen.

Zum Regionalplan für den Planungsraum III (Mittelholstein) war die Vertretung der Auffassung, daß in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeitspanne nötige Änderungen nicht möglich waren. Der Bau- und Planungsausschuß legte seine Änderungswünsche vor, die bis auf die schulischen Belange einstimmig angenommen wurden. Hierzu wurde folgende Formulierung vorgelegt: „Die Gemeinde strebt die Änderung des Generalschulbauplanes durch - Fortschreibung in der Weise an, daß sowohl die Hauptschule in der Gemeinde verbleibt, als auch der bestehende Aufbauzug in einen Realschulzug umgewandelt wird.“ Dies wurde mit 12 Ja- und drei Nein-Stimmen in einer Stimmenthaltung angenommen.

Der Wasserverbrauch aller vom Wasserwerk Homfeld versorgten Wasserabnehmer soll vom 1. November durch Zähler gemessen werden. Dies hielt die Vertretung auch im Sinne einer gerechteren Lösung der Wasserversorgung im gesamten Gemeindegebiet für erforderlich. Die finanzielle Belastung des einzelnen halte sich dabei in Grenzen. Mit Wirkung vom 1. Januar wird die monatliche Pauschale je Verbrauchseinheit auf 1,20 DM festgesetzt.

Quellen

  1. Die Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 1867 - 1970, (Historisches Gemeindeverzeichnis), herausgegeben vom Statistischen LANDESAMT Schleswig-Holstein, Kiel 1972
  2. Fortschreibung der Wohnbevölkerung, Kartei der Abteilung für Einwohnerwesen des Statistischen Landesamtes S.-H. Aukrug ab 1970 Bargfeld, Böken, Bünzen, Homfeld, Innien 1954 - 1969
  3. Wahlprogramm des SPD-Ortsvereins Aukrug vom 18. Dez. 1973
  4. Wahlprogramm des CDU-Ortsverbandes vom 20. Nov. 1973
  5. Entwicklungsplan für das Studien- und Modellvorhaben in der Dorferneuerung für das Gebiet der fünf Aukruggemeinden, Kiel 1968.
  6. Entwurf des Regionalplanes für den Planungsraum III, herausgegeben vom Innenminister des Landes S;-H., Abt. Raumordnung, 16. Sept. 1974

Zahlen

Geburten,Sterbefälle, Zuzüge, Fortzüge

1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964
Geburten 38 52 31 38 39 35 35 50 40 56 45
Sterbefälle 24 16 27 21 32 22 32 33 37 33 29
Zuzüge 366 356 375 340 325 289 324 282 255 320 280
Fortzüge 490 474 407 378 330 335 332 326 234 310 293
1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 (Juni)
Geburten 46 43 40 54 37 42 34 38 11 13
Sterbefälle 25 31 20 33 32 42 34 31 29 14
Zuzüge 547 449 529 546 453 405 552 514 452 146
Fortzüge 404 413 504 500 451 307 464 536 376 146

Wohnbevölkerung

Datum Datum Datum
31.01.1954 2808 31.01.1961 2549 31.01.1968 2808
31.07.1954 2813 31.07.1961 2483 31.07.1968 2836
31.01.1955 2755 31.01.1962 2479 31.01.1969 2876
31.07.1955 2714 31.07.1962 2478 31.07.1969 2868
31.01.1956 2670 31.01.1963 2523 31.01.1970 2866
31.07.1956 2634 31.07.1963 2335 31.07.1970 2583
31.01.1957 2623 31.01.1964 2531 31.01.1971 2697
31.07.1957 2603 31.07.1964 2557 31.07.1971 2797
31.01.1958 2586 31.01.1965 2573 31.01.1972 2788
31.07.1958 2586 31.07.1965 2643 31.07.1972 2807
31.01.1959 2596 31.01.1966 2700 31.01.1973 2710
31.07.1959 2562 31.07.1966 2706 31.07.1973 2844
31.01.1960 2574 31.01.1967 2738 31.01.1974 2818
31.07.1960 2581 31.07.1967 2731 31.07.1974 2829

Volkszählungen

  • 25.09.1956 : 2617
  • 06.06.1961 : 2488
  • 27.05.1970 : 2575

Empfängerkreis

  1. Eltern der Schüler der G 3, G 4, H 5 und H 6 an der Aukrugschule.
  2. Schulelternbeirat der Aukrugschule.
  3. Kollegium der Aukrugschule.
  4. Gemeindevertreter in Aukrug.
  5. Bürgerliche Mitglieder der Gemeindevertretung Aukrug und der Ortsbeiräte.
  6. Bürgermeister und Schulleiter der Realschule Hohenwestedt.
  7. Schul- und Kulturausschuß des Kreistages in Rendsburg-Eckernförde.
  8. Kreisschulamt (Landrat, Schulrat) Rendsburg-Eckernförde.
  9. Landesschulamt
  10. Kultusministerium
  11. Mitglieder des SPD-Ortsvereins Aukrug
  12. SPD-Kreistagsfraktion
  13. Die vier in Aukrug gelesenen Regional- bzw. Kreiszeitungen.

Einzelnachweise

  1. Quelle: Anlage vom 10. Sept. 1974 zum Protokoll über die Sitzung des Schulelternbeirates am 22.10.1974