Archiv:Die erste kirchliche Nachricht von 1142

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Die erste kirchliche Nachricht 1142

Die erste kirchliche Nachricht über den Aukrug haben wir von 1140. Erzbischof Adalbert II. hatte das Hamburger Domkapitel erneuert[1] und ihm Einkünfte aus holsteinischen Dörfern, darunter Ennege, Bunzinge und Berchvelde (Innien, Bünzen und Bargfeld), überwiesen. Wenn also diese Dörfer Zehnten geben mußten, so ist sicher, daß damals das Christentum hier festen Fuß gefaßt hatte.

Daß der Aukrug ursprünglich gleich zu Nortorf gehört haben soll, erscheint mir unwahrscheinlich. Die Karte zeigt ihn als angehängten Zipfel des Kirchspiels Nortorf, der eigentlich nicht dahin paßt. Dazu kommt noch, daß der Aukrug und die großen südlichen Dörfer des heutigen Kirchspiels Nortorf (Gnutz, Timmaspe, Krogaspe und Schülp) mit einem Pfarrzehnt von zwei Scheffeln belastet sind, während Nortorf und die nördlich von ihm liegenden Dörfer 3 Scheffel gaben. Dieser Zehnt von drei Scheffeln ist vom Erzbischof Liemar (1072-1101) eingeführt, um den Holsten, die durch die vielen Wendeneinfälle schwer heimgesucht waren, ihre kirchlichen Lasten zu erleichtern. Bei dieser Nachricht ist verwunderlich, daß nur die nördlich von Nortorf liegenden Dörfer diesen größeren Pfarrzehnt haben. Der Pfarrzehnt von zwei Scheffeln findet sich auch im Kirchspiel Kellinghusen.

Ich vermute, daß diese unterschiedliche Höhe der Pfarrzehnten ihren Ursprung in der Zeit ihrer ersten Fixierung hat, daß also die Kirchspiele mit zwei Scheffeln Pfarrzehnt älter sein müssen als die mit drei Scheffeln, die Fixierung also vor Liemars Zeit gelegen haben muß, denn einmal festgesetzte Abgaben, auch staatlicher Art, blieben im Mittelalter stets auf ihrer einmal festgesetzten Höhe bestehen. K. H. Gaasch hat in seiner Untersuchung über die Pfarrorganisation in Dithmarschen und Holstein[2] die Pfarrzehnten nicht berücksichtigt, da keine frühen Urkunden über sie bekannt sind.

Da nun der Aukrug als unorganisches Anhängsel am Kirchspiel Nortorf auf der Karte zu erkennen ist, da er zwei Scheffel Pfarrzehnten gibt, so vermute ich, daß die später zu besprechende Kapelle in Innien längst vor der Gründung des Kirchspiels Nortorf bestanden hat und zu ihrem Bezirk auch die Dörfer Gnutz, Timmaspe, Krogaspe, Schülp und Borgdorf gehörten. Nortorf ist auf dem Grund Borgdorfs errichtet, da noch zur Zeit der Feldaufteilung[3] um 1780 Borgdorf südlich von Nortorf Ackerländereien in Besitz hatte. Als nun die Herren von Westensee den Zehnten der genannten Nortorfer Dörfer erwarben, der Zeitpunkt ist unbekannt, war der Aukrug zu klein, um einen Priester zu unterhalten. Die Kapelle blieb bestehen, wurde aber von Nortorf aus bedient.

Nortorf hatte seine größte Bedeutung in der Zeit der nach Norden vordringenden Kolonisation nach 1100. Es wurde für kurze Zeit, wie P. v. Hedemann—Heespen in seiner Geschichte der Güter Deutsch-Nienhof und Pohlsee schreibt, Mittelpunkt kirchlicher Propaganda, soweit sie nicht vom Neumünsterischen Kloster und dem Bornhöveder Adel ausging, sondern, auf Schenefeld fußend, mehr westholsteinischen Ursprungs war. Nicht lange blieb es in dieser Vorpostenstellung. In das menschenarme Gebiet bis an die Eider drangen die Holsten vor. Durch die Gründung der Reinoldsburg wurde ein fester Stützpunkt für das weitere Vordringen der deutschen Kultur und des Christentums gewonnen. Nortorf hätte einen solchen nach seiner ganzen ungeschützten Lage nicht geben können. „Nur eins ist Nortorf aus dem Jahrhundert seiner größten Bedeutung geblieben: hier liefen im Norden der Grafschaft die wichtigsten Straßen zusammen, von Rendsburg nach Neumünster, von Itzehoe nach Kiel und selbst über die Königsfurt von Eckernförde her."

Ein weites, aber dünn bevölkertes Gebiet umfaßte dies Kirchspiel. Es stimmten die Kirchspiele durchweg mit den weltlichen Verwaltungsbezirken (Vogtei, Gobezirk, Hundertschaft) überein.

„Auch das große Nortorfer Kirchspiel scheint nicht mehr als 120[4] Hufen umfaßt zu haben." Die weiten Heide- und Waldgebiete und der magere Boden bedingten eine geringe Bevölkerung. Der Anteil des einzelnen an der Feldmark, die Hufe, mußte dafür von bedeutendem Umfang sein. Die weiterhin erwähnte Urkunde über die Einkünfte der Nortorfer Pfarrstelle gibt 138 zehntpflichtige Hufen an. Sie zeigt uns, daß das Kirchspiel in katholischer Zeit sich weiter nach Norden erstreckte. Pohlsee, Blocksdorf, Enkendorf, Rumohr, Sören und Blumenthal gehörten dazu. Das Kirchspiel erstreckte sich also von Bargfeld bis vor die Tore von Kiel.

Die Nortorfer Kirche war dem heiligen Martin geweiht. Das Kirchensiegel zeigt sein Bild.

Fußnoten

  1. Urkd. u. Reg. I. Nr. 76 u. 121.
  2. K. H. Gaasch, Die Pfarrorganisation in Dithm. u. Holstein. ZSHG, Bd. 76 und 78.
  3. Kloster Itzehoe VüI Nr. 955.
  4. 120 = ein Großhundert. Der Begriff war noch um 1900 im Rethandel üblich.