Archiv:Entstehungsgeschichte des Kreises Rendsburg
Georg Reimer: ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DES KREISES, aus Fritz Drescher: Der Kreis Rendsburg. Herausgegeben im Auftrage des Kreisausschusses, Kiel 1931
Die Kreise sind Verwaltungsbezirke der preußischen Zeit (ab 1867). Vorher führten ähnliche Bezirke den Namen Amt. Amt und Kreis Rendsburg stimmen nicht überein. Vom heutigen Kreis gehörten nicht zum Amt (vgl. Karte):
- Die Stadt Rendsburg mit ihren Hufen in Osterrönfeld, Duvenstedt, Fockbek, Hörsten;
- die Hohner Harde, die Kirchspiele Hohn, Hamdorf und die Dörfer Duvenstedt und Rickert umfassend;
- die adeligen Güter, nämlich Kirchspiel Bovenau und Westensee und Gut Sarlhusen mit ihrem Streubesitz;
- zeitweise das Amt Hanerau, umfassend Kirchspiel Hademarschen und die Dörfer Aasbüttel, Bokhorst, Kohlenbek;
- die Besitzungen des Klosters Itzehoe;
- Die Besitzungen des Gutes Drage in Hohenwestedt und die heute zu Steinburg gehörenden Dörfer des Kirchspiels Schenefeld;
- Breitenburger Besitz im Kirchspiel Kellinghusen;
- die Krummendieker Besitzungen in Nutteln.
Zum Amt gehörten aber vom heutigen Kreise Steinburg die Kirchspiele Kellinghusen, Brokstedt, Teile von Kaisborstel und Pöschendorf sowie vom heutigen Kreise Eckernförde Borgstedt und Lehmbek. Zeitweise gehörte auch Neumünster zum Amte, so daß zur Reformationszeit das Gericht des Amtes als Gericht der „söven Karspelen“ (sieben Kirchspiele: Schenefeld, Hohenwestedt, Kellinghusen, Nortorf, Jevenstedt, Rendsburg und Neumünster) bezeichnet wird.
Die Zusammenfassung dieser Kirchspiele scheint erst zwischen 1451 und 1459 bei Verschreibung des Leibgedinges für die Gemahlin Adolfs VIII. erfolgt zu sein. Ihr werden nach Adolfs Tod zugehören: Schloß, Stadt und Vogtei Rendsburg mit den Kirchspielen Rendsburg (Raumort), Jevenstedt, Nortorf und Westedt und die Kirchspiele Neumünster, Schenefeld und Kellinghusen. Aus der Gegenüberstellung der vier und drei Kirchspiele ist zu schließen, daß letztere damals erst zum Amt gekommen sind. Neumünster ist 1490 vom Amt abgenommen.
1470 trat Adolfs VIII. Witwe das Amt an die Königin Dorothea (Gemahlin Christians 1.) für 2500 Rhein. Gulden und eine jährliche Rente von 8oo Gulden ab. Nach deren Tode fiel es an den König Johann (1495). Bei der Teilung von 1544 erhielt Herzog Johann das Amt, dazu kamen vom Amte Gottorf die Dörfer Borgstedt, Lehmbek und Campen (bei Büdelsdorf). Fockbek blieb dem König für Nachtlager auf Durchreisen. Einkünfte: 3300 Mk. ı5 Schillg. ro Pfg. ohne die Vorwerke Rendsburg, Haale und Sarlhusen (?), Holz und Fischerei. Der Rendsburger Zoll brachte 4000 bis 4500 Mk. Nach Johanns Tod (1580) erfolgte eine neue Teilung. Rendsburg fiel durchs Los an den König. Seitdem gehörte es zum königlichen Anteil.
Die Hufenzahl des Amtes ist uns von 1568 überliefert: 49r Hufner, 113 Kätner mit Pflug und Wagen (= Achtelhufner) und 232 Wurtzetteln (Kätner ohne Pflug und Wagen). Dazu kamen noch 6 Hufen und 2 Katen geistliches Lehen. 1597 waren es 605 Hufen, 1626: 596 Hufen, 1683: 558%. Die Matrikel von 1652 setzte das Amt auf 517 Pflüge zur Steuer, gegen Ende des Jahrhunderts erniedrigte man die Zahl auf 470%. Auf die Kirchspiele verteilte sich diese Zahl: Raumort 116, Jevenstedt 29, Nortorf 116, Hohenwestedt 69, Schenefeld 93%, Kellinghusen 47, Haale 3. Die Stadt Rendsburg war zu 75 Pflügen, ihre Besitzungen waren zu 18 Pflügen und die Kirchen- und Armenlasten zu acht Pflügen angesetzt. (Vgl. Karte.)
Einwohnerzahlen 1803: 14.139, 1840: 20.768, 1845: 22.129, 1875: 51.341, 1895: 59.5885 1905: 65.317, 1910: 73.108, 1925: 73.833, 1930: 75.258 (ohne das 1928 abgetrennte Schierensee). Die starke Zunahme 1875 ist durch die Einbeziehung der Stadt Rendsburg und der Gutsbezirke zu erklären.
Die 1930 regulierte Buckener Au[1]
Das Amt Hanerau war 1470 mit Amt Steinburg vereinigt, 1490 bei der Teilung kam es wie Rendsburg an den König Johann, 1526 wurde es Lehngut, 1613 vom König zurückgekauft und zum Amte Rendsburg gelegt, 1629 aber selbständiges Amt, 1664 verkauft, 1777 zum Amte Rendsburg gelegt. 1784 bis 1798 war es wieder abgetrennt, dann wurde es endgültig zum Amt Rendsburg gelegt. Nach der Erhebungszeit (r. April 1853) wurden die Rendsburger Dörfer nördlich der Eider vom Amte getrennt, Nübbel, Fockbek, Alt- und Neu-Büdelsdorf kamen an die Hohner Harde, Borgstedt und Lehmbek an die Hüttenharde: Die Eider — Holsteins Grenze!
Die Lokalverwaltungsbehörde im Amt war die Kirchspielvogtei, deren Bezirk, das Zivilkirchspiel, ungefähr mit dem eigentlichen Kirchspiel zusammenfiel. Es ist wahrscheinlich aus der alten HunHundertschaft (20 Hufen — Großhundert wie im Rethandel) entstanden. An seiner Spitze stand der Kirchspielvogt, der bis etwa 1700 aus den einheimischen Bauernfamilien war, dann aber von Beamten gestellt wurde.
Große Veränderungen im Umfang des Amtes brachte der Uebergang Schleswig - Holsteins an Preußen mit dem 1. Januar 1867. Es entstand der Kreis Rendsburg. Das damalige Kirchspiel Kellinghusen (mit Brokstedt) wurde abgetrennt, die Stadt Rendsburg und die adeligen Güter der Kirchspiele Bovenau und Westensee, die Klösterlich Itzehoer Besitzungen und die Drager und Krummendieker Hufen in Rendsburger Dörfern kamen zum Kreis. Gleichzeitig (1867) wurden die verbleibenden fünf Kirchspielvogteien in drei zusammengelegt, indem Jevenstedt zu Raumort kam und Hohenwestedt zwischen Nortorf und Schenefeld geteilt wurde.
1878 wurde die Hohner Harde hinzugefügt, die bis dahin zum Kreise Eckernförde gehörte; 1889 wurden die Kirchspielvogteien aufgelöst und die Amtsbezirke eingerichtet. Die letzte Veränderung brachte die Ausführung des Gesetzes über die Aufhebung der Gutsbezirke, durch die der Gutsbezirk Schierensee zum Kreise Bordesholm gelegt wurde (1928).
Einzelnachweise
- ↑ Unklare Bildunterschrift und Aufnahmeort des Fotos konnten noch nicht geklärt werden.