Archiv:Von Datum auf Ferien in Innien

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Wohnstube im Hof Gloy
Vorne stehend Klaus Henning Rohwer, daneben Oma Miedde Glöy, daneben Opa Henning + meine Mutter Inge Lösch
V.Ln.r. Meine Mutter Inge Lösch, Jan- Dieter Lösch, Oma Miedde Glöy, Jens- Uwe Lösch.
V.Ln.r. Jan- Dieter u. Jens-Uwe Lösch. Sommer 1950
Jan- Dieter u. Jens-Uwe Lösch. Sommer 1950
Jan- Dieter u. Jens-Uwe Lösch. Sommer 1950
Jan- Dieter u. Jens-Uwe Lösch. Sommer 1950
Auf der Gartenbank im Garten. Jens- Uwe Lösch, Opa Henning Glöy und ich
Jan-Dieter, Annemarie Seeligmann, Jens-Uwe Lösch (Ca. 1950 Sommer)
Deutlich zu erkennen, die Chaussee-Bäume vom Gloy-Hof; Richtung Viertshöhe
Anna, Anneliese Schneede Heinrich Schneede (Neumünster)
Marie (Miedde) Glöy
Jens- Uwe Lösch lässt sich von Bruder Jan- Dieter in der Schubkarre fahren
In DATUM wird um Opa Henning Glöy aus Innien getrauert
Henning Glöy war im 1. Weltkrieg 1917 eingesetzt in Flandern (Belgien)
Hans-Jürgen, Jens Uwe, Jan Dieter (ca. 1956)

Als drei bis vierjähriger Knirps, ging ich mit Opa Henning auch mal am Sonntag, in das Altenteil des Hofes, wenn er etwas Zeit hatte. Er wollte dann mal nach dem Rechten sehen. Denn hier waren ja so viele Flüchtlinge untergebracht. Unten wohnte die Familie SAWATZEKI, mit ihren Kindern Detlef und Bruno. Die bewohnten die Wohnung, die zu Claus BUTENSCHÖN hin ausgerichtet war. Meine Tante Marleen Aschmann geb. Glöy, mit ihren Kindern, bewohnte die Wohnung zum GLOY-Hof hin.

Über Sawatzkis Eingangstür auf dem Hinterhof, führte eine Holztreppe an einer drei Meter hohen Mauer, hinauf auf den Boden. Hier waren mehrere Räume und Kammern vorhanden. Hier lebten mehrere Leute, ein Opa Paul GRÖNKE mit Frau? Dann lebten da wohl ein Schneider, und die Familie Max PINNOW.

PINNOW hatten die Tochter DORIS. Später kam wohl noch eine Tochter hinzu? Opa Henning war ziemlich groß, und an den niedrigen Türen auf dem Boden, stieß er sich oftmals seinen "GLATZKOPF " der dann leicht blutete. Wenn Doris PINNOW wusste, dass wir auf dem Hof waren, kam sie gerne vorbei, um mit uns zu spielen. Sie war etwas älter als ich. Sie gehörte eher zu Dirk Aschmann.

Auf der großen Diele, durften wir mit dem Gestell eines alten ausgedienten Kinderwagens spielen. Der hatte sehr hohe Räder, so wie sie damals üblich waren. Der Kasten fehlte. Nur das Gestell war vorhanden. Einer Konnte darauf sitzen, und Doris schob uns dann von der großen Dielentür bis nach hinten an die Kuhstalltür. Das war eine Doppel Schwenktür. Sie war etwas breiter, so dass bequem eine mit Gras beladene Schubkarre hindurch passte. Und von hier ging es wieder zurück zur Dielentür.

Bei Regenwetter war das eine tolle Abwechslung. Denn sonst spielten wir ja viel lieber draußen, irgendwo auf dem Hof. Meistens kam auch Heidi GOLCHERT noch hinzu, wenn die Schule beendet war. Wenn die Tagelöhner die Pferde gefüttert hatten und die Pferde nicht benötigt wurden, brachte Ewald MÖLLER sie auf die Wiese zum SÖREN. Dann durfte ich immer auf dem dickeren Pferd "Max " zur Koppel reiten. Wir kamen an dem Hof von Witt,s vorbei.

Lisa Witt bekam damals auch eine Tochter. Ich durfte mit Oma hin, um das Baby zu begutachten, das in ihrem Kinderzimmer lag. Mir erzählte man, der „Klapperstorch" hätte das Baby gebracht. Nun ja, auf Bauer THUN seinem Haus, waren ja genügend Störche im Nest! Heute weiß ich, dass "Die SACHE" doch etwas anders verläuft, um Kinder zu bekommen! Wenn wir die Pferde auf der Wiese laufen ließen, freuten sie sich, und galoppierten erst einmal einige Runden.

Ewald Möller und ich gingen nun zurück zum Hof. Bei "UDDEL" DUSCHNER, gingen wir zu einem Heckloch, das auf die Hauskoppel führte. Der SCHMÄHKOPPEL . Auf der Nachtkoppel standen ständig drei große Eisenwalzen herum, um damit die Maulwurfshügel im Frühjahr platt zu walzen. An einem Sonntagnachmittag, gab es eine große Überraschung für all die Ferienkinder auf dem GLOY-Hof.

Mit Gebrüder Grimm MÄRCHEN, wurden wir immer gut versorgt. Oftmals, waren die Märchen aber auch selber von Opa Glöy ersonnen! So sollte nun eine alte HEXE, die beim „SCHIETLOCH " wohnte, (das SCHIETLOCH war eine Müllkuhle, die sich gleich rechts zu Beginn des heutigen Claus GLOY Weg befand. Hier hatte man wohl mal viel Sand entnommen? Und nun füllte man sie mit den Hofabfällen, dem Schiet "Iangsam wieder an) Süßigkeiten versteckt haben. Und die mussten wir nun suchen. Also, wanderten wir alle mit Opa Glöy zum SCHIETLOCH. Es war sehr tief. Immer auf Ausschau nach der „Alten Hexe "mit ihrem Kopftuch und der lagen höckerigen Nase. Sehen wollten wir sie auf keinen Fall. Am SCHIETLOCH angekommen, stiegen wir alle einen seitlichen Abhang hinab, bis wir unten waren. Hier standen auch kleine Bäume und Büsche. Und ein altes verrostetes Auto lag hier auch. Das hatte man einfach hier herunter gestoßen. Und dann sahen wir schon die Überraschung! Vom Auto, zu einem Baum, war eine Schnur gespannt. Hieran hingen ganz viele kleine gläserne Handstöcke, die mit bunten, süßen „LIEBESPERLEN " gefüllt waren.

Jeder bekam so einen gefüllten Handstock. Wir stiegen anschließend alle wieder nach oben, und hatten uns alle gemütlich an einen Knick in die Sonne gesetzt und entfernten den kleinen Korkpfropfen und schütteten, die Perlen in unseren Mund! Die Heinkenborsteler Chaussee war damals noch nicht asphaltiert. Aber all die Linden Bäume standen hier schon. Während wir hier alle gemeinsam mit Opa Henning Glöy in der Sonne saßen, erzählte er uns von den Zigeunern. Die Zigeuner zogen oft mit Pferd und Wagen durch INNIEN.

Also, eines Tages, waren die Tagelöhner im Moor beschäftigt, um Torf zu stechen. Man hatte ihnen gesagt, sie sollen zum Mittagessen im Moor bleiben, man bringe ihnen das Mittagessen dort hin. Weil sonst zu viel Zeit von der Mittagspause verloren gehen würde. Rechtzeitig vor Mittag, wurden die 2 Dienstmädchen vom Hof, mit ihren gefüllten Essenskörben auf den Weg ins Moor geschickt. Das Essen war sehr heiß, und war gut mit Handtüchern abgedeckt, damit es warm blieb. Als sie nun so unter den schattigen Linden Richtung Heinkenborstel gingen, hörten sie weit vor sich in der Ferne, das rumpeln von Pferdewagenrädern. Das Gepolter wurde immer lauter, und in der Ferne bewegte sich auch schon etwas. Den Dienstmädeln wurde angst und bange. Hinter ihnen das Schietloch mit der Hexe, und wer weiß, was von vorne kommen würde?

Es war noch Zeit bis die Pferdefuhrwerke bei Ihnen ankommen würden. So beschlossen die beiden Mädel blitzschnell, sich in einem der Lindenbäume, zwischen dem dichten Blattwerk zu verstecken. Sie kletterten ganz flink auf den dicksten Linden Baum. Ihre Körbe mit dem heißen Essen, nahmen sie ebenfalls mit nach oben. Sie verhielten sich mucks Mäuschen still. Die Pferdewagen waren schon ziemlich nahe. Kurz vor dem Baum, hörten sie ein lautes „prrrr!" Die Pferde wurden angehalten, und blieben genau unter dem Baum stehen, auf dem die beiden Mädel, mit den Essenskörben sich versteckt hatten.

Und siehe da, es waren richtige Zigeuner! Die Frauen trugen lange breite Röcke, und waren mit viel goldenem Schmuck behangen. Männer wie Frauen hatten Pech schwarze Haare. Die Männer trugen lange Pluderhosen und bunte Oberhemden. Einer packte sogleich seine Fiedel aus dem Koffer, ein anderer hatte ein Tamburin in seinen Händen. Und schon tanzten sie alle unter dem Lindenbaum, nach der Fiedelmusik, und dem rhythmische Geklopfe des Tamburins. Die Kinder blieben in den Wagen sitzen. Es waren gemütliche Pferdewagen mit einem runden Planendach. Man konnte richtig darin wohnen.

Als nach kurzer Zeit die Musik verstummte, wurde aus einem Pferdewagen eine größere Kiste gehoben. Sie schien sehr schwer zu sein. Auf einer ausgebreiteten Decke stellte man nun die Kiste. Der Deckel wurde mit einem großen Schlüssel geöffnet. Und siehe da, die Kiste war voller Schmuck gefüllt. Die 2 Mädels konnten alles von oben aus dem Laubwerk beobachten und waren ganz leise. Ha, ha, ha --- lachten die Zigeuner, sooo viel Schmuck, Edelsteine, Ringe und Ketten haben wir noch nie gesehen. Dieser Diebstahl hat sich wirklich gelohnt, rief einer der Zigeuner! Als die beiden Mädel dies hörten, gaben sie sich gegenseitig ein Zeichen, und schütteten das heiße Mittagessen und die heiße Suppe, von oben aus dem Baum auf die Zigeuner. Diese erschraken ganz fürchterlich und verbrannten sich Arme und Beine, und sprangen schnell in ihre Pferdewagen und verließen diesen Platz fluchtartig.

Die Diamanten und das Gold, hatten sie dabei ganz in ihrer Panik vergessen mitzunehmen! So stand da nun die große gefüllte Schatzkiste unter der Linde nach Heinkenborstel. Zufällig kam gerade Opa Henning GLOY, mit dem Michkutschwagen vorbei, um etwas frisches Gras von der Koppel zu holen.´Er sah, die zwei staunenden Mädel vor der Schatzkiste sitzen. Sie erzählten Opa Glöy, ihr Erlebnis, luden die Schatzkiste auf den Wagen, und brachten sie erst einmal auf den GLOY-Hof. Später leerte man die Kiste und malte sie schwarz grün an, damit sie nicht so verlockend aussah. Und diese ehemalige Schatztruhe, stand von nun ab an Jahrelang auf der großen Diele im GLOY-Haus!

Eines Nachts wurden wir ruckartig aus unserem Schlaf gerissen. So etwa gegen drei Uhr, Ich war wohl etwa fünf Jahre alt. Bruder Uwe war ein Jahr jünger. Opa Glöy war schon verstorben, und das Schlafzimmer befand sich noch da, was später das gute Esszimmer eingerichtet wurde .Wir schliefen beide in Opa Glöy seinem Bett. Oma MIEDDE schlief neben uns.

Lautes Geschrei ertönte von der großen Diele her. Oma MIEDDE verließ ruckartig ihr warmes Bett, und zog sich einen Morgenrock über, und eilte auf die große Diele. Sie machte Licht, um zu sehen was hier passiert war. An der Bodentreppe, auf der Diele, standen ganz aufgeregt, Dirk und Wulf Aschmann. Sie schliefen oben auf dem Boden in dem Kinderzimmer. Um nachts zu pinkeln, mussten sie die Bodentreppe hinabsteigen, und in den Kuhstall gehen. Die Kühe waren nachts ja nicht im Stall, sonder übernachteten auf der Nachtkopppel. Also wurde im Kuhstall gepinkelt.

Die beiden Jungs waren ganz außer sich, und bange. Was ist los fragte Oma? Sie sagten: "hier sind Einbrecher Oma, da oben auf dem Heuboden sind Zigeuner! Dirk hat die Zigeuner Frau auf dem Heuboden stehen sehen! Sie stand ganz still und hat sich nicht bewegt, sagte Dirk. Und dann hab ich ganz laut geschrien und bin die Bodentreppe runter gelaufen. Wulf ist dann hinterher gekommen, als ich unten auf der Diele war! Das müssen wir sofort untersuchen, sagte Oma! Das wollte sie aber nicht alleine machen, und telefonierte mit dem „Dorf UDDEL" Herr DUSCHNER, am SÖREN! Der kam auch so schnell es ging, mit seinem Fahrrad angefahren. Oma GLOY hatte sich inzwischen angezogen, und sicherheitshalber ihren Schäferhund „WOLF " von der Kette genommen, und an die Hundeleine gelegt.

Gemeinsam mit Hermm DUSCHENER ging sie die Treppe zum Boden hinauf. Der Schäferhund zog kräftig an der Leine. Als sie oben an kamen, begann die Sucherei. Dirk und Wulf waren auch schon gefolgt. Oben links war erst noch etwas Abstellfläche, für nicht benötigte Dinge. Daneben lagerte Heu. Es war nicht viel, nur ein Rest, da die neue Heuernte ja bevor stand. Mit ihren Taschenlampen, leuchteten Oma, und Duschner den Boden ab. Der Schäferhund schnüffelte überall herum. Es war aber nichts zu sehen und zu hören!

Nach kurzer Zeit wurde die Suchaktion jedoch ergebnislos abgebrochen. Dirk wurde noch einmal gefragt, wo die Zigeuner Frau etwa gestanden hat. Er zeigte die Stelle dem Polizisten auf dem Boden. Hier stand aber nur eine etwa 8 m lange, helle Holzleiter, schräge an einen Balken gelehnt.

Hmm, sinnte Herr DUSCHNER, und sagte Dirk, kann es vielleicht gewesen sein, dass du 20° im Bett geträumt hast, und dann aufgestanden bist, um in den Kuhstall zu gehen? Und dabei hast du zum Heuboden geschaut und die lange schräg stehende helle Leiter, hat dich erschreckt! Und du hast im Schummerlicht, gemeint, da steht eine Zigeunerin? Ja, vielleicht war das so, sagte Dirk, etwas enttäuscht!

Herr DUSCHNER stieg wieder auf sein Fahrrad, und meinte dabei, „sicher ist sicher, aber gut, dass wir doch mal nachgeschaut haben“, und fuhr dann fort. Die beiden weiblichen Lehrlinge, Mariechen und Annemie waren inzwischen schon aufgestanden, um mit dem melken zu beginnen. Sie hatten von der ganzen Aktion gar nicht so sehr Notsitz genommen, denn die Tagesarbeit musste ja erledigt werden. Heute wurde es ein richtig heißer Sommertag. Die Pferde waren gefüttert, die Kühe gemolken und die Schweine versorgt.

Dann spannte der Tagelöhner Ewald Möller, zwei Pferde vor eine Grasmähmaschine und fuhren damit Richtung SÖREN! In der unteren Wiese stand das Gras schon recht hoch, und sollte nun abgemäht werden. Die Mähmaschine wurde fürs mähen vorbereitet. Der Mähbalken wurde etwas schräge herab gelassen, so, dass die Schnittklinge eingeschoben werden konnte. Nun wurde der Mähbalken ganz herunter gelassen, so dass er nicht auf dem Erdboden schleifen konnte.

Ein kleiner senkrechter Schalthebel wurde nach vorne eingerastet, damit war das Mählaufwerk eingeschaltet. Nun rief Ewald Möller kurz "hüüaa" und die Pferde begannen er die Grasmähmaschine zu ziehen. Das hohe saftige, grüne Gras, in dem sich auch bunte Kleeblumen befanden, viel nach rückwärts von der Schneidefläche, und blieb dort auf einer Breite von etwa 1,80m liegen. So wurde die Wiese rundherum gemäht!

Während Ewald Möller das Gras mähte, hatte der Tagelöhner "FISS", auf dem Hof den Heuwender aus dem Schuppen geholt, und war mit den anderen zwei TRAKENER Pferden, auch zum SÖREN" unterwegs. Inzwischen waren die Störche im Dorf auch schon aufmerksam geworden, dass hier Gras gemäht wurde. Das war der Anlass, um hierher zu fliegen. Erstens war es näher und zweitens, ließ es sich in dem gemähten Gras viel leichter nach, Fröschen, Schlangen, und Heuschrecken suchen, als im hohen unterschnittenen Gras! Und so rundeten sie das ganze Bild ab, mit ihren roten Schnäbeln, und langen roten staksigen Beinen. Manchmal erschienen hier bis zu fünf Störche auf einmal! Ich saß am Knick im Schatten und schaute den Störchen beim Aufpicken ihrer Delikatessen zu!

Dabei erinnerte ich mich auch an die Geschichte, die Opa Henning mir mal im Garten auf der grünen Bank von dem "KÖNIG der Vögel" erzählt hatte, als er noch lebte. Es war einmal ein kleiner Vogel, der am Gemüsegarten auf einem Zaun saß. Er zwitscherte vor sich hin, und war dabei doch etwas traurig, denn er hatte keinen Namen. Eine große Saatkrähe gesellte sich zu dem kleinen Vogel auf dem Zaun, und meinte ziemlich vorlaut, "ich bin stolz, dass ich groß bin und nicht so klein wie du!" Und ich kann auch viel höher fliegen als du es kannst! Ha, sagte der kleine Vogel, das glaube ich nicht. Du bist Ja sehr voreingenommen von dir selber!

Wir können es ja mal auf einen Versuch ankommen lassen, sagte der kleine Vogel. Dann wissen wir wer höher fliegen kann, sonst glaube ich es dir nicht! Nun gut, sagte die Saatkrähe, ich bin einverstanden. Sie plusterte sich etwas auf, schlug zwei, drei Mal mit ihren Flügeln, und sagte, "O.K ich bin nun bereit!" Mit einem kräftigen Schwung schwang sie sich vom Zaun und erhob sich in die Lüfte. Komm rief sie, folge mir doch! Der kleine Vogel spreizte seine kleinen Flügel und flatterte der Saatkrähe hinterher. Und beide stiegen hoch auf in die Lüfte. Die Krähe fragte, "bist du noch da?" Jaaa, rief der kleine Vogel, ich folge dir. Und beide stiegen immer höher.

Langsam verließen den kleinen Vogel aber seine Kräfte. Mit letzter Kraft konnte er sich noch unter die Bauchfedern der Krähe verstecken, und sich ausruhen. Die Krähe wurde nun auch langsamer und sagte, "so, ich kann nicht mehr, ich fliege wieder hinunter zum Gartenzaun und ruhe mich aus!" Der kleine Vogel aber ließ sich blitzschnell aus den Bauchfedern der großen Krähe fallen, und flog nun, ausgeruht noch höher als die Krähe. Der kleine rief, siehst du, „KRÄHE" ich kann doch höher fliegen als du! Die Krähe krächzte, ırrrag, rrrag, raaag, und landete wieder auf dem Gartenzaun. Kurz danach, war auch der kleine Vogel zurückgekehrt, und setzte sich zur Krähe auf den Zaun. Siehst du, Krähe, ich kann viel höher fliegen als du! Eingeschnappt und beleidigt sagte die Krähe, dann bist du nun der Sieger, und darfst dir etwas wünschen. Gut, sagte der kleine Vogel, da ich ja keinen Namen habe, wünsche ich mir nun einen Namen! Gut, antwortete die Nebelkrähe, wie willst du denn heißen? Der kleine Vogel sagte, „da wir nun hier auf dem „Zaun " sitzen, heiße ich „ZAUN-KÖNIG“! So erhielt der „ZAUN-KÖNIG " seinen Namen!!!

Die beiden weiblichen Lehrlinge waren damit beschäftigt, auf der Betonfläche vor der Küche, die leeren Milchkannen, Eimer, und das Sieb zu reinigen. Hier war an der Wand ein schräges Regal aus Dachlatten befestigt, auf dem die sauberen Eimer und Milchkannen kopfüber zum abtrocknen gestellt wurden. Die Mädel trugen lange Gummistiefel, und hatten sich eine weiße Gummischürze vorgebunden. Beide trugen ein buntes Kopftuch. Und sie waren immer damit beschäftigt, sich lustig und amüsant zu unterhalten. Dann lief die Arbeit umso besser von der Hand. Dirk und Wulf, versorgen inzwischen die Hühner, Enten und Gänse. Die Sauen am Hühnerstall erhielten auch ihre Kartoffeln.

Mit dem Heuwender auf dem SÖREN angekommen, musste „FISS" den Heuwender etwas umbauen. Dabei mussten die kleinen gummibereiften Räder umgesetzt werden, und der Wender in eine „breit Position" verstellt werden, in dem auch die Zugdeichsel an einen anderen Zugpunkt befestigt wurde. Denn auf der Straße wäre das Gerät sonst ja zu breit gewesen. Nun standen die sechs großen Speichenräder, versetzt nebeneinander, so, dass damit eine möglichst breite Arbeitsfläche entstand. Denn am nächsten Tag sollte das Heu damit gewendet werden. Zuerst aber musste das geschnittene Gras erst einmal auseinander gestreut werden, damit es trocknen konnte.

Kurz vor dem Frühstück, waren nun Hendrik der Holländer, und die beiden Mädels auch zum SÖREN gekommen. Die Mädel trugen noch ihre Gummistiefel, und hatten belegte Schmalzbrote in einem Korb mitgebracht. Zwei Kannen voll kalter, herrlicher Buttermilch hatten sie auch dabei. In einem weiteren Korb, hatten sie die Trinkbecher aus Aluminium liegen. Hendrik trug auf seiner Schulter, vier lange, dreizinkige Heuforken, die sie zum Gras auseinander streuen benötigten. Erst einmal wurde aber kräftig gefrühstückt, bevor man in die Hände spuckte, und die Arbeit begann!

Die Pferde stillten ihren Hunger am frisch geschnittenen Gras, und benötigten auch eine Verschnaufpause. Das mähen war für sie schon sehr anstrengend! Nach dem Frühstück wurden die Pferde ausgewechselt, so, dass nun die noch ausgeruhten TRAKENER, zum mähen eingesetzt wurden. Die zwei ermüdeten ließ man nebenan auf einer Weide laufen. Ewald Möller mähte das letzte Gras ab, während, FISS, Hendrik, und die beiden Mädel mit dem zerstreuen des Gras begannen. Ich lief herum und sah mir sehr genau an wie alles gemacht wurde. Langsam wurde es mir aber langweilig am SÖREN, und ich ging alleine über die Hauskoppel zum Hof zurück, um mit Uwe, Dirk und Wulf zu spielen. An der Stirnseite des GLOY - Hauses, befindet sich‚ ganz oben in Firstnähe ein Einflugloch für Schleier- Eulen. Man hört die Eulen auch abends und nachts rufen. In der Nacht, sind sie auf Suche nach Mäusen und Ratten. In der Dunkelheit können Eulen sehr gut sehen. Sie suchen die Mäuse nicht nur auf dem Hausheuboden, sondern auch auf dem Scheunenboden, über dem Pferdestall, wo Getreide gelagert wird. Wulf, Dirk, Uwe und ich sind auf den Scheunenboden gestiegen, um mal eine Schleiereule zu fangen. Das Getreide lag hier ziemlich hoch, so dass wir das Einflugloch gut erreichen konnten.

Die Eule saß hier auch am Tag, und schlief hier wohl. Wir hatten uns leise auf den Boden geschlichen, und dann die Eule aufgescheucht. Dirk und Wulf standen am Einflugloch, und Uwe und ich scheuten die Eule auf. Immer wieder versuchte sie das Ein: und Ausflugsloch zu erreichen, aber wir standen im Weg. Auf einmal kam sie so dicht an Dirk herabgeflogen, dass er sie greifen konnte. Sie wehrte sich mit ihrem spitzen Schnabel, und versuchte mit ihren Fängen loszukommen. Aber Dirk hielt sie fest. Damit sie nicht mit ihren Fängen kratzen konnte, banden wir ihr ein weißes Taschentuch im die Beine. Sie wehrte sich aber weiterhin, und konnte sich schließlich befreien. Das Taschentuch war aber um die Füße gewickelt. Am anderen Morgen fanden wir das Taschentuch, unter dem Einflugloch, auf der Hofstelle liegen.

Als am Nachmittag, alle von der Schule wieder zu Hause waren, beschlossen wir, zum „AUKRUG-HOF" bei Behrens, in der Au zu baden. Die Sonne brannte und in der Au konnte man ein herrlich erfrischendes Bad nehmen. Wir wollten mit möglichst vielen anderen Kindern dahin gehen. Von den Tagelöhnern bekamen wir nach der Mittagspause einen Innenreifen eines Wagens, womit wir paddeln durften.

Aber erst einmal trommelten wir alle zusammen die wir kannten. Je mehr Kinder und Jugendliche, desto größer der Spaß! Letztendlich waren wir fast 20 Personen. Dirk und Wulf Aschmann, Jens - Uwe und ich, Horst Hierländer, Doris PINNOW, Heidi GOLCHERT, Bruno und Detlef SAWATZKI, Hans Hermann THUN, Fred Wüstenberg, und Kolle BEHRENS.

So suchten wir eine geeignete Stelle an der Au, an der wir bequem hineingehen konnten.Kolle wusste eine Stelle, an der die Jungbullen die Auböschungen heruntergewühlt hatten, um in der Au zu trinken. Auf der Weide, am Aurand legten wir unsere Handtücher aus. Einige sprangen sofort ins Wasser, andere Sonnten sich erst einmal. Die größeren Jungs waren am paddeln und herumspritzen. Es war ein Gegröle und Gejohle! Ich war aber immer etwas ängstlich, denn Wasser war nicht so mein Ding. Vor allem nicht, wenn alle so herum tobten. Die Au war auch nicht tief, aber sehr sandig. Sie strömte leicht. Ab und zu schwammen auch Gras, und Schilfblätter auf dem Wasser, das irgendwo anders hineingefallen war. Es kam aus den Wiesen bei Heinkenborstel, am Moor, wo auch noch GLOY Wiesen waren.

Die großen Jungs kamen auf einmal aus dem Wasser, und wollten die Jungbullen ärgern, die hier grasten. Sie rieben ihre Körper mit Sand und Matsch ein. Nur die Augen erkannte man noch. So liefen sie auf die Bullen zu, gölten, krakelten, und fuchtelten mit Armen und Beinen, damit die Bullen sie verfolgen sollten. Und als die Bullen, sich letztendlich genervt fühlten, senkten sie den Kopf und kamen auf die Jungs zugelaufen. Die liefen aber zur Au, und mit einem kräftigen Schwung machten sie eine "ARSCHBOMBE" und tauchten ins Wasser. Was hatten wir für einen Spaß!

Nachdem wir uns ausgetobt hatten, gingen wir wieder alle nach Hause. Hier war nun Kühe heran treiben angesagt, denn es war Melkzeit! An einem Samstagmorgen, wollte ich vom GLOY-Hof noch mal zur gegenüberliegenden Straßenseite, um auf dem Kriegerdenkmal zu sitzen, und den Straßenverkehr beobachten. Es war etwa so um 1951/52?!

Damals fuhren noch nicht so viele Autos. Hans Behrens vom AUKRUGHOF fuhr damals einen weißen VW- Käfer, und auf VIERTSHÖHE führen die Rohwer einen schwarzen DKW. Später dann einen MERCEDES 170 - D, und danach einen Mercedes 180- Diesel, Onkel Herman FRÄCKEM fuhr einen OPEL- REKORD! Oma MIEDDE hatte mir immer wieder eingebläut, wie man über die Straße zu gehen hat. „Du bleibst am Gehsteig stehen und siehst erst nach links, und dann noch rechts, und kuckst, ob ein Auto kommt oder nicht. Wenn beide Seiten frei sind, und kein Auto kommt, gehst du schnell über die Straße." Nun, das habe ich mir auch schon recht schnell gemerkt, und es klappte auch immer gut.

Auf dem Denkmalgarten, sah ich Onkel Heinz Schneede arbeiten. Er hatte wohl mit der Gemeinde einen Vertrag, dass er die Anlage pflegt. Die kleine Rasenfläche stutzt, die paar wenigen Sträucher etwas schneidet, und die Blumen pflegt.Er sah mich, und sagte, na, Jan-Dieter, wullt du hier 'n beeten speeln op Denkmal? Ja sagte ich, und Autos kucken!

Er hatte einen Eimer, eine Harke, eine Schafschere, und einen Besen dabei. Sein Auto hatte er auf Claus BUTENSCHÖN seiner Hofstelle abgestellt. Das war ein Dreirad TEMPO. Mit so einem DREIRAD --- TEMPO, sind Anfang der 1950 ger Jahre, viele Mittelständische Betriebe angefangen, und haben sich langsam hochgearbeitet. Gärtnereien, Tischler, Klempner, Baufirmen, Elektriker, Malerbetriebe, und Gemüsehöker, die ihre Landkundschaft so bedienten. Auch Fischhändler sind so mit ihren Fischkisten herum gefahren, und haben ihre Schollen, Kabeljau, Heringe und Aale verkauft. Die Fische waren mit viel geschreddertem Eis abgedeckt, so blieben sie lange frisch.

Ich hatte nach einiger Zeit, lange genug am Denkmal gesessen und war wieder auf der Hofstelle, als ich in der Ferne ein ganz lautes Dröhnen hörte, was immer näher kam. Ich guckte um die Hausecke, und sah, wie aus Richtung Viertshöhe ganz viele Panzer angerollt kamen. Was war das für ein Anblick?! Ich wusste nicht recht, ob ich Angst haben sollte, oder mich über diesen Anblick der Ungestüme freuen sollte. Ich war hin und her gerissen. Aber ich war neugierig, und wollte wissen, was das Ganze auf sich hatte? Ich fragte Dirk Aschmann, und Oma MIEDDE was das zu bedeuten hatte?

Dass wir vor noch nicht so langer Zeit einen Krieg hatten, das hatte ich mal gehört. Aber was nun? Ging der Krieg wieder los? Nein, sagten sie, das sind die Engländer. Die beschützen uns. Die sind hier in Schleswig-Holstein als Besatzungsmacht stationiert! Was immer das auch heißen mag, dachte ich? Irgendwo waren die stationiert, und hatten nun eine Übung. Drei Panzer rollten mit ihren dicken Gummiketten auf die GLOY -Hofstelle. Den Fahrer konnte ich durch einen Sehschlitz erkennen. Aus dem Panzerturm schauten auch zwei junge Soldaten. Sie waren mit Sturzhelmen abgesichert, und hatten große Kopfhörer auf ihren Köpfen. Sie drehten das Kanonenrohr in eine andere Richtung. Auch einige Jeeps kamen noch angefahren mit Soldaten in ihrer Tarnuniform.

Andere Panzer positionierten sich auf Claus BUTENSCHÖN seinem Hof, und andere an der Dornen Hecke von Schneede's Apfelgarten, Richtung GEEL's Haus. Die Panzer und Jeeps hatten alle lange Antennen an ihren Fahrzeugen. Es waren etwa 15 Panzer und 8 Jeeps. Einige Soldaten waren ausgestiegen, und versuchten sich mit uns zu verständigen. . Inzwischen waren viele Neugierige zum Hof gekommen. Die englischen Soldaten, holten aus ihren Fahrzeugen flache Dosen, mit Fisch, und öffneten die Dosen. Wir sollten mal probieren. Andere hatten Schokolade dabei, und gaben uns etwas ab. So schmelze das Eis, und auf einmal merkten wir, die wollen Ja gar nichts Böses. Englisch konnten wir ja noch nicht sprechen, aber die Gesten, verrieten wie alles gemeint war.

Das war ein toller Anblick mit den Panzern. Ich konnte mich nicht satt genug sehn. PANZER, das ist ja was ganz tolles für uns Jungs. Auf der Hofstelle, waren Soldaten dabei, und hatten ein großes Zelte aufgebaut, und mit Tarnnetzen überzogen, und funkten darunter zu anderen Soldaten. Wer weiß, dachte ich, wann werde ich noch mal so dicht an einen Panzer herankommen? Später bemerkte ich, dass die Autos im Dorf, mit Nummernschildern ausgestattet waren auf denen am Anfang ein B und darunter ein S abgebildet waren. Das bedeutete also Britische-Zone Schleswig-Holstein! Es war auch nicht mehr weit, und neue Nummernschilder wurden eingeführt. Die, die wir heute noch haben. Und Dirk Aschmann, war der erste, der ein solches Schild entdeckte, und uns darauf aufmerksam machte, als ein Auto am Hof vorbei fuhr. Ich hatte es auch gesehen. Darauf stand, HH- AD ---!

Was soll das heißen, fragte ich? Dirk sagte: "Hansestadt-Hamburg! Und was heißt - AD? fragte ich? Dirk meinte "Am Dorf!“ Nun ja, er hatte mich auf den Arm genommen. Die Panzer waren gegen Mittag wieder abgerückt, und die Übung war beendet. Sicher wollten die Soldaten auch noch mal demonstrieren, dass sie das Sagen hatten nach dem Krieg.

Denn alles musste nun wieder neu von vorne organisiert werden. Eine neue Währung wurde geschaffen. Die gute, alte DM - Deutsche Mark, mit ihren „GROSCHEN und 0" PFENNIGEN“ war eingeführt. Es gab eine, und zwei Mark- Stücke. Später dann kam noch das Fünfmarkstück hinzu. Es gab Fünfzigpfennigstücke, Zehnpfennigstücke, Zweipfennigstücke, und Einpfennigstücke. Der ganze kommunale Ablauf, und eine Regierung mit einem Grundgesetz mussten neu geschaffen werden. Ein Bundeskanzler wurde gewählt. Der erste Bundeskanzler hieß Konrad ADENAUER. Er war CDU Mitglied, und wohnte in Röhndorf am Rhein, bei Bonn. Der erste Bundespräsident wurde ebenfalls gewählt. Dies war Theodor HEUSS!

Nach dem Mittagessen kamen auch einige Dorfbewohner zum Hof, um Milch zu holen. Es gab zwar die Meierei, aber, der direkte frisch gemolkene Kuhsaft war sehr beliebt, und wohl etwas günstiger? Als erster kam Otto BLOHM durch die hintere Kuhstalltür mit seiner ein Liter Milchkanne. Er ging durch die große Diele zur Küche, und wechselte seine leere Milchkanne gegen eine volle.

Otto BLOHM klönte noch etwas mit dem Personal und ging dann wieder nach Hause. Sein Haus war nicht weit entfernt. Es war das zweite Haus nach dem GLOY-Hof, auf der linken Seite, Richtung Viertshöhe. Das erste Haus auf der Seite war ein großes Doppelhaus, in deren Mitte sich große Schaufenster befanden. Hier waren Möbel ausgestellt. Die Besitzer „GREISEL & KNIEP" hatten hinten auf dem Hof von Otto BLOHM eine gutlaufende Tischlerei.

Sogar meine Eltern, hatten hier ihre Ehebetten, eine Frisierkommode, und einen Kleiderschrank anfertigen lassen, und nach DATUM liefern lassen. Otto BLOHM war schon Rentner. Was sein eigentlicher Beruf war weiß ich nicht. Wir sind als kleine Steppkes aber auch mal mit einem Art Krankenwagen mitgefahren den er fuhr!?

Und auch ein schwerer Motorradunfall hatte sich genau vor BLOHM's Haus ereignet. Wir waren hingelaufen, und sahen noch, wie der verletzte Motorradfahrer in BLOHM's Haus getragen wurde, und notdürftig versorgt wurde. Die andere Person die auf dem Hof Milch holte war Ute de LIEHN. Sie war wohl zwölfdreizehn Jahre alt. Ihre Eltern bewohnten neben meinem Onkel Herman FRÄCKEM seinem Grundstück, ein kleines Holzhaus. Also auf dem Grundstück von Riene LOHSE. Sicher hieß sie Irene.

Später in den 1970 ger Jahren, als ich in Schenefeld bei Hamburg wieder Kontakt zu Willi MARTENS gefunden hatte, lernte ich Willi seinen Schwager Peter BAWEY auch kennen. Ebenso seinen Vater Wilhelm BAWAY! Und auf irgendeine Weise, kannte Peter BAWEY, auch die Ute de LIEHN, die in Wedel Krs. Pinneberg, in einem Senioren- Heim tätig war. Eventuell ist es ja über Willi Martens zustande gekommen?! Kann aber auch anders gewesen sein.

Jedenfalls hatte Peter BAWEY mit dieser Ute de LIEHN eine Tochter. Sie waren aber nicht verheiratet, und wohnten auch nicht zusammen! Ab und zu gingen wir, mein Bruder Uwe, Dirk und Wulf Aschmann und ich zum Frisör NOTTELMANN, um mal etwas zum naschen zu holen. Studentenfutter mit Lakritz war beliebt. Wulf wusste aber auch davon, dass NOTTELMANN als einer der ersten im Dorf schon einen Fernsehapparat besaß. Und so wollten wir mal sehen, ob es nicht möglich war, Fernsehen zu können? (hier sah ich zum ersten Mal Fernsehen, noch bevor ich es bei Onkel Herman gesehen hatte.)

Wir bummelten also hoch zu NOTTELMANN Richtung Schietloch. Auf dem Hof stand ein kleines grünes Holzhäuschen, etwas größer als eine Hundehütte. An der Seite war eine Kurbel angebracht. Das Dach konnte man öffnen. Hierunter verbarg sich ein Brunnen. Mit einem Eimer und mit einem Seil, das an der Welle befestigt war, konnte man Wasser aus dem Brunnen nach oben befördern. NOTTELMANN 's Haus war klein, weiß angemalt, und mit einem Reetdach versehen. Es glich eher einem Fischerhaus an der Nordseeküste. Links waren die Wohnräume, und rechts der Frisiersalon. Wir gingen alle vier in den Frisiersalon, kauften Studentenfutter, das sich in einem Glasschrank neben der Tür befand, und fragten, ob wir in dem Nebenraum "mal" fernsehen durften? Neben dem Frisiersalon grenzte ein kleiner Raum. Hier stand der Fernseher drinnen!

Im Frisiersalon saß ein Kunde auf einem Holzstuhl und wartete, bis er an der Reihe war, um sich die Haare schneiden zu lassen. Man gewährte uns, und wir gingen in den Nebenraum zum Fernseher. Der Raum war schon sehr verqualmt. Wir nahmen auf den Stühlen Platz die hier noch um zwei Tische herum standen. Hier saß auch ein Mann und schaute sich das Programm an, was gerade lief. Vor sich eine Bierflasche auf dem Tisch. Der Mann war KLUGE, der neben Bäckerei BUTENSCHÜÖN seinen Laden mit dem ganzen Hauskrimskram für den Haushalt hatte. Er rauchte eine Zigarette und sah irgendwie auch ziemlich müde und fertig aus. Er hat hier sicher schon einige Zeit gesessen? Dieser kleine Raum, wurde auch irgendwie "illegal" als Bierstube genutzt. So verdiente sich NOTTELMANN noch etwas nebenbei. Denn sonst gab es ja nur den Gasthof "TIVOLI" oder die Bahnhofswirtschaft von ROHWEDDER.

Und hierhin verirrten sich seltener durstige Kehlen! Hier war mehr eine Privatsphäre. Es war abgelegen, und nicht jeder konnte sehen, wer hier während der Arbeitszeit, mal ein Bier trank, oder mehrere, über seinen Dust! Kluge rief noch mal für ein weiteres Bier, welches NOTTELMANN ihm brachte. Nach einiger Zeit öffnete KLUGE das Fenster, welches sehr niedrig war. Wohl um den Qualm seiner Zigaretten abziehen zu lassen? Wir waren so doll in das Fernsehen vertieft, dass wir es alles nicht so war genommen hatten.

Auf einmal stand KLUGE wieder auf, schnappte sich meinen Bruder Uwe und setzte ihn ohne Grund aus dem Fenster auf den Hof. Als wir das sahen, waren wir aber blitzschnell aufgesprungen, und hatten den Raum verlassen. Denn wir wollten ja nicht auch noch aus dem Fenster gesetzt werden. Der KLUGE ist ja wohl total "besoffen" sagte Dirk! Wir gingen ums Haus um Uwe wieder in Empfang zu nehmen.

Wir fingen aber draußen auf einmal alle fürchterlich an zu lachen, und beobachtetenden KLUGE noch vom Brunnen aus. Er war wohl auch fertig mit sich und seiner Welt, und schnappte sich sein Fahrrad, und eierte ganz langsam in Schlangenlinie Richtung Dorf. Wir warteten nur noch darauf, dass er mit dem Fahrrad von Bürgersteig fuhr, und umkippte. Aber den Gefallen tat er uns nicht. Wir lachten alle herzhaft, und mussten erst einmal zu Oma MIEDDE, um ihr die Story zu erzählen, die wir gerade erlebt hatten! Es war Erntezeit und die aufgestellten Hockken auf den Feldern, waren trocken und auf dem Kornboden über dem Pferdestall gelagert. Später, wenn Zeit war, sollteesgedoschn werden.

Ich hatte mal wieder meinen Lieblingsplatz auf dem Denkmal eingenommen, um das Verkehrsgeschehen zu beobachten. Ein lautes Motorengeräusch näherte sich aus Richtung Viertshöhe. Fritz WÜSTENBERG kam mit seinem Gespann angefahren. Mit Brille und einer ledernen Schirmmütze auf seinem Kopf, trotzte er dem Lanz-Bulldog alle Kraft aus seinem liegenden Einzylindermotor! Ein großer Lanz-Bulldog Trecker zog eine große Dreschmaschine hinter sich her. WÜSTENBERG war ein Lohnunternehmer. Der Lanz-Bulldog tuckerte schwer vor sich hin. Es war ein dumpfer, satter Ton, der aus dem senkrechten Schornstein heraus "blökte"! Die Dreschmaschine war schwer zu ziehen. Was für ein Anblick, und was für ein Geräusch dieser Trecker von sich gab!? Es war gigantisch! Immer wieder wurde mit Zwischengas ein anderer Gang eingelegt. Dabei schossen aus dem dicken senkrechten Schornstein, mehrere runde blaue Qualmrinde heraus. Hinter dem ganzen "GENÖK" kam noch einer seiner Arbeiter, mit einem weiteren Lanz-Bulldog angedonnert. Dieser Trecker zog die Pressmaschine für die Strohballen, und den kleinen E-Wagen. Der Elektrowagen, war nötig, wenn die Maschinen mit Strom angetrieben wurden. Sonst verlief der Antrieb der Dreschmaschine aber auch über eine Welle am Trecker mit einem langen, breiten Riemen! Mal so einen Lanz-Bulldog Trecker fahren zu dürfen, das wäre ein Traum dachte ich so bei mir!

Und es blieb nicht nur bei einem Traum. Etwa 1979 erfüllte ich mir diesen Wünsch, und kaufte mir für 900,- DM von einem Bauern bei Hartenholm einen Lanz-Bulldog Trecker. Er stand hier in einem Knick, und wartete auf sein Ende. Er sah noch einigermaßen aus, und mein damaliger Freund Heinz BÖHME, der selber zwei Bulldog's besaß, meinte zu mir, den bekommen wir wieder zum Laufen. Also schleppten wir den Trecker nach Schenefeld, und nach drei Tagen hatte Heinz BÖHME, ihm wieder das Leben eingehaucht! Was freute ich mich, nun selber so etwas Tolles zu besitzen. Er nannte sich „ALLZWECK- SCHLEPPER D- 7506, hatte 25 PS, und hatte große Speichenräder, ohne Abdeckung, also ohne Schutzbleche. Er war blau und rot angemalt, und der Schornstein war Silber.

Ich fuhr mit meinem Auto über die Dörfer, und suchte nun noch eine Dreschmaschine. Bei einem Bauern in Niedersachsen, in der Gemeinde Rosengarten entdeckte ich unter einer Plane auf den Hof einen "DRESCHKASTEN"! Dieser war klein und fast mit der Hand zu ziehen. Der schien mir ideal zu sein, um dann mit diesem LANZ-BULLDOG in einem Erntedank Umzug, bei uns im Dorf DATUM mitzumachen! Gesagt - getan, mit 100,- DM war es nun meiner.

Seine Farbe war leicht rosa. Und hinten an einer Klappe, waren noch Aufkleber. Darauf stand geschrieben "BLUT UND BODEN" REICHS-ERNÄHRUNGSSCHAU 1939. Ein Nachbar von mir fand es eine tolle Idee, und wollte auch gerne mit seinem alten Hannomag - Trecker am Umzug teilnehmen. Aber er hatte noch nichts, was er hinter dem Trecker spannen könnte. Es sollte ja auch etwas nostalgisches sein. Ich sagte ihm, wo ich den DRESCHKASTEN gekauft habe, da steht noch ein SELBSTBINDER hinterm Schuppen! Kurz und gut, den haben wir uns dann auch noch unter den N. agel gerissen. Mit einem LKW und Tieflader haben wir dann alles durch den Elbtunnel zu uns nach Hause nach DATUM gekarrt! Und viele Jahre lang waren wir "DER" Anziehungspunkt, in dem Erntedankfestumzug in unserem Dorf DATUM und der Siedlung WALDENAU. Mit meinem Bruder Uwe wurden wir morgens zum Brötchen holen, zu Emma BUTENSCHÖN geschickt. (bei uns in Datum nannten wir es nicht Brötchen, sondern "RUNDSTÜCKE")

Wir stellten uns im Laden hinten an, bis wir an der Reihe waren. Einige Dorfbewohner standen noch vor uns und wurden bedient. Als wir endlich an der Reihe waren sagte Emma BUTENSCHÖN: "Na, sünd jie. mol wedder bie Oma MIEDDE opp Ferien?" Kiek mal ALWIENE, sagte sie zu (Alwiene Behrens die mit im Laden hinter uns stand) de beiden hebt doch ganz de sülbige Schnutt vun Inge GLOY, un ok de bruunen Ogen?! Man war mir das peinlich! So über uns beiden herzuziehen, und Inge war ja nicht GLOY, sondern nun ja Inge Lösch! Ich bezahlte die Brötchen, und konnte gar nicht schnell genug den Laden verlassen, bevor sie noch mehr solch Sprüche von sich gab. Aber die Brötchen waren krosch und lecker. Und mit Honig, Marmelade oder Zucker schmeckten sie besonders gut.

Auf den Bauernhöfen wurde immer eine Mittagspause gehalten. Die Landwirte schliefen zu Mittag. Es waren ja immer lange, anstrengende Arbeitstage. Oftmals bis zu 18 Stunden und mehr, wenn im Stall noch eine Sau Ferkel bekam, oder ein Fohlen geboren wurde! Dieses wusste ich, und nutzte es auch aus. Ich hatte bei Claus BUTENSCHÖN seinem Schuppen, der mehr ein Wagenschauer, also offen war, gesehen, dass da Kisten mit Gerümpel herum standen. Alteisen also. Hier müsste doch etwas dabei sein, was man zu Geld machen konnte dachte ich?! Schnell hatte ich zwei Wasserhähne ausgemacht, die man wohl nicht mehr nutzen konnte. Der eine war etwas silbrig, aber der andere war aus Messing! Dieser würde wohl mehr einbringen, dachte ich. Er war eigentlich noch ziemlich gut erhalten, und wohl als Schrott zu schade.

Mich Quälte mein Gewissen, so klein ich auch war. Sollte ich --- oder sollte ich nicht? Eisgeld und welches für Studentenfutter konnte ich immer gebrauchen. Die Gegend war rein, keiner war auf dem Hof zu hören noch zu sehen. Und blitzschnell war der Messing- Wasserhahn unter meinem Pullunder verschwunden. Mein Herz pochte wild, aber die Entscheidung war gefallen! Ich machte mich auf zum Schrotthändler. Was der wohl sagen würde, wenn ich mit dem noch so neu aussehendem MESSING-Wasserhahn hier ankommen würde? Meine Gedanken spielten verrückt. Aber umkehren, und alles wieder zurück in die Kiste legen, war es dazu zu spät?

Nein! Ich zog es nun durch und legte den Wasserhahn bei dem Schrotthändler auf den Tisch. " soll der verschrottet werden? "ja sagte ich"! Der sieht aber noch ziemlich neu aus? „wo hast du den denn her, fragte er?“ von Oma GLOY sagte ich! Was aber nicht stimmte. Nun die kannte er sicher auch. Also er musste mir schon einen gerechten Preis dafür geben, denn ich hätte ja eventuell, Oma GLOY, das Geld vorzählen müssen, und wenn es Oma zu wenig erschien, hätte er ja Schwierigkeiten mit Oma bekommen können! Das war eigentlich schon klug, und geschickt von mir erdacht! Nun zahlte er mir einen Betrag den ich akzeptierte. Etwa so drei D-Mark! Ganz glücklich war ich über meinen erschwindelten Handel nicht, aber das Geld verdrängte mein doch schlechtes Gewissen.

An dieser Stelle, möchte ich mich, auch wenn es zu spät ist, bei Onkel Claus BUTENSCHÖN entschuldigen, für meinen Fehltritt! So etwas würde ich bestimmt nicht wieder machen! An einem Samstagnachmittag, ging für mich ein weiterer Wunsch in Erfüllung. Ich durfte eine Fahrt mit dem Bus HANSA-KIEL nach Westensee machen! Annemie, wollte mich mit zu ihren Eltern nehmen, die sie am Wochenende besuchen wollte. Ich bin heute noch der Meinung, Annemie hieß mit Nachnamen Seeli gmannn. Ich kann mich aber auch irren! Mein Sohn Pierre, spielte mir während meiner Schreiberei, noch ein altes Bild zu. Es war von 1939. Eine Abbildung von einer Trachtengruppe auf dem Erntedankfest, mit Oma MIEDDE, Tante Alma, und einer "GRETE LINDEMANN aus BENDORF!"

Nun zweifle ich, ob Annemie nicht eventuell mit Nachnamen auch LINDEMANN, geheißen haben könnte? Ob nicht eventuell dieses ihre Mutter ist auf dem Bild? Und sie, Annemie, um 1950, auf dem GLOY - Hof eine Lehre angetreten hat? Wer es von den heutigen Lesern noch weiß, der möge mir meine Unsicherheit verzeihen. Alles kann man ja schließlich nicht 100% tig behalten!)

Postkarte Innien/Holstein

Mit dem Nachmittagsbus sollte es losgehen. Wir gingen aber nicht zur Haltestelle ins Dorf, sondern stoppen den Bus am GLOY - Hof! Der Busfahrer hatte eine dunkle Uniform an und eine weiße Mütze auf dem Kopf. Sah aus wie ein Kapitän. Also ein "Kapitän der Landstraße"! Man kannte sich. So ein Busfahrer hat meistens ein gutes Gedächtnis, und kennt seine Gäste.

Wir fuhren über Viertshöhe, Gnutz und Nortorf. Wir fuhren am Westensee vorbei. In der hügeligen Landschaft am Westensee stiegen wir aus und hatten noch einige Schritte zum Bauernhof von Annemie ihren Eltern zu gehen. Sie hatte noch einen Bruder namens Fritz! Annemie zeigte mir den Hof, die Pferde, die Kühe und das Haus. Es war leider nur die Nacht vom Samstag zum Sonntag. Die Wochenendfreizeit ging in der Sommerzeit nicht lange. Jede Arbeitskraft wurde benötigt auf dem GLOY-Hof. Man verwöhnte mich beim Abendessen. Ich durfte mir was aussuchen, was ich essen wollte. Und nicht wie in INNIEN, "EETEN WARD, WATT OPP'N DISCH KOMMT"!

Es wurde beim Abendessen noch viel erzählt, denn es war wenig Zeit. Geschlafen hatte ich mit in Annemie ihrem Zimmer. Ich durfte mit bei ihr im Bett schlafen, und mich an sie kuscheln. Was für ein herrliches Gefühl! Man mag es glauben oder nicht, aber ich schaute in dem Alter von fünf Jahren schon auf Frauenkörper! Ich blinzelte unter der Bettdecke hervor, denn ich wollte auch gerne mal ihre Brüste sehen, aber sie hat es geschickt verstanden, sich beim Ausziehen, so hinzustellen, dass mir jeder Genus verwehrt wurde! Aber unter ihrem Nachthemd verbargen sich schon pralle "RUBENS RUNDUNGEN". (wie heißt es doch so schön? " lieber von RUBENS gemalt zu werden, als von Rembrandt "GEPINSELT" zu werden!)

Dies war meine erste Nacht mit einer Frau im Bett. Es war ein unvergessliches, Wochenende, am Westensee, und noch heute finde ich schöne Frauenkörper interessant. Ich hoffe, dass es noch lange so anhalten wird. Denn wie sagt man? Ein Mann wird alt, wenn das Interesse nachlässt! Der Dorf "UDDEL" DUSCHNER, hatte sich inzwischen neben dem Haus von Annegret GEEL, und NOTTELMANN ein Siedlungshaus gebaut. Roter Klinkerstein und rote Dachpfannen. (war er ein SPD Anhänger?) Wir Kinder, Dirk, Wulf, Uwe und ich, waren mal wieder damit beschäftigt, die Kühe von "HALLOS- KOPPEL" zum Hof zu treiben. Es sind etwa 25. Wir kamen am SCHIETLOCH vorbei, und trieben langsam an „DUSCHNER seinem Haus vorbei. Das Geblöke der Kühe hatte ihn vor seine Haustür gelockt. Er stand da, mit den Händen in den Hüfte, beobachtete, wie wir trieben.

„Das geht so nicht! Riefer, ihr seid zu wenig Treiber für all die Kühe!" „Das machen wir immer so, und es ist nie was passiert, riefen wir zurück!" „Beim nächsten Mal seid ihr mit zwei Leuten mehr, meinte er!" „Jaaa, sagten wir, gelangweilt!” Was mault er auf einmal nur mit uns herum, dachten wir? Wär er doch bloß auf dem SOREN geblieben, da hatten wir wenigstens unsere Ruhe! Als wir kurz vor dem Denkmal ankamen, sind zwei von uns vorgelaufen, und haben nach beiden Seiten die Dorf Straße abgesperrt. Einmal Richtung Viertshöhe, und einmal Richtung Dorf. Die Autos wurden gestoppt. Die Kühe liefen nun am Bauernhaus vorbei nach hinten in den Kuhstall.

Hendrik der Tagelöhner, der Holländer war inzwischen nicht mehr auf dem Hof. Oma hatte einen sogenannten Betriebsleiter angestellt, der all die Arbeiten nun Koordinierte. Ein Herr WITTMAG war nun für die Einteilung, der Arbeiter, und den Tagesablauf zuständig. Onkel Jochen ROHWER von Viertshöhe, warf aber immer mal ein Auge auf die Felder von Oma MIEDDE. Denn er hatte ja wesentliche Erfahrungen was die Landwirtschaft betraf.

Sehr lange hatte Oma MIEDDE, Herr WITTMAG aber nicht angestellt. Wahrscheinlich nur ein halbes Jahr? Genau kann ich es nicht sagen. Wenn alle Arbeitskräfte auf dem Feld waren, auch die weiblichen, um Unkraut in den Rüben zu hacken, dann soll „WITTMAG" sich bei den Unterhaltungen während der Arbeit, abfällig, und unzüchtig ihnen gegenüber geäußert haben. Oma MIEDDE wurde von Mariechen und Annemie darüber in Kenntnis gesetzt, und eine Beratung wurde abgehalten. Die Mädel fanden es unerträglich, mit WITTMAG zusammen zu arbeiten. Die Beratung hatte ich so nebenbei mitbekommen, darum kann ich davon berichten! Das hatte dann zur Folge, dass man sich von WITTMAG wieder trennte.

Ab und an schlenderte ich auch mal so durch INNIEN, und stattete bei Tante Christine und Onkel Heinz SCHNEEDE einen Besuch in deren Gärtnerei ab. Sie waren immer sehr beschäftigt. Mal wurden Blumen getopft, oder Kränze für eine Beerdigung gebunden. Onkel Heinz hatte auch mal eine Bestellung nach Gnutz zu bringen. Sein Sohn Klaus-Willem und ich durften Onkel Heinz in seinem Dreirad- Tempo Fahrzeug begleiten. Wir waren wohl fünf/sechs Jahre alt. Die Fahrerkabine war sehr schmal. Das Fahrzeug wurde ja nach vorne hin ziemlich schmal, weil es ja vorne nur ein Rad hatte. Dieses war auch das Antriebsrad, was über einen Keilriemen angetrieben wurde. Geschaltet wurde der "TEMPO" mit einer Revolverschaltung. In Gnutz angekommen, parkte Onkel Heinz an der Straßenkante auf dem Grasstreifen. Während er die Bestellung zu dem Kunden brachte, verblieben Klaus- Wilhelm und ich im Auto.

Wir unterhielten uns so über das Fahrzeug, während er auf den Fahrersitz rutschte. Ich kann schon Auto fahren, wenn ich will, sagte er. Dann Muss man den Schlüssel rumdrehen, und starten. Dann so, an der Schaltung den Gang rein machen, was er auch demonstrierte. Dabei hatte er gerade den Gang auf Leerlauf geschaltet, und das Dreiradgefährt setzte sich langsam in Bewegung. Es war keine Bremse angezogen, und wir rollten so langsam in einen ganz flachen Graben. Der Zündschlüssel steckte aber nicht auf. Sooo, nun warteten wir auf Onkel Heinz. Was der wohl sagen würde? Mit Hilfe seines Kunden gelang es doch noch leicht, das Vehikel wieder auf die Straße zu hieven. An eine ganz besondere Gegebenheit kann ich mich noch gut erinnern. Regelmäßig einmal in der Woche kam aus BÖKEN, Bäcker LEMKE mit einem Kombi Auto nach INNIEN. Obwohl es in INNIEN ja zwei Bäckereien gab. Die von Bäcker SIERK, und Emma BUTENSCHÖN.

Also ein Konkurrenz-Bäcker aus der Nachbargemeinde?! Ob er trotzdem hier noch lohnende Geschäfte machte weiß ich nicht? (ich kann mir aber denken, was sich wirklich dabei lohnte. Es kommt gleich zu Tage!) Aber der Versuch, war es wohl Wert. Also das Fahrzeug war mit zwei Personen besetzt. Einem nicht ganz so alten Fahrer, und einem sehr alten Beifahrer. Das war der Senior Bäcker Opa LEMKE aus BÖKEN. Er war immer mit einer dicken Joppe bekleidet und einer Schirmmütze. Er trug einen großen Schnurrbart. Seine Stimme war meist mehr krächzend und nuschelig, was auch noch durch den dichten Schnurrbart verursacht wurde. Nun lief folgende Sache ab.

Das Auto parkte auf Glöy's Hofstelle, Opa LEMKE stieg mit Mühe aus dem Fahrzeug, ging durch die offen stehende Dielentür, und fing mit tiefer Stimme krächzend an zu singen. Den Text weiß ich nicht mehr, nur, dass dabei noch heraus kam, "SOOO, SCHÖN WAR DIE NACHT!"

Damit man sich die ganze Sache besser vorstellen kann, muss ich mich immer an den Schauspieler „IENRY VAAL " vom OHNSORG -THEATER aus Hamburg erinnern ‚Etwa so ein "TYP" war Opa LEMKE! Immer den Schalk im Nacken. Oma MIEDDE war auch schon auf die große Diele geeilt, und hielt eine Buddel Korn und ein Schnappsglas in ihren Händen. Sie schenkte das Glas voll, und übergab es an Opa LEMKE. Der schüttete sich den 38% tigen "KÖÖM " genüsslich in seine Kehle. Darauf folgte, „MIEDDE, du wees, awers op een Been kann ik nich staan“!

Also wurde das Glas ein zweites Mal gefüllt, und "TSCHÜSS ", der Schnurrbart wurde hinterher mit der Zunge abgeleckt, und Opa Lemke humpelte zum Wagen und setzte sich hinein. Das war nun die LÖSUNG, warum sich die Fahrt für Opa LEMKE aus BÖKEN auf alle Fälle nach INNIEN lohnte. Nach dieser Prozedur, stieg der Fahrer aus dem Wagen, öffnete, die Hecktür, und holte wohl ein besonderes Brot aus dem Regal, was Oma aus Gefälligkeit kaufte. Diesen Vorgang fanden wir immer als etwas ganz besonderes und einzigartiges. In welchem Dorf in Schleswig - Holstein konnte man so etwas noch erleben? Auf wieviel Bauernhöfen er diese "Show" abzog kann ich nicht sagen. Aber bei seiner Rückankunft in BÖKEN, musste er sicher aus dem Auto getragen werden. DER TAG WAR GELAUFEN!

Die Hofstelle vor dem Bauernhaus war mit Handflächen großen Steinen gepflastert. Zwischen den Steinen keimte das Unkraut, und so wurde der Hof langsam grün. Als wir, alle Enkelkinder auf Ferien hier waren, mussten wir die Hofstelle jäten. Die Aschmänner, die Lösch'is, Heidi GOLCHERT, Doris PINNOW und die Dienstmädchen.

Wir bekamen eine alte Küchengabel in die Hände und ein Gefäß. Mit der Gabel sollten wir nun dem Unkraut zu Leibe gehen. Es war auch eine so Art Bodendecker als Unkraut darunter, die besonders lange Wurzeln hatten. Wir hockten alle zusammen in einer Reihe auf den Knien, und so wurde die gesamte Hofbreite gesäubert. So verdienten wir uns uns ere "KOST " in den Ferien. Als alles sauber war, streuten wir mit rosa farbenen Salz, den Hofab. Das soll die Neukeimung etwas verzögern. Manchmal besuchte ich auch Gitti (Brigitte) Jeske. Sie war wohl mit der Familie PINNOW verwand, oder befreundet?! Oder mit der Fam. GRÖNKE? Gitti wohnte bei dem Kohlenhändler Hans LOHSE, mit ihrer Mutter, in einer kleinen Dachwohnung. LOHSE hatte sein Haus neben der Nachtkoppel (SCHMÄHKOPPEL). Seine Tochter, Doris war wohl ihr Name, war so in meinem Alter. Gitti hatte aber keinen Vater, er war wohl gefallen im Krieg?

Oma und Opa GRÖNKE feierten auf dem GLOY-Hof ihre Goldene Hochzeit. Es fand in der GLOY Wohnung statt. Es gab ein sattes Mittagessen, und Kaffee und Kuchen. Es wurde viel erzählt, gelacht und gesungen! Als eine sehr fröhliche und ausgelassene Hochzeitsgesellschaft habe ich die Feier in Erinnerung. Man sang das Lied: JUPP HEI DI UND JUPP HEIDA, UND DANN. AUCH NOCH FALLERA! Das klingt noch in meinen Ohren.

Ganz interessant war es auch während der Heuzeit. Die vollen Heuwagen standen auf dem Hof. Es waren hölzerne Pferdewagen mit langen Deichseln. Die Wagen mussten abgeladen werden. Das war Oma MIEDDE ihre Aufgabe. Sie war mit den Dienstmädchen am Hof geblieben. Die Heuwagen wurden auf die große Diele geschoben. Direkt unter die große Heubodenluke. Der Widdelbaum war mit Tauwerk festgebunden. Das war ein etwa sechs Meter langer geschälter Baumstamm, mit 20 cm Durchmesser, der auf das lose Heu auf dem Feld, oben auf dem beladenen Heuwagen festgebunden wurde. Somit konnte das Heu nicht vom Wagen fallen. Und nun kam wieder eine technische Errungenschaft zum Einsatz. Auf dem Heuboden, war unter dem First, eine Laufschiene angebracht. Sie reichte vom Ende des Heubodens bis zur Heubodenluke.

An dieser Schiene war ein Laufwerk befestigt, welches von einem Stahlseil gezogen werden konnte. An diesem Laufwerk war eine Greifvorrichtung befestigt. So wie bei einem Greifbagger! Nur dieses war eine Greifforke, mit je vier Zinken auf beiden Seiten. Nun wurde mit Hilfe eines Motors, diese Heugreifgabel per Laufwerk zur Bodenluke befördert. Oma MIEDDE betätigte diese ganze Maschinerie oben vom beladenen Heuwagen aus, über eine Kommandoleine. Zog sie an der Leine, bewegte sich der Aufzug entweder nach oben, oder nach unten. Oma musste nun die geöffnete Heugabel in das Heu drücken. Ein Schnappverschluss verhinderte, dass das Heu wieder aus der Gabel fallen konnte. Nun zog sie zweimal kurz an einer Leine und der Heuaufzug stieg zum Heuboden empor. Man hörte, wenn die volle Heuforke oben am First angekommen war, und sich Richtung Boden Ende bewegte.

Wenn Oma meinte das Heu sei an der richtigen Stelle angekommen, zog sie einmal an der Leine und die volle Ladung Heu wurde ausgeklinkt, und viel somit auf den Heuboden. Das war schon eine tolle Erfindung meine ich. Es kostete aber doch schon Kraft, die leere Gabel in das Heu zu drücken.

Auf anderen Höfen verwendete man einen Heupuster. Das war weniger kompliziert. Eine Schüttvorrichtung stand unter einer Heubodenluke, außen an der Hauswand. Seitlich der Schüttvorrichtung war ein Motor angebracht, der über ein Schaufelrad, Luft in die Schüttvorrichtung blies und so das Heu über ein dickes Rohrsystem gen Heuboden pustete. Also der Bauer brauchte nur im stehen, das Heu vom Wagen mit einer Heuforke in den Trichter werfen, und das Heu flog auf den Boden. Nur ab und zu musste ein Arbeiter, der auf dem Heuboden stand, das Auslassrohr etwas verstellen, damit das Heu auch gleichmäßig verteil wurde.

Wir Kinder streuten auch dieses rosa Salz, was wir gegen das Unkraut auf dem Hof verstreut hatten über das Heu auf dem Boden. Salz saugt ja die Feuchtigkeit auf. Denn wenn zu viel Feuchtigkeit im Heu steckte, könnte es auch mal zu einer Selbstentzündung kommen. Mit einem etwa 60 cm langem Aluminium Thermometer, das ins Heu gesteckt wurde, überwachte man die Heu-Temperatur. Oder es musste auch mal etwas umgeschichtet werden.

Wir machten in den Sommermonaten auch schwere Gewitter mit. Dann waren wir alle besonders wachsam. Denn so ein großes Reetdach-Haus könnte ja auch mal vom Blitz getroffen werden. Und dann wären die Ferien ein für allemal vorbei. Aber zwei lange Blitzableiter Antennen standen ja auf dem Dach. Vier Stahlseile, jeweils an den Dachendseiten leiteten den Blitzstrom von den Antennen in die Erde. Am Wochenende schlichen auch oft die Schustersöhne von HEESCHEN am Hof vorbei. Hans - Herman und Rudi, waren auf Spatzenjagd. Sie hatten ein Luftgewehr dabei. Mit kleinen "EIERBECHERN" aus Blei, luden sie die eingeknickte Flinte. Die gestreckte Flinte war nun schussbereit.

Oben auf dem Reetdach des GLOY-Hofes war ein großer Blitzableiter. Auf dem Stahlseil, das in einer Höhe von etwa 40 cm über das ganze Dach reichte, saßen oft viele Spatzen. Die Spatzen hielten sich gerne auf dem Hof auf. Hier haben sie zu fressen. Die Pferdeäpfel waren ihre Vorliebe. Auch waren viele Schwalbennester unter dem Schweinestalldach. Sie liebten all die vielen Fliegen im Schweine- und Kuhstall. Die Jungs versuchten die Spatzen abzuschießen. Und, sie waren keine schlechten Schützen. Auch drüben am Hühnerstall, lauerten die beiden den Staren in den Kirschbäumen auf. Der Hühnerstall war auch etwas ganz besonderes. Ein flacher Schuppen, mit einem Pappdach. Er war fast 20 m lang und 8 m breit. Die Front war mit gedrechseltem Holz verschönert, das farbig angemalt war. Der Schuppen hatte viele kleine bunte Scheiben. Grüne, rote, gelbe und blaue.

Wie es früher auch die vorgebauten Veranden hatten. Das Innere war in zwei Räume unterteilt. Die linke Seite, war mit vielen Legeboxen ausgestattet. Drei übereinander, und fünf nebeneinander. Die Hühner flatterten auf eine Stange, die vor der Box befestigt war, und gelangten so in ihre gewählte Legebox. Am Stallfußboden standen Wassernäpfe. Durch eine Tür gelangte man in die andere Hälfte des Stalls. Hier befanden sich überwiegend die Schlafplätze, der Hühner und Puten. Erhöht waren hier mehrere Sitzvorrichtungen aus Dachlatten angebracht. Über eine Planke, eine Art Leiter gelangten die Tiere zu den Sitzplätzen. Von außen war zu jedem Stall ein Hühnerloch, mit Schiebeschott. Dieses Schott mussten wir abends immer schließen, damit keine Wiesel oder Füchse in den Stall kamen. Als Kinder krochen wir auch mal durch diese Hühnerlöcher. Wenn wir nachmittags die Hühner und Puten fütterten, kamen wir mit einem Eimer voll Futter zu den Tieren. Darin war ein Mischfutter. Getreide, Maiskörner, getrocknete Krabben und Kalkmuscheln waren im Eimer. Die getrocknete Eierschale aus der Küche, hatten wir dem Futter zerkleinert beigemischt. Den Kalk benötigen die Hühner und Puten zur Eineubildung.

Das leeren der Nester war immer interessant. Wie viele Eier wurden wohl gelegt? Es gab ja die unterschiedlichsten Größen und Farben. Denn es liefen ja braune, weiße und gescheckte Hühner umher, Paar Zwerghühner auch und Puten. An die 20 bis 30 Eier gab es im Sommer. Die Eier brachten wir dann in den kühlen Küchenkeller, wo der EIERSCHRANK stand. Im Oktober waren wir auch beim Erntedankfestumzug mit dabei. Die Holzpferdewagen waren mit einigen Garben beladen. Mariechen, Annemie und andere Frauen hatten eine Erntekrone aus Getreide gebunden, und mit buntem Krepppapier geschmückt, das im Wind flatterte. Pferde wurden vor die Wagen gespannt. Das Hofpersonal, und wir Kinder saßen mit oben auf dem Getreidewagen. Alle waren toll herausgeputzt. Die Mädel trugen weiße Blusen und bunte Kopftücher.

Das Kriegerdenkmal gegenüber vom Hof Gloy

Damals waren ja die sehr weiten Röcke, die "Paddy-Coats" voll in Mode. Andere geschmückte Wagen versammelten sich auch am Denkmal, und zogen gemeinsam mit ins Dorf. Trachtengruppen und Senser mischten sich mit in den Umzug. Von Blasmusik und einem Spielmannszug begleitet ging es vom Denkmal in Richtung Kirche, wo Sonntagmorgens schon der Dankgottesdienst stattgefunden hatte. Über den Ziegeleiweg ging es auf der Itzehoer Straße am Fräckem Haus und Ullrich seiner Villa, vorbei zum Gasthof "TIVOLI". Bei Peter Lipp seinen Eltern, wurde nun eingekehrt. In dem großen Festsaal gab es Kaffee und Butterkuchen. Und zum Tanz wurde auch aufgespielt. Was war das für ein Treiben, Gesinge, Gelaufe und Geschnatter. Schlimmer als in einem Entenstall!

Die Kutscher brachten inzwischen die Pferdewagen wieder zu ihren Höfen. Sonntags war in der Dorfkirche immer Gottesdienst. Am westlichen Ortsausgang, befand sich ein sehr großes Gebäude. Fast ein Herrenhaus. Es wurde damals, "DAS FRAUENHEIM" genannt. Hier waren junge Mädel und Frauen untergebracht, die es im Leben nicht so leicht hatten! Sie besuchten sonntags auch den Gottesdienst. Nach dem Gottesdienst machten sie einen Fußmarsch bis zum GLOY-Hof. Sie waren von Nonnen begleitet und umrundeten das Kriegerdenkmal, wobei sie immer wieder Lieder anstimmten. Sie hatten sonst keine Möglichkeit, das Heimgelände alleine zu verlassen. Neben dem FRAUENHEIM führte ein Weg zu dem Walgebiet "HÖLLN"! Etwa nach 100 m von der Itzehoer Str. entfernt, stand an diesem Weg ein Fabrikschornstein. Ich meine hier befand sich das Elektrizitätswerk. Es wurde wohl mit Kohle betrieben. So erhielt das Dorf seinen Strom.

Mein Bruder Uwe und ich waren in INNIEN auf Ferien. Ich war etwa acht J ahre alt. Tante Alma und Onkel Jochen Rohwer wollten mit ihrem Mercedes 180 D,zur SEEHUND-JAGD nach Büsum fahren haben sie gesagt. Ob es so etwas gab, oder nicht, wusste ich damals nicht?!

Irgendwann am späten Nachmittag kamen sie wieder am GLOY- Hof vorbei, bevor es weiter nach Viershöhe ging. Sie wollten uns nun den Seehund zeigen, den sie mitgebracht hatten. Es wurde nun aber alles sehr spannend gemacht. Sie sagten, statt einen Seehund zu schießen, haben sie sich lieber einen kleinen lebenden Jungen Seehund von der Nordsee mitgebracht. Einen sogenannten „HEULER"! Der lag nun am Fußboden im hinteren Sitzbereich und schlief unter einer Decke. Wenn wir ihn mal sehen wollten, dann müssten wir ihn ganz vorsichtig wecken und an der Wolldecke zupfen. Das machten Uwe und ich auch. Heuler, sagte Tante Alma, beweg dich mal. Und er bewegte sich ganz langsam. Wir sahen ihn aber noch nicht.

Heul mal kleiner Seehund, sagte Onkel Jochen. Und er versuchte zu heulen. Huak,huak,huak kam unter der Wolldecke hervor! Nun kuckt man mal und zieht die Decke vorsichtig weg, sagte Tante Alma. Und was sahen wir hervorkommen? Unser vier Jahre alter Bruder Hans-Jürgen kam hervor gekrabbelt. Was für eine Überraschung war das! Nun waren wir alle drei in INNIEN. Was der wahre Grund war und wo sie noch waren haben Tante und Onkel nicht verraten. Ich erinnere mich auch noch eine Familie ZISCHLER.-Die wohnten in sehrämlichen 00" Verhältnissen in Richtung Heinkenborstel vor der Au-Brücke auf der linken Seite. Hier verlief ein kleiner Weg zu den Wiesen. Es war kein wohnen, sondern mehr ein Hausen. Es war eine ärmliche Baracke, mit viel Gerümpel rundherum. Frau ZISCHLER war in meinen Augen ein altes gebücktes Mütterchen. Gelegentlich kamen ihre beiden Kinder auch mal zum GLOY-Hof in die Küche und holten Milch. Sie hießen IRENE und ARMIEN ZISCHLER. Sie waren wohl auch schon 16 und 18Jahre alt? Sie vegetierten hier draußen am Moor wie Ausgestoßene! Ich dachte immer beim Vorbeifahren, dieses wäre das Hexenhaus, von der Hexe beim SCHIETLOCH. Die Alte hätte eine große Ähnlichkeit mit einer Hexe. Sorry, aber dieses waren reine Kindergedanken!

An meinen Opa Henning, habe ich auch noch eine nette Erinnerung. Wir aßen in der großen Küche, mit all den Angestellten zu Mittag. Dabei prünscherte ich gelegentlich wohl auch mal? (Prünscherte heißt, ich aß sehr langsam). Nun hielt Opa Henning ja auch immer seine Mittagspause in der gemütlichen Wohnstube auf dem Liegesofa. Und ich sollte auch immer mit Mittagsschlaf halten. Ich lag aber auf dem Fußboden vor dem Sofa. Ich nutzte immer eine weiche grob gehäkelte orangene Decke zum Zudecken. Opa dagegen lag unter einer eher kratzbürstigen Wolldecke. Mit dieser mochte ich mich überhaupt nicht zudecken!

Wenn ich zu langsam gegessen hatte, und der Teller musste immer leer sein, sagte Opa zu mir, ich gehe gleich in die Wohnstube und decke mich mit der weichen Decke zu. Ich bin vor dir fertig mit dem Mittagessen! Du bekommst dann die kratzbürstige Wolldecke. Das wollte ich aber auf keinen Fall, und aß etwas schneller. Aber manchmal war er vor mir in der Wohnstube und lag schon mit meiner weichen Decke zugedeckt auf dem Sofa. Dann zog und zerrte ich an der Decke, aber Opa hielt sie fest und ließ auch nicht locker. Das hatte ich mir fürs nächste Mal zu merken.

Klaus Henning Rohwer, war schon auf dem GLOY-Hof. Er war aber noch nicht verheiratet. Aber er war davor, den Hof zu übernehmen. Oma war wohl noch in dem Schlafzimmer was GOLCHERT's einmal hatten. Klaus Henning schlief in Ewald Möller seiner ehemaligen Kammer. Wir schliefen auf dem Boden in dem Kinderzimmer. Pferde gab es nicht mehr auf dem Hof. Klaus-Henning hatte sich einen Schlüter Trecker gekauft. Wir waren mit ihm, zur den Wiesen an der Au, nach Heinkenborstel gefahren. Hier war er mit dem Heukehrer beschäftigt. Wir saßen mit auf dem Trecker. Es war wohl so gegen elf Uhr, als er in der Ferne, in Richtung INNIEN eine schwarze dicke Qualmwolke entdeckte!

Oh, man ---, wenn bloß nicht der GLOY-Hof brennt rief er!? Da müssen wir schnell hin fahren und nachsehen, sagte er! Der Heuwender wurde abgehakt und so schnell es ging jagte er mit dem Trecker dem Dorf zu. Der Qualm wurde immer dunkler und gewaltiger. Er zog flach über den Horizont. Unterwegs als, wir noch einen km vom Hof entfernt waren, sagte Klaus-Henning, das ist nicht unser GLOY-Hof. Es war weiter nach links, also Richtung BÖKEN. Klaus-Henning war erst einmal erleichtert. Aber da er in der Freiwilligen Feuerwehr war, fuhr er mit seinem Goliath Auto nach BÖKEN um mit zu löschen. Ich war inzwischen über den Sören, und der Aubrücke zu Fuß nach BÖKEN gelaufen. Immer in Richtung Feuer. Als ich in BÖKEN ankam brannte hier der Kaiser-Hof lichterloh. Was für ein trauriger Anblick. Viele FEUERWEHREN waren aus den Nachbardörfern herbei geeilt um zu löschen.

Der schöne Hof, dachte ich bei mir. Dies war auch der Hof, der zu der Kaiser Mühle gehörte, die in INNIEN bei STRUVE, Futter anlieferten. Man versuchte noch Möbel aus dem Haus zu tragen. Schweine versuchte man auch noch zu retten. Am Stallanbau, zersprangen schon auf dem Boden, die Eternitplatten. Das knallte nur so, als sie von der Hitze zersprangen. Auch mein Onkel Heinz Schneede war hier mit der Innie'er Feuerwehr im Einsatz.

Ja, ein trauriges Ferienerlebnis war das! Mit meinem Bruder Uwe, verbrachte ich auch mal Ferien auf Viertshöhe. Aber nach einigen Tagen, war es mir zu langweilig und ich fuhr dann mit gepackter Tasche nach INNIEN. Hier war mehr los. Ich hatte schon mein eigenes Fahrrad. Ich hatte bei Tante Magda Fräckem angerufen, ob ich da mal für paar Tage sein durfte. In dem ehemaligen Kinderzimmer auf dem Dachboden konnte ich übernachten. Marianne und Elisabeth, hatten ihr zu Hause schon verlassen. Peter schlief unten in einem Zimmer neben der Küche. Nur Irmgard schlief noch mit oben. In INNIEN hatte ich eine ganz besondere Aufgabe, die ich nun meiner Tante abnehmen konnte. Das war so: Im Dorf war keine Apotheke ansässig. Aber es gab zwei Ärzte.- Dr. Witschel gab es nicht mehr. Aber ein Dr. RAMLOW und Dr. Dubicki, praktizierten noch im Dorf. Dr. RAMLOW hatte eine Praxis oben neben der Dorfkirche. - Dr. Dubicki im Weg zum SÖREN.

Nun schrieben die Ärzte ja auch Rezepte für ihre Patienten aus damit sie Medizin bekamen. Dieses Rezept steckte der Patient in einen Briefkasten, der sich draußen neben der Eingangstür am Haus befand.So war es bei beiden Ärzten. Nun fuhr ich mit dem Fahrrad und einer Tasche am Lenker zu den Ärzten Erst zu — Dr.Ramlow,dann zu Dr. Dubicki. Das machte ich jeweils zur Mittagszeit. Für die Rezeptkästen hatte ich je einen Schlüssel. Ich leerte die Kästen, und fuhr mit den Rezepten in meiner Tasche zur Sparkasse. Hier stand eine verschlossene Holzkiste im Gang der Sparkasse, wo Onkel Herman Filialleiter war. In diese Kiste legte ich all die Rezepte und verschloss sie mit einem kleinen Vorhängeschloss. Nun ging ich mit der Kiste auf die andere Straßenseite. Am Schreibwarenladen von Braun, war die Bushaltestelle der Linie Hansa- Kiel. Hier wartete ich den Bus ab der aus Richtung Itzehoe kam und über Nortorf nach Kiel fuhr.

An dieser Haltestelle stand auch immer zu der Zeit, wenn der Hansa- Kiel Bus eintraf, ein kleiner grauer Bus mit etwa 20 Sitzplätzen. Der hatte Fahrgäste gebracht die im Krankenhaus TÖNSHEIDE im Wald eine Kur abhielten und weiter nach Kiel oder Nortof fahren wollten. Es nannte sich damals Lungenheilanstalt TÖNSHEIDE. Lungen erkrankte Patienten wurden hier schon gleich nach dem Krieg behandelt. Die herrliche Luft, mitten im Wald wurde sehr geschätzt. Dann wartete der Busfahrer genau wie ich, auf den Bus aus Nortorf der eventuell Fahrgäste hatte die weiter nach TÖNSHEIDE wollten.

In diesen Bus der aus Itzehoe kam setzte ich die Kiste vorne beim Busfahrer ab. Der nahm sie nun weiter mit bis nach Nortorf. In Nortorf wurde die Kiste vom Apotheker Personal wieder heraus genommen. Nun legte man die Medizin in die Kiste und verschloss sie wieder. Auf den Packungen standen die Namen der Patienten. Diese Kiste fing ich dann am folgenden Tag um die Mittagszeit ab, mit dem Bus aus Nortorf Nun hatte ich die Kiste ja in den Bus gesetzt und in 10 Minuten kam der Bus aus der Gegenrichtung aus Nortorf, Also ging ich wieder auf die Sparkassenseite und wartete den Bus ab.

Mit dieser Kiste kam die Medizin an. Ich packte alles in die Einkaufstasche und fuhr hoch zu Tante Magda. Hier verteilte ich die Medizin auf einem Teewagen der im Flur stand, so dass alles schön leserlich zu erkennen war. Die Patienten wussten, wann sie die Medizin hier nun abholen konnten. Sie kamen im Laufe des Nachmittags. Sie bimmelten an der Hausglocke, ich öffnete, und sie sagten für wähn sie Medizin abholen wollten. Sie zahlten mir dann 50 Pfennig und erhielten die Medizin. So wurden die Innier Patienten um 1957/ 1959 mit Medizin aus Nortorf versorgt! wo Uwe mein Bruder verbrachte auch mal mit mir bei der Fräckem Familie Ferien. Wir waren etwa elf, zwölf Jahre alt.

Nun war unser Onkel Herman aber ziemlich hart mit uns umgesprungen. Sein Sohn Peter, also mein Cousin, Uwe und ich sollten seine zwei Fischteiche auf seinem Grundstück reinigen. Also Rohrkolben, und im Wasser wachsendes Gras herausreißen. Dazu muussten wir aber ins Wasser steigen sagte er. Wir hatten keine Ahnung, wie tief das Wasser war. Peter stieg als erster in den Teich. Er war auch so vier, fünf Jahre älter als wir, und ziemlich groß. Nun sollten auch wir in die Fluten steigen. Aber uns war richtig mulmig zu Mute, denn im Wasser schwammen große, dicke, glitschige Karpfen, die uns mit ihren großen Augen anglotzten. Sie gründelten zwischen den Rohrkolben und dem Gras. Ängstlich waren wir, aber Onkel Herman "bugsierte“ uns ins Wasser. Das Wasser reichte uns bis zur Brust.

Und nun wateten wir mit Badehose, und Turnschuhen bekleidet durch die glitschigen Teiche. Wir zogen die ungewünschten Sachen aus dem Wasser, und warfen sie auf die Uferkante. Nun waren wir endlich fertig. Spaß hatten wir dabei nicht. Aber auf einmal sagte Onkel Herman, nun fahren wir noch mal zu BEHM's Fischteichen, da stehen auch noch Kolben und Gras in den Teichen. Diese Teiche lagen in einem Waldstück Richtung TÖNSHEIDE etwa 500 m vom Fräckem Haus entfernt. Also gingen wir drei auch hier noch einmal zähneknirschend in die Teiche. Ja Onkel Herman Fräckem war ein schwieriger Kerl, in seiner Art, das wussten viele im Ort!

Familientreffen 1957
Familientreffen 1957

Und 1957 war im GLOY-Garten das größte Familientreffen, das es je gab angesagt. Das große GLOY-Treffen. Alle die mit den Glöy's verwand waren sind gekommen!

  • Oma MIEDDE GLOY, Marleen, Kurt, Dirk, Wulf, Antje Aschmann. Inge Aschmann war mit Klaus Kühl aus Rade bei Rendsburg erschienen. Sie hatten ihren ersten Sohn Karsten dabei, der im Oktober geboren war 1957. Klaus Kühl war damals Kreisjägermeister im Kreis Rendsburg Eckernförde.
  • Alma, Jochen, Thies Rohwer. Klaus Henning hatte in 1957 Elsbeth Thun aus Rade, bei Kellinghusen geheiratet.
  • Magda, Herman, Irmgard, Marianne, Peter Fräckem. Elisabeth war mit Dr., Hans Burchard aus Hamburg erschienen. Sie war wohl im siebenten Monat schwanger?
  • Inge, Dieter, Jan- Dieter, Jens-Uwe und Hans-Jürgen Lösch.
  • Opa Glöy seine Schwester aus SILZEN, Anna und Heinrich Reimers.
  • Deren Töchter Ina, Annelene mit Mann Dr. Hans Ratje, und Lisa mit Mann Klaus Vollert.
  • Aus Willenscharen war Annie, mit Klaus Harms erschienen und deren Kinder.
  • Und auch noch eine alte Tante und einige die ich nicht kannte.

Es war das tollste Treffen, was der Glöy-Clan je veranstaltet hatte.

Als Oma MIEDDE verstorben war, am 22.06.1983, im Alter von 86 Jahren, haben wir Enkel beschlossen, alle zwei Jahre ein Glöy-Treffen auszurichten. Alle zwei Jahre bei einer andern Familie. Mal bei den Aschmännern, den Rohwer, den Fräckem, oder den Lösch's. Nach dieser Feier, sind mein Bruder Uwe und ich mit Inge und Klaus Kühl zu ihrem schönen Bauernhof nach Rade bei Rendsburg auf Ferien gefahren. Klaus fuhr damals einen Opel Rekord.

Für Uwe waren es aber keine Ferien, denn er wurde dort ziemlich krank und hatte das Bett hüten müssen. Somit spielte ich alleine. Klaus Kühl hat mich damals mitgenommen in die Feldmark, und ist mit mir in einem Ruderboot über den Nord-Ostsee-Kanal zur Rader-Insel gerudert. Hier kehrten wir in einem Krug ein. Ein großer präparierter Fisch hing über dem Tresen. Es war ein HECHT. Eventuell war der Krug auch nach diesem Hecht benannt? Klaus Kühl war damals Kreisjägermeister im Kreis Rendsburg-Eckernförde.

1958 und 1959 verbrachte ich wieder meine Schulferien bei der Fräckem Familie in INNIEN. Ich war so 12-13 Jahre alt. Ich erledigte wie in den Jahren davor, die Sache mit dem Apothekerkasten. Zwischendurch hielt ich mich viel an der Tankstelle von Hermann AFFELT auf, die direkt an das Fräckem Grundstück grenzte.

Neben den Tanksäulen stand etwas zurück eine kleine Baracke. Das war AFFELT sein Büro und Verkaufsraum. Hier gab es Öle, Keilriemen, Scheibenwischer, Autoglühbirnen, Autokerzen, Sicherungen, Schwämme, Warndreiecke, Reservekanister, D-Aufkleber, Zigaretten und Süßigkeiten. Herr AFFELT war immer sehr beschäftigt. Und so durfte ich dann auch mithelfen, die Fahrzeuge zu betanken. Auch er hatte zwei Enkelkinder, die hier Ferien machten. Es war die kleine etwas pummelige GUNDULA, mit ihrer größeren Schwester UTA von SEELEN! Sie wohnten in Rendsburg in der Alten Kieler Landstraße. Ihre Eltern waren beide Lehrer. UTA war wohl ein Jahr jünger als wie ich. Eigentlich hielt ich mich mehr wegen ihr, an der Tankstelle auf. Sie hatte eine tolle Figur, hatte krauses, gelocktes Haar mit einem Pferdeschwanz und lispelte leicht.

Das fand ich besonders süß an ihr. Sie war etwa einen halben Kopf kleiner als ich. Ich war damals schlank und schon sehr schnell in die Länge geschossen. Sie gefiel mir recht gut, um nicht zu sagen, dass ich wohl auch etwas verliebt in sie war. Also meine ERSTE JUGENDLIEBE! Ich verlor Uta nach diesen Ferien aber aus den Augen. Als ich bereits in Gnutz in der Lehre war, also drei Jahre später traf ich sie zufällig doch noch einmal unerwartet in Innien, als ich Peter Fräckem besuchte. Er sagte, du, Uta von SEELEN ist gerade bei ihren Großeltern zu Besuch mit einer Freundin. Ich sagte wir fragen die beiden mal, ob wir nicht einen Abendspaziergang durchs Dorf machen könnten? Gesagt getan. Aber danach brach es endgültig ab. SCHADE!

Wenn keine Autos zu betanken waren und es regnete, dann haben wir drei den Tag mit Brettspielen verbracht. Wir spielten an einem Tisch, Mühle, Halma, Mensch ärgere dich nicht oder wir spielten Karten. Dann saß ich immer besonders dicht bei Uta. Und so verabredeten wir uns dann auch für die nächsten Sommer Ferien 1959 wieder bei der Tankstelle. Zu dieser Zeit 1958/59 bis in die 1964ger Jahre, so habe ich es jedenfalls mitbekommen waren sehr große Spannungen zwischen meinem Cousin Peter Fräckem und seinem Vater Herman FRÄCKEM. Den Grund weiß ich bis heute nicht, aber es ging über mehrere Jahre so.

Peter durfte nicht mehr zu Hause essen und schlafen. Als ich mich am Tag bei AFFELT an der Tankstelle aufhielt, brachte seine Mutter heimlich Essen zu Frau AFFELT in die Küche. Alles bevor sein Vater von der Sparkasse kam um zu Hause Mittag zu essen. Herman durfte von alle dem überhaupt nichts erfahren? Dann hätte er den größten Krach vom Zaun gebrochen mit meiner Tante Magda. Ob Tante Magda über all diesen Kummer mit ihrem Mann Herman FRÄCKEM womöglich depressive wurde und sich im Schuppen erhängte, weiß ich nicht. Aber der Grund liegt nahe! Hier bei AFFELT hat Peter dann zu Mittag gegessen. Wo Peter zu der Zeit arbeitete weiß ich nicht. Nachts hat er bei Oma MIEDDE GLOY im Altenteil übernachtet.

Opa Fräckem aus Bielefeld, der Vater von Hermann Fräckem.

Das waren für Peter sicher ganz harte Jahre! Ja, sein Vater konnte ein richtiger Diktator sein! Ich habe mich sehr oft gefragt, wie Herman FRÄCKEM so sein konnte? Dabei war Herman FRÄCKEM Mitglied in der FREIMAURER-LOGE in Neumünster? Waren das deren Tugenden? - Mit Sicherheit nicht! Wenn es nicht regnete benutzten wir Opa AFFELT seine Transportkarre zum spielen. Es war mehr eine metallene blaue Sackkarre. Sie konnte aber auch so als Karre benutzt werden da sie drei Räder hatte und an einer Deichsel gezogen werden konnte. Sie hatte umklappbare Seitenwände.

Die Chaussee von AFFELT's Tankstelle zum Innie'r Bahnhof warjaabschüssig.Ich klappte die Zugdeichsel zurück auf die Karre um damit zu steuern. Dann setzte ich die kleine Gundula in die Karre, schob die Karre im Laufen an, so dass genügend Schwung war und sprang selber auf die Karre drauf. Die Straße musste natürlich hinter uns frei sein. Von vorne konnten gerne Autos ankommen. Das war etwa so wie mit einer Seifenkiste. Nun raste die Karre mit uns beiden bis runter zur Schule. Fast bis zum Gasthof TIVOLI! Mühsam mussten wir aber die Karre wieder den Berg hinaufziehen. Dies machten wir des Öfteren.

Ab Ende der 1950ger Jahre, boomte der Straßenbau in Schleswig- Holstein. Überall wurden neue Straßen Brücken und Umgehungsstraßen gebaut. Dazu benötigte man unendlich viel Kies und Sand. Dies beschaffte man sich von den vielen Kiesgruben bei Westensee und BORDESHOLM. Unaufhörlich rollten jeden Tag viele LKW mit Anhänger durch Innen. Sie fuhren alle mehrere Touren am Tag. Immer wieder die gleiche Strecke. Hinfahren, aufladen, zur Baustelle fahren, abkippen und wieder zurück. Das ging etwa 15 Jahre so, bis1965 mindestens. Selbst noch als ich 1965 in Gnutz meine Botaniker-Ausbildung machte fuhr der wilde Typ von Fa. Kröger seinen BÜSSING. Aber nach all den abgerissenen Km, hatte er inzwischen einen neuen dunkelblauen BÜSSING unterm Hintern. Allzu gerne wäre ich auch so einen BÜSSING gefahren, anstatt die Lehrjahre hier in Gnutz zu absolvieren.

Aber ich bin trotzdem mal auf so einer Tour mitgefahren 1958. Als sich ein LKW Fahrer einmal an der AFFELT Tankstelle Zigaretten raus holte, habe ich ihn gefragt, ob er mich mal auf so einer Tour mitnehmen könne. Ja, das kannst du mal machen sagte er. Aber es ist schon Nachmittag und ich weiß nicht wie spät ich dich hier wieder absetzen werde. Ich rannte zu Tante Magda und fragte ob ich mitfahren darf? Ja mach das man mal sagte sie. Vorsichtshalber gab sie mir 20 Pfennig mit, damit, wenn etwas passieren würde ich sie anrufen könne. Dieser LKW war auch ein besonderes Model. Es war einer mit den drei Ringen auf der Motorhaube. Ein KRUPP LKW! Der Motor hatte einen ganz besonderen Klang. Da hörte man immer besonders hin. So ein stark dröhnender Klang. O.K. wir fuhren zu einer der Kieskuhlen, beluden LKW und Hänger und es ging zurück Richtung Nortorf.

Unterwegs fing der Motor je doch so eigenartig an zu röcheln. Die Zugkraftießauchnch. Wir stoppten in einem Ort um den Schaden festzustellen. Der Fahrer sagte die Reparatur würde etwas Zeit in Anspruch nehmen. Ich also fröhlich zu einer gelben Telefonzelle gelaufen und mit den 20 Pfennig habe ich Tante Magda angerufen, dass es später werden würde, wir hätten gerade eine Motorpanne. Schleswig-Holstein hatte ja das große Glück und war sehr reichlich mit Kiesvorhaben gesegnet. Vor gut 10.000 Jahren hat die Eiszeit hier beim Schmelzen die Endmoränen abgelagert. Durch den gewaltigen Druck der Gletscher wurden die Berge in Norwegen und Schweden abgeschliffen aus dem der Kies dann entstand. Selbst große gewaltige Felssteine schoben die Gletscher vor sich hin. Die auch überall in den Kiesgruben zu finden sind. Vor etwa 25 Jahren, fand man bei Ausbaggerarbeiten in der Eibe bei Altona einen großen sogenannten Findling.

Er war über zwei Meter hoch und hatte einen riesigen Umfang. Er wurde geborgen und am Elbe-Strand aufgestellt. Er steht unterhalb der Elbchaussee am Strand. Genau da wo der Hohenzollern Ring auf die Elbchaussee stößt. Man hat ihm den Namen ALTER SCHWEDE gegeben und auf einer Kupfertafel gibt es einige Informationen über ihn. Die Fuhrbetriebe verdienten sich mit dem Kiestransport eine goldene Nase. Sie kamen aus der Gegend von Heide und Itzehoe und anderen Ortschaften. Aus Itzehoe kam die Fa. MATTHIES. Sie hatten mehre LKW Züge laufen. Hier saß auch sogar eine Frau hinter dem Lenkrad. Sie fuhr einen MAN-LKW mit Hänger. Sicher fuhr ihr Mann auch? Es war wohl ein Familienbetrieb?

Ein ganz besonders verrückter Kerl fuhr für Fa. KRÖGER aus Heide. Ein kräftiger Kerl mit lockigen wilden Haaren und einem dunkelblauen Pullover. Der liebte seinen TRUCK. Er fuhr einen großen BÜSSING LKW mit Anhänger. Man sah das er gerne mit diesem MONSTRUM unterwegs war. Ich grüßte und jubelte ihn immer wild zu, wenn ich ihn sah und er vorbei donnerte. Dann drückte er mehrmals auf sein lautes Mehrklanghorn auf seinem Lenkrad und wir jubelten beide. Dann lachte er immer und seine weißen Zähne strahlten übers ganze Gesicht.

Bis zu Oma MIEDDE's Tot, 1983 haben wir Oma immer wieder besucht mit unseren Kindern Pierre und Nicole. Die beiden haben sie noch gut gekannt. Pierre und Nicole waren 1983--12 und 14 Jahre alt. Auch den GLOY-Hof kennen sie noch gut aus eigener Erinnerung. Aber so tolle Ferien wir ich sie auf dem Hof erlebt habe, hatten sie nicht. Denn Klaus- Henning und Ebben Rohwer bewirtschafteten nun ja den Hof, und hatten nun selbst eigene Kinder.

Aber 1982, als ich meinen Busführerschein machte, hatte ich noch einige Urlaubstage. Da beschlossen wir, doch einmal mit dem Fahrrad von Schenefeld/Hamburg nach Innien zu fahren. Pierre und Nicole waren eingeladen auf dem neuen Bauernhof auf WULFSRADE einige Tage zu verbringen. Es war eine Strecke von etwa 65 km. Sie waren damals 11 und 13 Jahre alt. Nach gut vier Stunden trampeln, mit einigen Verschnaufpausen erreichten wir WULFSRADE. Hier war geplant im Heu zu übernachten. Peter Fräckem seine beiden Töchter verbrachten auch ein paar Tage hier. Mich holte meine Frau am selben Abend mit dem Auto und einem Anhänger ab. Pierre und Nicole haben diesen Aufenthalt auf WULFSRADE gut in Erinnerung. Zu der Zeit wurde gerade das Rehkitz FIPPS mit der Flasche großgezogen. Und so etwas vergisst man nicht!