Archiv:Vorwort (Mein Dorf)

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Vorwort

Es fehlt uns nicht an Geschehen, kaum an Geschichte, aber es fehlt uns der Sinn für beides. Fontane.

Ich habe in diesem Heft alles rein örtlich auf mein Dorf bezogen. Verallgemeinerungen wollte ich nicht, da das für Dörfer in anderen Gegenden‚ leicht ein schiefes Bild geben möchte. Jedes Dorf hat seine Geschichte. Man muß nur ihre Quellen aufsuchen. Solche sind Meßtischblatt, Dorfkarten aus alter und neuer Zeit, Flurkarten oder Flurbücher, ältere Erdbücher‚ Dorfakten beim Bürgerzeister oder Amtsmann, im Guts- und Gerichtsarchiv (Dort sind die Schuld- und Pfandprotokolle mit Nachrichten der Besitzübertragungen und Betungen der Höfe), Akten der Archive der Kirche, der Propstei, des Landratamtes und besonders das Landesarchiv in Schloß Gottorp.

Man fange bei der nächsten Quelle an, beim Bürgermeister, auf den einzelnen Bauernhöfen, und lasse sich nicht entmutigen. Ich habe 36 Jahre nach einer Urkunde über die Böker Glashütte gesucht, bis ich den Erfolg hatte, die Gründungsurkunden zu finden. Jeder Fund wird mit Fundangabe notiert, möglichst in wörtlicher Abschrift. Sehr wichtig ist die Durcharbeitung des gedruckten Materials über unsere Gegend.

Verzeichnet ist es in Witt: Quellen und Bearbeitungen der Schl.=Holst. Kirchengeschichte und in Katalog der Landesbibliothek in Kiel. Diese Arbeit behütet uns vor uferloser Fantasie.

Die Schüler sind zur Mitarbeit heranzuziehen. Sie sammeln Bodenfunde, Gesteine, Pflanzen und Tiere, sie fragen die Alten aus und schreiben ihre Angaben möglichst wörtlich auf (Sagen, Märchen, Redensarten, frühere Lebensweise, Feste und dergl.) Das Interesse der Eltern ist zu wecken, dann fließen uns die Mitteilungen zu.

Durch die Beispiele aus ihrer Dorfgeschichte sind die Schüler leichter zun Verständnis der geschichtlichen Entwicklungen unseres Volkes anzuleiten. Sie lernen die tägliche Umgebung, Haus und Hof, Straßen und Gewässer, Feld, Wald und Menschen als zeitbedingt erkennen, und sie finden so leichter die Grundlage für das Verständnis der Entwicklung unseres Volkes und Vaterlandes.

An den gezeichneten Karten und graphischen Darstellungen lernen sie die Zunahme der Bevölkerung und des Viehstandes, die fortschreitende Urbarmachung der Feldmark und den Einsatz der Dorfbewohner für die Ernährung unseres Volkes kennen. Die Viehbestandslisten geben ein Bild von den verheerenden Folgen der Kriege, auch für Dörfer, die nicht direkt betroffen wurden. Bildet das Dorf einen eigenen Meiereibezirk, so würde eine Darstellung der Milchanlieferung diese Folgen noch deutlicher herausheben. Solche auf das eigene Dorf bezogenen Zahlen wirken besser als allgemeine Angaben, bei denen ein Kind sich wenig oder nichts denkt.

Zur Verdeutlichung bei Vorträgen habe ich einen Filmstreifen mit reichlich 20 Karten und graphischen Darstellungen anfertigen lassen.

Möge das Heft den Kollegen Anregungen geben für ihren Unterricht und die Kinder Freude an ihrem Dorf finden lassen.

Georg Reimer