Archiv:Zu Fuß vom Bahnhof Innien zum Hof Gloy

Aus Aukrug Geschichte Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Der Bahnübergang in Innien. Links unten im Bild der kleine Kiosk.
Die gemütlich eingerichtete Wohnstube im Glöy-Haus

Tante Frieda Lemke und Ursel gingen gemeinsam. Ich konnte es vor Enthusiasmus alles nicht mehr aushalten, und eilte alleine immer schon 20 m voraus. Ich erinnerte mich noch an den Weg vom Bhf. zum Hof vom meinem letzten Besuch. Vom Bahnhof bogen wir rechts ab um die Ecke des Bahnhofshotels. Rohwedder war der Besitzer. Im Hotel gab es auch einen großen Festsaal, hin zur Bhf. Seite. Hier liefen auch ab und zu mal Filme, die wir uns ansahen.

Auf der gegenüberliegenden Seite thronte das große Kaufhaus von Hinrich Braasch. Hier konnte man alles einkaufen. Für diese Zeit in den Ende 1940er Jahren, ein wirklich modernes Geschäft. Von Haushaltsgeräten, Lebensmittel, und allen nötigen Dingen, die die Haushalte in Innien, und den umliegenden Dörfern, wie Böken, Homfeld, Bargfeld, Bünzen benötigten, war hier alles erhältlich. Für die damalige Zeit, ein gut sortierter Laden. Darum nannte man es auch Kaufhaus. Wobei die anderen einfach nur einen Laden hatten.

Kaufhaus Braasch

Neben dem Braasch Kaufhaus war auch die Filiale der Kirchspiel-Sparkasse von Hohenwestedt. Hier war mein Onkel, Herman Fräckem der Filialleiter. Gemeinsam mit einer Frau Tuchner, wickelten die beiden hier die Finanzgeschäfte der umliegenden 5 Dörfer ab. Als Insider, kannte mein Onkel, der ja in Innien wohnte, sich ziemlich gut mit den dörflichen Familienverhältnissen aus, und wusste wohl, wem, und wem er nicht einen Kredit geben konnte!

Während meines Aufenthalts als kleiner Knirps in Innien würde ich auch sicher einmal bei Onkel Herman in der Sparkasse vorbeischauen. Denn gerade hier in den Räumen der Bank, hingen die für mich wichtigsten Bilder überhaupt, die es in Innen über die GLOY Familie gibt. Überwiegend hatten alle GLOY-Männer zu ihrer Zeit damals wichtige Posten inne, die es zu besetzen gab. Es waren alles schlaue, weit vorausschauende Persönlichkeiten, die das „Innier Dorfleben“, maßgeblich mitgestaltet haben. Sogar hin bis zum Kirchenbau, nahmen sie Kontakt zum Dänenkönig Christian auf.

Gleich neben der Sparkasse war ein Elektro-Laden von John! Mit dem Besitzer war mein Onkel gut befreundet. Er ließ sich von ihm, eine Antenne mit zwei großen Harken an sein Haus montieren. Nicht fest auf das Hausdach, sondern an der Hauswand hoch von außen, durch das überstehende Dach ging ein langes Rohr über das Dach hinaus. Das etwa 12 m lange Rohr, das senkrecht empor angebracht war, wurde mit zwei Zahnrädern, über eine waagerechte Welle, von außen durch die Hauswand mit einer waagerechten Stange verbunden. An deren Ende in der Wohnstube sich ein kleines Rad befand. Und so konnte mein Onkel Herman, damals schon in den 1950ger Jahren, Programme sogar aus Dänemark empfangen, indem er an diesem Rad drehte, und die riesigen Antennen, in eine günstige Empfangsposition gebracht wurden. Natürlich war damals alles im TV - noch schwarzweis! Ich muss sagen, für damalige Verhältnisse eine gute, technisch ausgeklügelte Raffinesse. Das habe ich oft bewundert.

Und wenn ich, oder ich mit meinem Bruder Jens-Uwe dort mal zu Besuch waren, haben wir uns am liebsten am Samstag, die „AKTUELLE SCHAUBUDE“ mit Karl Heinz Hollmann angesehen. Diese Sendung wurde von einem Autosalon, Opel „DELLO“ in der Damtorstraße in Hamburg gesendet. Das war gegenüber der Hamburger Staatsoper! Heute alles Geschichte. Am Bahnhofszaun, stand noch eine Holzhütte, kurz vor den Schranken. Ein KIOSK, wo es Süßigkeiten, allerlei Naschkram und „MILLI EISKREM“ zu kaufen gab. Leckeres Eis. Zur Auswahl gab es Erdbeere und Vanille.

Wir wandern immer noch auf der rechten Seite auf dem Gehweg Richtung Gloy-Hof. Also Richtung Viertshöhe, Gnutz! An der Hauswand des Bahnhofshotels steht ein gelber Haltestellenmast der Buslinie „HANSA-KIEL“. Ein rot, cremefarbener Überlandbus stand hier bereit, um Fahrgäste, die mit dem Zug angekommen waren, zu übernehmen. Diese könnten dann bis Böken, Viertshöhe oder Gnutz weiterfahren.

Die Buslinie befährt die Strecke Kiel - Itzehoe. Also quer durch das herrliche Holsteinland, mit seinen Wiesen, Wäldern, Hünengräbern, Fischteichen und Dörfern. Der Bus kam auch immer am Gloy-Hof vorbei. Und wie oft habe ich dann dabei gedacht, doch einmal mit diesem schönen Bus durch Schleswig-Holstein zu fahren. Oder wenn ich erst einmal groß bin, selber solch einen Bus zu fahren.?! Und dieser Wunsch ging in Erfüllung. An einem Wochenende fuhr ich mit einer Haushaltslehrkraft des Gloy-Hofes in Richtung Westensee. (Und 30 Jahre später, saß ich selber hinter dem Lenkrad eines Reisebusses im Kreis Pinneberg bei der PVG (Pinneberger Verkehrsgesellschaft). Hier fuhr ich sieben Jahre, (von 1982 bis 1989) wonach ich nach deren Verkauf zu einer noch exklusiveren Firma überwechselte.

Einer Reisegesellschaft südlich von Hamburg, der Fa. Globetrotter-Reisen, in Vahrendorf in der Gemeinde Rosengarten. (von 1989 bis 2011) Hier war ich als Reisebusfahrer im internationalen Reisedienst im Einsatz. Bis zu meiner Pensionierung 2011, hatte ich dann ganze 30 Jahre hinter dem Lenkrad gesessen). Dieser Haltestellenmast stand aber auch neben einem Schreibwaren- und Buchgeschäft, der Firma Braun!

Zwei riesige Schaufenster boten dar, was man hier im Laden erwerben konnte. In diesem Buch und Schreibwarenladen war meine Cousine Irmgard Fräckem beschäftigt. Die Tochter von meinem Onkel Herman. Einige Zeit diente sie hier als Verkäuferin, bis sie in die Nortorfer Filiale versetzt wurde.

Neben diesem Laden, waren zwei weitere Geschäfte. Der Fischladen von Hein Drews, auch mit Spitznamen „HEIN BÜGGEL“ genannt, nach dem Büggling Fisch benannt. Und im nebenstehenden Laden, war der Blumenladen von HOWOLD! Sozusagen ein Mitbewerber der Gärtnerei Heinz Schneede in Innien, der ja in Kirchennähe eine Gärtnerei mit Blumenladen betrieb.

Friseur Nielsen in der Hauptstraße 4

Hierauf folgten eine kleine Lücke und ein kleiner Weg. Hier hatte ein Herr Schlüter eine Verladestelle für Schweine. Dementsprechend duftete es auch! Etwas weiter stand auf ein paar Stufen erhöht an einem Gitter, ALBERT NIELSEN. Das war einer der Dorffriseure. (ok mien „PUTZBÜDDEL“) die Friseure hatten außen am Haus einen Silberteller hängen. So wusste man hier ist ein „BABER" am Werk. Naaaa, grüßte er von oben, wollt ihr mal wieder bei Oma Gloy Ferien machen? Ja, sagten wir, das wollen wir!

Außer seinem Friseurladen, gab es noch zwei weitere, der von SEPP ESCH, und der von Käpten NODDELMANN seinem Vater, Richtung Heinkenborstel. Zehn Schritte weiter, duftete es herrlich nach frisch gebackenem Brot, Brötchen und Kuchen. Bäcker SIERK seine Bäckerei, verströmte diese herrlichen Gerüche. Im Schaufenster einige der gebackenen Brote und Kuchen. An den Stücken mit Zuckerguss labten sich aber auch immer einige Wespen.

Und gleich darauf folgte der Laden von JESSEN, wo es auch alles zu kaufen gab. Neben dem Laden verlief eine Straße die in die „HÜHNERSIEDLUNG" führte. Etwa gegenüber von der Bäckerei SIERK, stand ein großes stattliches Gebäude, worin sich die Post befand. Daneben war eine Schlachterei. Angrenzend gab es auch einen Schrotthändler. Als wir etwas größer waren, lieferten wir hier auch gelegentlich mal Sachen ab, um einige „GROSCHEN“ zu erhalten.

Denn in INNIEN, hatten wir bei Oma „MIEDDE“ auch jeder einen Spartopf. Diesen hatten wir von Onkel Herman Fräckem, von der Sparkasse bekommen. Wir sollten einfach genommen schon ganz früh, ans Sparen herangeführt werden. Denn oftmals bekamen wir von dieser oder jener Person auch mal einigen Groschen geschenkt, die wir dann mit viel Freude in den Sparschlitz steckten. Onkel Herman hatte unser Sparbuch auf der Kasse, wo wir dann auch gelegentlich mal einen Kassensturz machten, und er den gesparten Betrag ins Sparbuch eintrug.

Neben der Bäckerei von SIERK, befand sich damals auch ein Waffengeschäft. Ich meine SCHLEMPER war der Besitzer. Hier konnte man Jagdgewehre und alles andere was des „WAIDMANN's“ Herz begehrte erwerben. Grüne Gummistiefel, Tarnkleidung, Netze, einen Gehstock den man ausfalten konnte, an dem sich ein Lederstück befand, groß genug um einem Waidmannshintern Platz zu bieten. Auch alles Nötige für Angler war hier ausgestellt. Und im Laden selber, gab es die tollsten Gewehre mit wunderbaren Verzierungen. Zwillingsgewehre, für Schrot, aber auch Karabiner Gewehre. Diese waren nötig für das Großwild, wie Hirsche, Damwild, oder Wildschweine. Denn mit einer Schrotladung würde man bei einem Wildschweineber „KEILER“ genannt nur wenig ausrichten. Der würde sich bei einem Schrotschuss nur kurz schütteln und weiterlaufen. (damals witzelten wir auch immer etwas herum, als wir etwas größer waren. Ein angehender Jäger wurde bei der Jagdprüfung gefragt: „wie nennt man das Geschlechtsteil eines Keilers“? Wie aus der Pistole geschossen, sagte der Prüfling „KEILRIEMEN“!) Im Schaufenster des Jagdgeschäftes waren auch immer einige „WULPERDINGER“ ausgestellt. Das sind Fabeltiere, die präpariert wurden. Die sahen immer sehr lustig aus. Z.B. stand da auf einem Holzbrett montiert, ein Kaninchenkörper, mit dem Schwanz eines Eichhörnchens, und den Schwimmflossen von Entenfüßen, und auf dem Kopf ein Gehöm eines „SPIESSERS“! (eines sehr jungen Rehbocks) Diese Idee der Fabeltiere kommt wohl aus Bayern?

Denn in Innien und den umliegenden vier Dörfern gab es viele leidenschaftliche Jäger. Kreis Rendsburg war ein dicht bewaldetes Gebiet mit Tannen und auch Mischwald. Füchse, Hasen, Rehe, Hirsche, Wildschweine, Damwild, all diese verschiedenen Wildarten kamen hier in den Wäldern vor. Außerhalb des heutigen „Aukrug“ bei Wiedenborstel, gab es große Populationen von Hirschen. Hierhin ist unser Onkel Herman auch mal mit uns gefahren, um sie zu beobachten. So etwas kannte er sehr gut. Wir mussten uns alle „MUCKS MÄUSCHEN STILL VERHALTEN“!

Maria und Bruno Kahl vor dem Laden

Sogar einen weißen Hirsch, sollte es hier geben! Nun gab es auf der anderen Straßenseite, kurz hinter dem Schrotthändler ein flaches, langes Gebäude. Der oder die Besitzer hießen „KAHL“. Hier gab es alles, Haushaltsgeräte, Elektrogeräte, Draht, Schubkarren, Zinkeimer, Kartoffelkörbe und Hacker, Stieger, Heuharken, Forken, Spaten, Wasserschläuche, Fleischwolf „FLOTTE-LOTTE“ womit man alles Mögliche klein mahlen konnte. Es gab nichts, was "KAHL" nicht hatte! Neben Kluge roch es abermals nach gebackenem Brot. Dies war die Bäckerei von Emma Butenschön! Oft sahen wir vor der Backstubentür auch mal HERBERT GOLCHERT stehen, der sich den Schweiß von seiner Stirn wischte. HERBERT GOLCHERT war hier als Bäcker tätig. Er wohnte aber in einer kleinen Wohnung bei meiner Oma und Opa Gloy auf dem Bauernhof.

Mitte der 1940er Jahre hielten sich sehr viele Flüchtlinge in Innien auf. Sie waren alle vor den Russen geflohen, als der Zweite Weltkrieg (1939 bis 1945) in Gange war. Man hörte hier und da immer mal, aus welchen Gegenden sie geflohen waren. Da war vom „TRAKENERGESTÜT“ in Trakehnen die Rede, aus Pommern, aus dem Weichselgebiet, viele kamen auch aus dem „MEMEL GEBIET“, dem Gebiet der Kurischen Nehrung, und des Kurischen Haffs. Aus Gegenden was heute, Estland, Lettland, und Litauen sind. Lieder wie Ännchen von Tarau, wurden oft angestimmt und gesungen! Und jeder dieser Flüchtlinge versuchte, in ihnen zugewiesenen Dörfern in Schleswig-Holstein erst einmal ein Dach über den Kopf zu bekommen, und wenn möglich auch eine Arbeit zu bekommen, so auch in Innien.

Arbeitskräfte waren in den Nachkriegsjahren 1945 bis 1955 sehr gefragt, denn aus allen umliegenden Dörfern des heutigen „Aukrug“ sind viele Familienväter oder Söhne nicht mehr aus dem Krieg zurückgekehrt. Diese schmerzlichen Lücken mussten auf irgendeine Weise wieder gefüllt werden.

Meine Oma „MIEDDE GLOY“ war mit in diesem Flüchtlingsausschuss, und versuchte möglichst vielen Flüchtlingen ein Dach über den Kopf zu verschaffen. Selbst auf dem eigenen Bauernhof hatten meine Großeltern wohl an die 20 bis 25 Flüchtlingen ein vorläufiges Zuhause bieten können. In dem damaligen Altenteil meiner Großeltern, und auf dem Hof selber kamen viele unter. An einige Namen kann ich mich noch erinnern.

Da gab es die Familie GOLCHERT, Familie PINNOW, Familie GRÖNKE, Familie GERLACH, Familie JESKE, und einen FISS, es gab einen Schneider, und es gab einen desertierten „HOLLÄNDER“ namens Hendrik auf dem Hof! Einen ROLF DOERK. Die Familie EWALD MÖLLER und seiner Frau. Die Familie Sawatzki. Und Familie Cecilie Hierländer, (Hebamme) mit Sohn Horst Hierländer. Das sind einige Namen, die mir noch so einfallen.

Viele Familien versuchten natürlich aus dieser Notmisere irgendwie heraus zu kommen, und versuchten irgendwie in eigene Vierwände zu gelangen. Aber es verblieben auch einige in INNIEN selber. Ewald Möller, der Arbeiter FISS, der Holländer Hendrik, sie arbeiteten auf dem Gloy-Hof. Denn meine Oma benötigte die Arbeitskräfte auf ihrem Hof, nachdem mein Opa etwa 1950 verstarb. Auf dem etwa 100 ha großen Hof, viel genügend Arbeit an. Zumal auf dem Hof alles mit Arbeitspferden erledigt wurde. Ein Trecker kam nur gelegentlich zum Einsatz. Der wurde dann nur zum Pflügen, mit einem Treckerfahrer ausgeliehen. Den Trecker (einen Schlüter mit Sitzbank) stellte mein Onkel Jochen Rohwer vom Hof „Viertshöhe“ Stunden oder mal Tageweise bereit.

Herr PINNOW fand bei der Post eine Anstellung. Herbert GOLCHERT backte seine Brötchen bei EMMA BUTENSCHÖN. Seine Frau EMMI meinte ich verkaufte im Laden von JESSEN, wenn ihre beiden Töchter, BRUNHILDE und HEIDI die Schule besuchten. Herr SAWATZKI war im Bahnhof von Innien als Beamter tätig.

Obwohl HERBERT GOLCHERT wohl schon gegen 03.00 Uhr nachts in die Bäckerei ging, damit die Dorfgemeinschaft morgens ihre frischen Brote und Brötchen hatte, und er gegen Mittagszeit wieder auf dem Hof ankam, betätigte er sich immer auch noch in seiner Freizeit auf dem Gloy-Hof. Vor allen Dingen war er immer damit beschäftigt, dass der Schuppen mit Dickholz gefüllt war. Er spaltete die gesägten Holzstücke mit einem scharfen Beil auf einem Hauklotz. Wenn der gespaltete Haufen eine ansehnliche Größe erreicht hatte, wurden die Dickholzstücke in einem Weidenkorb in den Holzschuppen getragen und dort aufgeschichtet.

Neben den Stallungen am Hof stand ein großer Holzschuppen. Der Schuppen hatte an der einen Seite eine große breite Tür. Wenn nun das Holz, das in den Knicks der eigenen Felder im Winter geschlagen wurde vom Buschhacker zerkleinert , flog es direkt aus dem Buschhacker in den Schuppen. Das war sehr praktisch! Aber auch Tannenholz oder Buche wurden am Hof für den großen Küchenherd benötigt. Täglich wurde hierauf Essen zubereitet für mindestens 12 Personen. Und in der Sommerzeit war das „Einmachen“ angesagt. Man kaufte lange nicht alles in einem Lebensmittelladen ein! Oh nein! Was auf dem Hof produziert werden konnte, das stellte man selber her.

Hühnerhof von Hof Gloy, im Hintergrund die Heinkenborsteler Straße

Die Höfe waren zu damaliger Zeit gut im Stande vieles selber herzustellen. Es wurde „EINGEKOCHT“ in Gläser, Flaschen und Dosen. Man hatte sein eigenes Schweinefleisch, Kirschsaft aus eigener Ernte, es gab in dem großen Gemüsegarten Himbeersträucher, mit weißen, roten, und schwarzen Himbeeren. Es gab eine Menge Erdbeeren, Wurzeln, Bohnen und Erbsen. An verschiedenen Stellen standen Apfel- und Birnbäume. Von den eigenen Kühen gab es täglich euterfrischen Kuhsaft (Milch).

In einem großen Hühnerstall wurden die täglich benötigten aschfrischen Eier produziert. Hier hatten Hühner aller Sorten einen Hektar großen Auslauf mit frischem saftigem Gras. An die hundert Stück Federvieh wurden hier gehalten. Es liefen hier Puten, Perlhühner, Zwerghühner, und weiße, schwarze und braune Hühner umher.

Somit gab es große und kleine Eier, weiße und auch braune Eier. Neben dem Gemüsegarten stand der Gänse und Entenschuppen. Auf einem halben Hektar Grasfläche, fraßen sie sich hier ihr Schlachtgewicht an. Es gab normale Enten, aber auch die weißen Flugenten. So an die 20 Gänse schnatterten hier den ganzen Tag herum. Sie sorgten natürlich auch wieder für Nachwuchs, und brüteten einen Teil ihrer Eier aus. Die brutbereiten Enten bekamen aber einen eigenen Brutplatz. Neben dem Holzschuppen. stand ein alter ausgedienter, radloser Krankenwagen. Der mit einer Höhensonne versehen war. So bekamen die kleinen Küken hier ihre Wärme, und wurden liebevoll versorgt, und großgezogen.

Und wenn die Erntezeit anbrach, dann packte auch hier Herbert GOLCHERT kräftig mit an. Ob er so seine Miete zahlte weiß ich nicht. Jahre später war Herbert GOLCHERT wohl der Schwimmmeister im Sommerbad zwischen INNIEN und BÜNZEN!

Wir schlenderten aus Richtung Bahnhof in INNIEN, weiter in Richtung GLOY-Hof. Wir kamen nun auch an einer langen Mauer vorbei, hinter der sich der Bauernhof von Hein MOLLER befand. Die etwa 1,20 m hohe Feldsteinmauer, beschirmte den Blick auf den Bauernhof. Denn hinter dieser Mauer wurde der gesamte Kuhmist aus dem Kuhstall aufgestapelt. Ja es roch mehrere mal ziemlich streng, auf unserem Weg zum GLOY- Hof.

Und so ein Misthaufen, war meistens auch von einer Lache mit Jauche umgeben. Entsprechend begleiteten uns somit auch immer Fliegen, und Bremsen. Etwa gegenüber des MÖLLER'schen Hofes, stand auch noch einmal ein Haus, in dem sich ein Lebensmittelladen befand. Es wurde von der Familie Michelsen betrieben, die wohl aus BÖKEN stammte.

Die Meierei

Wir kamen an der Dorf - Meierei vorbei. Hier war morgens, und abends immer ein hektischer Betrieb. Alle Bauern lieferten hier ihre Milch an. Zum Teil mit geschobenen Gummikarten, einer einachsigen hochbeinigen Holzkarre, unter der die Großen Milchkannen (ähnlich einer „SOTSCHENKARRE“) an stabileren Haken hingen, oder mit dem Milchwagen, der von einem sprintenden Pony gezogen wurde. In einem Seitenweg der Meierei, der zu einem Hof führte, wurde in der zweiten Hälfte der 1950ger Jahre etwas ganz modernes gebaut. Man war hier sehr fortschrittlich, und hatte ein Gefrierhaus errichtet.

Denn nicht jeder Hof oder jede Familie im Dorf, konnte sich zu damaliger Zeit einen eigenen Kühlschrank, oder eine Gefriertruhe leisten! Hier hatte man eine „GEMEINSCHAFTSGEFRIERANLAGE“ für die Dorfgemeinschaft errichtet. Jeder der daran interessiert war, konnte sich hier ein Tiefkühlfach anmieten. Ich meine es gehörte der Meierei, die es erbaute?! Man erhielt einen Schlüssel für das Gebäude, und einen für das Gefrierfach. Es war so eingerichtet, dass man beim Drücken seiner Geheimzahl, sein Fach vor sich platzieren konnte, und ungefrorenes hineinlegen konnte, oder gefrorenes mit nach Hause nehmen konnte. Diese Anlage war schon eine sehr moderne Errungenschaft für die damalige Zeit. Ich war einige mal mit meiner Tante MAGDA FRÄCKEM dort, die hier ein Fach gemietet hatte.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand sich der Hof von Familie MESTER. Darauf folgte der Hof von Hans PRIES. Er stellte seine Hofstelle oft für Kirmes Veranstalter zur Verfügung. Denn an geeigneten großen freien Plätzen haperte es im zentralen Dorfkern von INNIEN.

Wenn hier Jahrmarkt abgehalten wurde, war alles auf den Beinen. Sogar aus der Böker Feldmark machte man sich auf, um hierher zu schlendern. Ein ganz besonderes hübsches Mädchen, mit schwarzen Haaren, lenkte die Blicke der jungen Kerle auf sich. Sie nannten sie "NELLY“, und wohnte wohl auch außerhalb des Dorfes?! Auf dem Hof von Hans PRIES standen Schießbuden, Schiffsschaukeln, Losbuden, Buden zum Dosenwerfen, welche mit allerlei Süßigkeiten, und auch ein buntes Karussell, mit Pferden, Feuerwehrautos, Polizeiwagen. Hubschraubern, und Motorrädern.

Ein Kettenkarussell gab es auch. An langen Ketten hingen kleine Stühle in die man sich setzen musste. Und beim Drehen des Karussells flogen die Stühle an den Ketten weit aus dem Bereich des Karussells heraus. Das war ein Heidenspass! So ein Karussell wurde über einen langen, breiten Riemen angetrieben. Dieser war so an die 10 bis 12 Meter lang, und führte zu einem Lanz-Bulldog Trecker, der abseits stand. Hier wurde der geschlossene Riemen über eine Rolle gelegt, die den Riemen in Bewegung brachte, und somit, das Karussell zum Drehen. Etwa gegenüber von Pries Hof, lag zurück versetzt auf leichter Anhöhe ein Wohnhaus.

Von diesen Wohnhäusern im ähnlichen Baustil, gab es viele in INNIEN. Es war eine sehr verbreitete Bauart. In der Mitte des Hauses der Eingang. Links und rechts der Tür, je zwei oder drei Fenster. Über der Tür ein breiterer Erker mit zwei Fenstern. Das Dach war meistens mit einem Teerdach versehen. Hier wohnte Claudius MARTENS, unser Dorfschuster. Claudi, liebevoll genannt von meiner Oma, reparierte alles was mit Leder zu tun hatte. Schuhe, Stiefel, Reitstiefel, Schulranzen, Aktentaschen, Portemonnaie, Einkaufstaschen usw. Wir Kinder wurden im Sommer des Öfteren zu Claudi MARTENS geschickt.

Ein Schuster wie er im Buche steht. Klein, etwas gebückt, mit einer Nickelbrille auf der Nase, einer blauen Schusterschürze, und in Holzpantoffel rumlaufend! Genauso sah es auch in seiner Schusterei aus, die sich hinter den linken Fenstern eines Raumes befand. (so etwas wäre heute ein gutes Schustermuseum gewesen). Ein Bord, mit an die hundert Schuhleisten, in allen nur möglichen Größen. Ein kleiner runder Tisch, auf dem sich allerlei Werkzeug, verschiedene Nadeln, Klebstoffe, und Hammer befanden. Scharfe Messer, verschiedene Kleine Lederstücke, und ein kleiner, eiserner Schuhamboss, und einige Dosen mit verschieden langen Nägeln. Dann stand zum Fenster hin eine große, gusseiserne Nähmaschine, mit der nötige Sachen zusammengenäht wurden.

Der Raum hatte auch einen besonderen Geruch, von Lederwaren, und Klebstoffen. Vor dem Tisch, stand ein kleiner runder Holzdrehstuhl, der sich über ein Drehgewinde in der Höhe verstellen ließ. An einer Wand stand eine große, breite Schleifmaschine, mit den verschiedensten Rollen für Schleifbelägen. Von grob, mittelfein, bis sehr fein, und weich. Je nach Art der Schuhe, die er zu bearbeiten hatte. Wir hatten auch mal eine Aktentasche zum Nähen bei Claudi abgegeben. So nannte meine Oma MIEDDE GLOY den Schuster liebevoll.

Er nannte uns auch einen Tag, an dem wir die Tasche abholen konnten. Mit meinem Bruder Jens - Uwe und meinem Cousin Wulf Aschmann, schlenderten wir zum Schuster. Für uns Kinder, wir waren noch nicht mal zehn Jahre alt, machte es immer Spaß, im Dorf umherzustreunen. Nun kamen wir auf das Schustergrundstück, und staunten etwas merkwürdig. Claudi kroch gebückt, mit einem Eimer in der Hand, durch die Erdbeerreihen in seinem Garten. Es war ja auch Erdbeerzeit.

Wir grüßten ihn, und sagten, dass wir die Einkaufstasche von Oma GLOY wieder abholen wollten. Er verneinte, und sagte, die sei noch nicht fertig! Wir sollen ein andermal wieder vorbeikommen. Da mussten wir Kinder doch etwas schmunzeln. Steht der Schuster mit aufgekrempelten Hemdsärmeln im Garten und pflückt seine Erdbeeren, aber zum Tasche nähen hat er keine Zeit gehabt!?

Klaus- Henning Rohwer, Inge Aschmann, Thies Rohwer, Erika Aschmann und Rolf Doerk

Wir drei, Oma Frieda LEMKE, Ursel und ich trotteten weiter Richtung GLOY-Hof.

Die ehemalige Schmiede Strauß, Hauptstraße 22 (heute der Vorplatz von Meifort)

Ein eigenartiger Geruch stieg in unsere Nasen. Auf einem Vorhof standen zwei Arbeitspferde, die neues Schuhwerk erhielten. Neben dem Grundstück von Claudius MARTENS, war die Dorfschmiede von INNIEN. Der Schmied Johann Strauss, war mit einem seiner Arbeiter gerade dabei, ein glühend heißes, geschmiedetes Hufeisen, einem Pferd anzupassen. Der Arbeiter hielt das eingeknickte Bein des Pferdes, an seiner Lederschürze fest. Der Schmied hielt das Hufeisen mit einer Eisenzange fest. Die Zange griff mit je einer Seite in kleine Löcher, die sich rund um das Hufeisen befanden, und so drückte er das glühend heiße Hufeisen gegen die Lauffläche des Pferdes, wobei die harte Hornfläche zu schmelzen begann. Dieses schmelzende Horn, verursachte sogleich einen Riesen stinkenden Qualm, der bis an den Gehweg in unsere Nasen stieg.

Das Hufeisen war zuvor in der Schmiede auf dem Koksofen zum Glühen gebracht worden. Auf der Feuerstelle liegt ganz feiner Koks, der bis zur Weißglut erhitzt wird. Unter der Feuerstelle befindet sich eine kleine Öffnung, in die der Schmied, Luft hineinbläst, um Sauerstoff an den Koks zu bringen. Diese Luft wird über einen riesigen Blasebalg erzeugt. Das Hufeisen liegt mitten in dieser Glut, bis es selbst zu glühen beginnt. Dann holt der Schmied das Hufeisen mit einer Zange aus der Glut, und schlägt das Eisen kräftig mit einem schweren Hammer auf dem Amboss, damit lose Eisenteile dabei abblättern können. So wird das Hufeisen sehr stabil. Vorher hatte der Schmied mit einer groben Feile noch einmal sozusagen die Fußspitzen des Hufes zurechtgefeilt.

Das Hufeisen muss mit der Lauffläche des Pferdefußes Plan sein, so dass sich kein Hohlraum zwischen Hufeisen und Lauffläche befindet. Passt alles genauesten zusammen, wird das Hufeisen im Wasserbecken abgekühlt, und mit ca. 4 cm langen eckigen Spezialnägeln, von unten an die Lauffläche genagelt, wobei ein kleines Ende des Nagels auf der Vorderseite des Hufes heraustritt. Auch der Nagelkopf ist viereckig. Die kleinen Spitzen des Nagels werden dann mit dem Hammer krummgeschlagen, so, dass die Spitze nicht mehr hervorsteht. Auf gleiche Weise, werden nun so etwa 8 bis 10 Nägel durch das Hufeisen geschlagen, um dem Pferd einen sicheren Halt beim Arbeitseinsatz zu bieten. Auch das zweite Pferd erhält, so sein Schuhwerk.

Eigentlich ist ein Hufschmied ja auch ein Schuster, genauso wie Claudius MARTENS Nun können beide Pferde auf dem Bauernhof wieder zum Einsatz kommen. Auf so einem Schmiedehof sieht es ziemlich unaufgeräumt aus. Überall stehen und liegen irgendwelche Dinge herum. Treckerreifen, Maschinenteile, Eisengitter, Bleche, Kartoffelrodemaschine bei der eine Achse gebrochen ist. Ketten, Stahlseile, 200 Liter Tonnen.

Auf einer Seite des Schmiedhofes stehen eine etwa 4 m breite verrostete Heuharke und ein Selbstbinder, die zur Reparatur hier abgestellt wurden. An der Werkstattwand sind außen Werbebleche angebracht. Auf einem wird Werbung für „LANZ- BULLDOG“ gemacht. Auf einem anderen Schild ist ein Schlepper von "JOHN DEERE" abgebildet, und auf einem weiteren wird für CLAAS-MÄHDRESCHER geworben.

Nun kommen wir an einer alten Strohdachkate vorbei. Hier ist die Dorfpraxis von Doktor WITSCHEL. Einem älteren Arzt, wie er im Buche steht. Eben ein Landarzt. Fast hätte ich gesagt, im Aussehen wie, „ALBERT EINSTEIN“ aber das stimmt nicht! Bis zum GLOY-Hof sind es nun nur noch etwa 300 m.

Ganz unfreiwillig, durfte ich als vierjähriger Knirps, auch mit seiner Praxis Bekanntschaft machen. Das kam so: Als ich damals als 4-jähriger, mit meinem Opa Henning GLOY, an seiner Hand, über die Hauskoppel spazierte, grasten da drei Fohlen. Wir kamen sehr nahe an sie heran. Wir blieben stehen um sie zu beobachten. Opa HENNING fragte mich, welches Fohlen gefällt dir denn am besten?

Blitzschnell löste ich mich von Opa seiner Hand, und lief auf ein hell braunes Fohlen zu, das den Kopf zum fressen von Gras gesenkt hatte, und tippte es an seinem Hinterbein an. Es hatte mich nicht bemerkt, weil ich mich dem Fohlen von hinten näherte. Das Fohlen erschrak, und im selben Augenblick jedoch, wixte das Fohlen mit seinen Beinen nach hinten aus, und verpasste mir einen derartigen Schlag vor meinen Kopf, dass ich im hohen Bogen ins Gras kanallte! Junge, dachte ich, der Schlag hat gesessen! Opa GLOY erkannte die Situation sogleich, und hob mich aus dem Gras auf. Mein Gesicht war blutverschmiert. Über meiner linken Augenbraue, hatte ich eine etwa 2 cm breite Platzwunde.

Vor Schreck und Schmerz heulte ich laut los! Opa sein „SCHNACK" war dann immer: „Jungs weinen erst, wenn der Kopf ab ist!“ So ein „SCHNACK" sollte uns Kinder abhärten, und schon früh zu standfesten Männern machen! Ob es geholfen hat? Nun ja, sicher etwas! Er lief mit mir zum Hof zurück, wo schon Oma, und die Dienstmädchen mein Heulen von der Küche aus gehört hatten. Mit einem Tuch als Verband vor dem Kopf, lief man mit mir die 300 m zu Dr. WITSCHEL seiner Praxis.

Hier wurde die Wunde gereinigt, und mit Jod desinfiziert, was mir nochmals einen Heulschub verpasste, denn es brannte fürchterlich an meinem Kopf. Ich bekam wohl eine Örtliche Betäubung, und mit ein paar Stichen hatte der Dr. WITSCHEL, meine Wunde notdürftig wieder zusammengeflickt! Von modernster Nähtechnik, war der Arzt weit entfernt. Denn noch heute kann man diese übriggebliebene Narbe über meiner linken Augenbraue deutlich erkennen.

Gegenüber von seiner Praxis, war das Haus von STRUVE. Sie betrieben eine Art Mühlenbetrieb. Sie malten wohl nicht selber?! Obwohl sich gegenüber von Onkel Heinz SCHNEEDE seiner Gärtnerei, damals eine richtige Windmühle befand, die auch Korn malte. Unweit der Dorfkirche. Hier unmittelbar wohnte auch der Hofmalermeister des GLOY-Hofes, WERNER HAUSCHILD!

An der Mühle von STRUVE, war immer reges Treiben. Manchmal stand dort ein LKW, mit Anhänger, der entladen wurde. RUNGE KAISERMÜHLE stand an dem Führerhaus des LKW geschrieben. (in BÖKEN befand sich auch ein Bauernhof dieser Firma. „KAISERHOF“ genannt. (dazu später noch etwas mehr)! Der LKW war voll mit Schrotsäcken, und Maissäcken beladen. Hühnerfutter, Schweinefutter - Schrot. Durch eine Bodenluke wurde ein dickes Tau herabgelassen.

Das Tauende wurde mit einer Schlinge um den Sackhals gewickelt, und mit Hilfe einer Winde zog man dann die Säcke auf den Boden des Lagerschuppens. Zwei Arbeiter von STRUVE, hievten die gefüllten Säcke nach oben, und transportierten sie dann mit einer Holzsackkarre zum Platz, wo sie gestapelt wurden. Einer der Arbeiter wurde "PIECHEL" genannt. Ein etwas schmächtiger Kerl, mit Nickelbrille und einer Mütze auf dem Kopf. Als wir Jungs etwas größer waren, durften wir mit dem Pferdefuhrwerk von STRUVE, auch mal bestellte Sachen, mit deren Kutscher bis nach Böken ausliefern. Die Beladung des gummibereiften Pferdefuhrwerks ging ganz praktisch vor sich. Vom Lagerboden herab, war eine Holzrutsche angebracht. Nun wurden von den gestapelten Säcken auf dem Boden, die benötigte Menge, mit der Sackkarre an die Rutsche gebracht, und von der Sackkarre auf die Rutsche abgekippt. Automatisch glitten die Säcke auf der glatten Holzrutsche auf den Pferdewagen, und wurden hier verteilt. Waren alle Bestellungen geladen, ging es ab ins Nachbardorf BÖKEN, um die Verteilung vorzunehmen.

Eine der STRUVE Frauen, war gut mit meiner Mutter (Inge GLOY/Lösch) befreundet. Sie waren wohl gemeinsam in INNIEN zur Schule gegangen. Vom STRUVE Haus aus, konnte man schon, das große, aus Feldsteinen erbaute Kriegerdenkmal erkennen, was direkt gegenüber der Hofstelle des GLOY-Hofes stand. Schräg gegenüber von STRUVE stand noch ein Strohdachhaus. Hermann HEESCHEN hatte hier seine „SCHUSTEREI“. Also direkt neben Dr. WITSCHEL. Der Schuster hatte zwei Söhne, Hans Herman, und Rudi HEESCHEN! Rudi HEESCHEN lernte später einmal Zimmermann, in einem Betrieb, der sich zwischen der Bahn und der Dorfschule befand?

Postkarte vom AUHOF

Die Dorfschule hatte irgendwann ihren Zweck erfüllt. Die Schüler besuchten andere Schulen, weil das ganze Schulsystem anders gehandhabt wurde. Eingänge und Fenster wurden verbarrikadiert, so, dass kein Wandalismus stattfinden konnte. Lange Jahre war die verwaiste Ansicht der Schule ein Schandfleck in INNIEN. Bis man einen Käufer fand, der hier einen ALDI- Markt errichtete)! Den Schuster HEESCHEN konsultierten wir gelegentlich auch, um etwas reparieren zu lassen. Aber meistens war doch Claudius MARTENS unser Schuster. Familie MARTENS hatten auch drei Söhne, wovon zwei schon das Haus verlassen hatten. Den jüngeren Sohn Willi MARTENS kannte ich gut. Er kam des Öfteren auch am GLOY Hof vorbei. Er war etwa LO Jahre älter als ich. Wenn er Zeit hatte, half er auf dem "AUHOF" von Hans BEHRENS mal mit im Stall. Hans Behrens hatte mit seiner Frau vier Kinder. Das waren Annegret, Elsbeth, Peter und „KOLLE“! KOLLE war geistig etwas zurückgeblieben, was man bei einer Unterhaltung mit ihm doch merkte. Willi seine Mutter war bei BEHRENS als "KUHMELKERIN" beschäftigt. Auch sie lief von der Schusterei, zu Fuß zum "AUHOF" wenn morgens und abends, melken angesagt war.

Eines Tages hatte Willi geholfen, auf dem AUHOF vom Heuboden Heu abzuwerfen. Dabei ist er dann durch die Bodenluke gefallen, und auf den harten Dielenboden aufgeprallt. Dabei erlitt er einen Hüftschaden, der nie richtig beseitigt wurde. Er war damals so etwa 15/ 16 Jahre alt. Sein ganzes Leben lang litt Willi an diesem Hüftproblem und humpelte etwas.

Willi verlor ich dann auch irgendwann aus den Augen, bis ich ihn in den 1960ger Jahren zufällig mal auf einer Bahnfahrt im Abteil begegnete. Ich war auf dem Weg von Datum nach Gnutz, wo meine Lehrstelle war. Willi hatte damals eine Ausbildung an der Kreissparkasse in Pinneberg absolviert, und wollte nach INNIEN zu den Eltern. Dann verloren wir uns abermals fast 15 Jahre aus den Augen, obwohl Willi auch mal in meinem Wohnort Datum, in einem Hochhaus von der EDEKA wohnte. Auch in Garstedt (heute Norderstedt) wohnte er einige Zeit. Er kaufte in einem Geschäft ein, das ich in den 1970ger Jahren, mit Produkten von UNILEVER belieferte. Aber zufälliger Weise haben wir uns hier nie getroffen, obwohl ich in Garstedt 6 Jahre lang meinen Arbeitsplatz hatte!

Willi MARTENS (Wilhelm hieß er wohl richtig) zog dann irgendwann nach Schenefeld (bei Hamburg) in den Baumschulweg. Willi und seine Frau Christine hatten hier eine Eigentumswohnung. Der Garten sollte mit Pflanzen verschönert werden. Er fragte einen Landschaftsgärtner, ob man irgendwo in der Schenefelder Gegend Pflanzen ansehen und kaufen könne? Ja sagte der Gärtner Heinz Mallesch: „denn fohrt wie mal na Dieter Lösch na Datum. Dehet dor een Boomschoo/“! Wat, sagte Willi, na Dieter Lösch, denn kenn ik von INNIEN her.

Willi nannte mich damals immer nur Dieter. JAN wurde ich erst so um 1959 genannt! Als er dann in der Gärtnerei ankam, sagte Heinz Mallesch, zu Willi: „hier dat is Dieter Lösch“. Nee sagt Willi, denn heff ik awer anners in Erinnerung. Dann is dat mien Söhn Jan- Dieter Lösch secht mien Vadder. Ja dat kann ween! Un wo leef Jan - Dieter? Ja, de waahnd in Schenefeld seeh mien Vadder! Kurzer Sinn, so trafen wir wieder aufeinander. Wir wohnten nun im gleichen Ort nur einen km auseinander.

Von nun an waren wir richtig gut befreundet, und am laufenden Band konnten wir bei jedem Treffen so richtig aus der Erinnerungskiste von den Kinderferien in INNIEN uns austauschen. Unsere Freundschaft währte noch lange Jahre. Etwa von 1978 bis 1998 bis zu meiner Scheidung. Da brach Willi den Kontakt zu mir ab. Mitte der 1980ger Jahre war ich bei der PVG - als Reisebusfahrer beschäftigt, und hatte Willi MARTENS mit seiner Frau einmal als Reisegäste mit auf eine 13 tägige Reise nach IRLAND mitgenommen! An Geburtstagen und Silberhochzeit feierten wir immer zusammen. Willi bekam aber Zunehmens Heimweh nach seinem INNIEN, und kaufte etwa 1995/96 einen tollen Bungalow im BÖKERFELD bei BÜNZEN, unweit seines Geburtsdorfes INNIEN.

Willi hatte seine Kindheit, die Schulzeit, die Jugendjahre noch immer in guter Erinnerung. Aber in all den Jahren, hatte sich doch so vieles verändert in INNIEN, dass er keinen Anschluss mehr fand. Er erkannte diesen fatalen Entschluss, zurück nach INNIEN gegangen zu sein. Er verkaufte den Bungalow nach ein paar Jahren und zog nach Tornesch im Kreis Pinneberg.

Im Nachbarort UETERSEN, lagen seine Schwiegereltern und sein Schwager begraben. Und da Willi noch ein Mann aus altem Eisen war, oder wie eine Holsteinische Eiche, so hielt er an der Tradition fest, geregelt doch Grabbesuche zu pflegen, um dort auch für den Unterhalt der Bepflanzungen zu sorgen. Etwas 2013 war er mit seiner Frau Christine, und meiner Ex- Frau zu Weihnachten auf die Kanarische Insel TENERIFFA geflogen. Hier verstarb Willi zu den Weihnachtstagen!

Mit seiner Frau, hat meine Ex-Frau NELLY LÖSCH noch heute Kontakt. Der GLOY-Hof ist schon sichtbar. Nur noch etwa 150 m zu laufen. An Schuster HEESCHEN seinem Grundstück, verläuft ein Schotterweg Richtung „SÖREN“! SÖREN ist eine Gemarkungsbezeichnung. Der GLOY-Hof besitzt hier auch Wiesengebiete.

Linker Seite des Weges ist der Hof von Henning BUTENSCHÖN. Rechter Seite das von Herman HEESCHEN. An diesem Weg, liegt auch der Hof von Reimer und Lisa Witt. Deren Hof grenzt auch an die Hauskoppel von GLOY Der Alte Fritz WITT, ist zu dieser Zeit um 1950, auch der Bürgermeister von INNIEN. Der gut „proportionierte" Fritz WITT, ist ein ruhiger, gelassener, mit sehr tiefer Stimme, (Die er vom Zigarre, und Pfeife rauchen bekommen hat) und weißem Rauschebart, respektierte Respektsperson in INNIEN, und den umliegenden Dörfern. Oft hielten einige INNIER Persönlichkeiten, bei Oma MIEDDE GLOY in der gemütlichen Wohnstube den Sonntagsfrühschoppen ab. Es war immer besonders kuschelige in Omas Wohnstube, wenn in dem großen Ofen, die Torfstücke so vor sich hin glühten. Eine heimelige Wärme strahlte so der Ofen mit den dunkelroten eingehöhlten Kacheln aus. Von diesen Öfen gab es drei, in verschiedenen Stuben. Da waren dann neben Oma MIEDDE, auch noch Alwiene Behrens vom AUHOF, Fritz WITT und Otto Blohm anwesend.

Sie besprachen hier gemeinsam die Dorfangelegenheiten an, und diskutierten unaufhaltsam, in der von Zigarren und Pfeifenqualm geschwängerten Wohnstube. Otto BLOM zog an seiner dicken Zigarre. Und Fritz WITT, hatte seine lange fast 1,50 m lange Pfeife angeheizt, aus der er ruhig, in genüsslichen Zügen den Tabak zum Glühen brachte und den Qualm weit in die Wohnstube ausblies. Gegenüber von Henning BUTENSCHÖN, auf der anderen Straßenseite, war der große Bauernhof von Hans THUN.

Das Haus war mit Stroh bedeckt, und ganz rechts oben auf dem First, befand sich ein großes Storchennest, das die Störche sich auf einem alten Wagenrad erbaut hatten. Bis zu drei Jungstörche hielten sich in dem Nest auf. In den 1950ger Jahren, war die Welt im damaligen AUKRUG noch in Ordnung. Die Wiesen am SÖREN, oder die Höllenauer Wiesen, beim AUHOF, oder in den Auwiesen Richtung Heikenbostel, boten reichlich Nahrung für die Störche.

Es gab reichlich Frösche, Heuschrecken, Blindschleichen, Kreuzottern, und Ringelnattern. Die Wiesen waren noch nicht mit Pestiziden verseucht. Die Höllenau war noch nicht von Umweltsündern begradigt worden! Sie hatte noch ihren natürlichen Lauf. Die Auböschungen waren unbefestigt. Die Seitenböschungen wurden gelegentlich mit Pfählen vorm Abrutschen abgesichert. Die Au war so rein, dass sich sogar Krebse, und Perlmutt - Muscheln in ihr befanden. Das will schon was heißen.

Wir blieben noch einmal an der Hofmauer von Henning BUTENSCHÖN stehen, um zu den Störchen zu schauen. Hier an der Mauer stank es jedoch abermals, weil sich hier genauso ein Misthaufen wie hinter Hein MÖLLER seiner Hofmauer befand. Wie majestätisch die Storcheneltern doch angesegelt kamen, mit Futter im Schnabel. Sie verteilten es an die Kleinen, und im Nachhinein, klapperten sie mit ihren roten Schnäbeln, die sie bis auf ihren Rücken über Kopf verrenken konnten. Und gleich darauf flogen sie wieder los, auf Frosch, und Schlangenfang. Das Strohdach war von den Exkrementen der Störche richtig weiß „geschissen“!

Hof Gloy

Leider wurde THUNS-HOF später umgebaut. Das Reetdach verschwand, und die Störche zogen leider ab. Hans Thun hatte nach dem Hausumbau auch INNIEN verlassen. Sein Sohn Hans- Herman viel nun auch für uns als Spielkamerad weg. Hans-Herman Thun muss etwa in meinem Alter gewesen sein! Nun fing ich an zu laufen, um zur großen Dielentür des GLOY-Hofes zu gelangen.

Es war geschafft! Die Dielentür stand offen. Oma Frieda Lemke, Ursel und ich suchten nun nach Oma MIEDDE GLOY. Zuerst in der Wohnstube, dann in der Küche. Da war sie, meine Oma, mit den beiden Dienstmädchen. Zu der Zeit hatte meine Oma zwei weibliche Lehrlinge. Sie hießen Marichen KASPER, und Annemie (Annemarie SEELIGMAN!)

Sie drückten, und herzten mich an ihren Busen, dass mir fast die Luft wegblieb. (Oma Frieda Lemke und Ursel, hielten sich nur kurz bei Oma MIEDDE GLOY auf. Sie waren ja nur knapp zwei km von Böken entfernt, und wollten hier auch noch mal bei Thea Reimers vorbeischauen. Das war ein Fußmarsch von einer halben Stunde. Der am SÖREN vorbei, über eine Holzbrücke der Buckener Au, nach BÖKEN führte. Thea war ja die Tochter von Oma Frieda. Hier konnte Ursel Lösch ihre Cousinen und Cousins sehen, bevor es weiter ging nach Osterstedt, wo Opa Hartwig Lemke schon wartete. Der hatte hier ja sein Hobby mit seinen Wellensittichen und Kanarienvögeln, und Zeisigen!

Da war sie nun, die große Hofstelle des Gloy-Hofes.