Kaufhaus Braasch
Das Kaufhaus Braasch war ein Geschäft in der Hauptstraße in Aukrug-Innien, in dem sich heute das Haus Lefina befindet. Es entwickelte sich unter dem tüchtigen Kaufmann Richard Braasch zu einem für die damalige Zeit großen Warenhaus, das alles führte, was auf dem Lande benötigt wurde: Lebens- und Genussmittel, Textilien, Leder- und Eisenwaren.
Geschichte
Ab 1890 bis 1893 führte Heinrich Köpke in der Hauptstraße 5 neben seiner Tischlerei ein kleines Kolonialwarengeschäft, das er 1893 an Wilhelm Ovens verkaufte. Ovens verkaufte seine Hökerei 1910 an Richard Braasch, der das Geschäft zu einem kleinen Kaufhaus ausbaute. In den 1930er-Jahren wurde es modernisiert und erhielt ein neues Gesicht, so wie es bis heute im Wesentlichen erhalten ist.
Das Zeichen oben an der Frontseite im Stil der Dreißigerjahre ist der Merkurstab (auch Hermesstab oder Heroldsstab genannt), das Zeichen des römischen Gottes Merkur bzw. des griechischen Hermes. Es ist das Symbol des Handels und der Kaufleute.
Die gedruckte Firmenchronik zum 25-jährigen Bestehen berichtete:
„Ein Vierteljahrhundert der Arbeit und der Entwicklung sind am 1. April 1935 verflossen. Im Jahre 1890 wurde der Grundstein zu dem heutigen Geschäft gelegt. Das Unternehmen, welches sich aus kleinsten Anfängen heraus erst allmählich zu seiner heutigen Größe entwickelt hat, wurde damals von Heinrich Köpke, zuletzt wohnhaft in Homfeld, gegründet. Bis zum Jahre 1893 hat Köpke neben seiner Tischlerei ein kleines Kolonialwarengeschäft darin betrieben. 1893 wurde das Grundstück mit dem Geschäft an den Kaufmann W. Ovens verkauft. Ovens nahm bald nach der Übernahme eine Erweiterung und Verbesserung vor. Durch die Einrichtung eines Manufakturwarenlagers nahm das Geschäft einen guten Verlauf.
Bis zum 1. April 1910 hat Wilhelm Ovens das Geschäft inne gehabt, und ist es ihm im Wesentlichen mit zu verdanken, dass der Nachfolger bei der Übernahme ein gesundes Unternehmen vorfand. Am 1. April 1910 übernahm der Kaufmann Richard Braasch das Geschäft. Gleich zu Anfang bei der Übernahme wurde eine Vergrößerung und Modernisierung des Ladens vorgenommen. Die ganzen unteren Räume wurden für den Verkauf verfügbar gemacht und durch Aufstockung die Wohnräume nach oben verlegt. Es wurde bereits erwähnt, dass das Unternehmen auf guter Grundlage ruhte, so dass nach Vollendung des Umbaues der Umsatz bedeutend stieg. Durch die verhängnisvolle Wirkung des Weltkrieges 1914–18 und die damit verbundene Isolierung Deutschlands vom Welthandel wurde das Geschäft in der Entwicklung vorläufig zum Stillstand gebracht.
Nach Beendigung des Krieges im Jahr 1919 wurde durch einen Anbau, den jetzigen Mittelbau, in dem die Manufakturwarenabteilung untergebracht worden ist, der Betrieb vergrößert. Durch die dann eintretende Inflation war an eine Weiterentwicklung des Geschäftes vorläufig nicht zu denken, da es in den meisten Fällen an Ware fehlte. Als die Inflation beendet war, konnte an einen Weiterausbau des Geschäftes gedacht werden. Im Jahre 1926 fasste der Inhaber erneut den Entschluss, dem Hause einen größeren Anbau anzugliedern, um somit die Möglichkeit zu schaffen, die einzelnen Abteilungen des Geschäftes übersichtlicher zu gestalten. Die Aufstockung des vorderen Hauses erfolgte im Jahre 1931. Sie hatten den Zweck, eine zweite Wohnung zu schaffen. Am 1. Januar 1932 übertrug der Raufmann Richard Braasch das Geschäft auf den Sohn Walter Braasch. Es ist der Wunsch und das Bestreben des Sohnes, den Betrieb auf seiner Höhe zu erhalten.
Wenn wir rückblickend in großen Zügen den Entstehungs- und Entwicklungsgang des Geschäftes hier folgen lassen, so geschieht dies, um auch denjenigen Volksgenossen, die nicht von Anfang an, also in den ersten Jahren des Geschäftes, den Werdegang kennen, zu vermitteln. Von Einfluss auf die Belebung des Geschäftes war das Jahr 1893, als der Aukrug eine selbständige Kirchengemeinde wurde. Die Aukrugdörfer, die bis dahin Nortorf zugeteilt waren, tätigten zum Teil auch dort ihre geschäftlichen Einkäufe. Von Bedeutung für den Aufschwung des Geschäftes war der Bau des Krankenhauses Tönsheide der Landesversicherungsanstalt Schleswig-Holstein. Da dieses mit den Jahren immer weiter ausgebaut wurde, gestaltete sich die Anstalt als ein lebenswichtiger Faktor für den ganzen Aukrug und nicht zuletzt auch für die Entwicklung des Kaufhauses Richard Braasch. Auch die Herlegung eines Stammlagers des freiwilligen Arbeitsdienstes im Jahre 1934 wird fernerhin nicht ohne günstigen Einfluss bleiben, für den Ort als auch für das Geschäft.“
1965 zog die Firma Textil-Reese ein. Die Geschäftsräume beherbergten seit 1994 auch das Textilhaus Mode-Tanke.