Markus Carstens alias „Mars Cass'n"

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Die Geschichte Markus Carstens alias „Mars Cass'n" ist eine Erinnerung aus der Chronik von 1995.

Markus Carstens — genannt Mars Cass'n — war Nachtwächter in Innien und Kirchendiener und Kuhlengräber bei der Innier Kirche. Er wohnte in der jetzigen Straße „An der Bahn". Sein Haus stand an der Stelle, wo sich heute der Neubau von Werner Busch befindet. Mars Cass'n wohnte aber nicht so komfortabel, dafür um so duftvoller. Zwar nicht von Veilchen- oder Maiglöckchenduft. Nein, der Duft deutete vielmehr auf Mars Cass'n seinen Ziegenstall mit einem deftigen Ziegenbock. Es gab während des 1. Weltkrieges und noch danach viele Ziegen im Dorf, „Kuh des kleinen Mannes", und bei Mars Cass'n war die Deckstation.

Abends, mit anbrechender Dunkelheit, begann Mars seine Nachtwächtertouren durchs Dorf. Sein Nachtwächterhorn hatte er mit einem Band umgebunden. An gewissen Stellen tutete er, um sich bemerkbar zu machen. Er achtete darauf, daß alle das Licht gelöscht hatten, und wenn es vergessen war, klopfte er an. Wenn eine Kuh kalben oder eine Sau ferkeln sollte, wurde es mitgeteilt. Er weckte dann die Betreffenden zur bestellten Zeit etwa mit den Worten: „Hein un Lene, möt' upstand, is so wiet!" Er war ein gutmütiger Mann und des Nachts ein verläßlicher Aufpasser, sonst aber nach heutigen Verhältnissen unvorstellbar anspruchslos.

Als Kirdiendiener hatte er natürlich viel mit Kirche und Pastor zu tun. Er wußte wohl Mein und Dein zu unterscheiden und war immer bereit, sich dem göttlichen Gebot zu unterstellen. Nur war er in manchen Dingen hinsichtlich des 7. Gebotes wohl etwas freierer Auffassung und der Meinung, daß der Herrgott das „Besorgen" den armen Sündern nicht so ankreiden und das 7. Gebot nicht gleich als übertreten ansehen würde, wenn ein Bedürftiger, wie eben Mars Cass'n, mal hier und da etwas mitgehen ließ.

Im 3. Kriegswinter wurd's auch auf dem Lande knapp, und eine schöne Steckrübe war in Pastors Küche eine Rarität. Eines Morgens brachte Mars Cass'n eine wunderschöne Rübe ins Pastorat und sagte mit listigen Augen und hinter vorgehaltener Hand: „Koenen se ruhig aeten, Herr Pastor, hett' keiner sei'n!"

Bei dem Brennholzvorrat des Pastors fiel es allmählich immer mehr auf, daß er unverhältnismäßig schnell abnahm. Man rätselte um den Täter und kam schließlich auf den Gedanken, Mäusefallen zwischen dem Holz zu verstecken. Man war nicht wenig erstaunt, als Mars Cass'n an einem der nächsten Tage mit verletzten Fingerspitzen erschien. Verfängliche Fragen brachten ihn keineswegs in Verlegenheit. Er antwortete prompt: „Dat sünd de Noegelwörm, Fru Pastern."