Ziegelei Innien
Die Ziegelei Innien war ein Ziegelwerk in Aukrug-Innien auf dem Gelände des heutigen Bauhofes. Sie wurde 1888 von Rudolf Domini aus Lauenburg gegründet und Anfang der 1980er-Jahre stillgelegt.
Geschichte
1835 erhielt Hans Ratjen in Böken Konzession für eine Ziegelei, auf dem Rüm. 1835 wurden 50.000 Mauersteine und 10.000 Bleichsteine hergestellt. 1839 beschäftigte sie vier Arbeiter und stellte 150.000 Steine her. Laut Handbuch der sämmtlichen Deutschen Bundesstaaten produzierte sie 1845 etwa 180.000 gebrannte Steine. Sie ging um das Jahr 1884 ein. 1857 errichtete Dohrn auf dem jetzigen Grundstück von Rudolf Behrens in Böken eine Ziegelei, die bis 1878 bestand. In Bargfeld war auf E. W. Rathjens „Tegelkoppel" um 1850 eine Ziegelei. 1855 war Ratje Rathjen Besitzer. Er beschäftigte vier Arbeiter und stellte 15.000 zehnzöllige und 31.000 achtzöllige Steine her. Die letzten Steine wurden 1870 zum Bau des Lockstedter Lagers geliefert.
Bis auf die 1888 von Rudolf Domine errichtete Innier Ziegelei wurden alle nach verhältnismäßig kurzer Zeit wieder stillgelegt, weil vermutlich die Tonvorräte nicht groß genug waren und 1839 die Erfindung des Ringofens durch Friedrich Hoffmann erfolgte, den er 1858 zum Patent anmeldete. Der Ringofen revolutionierte die Ziegelindustrie des 19. Jahrhunderts. Der kontinuierliche Brand lieferte zum ersten Mal eine gleichbleibende Qualität der Ziegel, während das Ergebnis in den vorher üblichen Kammeröfen nach jedem Brand anders aussah. Außerdem brannten die Ringöfen erstmals ununterbrochen Tag und Nacht, was den Bedarf an Arbeitskräften sprunghaft anwachsen ließ, zugleich aber auch eine vorher nie gekannte Steigerung der Ziegelproduktion ermöglichte.
Die Firma Rudolf Domine u. Sohn ging aus bisher nicht bekannten Gründen 1912 in Konkurs. Von der Familie Domine, die sich unmittelbar bei der Ziegelei ihr Wohnhaus, das jetzige Amtsgebäude, bauen ließ, ging die Ziegelei offenbar aus der Insolvenz in den Besitz von Jürgen Ulrich über, der als Verwalter des Betriebes von Geheimrat Behm, Onkel des hiesigen Diplom-Landwirts Hans Behm, nach Innien gekommen war. Das „Lehmloch" auf der Behmschen Besitzung und der Ziegelteich bei dem Gästehaus künden noch von dem Abbau der Tonerde für die Ziegelei. Nach dem Tode Jürgen Ulrichs ging das Werk an seinen Sohn Heinz Ulrich über, der eine Tuchfabrik in Neumünster besaß und die Ziegelei verwalten ließ. Als dann auch in Innien der Tonvorrat zu Ende ging, entschloss man sich, den Betrieb trotzdem weiterzuführen und den benötigten Ton aus der Umgebung anzufahren. In den 1960er-Jahren musste Heinz Ulrich seine Tuchfabrik aufgeben und siedelte in das väterliche Haus in Innien über.
Wirtschaftliche Verhältnisse veranlassten ihn, im Februar 1973 sein inzwischen modernisiertes Werk an die Firma Ziegelwerk Pulverholz Hans-Peter Jöns KG in Schleswig zu verkaufen. Noch im selben Jahr wurde die Ziegelei zu einem ganz modernen POROTON-Werk umgebaut. Von der alten Ziegelei blieb nur der erst vor wenigen Jahren neu erstellte Ziegelofen mit der Ofenhalle bestehen. Es wurden eine neue Fertigungshalle mit Trocknungsanlage und umweltfreundliche Arbeitsplätze geschaffen.
Die Familie Jöns, die jetzt das Ziegelwerk Innien besitzt, ist eine alteingesessene Zieglerfamilie. Am Stadtrand von Schleswig gibt es große Tonvorkommen, die 1864 Anlass zur Gründung einer Bauernziegelei wurden. Im Gegensatz zu den geologischen Verhältnissen im Aukrug sind dort die Vorkommen so mächtig, dass sie noch für weitere 100 Jahre reichen. Man begann damals, genau wie in Bargfeld und Böken, mit der Herstellung von Handstrichziegeln, indem man Ton und Sand so intensiv mischte, dass sich die Masse leicht von Hand in eine Form aus Holz streichen ließ, unter freiem Himmel trocknete und dann in einem Feldbrandofen gebrannt werden konnte. Es erscheint dem Chronisten interessant genug einzufügen, dass man vom Landesmuseum für Frühgeschichte im März 1974 auf dem Werksgelände vom Werk Pulverholz eine Urform des Feldbrandofens nachgebaut und in Betrieb genommen hat. Dieser Erdofen wurde mit Buschholz befeuert und durch die besondere Bauweise des Ofens in ihm eine Temperatur von 700 Grad erreicht.
1881 übernahm Jürgen Jöns die Bauernziegelei und baute sie zum modernsten Werk der damaligen Zeit aus. 1919 folgte ihm sein Sohn Peter Jöns. Er modernisierte den Betrieb weiter durch den Einbau eines Hoffmannschen Ringofens, einer bahnbrechenden Neuerung; er fasste 200.000 Ziegel!
1962 starb Peter Jöns, und 4 Wochen nach seinem Tode vernichtete ein Großfeuer fast den gesamten Betrieb. Seine beiden Nachfolger, Hans-Peter und Wilhelm Jöns, bauten gemeinsam das Werk wieder auf. 1968 erwarben sie die Herstellungslizenz von POROTON, einem porosierten Ziegel, der alle Vorteile eines modernen Baustoffes mit den Vorzügen des altbewährten Ziegels in sich vereint.
Dem Ziegelrohton wird vor dem Verpressen Styropor in Form feinster Perlen beigemischt, die während des Brennprozesses ohne chemische Rückstände verbrennen und eine hochgradige, rissefreie Porosierung des Ziegelmaterials bewirken. Durch dieses Verfahren wird eine hohe Wärmedämmung mit hoher Druckfestigkeit erreicht. Gleichzeitig wirken POROTON-Wände wärmespeichernd, schirmen das Haus gegen Außentemperaturen ab, gleichen deren Schwankungen durch gespeicherte Wärme im Hausinnern wie eine Klimaanlage aus und schaffen ein gesundes Raumklima. POROTON ist frostbeständig und weist die geringste Dauerfeuchte auf.
Der Erfolg mit POROTON war so groß, dass man sich 1972 entschloss, die Kapazität durch Zukauf und Umbau des Ziegelwerks Innien, Aukrug, zu erweitern, da dieses Werk durch seine günstige Lage in der Mitte Schleswig-Holsteins vorteilhaften Absatz verspricht.
Produziert wurden Formate von 1 bis 16 DF, d. h. Großblockziegel in einer Größe bis 49,5 x 24,0 x 23,8 cm. Die Produktionszahlen liegen bei 24.000 Tonnen gleich 20 Millionen Ziegel jährlich. Die Firma Jöns hat jetzt auch in dem Werk Innien einen guten Stamm von Mitarbeitern, die sich alle bemühen werden, auch in Zukunft gute Ziegel zu produzieren.