Archiv:Überblick über die Gegend und Lage des Dorfes Böken (Mein Dorf)
Überblick über die Gegend und Lage des Dorfes.
Wir fahren mit der Bahn von Neumünster nach Heide. Es geht durch weites, ebenes Land. Kurz vor der zweiten Station, Innien sehen wir nördlich der Bahnlinie das Dorf Böken liegen. In Innien, das in neuerer Zeit als Bahnstation für das weltberühmte Krankenhaus Tönsheide bekannt geworden ist, steigen wir aus. Wir wandern die Itzehoer Chaussee etwa 1 Km entlang und biegen dann rechts nach Homfeld ab. Hinter dem Dorf steigen wir auf den Boxberg, einen kleinen Höhenzug mit mehreren Hügeln (76 m), mit steilen und sanften Hängen. Er bietet einen guten Überblick über unsere Gegend. Wir halten Umschau.
Im Westen liegt Bucken, zwei Höfe zur Gemeinde Homfeld gehörig. Dahinter und rechts und links davon breitet sich das ausgedehnte Tal der Buckerau aus, die ihr Wasser durch die Bünzau zur Stör schickt. Hinter dem Tal erblicken wir die Höhen von Grauel, Hohenwestedt und Mörel, die Nindorfer Höhen. Nach Norden und Osten wird das Land ebener. Die Gletscher, die hier die Hügel unter unseren Füßen zusammengeschoben haben, sind schnell nach Nordosten zurückgewichen. Dort hinten in der Ferne, beim Westensee haben sie sich wieder Zeit gelassen, oder sind, nachdem sie schon weiter zurückgewichen waren, erneut hierher zurückgekehrt und haben die Hügel der letzten Vereisung gebaut, dazwischen aber ebene Flächen geschaffen. Ihre Schmelzwässer haben dann die abgelagerten Erdschichten ausgewaschen, Ton und schlämmbare Bestandsteile fortgeführt und uns den mageren Sand zurückgelassen.
Hier an den Ausläufern der Borberge und Nindorfer Höhen trafen die über die weite Fläche dahinströmenden Schmelzwässer auf Hügelland. Ein großer See bildete sich, die Boxberge, die Höhen von Meezen, Grauel, Hohenwestedt, Tappendorf, Mörel, Heinkenborstel, Sargstedt, Gnutz und Viertshöhe bildeten die Grenze. Ungeheure Wassermassen sammelten sich, und fortwährend strömten neue hinzu. Da wurde die große Schale zu voll. An der niedrigsten Stelle ihres Randes, zwischen Böken und Innien, lief sie über. Ein Flußtal bis zu 100 m Breite entstand, tief in den Absperrriegel einschneidend, sich fortwährend vertiefend und verbreitend.
Die Bünzau entstand und mit ihr und in ähnlicher Weise die anderen Auen und Bäche unseres Gebietes in ihrer ersten Anlage, viel breiter und wasserreicher als heute. Als nach dem Verschwinden der Gletscher im Osten unseres Landes der starke Wasserzustrom aufhörte, wurde das Wasser im See ruhiger. Die Vertorfung begann vom Rande aus. See und Flußtal wurden allmählich kleiner und im Laufe von 10 000 Jahren entstand hier ein großes Wiesental.
Auf dem Boxberg stehen wir auf einem Gelände der vorletzten Vereisung, das seit etwa 100 000 Jahren eisfrei ist, vor uns nach Norden und Osten sehen wir das viel jüngere Land, das Spülfeld der letzten Vereisung. Nach Nordosten erblicken wir auf diesem Spülfeld Böken, von dem dieses Heft erzählt. Hinter ihm sehen wir den Ilohforst, einen Nadelwald auf einstiger Heide, und links davon den spitzen Turm unseres Mutterkirchspiels Nortorf, von dem wir erst 1893 abgetrennt sind. Im Osten erblicken wir die zahlreichen Fabrikschornsteine von Neumünster, der Zentrale der holsteinischen Tuch- und Lederindustrie, den wichtigsten Eisenbahnknotenpunkt Holsteins.
Böken liegt 13 Km westlich von Neumünster im Winkel der Bucker- und der Höllenau, die bei Böken zusammenfließen und von da ab als Bünzau der Stör zuströmen.