Archiv:Allerhand aus dem letzten Jahrhundert (1913)
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Allerhand aus dem letzten Jahrhundert.
- 1803
- brannten in Bünzen eine ganze Anzahl Gebäude nieder. Der Brand begann bei Holm, wo eine herumtreibende Bettlerin glühende Kohlen auf den Hilgen warf. Es brannten Holm, Timm, Rohwer und Carstens ab.
- 1831
- Als 1831 die Cholera unser Land bedrohte, wurden überall Cholerakirchhöfe ausgelegt. Für Innien befand er sich im „Filo“ an der Möreler Grenze. Gestorben ist hier keiner.
- 1842
- am 5. September reiste König Christian VIII. durch den Aukrug. In Bünzen wurden die Pferde gewechselt. Ende September kehrte er zurück. In Nortorf empfing man ihn mit einem Ehrenbogen, für den das Kirchspiel 25 K Cour. ausgab. Es scheint, als ob schon die Stimmung gegen Dänemark hier damals vorhanden war. Wenigstens hält es der Vollmacht M. Rohwer=Brammer für nötig, in seiner Rechnung zu schreiben: „Aufgefordert von die Kirchspielvogtei wegen unsern Amtmann, daß es gerne wünscht wird, einen Ehrenbogen anzulegen“, mußte ich nach Nortorf.
- 1846
- An der Volksversammlung in Nortorf[1], die die Antwort des holsteinischen Volkes auf den offenen Brief von 1846 bringen sollte, beteiligten sich unsere Bauern sehr lebhaft. Leider wurde sie durch Militär verhindert, sodaß kein Beschluß gefaßt werden konnte.
- 1848
- am 24. März nahm die Erhebung der Herzogtümer gegen Dänemark ihren Anfang. Gewerbeschuldirektor a. D. Ahrens=Kiel, der seine Jugend in Bünzen verlebte, schreibt darüber[2]: „Ich sehe noch den alten Hans Rohwedder (+ 1907) aus Innien, von Neumünster kommen, in raschem Trabe auf die Hofstätte fahren und meinem Vater zurufen: „Klas, nu geiht los.“ Es war am 24. März 1848. Und am Östertage rückten schon die Hannoverschen Husaren bei uns ein." „Dem Ernst der Lage fehlte auch der Humor nicht. In Bünzen sollte eine Art Landsturm errichtet werden. Eine Fuhre Gewehre mit Flintsteinschlössern kann auf Vollmacht Harms Veranlassung mit einem Unteroffizier aus Rendsburg und sollte die kriegsfähige Jugend einexerzieren. Uns Knaben machte das Exerzieren einen Heidenspaß. Mein Vater war verdrießlich, wenn die jungen Leute aus der Brauerei zu den Gewehrübungen antreten mußten. „Spelkram" schalt er, und bald hatte auch das Spiel ein Ende. Der Unteroffizier wurde nach Rendsburg zurückberufen.“ Es wurden Lebensmittel zur Armeeverpflegung nach Rendsburg gefahren. Die Fuhrwerke dazu wurden freiwillig gestellt.
- 1864
- Ende Dezember zogen die deutschen Bundestruppen in Holstein ein. Die Dänen zogen langsam vor ihnen zurück. Das dänische Militär betrug sich sehr anständig, ja mit den dänische Offizieren, die im Ankrug einquartiert waren, wurde die deutschdänische Frage ruhig besprochen. Die Landleute sahen stumm dem Durchzug zu. Sobald sie aber fort waren, erschienen schleswig=holsteinische Fahnen und jeder mußte eine deutsche oder schleswig=holsteinische Kokarde an der Mütze tragen, wenn er es „ehrlich meinte“. Die nun einrückenden Bundestruppen, Sachsen und Hannoveraner wurden mit großem Jubel empfangen. Nach ihnen folgte österreichische Einquartierung. Von dieser lag das Martiniregiment hier mehrere Tage in Quartier. Es waren schneidige Soldaten, jedoch ließ ihr Bildungsgrad zu wünschen übrig und die Prügelstrafe war noch bei ihnen üblich. In den ersten Februartagen erhielt das Regiment plötzlich Befehl zum Abrücken und die im Freien zubereitete Mahlzeit mußte in Stich gelassen werden. Unter vielen Glückwünschen ließ man sie ziehen; man merkte, daß die Sache jetzt ernst wurde. Das Regiment marschierte nach Schleswig und hat dort am 3. Februar sich ruhmreich am Sturm auf den Königshügel beteiligt. Den durchziehenden Preußen wurde wenig Sympathie geschenkt, gab man ihnen doch Schuld an der schleswig=holsteinischen Niederlage von 1848/50. Erst als die Schlacht bei Düppel geschlagen, gewann man Vertrauen zu Preußen und als der Wiener Friede uns die Gewißheit gab, daß wir deutsch bleiben würden, kannte der Jubel keine Grenzen.
- 1870/71
- Der Krieg von 1870/71 forderte auch aus dem Aukrug seine Opfer. Die Namen der Gebliebenen stehen auf dem Nortorfer Kriegerdenkmal.
- 1869
- am 30. März wurde der „Landwirtschaftliche Verein an der Bünzau“ gegründet und am 23. Oktober des Jahres die Sparkasse in Innien.
- 1875
- am 25. März entstand nach jahrelangem Werben der „Erste schleswig=holsteinische Waldverband“ und die „Gnutz=Bökener Entwässerungsgenossenschaft“, die die sog. Mastbrokau anlegte.
- 1876
- wurde die Chaussee Nortorf=Lockstedter Lager gebaut. Dadurch erhielt der bisher abgelegene Aukrug seine erste gute Verbindung. Schon im nächsten Jahre brachte der Bau der Westholsteinischen Eisenbahn eine weitere Verbindung mit der Welt und nun setzte auf allen Gebieten ein gewaltiger Umschwung ein. Innien hatte 1875 220 Einwohner, jetzt wenigstens 650.
- 1882
- am 27. Januar gründete man die Bünzau=Entwässerungs=Genossenschaft.
- 1893
- erfolgte der Kirchenbau.
- 1893/1894
- legte Innien eine Wasserleitung an. Von den Quellen läuft das Wasser durch natürlichen Druck in die beiden Wassertürme. - 4 m.
- 1900
- 1. Mai wurde das Frauenheim vom Landesverein für innere Mission gegründet. Es wurde mit 2 Schwestern und 8 Betten eröffnet. 1901 wurde der jetzige Bau aufgeführt und am 5. November durch Se. Magnifizenz Generalsuperintendent D Kaftan eingeweiht. Anfänglich war es mit 16 verwahrlosten Mädchen besetzt. 1906 erfolgte ein Anbau und jetzt sind 6 Schwestern und 40—45 Mädchen vorhanden. Die Mädchen werden mit Feld= und Gartenarbeit und in der umfangreichen Wäscherei mit elektrischem Betrieb beschäftigt. Durch Arbeit, Erziehung und Unterricht sucht man diese armen Mädchen zu brauchbaren Erd= und Himmelsbürgern zu machen.
- 1908
- wurde in Innien ein Elektrizitätswerk gebaut, das die umliegenden Ortschaften mit Licht und Kraft versorgt. 1913 wurde es mit dem Elektrizitätswerk Loop zur Ueberlandzentrale Mittelholstein vereinigt. Im gleichen Jahre erhielt Böken seine Wasserleitung.