Jürgen Friedrich Ahrens

Jürgen Friedrich Ahrens (* 2. Oktober 1834 in Sarlhusen; † 14. Juli 1914 in Malente) war ein deutscher Lehrer und Heimatdichter.
Leben
1834 in Sarlhusen geboren, wuchs er ab 1835 in Bünzen als Sohn des Brennmeisters Claus Ahrens und seiner Frau Anna Elisabeth Ahrens im heutigen olen Hus auf. Sein Vater war von seinem Jugendfreund Claus Harms für die Leitung der hofeigenen Brennerei und Brauerei (Bier, Branntwein und Essig) nach Bünzen geholt worden. Knappe wirtschaftliche Verhältnisse im Elternhaus, in dem sechs Kinder zu versorgen waren (der Lohn seines Vaters betrug neben Kost und Familienwohnung wöchentlich 2,—Mark, später 3,— Mark), machten es erforderlich, dass Jürgen Friedrich als Hütejunge mitverdienen musste. Für die Schule blieben wöchentlich nur zwei halbe Tage (die „Sommerschule")!
Sein Trieb zu geistiger Tätigkeit war nicht zu hemmen. Ahrens wurde Lehrer mit Hilfe von einigen Bauern, die ihm mit Geld beistanden. Sein Aufsatz „Unnerköster" ist ein treffliches Zeitbild aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, als er seine Präparandenzeit von 1850 bis 1854 in Busdorf, Langwedel, Hüttenwohld, Ehndorf, Neumünster, Altona und Kluvensiek durchlebte und von 1854 bis 1857 die Ausbildung im Lehrerseminar Segeberg erfuhr. Ahrens war danach Lehrer an verschiedenen Orten des Landes, darunter Segeberg, Travenort, Rastorfer Mühle, Itzehoe und Hauptlehrer an der Knabenschule in Kiel-Brunswik, von 1879 an hauptamtlicher Direktor der Gewerbeschule in Kiel, die er bereits seit 1873 ehrenamtlich geleitet hatte. Er war lange Jahre Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerbelehrerverbandes. Manches anderes Ehrenamt hatte er zu bekleiden[1].
Ahrens verfasste Bücher für Fortbildungs- und Gewerbeschulen, schrieb über die Verwendung von Maschinen in Betrieben, über die Lehrerbildung, die Erziehung zum selbständigen Arbeiten der Schüler, Werkunterricht, Wanderfahrten, über Schleswig-Holsteinische Geschichte und was sonst den Lehrer angeht. Auch dichtete er auf Plattdeutsch - manches nette Verslein entschlüpfte seiner Feder.
Als Ahrens 1903 seinen Abschied nahm, hatte er die Kieler Gewerbeschule in 30 Jahren so aufgebaut, dass die Zahl der Lehrkräfte von 9 auf 80, die Klassen von 10 auf 88 und die der Schüler von 273 auf 2.336 gestiegen war.
„Du lehrst miendag keen Rieden!" hatte ihm als Kind ein Bauer zugerufen, als er mit einem Pferd nicht zurechtkommen konnte. „Un lehrt heff ick dat doch, wenn ok op en anner Perd!" schrieb er an seinem Lebensabend; er starb am 14. Juli 1914. Jürgen Friedrich Ahrens hat der Bünzer Schule eine Bücher- und Geldstiftung vermacht. Das kleine Kapital ist leider durch zwei Geldentwertungen zerschmolzen. Hier seine eigene Lebensbeschreibung[2]:
„In dem Dörfchen Sarlhusen am 2. Oktober 1834 geboren, kam ich mit den Eltern frühzeitig nach dem benachbarten Dorfe Bünzen, wo mein Vater als Vorsteher einer Brauerei und Brennerei eine dauernde Lebensstellung gefunden hatte. Ostern 1840 trat ich in die einklassige Dorfschule ein.
Unser Lehrer war Autodidakt, der mit großem Geschick und unermüdetem Fleiße 49 1/2 Jahre seines Amtes waltete. Der Unterricht umfaßte nur einkleines Gebiet: Religion, Lesen, Schreiben, Rechnen, etwas Geographie, orthographische, sowie Konjugations- und Rektionsübungen, mündlich und schriftlich, das war der Stundenplan. Geschichte und Naturkunde kamen nicht vor. Nur gelegentlich fanden die Naturerscheinungen Erwähnung, aber keine planmäßige Erklärung. Ein Schullesebuch, das uns in die deutsche Literatur einführte, gab es nicht, deshalb sind mir Schiller, Goethe, Uhland ec. völlig unbekannt geblieben. Nur Körners „Gebet vor der Schlacht“ lernte ich von einem Pfeifenkopf und Bürgers Ballade von „des Pfarrers Tochter“ hörte ich von einem Knechte hinter dem Pfluge singen. Das war bis zur Konfirmation meine Kenntnis von der deutschen, poetischen Literatur, ausgenommen die 70-80 Kirchenlieder, die wir aus dem Gesangbuch gelernt hatten. Von meinem 10. Jahre an besuchte ich nur im Winter die Schule. Im Frühling kam ich zu einem Bauern in Dienst, der bis zum 1. Oktber dauerte. Meine letzten Schul- und Dienjahre fielen in die Kriegsjahre 1848-50.
In diesem Jahre 1850 erfolgte mit meiner Konfirmation der Abschluß meiner Schulzeit. „Der Junge muß Lehrer werden!“ Das stand schon früher fest, und der Prediger, der mich konfirmierte, billigte die Berufswahl.
So wurde ich zu Michaelis 1850 nach einer pröbstlichen Prüfung als „Unterlehrer“ einer zweiklassigen Volksschule angestellt. Vier Jahre bin ich als Präparand in verschiedenen Stellungen auf dem Dorfe und in der Stadt als Lehrer tätig gewesen. Selbstunterricht, Privatunterricht in Mathematik und Physik und besonders der wissenschaftliche Unterricht, den der schulwissenschaftliche Bildungsverein in Hamburg den angehenden Lehrern unentgeltlich erteilen ließ, gaben mir eine gute Vorbildung für den Besuch des Seminars in Segeberg von 1854-57.
Nach „rühmlichst“ bestandenem Examen wurde ich erst Hülfslehrer an einem Knabeninstitut und darauf Hauslehrer. Die Lehrerstellen waren so kläglich dotiert (500-600 M.), daß man möglichst lange zögerte, eine feste Anstellung zu übernehmen. Endlich mußte es doch geschehen. So übernahm ich 1861 eine Lehrerstelle an der Bürgerschule in Itzehoe und begann damit als „4. Unterelementarlehrer“ meine amtliche Lehrtätigkeit auf der untersten Sprosse der Schulleiter, die zum Hauptlehrer oder Rektor emporführte.
Das Avancement folgte übrigens rasch. Nach acht Jahren wurde ich als „Hauptlehrer“ (Rektor) in Kiel gewählt. Damit war mein Wunsch erfüllt, in dem organisierten Schulwesen einer Stadt, die einer großen Zukunft entgegen ging, nachdem sie zum Reichskriegshafen bestimmt worden war, eine Stellung zu finden.
Um literarische, geschichtliche, kunstgeschichtliche und naturwissenschaftliche Vorlesungen an der Universität hören zu können, hielt ich mich von allen Privatstunden frei, die ich in Itzehoe nach Begründung eines Hausstandes (1863) im Übermaß hatte geben müssen. Da traf mich ein schwerer Schicksalsschlag: ich verlor meine liebe, Junge Frau. Ein Trost war es, daß die Schwester der lieben Heimgegangenen die Führung meines Hausstandes übernahm und meinen fünf Kindern nach einigen Jahren eine treusorgende Mutter wurde.
Ich konnte mich ungestört wieder meinen Studien und meiner Schularbeit zuwenden, die eine bedeutende Erweiterung dadurch erhielt, daß mir 1873 die Leitung der Gewerbeschule im Nebenamt übertragen wurde.
Ich war nicht ganz unvorbereitet für das neue Feld meiner Lehr- und Organisationstätigkeit, das nach wenigen Jahren meine Hauptlebensarbeit werden sollte. Schon in Itzehoe hatte ich mich eingehend mit der Methodik und Organisation des Zeichenunterrichts beschäftigt und dies in Kiel fortgesetzt. Meine Geschichtsstudien führten mich auf das Gebiet der Kulturgeschichte und damit zur Entwicklungsgeschichte des Handwerks, des Handels und der Industrie.
Bevor ich die Organisation der Gewerbeschule unternahm, ging ich auf einige Zeit zu Direktor Otto Jessen in Hamburg, um die Einrichtungen und die Unterrichtsweise an der „Allgemeinen Gewerbeschule“ kennen zu lernen. Auf Grund dieser Kenntnis wurde ein neuer Unterrichtsplan für die Kieler Schule entworfen. Die spezifische Aufgabe des gewerblichen Unterrichts formulierte ich folgendermaßen: 1. Förderung der Intelligenz und Charakterbildung; 2. bessere technische und künstlerische Geschicklichkeit; 3. Hebung der geschäftlichen (kaufmännischen) Tüchtigkeit. Danach wurde der Unterricht neu organisiert und die Berufsbildung in den Mittelpunkt gestellt. Von der Mittelstufe an wurden Fachklassen für die einzelnen Gewerbe gebildet.
Der freiwillige Besuch wurde festgehalten. Erst 1900 wurde auf Drängen der Regierung die Schulpflicht für die gewerblichen Lehrlinge eingeführt. Eine wesentliche Vermehrung der Schülerzahl hatte dies nicht zur Folge. Man kannte damals nur Abend- und Sonntagsunterricht. Ich führte nach und nach Tagesunterricht ein, der für die Bäcker-, Friseur- und Barbierlehrlinge von vornherein gegeben war. Am Schlusse meiner Amtstätigkeit (1903) hatten von 88 Klassen 30 Klassen Tagesunterricht, darunter 21 Lehrlingsklassen.
Um den Zeichenunterricht zu heben, wurden Zeichenkurse für Lehrer eingerichtet und Zeichenklassen für Knaben; letztere wurden meistens von solchen Schülern aus den Volks- und Bürgerschulen besucht, die sich einem Gewerbe zuwenden wollten. Die wesentliche Förderung in der forschreitenden Ausgestaltung des gewerblichen Unterrichts verdanke ich 1. dem Besuch zahlreicher Gewerbeausstellungen, 2. den Studienreisen zum Besuch gewerblicher Fach- und Fortbildungsschulen in Deutschland und Österreich; 3. der Mitgliedschaft des Verbandes Deutscher Gewerbeschulmänner, an dessen Gründung ich beteiligt war und dessen Vorstande ich von 1888-1906 angehört habe.
Es war mir vergönnt 30 Jahre im Dienste der Gewerbeschule, die 1880 ın eine städtische Anstalt verwandelt wurde, zu wirken. Sie wuchs mit der raschen Entwicklung Kiels. Mit 253 Schülern begonnen, zählte die Gewerbeschule bei meinem Eintritt in den Ruhestand (1903) im ganzen 2336 Schüler. Die Oberstufe hatte bereits den Charakter einer Handwerkerschule gewonnen, für die ein Neubau beschlossen und vom Stadtbauamt in Zeichnung und Modell fertig gestellt worden war, um die geplante Trennung in Handwerker- und gewerbliche Fortbildungsschule durchführen zu können. Es erübrigt nun noch, meine kommunal und Vereinstätigkeit und meine schriftstellerische Arbeiten kurz zu erwähnen.
Meine kommunale und Vereinstätigkeit begann 1881, als ich durch Wahl der Bürgerschaft in das Stadtverordnetenkollegium eintrat, dem ich 15 Jahr angehört habe. Seit 1860 war ich Mitglied des schleswig-holsteinischen Lehrervereins. Mit Direktor Jessen und Dr. Sruhlmann wurde die Zeichensektion eingerichtet, an deren Leitung und Ausstellungen ich beteiligt war. Von 1881-84 gehörte ich dem Vorstande des schleswig-holsteinischen Lehrerverbandes an und habe als Vertreter derselben an den allgemeinen deutschen Lehrerversammlungen teilgenommen. Als Mitglied der Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde in Kiel wurde mir die Leitung der von derselben eingerichteten Knabenhandfertigkeitskurse übertragen. Außerdem war ich in der Arbeits- und Erziehungskommission, sowie in der Stipendienkommission tätig. Von 1898-1903 war ich Revisor des Zeichenunterrichts über einen Teil der gewerblichen Fortbildungsschulen in Schleswig-Holstein. 1901 übernahm ich den Vorsitz in dem Verein für das Fortbildungsschulwesen in Schleswig-Holstein. 1906 legte ich dies Amt nieder nachdem man mich zum Ehrenvorsitzenden ernannt hatte.
Nun noch einen kurzen Blick auf meine literarische Tätigkeit. Sie begann ca. 1860 mit Beiträgen für verschiedene Zeitschriften. Im Jahre 1876 erschien eine plattdeutsche Gedichtsammlung „Feldblom“. Übersetzungen englischer und holländischer Gedichte beschäftigten mich ebenfalls in meinen seltenen, kurzen Mußestunden. Meine hochdeutschen Gedichte sind der Mehrzahl nach wohl gedruckt, aber bis jetzt nicht gesammelt worden.
Eine noch reichere Tätigkeit zu Vorträgen und schriftstellerischen Arbeiten bot mir das Arbeitsfeld der gewerblichen Erziehung und des Unterrichts. Unter diesen Arbeiten seien genannt: „Die gewerbliche Erziehung in Vergangenheit und Gegenwart“ in Böhmer's „Arbeiterfreund“, die „Reform des Kunstgewerbes in ihrem geschichtlichen Entwicklungsgange“ in v. Holtzendorfs Zeit- und Streitfragen (1886); „Die Geschichte des Handfertigkeitsunterrichts in Schleswig-Holstein“; „Die Einführung der Maschine in Handwerk und Industrie“; „Neuere gewerbliche Betriebsformen“, die „Geschichte des Handwerks in Schleswig-Holstein“ u.a.m. Ferner erschien in unserer Zeitschrift: „Das Körperzeichnen“ (1889). „Deutsch in der Handwerkerschule“ (1896), „Die Ausgestaltung des gewerblichen Fortbildungsschulwesens“ (1900), „Gottfried Semper“ und andere Beiträge.
1881 erschien mein „Lesebuch für gewerbliche Fach- und Fortbildungsschulen“, das die 8. Auflage erlebte; 1888 folgte das „Rechenbuch“ und 1894 die „Algebra“, von der die 4. Auflage in diesem Jahre nötig wurde. Das Lesebuch wurde mit der 7. Auflage in einen „Allgemeinen Teil“ mit ergänzenden Fachlesebüchern für Bauhandwerker, Metallarbeiter, Bäcker, Schneider ec. zerlegt. Von mir ist der „Allgemeine Teil“ und das Lesebuch für Bauhandwerker bearbeitet worden.
1903 trat ich in den Ruhestand. Die Vereinstätigkeit wurde eingeschränkt; am schwersten habe ich es empfunden, daß ich nicht mehr regelmäßig an den Versammlungen unseres Verbandes teilnehmen konnte, zu dessen Ehrenmitgliede ich übrigens ernannt wurde.
Ich schließe diese Darstellung meines Lebensganges und meiner 52jährigen Tätigkeit auf dem Gebiete der Schule mit der Empfindung, die in folgenden Versen ihren Ausdruck gefunden hat:
O Freund, wie ist die Zeit so flüchtig,
Das Leben kurz, die Kunst so lang!
Und wähnt man, nun versteh’ ich’s tüchtig,
Naht sacht der Sonnenuntergang!“
Plattdeutscher Dichter
Seine Gedichtsammlung „Feldblom" ist einer von zwei plattdeutschen Gedichtbänden und ist köstlich zu lesen. Das Büchlein ist in Frakturschrift gedruckt, hat 132 Seiten und erschien erstmals 1874. Darin enthalten sind auch "Übertragungen" von Gedichten aus dem Englischen wie De lüttje Feldmus von R. Burns oder dem in niederländischer Sprache verfasssten "Dr. Heije´s Volksgedichten" entnommenen Reim Uennern Schnee.
Den zweiten 176 Seiten starken Band "Plattdeutsche Gedichte zum Declamiren" veröffentlichte er zusammen mit Daniel Bartels, August Bielfeld, Franz Poppe und anderen im Jahr 1876, eine zweite Auflage erschien zwei Jahre später. Als Herausgeber veröffentlichte er 1902 mit Fritz Wischer (1869–1949) und Alwine Wuthenow (1820–1908) die Sammlung "Aus dem plattdeutschen Dichterwald : eine Anthologie der besten plattdeutschen Dichtungen"[3].
Bei der Zeitschrift "Die Heimat" wirke Ahrens um 1900 in der Redaktion mit und veröffentlichte dort einige Gedichte:
Im November 2022 gab der Museumsverein als Heft 6 der "Mitteilungen vom olen Hus" den Gedichtband "Feldblom - Plattdeutsche Gedichte von Jürgen Friedrich Ahrens von 1874" in einer Neuauflage von 1000 Exemplaren heraus[4].
Schulbuchautor und Herausgeber
Lesebuch für Gewerbeschulen
Das von Ahrens herausgegebene Lesebuch für Gewerbeschulen sowie für gewerbliche Fortbildungs- und Fachschulen erschien erstmals 1882. Weitere Auflagen erfolgten 1889 (2. Auflage), 1891 (3. Auflage), 1897 (4. Auflage), 1901 (6. Auflage), 1906 (7. Auflage) und die achte im Jahr 1910. Außerdem gab es parallele Herausgaben mit anderslautenden Titeln und Einband, wie z.B. das Lesebuch für Handwerkerschulen, gewerbl. Fortbildungen- und Fachschulen von 1902 und mindestens zwei fachspezifische Ergänzungsbände als Lesebuch für die Fachklassen der Bauhandwerker und der des Bäckereigewerbes.
Das Lesebuch sollte, so schrieb er im Vorwort zur ersten Auflage, "ein Hilfsmittel für den Unterricht im Deutschen sein: Grundlage und Mittelpunkt desselben." Für den Entwurf und die Ausführung des Buches seien drei Gesichtspunkte für ihn leitend gewesen:
"1. Ein rein grammatischer Unterricht, verbunden mit grammatischen Formübungen, kann nicht Aufgabe des deutschen Unterrichts in der gewerblichen Fortbildungsschule sein.
2. Eine bloße Anleitung zur Anfertigung der üblichen Geschäftsaufsätze kann es auch nicht sein. Dieses wie jenes würden Geist und Gemüt leer ausgehen lassen und nicht die rechte Ausnutzung desjenigen Unterrichts gewähren, der in der Fortbildungsschule fast allein in den Dienst der allgemeinen Bildung sich stellt und der auch gegenüber den handgreiflich nützlichen, technischen Fächern das ideale Moment zu pflegen hat.
3. Es muß also ein Stoff für die mündliche und schriftliche Sprachbildung und Sprachübung gewählt werden, an dem das Gemüt sich erfrischen, das Denken sich üben, das Wollen sich stärken und ausrichten, der Blick sich klären und weiten kann, und der eben deshalb, weil er das ganze Geistensleben des Schülers anregt und erfaßt, auch den wirksamsten Anlaß und die fruchtbarste Weise zur mündlichen und schriftlichen Sprachübung gibt."
Die achte Ausgabe von 1910 umfasste knapp 500 Seiten mit 244 Texten verschiedener Autoren aus ganz unterschiedlichen Wissengebieten. Das Inhaltsverzeichnis gliedert sich in die drei Bereiche Bilder aus dem Leben, Kulturbilder aus Welt und Werkstatt und Bilder aus der vaterländischen Geschichte, wobei der mittelere Teil den Schwerpunkt des Buches bildet. Er erschließt dem Leser auf 300 Seiten in 120 Kurzaufsätzen die technischen Entwicklungen in Handwerk und Industrie vom Altertum bis in die Neuzeit.
Das Buch war offenbar über drei Jahrzehnte ein Standardwerk an den damaligen Berufsschulen.
In seinem Vorwort zur siebenten Ausgabe 1906 erinnert er sich an das erste Erscheinen seines Werkes 25 Jahre zuvor und berichtet, dass 1882 noch die "Grundzüge vom 17. Juni 1874" für den Lehrplan galten und in den "Vorschriften für die Aufstellung von Lehrplänen usw. vom 5. Juli 1897" der Lehrstoff für den Deutschunterricht vorgegeben war: "Dem Unterricht im Deutschen ist ein gutes Lesebuch zu Grunde zu legen, dessen Lesestücke 1. dem religiös-sittlichen Leben, 2. der Gewerbekunde, 3. der Naturwissenschaft, Geschichte und Geographie, 4. der Gesetzeskunde und Volkswirtschaft entnommen sind." Nach der Schilderung, wie sich der Unterricht selber in den letzten Jahrzehnten entwickelt hatte, faßt er am Ende nochmal seine eigene Vorstellung über die Aufgabe der gewerblichen Fortbildungsschule zusammen: "Kenntnisse sind gut, aber sie sind nicht das Beste, was wir dem Zögling außer einer tüchtigen technischen Ausbildung für das praktische Berufsleben, das für den einzelnen sich so verschiedenartig gestaltet, mitgeben können. Selbständig denken, urteilen und handeln lernen, das ist und bleibt das vornehmste Ziel jeden Unterrichts und auch des gewerblichen Fortbildungsunterrichts. Deshalb ist das Hauptaugenmerk darauf zu richten, das ernste und eifrige Streben nach stetiger Fortbildung zu wecken und die Kraft, sich selbständig fortbilden zu können, zu entwickeln, dann werden wir dem Gewerbestande einen Nachwuchs zuführern, der imstande ist, sich mit der geistigen Beweglichkeit den veränderten Arbeits- und Betriebsverhältnissen anzupassen und ihre Hilfsmittel sich zu eigen zu machen. Was dem Gewerbestande mehr denn je not tut, ist ein dreifaches: 1. Intelligenz; 2. technische bzw. künstlerische Geschicklichkeit und 3. kaufmännische, geschäftliche Tüchtigkeit. Zur Erreichung dieser Aufgaben möchte dies Buch nach wie vor beitragen."
Der Verlag zitierte in seiner Werbung Auszüge aus schriftlichen Gutachten und Kritiken in Zeitschriften:
- Bellardy, Rektor, Vorsteher der 12. städtischen Fortbildungsschule, Berlin
- "Die Vorzüge des Buches sind so mannigfaltig, daß ich darauf verzichten muß, sie einzeln herzuzählen. Druck und Ausstättung sind vorzüglich. Ueber den Inhalt, die Anordnung und Verteilung des Stoffes enthalte ich mich jeden Urteils. Das Buch ist eben mustergültig; ich kann mir etwas Besseres nicht denken. Ich werde selbstverständlich nicht verfehlen, für seine Verbreitung nach Kräften zu sorgen, auch die Behörde dafür zu erwärmen."
- Aus einer Besprechnung der "Itzehoer Nachrichten" 1889 Nr. 114
- "Das Werk hat bei seinem zweiten Gange an Umfang und innerem Gehalt sehr gewonnen, und ist mehr als zuvor eine fördernde Lektüre. Es sei daher nicht nur den Fortbildungs- und Gewerbeschulen, sondern auch aufs Wärmste allen denen empfohlen, die sich über die mannigfaltigen Gewerbthätigkeiten alter und neuer Zeit unterrichten wollen, besonders den Handwerkern. Die Verlagsbuchhandlung hat ihr Bestes gethan; Papier, Druck, Ilustration, Einband - Alles ist vorzüglich."
Rechenbuch für Handwerkerschulen
Das Rechenbuch für Handwerkerschulen hatte in der zweiten zweiten verbesserten und vermehrten Auflage von 1898 einen Umfang von 114 Seiten mit 59 Figuren. Es war kartoniert und kostete 1,00 Mark. Das dazugehörige Lösungsheft Resultate mit 28 Seiten konnte für 50 Pfennige erworben werden. Da dem Chronikteam noch kein Exemplar des Buches vorliegt, lassen wir die Verlagswerbung über seinen Inhalt sprechen: "Die vorliegende Aufgabensammlung für das praktische Rechnen in gewerblichen Fortbildungsschulen ist aus lokalen Verhältnissen erwachsen und diesen Charakter hat der Verfasser absichtlich nicht ganz verwischen wollen. Es sind in demselben die Handels- und Verkehrsverhältnisse eines Ortes zum Ausgangspunkt und zur Grundlage der Uebungen gemacht worden, um dem Rechenunterricht das Gepräge innerer Wahrheit zu geben. Ein frischer Hauch der Wirklichkeit durchzieht diese Aufgabensammlung, welcher geeignet ist, das Interesse der Schüler zu wecken und lebendig zu erhalten. In erster Linie für Handwerkerschulen, sowie gewerbliche Fach- und Fortbildungsschulen bestimmt und bereits mit bestem Erfoge an vielen derartigen Anstalten eingeführt, ist das Ahrens´sche Rechenbuch, ähnlich dem Lesebuch desselben Verfassers, ein schätzbares Unterrichts- und Belehrungsmittel für weitere Kreise, speziell für Handwerker. Die für den Gewerbetreibenden in Betracht kommende Rechnungsführung ist im ganzen Lehrgange berücksichtigt und zwar so, daß der Lernende mit stets wachsendem Interesse nach und nach in das praktische Rechnen der verschiedenen Handwerks- und Gewerbsbranchen eingeführt wird. Das Rechenbuch enthält gegen 1000, mit großer Sorgfalt zusammengestellte Aufgaben zum Rechnen mit großen Zahlen, mit gewöhnlichen und Dezimalbrüchen, zur Regeldetri-, Zins-, Rabatt- und Diskontrechnung, zu Rechnungen und Lohnberechnungen, zu Kostenanschlägen und zur Arbeiterversicherung, zur Flächen- und Körperberechnung und zu Baurechnungen. Als Anhang sind eine Tafel der Zinsfußpotenzen, sowie Münz-, Maß- und Gewichtstabellen beigegeben. In jedem Abschnitte sind die Aufgaben so zusammengestellt, daß ein Teil derselben für das Kopfrechnen zu verwenden ist. Die innere und äußere Ausstattung des Werkes ist seinem Zweck entsprechend gediegen, der Preis ein äußerst wohlfeiler. Die Anschaffung des Ahrens´schen Rechenbuches sei daher weitesten Kreisen angelegentlichst empfohlen."
Die "Kieler Zeitung" rezensierte das Buch am 12. Oktober 1888: "Die langjährige Erfahrung des Autors zeigt sich sowohl in der ganzen Anlage des Werkes, wie auch in der Anordnung der einzelnen Aufgaben. Allen Gewerbeschulen und ähnlichen Anstalten sei das Buch auf das Wärmste empfohlen. Wir unterrichten bereits ein Jahr nach dem Manuskript, aus eigenster Erfahrung komnmt daher diese Empfehlung."
Buchstabenrechnung und Algebra
Die dreiteilige Heftsammlung Buchstabenrechnung und Algebra für gewerbliche Fortbildungs- und Fachschulen, Handwerkerschulen, sowie zum Selbstunterricht erschien ebenfalls 1898 in zweiter Auflage und kostete je Heft 50 bzw. 80 Pfennige. Im ersten Heft wurde die Buchstabenrechnung im Allgemeinen, im zweiten Heft Gleichungen 1. Graden und im dritten Teil Potenz- und Wurzelrechnung, Gleichungen 2. Grades und Logarythmen behandelt. Laut Verlag erfreuten sich die für gewerbliche Unterrichtszwecke herausgegebenen Lehrmittel des Herrn Direktor Ahrens in Kiel bei dessen Fachgenossen großer Beliebtheit. Die jetzt vorliegende Algebra sei deshalb auch schon vor vollständigem Erscheinen sofort an größeren Gewerbeschulen eingeführt worden." Der Verlag warb auch für diese Reihe mit Auszügen aus schriftlichen Gutachten:
- Thormählen, Dirigent der gewerblichen Fortbildungsschule in Hanau
- "Mir ist kein Lehrbuch der Algebra bekannt, das in der Auswahl des Stoffes den Bedürfnissen unserer Handwerkerschulen so angepaßt ist, wie das Ahrens´sche. Ich glaube, daß das Werk rasch Aufnahme finden wird, um so mehr, da der Preis desselben ein niedriger ist."
- Oldenburger, Ingenieur und Dirigent der städt. gewerbl. Fortbildungsschule zu Bochum
- "Nach Prüfung des äußerrst praktisch angelegten Werkes bin ich zu dem Resultat gekommen, daß ich im eigenen Interesse handle, wenn ich das Buch in meinem Unterrichte, den ich seit 17 Jahren in der Fortbildungsschule hier erteile, benutze und den Schülern empfehle."
- Enke, Gewerbeschulinspektor, Dresden
- "Indem ich für gefl. Zusendung der Buchstabenrechnung und Algebra von Ahrens meinen besten Dank ausspreche, teile ich Ihnen mit, daß ich in unseren gewerblichen Schulen auf die fleißige Arbeit des von mir hochgeschätzten Autors aufmerksam machen werde."
Werke

Bücher und Gedichtbände:
- Feldblom. Plattdeutsche Gedichte. Richter, (Hamburg 1874); IV, 132 S., neu aufgelegt in Heft 6 der Mitteilungen vom olen Hus, November 2022, Neuauflage des Gedichtbandes von 1874, Schutzgebühr 5,00 €
- mit Klaus Groth und Willem Schröder: Festgrüsse den Mitgliedern und Freunden des Plattdeutschen Vereins zu Leipzig. Dargebracht am 6. Jan. 1875. Leipzig 1875; 19 S.
- mit Daniel Bartels, August Bielfeld und anderen: Plattdeutsche Gedichte zum Deklamieren. Hamburg 1876; III, 176 S.
- Die Reform des Kunstgewerbes in ihrem geschichtlichen Entwicklungsgange, Habel, Berlin, 1886.
- Die Ausgestaltung des gewerblichen Schulwesens: Vortrag, gehalten auf der XII. Wanderversammlung des Verbandes Deutscher Gewerbeschulmänner, Ramm & Seemann, Leipzig, 1900.
- mit Jos Thom Cathiau: Der Deutsche Gewerbeschul-Verband und sein Werk nach fünfundzwanzig Jahren 1887-1912, Seemann, Leipzig 1912.
Schulbücher:
- Lesebuch für Gewerbeschulen sowie für gewerbliche Fortbildungs- und Fachschulen : zugleich ein Hausbuch für Handwerker zur Selbstbelehrung, Lipsius & Tischer, Kiel / Leipzig, 1890.
- Buchstabenrechnung und Algebra für gewerbliche Fortbildungs- und Fachschulen, Handwerkerschulen, sowie zum Selbstunterricht. Heft 1, Buchstabenrechnung im allgemeinen, Verlag von Lipsius & Tischer, Kiel 1898.
- Buchstabenrechnung und Algebra für gewerbliche Fortbildungs- und Fachschulen, Handwerkerschulen, sowie zum Selbstunterricht. Heft 2, Gleichungen ersten Grades, Verlag von Lipsius & Tischer, Kiel 1925.
- Buchstabenrechnung und Algebra: für gewerbliche Fortbildungs- und Fachschulen, Handwerkerschulen, sowie zum Selbstunterricht. Heft 3, Potenz- und Wurzelrechnung nebst Gleichungen zweiten Grades und Logarithmen, Lipsius & Tischer, Kiel / Leipzig, 1894.
- mit Wilhelm Schmidt: Lesebuch für die Fachklassen des Bäckereigewerbes, Kiel, 1911.
- Rechenbuch für Handwerkerschulen und gewerbliche Fortbildungsschulen, 107 Seiten, 2. verbesserte und vermehrte Auflage, Lipsius & Tischer, Kiel und Leipzig, 1898
Fachartikel:
- Mittel und Wege der gewerblichen Erziehung in der Gegenwart, erschienen in Der Arbeiterfreund, Nr. 23, 1885
- Die Gewerbeschule in Kiel, Monatshefte zur Beförderung der Erwerbstätigkeit unsrer Gewerbetreibenden, 1.1879-80
- Ausstellung Kiel 1896: Handwerk und Gewerbe, erschienen in Offizieller Katalog der Ausstellung der Provinz Schleswig-Holstein, verbunden mit Sonder-Ausstellungen und einer Internationalen Ausstellung für Schiffahrt und Fischerei : Kiel. 13 Mai bis 30. September 1896
- Wandlungen im Gewerbe, Deutsche Industrie-Zeitung. 1887
- Der Garten des Arbeiters, 1907
- Das gewerbliche Fortbildungswesen, in: P. Chr. Hansen - Schleswig-Holstein, seine Wohlfahrtsbestrebungen und gemeinnützigen Einrichtungen, 1882
- Handwerk und Gewerbe, in: Schleswig-Holstein meerumschlungen in Wort und Bild, 1896
- Zur gewerblichen Schul- und Bildungsfrage, in: Der Arbeiterfreund. 16. 1878
- Die gewerbliche Erziehung, in: Der Arbeiterfreund. 23. 1885
Literatur
- Eintrag „13 Ahrens, Jürgen Friedrich“ in: Lexikon der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen und Eutinischen Schriftsteller von 1829 bis 1866 / gesammelt u. hrsg. von Eduard Alberti. Erste Abtheilung: A-L. Kiel, Maack, 1867, S. 5
- Eintrag „Ahrens, Jürgen Friedrich“ in: Lehrer als Schriftsteller. Handbuch der schriftstellernden Lehrer, mit Biographien und Angabe ihrer litterarischen Erzeugnisse / zs.gest. von H. Kühn. Leipzig: Siegismund & Volkening, 1888, S. 6
- Eintrag „Ahrens, Jürgen Friedrich“ in: Franz Brümmer: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 38, linke Spalte.
- Heinrich Lund: Jürgen Friedrich Ahrens in: Die Heimat, Kiel, 1914, 24, Nr. 10, Seite 254, Digitalisat der Uni Hamburg
- Wischer, Fritz: Jürgen Friedrich Ahrens as Dichter in: Moderspraak 21 (1934) 10, S. 149–151
- Köster, Klaus: Jürgen Friedrich Ahrens in: Moderspraak 21 (1934) 10, S. 148
- Heinrich Asmus, Werner Hauschildt, Peter Höhne: Fortschreibung der „Geschichte des Aukrugs“ ab 1978 und Nachträge, Aukrug 1995
- Hans-Peter Tietjens: 200 Jahre Gewerbliche Berufsschulen in Kiel, Edition Barkau, Großbarkau 1995, ISBN 3928326084
Heinrich Lund über Ahrens
Heinrich Lund: Jürgen Friedrich Ahrens in: Die Heimat, Kiel, 1914, 24, Nr. 10, S. 254ff
Siehe auch
Weblinks
- Kategorie:Jürgen Friedrich Ahrens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Eintrag von Jürgen Friedrich Ahrens im Ortsfamilienbuch Aukrug
Einzelnachweise
- ↑ Klaus Köster:Zum 100. Geburtstag von Jürgen Friedrich Ahrens - Lebern und Wirken eines schleswig-holsteinischen Schulmannes, in Schleswig-Holsteinische Landeszeitung, 2. Oktober 1934.
- ↑ abgedruckt in: Hans-Peter Tietjens: 200 Jahre Gewerbliche Berufsschulen in Kiel, Edition Barkau, Großbarkau 1995, ISBN 3928326084
- ↑ Aus dem plattdeutschen Dichterwald : eine Anthologie der besten plattdeutschen Dichtungen im Gesamtkatalog der CAU Kiel
- ↑ Veröffentlichungen vom olen Hus