Dat ole Hus

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Heimatmuseum „Dat ole Hus“ (Alte Kate)

Dat ole Hus (plattdeutsch für: Das alte Haus) ist ein Heimatmuseum im Ortsteil Bünzen.

Geschichte

Die Heimat 1914: Ahrens Elternhaus Bünzen, heute Dat ole Hus. Vermutlich ist es die älteste Fotografie des Gebäudes.
Museumseröffnung: Am 10. Dezember 1961 eröffneten Edith und Werner Hauschildt die ersten Räume des Museums.
Werner und Edith bei 20-jährigen Jubiläum 1981
Am 25. Juli 2024 wurde zum 5. Todestag von Werner Hauschildt auf dem Gelände des Heimatmuseums Dat ole Hus ein Gedenkstein für die Museumsgründer enthüllt

Das Museum befindet sich in einer um 1700 erstmals erwähnten Kate, die 1804 nach einem Brand neu aufgebaut wurde. Im November 2006 wurden aus dem Konstruktionsholz des Gebäudse zehn Bohrproben entnommen; drei Proben waren aus den mächtigen Deckenbalken der Rauchdiele datierbar, vier aus dem Sparrenbereich des schichten Kehlbalkendaches. Als Bauzeit galt bis dahin die durch urkundliche Aufzeichnungen belegte Zeit um 1700, während die bis dahin angenommene durchgehende Renovierung und Umbauten mit dem Brand 1803 in Verbindung gebracht wurden. Die dendrochronologische Untersuchung ergab ein einheitliches Fälldatum der Bauhölzer, so dass als Baujahr der heutigen Kate 1790 gelten muss, der überlieferte Brand mithin geringen Schäden angerichtet haben wird.[1]

Der auch durch seine plattdeutsche Dichtung bekannt gewordene Lehrer Jürgen Friedrich Ahrens (*1834; †1914) wuchs als Sohn eines Brennmeisters im olen Hus auf. Knappe wirtschaftliche Verhältnisse im Elternhause, in dem sechs Kinder zu versorgen waren (der Lohn betrug neben Kost und Familienwohnung wöchentlich 2,—Mark, später 3,— Mark), machten es erforderlich, daß Jürgen Friedrich als Hütejunge mitverdienen mußte. Nach seiner Lehrtätigkeit an verschiedenen Orten in Schleswig-Holstein war er von 1879 bis 1903 hauptamtlicher Direktor der Gewerbeschule in Kiel.

1961 richtete das Ehepaar Edith und Werner Hauschildt in der Kate und auf dem Grundstück ein privat geführtes Volkskunde- und Freilichtmuseum ein. 1970 erwarb das Ehepaar eine Konzession für ein Museums-Café. Seitdem kann man in den historisch eingerichteten Räumen Kaffee trinken und dazu Kirschgrütze mit Sahne und heißen Waffeln essen, die noch auf alten Holzöfen zubereitet werden. Die Chronik berichtete 1978 wie es dazu kam:

„Im Zentrum des jetzigen Ortsteils Bünzen steht eine 1804 erbaute strohgedeckte Kate, die bis 1961 zum Besitz von Claus Harms gehörte und dann von Edith und Werner Hauschildt in Innien erworben wurde. Bei Malerarbeiten in dem alten Hause, das sich damals noch im Besitz von Claus Harms befand, kam 1958 das Ehepaar Hauschildt auf den Gedanken, nach Gegenständen aus früheren Zeiten auszuschauen. Von dieser Zeit an sammelten sie mit großer Beharrlichkeit alles an altertümlichen Sachen, was sie auftreiben konnten, um später einmal in einem solchen oder ähnlichen Haus ein Heimatmuseum einzurichten.

Das Harmsche Verlehnthaus war immer von zwei und nach dem Krieg sogar zeitweilig von 3 Familien bewohnt gewesen. Als 1961 die letzten beiden Familien eigene Landarbeitersiedlungen beziehen konnten, stand das alte Haus leer. Nun war für das Ehepaar Hauschildt der Augenblick gekommen, mit der Verwirklichung ihres Museumsgedankens zu beginnen. Sie erwarben im gleichen Jahr Haus und Grundstück und gingen nach Erledigung der notwendigen Renovierungsarbeiten daran, das Haus als Heimatmuseum einzurichten.

So ungewöhnlich der Gedanke, in einem kleinen Dorf ein Museum einzurichten, auch sein mochte, die Bewohner des Aukrugs nahmen ihn mit schmunzelnder Zustimmung auf. Sie waren bald mit bemerkenswerter Bereitwilligkeit dabei, nach alten Geräten und Einrichtungsgegenständen Umschau zu halten und sie dem Museum zur Verfügung zu stellen. Selbst von auswärts konnten die unermüdlichen Hauschildts manchen seltenen Gegenstand mit nach Hause bringen. Die oft ganz selbstlos und ohne Entgelt zur Verfügung gestellten Raritäten erfüllen auch heute noch die Begründer mit großer Dankbarkeit.

Das alte Verlehnthaus bekam allmählich wieder etwas von dem Lebenszuschnitt seiner Entstehungszeit. Die einheimische Bevölkerung sah mit freudigem Interesse die wachsende Ausgestaltung der Diele und der beiden Wohnungen. Das durch die Mithilfe der Aukruger und vor allem durch den unermüdlichen Einsatz der Familie Hauschildt entstandene Museum ist zu einem anschaulichen Denkmal der Lebensweise früherer Generationen des Aukrugs geworden. „Dat ole Hus" ist eine schöne Bezeichnung für die Behausung des Museums und ein Stück Museum selbst. Nach der Fachsprache ist es ein „Niederdeutsches Fachhallenhaus mit bretterverschaltem Giebel und rückseitig abgewalmtem Reetdach“.

Es wird zum ersten Mal genannt nach einer von Georg Reimer zusammengestellten „Übersicht über die Bauernhöfe des Aukrugs 1724" (S. 77 ff) unter dem Datum: Bünzen, 25.9.1724. Das Haus war ein Verlehnthaus zu der ursprünglich Harderschen Hufe. Der Besitz hatte die Gerechtsame zur Führung einer Schankwirtschaft und einer Brennerei. Vermutlich betrieben die Besitzer auch eine Holzverschiffung auf der Bünzau. Bei einem neben der Landwirtschaft so vielgestaltigen Wirtschaftsbetrieb ist wohl anzunehmen, dass der Bauherr des Verlehnthauses ein verhältnismäßig wohlhabender Mann gewesen ist, der sich ein Haus mit zwei Wohnungen bauen lassen konnte.

Die größere, nach der Sonnenseite gelegene und von der Diele abgeschlossene Wohnung hat er gewiss für sich selbst gedacht; hingegen die kleinere, nach Norden gelegene und mit der offenen Diele verbundene vermutlich für einen Katenmann.

Da das Haus sich nach der Beschreibung von 1724 in gutem Zustand befand, kann man wohl annehmen, daß es um 1700 gebaut sein wird. Es ist dann beim großen Brand von Bünzen 1803 den Flammen zum Opfer gefallen. Einige Teile sind erhalten geblieben, wie man bei dem jetzigen Haus, das 1804 auf der gleichen Stelle und in der gleichen Form wieder aufgebaut ist, noch erkennen kann. Jede Wohnung hatte eine Stube mit zwei Wandbetten und einem Bilegger, eine Küche mit Swibbogen und Speisekammer und schließlich einen Stall an der Diele. Die Diele war gemeinsam. Das Haus war ein Rauchhaus, das heißt, es hatte keinen Schornstein, und der Rauch musste über die Diele abziehen. Erst 1907 wurde ein besteigbarer Schornstein eingebaut.

1965 hat das Ehepaar Hauschildt mit Hilfe einer ev. Jugendgruppe an einem Wochenende eine in einer späteren Zeit stilfremd auf der Diele eingerichtete Kammer wieder abgerissen. Damit bekam das Hausinnere seinen ursprünglichen Zustand zurück. Es wurde nun mit volkskundlichen Gegenständen aus der Wohn- und Arbeitswelt der mittelholsteinischen Geest ausgestattet. Durch das Hinzufügen von Nebengebäuden (Bienenstand, Stall, Wagenschuppen, Sotgestell) ist allmählich ein kleines Freilichtmuseum entstanden, das durch Verfügung des Landesamtes für Denkmalpflege Schleswig-Holstein unter Denkmalschutz gestellt ist. Ihm ist vom Kultusministerium bestätigt worden, daß es die gleichen kulturellen Aufgaben erfüllt wie die Museen von Bund, Ländern und Gemeinden.

Den Kern der volkskundlichen Sammlungen bilden die beiden Wohnungen, deren eine dem baulich-wohnlichen Stil des 18. Jahrhunderts entspricht und die andere nach den ländlichen Wohnansprüchen der Wilhelminischen Zeit (1870 bis 1914) eingerichtet ist. „Dat ole Hus" ist ein vom Ehepaar Hauschildt sorgfältig gestaltetes Kulturdenkmal und mit seiner Inneneinrichtung ein Lehrstück lebendig-anschaulicher Volkskunde, das deshalb in die Kunst-Topographie Schleswig-Holsteins aufgenommen ist.“

Nachdem die Gemeinde im Jahr 2011 zunächst die Immobilie erworben hatte[2], wurde nach dem planmäßigen Ende des Pachtvertrages mit der Familie Hauschildt im Januar 2016 der Museumsverein Dat ole Hus für den Betrieb des Museums gegründet.[3]

Gebäude und Ausstellung

Rauch in der Diele
Über den Pferdeställen ist der Hilgen oder Hilden, der Raum zwischen der Höhe des Stalles und den Dielenbalken.
Schwibbogen-Herd in der Diele
Eingebaute Betten im olen Hus mit Bilegger im Vordergrund.

Die Kate ist ein Niederdeutsches Fachhallenhaus mit zweimal vorspringenden bretterverschaltem Frontgiebel und rückseitig abgewalmten Reetdach.[4] 1724 wurde die Hufe erstmals in den Amtsrechnungen aufgeführt. Der Besitz hatte das Recht zur Führung einer Schankwirtschaft und einer Brennerei. Der heutige Bau von 1790 besteht aus zwei Wohnungen, die beide mit Stube, Wandbetten, einem Bilegger, einer Küche mit Schwibbogen und Speisekammer sowie einem Stall an der Diele ausgestattet sind. Das Haus war bis zum Einbau des Schornsteins im Jahre 1907 ein Rauchhaus, in dem der Rauch über die von beiden Wohnungen gemeinsam genutzte Diele abzog.[5]

Im Rahmen von Führungen können die Innenräume im Olen Hus besichtigt werden, die einen anschaulichen Eindruck bäuerlicher Wohnkultur aus dem 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert vermitteln. Aus dem gleichen Zeitraum stammen die Arbeitsgeräte, die in einem Stall, vier Remisen und im Bienenstand ausgestellt sind. Regelmäßig zeigt das Museum kleine Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen.[6]

Waffelessen

Das Museumscafé bewirtet seine Gäste in den historisch eingerichteten Räumen im Olen Hus und in der Schäferkate. Im Sommer natürlich auch im Garten. Es gib leckere Waffeln wie vor 150 Jahren auf offenen Feuer gebacken, dazu heiße Kirschen (rote Grütze), frisch geschlagene Sahne & Kaffee. Das ganze solange bis man nicht mehr kann.

Bilder

Organisatorisches

Das Museum wird durch den Museumsverein Dat ole Hus betrieben und ist ganzjährig samstags und sonntags sowie an Feiertagen von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Heiko K. L. Schulze: Bericht über neue Ergebnisse der Bauforschung des Landesamtes für Denkmalpflege Schleswig-Holstein 2001 bis 2006
  2. Gemeinde Aukrug kauft das „Ole Hus“ für einen Euro
  3. Frischer Wind für „Dat Ole Hus“
  4. Kunst-Topographie Schleswig-Holstein, 5. Auflage 1982, Seite 623
  5. Georg Reimer: Die Geschichte des Aukrugs, 1978, Seite 421ff
  6. Das Ole Hus beim Museumsverband Schleswig-Holstein

Literatur

  • Georg Reimer: Die Geschichte des Aukrugs. Herausgegeben von Heinrich Bünger. 3. erweiterte Auflage. Verlag Möller Söhne, Rendsburg 1978.
  • Heinrich Asmus, Werner Hauschildt, Peter Höhne: Fortschreibung von "Die Geschichte des Aukrugs" ab 1978 und Nachträge, Aukrug 1995.
  • Kai Fuhrmann: Niederländische Spuren in Aukrug, in: Dat ole Hus - Volkskunde- und Freilichtmuseum im Naturpark Aukrug, Mitteilungen, Heft 1/Juli 2006, Aukrug 2006
  • Kai Fuhrmann: Ungarische Spuren in Aukrug, in: Dat ole Hus - Volkskunde- und Freilichtmuseum im Naturpark Aukrug, Mitteilungen, Heft 2/Juli 2007, Aukrug 2007
  • Kai Fuhrmann: Russische Spuren in Aukrug, in: Dat ole Hus - Volkskunde- und Freilichtmuseum im Naturpark Aukrug, Mitteilungen, Heft 3/November 2008, Aukrug 2008
  • Kai Fuhrmann: Dat ole Hus - Spurensuche: Geschichte, Einordnung, Konstruktion, in: Dat ole Hus - Volkskunde- und Freilichtmuseum im Naturpark Aukrug, Mitteilungen, Heft 4/Mai 2009, Aukrug 2009

Weblinks