Bäuerliche Wohnkultur

Aus Aukrug Geschichte Wiki
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Generalisierter Grundriss eines (Zweiständer)-Hallenhauses
a) Einfahrtstor
b) Hörn / Flett mit Tor
c) Schwibbogen
d) Diele
e) Hörn / Flett
f) Stall
g) Stube
h) Futter
i) Gesinde
k) tragender Holzständer
Balken und Hilgen im Museum "Dat ole Hus" in Bünzen
Herd mit Kesselhaken und Dreifuss im Museum "Dat ole Hus" in Bünzen
Schwibbogen im "olen Hus"
Eingebaute Betten im "olen Hus" mit Bilegger im Vordergrund.
"Dat ole Hus" war ebenfalls ursprünglich ein so genanntes Rauchhaus, bei dem der Rauch über die Diele abzog.
Die ehemalige Vollhufe Nr. 4 in Böken vom Böker Stieg aus gesehen (erbaut 1859).
Das fast baugleiche Haus in Bünzen (erbaut 1790) ist heute ein Museum

Die Bäuerliche Wohnkultur beschrieb Georg Reimer am Beispiel des alten Bauernhauses von Otto Lüthge (Vollhufe Nr. 4, in der Böker Straße 34) in Böken. Es ist, wie auch Dat ole Hus, ein typisches Niedersächsisches Fachhallenhaus. 1722 wurde es, so die Inschrift am Torbalken, von Johann Voß und seiner Frau Cilke Voß errichtet, 1859 nach einer weiteren Inschrift umgebaut.

Wohnen und Leben im Fachhallenhaus

Durch die große Tür betrat Georg Reimer mit seinem Leser als imaginärem Begleiter die aus Lehm mit Teerzusatz gestampfte große Diele und schilderte seine Beobachtungen:

Diele

Links der Diele stehen die Pferde, rechts in einem angebauten Kreuzhaus die Kühe. Über der Diele liegen die dicken Balken, teils noch aus Eichenholz, die auf den Hövdständern lagen, heute aber auf der Mauer liegen. Sie trugen die Sparren und damit die ganze Last des Dachstuhls und der Ernte. Beim Umbau 1859 wurden die Außenwände aus Ständerwerk durch Brandmauer ersetzt. Über den Pferdeställen ist der Hilgen oder Hilden, der Raum zwischen der Höhe des Stalles und den Dielenbalken. Hier lagerte man Torf oder Kaff (Spreu). Oben an der großen Diele befand sich der „Schwibbogen", der offene Feuerherd. Über ihm befand sich ein dicker Ast, später eine eiserne Stange. An ihm hing der durch Zähne und einen Ring verstellbare Kesselhaken und an diesem der kupferne Kochkessel. Auf einen Dreifuß setzte man kleinere Töpfe. Das Feuer des Herdes erhellte an Wintertagen die große Diele bei allen Arbeiten. Der Rauch strich an der Decke entlang durch die Speckwieben, an denen Schinken, Speckseiten und Würste hingen. Der Rauch diente aber huch zur Konservierung der Ernte. Um 1840 heißt es in den Nortorfer Schulakten, dass auf den offenen Herd in Schulhäusern verzichtet werden könne, da der Rauch für die kleine Ernte nicht erforderlich sei.

Ställe

Die Ställe an der großen Diele reichten nicht bis an deren Hinterwand, sondern es blieb ein etwa 4 Meter breiter Raum frei, die Hörn. Die eine Hörn war zum Aufwaschen des Geschirrs, die andere zum Buttern eingerichtet. Hier befanden sich die eingemachten Bettstellen für Knechte und Mägde. Der Fußboden der Hörn war mit Feldsteinen gepflastert. Die Blangtür führte nach draußen zum Ziehbrunnen mit dem hochragenden Sootschwang.

Wohnzimmer

Hinter dem Schwibbogen lagen zwei Wohnzimmer mit den an der Zwischenwand eingebauten Betten. Sie waren mit auf Latten liegendem Stroh gefüllt. Dicke Federbetten gaben eine warme Lagerstatt. Bezüge für das Überbett kannte man nicht, man benutzte zwei Laken. Vor den Betten waren Schiebetüren oder geblümte Vorhänge. Die Stubenwände waren getäfelt, um 1820 oft mit Blumenmalereien bedeckt. Die Fenster hatten in Blei gefasste kleine Scheiben, meistens die sogenannten „Butzenscheiben" aus grünlichem Glas, in der Mitte 2-4 cm dick, an den Seiten so dünn, dass sie in die Bleifassung hineinpassten.

Die Wohnungseinrichtung war einfach. Vor den Fenstern stand eine mit dicken Federkissen belegte Lade, die Bank, vor dieser ein schwerer Eichentisch. Einige Stühle mit Kissen oder Strohgeflecht standen an den Wänden, ein Lehnstuhl am Bilegger, dem vom Schwibbogen geheizten eisernen Ofen. Neben der Tür zur großen Diele war ein Fenster, von dem aus Bauer und Bäuerin die große Diele überschauen konnten. Über dem Fenster war ein Wandschrank für Tassen, unter ihm ein gleicher für bessere Teller und Schüsseln. In einigen Bauernhäusern befanden sich auch gute geschnitzte Laden, wie noch heute in Beringstedt und Umgegend, Arbeiten tüchtiger Schnitzer aus Rendsburg, Wilster, Heide oder Meldorf. Nach 1750 finden wir in unseren Bauernhäusern große Standuhren von Poock in Kellinghusen oder Stahl und Göttsche ein Nortorf, die noch heute ihre Schuldigkeit tun.

Umbauten

Bis heute blieb unser Bauernhaus in seiner Grundform erhalten, nur wurden Diele und Wohnräume durch eine Wand in Höhe der Hörn getrennt. Die eine Hörn ist Vordiele, die andere Küche geworden. Der Schwibbogen ist verschwunden, Schinken und Würste sind in die Räucherkammer verbannt worden. Die eingebauten Betten haben einem Schlafzimmer weichen müssen. So liegen drei Zimmer an der Hinterwand des Hauses.

Geändert ist vielfach das Äußere des Bauernhauses. Die vermehrte Landfläche und der größere Ertrag der Felder zwangen um 1900 viele Bauern zu Neu- oder Umbauten ihrer Gebäude. Die Prämienpolitik der Landesbrandkasse und die verschwindenden Rethfelder an der Eider halfen mit zum Verschwinden des Strohdaches, Pappdächer wurden modern! Oft ersetzte das Blech das schöne Reetdach. Das alte Dorf ist nicht mehr!

Hausinschriften

Um 1900 hatte der Aukrug zahlreiche Fachwerkbauten aufzuweisen. Der Torbalken über der großen Tür trug meistens eine Inschrift mit Jahreszahl der Erbauung und Namen der Besitzer. Das Alter der Häuser, die starke Kultivierung von Heideländereien und die dadurch notwendige Vergrößerung der Häuser hat die meisten dieser schönen Fachwerkbauten verschwinden lassen. Einige andere wurden durch Feuersbrünste vernichtet. Die nachfolgenden Inschriften zeigen den Bestand von 1907. Die mit * versehenen sind noch erhalten.

Böken

Claus Struve (Otto Lüthge)*

Wer Ein und Aus geht durch die Thür der soll bedenken Für und Für das

unser Heiland Jesus Christ die Rechte Thür zum Leben ist.

Johann Vos / Anna Vossen / denn 5. Juni Anno 1722

Dazugehörige Verlehntskate (Mieter Karl Pilasch)*

Gott bewahre dieses Haus und alle die da gehen ein und aus.

Johann Vos Zilke Vos Anno 1748 d. 14. May

Johannes Runge*

Psalm 127, 1. Wo der Herr nicht das Haus bauet, so arbeiten umsonst,

die ,daran bauen.

Hans Joachim Kaack. An Gottes Segen ist alles gelegen. Magdalena Kaack

den 28. April Anno 1848

Johannes Langhann (Heinrich L.)

Ein Haus will ich hier bauen darin wir Gott vertrauen und leben dann in Freuden nach überstanden Leiden.

Johann Hinrich Baade Dorothea Catharina Baraden

Anno 1831 den 14ten May.

Stieper (Hoffmann)

Gott behüte dieses Haus und gehe mit uns ein und aus.

Hinrich Orth den 19. April 1841 Catharine Orth

Siehl (H. Heeschen)

Den Ein und Aus Gang Segne Gott, Behüte uns Führ Feuers Noth.

Jochim Wittmack Marina Wittmacken

1823 den 18.-Jan.

Über W. Reimers Scheune*

Ruhe und Zufriedenheit wohn in meiner Hütte mir auch wahre Frömmigkeit, dann ist gute Sitte.

Hinrich Detlef Böhmcker Wibke Böhmcker

9. Juni 1848

Karl Reimers

C. Reimers A. Reimers

18 Gott mit uns 94

Der jetzige Besitzer hat statt dieser Inschrift auf einer vertieften Fläche der Mauer die Namen der Besitzer Reimers seit 1881 malen lassen.

Bünzen

Torbogen auf Hof Albert: "Wer Ein und Aus geht durch die Thür der soll bedenken Für und Für das unser Heiland Jesus Christ die Rechte Thür zum Leben ist."

Hans Heeschen (abgebrannt)

Wer Gottvertraut hat wol gebaut im Himmel und auf Erden. Gott bewahre dieses Haus und alle die da gehen ein und aus. Wer ein und aus geht in diese Thür, der soll bedenken für und für, das unser Heiland Jesus Christ allein der rechte Helfer ist.

Hinrich Heeschen Bünzen Elsabe Heesdien

Anno 1803 den 16 Sepbembris ist dieses Haus erbaueth.

Hans Gehrt (D. Witt)

Dies wunde schnell der Flammen Raub, mit Gottes Hülfe wieder aufgebaut.

Hans Gerth den 19. Juli 1825 Anna Catharina Gerth

Claus Alberts alte Scheune (abgebrochen)

wie Böken Nr. 1., im späteren Neubau wieder eingebaut.

Vom Torbalken der Wassermühle ist als Ständer ein Teil erhalten

DEM DORLVHTIGSTEN GROTMECHTIGEST

THO DENEMARKEN NORWEGEN DER WENDEN

Innien

Abgebrochen

Wer Gottes Huld und Macht vertraut, der hat auf keinen Sand gebannt

Claus Carstens Elsabe Carstens

den 13. Juli Anno 1853

Abgebrochen

Zeug zu uns ein mit milder Huld, so leben wir in Frieden

und nehmen willig Glück und Leiden, was uns der Herr beschieden.

Ratje Carstens Margaretha Carstens

den 26sten May 1858

Ehemaliger Ochsenkrug

War 1959 noch erhalten über der hinteren Tür der Durchfahrt.

ES GÖNNE MIR EIN JEDER WAS ER WILL SO GEBE IM GOTT NOCH

EINS SOVIEL

O GOT GIB UNS AUF DIESER WELT WAS UNS IST NUTZ

UND DIR GEFELT!

CARSTEN HARBECK ANNCKE HARBECKS

1705 den 12. Junny.

Gloy

Ein Feuer hat mir abermah! — Mein liebes Haus entrissen und meine Frau hat ohne Zahl— viel Pein ausstehen müssen Doch segnet Gott nach dieseni Brand — mit seine gute Vaterhand

Und gab nach vielen Leider. — Gesundheit, Haus und Freuden!

Claus Gloy — Abel Gloyen, den 5. mei Anno 1825.

Homfeld

Alte Schule (Brader)

Gieb ferner Segen daß such hier Der Lehrer Fleiß gedeie

und zu der Jugend Lernbegier Sich Erd und Himmel freue.

den 8. Juni 1827.

Rickers Scheune (abgebrochen, Hochstein)

Mach mir jeden Augenblick Meines Lebens wichtig

und zu jenem großen Glück Deines Himmels tüchtig.

Claus Ratjen 1798 d. 13. Juni Trincke Ratjen.

Riders Wohnhaus (Hochstein)

Ehler Rickers Homfeld, d. 1. Juli 1890 Wiebke Rickers

Warnsholtz (Verlehntshaus Kahlke, große Tür weggebrochen)

Wer Gott vertraut hat Wol Gebaut Im Himmel Und Auf Erden

Hans Rieder Wiebke Reders

Animo 1777, d. 30. Jull

Verlehntshaus Friedrich Rathjen*

Dies ist bestimmt zur Altersrun, Herr führ uns so dem Ende zu

Damit wir leben hienieden Und auch dereinst ruhen in Frieden.

Johann Ratjen Wiebke Ratjen

13. Juli 1858

Wohnhaus Friedrich Rathjen (abgebrochen)

Wie Nr. 2.

Bargfeld

Wilkens (Wiese). Ständerwerk muß von anderswo geholt sein

Den Ausgang Und Den Eingang Mein, Laß Dir O Gott Befohlen Sein.

Marx Stieper Abel Stiepers

d. 1. Juli Ao 1818

Stolley (Schnoor)

Ach Gadt ,Gieb Frigid deinem Landt, Glüd und Heil in Allem Standt

Jodilm Rühmann Ida Rühmanns

d. 1. September Ao 1812

(Das Ständerwerk stammt aus Lockstedt).

Schmiede

Suche Jesum und sein Licht, alles andere hilft dir nicht.

Detleff Rathmann Anna Rathmann

Anno 1779

Der Inschrift nach muss das Ständerwerk anderswo hergeholt sein.