Archiv:Bildungseinrichtungen
Bildungseinrichtungen
a) Bildungsstätte Tannenfelde
Die früher Mayeringsche Villa Tannenfelde, die noch aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg stammte, wurde schon lange vor dem 2. Weltkrieg von der Lungenheilstätte Tönsheide übernommen. Als die Räume für die Unterbringung der Leichtkranken nicht mehr geeignet erschienen, benutzte man sie für die Zwecke der Röntgen-Reihen-Untersuchung, bis das Gebäude wegen zunehmender Baufälligkeit unbenutzbar wurde. Das reizvolle Gelände kam zu Beginn der 70er Jahre in den Besitz der „Studien- und Fördergesellschaft der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft e. V.", die dort eine Bildungsstätte errichten wollte.
Diese Studien- und Fördergesellschaft ist ein freiwilliger Zusammenschluß schleswig-holsteinischer Unternehmen und Unternehmer, die seit 1968 eine berufliche und berufsbezogene Fortbildung in gepachteten Gebäuden durchführte. Als diese für die gewachsenen Anforderungen nicht mehr ausreichten, entschloß die Gesellschaft sich, ein eigenes Institut zu errichten, um mit modernster audiovisueller Ausstattung eine zukunftsorientierte, wirkungsvollere Lehrtätigkeit zu ermöglichen. Mit dem Bau dieser Bildungsstätte in Tannenfelde sind die Voraussetzungen für eine berufliche Weiterbildung in Schleswig-Holstein erheblich verbessert worden. Am 28.8.1973 wurde im Beisein des Wirtschaftsministers, der Vertreter der Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft in feierlicher Form die Grundsteinlegung vollzogen, bei der in seiner Begrüßungsansprache der Vorsitzende der Gesellschaft seinen besonderen Dank dem Bürgermeister und den Gemeinderäten von Aukrug für die Aufgeschlossenheit aussprach, mit der man dem Projekt begegnet sei.
Die Bildungsstätte, die mitten im Naturpark Aukrug liegt, muß über ein Internat verfügen. Es ist ein horizontal gelagerter dreigeschossiger Bau mit jeweils 26 Internatszimmern in den beiden oberen Stockwerken. Sie sind als kombinierte Wohn-, Arbeits- und Schlafräume gestaltet und verfügen jeweils über einen abgeschlossenen sanitären Bereich mit WC, Waschtoilette und Dusche in einer Raumgröße von 18,5 qm.
Im Erdgeschoß befinden sich der Speisesaal (75 qm) und zwei Aufenthaltsräume (je 50 qm). Die drei Räume liegen in einer Flucht und können für größere Veranstaltungen genutzt werden. Ebenfalls im Erdgeschoß liegen die Eingangshalle und die Rezeption sowie die Garderobe mit Automatenraum für Selbstbedienung, Kalt- und Warmküche und Anrichte zur Selbstbedienung. Bibliothek und Sekretariat vervollständigen die Erdgeschoßeinrichtung.
Im Untergeschoß liegen die Personalzimmer mit Aufenthaltsraum, Fernsehräume, Trimmraum, Archiv sowie Vorratsräume und Wäscherei. Im Bildungstrakt sind 2 Lehrsäle von je 100 qm gelegen, die durch einen Innenhof getrennt sind. Dazu kommen Besprechungs-, Dozenten-, Vorbereitungs- und Regieräume sowie die Räumlichkeiten für die Hausverwaltung. Die Versorgungseinrichtungen sind so ausgelegt, daß eine Erweiterung auf die doppelte Kapazität ohne weiteres möglich ist.
Die Erstellungskosten für den Bau betrugen 4,7 Millionen und für die Einrichtungen 0,5 Millionen. Die Gesamtsumme von 5,2 Millionen wurde aufgebracht zu rund einem Drittel aus Eigenmitteln, einem weiteren Drittel aus Mitteln der Zonenrandförderung, 20 vH von der Bundesanstalt für Arbeit nach dem Arbeitsförderungsgesetz und 10 vH durch die Landesregierung zur Durchführung von Gemeinschaftsaufgaben.
Das Programm der Bildungsstätte ist auf die Führungsqualifikation in der gesamten Wirtschaft spezialisiert mit Seminaren für Vorarbeiter, für Meister und für das höhere Management bis zum Unternehmer. Es geht dabei nicht nur um „Führungswissen", sondern vorrangig um das persönliche „Führungsverhalten". Man will durch eine Zusammenfassung zu kompakten Seminarblöcken von 12 bis 24 Tagen eine möglichst große Wirkung erreichen und damit neue Maßstäbe für die Erwachsenenbildung setzen.
Von dieser Bildungsstätte wird im Laufe der Jahre — 1974 hat sie ihre Pforten geöffnet — ein immer mehr sich verstärkender Impuls für unsere Wirtschaft ausgehen. Neue technische Erkenntnisse, neue wirtschaftliche Zielsetzungen und neue Führungsqualitäten werden hier erarbeitet und geformt werden. Das neue Tannenfelde wird gewiß keinen unmittelbaren Einfluß auf die Entwicklung unserer Gemeinde ausüben, aber doch haben Bürgermeister und Gemeindevertretung recht daran getan, die Entstehung dieser modernen Wirtschafts-Bildungsstätte in unserem Gemeindebereich zu fördern. Zusammen mit der Kurklinik Aukrug und den großzügigen Anlagen der Behinderten-Werkstätte des Erlenhofes gibt auch Tannenfelde mit seinen modernsten Einrichtungen der Erwachsenenbildung unserer Gemeinde den Ruf, ein Zentrum körperlicher und geistiger Förderungseinrichtungen zu sein.
b) Privat-Museum „Dat ole Hus" im Ortsteil Bünzen
Im Zentrum des jetzigen Ortsteils Bünzen steht eine 1804 erbaute strohgedeckte Kate, die bis 1961 zum Besitz von Claus Harms gehörte und dann von Edith und Werner Hauschildt in Innien erworben wurde. Bei Malerarbeiten in dem alten Hause, das sich damals noch im Besitz von Claus Harms befand, kam 1958 das Ehepaar Hauschildt auf den Gedanken, nach Gegenständen aus früheren Zeiten auszuschauen. Von dieser Zeit an sammelten sie mit großer Beharrlichkeit alles an altertümlichen Sachen, was sie auftreiben konnten, um später einmal in einem solchen oder ähnlichen Haus ein Heimatmuseum einzurichten.
Das Harmsche Verlehnthaus war immer von zwei und nach dem Krieg sogar zeitweilig von 3 Familien bewohnt gewesen. Als 1961 die letzten beiden Familien eigene Landarbeitersiedlungen beziehen konnten, stand das alte Haus leer. Nun war für das Ehepaar Hauschildt der Augenblick gekommen, mit der Verwirklichung ihres Museumsgedankens zu beginnen. Sie erwarben im gleichen Jahr Haus und Grundstück und gingen nach Erledigung der notwendigen Renovierungsarbeiten daran, das Haus als Heimatmuseum einzurichten.
So ungewöhnlich der Gedanke, in einem kleinen Dorf ein Museum einzurichten, auch sein mochte, die Bewohner des Aukrugs nahmen ihn mit schmunzelnder Zustimmung auf. Sie waren bald mit bemerkenswerter Bereitwilligkeit dabei, nach alten Geräten und Einrichtungsgegenständen Umschau zu halten und sie dem Museum zur Verfügung zu stellen. Selbst von auswärts konnten die unermüdlichen Hauschildts manchen seltenen Gegenstand mit nach Hause bringen. Die oft ganz selbstlos und ohne Entgelt zur Verfügung gestellten Raritäten erfüllen auch heute noch die Begründer mit großer Dankbarkeit.
Das alte Verlehnthaus bekam allmählich wieder etwas von dem Lebenszuschnitt seiner Entstehungszeit. Die einheimische Bevölkerung sah mit freudigem Interesse die wachsende Ausgestaltung der Diele und der beiden Wohnungen. Das durch die Mithilfe der Aukruger und vor allem durch den unermüdlichen Einsatz der Familie Hauschildt entstandene Museum ist zu einem anschaulichen Denkmal der Lebensweise früherer Generationen des Aukrugs geworden. „Dat ole Hus" ist eine schöne Bezeichnung für die Behausung des Museums und ein Stück Museum selbst. Nach der Fachsprache ist es ein „Niederdeutsches Fachhallenhaus mit bretterverschaltem Giebel und rückseitig abgewalmtem Reetdach."
Es wird zum erstenmal genannt nach einer von Georg Reimer zusammengestellten „Übersicht über die Bauernhöfe des Aukrugs 1724" (S. 77 ff) unter dem Datum: Bünzen, 25.9.1724. Das Haus war ein Verlehnthaus zu der ursprünglich Harderschen Hufe. Der Besitz hatte die Gerechtsame zur Führung einer Schankwirtschaft und einer Brennerei. Vermutlich betrieben die Besitzer auch eine Holzverschiffung auf der Bünzau. Bei einem neben der Landwirtschaft so vielgestaltigen Wirtschaftsbetrieb ist wohl anzunehmen, daß der Bauherr des Verlehnthauses ein verhältnismäßig wohlhabender Mann gewesen ist, der sich ein Haus mit zwei Wohnungen bauen lassen konnte.
Die größere, nach der Sonnenseite gelegene und von der Diele abgeschlossene Wohnung hat er gewiß für sich selbst gedacht; hingegen die kleinere, nach Norden gelegene und mit der offenen Diele verbundene vermutlich für einen Katenmann.
Da das Haus sich nach der Beschreibung von 1724 in gutem Zustand befand, kann man wohl annehmen, daß es um 1700 gebaut sein wird. Es ist dann beim großen Brand von Bünzen 1803 den Flammen zum Opfer gefallen. Einige Teile sind erhalten geblieben, wie man bei dem jetzigen Haus, das 1804 auf der gleichen Stelle und in der gleichen Form wieder aufgebaut ist, noch erkennen kann. Jede Wohnung hatte eine Stube mit zwei Wandbetten und einem Bilegger, eine Küche mit Swibbogen und Speisekammer und schließlich einen Stall an der Diele. Die Diele war gemeinsam. Das Haus war ein Rauchhaus, das heißt, es hatte keinen Schornstein, und der Rauch mußte über die Diele abziehen. Erst 1907 wurde ein besteigbarer Schornstein eingebaut.
1965 hat das Ehepaar Hauschildt mit Hilfe einer ev. Jugendgruppe an einem Wochenende eine in einer späteren Zeit stilfremd auf der Diele eingerichtete Kammer wieder abgerissen. Damit bekam das Hausinnere seinen ursprünglichen Zustand zurück. Es wurde nun mit volkskundlichen Gegenständen aus der Wohn- und Arbeitswelt der mittelholsteinischen Geest ausgestattet. Durch das Hinzufügen von Nebengebäuden (Bienenstand, Stall, Wagenschuppen, Sotgestell) ist allmählich ein kleines Freilichtmuseum entstanden, das durch Verfügung des Landesamtes für Denkmalpflege Schleswig-Holstein unter Denkmalschutz gestellt ist. Ihm ist vom Kultusministerium bestätigt worden, daß es die gleichen kulturellen Aufgaben erfüllt wie die Museen von Bund, Ländern und Gemeinden.
Den Kern der volkskundlichen Sammlungen bilden die beiden Wohnungen, deren eine dem baulich-wohnlichen Stil des 18. Jahrhunderts entspricht und die andere nach den ländlichen Wohnansprüchen der Wilhelminischen Zeit (1870 bis 1914) eingerichtet ist.
„Dat ole Hus" ist ein vom Ehepaar Hauschildt sorgfältig gestaltetes Kulturdenkmal und mit seiner Inneneinrichtung ein Lehrstück lebendig-anschaulicher Volkskunde, das deshalb in die Kunst-Topographie Schleswig-Holsteins aufgenommen ist. Es wird uns Menschen des Zeitalters der Technik und der Wohnsilos warm ums Herz, wenn wir die behaglich-einfache, aber naturnahe Wohnweise unserer ländlichen Vorfahren betrachten. Edith und Werner Hauschildt pflegen und bereichern nicht nur unermüdlich das lebendige Stück Vergangenheit, sondern stellen sich auch regelmäßig an Sonntagen von 14 bis 18 Uhr oder sonst nach vorheriger Gruppenanmeldung den Besuchern zur Führung durch das Museum zur Verfügung. Die Eintrittsgelder werden restlos zur Erhaltung und zum Ausbau des Hauses verwendet.
Eine hoch anerkennenswerte, uneigennützige kulturvolle Tat!