Georg Reimer

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Georg Reimer mit Pfeife an der Schreibmaschine
Dieses Bild von Georg Reimer erschien ganz vorne in der Chronik 1959. Vielleicht hat er es noch persönlich dafür ausgesucht und es zeigt ihn, wie er sich selbst gerne sah?
Das Grab von Georg Reimer auf dem Friedhof in Aukrug
Die Georg-Reimer-Straße
Personal-Karte für den Lehrer Georg Reimer mit einem Eintrag aus dem Jahr 1904
Bild aus seinem Nachruf im Heimatkundlichen Jahrbuch 1959: Georg Reimer ca. 1958

Georg August Reimer (* 7. Februar 1882 in Ekenis in Angeln; † 13. Februar 1959 in Neumünster, beerdigt in Aukrug) war Lehrer in Böken, Heimatforscher und Verfasser heimatkundlicher Aufsätze. Ohne seine unermüdliche Forschertätigkeit gäbe es keine Aukrug-Chronik, keine Zusammenstellung der Geschlechterfolge auf den alten Höfen, keine Familiengeschichte des Ratjengeschlechts, keine Zusammenstellung über die Familie Gloy. Er hat die Menschen und ihr Leben in der Aukruglandschaft genauestens erforscht und die Ergebnisse in einer umfassenden Darstellung für gegenwärtige und zukünftige Generationen erkennbar gemacht.

Leben

Reimers Eltern waren Landarbeiter auf dem Hof des Bauern Klinker, Großvater von Hans-Jürgen Klinker, dem ehemaligen Präsident des Landesbauernverbandes in Schleswig-Holstein. Nach der Schule in seinem Heimatdorf besuchte er die Präparandenanstalt in Apenrade und später das Lehrerseminar in Eckernförde, wo er 1901 sein Lehrerexamen bestand. 1904 wurde Georg Reimer von der Gemeinde Böken zum Lehrer der lokalen Schule gewählt. Im selben Jahr heiratete er Catharina Krey, die als Lehrerin in Innien tätig war.

Reimer hatte sich schon auf dem Seminar mit heimatkundlichen Fragen beschäftigt und hielt im Winter 1905/06 vor dem landwirtschaftlichen Verein in Innien einen Vortrag über „Flurnamen und deren Bedeutung“. Nach Beendigung des Vortrages sagte der Vorsitzende Claus Gloy: „Herr Reimer, Se möten uns de Geschicht von'n Aukrug schrieben!“ Auf den Einwand, dass das Geld koste, antwortete der großzügige und weitblickende Amtsvorsteher ohne zu zögern: „Dat Geld gevt wi!“

Mit diesem Auftrag begann eine Forscherarbeit, die Georg Reimer nicht wieder losließ und ihn zu umfangreichen Studien in den Archiven von Nortorf, Kiel, Itzehoe und Schleswig trieb. 1913 wurde die „Geschichte des Aukrugs“ erstmals veröffentlicht. Sie ist heute eine der ältesten Dorfchroniken Schleswig-Holsteins und begründete die Auffassung vom Aukrug als geschlossenem Siedlungsbereich. Jahrzehnte später erinnerte er sich dankbar an Claus Gloy, der die Idee der Geschichte des Aukrugs in die Welt brachte und alles für deren Umsetzung in Bewegung setzte: "Ich kam 21 Jahre alt in den Aukrug und bin Amtsvorsteher Claus Gloy zum größten Dank verpflichtet. Er hat mich auf die Bahn des Heimatforschers gebracht und mir die finanziellen Möglichkeiten dazu verschafft."

Nach dem 1. Weltkrieg, den er von Anfang bis zu Ende mitmachte, nahm er seine heimatkundliche Arbeit wieder auf und gab zusammen mit dem Historiker für Landesgeschichte, Paul von Hedemann-Heespen auf Deutsch-Nienhof, und Jürgen Klee, Lehrer in Gnutz, 1922 das „Heimatbuch des Kreises Rendsburg“ heraus. Eine Fülle von Aufsätzen über die Geschichte der Kirchspiele Nortorf und Schenefeld folgte.

In der bedeutenden „Zeitschrift für Schleswig-Holsteinische Geschichte“, Band 78, erschien eine Arbeit „Vom Amt Rendsburg 1450-1800“. Im „Heimatkundlichen Jahrbuch“ und in „Die Heimat“ veröffentlichte Georg Reimer zahlreiche Aufsätze. Für seine Arbeiten wurde er vom Museumsverein und Arbeitskreis „Die Heimat“ zum Ehrenmitglied ernannt.

Die Auflage der „Geschichte des Aukrugs“ war längst vergriffen. Man drängte ihn zu einer neuen Auflage, und er hat auch eine neue, erweiterte und verbesserte, erarbeitet. Ihr Erscheinen hat er nicht mehr erlebt. Die Nachricht, dass die Drucklegung gesichert sei, war seine letzte Freude. Georg Reimer starb am 13. Februar 1959.

Zum 75. Geburtstag

Georg Reimer, Böken, 75 Jahre alt. Von Heinrich Pöhls in "Die Heimat", 1957[1]

Wenn am 7. Februar unser Ehrenmitglied Georg Reimer 75 Jahre alt wird, kann er mit Stolz auf ein arbeitsreiches Leben zurückblicken. In Ekenis (Angeln) 1882 geboren, wurde er nach dem Besuch der heimatlichen Dorfschule als Lehrer ausgebildet und kam schon bald in das Kirchspiel Innien, in den „Aukrug“, der ihm zur Heimat wurde. Von 1904 an, nachdem er ein Jahr in Innien tätig war, war er bis zu seiner Pensionierung als Lehrer in Böken tätig. In den Jahrzehnten seiner Wirksamkeit verwuchs er sosehr mit Dorf und Landschaft, daß sein Name untrennbar mit dem Ortsnamen verbunden ist.

Und das ist kein Zufall: Selten hat sich ein Mensch so sehr in das Geschehen seiner engeren Heimat vertieft wie unser Jubilar. Dabei beschränkte er sich nicht auf ein einziges Gebiet, sondern versuchte, die Heimat als Ganzes zu erfassen. Wohl galt seine erste Liebe den Pflanzen - ein umfangreiches Herbarium und die ersten Veröffentlichungen in unserer „Heimat“ von 1902 und 1904 zeugen davon —, doch sehr bald wandte er sich kulturgeschichtlichen Fragen zu. Ihm wurde der Auftrag gestellt, Nachrichten aus seinem Arbeitsgebiet zu sammeln und zusammenzustellen. Eine Vorarbeit dazu war nicht geleistet, und so mußte er sich selbst mühsam Weg und Stoff suchen - aber es war auch beglückend, Neuland zu betreten.

Er erarbeitete in Nortorf, Itzehoe, Schleswig, Kiel in Archiven und Bibliotheken den Stoff, bis er 1913, ein Jahr, nachdem Chr. Kock, Bohnert, sein „Schwansen“ herausgab, seinen „Aukrug“ fertigstellen konnte, eine Arbeit, die von Sorgfalt und Liebe zeugte.

Aber damit gab unser Jubilar sich nicht zufrieden: Gemeinsam mit P. v. Hedemann-Heespen und J. Kleen gab er 1922 das „Heimatbuch des Kreises Rendsburg“ heraus, lieferte fast für jeden Jahrgang unserer „Heimat“ Beiträge, seit 1924 bis 1953 ordnete er im Aufträge des Landesarchivs rund hundert Archive im Kreise, gab seit 1951 die „Heimatkundlichen Jahrbücher für den Kreis Rendsburg“ mit heraus, arbeitete Familiengeschichte, Wirtschafts-, Schulgeschichte des Amtes Rendsburg - und findet immer noch Zeit, Suchenden zu helfen. Viele Arbeiten konnten noch nicht veröffentlicht werden; möge die Zeit dazu Mittel und Wege finden!

Bei all seiner Arbeit ist Georg Reimer in seinem Wesen sich treu geblieben: Still und bescheiden hat er seiner Schule und seiner Heimat gedient. Wenn auch sein Körper allmählich das Alter zu spüren bekommt, unermüdlich ist er noch tätig und nimmt Anteil an allem Heimatlichen. Daß ihm seine Schaffenskraft noch lange erhalten bleibe, wünschen wir.

Nachruf

erschienen im Heimatkundlichen Jahrbuch 1959 für den Kreis Rendsburg

Am 13. Februar hat Lehrer i. R. Georg Reimer, das Ehrenmitglied des Kreisvereins für das Museum, seine Augen für immer geschlossen. Nach kurzem Leiden ist er wenige Tage nach Vollendung sein·77. Lebensjahres still und ruhig, wie er gelebt hatte, heimgegangen. Mit ihm hat der Museumsverein einen treuen Freund und Förderer, einen unermüdlich für die heimatlichen Belange tätigen Mann verloren, einen wahren Idealisten. Die bis auf den letzten Platz gefüllte Kirche in Innien bei der Trauerfeier legte Zeugnis ab von der hohen Wertschätzung, der Liebe und Dankbarkeit, die Georg Reimer genoss, und am offenen Grabe kam es in zahlreichen Ansprachen zum Ausdruck.

Der in Ekenis (Kreis Schleswig) geborene Georg Reimer übernahm, nachdem er vorher in einigen Schulen als junger Lehrer tätig gewesen war, am 1. April 1904 die Schule in Böken, und 41 Jahre lang hat er hier in unermüdlicher, stiller und fruchtbarer Arbeit gewirkt. In diesen mehr als vier Jahrzehnten sind ihm viele Jahrgänge von Kindern aus Böken durch seine behutsamen Hände gegangen und sind von ihm geformt worden. So hat schließlich das ganze Dorf durch ihn seine Prägung erhalten. Er ist ihm stets treu geblieben, und Angebote als Rektor nach Rendsburg oder Neumünster zu kommen, hat er immer abgelehnt, Aber das Dorf hielt auch ihm die Treue, so als er bei Kriegsende aus seinem Amt kam und als Müllerknecht eine, wenn auch nur formale Stellung fand, die ihm nichts Unzumutbares zumutete. Er hat oft schmunzelnd davon erzählt. Dass er ein fester Bestandteil des Dorfes war, zeigte sich auch bei vielen anderen Gelegenheiten.

Das hatte seinen Grund darin, dass Georg Reimer nicht nur Lehrer war, sondern auch Freund und Berater, und darüber hinaus der Mann, der sich um die Geschichte des Dorfes, seiner Höfe und seiner Familien mühte und sie erforschte. Er hielt auch Vorträge über heimatliche Themen und so kam es, dass man ihm, dessen Interessen ursprünglich auf naturwissenschaftlichen Gebiet lagen, der ein Herbarium von 900 Pflanzen zusammengebracht und Käfer und Schmetterlinge gesammelt hatte, nahelegte, eine Geschichte des Aukruges zu schreiben und ihm auch die Mittel dafür zur Verfügung stellte. Das erforderte umfangreiche Quellenstudien und Archivbesuche.

Für ihn, dem das alles Neuland war, war das nicht leicht. Aber mit Fleiß und Energie unterzog er sich der ihm anvertrauten Aufgabe. Es spricht für seine Gründlichkeit, dass das Buch erst nach acht Jahren, 1913, erschien, ein gutes und gründliches Werk. Es ist inzwischen natürlich völlig vergriffen, und so hat sich Reimer in den letzten Jahren daran gemacht, eine neue Auflage des Buches vorzubereiten. Er konnte dabei viele neue Forschungsergebnisse verwerten, zumal er im Kriege, als ein Teil des Landesarchivs bei ihm wegen der ständigen Luftgefahr ausgelagert war, Gelegenheit hatte, noch weitere eingehende Archivstudien zu treiben. Dieses Buch ist vor zwei Jahren fertig geworden, und kurz vor seinem Tode erhielt Reimer die Gewissheit, dass sein Erscheinen gesichert ist.

Schon vor dem ersten Kriege, als die Arbeiten für die Geschichte des Aukruges abgeschlossen waren, begann Georg Reimer mit den Vorarbeiten für das Heimatbuch des Kreises Rendsburg, das er zusammen mit Paul von Hedemann-Heespen und Hauptlehrer Kleen herausgab. Es war eine sehr umfangreiche, Arbeit, die 1922, als die Inflation fast ihren Höhepunkt erreicht hatte, erscheinen konnte. Es war ein Werk, das noch heute unentbehrlich ist. Mit wie viel Idealismus die drei Herausgeber damals ans Werk gingen, ergibt sich aus dem Umstand, dass jeder von ihnen als Honorar für die jahrelange Arbeit 10 Exemplare des Buches erhielt.

Reimer hat dann noch eine ganze Reihe weiterer Arbeiten geschaffen. So erschien das Buch "Die Familie Ratjen/Rathjen aus dem Aukrug". Eine Arbeit über die "Besitzer der Höfe in Lütjenwestedt von 1540 bis 1939", und das "Bauerbuch des Kreises Rendsburg", in dem für die Zeit von 1540 bis 1778 die Namen aller Besitzer der einzelnen Höfe des alten Amtes Rendsburg zusammengestellt sind, blieben ungedruckt. Schließlich hat auch die Arbeit "Mein Dorf", eine kurze Zusammenstellung der Geschichte Bökens als Beispiel für die Dorfforschung, nicht im Druck erscheinen können. Daneben hat Reimer eine Fülle von Aufsätzen in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht, so vor allem in der "Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung" und in der "Heimat", für die er seit 57 Jahren schrieb. Die Schaffung des "Heimatkundlichen Jahrbuches für den Kreis Rendsburg", das der Kreisverein für das Museum in Rendsburg herausgibt und das seit 1951 erscheint, ist mit auf seine Initiative zurückzuführen. Gerade hier hat er eine Reihe von bedeutsamen Arbeiten veröffentlicht.

Gelegentlich seines 70. Geburtstages wurde er in Anbetracht seiner großen Verdienste zum Ehrenmitglied des Kreisvereins für das Museum ernannt. Auch die "Heimat" und die Familie Rathjen ehrten ihn durch die Übertragung der Ehrenmitgliedschaft.

Georg Reimer gehörte dem Redaktionsausschuss des Heimatkundlichen Jahrbuches für den Kreis Rendsburg an. Es war ihm eine Herzenssache, hier mitzuarbeiten und bei der Beschaffung von Aufsätzen und ihrer genauen Prüfung zu helfen. Seinem Rat verdanken wir viel und werden ihn sehr vermissen. Alles, was Reimer veröffentlicht hat, zeichnete sich durch eine unbedingte Klarheit und Zuverlässigkeit aus. Er war gewiss kein Schönredner, aber das, was er sagte, war zutreffend. Trotz aller Ehrungen blieb Reimer stets der bescheidene, zurückhaltende Mann, der sein Können, seinen Fleiß, seine Begabung und seine Erfahrungen immer uneigennützig in den Dienst der Allgemeinheit stellte. Mit ihm ist einer der Stillen im Lande dahingegangen, ein Mann, dem wir für seine umfangreiche heimatliche Arbeit zu danken haben, und dessen hoher Idealismus uns allen immer Vorbild bleiben wird.[2]

Ehrungen

Die Gemeinde Aukrug benannte im Ortsteil Innien Ende der 1970er-Jahre eine Straße nach ihm.

Werke

  • Georg Reimer: Die Geschichte des Aukrugs herausgegeben von Heinrich Bünger, 3. erweiterte Auflage. Verlag Möller Söhne, Rendsburg 1978, Online-Version
  • Georg Reimer, Rudolf Ratjen, Friedrich von Koschitzky (Hrsg.): Die Familien Ratjen/Rathjen aus dem Aukrug, Druck: Schleswig-Holsteinische Landeszeitung, Rendsburg 1936
  • Georg Reimer: Kirchspiel Innien mit Bucken und Meezen. In: Jürgen Kleen, Georg Reimer, Paul von Hedemann-Heespen (Hrsg.): Heimatbuch des Kreises Rendsburg. Möller, Rendsburg 1922, S. 499–516.
  • Georg Reimer: Eine große Hochzeit in Böken, Heimatkundliches Jahrbuch 1951 für den Kreis Rendsburg, S. 119ff, Verlag Heinrich Möller
  • Georg Reimer: 100 Jahre Streit um die Weide in Nortorf, Heimatkundliches Jahrbuch 1951 für den Kreis Rendsburg, S. 89ff, Verlag Heinrich Möller
  • Georg Reimer: Aus der älteren Geschichte des Gutes Sarlhusen. In: Heimatverband Kreis Steinburg (Hrsg.): Steinburger Jahrbuch 1959, Itzehoe 1958, S. 91–103.
  • Georg Reimer: Gut Wedeldorf. In: Heimatverband Kreis Steinburg (Hrsg.): Steinburger Jahrbuch 1958, Itzehoe 1957, S. 133–138.
  • Georg Reimer: Die Wassermühlen im Amte Rendsburg, Heimatkundliches Jahrbuch 1955 für den Kreis Rendsburg, S. 84–129, Verlag Heinrich Möller
  • Georg Reimer: Wie ging die Besiedelung des Kirchspiels Nortorf vor sich?, Die Heimat, 1957, S. 235
  • Georg Reimer: Vom Amte Rendsburg 1540-1800, Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte Nr. 78, 1954, S. 139ff
  • Georg Reimer: Waldmast im Amte Rendsburg, Heimatkundliches Jahrbuch 1956 für den Kreis Rendsburg, S. 75ff, Verlag Heinrich Möller
  • Georg Reimer: Dämpfung der Flugsandstrecken im Amte Rendsburg um 1800, In: Die Heimat. Jg. 56, 1949, S. 41—42.

Literatur

  • Schmidt, Harry: Georg Reimer, Böken, zum 70. Geburtstag, in: Heimatkundliches Jahrbuch für den Kreis Rendsburg 1952
  • Müller, Karl: Georg Reimer zum Gedächtnis, in: Heimatkundliches Jahrbuch für den Kreis Rendsburg 1959
  • Heinrich Asmus, Werner Hauschildt, Peter Höhne: Fortschreibung von „Die Geschichte des Aukrugs“ ab 1978 und Nachträge, Aukrug 1995, Online-Version

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Heinrich Pöhls in die "Die Heimat", 1957, Seite 51f
  2. Karl Müller: Georg Reimer zum Gedächtnis, erschienen in: Heimatkundliches Jahrbuch 1959 für den Kreis Rendsburg