Archiv:Allgemeines (1913)

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Allgemeines - Abschnitt aus dem Kapitel Die Landwirtschaft von 1700 - 1800.

In den älteren Zeiten bestand die volle Feldgemeinschaft, d. h. das ganze urbare Dorfsfeld war gemeinschaftliches Eigentum aller Besitzer des Dorfes. Es war in „Kämpe“ eingeteilt. Einige derselben wurden bebaut, andere lagen in „Brache“ und dienten dann als Viehweide. Jeder hatte ursprünglich gleichen Anteil an der Feldmark. Dazu war jeder Kamp in einzelne Ackerstücke geteilt. Diese waren so verteilt, daß jeder auch möglichst gleichwertiges Land erhielt. Daher hatte der einzelne Besitzer eine Unmenge verschiedener Stücke Land, oft über 100. Saat und Ernte erfolgte bei allen Besitzern gleichzeitig, denn nach erfolgter Ernte bildete der Kamp die Weide für das Vieh. Darum mußte auch jeder auf dem gleichen Kamp die gleiche Saat haben. Das ganze Kamp war durch einen Busch= oder Bretterzaun (= Glinde, daher Glindemann) eingefriedigt, der von allen gemeinschaftlich unterhalten wurde. Am frühesten schieden die Wiesen aus der gemeinschaftlichen Nutzung aus. Sie waren dann ständiges Eigentum des Besitzers. Um 1700 lagen die Verhältnisse noch ebenso, doch blieb das Ackerland damals schon stets im Besitz des Hufners, obgleich die Feldgemeinschaft weiter bestand.

Ueber die Verhältnisse nach 1700 haben wir genauere Nachrichten. Es fand nämlich 1724 eine neue Taxation und Bonitierung sämtlicher Ländereien statt. Die Ergebnisse sind handschriftlich erhalten: „Specielle Beschreibung von dem gegenwärtigen Zustande der Unterthanen, und ihren in Besitze habenden Ländereyen des Kirchspiels Nortorf[1] und „Ausführliche Beschreibung der Unterthanen Häuser Kohlhöfe Ländereyen mit mehreren in dem Kirchspiel Kellinghusen[2]. Es werden darin die einzelnen Dorfschaften, wie auch die einzelnen Besitzungen, mit ihrem urbaren Landbesitz, ihrem Zustand, ihrem Beschlag und teils auch mit ihren Abgaben und ihrer Verschuldung aufgeführt. Das Nortorfer Buch beginnt: „Anfänglich zu wissen, daß in dem Kirchspiel Nortorf keine feste Güter vorhanden sind, sondern die Güter den Unterthanen eigentümblich zugehören.“ „Feste=Güter“ sind die Besitzungen der Leibeigenen. Die Leibeigenschaft hatte also hier in den reinen Bauerndörfern keinen Boden gefunden.

Das Ackerland war in große Schläge (Kamp, Wong) eingeteilt, und jedem Vollhufner sind Teile eines jeden Kamps zugewiesen. Die betreffenden Teile gehören, obgleich noch Feldgemeinschaft bestand, den einzelnen Hufnern ständig. Die einzelnen Stücke lagen sehr zerstreut und die Hufe von etwa 20 Tonnen hatte oft 100—110 verschiedene Ackerstücke. Die Menge des Ackerlandes der einzelnen Hufe ist in den einzelnen Dörfern verschieden, doch darf man im Durchschnitt 25 Tonnen Ackerland für die volle Hufe rechnen. Es gab allerdings auch Hufen von 40 Tonnen. In Böken maß die volle Hufe 23—28, in Bünzen 30—35, in Innien 18—22, in Homfeld 15—23, in Bargfeld 22—31 und in Bucken die beiden Halbhufen 17 und 20 Tonnen Ackerland. Das Land wurde dabei nicht nach dem späteren Tonnenmaß gemessen, sondern nach der Aussaat abgeschätzt. (Fällt ein 1 Tonne). Das Ackerland war nach seiner „bonitet“ unterschieden in: Gut Land (Kinderkamp in Böken, Hohen Büntzer Kamp, Balkenkamp in Innien); mittelmäßig (Bast und Krützkamp in Böken, Habbland und Bahrstücken in Bucken, Borgkamp in Bünzen, Ners Oh in Innien); schlecht (Rühmlangsbarg, Kleef in Böken, Brandtheyde in Bucken, Rühmkamp in Bünzen, Sören und Sandbarg in Innien); schlecht Sandland (Bockhorst in Böken, Brüggkamp in Bünzen) und mohricht Land.

Innien[3]
Böken
Bünzen
Bucken
Homfeld
Bargfeld[4][5][6][7]

Unter dem Pflugland werden zwei Arten unterschieden: „Weichloses oder Inwongsland“ und „Brackland.“ Das erstere „so alle Jahr ohne Ruhe unterm Pflug gebrauchet wird“, war nicht auf allen Feldmarken vorhanden. Es fehlte z. B. in Bucken, Homfeld und Bargfeld, in Innien war es der „Balkenkamp“, in Böken der „Bast“ und in Bünzen „Hobüntz“. Es war somit der bessere Boden, der mehr Ertrag lieferte und eine stete Benutzung vertragen konnte. Das „Brackland“ hatte dagegen zeitweise Ruhe. Es blieb dann nach der Ernte liegen, mußte aus sich selbst einen Grasrasen bilden und diente dann als gemeinschaftliche Weide. Die Zeit der Ruhe und der Bebauung war in den einzelnen Dörfern verschieden: 3:3, 3:4, 4:4, 5:4 Jahre. Das Verhältnis richtet sich hauptsächlich nach der Güte des Bodens und dem alten Herkommen. Von unsern Dörfern heißt es darüber:

„Das Gemeine Dorffs Feld zu Innien wird 3 Jahr nacheinander untern Pflug genommen und besäet, danach ruhete es 4 Jahr wieder. Der Rocken konte nach einer jeden Tonne ohngefehr das 3te Korn tragen, der Buchweitzen wäre aber mißlich.“

„Das Gemeine Dorffs Feld zu Böcken wird 3 Jahr nacheinander untern Pflug genommen und besäet, danach ruhete es 3 Jahr wieder. Das erste Jahr nach der Aufbrechung wurde es mit Buchweitzen besäct, das andere Jahr bemistet und mit Winter-Rocken, das 3te Jahr bemistet und mit Winter-Rocken. Der Rocken könte, nach einer jeden Tonne, wann die Bemistung gehörig geschiehet und ein gesegnetes Jahr einfält, ohngefehr das 3te Korn tragen, der Buchweitzen aber ist mißlich und könte nicht determiniret werden.“

„Dieses gemeine Dorffs Feld (Bünzen) wird 3 Jahr nacheinander unterm Pflug genommen und besäet. Darnach ruhete es 4 Jahr wieder. Der Rocken könte, nach einer jeden Tonne, ohngefehr das 3te Korn tragen, der Buchweitzen wäre aber mißlich.“

„Das gemeine Dorffsfeld zu Bucken wird 4 Jahre nacheinander unterm Pflug genommen und besäet. Darnach ruhete es 4 Jahr wieder. Das erste Jahr bei der Aufbrechung wurde es mit Buchweitzen besäet, das andere Jahr bemistet und mit Winter Rocken, das 3te Jahr bemistet und mit Winter Rocken, das 4te Jahr mit Winter oder Sommerkorn. Der Rocken könte nach einer jeden Tonne, wenn die Bemistung gehörig geschehen und ein gesegnetes Jahr einfält, ohngefehr das 3te Korn tragen, der Buchweitzen aber ist mißlich und könte nicht determiniret werden.“

„Die Dorffschaffts-Felder (in Homfeld) betreffend, so werden solche vier Jahr nacheinander untern Pflug genommen und gesäet; und kombt die Bemistung das andere Jahr, wann Winter Rogken hineingesähet wird, darin; Und wird das erste Jahr bey der Aufbrechung Buchweitzen, das andere Jahr Winter Rogken, das 3te Jahr gleichfallß Winter Rogken und das 4te Jahr Sommer Rogken oder Buchweitzen darin gesähet. Hernachmals ruhen die Felder 3 Jahr wieder. Und wird bey guten Jahren auf 1 Tonne Rogken 3 Tonn., bey mittelmäßigen 2 tonn, und bey schlechten Jahren kaum die Saat wieder erbauet werden. Von dem Buchweitzen und Sommer Rogken kann nichts gewißes gemeldet werden, weil es ein dürrisch Korn ist.“

„Die gemeinen Dorfsfelder (Bargfeld) werden 3 Jahr nacheinander untern pflug genommen und besäet und kombt die Bemistung das andere Jahr darin. Das erste Jahr wird Buchweitzen, das 2te und 3te Jahr Winter Rogken und das 4te Jahr in den besten Enden Sommer Rogken und Buchweitzen gesäet; sodann ruhen die Felder 4 Jahr wieder und wird in denen guthen Jahren auf 1 Tn 2½ Tonn. bey mittelmäßigen 2 Tonn. und bey schlechten Jahren zuweilen nicht einmal die Saath wieder erbaut. Dergl. Beschaffenheit hat es auch mit den Sommer Rogken und Buchweitzen.“

Die Angabe des Ertrages stimmt mit dem Ertrag in den meisten Dörfern überein. Nur Bokel hatte einen höheren Ertrag des Roggens zu verzeichnen, das 4. Korn. In Seedorf erntete man nur das 2. Korn. Noch schlechter scheint es in Warder zu stehen. Detlef Harders nämlich hatte an jährlicher Roggenaussaat 6 Tonnen. Bei der Taxation am 2. September gibt er an: „Er könte itzo an Rocken, so auf seinem Bohden lieget, ohngefehr ausdreschen 6 Tonnen, davon müßte er 4 Tonnen an die Kirche und 1 Tonne an den Pastor in Nortorff abliefern.“ Wahrlich kein beneidenswerter Ertrag!

Nach den Angaben dieser Beschreibungen kann man den Ertrag der Hufen ziemlich berechnen. Die Homfelder geben ihren Kornertrag an. Dingvogt Henning Rathgen hatte 1723 16 Tonnen Roggen gebaut. Er mußte nach seiner Angabe 8 Tonnen zukaufen, gebrauchte also 24 Tn., davon gehen 6—7 Tn. für die Aussaat ab. Der Hausbedarf betrug also 17—18 Tn. Harder Ratjen hatte 15 Tn. gedroschen, mußte 5 Tn. zukaufen und brauchte 5½ Tn. zur Aussaat. Der Hausbedarf war alse 14½ Tn. Johann Rathjen hatte gedroschen 21 Tn., zugekauft 8 Tn., Claus Ratjen 17 u. 3 Tn. Clas Lüsch 12 und 6, Joh. Beecken 14 u. 5, S. Rohwer 15 u. 3 Tn. Im Durchschnitt betrug der Hausbedarf 14—15 Tonnen. Das würde täglich bei einer Familie von 8 Köpfen 1 Pfund pro Kopf betragen. Korn zum Verkauf war also durchweg nicht vorhanden und auch Stroh wurde nicht in genügender Menge gebaut. Ratjen gibt in seinem Rechnungsbuch[8] häufiger an, daß er Stroh in Grönhude und anderen Orten gekauft habe, z.B. 1768: „100 Klapt HaberStroh von Willenscharen ist 3 mk. 400 Kapt GaßenStroh in Grön Hude, daß 100 zu 2 mk. 8 ß.

Während die ganzen Kämpe eingefriedigt waren, lagen die einzelnen Ackerstücke nur durch einen schmalen Grasstreifen getrennt da. Nur wenige Besitzer können angeben, daß sie eingefriedigte Koppeln haben. Innien waren 2, in Böken 11, in Bucken 9, in Bünzen 9, in Homfeld 11 und in Bargfeld 3 Koppeln mit Einfriedigung versehen. Man kann diese Koppeln meistens noch heute an den krummen Wällen erkennen. Diese weisen stets auf vor der Vermessung eingefriedigtes Land hin. Die 1724 eingefriedigten Koppeln waren in Innien: die „Holmkoppel“ und eine ohne besonderen Namen, in Böken: die beiden Brüggkoppeln, 2 Twisselkoppeln, die Rühmkoppel, die Fuhlenaukoppel, eine „Neue Koppel“, eine Oldenkamps=, eine Nabbenhohe K. und 2 „beim Hause“, in Bucken: Lohwisch=, 2 Kuhharts=, 1 Brandtheide=, 1 Nien Wisch=, 1 Rechtwischen=, 1 Bahren=, 1 kleine Wischkoppel und 2 beim Hause, in Bünzen: 1 Brügg=, Sählenkampskoppel. Das eingekoppelte Land 4 Hörn=, 3 Mohr= und 1 schied vollständig aus der Feldgemeinschaft aus, und zur Weide gehörte es seinem Besitzer allein. Der Osten des Kirchspiels Nortorf ist in der Einkoppelung voraus. Bargstedt hatte z. B. keine einzige eingefriedigte Koppel.

Das Wiesenland wurde nach der „Heu Windung“ abgeschätzt und so ist uns von jeder Wiese die Anzahl der Fuder angegeben. Die Anzahl der Fuder für die Hufe unterliegt natürlich sehr bedeutenden Schwankungen, je nach der Menge des im Dorfe vorhandenen Wiesenlandes. Durchschnittlich sind 30—40 Fuder für die Hufe zu rechnen, doch kommt in Oldenhütten eine halbe Hufe vor (Stammstelle im Besitz von Herrn Thun), die 89 Fuder Heu hatte, mehr als die vollen Hufen im gleichen Orte. Für unsere verweise ich auf die folgenden Tabellen.

Ohne diesen Wiesenbesitz wäre damals eine Bewirtschaftung des Ackers ganz ausgeschlossen gewesen. Die Wiesen gaben jahraus, jahrein verhältnismäßig reichliches und gutes Futter für das Vieh, ohne je eine Düngung zu erhalten. Man hielt sie für unerschöpflich. Das Heu gab auch dem Mist seinen Gehalt und mit Hülfe des Mistes gelang es, den Acker stets ertragfähig zu erhalten; die Wiesen waren der Jungbrunnen der Wirtschaft. Gelegentlich war es sogar möglich, etwas Heu zu verkaufen. 1754 (2. Mai) kosteten 100 Fd. Heu 1 mK 3 ß.

Die Hölzungen waren in Innien und Bucken wenigstens z. T. aufgeteilt, in Böken und Bünzen dagegen nicht. Es heißt z. B. bei der Thun'schen Stelle in Innien: „Er habe eigene Höltzung, so in Büchen, oder nur in Weichholtz als Hegebüchen, Eller und Birken bestände und im mittelmäßigen Stande wäre“ und bei der Göttsche'schen Stelle in Bucken: „Er habe nur wenig eigene Höltzung, so in etwas büchen, eichen oder Weichholtz, als Eller und Birken bestehet“. Von Böken wird dagegen (parz. Hesebeck'sche Stelle): „Er habe nur wenig, so in wenig Eiche und Zaunholt (Buschwall) bestehet, ist mit dem ganzen Dorfe einerley“, also nicht aufgeteilt. Das Moor lag ebenfalls als Gemeinheit und jeder grub seinen Bedarf nach Anweisung des Dorfes.

Selten war Land verkauft; häufiger ging dagegen ein Stück als Erbteil an einen anderen Besitz über. So ist es wohl zu erklären, daß die Besitzungen eines Dorfes, die ursprünglich von gleicher Größe waren, jetzt ungleichen Landbesitz hatten. Die Preise für verkauftes Land schwanken natürlich. In Böken war ein Stück Land zu 1 Himpten 1 Spint für 6 Rthlr. (— 24 Rthlr. die Tonne) und ein gleiches Stück für 4 Rthlr. 32 / verkauft. In Bünzen hatte Hinrich Wichmann an Jochim Geerth ein Stück Land zu 1 Tonne Aussaat und ein Stück Wiesenland zu 1 Fuder Heu für 100 K lübsch verkauft. Die „Diekwisch“ in Böken zu 1 Fuder Heu war für 50 Rthlr. versetzet und ein Stück Wiesenland zu 1 Fuder Heu in Bünzen war ebenfalls für 50 Rthlr. 1718 von Hinrich Holm an Jochim Geerth verkauft. Eine „Mittbeckwische“ in Böken von 1 Fuder Heu war für jährlich eine Tonne Roggen versetzet. Solche Leistung wurde als „Grundhäuer“ bezeichnet. Das Land war gegen diese jährliche Abgabe in gewissem Sinne Eigentum des Rentenzahlenden.

Volles Recht am Felde hatten nur die vollen Hufen. Kleinere Besitzungen bezeichnete man nach ihrer Größe als halbe, achtel 2c. Hufen, die Viertelhufen sind späteren Ursprungs. Die Teilhufen hatten meistens entsprechend weniger Ackerland und ihr Anteil an den Wiesen und der Weidenutzung war gering. Außer diesen Besitzungen gab es sog. „Häuer= oder Freikaten“. Diese waren auf dem Grunde eines Bauern von einem jüngeren Sohn, einem Arbeiter oder Handwerker errichtet. Die Wohnung gehörte dem Erbauer. Für den Grund mußte der Freikätner eine jährliche Grundhäuer oder Rente an die Hufe zahlen, meistens Gar häufig war er auch noch verpflichtet, dem Hufner „einen 1 J. Meyer und einen Binder für einen Tag in der Erndte“ zu stellen. Die Katen hießen Freikaten, weil sie von allen Abgaben an den Staat frei waren, da die Hufe die bisherigen Lasten weiter trug. Manche sog. „alten Katen“ sind auf diese Weise entstanden. Die Besitzchronik gibt Auskunft darüber.

Der Beschlag auf einer vollen Hufe betrug gewöhnlich 6—8 Taupferde, 2—5 Füllen, 5—10 Milchkühe, 7—8 Stück Jungvieh, 5—8 Kälber, 20—30 Schafe und einige Schweine[9]. Die Pferde waren klein und wenig leistungsfähig. 6 Pferde spannte man vor die Egge, 4 vor den Pflug, und beim Aufbruch aus dem Dreesch brauchte man stets 6. Anders als mit 4 Pferden vor dem Wagen fuhr man selten. Man hatte Stall= und Holzpferde. Ueber die letzteren berichtet Pastor Domeier=Nortorf[10] „In den großen Hölzungen halten die Homfelder auch einige wilde Pferde, oder eine kleine Art Pferde, die auch des Winters sich außer dem Hause behelfen, indem sie den Schnee abscharren und grasen, oder von Büschen und niederhängenden Zweigen der Bäume die zarten Knospen abnagen; doch aber bei außerordentlich hohem Schnee und sehr großer Kälte zu Hause kommen und alsdann, solange die rauhe Witterung anhält, einige Tage oder wenige Wochen von ihren Eigenthümern gefuttert, bei gelinder Witterung aber wieder von selbst zu Holze gehen und sich so nähren. Den Winter über sind sie ganz rauh und wollicht in den Haaren, im Frühjahr werden sie glatt und haben Kräfte, werden auch den Sommer über zum Fahren und Pflügen gebraucht.“ In einem Kontrakt von 1780[11] habe ich sie auch erwähnt gefunden. Es befanden sich damals auf dem Besitz 7 Stall= und 2 Holzpferde. Von den ersteren wurden 4 je Stück auf 50 und 3 je auf 30 Al taxiert. Die beiden Holzpferde bewertete man auf je 24 fl. Aehnliches berichteten mir auch alte Leute aus Böken vom Hörensagen. In der Franzosenzeit soll eine junge Frau Jargstorff im ersten halben Jahr ihrer Ehe von den 12 Arbeitspferden des Besitzes nur 6 gesehen haben, die andern sind während der ganzen Zeit nicht nach Hause gekommen.

Aus Sparsamkeit wurden die Pferde nur selten beschlagen, meistens mußten sie „barfuß“ gehen. Mit dem Eisen war man überhaupt sehr sparsam. Die Schmieden entstehen in unsern Dörfern erst um 1730—40 als selbständige Betriebe. Auch die Pflüge, Eggen und Wagen waren fast ganz aus Holz verfertigt. Die Pflugteile wurden mit Keilen und Ringen aneinander befestigt. Die Eggen hatten hölzerne Zinken. Nach Feierabend mußten die Knechte einen genügenden Vorrat davon anfertigen, damit die abgebrochenen stets erneuert werden konnten. Eiserne Pflüge finde ich zuerst 1754 auf dem Hofe von Voß (Glindemann) Böken erwähnt[12]. Eggen mit hölzernen Zinken hat man noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts gebraucht. Die Wagen bestanden ebenfalls nur aus Holz. Noch 1767 finde ich auf einem Besitz in Gnutz[13] nur Block= und Scheibenwagen. Von Wagen mit eisernen Ringen, wie man sie später in Inventarien findet, ist keine Rede. Nach 1770—80, als der Wohlstand stieg, wurde die Benutzung des Eisens in der Landwirtschaft allgemeiner, aber noch 1832 wurden auf der jetzt J. Rathjen'schen Stelle in Innien „2 Eisenbeschlagene und 2 Blockwagen“ verkauft.

Das Rindvieh war ebenfalls von geringer Güte. Gute Weide im heutigen Sinne gab es nicht, woher sollte da gutes Vieh kommen? Alle Bauern benutzten die gemeinsame „Trifft“ oder die „gemeine Weyde Drifft, so in Acker= oder Dreeschland, in der Höltzung und nur in den Heydebergen bestehet“[14]. Das Ackerland blieb nach der letzten Ernte im Turnus einfach liegen und mußte aus sich selbst einen Rasen schaffen; daß dieser nur in Quecke und Unkräutern bestand, ist selbstverständlich. Man wagte überhaupt nicht, den Acker von Quecke frei zu machen, da man dann keine Weide hatte, und gerade deswegen ereiferte man sich gegen eiserne Pflüge und Eggen, da sie die „Naturgräser“, zerstörten. Der Kleebau ist erst durch den Mergel allgemeiner geworden. In einem finde ich allerdings 1752, alten Rechnungsbuche von Ratjen=Homfeld[15] für 9 Schilling gekauft habe. daß er sich ein Pfund „Pohlschen Klewer“ Das ist in dem Buch, das von 1749—99 reicht, die einzige Angabe darüber. Es ist ein sehr interessantes Heft, leidet aber daran, daß es nur aus lauter Notizen besteht, die eine Uebersicht über den Betrieb nicht gestatten. Beim Abschnitt „Holzhandel“ werde ich es weiter benutzen. Ob der Saatversuch mißglückt ist, oder ob Ratjen selbst Samen gewonnen und benutzt hat, bleibt dahingestellt.

Die ganze Dorfsfeldmark, soweit sie nicht mit Korn bestellt war, gehörte zur gemeinen Weide. Meistens war es dem Vollhufner gestattet, daß er „soviel Vieh und Pferde als Er zur Ausfütterung halten kan, darauf schlagen und bringen köne“.[16] Kleineren Besitzern, besonders den Achtelhufnern und Kätnern, war manchmal nur eine bestimmte Anzahl Vieh auf der Weide gestattet. Von Bokel heißt es z. B. von 1/8=Hufnern: „Auf der gemeinen Drifft Weyde kan er zwar soviel Vieh schlagen, als Er zur Ausfütterung halten und haben kan, muß aber denen anderen 4 Hufnern im Dorf dafür jährlich 2 Thaler 8 Schilling Weyde Geld geben, sonsten Er auf solcher Gemeinen Weyde Drifft nicht mehr als nur 2 Kühe und 2 Pferde schlagen muß, wie es dieserwegen vormahls und vor vielen Jahren sey ordiniret worden.“[17] Durch diese Bestimmung wurde es ihm moglich, „4 Pferde, 4 Kühe, 4 junge Beest und 10 Schaaffe zu halten. Auch Katen ohne Land (sog. Freikaten) durften vielfach Vieh halten. So sind in Homfeld 2 Katen (auf dem Grund der Hufen von Kahlke und Fr. Rathjen). „Ich habe zwar die gemeine Weyde zu gebrauchen, muß aber für jedes stück Horn Vieh 2 k, für 2 Schaaffe 8 /3, für 3 Stück aber 1 mk. Graßgeld an hiesiges Bauerlag geben“, sagt der eine von ihnen aus. „Auf des Bauerlags Bewilligung darff er 2 biß 3 stück Rindvieh darauf schlagen“, heißt es von dem andern. Ebenso stand es mit zwei Bargfelder Kätnern[18].

Fußnoten

  1. Handschrift im Besitz von Herrn J. F. Glindemann=Gr. Vollstedt, zitiert als Spez. Beschr.
  2. Staatsarchiv z. Schleswig Acta B. III. 2. N. 26 a, zitiert als Ausführl. Beschr.
  3. 1 Tn. = 3 Sch., 1 Sch. = 2 H., 1 H. = 2 Sp.
  4. 2 alte, 4 Ferken.
  5. 1 alte, 3 Ferken.
  6. 2 alte, 5 Ferken.
  7. 2 alte, 4 Ferken.
  8. Siehe dies.
  9. Siehe Tabellen S. 64 ff.
  10. Chorographie v Nortorf in Niemanns Miscellancen II. 1798.
  11. Familienpapiere d. Herrn Fr. Rathjen=Homfeld.
  12. Altes Kontraktenprotokoll des Kgl Amtsgerichts in Nortorf.
  13. Altes Kontraktenprotokoll des Kgl Amtsgerichts in Nortorf.
  14. Speciale Beschreibung von Nortorf, Art. Bucken
  15. Familienpapiere des Herrn Jakob Ratjen=Homfeld
  16. Speciale Beschr. Art. Bokel
  17. Speciale Beschr. Art. Bokel
  18. Ausführliche Beschreibung v. Kellinghusen, Art. Homfeld und Bargfeld.