Archiv:Das Kniestockhaus als Höhepunkt gründerzeitlichen Bauens auf dem Lande

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Das Kniestockhaus als Höhepunkt gründerzeitlichen Bauens auf dem Lande, erstmals veröffentlicht im Rendsburger Jahrbuch 2003

von Karl von Puttkamer[1]

Wenn man sehenden Auges durch das Zentrum unserer Dörfer und Kleinstädte geht, bilden immer noch gründerzeitliche Kniestockhäuser den größten Anteil der Baumasse. Dennoch bleiben diese Häuser zumeist unbeachtet, weil kaum jemand sie als „Persönlichkeiten“ wahrnimmt - als Häuser, die in einer knappen Zeitspanne von etwa vier Jahrzehnten nach strengen Bauvorschriften und — bei aller scheinbaren Vielfalt — nach engen Stilvorgaben entstanden sind. Dieser verkürzten Ausführung liegt mein Vortrag zugrunde, dessen Hauptanliegen es ist, zuerst die Notwendigkeit der Entstehung eines neuen Haustyps darzustellen und danach die baulichen Kennzeichen deutlich zu machen, an denen diese Häuser zu erkennen sind. Die Funktion der Häuser zu erklären, ist mein wichtigstes Anliegen. Warum lösen sie so urplötzlich den über Jahrhunderte bewährten Haustyp des niederdeutschen Fachhallenhauses ab? Was ist an ihnen so viel anders und so viel besser, daß sie wie ein Flächenbrand übers Land gehen und in wenigen Jahren das Bild der Dörfer so ändern, wie es kein Krieg geschafft hat?

Das Fachhallenhaus

Abb. 1 Grundriß eines Fachhhallenhauses[2]

Zunächst eine Betrachtung des Haustyps, der das „Opfer“ des Kniestockhauses geworden ist. Dabei wird sich die Dringlichkeit zeigen, aus der heraus nach einem neuen Haustyp verlangt wird. Das Fachhallenhaus ist das Bauernhaus unserer Landschaft gewesen. Es hat der bäuerlichen Bevölkerung über Jahrhunderte gedient; es genügte den Ansprüchen des Menschen von etwa 1500 bis etwa 1860. Seine Hauptfunktion ist die, daß Mensch, Tier und Ernte unter einem Dach untergebracht sind. Es gibt nur eine einzige Wand innerhalb des Hauses, die das Wohnfach mit den Zimmern abtrennt. Der übrige Teil des Hauses bildet eine durchgehende, nicht mehr durch Wände unterteilte Halle.

Erst später, ab ca. 1850, wurde eine weitere Wand, die Scherwand, eingebaut, die das Flett von der Diele und den Ställen trennt. Gleichzeitig wurden die offenen Feuerstellen aufgegeben, und es entstand eine Küche im Bereich der Lucht mit einer geschlossenen Feuerstelle (Herd). Wir alle kennen die Bilder der Idylle: Oma und Opa sitzen vor der Kate, umgeben von Federvieh: Opa raucht die Pfeife, Oma strickt, und der Rauch kräuselt sich aus der Grootdöör. Dieses Bild ist eine Lüge, die Wirklichkeit stellt sich anders dar. Der Mensch, der in dieser großen Halle wohnte, hatte eine Luftgemeinschaft mit dem Tier, bei Tag und Nacht. Manchmal sicher schwer zu ertragen.

Fachhallenhaus bedeutete auch Lärmgemeinschaft von Mensch und Tier. Wir denken dabei nur an den vom Tier verursachten Lärm, aber auch der Bauer störte das Tier oft. Das Leben im Bauernhaus bedeutete weiter eine Temperaturgemeinschaft, eine Seuchen- und Krankheitsgemeinschaft, eine Rauchgemeinschaft, die Menschen hatten Lungen-, Haut- und Augenkrankheiten, da das Haus wegen der offenen Feuerstelle ständig verräuchert war. Das Leben dort bedeutete auch Schädlingsgemeinschaft.

Schlimmer vielleicht auch war die Kontrollgemeinschaft von mehreren unter dem Dach lebenden Generationen — Reibereien und Ärger waren vorprogrammiert; bei nur einem vorhandenen Herd ergab sich eine Kochgemeinschaft, die sicher nicht immer vorteilhaft war (eigener Herd ist Goldes wert!). Das Leben im Fachhallenhaus war mühevoll, anstrengend und vor allem ungesund.

Anbruch der neuen Zeit — die Notwendigkeit für einen neuen Haustyp wächst

Abb.2 Dieser noch heute intakte Ringofen stammt aus dem Jahre 1897 und hat 16 Kammern. Er befindet sich im Ziegeleimuseum „Ziegeleipark Mildenberg“ in der Uckermark[3].

Mit der Bezeichnung „neue Zeit“ ist die Zeit ab der Gründung des Deutschen Reiches gemeint. Es entstand allmählich eine neue Identität. Das Kaiserreich bot die Möglichkeit zur Identifikation — nach Jahren der Empörung wegen der Einverleibung in das Königreich Preußen sah man jetzt die Vorteile des neuen Staatswesens, des Kaiserreiches. Es bot wirtschaftliche, militärische und politische Sicherheit. Der Wohlstand stieg, die Industrialisierung nahm ihren Fortgang.

Durch die Kolonien und die Reparationen Frankreichs infolge des Krieges von 1870/71 strömte Geld ins Land, damit in den Wirtschaftskreislauf. Reichsversicherungsordnung und medizinischer Fortschritt bedingten eine höhere Lebenserwartung und führten zu einer Verdopplung der Bevölkerung innerhalb weniger Jahrzehnte. Diese Zunahme führte auch auf dem Lande zu einer verstärkten Nachfrage nach Wohnraum, die Altenteiler und überhaupt die Alten lebten länger, so daß es unter dem Dach der Fachhallenhäuser eng wurde. Weiter verstärkt wurde die Nachfrage nach Wohnraum durch zunehmende Arbeitsteilung auch innerhalb der dörflichen Gesellschaft, es gab mehr und mehr Handwerker, Händler, Gewerbetreibende, die Wohnraum verlangten und die in dem System des bisherigen Wohnraumangebots keinen Platz mehr fanden. Es müssen also neue Häuser her!

Doch zuvor mußten noch einige Vorraussetzungen geschaffen sein, die noch kurz betrachtet werden sollen: Ziegelsteine standen bisher nicht in ausreichender Zahl und in guter Qualität zur Verfügung. Erst die Erfindung des Ringofens durch Friedrich Hoffmann (Patent durch das Preußische Patentamt 1858) ermöglichte die Herstellung von Ziegeln (Backsteinen) zu jeder Zeit in beliebiger Menge zu einem volkstümlichen Preis. Dazu war das Netz der Ringöfen so dicht, daß auch die Transportentfernung kein unüberwindliches Hindernis war. Wichtig auch, daß die Qualität des Steines definiert war, so daß er bei großer Belastbarkeit für große Bauwerke benutzt werden konnte.

Zunehmende Versorgung der Bevölkerung mit Gas ergab als Nebenprodukt den Anfall von Teer, so daß die Teerpappenherstellung ermöglicht wurde. Aus England wurden Herde und Öfen importiert, damit standen sparsame und sichere Koch- und Heizquellen zur Verfügung, sog. „Kochmaschinen“. Ich habe versucht, die Notwendigkeit eines neuen Haustyps zu erläutern; dazu bin ich auf die veränderten Bedürfnisse der Bevölkerung und auf die veränderten technischen und industriellen Voraussetzungen eingegangen, nun endlich kann es kommen, das Kniestockhaus!

Von der Halle zum Einzelraum

Das neue Haus orientiert sich an den Bedürfnissen der Menschen. Die Halle, in der alle Funktionen des Lebens, Wohnens und Wirtschaftens ihren Platz haben, ist nicht mehr gefragt. Der Einzelraum mit seiner individuellen Spezialisierung wird verlangt. Ein Raum, der nur noch zum Schlafen dient; ein Raum, in dem die Kinder wohnen; ein Raum, in dem Vorräte gelagert werden — das ist es, wonach die Menschen verlangen. Und plötzlich ist es da, das Kniestockhaus. Man kennt keine Entwicklungsreihe, man weiß nicht, wo es seinen Ursprung hat, es ist einfach da und beginnt seinen Siegeszug über die Dörfer in den späten 1870er Jahren. ‚

Kennzeichen des Kniestockhauses

Abb.3 Ansicht von Fachhallenhaus und Kniestockhaus[4]

Zuerst soll der ungewöhnliche Name geklärt werden: Bei der linken Abbildung verläuft die Dachlinie von der Geschoßdecke zum First gradlinig. Die rechte Abbildung, bedingt durch die Erhöhung des Mauerwerkes über die Geschoßdecke hinaus, auf demselben Wege zum First einen Winkel, der früher als „Knie“ bezeichnet wurde. Also durch die Aufstockung des Mauerwerks entsteht ein Knie, daher der Name „Kniestockhaus“ (s. Abb. 5-7)!

Im folgenden werden weitere Kennzeichen vorgestellt. Hierzulande stehen die Häuser meist traufständig, d.h. sie sind mit dem Trauf, der Regenrinne, zur Straße ausgerichtet (Gegensatz: giebelständig). Sie haben (oft) einen Zwerchgiebel (s. Abb. 6, 7). „Zwerch ...“ heißt „quer ...“, siehe Zwerchfell. Dieser Giebel hat die gleiche Firsthöhe wie das Haus, ist also keine Gaube. In diesem Quergiebel = Zwerchgiebel ist oft eine Stube untergebracht. In der Sprache der Architekten wurde der Giebel auch als „Frontispiz“ bezeichnet. Die Leute machten daraus, mit Fremdwörtern nicht vertraut, „Franz-Spieß“, und die Stube heißt „Franz-Spieß-Stube“. Meist sind diese Häuser mit strenger Symmetrie gebaut (s. Abb. 7). Es gibt ein bis zwei Schornsteine. In diesen Häusern kann man nicht mehr mit offenem Feuer heizen oder kochen.

Die Dachneigung ist äußerst gering, sie erreicht nicht mehr als 30 Grad, bleibt oft sogar darunter. Dadurch ist ein leicht zu errichtender Dachstuhl möglich, d.h. der Baupreis wird niedrig gehalten. Durch den seitlichen Mauerstock und das flache Dach wird erreicht, daß man bei gleicher, vorgeschriebener Firsthöhe ein deutlich größeres Volumen des Dachgeschosses erlangt. Das Dach ist bei den frühen Häusern immer mit Teerpappe gedeckt; ein billiges Verfahren, das die Kosten senkt und vielen Menschen den Bau solcher Häuser erleichtert hat. In späteren Jahren sieht man, daß das Dach sich wieder steiler zeigt (s. Abb. 9, 10). Das Repräsentationsbedürfnis verlangt einfach wieder nach einem „ordentlichen“ Dach, das der Vorstellung der Menschen und ihrer Tradition entspricht. Dazu gehört auch, daß das Dach angewalmt wird; das gehört sich einfach so.

Die drei Giebel des Hauses — zwei an den Schmalseiten und der Franz-Spieß-Giebel — werden mit einer aufwendigen Giebelzier versehen. Am Ende des Firstes durchstößt ein großer, verzierter Balken, der Mäkler, auch „Holsteiner Spitze“ genannt, senkrecht die Dachhaut. Er ruht dabei auf einem verzierten Querbalken in Höhe der Oberkante der Giebelfenster. Die dabei entstehenden dreieckigen Felder werden mit Platten ausgefüllt, aus denen aufwendige Ornamente ausgesägt sind (s. Abb. 7, 9, 11). Entlang der Giebelkanten des Daches — Ortgang - verlaufen wellenförmig gestaltete Zierelemente (s. Abb. 7). Das Dach dieser Häuser hat immer einen großen Dachüberstand.

Die Gestaltung der Mauerflächen

Abb. 4 Maurerverband: Der Kreuzverband mit Köpfen und Läufern[5]

In Geschoßdeckenhöhe verläuft als Zierelement das „Deutsche Band“, oft als Zackenfries oder Kreuzfries gestaltet (s. Abb. 5, 11), manchmal aus Mörtel mittels einer Schablone aufgestrichen (s. Abb. 6, 9). Meistens ist das Mauerwerk als Sichtmauerwerk gestaltet, seltener ist es mit Mörtel verputzt (s. Abb. 8). Hier scheint eine Wechselwirkung von ländlichem und städtischem Geschmack vorzuliegen. Ausnahmslos ist das Mauerwerk im Kreuzverband gemauert; d.h. wir sehen immer eine Aufeinanderfolge von Läufern und Köpfen.

Gelegentlich sind bandförmige, senkrechte Verstärkungen des Mauerwerks ausgeführt (s. Abb. 7), sie dienen einerseits der Statik, andererseits lockern sie große Wandflächen auf: man nennt sie Lisenen (s. Abb. 7). Manchmal wird der Zwerchgiebel um ein kleines Stück nach vorn aus der Bauflucht herausgezogen, dies ist dann ein Risalit.

Alle Bauöffnungen, Fenster und Türen, sind immer mit einem Stichbogen überwölbt. Der Fußboden liegt immer wenige Dezimeter über dem Erdbodenniveau, das wird nach außen durch einen angemörtelten Sockel gekennzeichnet (s. Abb. 5, 12) oder durch einen Wechsel im Muster des Mauerwerks. In diesem Sockel befinden sich rechteckige Lüftungsöffnungen, die mit durchbrochenen Kunstgußplatten versehen sind. Das war die Folge preußischer Bauvorschriften, die die Gesundheit der Bürger sichern sollten. Dazu gehört auch das Anbringen runder Lüftungsrosetten in den Stuben (s. Abb. 12), auch hier war der Staat an der Gesundheit seiner Bürger interessiert. Die Türen sind oft im gründerzeitlichen Stil gehalten (s. Abb. 5), ab ca. 1900 tauchen dann oft Türen mit Jugendstilelementen zurückgesetzt, also nicht mehr außenflächenbündig.

Mit den fortschreitenden Jahren — ab 1890 bis 1914 — nimmt die Verzierung der Häuser zu. Zierelemente stammen nicht mehr aus der Romanik oder Gotik, die Gründerzeit bedient sich dabei der Renaissance, das gilt für alle Bereiche der Gestaltung, z.B. auch für die Möbel. Türen und Fenster werden außen mit einem Ziermörtelstreifen versehen (s. Abb. 7), die Giebel erhalten entlang des Ortgangs einen Zinnenfries (s. Abb. 15); zusätzlich zum Deutschen Band gibt es weitere Friese, z.B. Solbankfriese und Kämpferfriese.

Dazu werden hierzulande die Eingänge mit Säulen und Halbsäulen geziert (s. Abb. 14, 15), die Haustür wird dann nach hinten zurückverlegt. Die Ecken des Hauses verziert man mit Pseudobruchsteinen (Rustikaquadern) (s. Abb. 9, 10). Dort, wo man reich ist oder dafür gehalten werden möchte, bedient man sich vorgefertigter Betonelemente, die dann dem Haus aufgesetzt werden (s. Abb. 10), so daß manche dieser Häuser bis an die Grenze des Erträglichen mit Zierelementen behängt sind. Dorische Giebel, gesprengte Giebel, Agraffen, Lünetten, Baluster sind nur einige der Zierelemente, die uns heute fremd sind. Nietzsche spricht in diesem Zusammenhang vom „Tumult der Stile“. Das gründerzeitliche und damit kaiserzeitliche Bauen hat uns vier Haustypen hinterlassen, die ich aufzählen möchte:

  1. Das Wohnhaus (s. Abb. 5-10).
  2. Das kombinierte Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Hier schon eine strenge Trennung beider Bereiche durch Pufferzonen wie Diele oder Waschküche (s. Abb. 11, 12, 17,18).
  3. Das einzeln stehende Wirtschaftsgebäude (s.. Abb. 16).
  4. Fachhallenhäuser, die gründerzeitlich umbaut sind. Das Fachwerk wurde herausgenommen, dafür festes Mauerwerk im Stil der Zeit aufgeführt (s. Abb. 13-15).
Abb. 16 Einzeln stehendes Wirtschaftsgebäude mit Kniestockhaus-Elementen

Die Kniestockhäuser haben bis zu ihrem endgültigen Verschwinden eine stete Wandlung durchgemacht. Einige dieser Veränderungen und Weiterentwicklungen seien hier genannt:

  • Aufstellen des Daches (s. Abb. 9, 10).
  • Decken des Daches mit Schiefer statt Teerpappe (s. Abb. 15, rechts im Bild).
  • Anwalmen des Daches (s. Abb. 9, 10).
  • Aufgabe der Symmetrie, der Giebel wandert aus der Hausmitte heraus an die Seite des Hauses (s. Abb. 8, 10).
  • Der Eingang, die Haustür, wandert von der Vorderfront an eine Giebelwand (s. Abb. 8, 10).
  • Zierelemente nehmen zu (s. Abb. 10).
  • Außenputz wird häufiger (s. Abb. 8, 10).
  • Insgesamt läßt sich eine gesteigerte Lust an der Präsentation ablesen.

Das Ende des Kniestockhauses

Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges ist das Ende der Kniestockhäuser eingeleitet. Nach dem Krieg werden sie nicht mehr gebaut. Die Gründe dafür sind sicher vielfältig. Die Mode hat sich geändert, die moderne Sachlichkeit hält Einzug. Bauen im alten Stil, das gilt für alle Zeitalter, wäre zu teuer. Hier bisher nicht erwähnt, weil eigentlich Thema eines eigenen Aufsatzes: Während all der Jahre, in denen man Kniestockhäuser baute, gab es eine Gegenbewegung, die mit Gewalt versucht, diese Häuser zu bekämpfen: es war die Heimatschutzbewegung, die diese Häuser für Fremdlinge hielt, sie als nicht bodenständig anprangerte. Das Gedankengut dieser Bewegung wurde wenig später nur zu gern von den Nationalsozialisten übernommen, ein neues Bauen, ein „deutsches“ Bauen wurde propagiert.

Heute sind uns die überlebenden Häuser dieser Zeit anvertraut. Seltsam, daß sie noch immer nicht im Bewußtsein der Menschen sind, sie führen eine Existenz am Rande. Selbst bei Baufachleuten und Architekten sind sie weitgehend unbekannt. Auch im Freilichtmuseum Molfsee gibt es sie (noch?) nicht. Literatur ist schwer zu finden, nur zwei Titel beschäftigen sich gezielt mit dem Thema (s. Literaturverzeichnis).

Allmählich verschwinden diese Häuser aus dem Ortsbild; weniger durch Abriß, als dadurch, daß sie „modernisiert“ werden. Sie werden umgebaut, verblendet, die Fenster werden verändert, meist dadurch, daß zwei vorhandene Fenster zu einem großen „Blumenfenster“ zusammengefaßt werden. Türen und Fenster erhalten gewölbte Scheiben, Aluminiumtüren werden eingebaut. Oder, als Krönung der Gewalttätigkeit - Giebelbretter mit Pferdeköpfen schmücken das wehrlose Haus.

Dieser Artikel möchte erreichen, daß der Blick des Lesers für Kniestockhäuser geschärft wird. Und wenn Sie, lieber Leser, vor einem solchen Haus stehen und sagen: „Dich kenne ich!“, dann ist ein schönes Ziel erreicht.

Abbildungen

Die folgenden Abbildungen stellen ein Kompendium aller Typen gründerzeitlichen Bauens auf dem Lande am Beispiel der Gemeinde Gnutz dar[6].

Abb. 11 Kombiniertes Wohn-Wirtschaftsgebäude
Abb. 12 Kombiniertes Wohn-Wirtschaftsgebäude
Abb. 17 Beispiel für Grundriß eines kombinierten Wohn-Wirtschaftsgebäudes
Abb. 18 Beispiel für Ansicht eines kombinierten Wohn-Wirtschaftsgebäudes

Literaturverzeichnis

Buch 1 und 2 befassen sich voranging mit dem Thema „Gründerzeitliches Bauen“, Buch 3 bis 5 behandeln die Heimatschutzbewegung.

  1. Nils Hansen, In jedem Dorf zu finden: Gründerzeithäuser im ländlichen Schleswig-Holstein. In: Stein auf Stein, Arbeit und Leben auf dem Lande, Eine kulturwissenschaftliche Schriftenreihe der Museen Kiekeberg, Bad Windsheim, Cloppenburg und Schleswig, Rosengarten-Ehestorf 1999.
  2. Nils Hansen / Doris Tillmann, Dorferneuerung um 1900. In: Dithmarscher Schriftenreihe zur Landeskunde, Heide 1990.
  3. C. Meyer im Auftrag des Schleswig-Holsteinischen Landesvereins für Heimatschutz: Das Bauen auf dem platten Lande und in den kleine Städten Schleswig-Holsteins. Baukatechismus mit Bildern. Lübeck o.J.
  4. Denkmäler des alten Bauhandwerks in Schleswig-Holstein, 88 Tafeln, gezeichnet von Architekt Carl Voß. Herausgegeben vom Schleswig-Holsteinischen Landesverein für Heimatschutz, Kiel 1929.
  5. Theodor Möller, Das Gesicht der Heimat. Landschafts- und Kulturbilder aus Schleswig-Holstein, Neumünster 1930.
  6. Lothar Schyia, „Gut Brand!“. Der Siegeszug des Ringofens. Suderburg-Hösseringen 2000.
  7. Carl Ingwer Johannsen, Hrsg. „Führer durch das Schleswig-Holsteinische Freilichtmuseum“, Neumünster 1994.
  8. Konrad Bedal, Hallenhäuser und Längsscheunen des 18. und 19. Jahrhunderts im östlichen Holstein.
  9. Franz Rehbein, Das Leben eines Landarbeiters, Hamburg 1985.
  10. Mappe mit 14 Bildern gründerzeitlicher Häuser aus der Gemeinde Gnutz. Im Besitz des Verfassers.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Karl von Puttkamer ist pensionierter Realschulrektor und betreibt in Gnutz/Nortorf ein Museum mit Exponaten aus dem dörflichen Leben. Das Museum kann nach Vereinbarung unter Telefon 04392–922997 besichtigt werden. Handwerkliche Techniken, wie z.B. Brot backen, Butter machen, Seile schlagen u.a. werden vorgeführt. Das Chronikteam bedankt sich für die im Jahr 2023 erteilte Freigabe seines Textes für das Aukrug Geschichte Wiki.
  2. Carl Ingwer Johannsen, Hrsg., „Führer durch das Schleswig-Holsteinische Freilichtmuseum“, Neumünster 1994, S. 29.
  3. Lothar Schyia, „Gut Brand!“. Der Siegeszug des Ringofens. Suderburg-Hösseringen 2000, S. 73.
  4. Zeichnung: Ursula Neugebauer.
  5. B. Harres, Die Schule des Maurers, Leipzig und Berlin 1881, Neu herausgegeben von Eduard Harres, Leipzig 0.)., S. 66.
  6. 5-18 Sammlung v. Puttkamer (s. Literaturverzeichnis Nr. 10).