Archiv:Die Umwandlung in eine Kurklinik (Stecher)

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Die Umwandlung in eine Kurklinik

Trotz der Auflösung von Mölln und des Florierens der differential-diagnostischen Abteilung wurde es jedoch immer absehbarer, daß Tönsheide über kurz oder lang seine Bettenkapazitat nicht mehr voll würde ausnützen können, wenn sein Indikationsbereich nicht eine über die Tuberkulose hinausgehende Erweiterung erfahren und stationäre Heilbehandlungen auch für andere Erkrankungsbereiche einbeziehen würde.

Hierfür boten sich aufgrund des sonstigen Aufgabenbereiches des Krankenhauses wie für dessen weitere Umwandlung in eine pneumologische Klinik die unspezifischen Erkrankungen der Atmungsorgane an. Dieselben Sorgen hatte indessen auch die LVA Freie und Hansestadt Hamburg mit ihrem traditionsreichen Tuberkulose-Krankenhaus Großhansdorf. Dabei ergaben in Zusammenarbeit angestellte Hochrechnungen, daß aller Voraussicht nach zukünftig nicht einmal das ganze Bettenangebot nur eines der in Betracht kommenden Krankenhäuser für Tbc-Patienten bei der Landesversicherungsanstalt benötigt werden würde. Konsequenz dieser Feststellung war eine Vereinbarung zwischen den beiden Landesversicherungsanstalten, nach der die Behandlung pulmonaler Tuberkuloseformen aus den Bereichen beider Landesversicherungsanstalten von dem Krankenhaus Großhansdorf der LVA Freie und Hansestadt Hamburg übernommen und das Krankenhaus in Aukrug in eine Kurklinik zur Behandlung degenerativer Erkrankungen des Bewegungsapparates und unspezifischer Erkrankungen der Atmungsorgane umgewandelt werden sollte.

Dieser Entschluß löste bei der alten Tradition des Hauses verhafteten Stammbesatzung tiefste Betroffenheit aus. Für eine längere Schreckstarre blieb jedoch keine Zeit. Schließlich standen der weitere Bestand des Hauses und seine Arbeitsplätze auf dem Spiel. Bei zunächst noch in seiner alten Form weiterlaufendem Betrieb wurde viel Elan aufgewendet, um den Umstrukturierungsmaßnahmen der LVA einen möglichst zügigen Ablauf zu garantieren und das Personal für die Bewältigung seiner neuen Aufgaben zu rüsten.

In kurzer Zeit entstanden, funktionsgerecht in den Baukörper des Hauses eingepaßt oder an diesen angelehnt, ein modernsten Anforderungen entsprechendes Bewegungsbad sowie eine Gymnastikhalle unter gleichzeitiger Erweiterung der sonst schon vorhandenen Einrichtungen für balneo-physio-therapeutische Anwendungen. Besonderer Wert wurde aber auch der Schaffung von Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung für das spätere, nicht mehr bettlägerige Patientengut beigemessen und im Rahmen dieses Programms neben Minigolf-Plätzen und einem Trimm-dich-Pfad eine Kegelbahn errichtet. Ebenso erfuhren die Unterbringungsräume für Patienten, die künftig nicht mehr der Aufnahme klinisch Kranker, sondern Rehabilitanden zum Aufenthalt dienen sollten, eine wohnlichere Umgestaltung Die Koordination und zeitgerechte Durchführung aller dieser Maßnahmen ließ sich von der LVA insbesondere deren Direktor, Herr Dr. BLUHM, angelegen sein, auf dessen Idee auch die Herrichtung der ehemaligen Wäscherei des Krankenhauses zu einem zentralen Patientenspeisesaal mit Selbstbedienungsanlage zurückging. Von den Insidern des Hauses, denen wohl noch das Geklapper der früher in dem nüchternen Industrieraum aufgestellten Bügel- und sonstigen Waschautomaten im Ohre klang, wurde diese Initiative mit einiger Skepsis aufgenommen und für einen Neubau plädiert. Es kam dann jedoch zum Umbau, nach dessen Fertigstellung sich die ehemalige Wäscherei als ein schmucker Speiseraum präsentierte, der auch auf der funktionellen Ebene allen Ansprüchen genügte. Maßgeblich für den relativ glatten Verlauf der Umstrukturierung war neben einer exakten Planung und einer termingerechten Ausführung aller Projekte auch die gute Zusammenarbeit aller Bediensteten des Hauses, wobei insbesondere auf viele, von der örtlichen Verwaltung ausgehende, der gemeinsamen Sache außerordentlich nützlichen Denkanstöße hingewiesen werden muß. In letzterer hat Herr EITEL, nachdem Herr Malchow aus Altersgründen ausgeschieden war, das Regiment übernommen. Mit schöpferischem Talent und eben solcher Tatkraft widmete sich dieser bei stets verständnisvoller Einstellung für die Belange aller Mitarbeiter seiner neuen Aufgabe und trug bei loyaler Zusammenarbeit mit der ärztlichen Leitung durch sein positives Wirken wesentlicher zur zügigen Gestaltung der Umstrukturierung bei, in die überdies viele seiner Vorstellungen und Vorschläge eingeflossen waren, deren Verwirklichung sich später bewähren sollte.

Nach rastlosem Einsatz aller Beteiligten fand die im Jahre 1973 begonnene Umstrukturierung des Tuberkulosekrankenhauses Zur Kurklinik Aukrug am 1.4.1975 planmäßig, wie vorab vereinbart worden war, insofern ihren Abschluß, als die restliche, noch im Hause verbliebenen Tuberkulosepatienten entweder entlassen oder in das Krankenhaus Großhansdorf der LVA Freie und Hansestadt Hamburg verlegt wurden.

Damit endet die Geschichte Tönsheides als Behandlungsstätte pulmonaler Tuberkuloseformen, das in den 45 Jahren seines Bestehens in der Bekämpfung der Tuberkulose als seuchenhygienisches wie als individualmedizinisches Problem bei jeweils verständnisvoller Unterstützung durch die LVA Schleswig-Holstein an hervorragender Stelle manchen maßgeblichen Beitrag geleistet und hierdurch die mit der Entwicklung einer kausalen Therapie in Form der Chemo- und antibiotischen Behandlung möglich gewordener Besiegung der Tuberkulose wesentliche gefördert hatte. Mit stiller Genugtuung sahen die alten Mitarbeiter Tönsheides dessen Namen wenigstens noch in der Ortsbezeichnung des Nachfolgeinstitutes, der Kurklinik Aukrug, erhalten.

Ansonsten verblieb jedoch keine Zeit für eine erinnerungsträchtige Nabelschau. Vielmehr galt es, der neuen Aufgabe gerecht zu werden. Dank der voraus in der Betreuung von Rehabilitanden mit unspezifischen Atemwegserkrankungen getroffenen Erfahrungen gelang dies in enger Zusammenarbeit aller Beteiligten rascher und unkomplizierter als vorgestellt, zumal durch die zwischenzeitlich fertiggestellten Umstrukturierungsbauten ein ungleich größeres Anwendungs- und Freizeitangebot zur Verfügung stand und sich auch die Personalsituation, speziell auf dem balneo-physikalischen Sektor, aber auch durch die Anwerbung von mehreren Diätassistenten, entscheidend verbessert hatte. Startschwierigkeiten bleiben jedoch nicht aus, lagen aber vielfach im Anspruchsdenken einiger weniger Patienten begründet, während die Hauptmasse derselben, und zwar auch derer aus dem Bereich der LVA Freie und Hansestadt Hamburg, die hohe ärztliche Zuwendung in der Kurklinik und deren qualifiziertes Angebot an Anwendungsmaßnahmen hoch einschätzte.

Jedenfalls gelang es, die Kurklinik, deren Angestellte zwischenzeitlich noch den Schock eines eventuellen Verkaufs an einen fremden Kostenträger durchzustehen hatten, unter den sonstigen Rehabilitationseinrichtungen des Landes zu etablieren.

Herr Dr. FÖH, der nach Ausscheiden von Dr. STECHER 1978 die Leitung der Kurklinik übernahm, verbreiterte deren Rehabilitationsmöglichkeiten noch weiter. Heute stellt die Fachklinik Aukrug, In die die Kurklinik Aukrug 1985 umbenannt wurde, eine nicht nur im Lande bekannte, sondern auch von Kostenträgern wie beispielsweise der BfA genutzte Rehabilitationsstätte dar.



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