Archiv:Dorfbeliebung aus Homfeld (1913)
Dorfbeliebung aus Homfeld - Abschnitt aus dem Kapitel Die Landwirtschaft von 1700 - 1800.
Ueber die Benutzung des Feldes und der Viehweide bestanden vielfach besondere Abmachungen, Beliebungen genannt. Aus dem Ankrug habe ich keine Beliebung finden können, mit Ausnahme einer kleinen Abmachung aus Homfeld von 1737.
„Wir sämtlichen Humfelder Thuen Kundt und Bekennen vor uns und unsern Erben, daß wir zusammen gewesen sind von wegen unser Verstes (?) zu zumachen. Es soll aber ein Jeder ihm seyn Holtztheil Bleiben, soweit als Seine Holtzscheiden gehen, da soll derselbe freyheit haben mit zu schalten und zu walten und alles zu seinen Nutzen zu Brauchen. Könt es aber seyn, daß sie sich zusammen vortragen können, So kann Ein Naber beym andern Hütten, doch aber mit der Condition, daß ein Jeder die Heuwege und Driev-wege nach der wiesen und Höltzungen Frey und uhngehindert Passieren zu lassen und ein jeder Weg soll 3 Ruthen weit seyn. Es soll aber so weit gehen, als der Weg von dem Dickwischen an der liedt, und von Henning Rathgen seyn Koppel an, biß an den Bocks Bergstücken. Weiter haben sie sich vor Einbahret, daß der Kuhhert soll oben ihm Holtz hütten und ein jeder soll 6 Kühe vorm Kuhhert Treiben. Hauß Holm soll aber 7 Kühe frey haben. Becken Clauß Rahtgen soll aber die Freyheit behalten, Soviel Kühe vor dem Kuhhert zu treiben, als er will, und soll dem Kuhhert keinen Lohn mehr geben als die Ander Weiter haben sie sich vor ein Bahret und das gantze Bauerlag Bewilliget, daß sie Claus Ratjen den stein Kamp frey auskaufen wollen Biß auf seyn Eigen stück nach, da soll derselbe Freyheit mit haben zu soll aber schalten und zu walten und zu seinem Nutzen zu brauchen, es soweit gehen als Harder Rahtgen seyn wischhoff an den Stenbeck. Harder Rahtgen soll aber einen Freyen Weg aus seinem Wisch-Hoff behalten, wann daß Korn gemeyet ist. Auch ist bewilliget, daß Clauß Rahtgen mit Harder Rahtgen und Hauß Rahtgen die Helffte Frehden halten soll. Clauß Rahtgen Soll aber frey stehen Eine Bürnstette bey Harder Rathgen seyn Dick zu haben vor seyn Vieh, solte aber seyn, daß der Dick nicht gestäuet ist, so ist ihm frey eine Bürnstette vor seyn Vieh darrein zumachen.
Solche Aussage und vor Einbahrung versprechen uns alle woll zu halten, und haben es woll wissentlich untergeschrieben.
So geschehen zu Homfeldt, d. 7 May Ao 1737.
Harder Rahtgen, Henning Rahtgen, Clauß Rahtgen, Detleff Rahtgen, Hanß Temm, Sievert Rohwer, Clauß Rathcken, Johann Rahtgen, Hanß Rahtgen.“
Weiter ist von daß gantze Bauerlag bewilliget, daß die Königlichen die Beden Klösterlichen, nemblich Hinrich Dick und Hanß Holm, Clauß Rahtgen kein Land aus Tauschen sollen, vor dem Stein Kamp. Daß andre zu machen Vorsprechen sie sich woll zu halten und ihrer Meinung nach daß sie kein schaden darbey haben sondern Ein Vortel darauß zu Suchen doch aber mit Ihrer Obrigkeit Ihrer Bewilligung welches wir wollwissentlich haben untergeschrieben
Hanß Holm
Hinrich Dieck.[1]
Bei der schlechten Weide war natürlich nur ein geringer Milchertrag zu verzeichnen. In der besten Zeit gab die Kuh nicht über 5 Kannen (etwa 9 l) täglich, wird uns von 1799 berichtet, wo doch schon der Klee mehr Ausbreitung gewonnen hatte. 1809 wird uns berichtet[2], daß frischmelkende Kühe auf der Weide 4—7, im Winter aber 3—6 Kannen Milch gaben. In mageren Gegenden des Amtes waren es gar nur 2—6 Kannen. Zur Winterfütterung rechnete man 4—5 Fuder Heu auf die Kuh, dazu Kohl, Rüben, Korn und Stroh soviel an Gewicht als die Kuh selbst wog, 3—350 Pfund. Die Kälber, die man nicht zur Zucht gebrauchte, wurden mit Milch gemästet und dann verkauft. Sie kosteten 4—6 Rthlr. Aus dem Kirchspiel Kellinghusen lieferte man sie nach Hamburg und erhielt dann 12—16 Rthlr. Jedes Dorf hielt 1—2 Stiere, deren Fütterung im Dorfe wechselte. Gewöhnlich hatte der Bauer 2 Kühe jährlich zu verkaufen, die ihm 25—28 Rthlr. einbrachten. Bei Kellinghusen kosteten sie auch wohl 40 Rthlr.
Die Milch wurde zu Butter und Käse verarbeitet. Letzterer wurde zur Hauptsache in der Haushaltung verbraucht. Von der Butter konnte ein Teil verkauft werden. Butterhändler durchzogen die Dörfer, um sie aufzukaufen. Von uns ging sie hauptsächlich nach Kellinghusen, wenigstens aus Bargfeld und Homfeld. Ob die Kellinghusener Butterhändler auch in den Dörfern des Kirchspiels Nortorf handeln durften, ist fraglich, da wenigstens in Kellinghusen keine Fremden geduldet wurden. 1 Pf. Butter kostete 1767 4 ß. (Ratjen: Rechnungsbuch.)
Das Vieh wurde in Trupps auf der Weide vom Hirten gehütet, meistens Kühe und Jungvieh getrennt, die ersteren nahe am Dorfe, das Jungvieh auf den entlegenen Weiden. Der Hirte war ein bedeutender Mann im Dorfe, mit dem es keiner zu verderben wagte, der etwas auf sein Vieh hielt. Morgens trieb er das Vieh auf die Weide, mittags vielfach zum Melken nach Hause und abends führte er sie in die Ställe zurück. War das Vieh krank, so war er der „geborene“ Tierarzt, der die Krankheiten und die Heilmittel kannte. Nach dem Aufhören der allgemeinen Weide übte vielfach der Schmied die Tierheilkunde aus. Um 1820 war der Homfelder Schmied Tierarzt des Ankrugs. Von Rieken=Böken erhielt er 1821 für das „Curiren“ von 2 Kühen 2 mk 15 ß.[3].
Der Hirte bewohnte die Hirtenkate, die er oft mit dem Schulmeister teilte. Als Besoldung stand ihm ein Stück Land zu. In Bünzen ist es noch unter der Bezeichnung „Harderkoppeln“ vorhanden. In Innien hatte der Kuhhirte 1773 ein Stück Land von 91 Quadrat=Ruten auf dem Wulfsrade[4]. Das Land war Eigentum des Dorfes und wurde von den Hufnern bearbeitet. Auf der Weide hatte er einige Kühe und Schafe frei. Außerdem hatte er die Berechtigung, sich den nötigen Torf auf dem Dorfmoor zu graben, oder von den Heidefeldern den „Plaggentorf“ zu holen. Außerdem wurde er mit etwas Geld entlohnt.
Die Schweinezucht war bedeutend gesunken, da die Wälder stark mitgenommen waren und die Waldmast daher nachgelassen hatte. Im Kirchspiel Nortorf ist gewöhnlich nur 1 Schwein (Zuchtschwein) auf der Hufe vorhanden. Nur wo reichlich Wald und Gelegenheit zur Waldmast vorhanden war, finden wir höhere Zahlen, so in Oldenhütten und Holtorf, wo bis 13 Schweine auf einer Hufe vorkommen. In Bünzen hatten drei Hufen je 6—7 Schweine. Von Bargfeld sind uns auch die Ferkel angegeben, 3—5 die Hufe[5]. Von diesen sind immerhin einige zum Verkauf gekommen und im Herbste auch wohl einige „fette“ Schweine in der Wirtschaft über gewesen. Ratjen=Homfeld bucht gelegentlich Geld für verkaufte Schweine, Stück 30—36 K (1758). Ein Ferkel kostete 1761: 2 mK 4 ß[6].
Die schlechtesten Heideländereien dienten zur Weide für die Schafe. Jeder Besitzer im Dorfe hatte die gleiche Zahl, 16—30 Stück Mutterschafe. Sie wurden von dem Dorfsschäfer geweidet. Waren sie auch nur klein und die Wolle mäßig, so gaben sie doch den nötigen Rohstoff für die Kleidung der Männer und Frauen, die zum größten Teil im Hause selbst hergestellt wurde. Höchstens das Weben geschah durch Handwerker.