Archiv:Einleitung (Ratjen/Rathjen)

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Einleitung

Die Siegel befinden sich auf dem Testament des Hans Ratjen vom Stammhof A., III. (4).
Das erste Siegel ist das des Erblassers, Jürgen Voß ist Setzwirt auf dem Stammhof C, Claus Ratjen Besitzer von B und Jochim Voigt Setzwirt auf D in Homfeld. Das Siegel von Jürgen Voß dürfte zum Stammhof C gehören. Es enthält in seinem oberen Teile eine Hausmarke und darunter die Buchstaben C. J. Claus Ratjens Siegel enthält die Buchstaben J. K., die ich als Jochims Klaus deuten möchte. Jochim Voigt siegelt augenscheinlich mit dem Siegel seines Stiefsohnes Jochim Ratjen.
Eine Uebersicht über die Besitzer der Homfelder Höfe bis 1737 im Original

Der Name Ratjen, Rathjen, Rathjens, Rattke, Rattche, Ratghen, Ratien, Radtke (oder ähnlich geschrieben) kann der „Rodende“, d. h. den Wald durch Roden urbar Machende, bedeuten oder vom altsächsischen „Rad“ (= Rat) abgeleitet sein.

Die älteste Nachricht von dem Vorkommen des Namens Ratjen in unserer Gegend bildet eine kürzlich von dem Reichsarchiv in Kopenhagen an das Staatsarchiv in Kiel abgegebene Rendsburger Amtsrechnung (Hovenschat uth Kellinghußer Karspel 1538 und Kirchspiel Nortorf v. 1540) und ein Zehntverzeichnis des Nortorfer Kirchspiels von 1539, das im Archiv des Klosters Itzehoe liegt. In letzterem fehlen die Dörfer Homfeld und Gnutz, die wohl keine Zehnten an den Pastor entrichteten. In dem „Hovenschat uth Kellinghußer Karspel 1538“ werden 2 Ratjen genannt: Henneke Ratghen, der Stammvater des Stammes C (Eck), und Detleff Ratghens, der Stammvater des Stamme E, beide in Homfeld wohnend und 14 bzw. 23 Schilling Hufenschatz zahlend.

Das Nortorfer Hufenschatzregister nennt Hinrich Ratke in Innien, Gotzik Ratche in Gnutz, Hans Rathche in Eisendorf und einen Rathche ohne Vornamen in Bucken, Stammvater des Stammes D. Das Nortorfer Zehntregister von 1539 (Klosterarchiv Itzehoe) nennt abweichend von dem Nortorfer Hufenschatzregister 1540 (St. A. Kiel) Hanns Ratke in Innien, während in Eisendorf Haus Ratke genannt wird. Es dürfte also 1539/40 in Innien ein Besitzerwechsel stattgefunden haben.

Das Register des Amtes Rendsburg von 1589 (St. A. Kiel) nennt Henneke Rattke, Hans Ratke und Eler Rattke in Homfeld, Jochim Rattke in Bünzen, Detleff Rattke in Innien, Marquart Rattke und Detleff Rattke in Gnutz, Rattke Rattke in Bucken, Hinrich Rattke in Eisendorf und Detleff Rattke in Vaasbüttel. 1682 haben wir schon 4 Ratjen als Bauern in Homfeld.

Die Amtsrechnung von 1602 nennt: Hinrich Ratken in Eisendorf, Marx Ratken in Gnutz, Jochim, Claus, Henneke und Eler Ratken in Homfeld, Johann Ratken in Innien und Detlef Ratken in Vaasbüttel, während auf der Buckener Hufe ein Ratke Holm (wohl als Setzwirt) sitzt, dem 1623 wieder ein Ratjen folgt. Das sind alle Ratjen im Amte Rendsburg, einschließlich Kirchspiel Kellinghusen. Die Innier Familie Ratjen, die noch 1666 die Hufe besitzt, scheint ausgestorben zu sein; das 1662 beginnende Nortorfer Geburtsregister verzeichnet keine Ratjengeburten, bis um 1718 eine neue Linie aus Stamm E dorthin kommt. Ob der Stamm Brammer mit den Eisendorfer, Gnutzer oder Aukrüger Ratjen zusammenhängt, bleibt ungeklärt; bei dem Nindorfer Stamm halte ich einen Zusammenhang mit Homfeld oder Innien für wahrscheinlich.

Das Kellinghusener Taufregister, das 1643 beginnt, nennt bis 1670: Harder Ratken in Hennstedt, 3 Ratken in Winseldorf, 1 in Oeschebüttel und 1 in Meezen. Bei allen weisen die Gevattern nach Homfeld. Dieses ist also die Stammheimat aller Kellinghusener Ratjen=Familien. Von Harder Ratken in Hennstedt stammt Stamm A, von Hans in Meezen Stamm F (Bargfeld). Den Höhepunkt im Besitzerwerb in Homfeld haben die Ratjen 1737 erreicht, als ihnen 7 von den 11 Hufen des Dorfes gehörten.

Eine Uebersicht über die Besitzer der Homfelder Höfe bis 1737 bietet die nebenstehende Tafel.

Uebersicht über die Besitzer der Homfelder Hufen

Abgabe 1538 1589 1592/1602 1622 1647
20 ½ ß Eler Trede Jochim Trede Eler Trede Eler Trede Eler Trede
20 ½ ß Jürgen Trede Jürgen Trede Jürgen Trede Jürgen Trede Jochim Radtke
16 ß 3 & Wichmann Ratke Martens Marg. Wittmacke Jochim Trede Jochim Radtke
14 ß Henneke Ratghen Henneke Rattke Jochim Ratken Hans Ratken Olde Hans Radke
21ß Hans Jebe Timme Rohwer Claus Ratken Claus Ratken Junge Hans Radke, Clausens Sohn
18 ß 8 & Eler Stake Eler Beeken Eler Beeken Eler Beeken Eler Beeken
16 ß 3 & Tanke Ehlers Hans Rattke Henneke Ratken Henneke Ratken Henneke Ratken
16 ß 3 & Henneke Bargfeld Jochim Barchfeld Jochim Barchfeld Hans Barchfeld Hans Breiholdt
23 Detleff Ratghens Eler Rattke Eler Ratken Eler Ratken Jochim Radke, Elers Sohn
klösterlich Tytke Eylers Marques Trede Claus Trede Eler Trede
klösterlich Hartig Kröger Hartig Kröger
Abgabe 1663 1690 1710 1737 1936
Marx Treden Ww. Harder Ratien Harder Ratjen Harder Rahtjen Heinrich Ratjen
Ratje Luesch Claus Luesch Jasper Schnoor Hans Timm Geschw. Schwieger
Jochim Trede Jochim Trede Jochim Trede Claus Rathcken Claudi Heeschen
Claus Ratgen Claus Ratjen Hans Ratjen Johann Rahtgen Ernst Rathjen
Hinrich Runge Claus Ratken (1665) Jochim Ratjen Jochim Ratjen Hans Rahtgen Martha Ratjen
Eler Beeken Johann Beeken Henning Ratjen Henning Rahtgen Matth. Paape
Eler Trede beim Thor Hans Ohrt Hans Ohrt Detleff Rahtgen Adolf Diercks
Marg. Barchfeldt Ww. Hans Luesch Hans Luesch Sievert Rohwer Claus Kahlcke
Eler Ratge Eler Ratke Eler Ratjen Claus Rahtgen Herm. Gosch
klösterlich Eler Rathjen, Hinrich Dieck Hinrich Dieck Schwieger
klösterlich Peter Möller (1676) Claus Möller Hans Holm Schule

Diese weicht etwas ab von den Besitzerreihen, die ich in der Geschichte des Aukrugs veröffentlicht habe, da mir inzwischen neues Material bekannt geworden ist. Für die Zeit von 1538—1648 ist die Besitzerreihe sicher bezeugt durch die in gleicher Reihenfolge mit den gleichen Abgaben aufgeführten Besitze. Als um 1660 das Kirchspiel Kellinghusen an Breitenburg verpfändet wurde, änderte sich mehrfach die Reihenfolge, und die Abgaben wurden ganz geändert, da die Kontributionen als wichtigste Steuer eingeführt und die anderen Abgaben als Herrengeld zusammengefaßt erhoben wurden. Durch Hinweise in einzelnen Registern ist es mir möglich geworden, diese Tabelle aufzustellen. Die beiden zuletzt aufgeführten Hufen unterstanden dem Kloster Itzehoe, aus dessen Intradenregistern und Schuld= und Pfandprotokollen die Besitzernamen entnommen sind.

Die Besitzer zwischen 1737 und 1910 stimmen mit den in der Geschichte des Aukrugs genannten überein.

Die zwischen 1538 und 1663 auf der gleichen Hufe genannten Ratjen sind nicht mit unbedingter Sicherheit als Vater, Sohn, Enkel zu bestimmen. Es ist sehr wohl möglich, daß ein Ratjen die Hufe von einem Ratjen kaufte, der nicht sein Vater war. Der Reichsnährstand erkennt aber bei der Bauernehrung für mehr als 200jährigen Besitz des Hofes in der Familie solche Reihen als Vorfahren an, und so tun wir es auch.

Zu festen Namen und Zahlen kommen wir erst durch die Nortorfer Kirchenbücher; das Taufregister beginnt 1662 und hat eine Lücke von 1668 bis 1672, das Kopulations= (Trau=) Register beginnt ebenfalls 1662, hat aber eine bedauerliche Lücke von 1703 bis 1725, die uns in den Forschungen oft vor unüberwindliche Schwierigkeiten stellt. Das Sterberegister beginnt erst 1736. In allen sind bis 1763 die Angaben sehr kurz gehalten. Z. B. Taufregister 1665, 8. Sonntag n. Trin. Eler Ratchen in Homfeld Tochter Lenke, dazu Angabe der Gevattern; oder Trauregister 1665, 5. Sonntag n. Trin.: Claus Ratchen aus Homfeld, Anna Lisabeth Kühl aus Luckshorn. Solche Angaben mögen genügen, wenn nur eine Familie des Namens im Orte ist; dann sind ihr die Kinder des Namens mit einiger Sicherheit zuzuschreiben. Wenn aber z. B. in Gnutz 1665 am 2. Epiphaniassonntag, Quinquagesimä, Rogate und am 27. Sonntag nach Trinitatis Kinder getauft werden, deren Vater Hans Ratchen heißt, und keine Mutter genannt wird, dann ist die Familienforschung am Ende, oder ebenso, wenn in Homfeld um 1680 zwei oder drei Jochim Ratchen taufen lassen. Es mußten deshalb alle irgendwie unbestimmbaren Ratjen ausgeschieden werden, wir haben uns deshalb auf die heute noch in der hiesigen Gegend bestehenden Stämme beschränkt. Um aber die Menge der möglichen Stämme aus dem Kirchspiel Nortorf zu zeigen, lasse ich eine Zusammenstellung dieser nach Angaben der ältesten Kirchenbücher folgen (die Zahlen geben das erste Auftreten des Namens an):

Homfeld
Ehler 1665, Claus 1665, Harder 1673, Hans 1668, Claus 1674. Jochim 1676. Hartwig 1681, Marx 1681, Jochim 1685.
Bucken
Anke 1885.
Gnutz
Claus 1662, Hans 1662, Hans 1671, Eggert 1663, Claus 1679. Hans 1865, vier des Namens. Letzte Geburt eines Ratchen in Gnutz aus allen diesen Stämmen 1716.
Nortorf
Hinrich 1662, Claus 1667.
Oldenhütten
Claus 1662, Hinrich 1684.
Brammer
Hinrich 1684 durch Einheirat (Lenke Rohwer).
Bargstedt
Carsten 1698 aus Gnutz.
Ellerdorf
Hans 1700 aus Eisendorf; Hans 1739 aus Schülp.
Eisendorf
Anke 1664, Gretke 1681, Hans 1665, Detlef 1704, letztes Vorkommen.
Innien
Hans 1719 aus Homfeld.

Die Zusammengehörigkeit bleibt oft unklar. Nur durch Heranziehung der Namen der Gevattern bei den Taufen läßt sich oft auf Familienzusammenhänge schließen.

In den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts sind eine Anzahl Homfelder Ratjen verheiratet, deren Familienzugehörigkeit wir vorläufig nicht feststellen können, ebenso ist ihr Verbleib nicht aufgeklärt und ihre Nachkommenschaft nicht festzustellen. Wir führen hauptsächlich nur die Männer auf:

  • 1668 verheiratet sich Hans Ratchen mit Anke Ohlen aus Nortorf.
  • 1674 desgl. Claus Ratchen mit Trinke Sinnien aus Ellerdorf.
  • 1676 desgl. Jochim Ratchen mit Lenke Bargfeld aus Böken.
  • 1678 desgl. Anke Ratchen mit Johann Beeken aus Homfeld.
  • 1681 desgl. Hartwig Ratchen mit Gretche Tank aus Homfeld.
  • 1681 desgl. Marx Ratchen mit Lenke Soerbek aus Böken. Sie besaßen einen Hof in Böken, jetzt Gebr. Runge. Lenke heiratete aber schon 1685 Hinrich Stender, also ist Marx †.
  • 1685 desgl. Jochim Ratchen mit Anke Ratchen von Bucken.
  • 1694 Elsche Ratchen aus Bucken mit Claus Homfeld, Müller in Bünzen.
  • 1698 desgl. Jochim Ratchen aus Bargfeld mit Ww. Sylke Bracker, Bargfeld.

Aber auch aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts gibt es solche Heiraten, die wir nicht einordnen können:

  • 1725 Eler Rathjen, Homfeld, mit Elsche Köper aus Innien. Sie lebten später in Wapelfeld, wo sie aber nicht im Totenregister verzeichnet sind.
  • 1728 Jürgen Rathjen aus Homfeld mit Catharina Kaack aus Borstel.
  • 1736 Claus Rathjen aus Bargfeld mit Trien Beken aus Homfeld, der dann auf dem Besitz von Claudi Heeschen bis 1778 wohnte, Beken Claus genannt. * 1712, † 17.2.1801. Einzige Tochter mit Klostervogt Hinrichsen in Hohenwestedt verheiratet.

Die Verwandtschaft der Aukrüger Stämme in väterlicher Linie ist für die Zeit, in der uns Kirchenbücher zur Verfügung stehen, nicht nachzuweisen, in weiblicher Linie sind sie alle verwandt, und es dürfte kaum eine alte Aukrüger Familie geben, in der kein Tropfen Blut der Ratjen fließt.

Wir haben sieben Stämme der Ratjen aus dem Aukrug: Stamm A, Stamm B, Stamm C, Stamm D, Stamm E, Stamm F, Stamm G.



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Einzelnachweise