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Fremdenverkehr
Durch den Zusammenschluß der fünf Dörfer war ein verhältnismäßig großes ländliches Gemeinwesen entstanden. Es ergab sich nun die Aufgabe, nach wirtschaftlicher Erweiterung Ausschau zu halten. Die Landwirtschaft ist und bleibt die wichtigste Erwerbsquelle. Aber sie reicht nicht aus, eine wirtschaftliche Blüte der Gemeinde zu entfalten. Die Landesplanung will keine Industrieansiedlung in diesem Raum zulassen, deshalb hat sie die gesamte Aukruglandschaft zum Naturpark erklärt. Dieses Gebiet soll von Umweltveränderung frei bleiben und der städtischen Bevölkerung zur Freude an der Natur und zur Erholung dienen. So lag es nahe und fand auch die Billigung der Regierung, sich der sogen. „weißen Industrie“ zuzuwenden. Die Schönheit unserer Landschaft mit den Wäldern und Hügeln, mit der Unberührtheit der nur landwirtschaftlich genutzten Flächen forderte dazu heraus, zusätzliche Erwerbsmöglichkeiten durch Fremdenverkehr zu erschließen.
Vorausschauende Bürger des Aukrugs fanden sich auch bereit, diesen neuen Weg zu beschreiten, zumal erkennbar wurde, daß Kreis und Land bereit waren, eine solche Entwicklung in jeder Weise zu unterstützen, und schlossen sich am 31.3.1969 zusammen, um einen „Fremdenverkehrsverein Naturpark Aukrug“ zu gründen.
Der Vorstand des Vereins ging sofort zielstrebig an die Arbeit, die Voraussetzungen für Werbung und Aufnahme von Gästen zu schaffen. Die Bürgermeister der Dörfer unterstützten die Bemühungen durch Zuwendungen aus einem Verfügungsfonds, der regelmäßig für gemeinnützige Zwecke von der Verbandssparkasse Hohenwestedt zur Verfügung gestellt wurde. Zu Beginn der Urlaubszeit 1969 konnten schon die ersten Gäste vermittelt werden. Mit den inzwischen eingerichteten Pensionen „Helenenhof“ von Rosemarie und Bernhard Frahm in Bünzen und „Ferien auf dem Lande“ von Magda und Friedrich Rathjen in Homfeld wurden im 1. Sommer schon 3500 Übernachtungen vermittelt. Ein zwar noch bescheidener, aber doch erfolgversprechender Anfang!
Fremdenverkehr im Aukrug war ein ganz neuer Gedanke. Es war nur natürlich, daß die Bevölkerung ihn mit Zurückhaltung aufnahm. Selbst die Geschäftswelt konnte sich zu einer großzügigen Unterstützung nicht bereitfinden.
Die neue Gemeindevertretung von Aukrug unter der Führung von Bürgermeister Jensen nahm sich der Aufgabe energisch an und stellte im Haushalt besondere Mittel zur Verfügung. Als die Vermieter sich zu einer gewissen Bettengeld-Abgabe an den Verein bereit fanden, bekam er die notwendigen Mittel an die Hand, eine bessere und erfolgreichere Werbung durchzuführen.
Ein bedeutsamer Schritt nach vorne wurde durch die Initiative des Aukrug-Förderers H.-W. Fölster vollzogen, der es nach Überwindung vieler Schwierigkeiten schließlich erreichte, das Gelände des Boxbergs aus privatem in fiskalisches Eigentum überzuführen und es durch die Landesregierung zum „Erholungswald“ im Sinne des „Landeswaldgesetzes“ erklären zu lassen. Das bedeutet einmal, daß das Gebiet nicht ökonomischen Nützlichkeitserwägungen anheimfallen darf und sodann auf und zwischen den Wegen beliebig von Erholungsuchenden ohne Fahrzeuge benutzt werden kann. Durch die private Errichtung einer Restauration am Fuße des Boxbergs, durch die Anlage eines umfangreichen Spielplatzes zwischen Gaststätte und Wald sowie durch die Erstellung eines vorschriftsmäßigen „Trimm-dich-Pfades“ im Erholungswald sind bemerkenswerte Anlagen für die Entwicklung eines wirtschaftlich interessanten Fremdenverkehrs geschaffen worden.
Im Zusammenwirken von Gemeinde, Kreis und Land wurde es weiterhin möglich, ein viele Kilometer umfassendes Netz von Rundwanderwegen, eine Vielzahl von Parkplätzen und Ruhebänken im Ort und im Gelände, einen großen Spiel- und Rastplatz mit Schutzhütte und Toiletten im Bredenbek-Tal sowie die Erschließung des biologisch und ortsgeschichtlich interessanten Böker Moores durch Anbindung an das Wanderwegnetz zu schaffen. Allmählich waren doch mehr Einwohner bereit, besonders in Homfeld und Bünzen, sich zur Einrichtung von Gästezimmern oder ganzen Pensionen für die Aufnahme auswärtiger Gäste zu entschließen. Die Tätigkeit des Fremdenverkehrsvereines unter der Leitung des bekannten Gemeindevertreters Alfred George erstreckt sich auch auf Heinkenborstel, Nindorf, Ninkattbek und Meezen mit z.T. sehr erfolgreichen bäuerlichen Pensionen im Sinne des bekannten Slogans „Urlaub auf dem Bauernhof“.
Im Januar 1977 konnte der Verein eine erstaunliche Anzahl von Übernachtungen melden. Ein gemeindeeigenes Verkehrsbüro ist eingerichtet worden, das halbtags von Frau Heinke Heesch besetzt ist. Dieses Verkehrsbüro befindet sich in einem schönen Anbau zu dem früheren Jugendheim bei der Turnhalle, dem Gästehaus, das durch seine gediegene Raumordnung und -gestaltung, seine aparten Sitzeinrichtungen und die sonnige Plattform mit Blick auf den kleinen Teich zu einem Schmuckkästchen im Rahmen der gepflegten Gartenanlage des Amtsgebäudes geworden ist.
Frau Heesch leitet mit Umsicht die Werbearbeit, versieht den Schriftverkehr und vermittelt die Wünsche und Anforderungen der Gäste zu den Vermietern.
Eine ganz neue Erwerbsquelle beginnt im Aukrug wirksam zu werden!