Archiv:Gründung der Kirche in Innien (1913)

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Gründung der Kirche in Innien[1].

Während Vicelins Zeit hatte Innien zum Kirchspiel Heiligenstedten gehört[2], war aber nach der Nortorfer Kirchengründung zwischen 1140 und 1150[3] zu diesem Kirchspiel gekommen und seitdem dabei geblieben, obgleich die Entfernung von Bargfeld-Homfeld nach Nortorf 13—14 km betrug. In katholischer Zeit war im Aukrug eine Kapelle gewesen[4], die im kriegerischen 17. Jahrhundert eingegangen war.

Das ernste christliche Leben, das seit der Reformationsjubelfeier gewaltigen Aufschwung genommen hatte, schlug auch im Ankrug seine Wellen, und so entstand hier, 10 Jahre vor P. v. Neergaards Schrift: „Lieb Holstein, mußt mehr Kirchen bau'n“[5] der Wunsch, im Aukrug selbst ein Gotteshaus zu haben. Die treibenden Personen scheinen in der Hauptsache der klösterliche Vogt Claus Gloy in Innien und der spätere Dingvogt Hingst in Bargfeld gewesen zu sein. „Ein Bedürfnis unserer Seele hat uns Einwohner aus den zum Kirchspiel Nortorf eingepfarrten fünf Dörfern Innien, Böken, Bünzen, Bargfeld und Homfeld am 28. Februar (1846) zu einer Versammlung vereinigt, um zu besprechen, was in dieser Hinsicht zu thun sey“, berichtet Gloy ans Kloster Itzehoe und kurz darauf (April 1846) wurde folgende Bitte an den König eingesandts[6].

„Allerunterthänigste Bitte der Einwohner in den Dörfern Innien, Bocken, Bünzen, Bargfeldt und Homfeldt, Kirchspiels Nortorf, um gnädigste Königliche Genehmigung zum Bau eines Gotteshaus in der Mitte unserer Dörfer; sowie um Befreiung von den bisherigen Verpflichtungen gegen die Kirche zu Nortorf und gegen die dortigen Prediger bei Vacanzen.

Allerdurchlauchtigster,

Großmächtigster König

Allergnädigster König und Herr.

Eine Sehnsucht, ähnlich der, welche der Psalmist ausspricht in den Worten des 84sten Psalms „Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth; meine Seele verlanget und sehnet sich nach den Vorhöfen des Herrn“, ist auch in unsern Seelen erwacht auch wir fühlen ein Verlangen nach dem Gotteshause, um an den Tagen des Herrn gespeiset und gesättigt zu werden mit dem reinen Himmelsbrote, dem Worte Gottes, welches ewig, unverdorben und für Jedermann stärkend und erquickend ist. Die Kirche ist uns ein lieber Ort geworden, wo wir gerne jeden Sonn- und Festtag uns versammelten zur gemeinsamen Feier des Gottesdienstes, um unsere Seelen, welche die Woche hindurch nur zu sehr beschäftigt und zerstreut worden sind, von dem Irdischen zu erheben: „Hinauf zu Gott! Hinauf zu Gott!"

Dieser kirchliche Sinn ist bei uns besonders erwacht, seit dem wir hier in Nortorf unsern christlichen Prediger Kähler gehabt haben, der als ein treuer Diener Jesu Christi es recht versteht und sich angelegen läßt, sein seiner Geimeinde das Wort Gottes rein und lauter zu verkündigen.

Ein großes Hindernis aber, unsere Sehnsucht zu befriedigen, ist die weite Entfernung unserer Dörfer von unserer Kirche in Nortorf, da diese ca. 1½ Meilen beträgt. Daher ist in uns der Wunsch laut geworden: Hätten wir doch in der Mitte unserer Dörfer eine Kirche!

Nachdem wir diesen Wunsch zur reichlichen Ueberlegung gezogen, wenden wir uns an Ew. Königliche Majestät mit der allerunterthänigsten Bitte:

Allhöchst dieselben wollen allergnädigst uns die Genehmigung zum Bau eines Gotteshauses in der Mitte unserer Dörfer ertheilen.

Was ferner uns zur vorstehenden allerunterthänigsten Bitte treibt, ist Folgendes: Wir, als Famikienväter, halten es für unsere Pflicht, unsere Kinder, sowie unser Gesinde zum fleißigen Kirchenbesuch anzuhalten; wie oft wird aber die weite Entfernung ein Grund zum Wegbleiben aus derselben. Wie oft wird den Insten und Armen, denen Pferde und Wagen fehlen, dieser Umstand das größte Hinderniß zum fleißigen Besuch der Kirche. Und die Zahl dieser ist nicht gering in unsern Dörfern, wie sich aus Folgendem ergibt. Die Seelenzahl in den genannten Dörfern beträgt 1045, die Familienzahl 198, von welcher nur 53 Familien im Besitz von Pferden und Wagen sind. Eine Kirche in unserer Nähe würde ein Mittel sein, diese, die da arm sind an Brodt, reich zu machen in Gott, oder sie zu bewahren oder herauszuführen aus der geistigen Armuth, wo nicht allein ihr Tisch, sondern auch ihr Herz leer ist, wo ihnen nicht nur fehlt das Brodt, sondern auch Gott, wo sie nicht nur Mangel haben an Speis und Trank, sondern auch an Erkenntniß Gottes und Jesu Christi, an Gerechtigkeit, Friede und Freude in dem heiligen Geiste.

Ferner. Unsere Konfirmanden müssen von Weihnachten bis Ostern zweimal bis dreimal wöchentlich zum Confirmandenunterricht nach Nortorf; dieses hat wohl seine Schwierigkeiten, besonders für schwächliche Kinder. Auch ist Befehl der Regierung, daß die Schulkinder vom 12ten bis zum 16ten Jahre zur Kinderlehre in der Kirche angehalten werden sollen, wie ist dieses aber bei der weiten Entfernung moglich?

Man hat hier im Kirchspiel freilich Dörfer, die auch weit entfernt sind von der Kirche in Nortorf, aber sie leben doch unter den günstigen Verhältnissen, daß sie andere Kirchen in ihrer Nähe haben, wo sie auch nicht ausgewiesen werden, welches günstige Verhältnis bei uns nicht der Fall ist.

Daß schon früher das Bedürfniß nach einer Kirche hier gefühlt worden ist, möchte daraus hervorgehen, daß eine Sage berichtet, in der Mitte der genannten Dörfer sei eine Capelle gewesen.

Um unser Vorhaben zur Ausführung bringen zu können, falls unsere Bitte uns allergnädigst sollte gewährt werden, erlauben wir uns, zu derselben noch eine zweite allerunterthänigste Bitte hinzuzufügen, nämlich:

Ew. Königliche Majestät möchten uns von unsern alten Verpflichtungen gegen die Kirche zu Nortorf, so wie bei Vacanz der Predigerstellen auch von den Verpflichtungen gegen die dortigen Prediger allergnädigst befreien

Was Ew. Königliche Majestät als Grund dienen möchte, uns letztere allerunterthänigste Bitte zu gewähren, nehmen wir uns die Freiheit auszuführen, daß die Gemeinde zu Nortorf vor 50—60 Jahren nicht größer war, als sie sein wird, wenn unsere fünf Dörfer von derselben abgetrennt werden. Die Kirche zu Nortorf ist jetzt nicht groß genug mehr, die Gemeinde zu fassen. Zu diesem Kirchspiele gehören 26 Schulen, wenn also die fünf Dörfer mit ihren 4 Schulen davon abgetrennt werden, so werden noch 22 Schulen bleiben.

Die Hufenzahl im Kirchspiel ist circa 250, wenn also die genannten örfer mit ca. 40 Hufen abgehen, so werden noch 210 Hufen bleiben, wogegen unsere Nachbargemeinde Hohenwestedt nicht mehr als 100 Hufen hat, doch sind daselbst zwei Prediger angestellt.

Die Kirche zu Nortorf hat auch Capitalien und 117 Tonnen Roggenlieferung in natura.

Aus diesem geht hervor, daß die Gemeinde zu Nortorf immer noch eine Große bleibt, wenn auch unsere Dörfer sollten davon getrennt werden. Sollten wir uns der allergnädigsten Gewährung unserer alleruntersänigsten Bitte zu erfreuen haben, so erlauben wir uns aber auszusprechen, daß es uns möchte vorbehalten bleiben oder frei gestellt werden, über unsere Geldmittel und über die Stellung des künftigen Predigers inskünftig näher zu erklären. Vertrauensvoll sehen wir der allerhuldvollsten Erhörung unserer allerunterthänigsten Bitten entgegen und verharren in tiefster Ehrfurcht

Ew. Königlichen Majestät

allerunterthänigste

Innien Claus Cloy.

Böcken Hans Jargstorff.

Bünzen Claus Harms.

Bargfeldt Christ. Hingst.

Homfeldt N. D. Schwieger.“

Das Kloster Itzehoe befürwortete die Bitte, hielt aber die Gemeinden nicht für leistungsfähig genug. Auch die beiden Pastoren lobten den Entschluß des Ankrugs und erkannten das Bedürfnis an, meinten aber auch, daß der Bau etc. die Kräfte des Aukrugs übersteigen werde. Sie empfehlen daher den Bau einer Kapelle und die Anstellung eines Prädikanten, da die Kandidaten reichlich seien. Dieser hätte die Predigt und den Unterricht der Konfirmanden zu übernehmen, wofür ihm neben freier Station etwa 100 Rthlr. Courant zu zahlen wären. Auch halten sie es nicht für angängig, daß der Aukrug von den Leistungen gegen die Prediger und den Küster in Nortorf bei eintretender Vakanz befreit werde, da die Gehälter so wie so nicht groß sein.

Die Kirchenjuraten lehnten dagegen jede Lostrennung des Aukrugs ab, da auch nicht alle Einwohner des Aukrugs für den Bau waren. In Böken waren es nur zwei Bauern gegen den Willen der andern. Böken reichte darum eine Vorstellung gegen den Bau ein, die aber nicht berücksichtigt wurde. Die Juraten meinten, wenn der Wunsch des Ankrugs berücksichtigt werde, könnten auch andere Dörfer (z. B. Bargstedt, Holtorf, Oldenhütten) mit ähnlichen Anträgen kommen und Nortorfs Leistungsfähigkeit wäre in Frage gestellt.

Die Gemeinden wurden nun aufgefordert, ihre Pläne für Aufbringung der Geldmittel einzureichen. Pastor Kähler berichtet: „Sie wollen 8000 fl Cour. aufbringen zur Erbauung der Kirche u. s. w., ihrem künftigen Prediger aus eigenen Mitteln eine jährliche Einnahme von 1000 fl. Cour. sichern und ebenso dem Küster persöhnliche Accidentien bewilligen. Gewiß ist ein solches Anerbietene ehrenwerth und ein Zeugniß von dem religiösen Sinne dieser Leute und von dem Ernste, mit welchem sie ihren Zweck verfolgen. Allein dies reicht bei weitem nicht aus.“ Es waren in allem 23000 fl erforderlich. Die fehlenden Mittel sollten durch eine Hauskollekte gesammelt werden. Hingst=Bargfeld, Claus Rohweder und Claus Gloy=Innien hatten Ende September oder Anfang Oktober 1846 auf Luisenberg bei Kellinghusen eine Audienz beim König Christian VIII. und dieser stellte ihnen die Bewilligung einer Kollekte in Aussicht[7].

P. Kähler faßt seine Ansicht zusammen: „Es scheint mir in dieser Zeit, wo überall die materiellen Interessen vorzuwalten pflegen, besonders lobenswerth und edel zu sein, daß bei einer nicht geringen Zahl von einfachen Landleuten sich auch einmal das höhere Bedürfniß geltend macht und so offen hervorzutreten wagt.

Der 1848 ausbrechende Krieg hinderte die weitere Ausführung des Planes; immerhin wurde 1849 P. v. d. Heyde mit der Bedingung in Nortorf angestellt, daß er sich eine Abtrennung des Ankruges ohne Entschädigung gefallen lassen müsse.

Unterm 26. Sept. 1855 nahm das Ministerium für die Herzogtümer Holstein und Lauenburg in einem Schreiben ans Visitatorium den Plan wieder auf. Die Pastoren v. d. Heyde und Decker erstatteten nach Anhörung der Dörfer ihren Bericht: Böken, Bünzen und Homfeld erklärten, nicht bauen zu wollen, Bargfeld ist einstimmig für den Ban, jedoch mit der Bedingung, daß Wiedenborstel, Sarlhusen und Meezen dazu gelegt würden. Innien war auch dafür, wünschte aber noch den Beitritt weiterer Dörfer des Kirchspiels Kellinghusen. „Es ist also nach unserer Meinung jetzt nicht die gelegene Zeit zur Abtrennung der fünf Dörfer von der Nortorfer Gemeinde“, schreibt P. v. der Heyde.

1864 schwebten neue Verhandlungen. Am 14. Juni baten die Kirchenjuraten die herzogliche Regierung, die Aussonderung des Ankruges zu veranlassen und die Dörfer anzuhalten, sich mit der Stammgemeinde abzufinden.

Am 15. Juni war im Schulhause zu Bargfeld eine Versammlung, in der der Amtmann v. Harbou, der Propst, der Kirchspielvogt Caspersenzugegen waren. Amtmann Nortorf und Pastor Corpus=Kellinghusen v. Harbou berichtete über den Stand der Sache. Die Kosten würden sich auf 30000 K Court. belaufen. Zur Deckung dieser Kosten sei der größte Teil des in Händen des Bischofs befindlichen Fonds von 12000 (Neujahrskollekte) bestimmt; außerdem hatte Herr v. Bülow=Bothkamp 3000 k. in Aussicht gestellt, wenn der Bau vor dem 15. Januar 1865 beschlossen sei.

An der Versammlung beteiligten sich außer den Ankrugdörfern Meezen, Wiedenborstel und Poyenberg. Letzteres und Bucken lehnten Beitritt zur neuen Gemeinde ab. Die andern waren bereit, zum Kirchenbau bis 200 k die Hufe zu leisten. Vorausgesetzt wurde dabei, daß der künftige Kirchort unentgeltlich 12 Tonnen Land für Bauplätze und Pastoratdienstland hergeben würde. Zum Gehalt des Pastors sollten jährlich 1 Tonne Roggen und 10—12 K Court. die Hufe geleistet werden. Außerdem sollten die üblichen Gebühren bezahlt werden, und zwar sollten die Pferdebesitzer doppelt zahlen.

Am schwierigsten gestaltete sich die Verhandlung über den Kirchort. Homfeld und Bargfeld kamen in Frage. Beide boten Bauplätze, Homfeld dazu eine Brennholz=, Bargfeld eine Torflieferung. Böken erklärte, nur beitreten zu wollen, wenn nicht in Homfeld, Meezen, wenn in Homfeld gebaut würde. Es wurde ein Kirchbaukomitee gebildet aus Chr. Hingst=Bargfeld, Joch. Jargstorff=Böken, Henning Gloy=Innien, Jakob Ratjen=Homfeld, Axt=Meezen, Hans Schümann=Wiedenborstel, Hans Holm=Bünzen und Lehrer Rehder=Homfeld als Schriftführer.

1865 sagte die Landesregierung die Genehmigung einer Kollekte zu. Dennoch war alles vergeblich. Man konnte sich über den Kirchort nicht einigen. 1868 ordnete der Oberpräsident Baron v. Scheel=Plessen eine persönliche Verhandlung im Hause des Dingvogtes Hingst in Bargfeld an. Die Bauplatzfrage wurde offen gelassen und man war mit dem Bau einverstanden. Eine weitere Versammlung sollte den Bauplatz feststellen; sie kam aber in dem Jahre nicht zustande. Darauf wandten sich 1869 Jakob Reimers und Henning Gloy mit einem neuen Gesuch an den Herrn Oberpräsidenten und baten um Wiederaufnahme der Verhandlungen. Für die nun folgenden Verhandlungen bildete ein Beschluß des Konsistoriums und der Regierung von 1869 die Grundlage: Die Ankrugdörfer sind von ihrem bisherigen kirchlichen Verbande zu trennen. Es ist aus ihnen ein neues Kirchspiel zu bilden. Durch Hinzulegung einiger Nachbardörfer aus dem Kirchspiel Kellinghusen ist es zu vergrößern. Die ausscheidenden Dörfer werden von ihren bisherigen Lasten frei, verlieren aber auch den Anspruch auf das Stammvermögen der Kirchen. Am 6. Mai 1870 fand dann eine Besprechung mit Vertretern der Gemeinden statt. Ueber das Ergebnis berichten die Akten nichts. Endlich am 31. Aug. 1874 kam die endgültige Entscheidung vom Minister, „daß von dem Plane der Errichtung einer selbständigen Parochie für die Aukrugdörfer und einige benachbarte Ortschaften bis auf weiteres Abstand genommen werden muß“, da die Kosten zu groß würden. Darum wurden nun von 1875—83 und 1885—91 mit Unterstützung aus dem Centralfonds regelmäßig Nebengottesdienste in der Schule zu Innien abgehalten.

Da wurde unterm 5. März 1892 vom Konsistorium die Entsendung eines Hülfsgeistlichen nach dem Aukrug beschlossen und am 22. Mai 1892 wurde Pastor Lehfeldt gegen den Willen des Nortorfer in Innien eingeführt. Es entstand nun zwischen Kirchenvorstandes Kirchenvorstand in Nortorf und dem Konsistorium und der Regierung ein Rechtsstreit, da das Kirchenkollegium die Einstellung von Geldern zur Besoldung des Hilfsgeistlichen verweigerte. Das Kirchenkollegium war der Ansicht, daß durch Anstellung des Hilfsgeistlichen im Aukrug nur dieser davor Vorteil hatte; darum sollte er mit 500 Mk. voraus belastet werden. Das Konsistorium ordnete gleichmäßige Aufbringung des Geldes an.


Unterm 15./19. Dezember 1892 wurde dann die Errichtung eines Unterm dritten Pastorat's der Kirchengemeinde Nortorf beschlossen. Die Urkunde lautet:

„Kiel, den 15. Dezember 1892 - Schleswig, den 19. Dezember 1892.

Mit Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen, Unterrichtsund Medicinal-Angelegenheiten wird nach Anhörung der Betheiligten folgendes bestimmt.

§ 1. Neben dem bisherigen Hauptpastorat und Diakonat wird in der Kirchengemeinde Nortorf ein drittes Pastorat errichtet, welches neben freier Wohnung und Garten bzw. einem aus der Kirchenkasse zu zahlenden ausreichenden Wohnungsgeld mit einer aus der Kirchenkasse zu gewährenden Einnahme von 1800 Mk. einschließlich der Stolgebühren dotirt wird.

§ 2. Dem dritten Pastor wird für die von ihm zu vollziehenden Amtshandlungen ein besonderer Pfarrbezirk zugetheilt, welcher aus den Ortschaften Bargfeld, Böken, Bünzen Homfeld und Innien besteht. Im Uebrigen wird die Geschäftsvertheilung zwischen den Geistlichen der Nortorfer Gemeinde durch das Konsistorium näher geregelt.

§ 3. Der dritte Pastor erhält seinen Wohnsitz in Innien.

§ 4. Die Urkunde tritt am 1. Januar 1893 in Kraft.“

Das Kirchenkollegium verweigerte wieder die Einstellung der Mittel. Am 26. Mai 1893 erfolgte die zwangsweise Einstellung von 1900 Mk. in den Etat. Dagegen wurde der Rechtsweg beschritten. Am 24. Januar 1894 wurde die Klage des Kirchenkollegiums vom Oberverwaltungsgericht abgewiesen.

Inzwischen hatte die politische Gemeinde Innien vom Minister die Erlaubnis zum Bau einer Kapelle und zur Anlage eines Friedhofes erhalten. Bedingung war dabei, daß die Kapelle der demnächst zu bildenden Kirchengemeinde gegen Erstattung der Kosten überwiesen werde. Der Riß zum Bau war vom Architekten Grothof=Hamburg angefertigt. Der Kostenanschlag belief sich für Gebäude, Kanzel und Altar und Gestühl auf 14.500 Mk. Dazu bewilligte das Konsistorium aus den Mitteln des Kirchenbaufonds (Neujahrskollekte),7000 Mk. Die weitere Ausstattung der Kirche brachten die eingesessenen Familien des Ankrugs durch freiwillige Gaben auf.

Am 17 Dezember 1893 (dritten Advent) wurde die Kapelle vom Generalsuperintendenten Ruperti, dessen energischen Bestrebungen die Gründung zu danken ist, geweiht. Er überreichte im Auftrage Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin eine silberbeschlagene Altarbibel mit der eigenhändigen Inschrift:

„Der Kapelle zu Innien zur Einweihung. Am 17. Dec. 1893. (Geburtstag m. 6ten Sohnes)

Ps. 50,15. Rufe mich an in der Noth, so will ich dich erretten.

Augusta Victoria Kaiserin und Königin.“

1898 begannen die Verhandlungen über die vollständige Abtrennung des Ankrugs. Nortorf zahlte die 1877 und 1885 aus dem Aukrug erhaltenen Ablösungskapitalien (Rentenablösung) im Betrage von 7638 Mk. an die Kirchengemeinde Innien. Zur Deckung dieser Summe wurde auch die auf Bökener Feldmark liegende „Pastoratwiese“ der neuen Gemeinde überwiesen. Den endgültigen Abschluß bildet folgende

„Urkunde betreffend die Errichtung einer selbständigen Kirchengemeinde Innien.

Kiel, den 28. Febr. 1902. Schleswig, den 4. März 1902

Mit Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen, Unterrichtsund Medicinal-Angelegenheiten und nach Anhörung der Betheiligten wird von den unterzeichneten Behörden hierdurch Folgendes festgesetzt:

§ 1. Die Ortschaften Bargfeld, Böken, Bünzen, Homfeld und Innien werden aus der Kirchengemeinde Nortorf ausgepfarrt und zu einer selbständigen Kirchengemeinde Innien vereinigt.

§ 2. Die bisherige dritte Pfarrstelle in der Kirchengemeinde Nortorf mit dem Amtssitz in Innien geht mit ihrem gegenwärtigen Inhaber auf die Parochie Innien über. Auf dieselbe gehen auch diejenigen bisher zum Einkommen der dritten Pfarrstelle in Nortorf gehörigen Bezüge über, welche aus Stolgebühren oder Lieferungen oder Geldzahlungen bezw. den an die Stelle derselben getretenen Geldrenten und Ablösungskapitalien aus den abgezweigten Bezirken.

§ 3. Die Eigenthums- und sonstigen Privatrechte, welche die Eingesessenen der neuen Gemeinde Innien an den Kirchenstühlen und Erbbegräbnissen in Nortorf erworben haben, werden durch die Parochialtheilung nicht berührt.

§ 4. Diese Urkunde tritt mit dem 1. April 1902 in Kraft.

Königl. ev. luth. Konsistorium. gez. Chalybaeus.

Königl. Regierung Abth. für Kirchen- und Schulwesen. gez. Lindig.“

Geistliche in Innien waren:

  • 1892—1898 Pastor Lehfeldt, jetzt Hamburg=Hamm.
  • 1898—jetzt Pastor Roos.

Fußnoten

  1. Nach Akten des Nortorfer Kirchenarchivs und des Klosterarchivs in Itzehoe
  2. Siehe S. 12.
  3. Siehe S. 12.
  4. Siehe S. 27, 28
  5. Erschien Glückstadt 1856.
  6. Kirchenarchiv zu Nortorf.
  7. Mündliche Mitteilung von Herrn Hingst=Bargfeld, Sohn und Herrn Amtsvorsteher Gloy=Innien, Enkel der oben genannten.