Archiv:Pastor Bröker
Aus meiner Zeit als Pastor in Aukrug
Als ich 1976 beim Vorstellungsgespräch im Kirchenvorstand gefragt wurde, wie lange ich denn in Aukrug bleiben wollte, sagte ich : „ Na ja, sieben Jahre sind wohl eine gute Zeit...“ Mit der Antwort gaben sich alle zufrieden. Aus diesen sieben sind 35 Jahre Dienstzeit geworden. Es war „Liebe auf den ersten Blick...“, und ich habe es nicht bereut. Meine Frau und ich sind hiergeblieben, hier ist unsere Heimat. Auch wenn unser Gedächtnis eine starke Nebenwirkung hat – die Vergangenheit zu vergolden – ich denke gern an die schönen Gottesdienste zurück, die wir in der Aukruger Kirche gefeiert haben. Besonders gut war es, wenn mehrere an der Gestaltung beteiligt waren. Weltgebetstag, Erntedankfest auf dem Bauernhof, mit Männergesangverein oder Frauenchor, bzw. Musikgruppen, nicht zuletzt die gut besuchten Weihnachtsgottesdienste am Heiligabend mit Bläsergruppe.
Um selbst neue Impulse für Predigten und Ansprachen zu bekommen, habe ich einige Jahre bei der Ausbildung von Prädikanten mitgearbeitet (Frauen und Männer aus anderen Berufsgruppen, die nach erfolgreichem Abschluss die Möglichkeit haben, in Absprache mit dem Kirchenvorstand, Gottesdienste selbständig zu gestalten). Nicht als Vertretung für den Pastor, sondern Predigt aus einem anderen Blickwinkel.
Trauungen, Taufen und Beerdigungen sind immer ein Höhepunkt im Gemeindeleben. Ich habe immer versucht, die Ansprachen nach Möglichkeit persönlich zu gestalten. Die Beziehung war und ist mir sehr wichtig. Die Beziehung zu den Menschen, die gerade an einer ganz wichtigen Stelle ihres Lebens stehen. Wie oft habe ich bei Besuchen das Gefühl gehabt: Hier bist du schon einmal gewesen. Das Bild der verstorbenen Tochter steht immer noch auf der Nähmaschine, das Buch mit dem Goldrand rechts im Regal...
Daraus haben sich auch Freundschaften entwickelt. Es ist ein Privileg, die Geschichte eines Menschen zu hören, das zu hören, was sie/ihn geprägt hat. In vielen Stammbüchern dieses Ortes steht meine Unterschrift. Darüber hinaus hoffe ich, dass ich für viele ein guter Gesprächspartner und Begleiter in einer schönen oder schwierigen Situation gewesen bin.
Etliche Jugendfahrten habe ich unternommen. Als wir 1992 per Fahrrad und Bahn in Richtung Wittenberg/Lutherstadt unterwegs waren, war es ein besonderer Augenblick, mit dem Fahrrad durchs Brandenburger Tor fahren zu können! Wer hätte das für möglich gehalten? Jahre vorher endeten die Seniorenausflüge noch kurz hinter Mölln! Zwei Jahre als Pastor für Seelsorge an der Fachklinik Aukrug brachten mir viele Begegnungen mit Menschen aus anderen Orten und unterschiedlichen kirchlichen Bindungen. Es war eine neue Erfahrung, erforderte aber auch viel Eigeninitiative. Gespräche, Gottesdienste im kleinen Kreis, „Singend in den Feierabend...“ (dabei war mein Gitarrenspiel sehr von Vorteil), das waren die Arbeitsschwerpunkte. Pastor Carsten Struck war in diesen zwei Jahren zu 50% in der Kirchengemeinde Aukrug tätig. Anschließend übernahm Pastor Michael Bartels die Seelsorgestelle an der Fachklinik verbunden mit Predigtdiensten im Kirchenkreis – also auch in anderen Kirchengemeinden. Ich möchte noch meinen langjährigen Dienst (2000 – 2011) als Feuerwehrseelsorger erwähnen. Die Aufgaben für die Feuerwehr waren längst nicht mehr der „normale“ Wohnzimmerbrand. Schwere Unfälle kamen dazu, und so stieg auch die Belastung für die Einsatzkräfte. Durch meine Tätigkeit war ein Ansprechpartner gegeben, ob das dann immer genutzt wurde, war die Entscheidung des Betroffenen. Heute gehört die Notfallseelsorge und auch Feuerwehrseelsorge zu den kirchlichen Arbeitsfeldern.
Manchmal werde ich gefragt – wie das eben so ist – , wenn ich wählen könnte, ob ich dann noch mal Pastor werden würde. Da sich diese Frage so nicht stellt, kann ich nur sagen: Es war für mich der richtige Beruf.
Klaus Bröker