Archiv:Schule und Weiterbildung

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Schule und Weiterbildung

Die Aukrugschule von 1975 bis 1995

Der 2. Bauabschnitt der neuen Schule im Entstehen (Schulleiter Schlüter [links] und Bürgermeister Witt)
Das Kollegium im März 1994 —obere Reihe von links: Reimer Reimers, Jutta Rathjen, Hildegard Schmölcke, Angela Lerius, Ilse Johannsen, Reinhard Marose, Volker Dreeßen; mittlere Reihe von links: Sabine Maaß, Britta Stabenow, Johanna Fräckern, Marion Wagner-Grau, Gude Rieckmann, Ernst Jürgen Krey; untere Reihe von links: Annette Steimann, Silke Schilling, Christa Neufang, Barbara Schröder
Schülerzahlen der Aukrugschule 1980 bis 1995

Nach der Fertigstellung des 3. Bauabschnitts der neuen Schule im Jahre 1969 waren gute Voraussetzungen gegeben, den Aufbauzug in eine Realschule umzuwandeln. Schulleiter Gerhard Schönheim versuchte zusammen mit Elternschaft, Gemeinde und Amt diesen Plan zu verwirklichen. Das Kultusministerium genehmigte aber die Realschule für Aukrug nicht, vor allem wohl wegen der sinkenden Schülerzahlen.

1976 wurde Reinhold Ohm Nachfolger von Gerhard Schönheim. 1927 in Mönkeberg an der Kieler Förde geboren, hatte er seine Lehrertätigkeit in Burg (Dithmarschen) begonnen, wo er 1949 die zweite Lehrerprüfung ablegte. Bis 1955 war er Lehrer in Ascheberg und seit 1964 Schulleiter in Elsdorf. Seine besondere Vorliebe galt der Musik, dem Laienspiel und der plattdeutschen Sprache. 1979 rief er die „Plattdüütsch Theaterkrink Aukroog" ins Leben, die seine Frau Ursel nun mit großem Engagement und Erfolg weiterführt. Denn Reinhold Ohm erlag im Dezember 1989 seiner schweren Krankheit, wegen der er im Juni 1988 den Schuldienst quittieren mußte. Ihm folgte als Schulleiter Reinhard Marose. Er war vorher acht Jahre lang an der Hauptschule Bad Bramstedt, seinem Heimat- und Wohnort, tätig. Von ihm stammt die anschließende Schilderung der Schulsituation in Aukrug:

Schulsituation in Aukrug

Gesellschaftliche Veränderungen haben ihre Auswirkungen auch in Aukrug. Sie werden in verschiedenen Bereichen unseres Lebens deutlich, besonders in der Schule; denn hier spiegeln sich familiäre Verhältnisse und Einstellungen im Verhalten der Kinder wider. Mit Auslaufen der letzten Klasse R 10 wurde der Aufbauzug der Grund-und Hauptschule Aukrug mit Schreiben des Kultusministers vom 15. Juli 1980 beendet.

Die politischen Anstrengungen der ausgehenden 60er und 70erJahre zur Vermehrung von höherqualifizierten Schulabschlüssen zeigten in den 80er Jahren Wirkung: Eltern wollten für ihre Kinder vermehrt den Realschul- bzw. den Gymnasialabschluß, so daß die Anmeldungen für die Hauptschule stetig abnahmen. Die Zahl der Hauptschüler sank kontinuierlich von 137 im Schuljahr 81/82 auf 65 zehn Jahre später. Seitdem gibt es kaum Veränderungen in der Zahl der Hauptschüler. Mit Beginn der 90er Jahre nimmt der Druck auf die kleinen Hauptschulen in Aukrug und in Wasbek durch umfangreiche Sparmaßnahmen zu, wodurch u.a. Zusammenlegungen von Klassenstufen und Kürzungen im Stundenplan erforderlich werden.

Dennoch kann gerade unsere Hauptschule mit attraktiven Angeboten aufwarten: Eine besondere Rolle spielt die Hinführung unserer Schüler zur Arbeits- und Wirtschaftswelt durch Betriebspraktika seit 1983, Betriebserkundungen, Werkstattunterricht in Neumünster seit 1988 und durch intensive Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt und seinen Einrichtungen, wie dem Berufsinformationszentrum. In diesen Zusammenhang ist auch die Vermittlung von bleibenden Arbeitstugenden und Werten zu stellen, auf die die Schule Aukrug besonders achtet. So sind ihre Schüler mit Hauptschulabschluß nicht nur gerngesehene Auszubildende in den Betrieben des Aukrugs und der Umgebung, sondern auch in weiterführenden Schulen wird der Leistungsanspruch der Schule — auch in bezug auf das soziale Lernen — anerkannt.

Mit Beginn des Schuljahres 1991/92 wird den Schülern ab Klasse 7 neben den Kernfächern Unterricht in Wahlpflichtkursen angeboten, in denen sie ihre Fähigkeiten gezielter ausbilden können. Auch in der Grundschule, deren Schülerzahl recht konstant geblieben ist, wirken sich gesellschaftliche Veränderungen aus. Berufstätige Eltern, alleinerziehende Elternteile, Vereinzelung von Kindern mit zunehmenden Sprachstörungen stellen seit Ende der 80er Jahre neue Anforderungen an die Schule. Diese erfüllt neben der Wissensvermittlung Erziehungsaufgaben und übernimmt immer mehr Beratungsfunktion oder Vermittlung von Erziehungsberatung. So gibt es in der Schule seit Oktober 1992 feste Betreuungszeiten für Grundschüler, die sonst vor und nach dem Unterricht ohne Aufsicht und Betreuung wären.

Die häufige Bitte von ratlosen Eltern um Erziehungshilfe und der erkennbare Leidensdruck von Familien, in denen die Kinder verhaltensauffällig sind, machen die Einrichtung einer Erziehungsberatungsstelle in Aukrug notwendig, aber auch dafür fehlen Mittel. Doch eine chronologische Übersicht sagt wenig über das Schulleben aus. Was macht denn das Schulleben in unserer Schule aus, worum geht es uns, was sind unsere Ziele — und wie verfolgen wir sie?

Im Zentrum jeder Schule stehen die ihr anvertrauten Kinder. Sie sollen zu gemeinschaftsfähigen und -bildenden Mitgliedern unserer Gesellschaft entwickelt werden. Wir öffnen uns für neue Unterrichtsformen, orientieren uns sowohl an bewährten pädagogischen Vorbildern und entdecken sie neu, als auch an neuen pädagogischen Anforderungen und Aufgabenfeldern. Begriffe wie verstärkt differenzierender, handlungsorientierter, epochaler Unterricht werden mit Inhalten gefüllt, die in zunehmender Kooperation sowohl zwischen den Lehrkräften als auch zwischen diesen und den Eltern und den Schülern einmünden. Die große Sorge dieser Jahre, die eskalierende Gewalt einzudämmen, ist an unserer Schule verhältnismäßig gering; denn wir versetzen uns in die Lage, präven tiv zu arbeiten. Das bedarf einer Umschichtung der pädagogischen Kapazitäten: War der Lehrer früher vorrangig der Wissensvermittelnde, so übernimmt er heute zunehmend Erziehungsaufgaben, die früher der Familie zustanden. Diese Verlagerung ist nur mit Erweiterung der eigenen Fähigkeiten möglich. Diese Fortbildung erfolgt weitgehend schulintern und in der unterrichtsfreien Zeit, die durch angeordnete Mehrarbeit seit 1994 weiter eingeengt ist. Nicht zu unterschätzen sind die psychischen Belastungen, die Lehrer aus dem problembefrachteten Unterrichtsvormittag mit nach Hause nehmen oder in Konferenzen, Hausbesuche, Besprechungen und Fortbildungsmaßnahmen.

Fröhlich und kennzeichnend für die gute Kooperation aller Mitglieder der Schulgemeinschaft sind die Schulfeste verlaufen, z.B. das vom 17. 6. 94: Unter dem Thema „Partner" wurden bis dahin Projekte im Unterricht erarbeitet, die nun dargestellt wurden. U. a. hatten sich mehrere Klassen mit der Lebenssituation der Menschen in unserer Partnergemeinde Sien in Burkina Faso auseinandergesetzt. Spaß und Spiel hatten ihren Raum und ihre Zeit ebenso wie die ernsthafte Auseinandersetzung und die Vertiefung in die Probleme anderer Menschen.

Die vielen positiven Rückmeldungen bestätigen uns auf diesem Weg des Lernens in verschiedenen Bereichen, der geprägt ist von Akzeptanz der Schülerperson, der Wertevermittlung und Förderung der individuellen Fähigkeiten zum Wohle der Gemeinschaften.

Soweit die Ausführungen von Rektor Reinhard Marose.

Schülerzahlen und Schließungspläne

Die Gemeindevertretung erwägt, das alte Schulgebäude in der Itzehoer Straße zu verkaufen und den Erlös mit für den Bau von drei modernen Grundschulklassen mit überdachten Pausenräumen an der Schule Ziegeleiweg zu verwenden.

Im Herbst 1994 wandten sich Elternschaft und Gemeinde gegen den Plan der Schulverwaltung, die Hauptschule wegen zu geringer Schülerzahlen zu schließen und mit der Wasbeker bzw. Hohenwestedter Hauptschule zusammenzulegen. Ein Blick auf die Grafik unten zeigt, daß die Schülerzahl in Aukrug seit 1990 wieder steigt. Wegen des regen Zuzuges in die Gemeinde ist mit einer Fortsetzung dieses Trends zu rechnen. Ein Protestmarsch zum Kultusministerium in Kiel war deutlicher Ausdruck der Empörung über den Schließungsplan.

Die Verabschiedung von Konrektorin Rieckmann

Frau Rieckmann (Vogelschießen 1968) mit ihren Schülern

Nur ungern sah die Schule diese beliebte und bewährte Lehrkraft nach dem Schuljahr 1993/94 in Pension gehen. Das wurde an vielen kleinen und großen Abschiedsszenen deutlich. Als Gude Rieckmann 1961 an die Innier Schule kam, war sie noch das Fräulein Heinemann. Damals hatte die Grundschule 114 Schüler, davon 26 ABC-Schützen, und die Hauptschule mit Aufbauzug 64 Schüler. Sieben Lehrkräfte waren tätig. Die neue Lehrerin übernahm die erste und zweite Klasse und setzte erstmalig an der Schule die Ganzwortmethode im Anfangs-Leseunterricht ein. Am Aufbauzug unterrichtete sie Biologie, Sport und Nadelarbeit.

Wir wünschen ihr von Herzen einen langen, ausgefüllten Ruhestand!

30 Jahre Volkshochschule Aukrug

Gespräch über die Entwicklung der VHS 1992 — von links: Geschäftsführer des VHS-Landesverbandes Bersing, Hans Schmidt (stellvertr. Vors. des VHS-Kuratoriums), Bürgermeister Reimer Reimers, Amtskämmerer Willy Schmelzpfennig, VHS-Geschäftsführerin Brigitte Schwarz, VHS-Leiterin Jutta Kohls

Die VHS Aukrug ist eine von 168 im Lande. Damit hat Schleswig-Holstein neben Bayern (es hat 15 mehr) am meisten Volkshochschulen von allen Bundesländern. Die VHS nahm ihre Tätigkeit 1964 als „Arbeitsgemeinschaft für ländliche Ewachsenenbildung" in Zusammenarbeit mit den Volkshochschulen Hademarschen und Hohenwestedt auf.

Leitung und Geschäftsführung der VHS im Überblick:

ab Leitung Geschäftsführung
1964 Heinrich Bünger Hans August Jensen
1970 Gerhard Schönheim Fritz Roimann
Heinz Schliep Fritz Roimann
1980 Fritz Roimann Kirsten Osterkamp (heute Kirsten Brüggen)
1985 Frank Bushell Kirsten Osterkamp
1991 Jutta Kohls Brigitte Schwarz
1992 Heike Logan Vera Teetzen
1994 Heike Logan Bärbel Voß-Effelsberg

Bei der Gründung standen die fünf Bürgermeister der Aukrugdörfer, Vertreter der Bauernschaft, der Schule und der Vereine Pate. Die Kommission für ländliche Erwachsenenbildung des Landesbauernverbandes gab wichtige Impulse. Heinrich Bünger übernahm die Leitung, Hans-August Jensen die Geschäftsführung. Die erste öffentliche Veranstaltung am 19.10.1964 hatte das Thema „Die Stellung der Landwirtschaft in der EWG". Durch Beschluß des Amtsausschusses vom 24.2.1965 wurde die VHS eine Einrichtung des Amtes Innien und mit etwa einer DM pro Einwohner bezuschußt. 1970 übernahm die Gemeinde Aukrug Trägerschaft und Bezuschussung. 1982 wurde das erste eigne Programmheft herausgegeben. Heute erscheinen zweimal jährlich 2.500 Hefte mit dem Frühjahrs- und Herbstprogramm.

Am 26.9.1994 feierte die VHS ihr dreißigjähriges Bestehen. Viele Volkshochschulen konnten um die gleiche Zeit ihr 75-jähriges Jubiläum begehen, so daß der Festvortrag hier vom stellvertretenden Vorsitzenden des Landesverbandes der Volkshochschulen gehalten wurde. Die VHS Aukrug befinde sich noch immer im Aufwärtstrend, hob er hervor, und sei sowohl vom reichhaltigen Programm als auch von der Hörerzahl her als vorbildlich zu bezeichnen, denn über 1000 Bürger nähmen ihre Angebote in 120 bis 130 Kursen und Arbeitsgemeinschaften in rund 1000 Unterrichtseinheiten wahr. Das überaus vielfältige Programm reicht von Gesundheit und Kosmetik, über die Bereiche Heimat- und Länderkunde, Wirtschaft und Buchführung, Rhetorik, Sprachen, kreatives Gestalten und Musik bis hin zu Literaturlesungen. Natürlich spielen auch die Arbeitsgemeinschaften eine große Rolle: die traditionsreiche „Speelkrink Aukroog", der Frauenchor, die Wandergruppe, der Film- und Videoclub, die AG zur Verschönerung und Begrünung des Ortsbildes und die Schach-AG.

Das Bildungszentrum Tannenfelde

Die Meyerink'sche Villa Anfang des Jahrhunderts
Das Bildungszentrum heute
Herrenhaus Hasenwinkel bei Warin

Zu Beginn der 70er Jahre kam die frühere Meyerinksche Villa Tannenfelde in den Besitz der Studien- und Fördergesellschaft der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft e.V., um dort ein Zentrum der unternehmerischen Bildungsarbeit zu schaffen. Heute werden hier jährlich über 300 Seminare zur beruflichen Fort- und Weiterbildung und zur wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Bildung durchgeführt.

Seit der Gründung 1974 betreute das Bildungszentrum Tannenfelde weit mehr als 80.000 Teilnehmer aus Schleswig-Holstein und Hamburg. Tannenfelde versteht sich als Dienstleistungsbetrieb und als kompetenter Partner der Unternehmen, wenn es darum geht, ganzheitliche Konzepte für Personal- und Organisationsentwicklung sowie firmenspezifische Weiterbildungsprogramme zu entwickeln und umzusetzen. In einem regelmäßigen Erfahrungsaustausch mit Unternehmen, Personalleitern und betrieblichen Bildungsverantwortlichen wird das Verständnis für Maßnahmen der modernen Personalentwicklung gefördert. Dabei nehmen in den letzten Jahren individuelle Firmenseminare zunehmend mehr Raum ein.

Das Bildungszentrum Tannenfelde reagiert rasch auf alle Entwicklungen und Anforderungen der Weiterbildung und paßt sein Programm jährlich den neuen Erfordernissen an. Ausgewählte Referenten aus Unternehmen und Hochschulen sowie freie Trainer stellen das hohe Niveau der Bildungsarbeit sicher. Insbesondere gehen sie auf die spezifischen Eigenarten der Teilnehmergruppen ein, wobei psychologische und kommunikative Prozesse berücksichtigt werden. An Schüler, Studenten, Lehrer, Offiziere, Pastoren, Journalisten, Ministerialbeamte, Politiker und Betriebsräte richtet sich das gesellschafts- und wirtschaftspolitische Programm des Bildungszentrums.

Wirtschaftliche Themen haben in der öffentlichen Diskussion stark an Bedeutung gewonnen. Das Bildungszentrum Tannenfelde sieht es als seine Aufgabe an, aktiv zum Wissen über die Wirtschaft und ihre Rolle in der Gesellschaft beizutragen. Damit wird ein Beitrag zur Erhaltung und Entwicklung unserer politischen und wirtschaftlichen Ordnung geleistet.

Nach dem Fall der Mauer im Herbst 1989 unterstützte das Bildungszentrum Tannenfelde die Unternehmensverbände in Mecklenburg-Vorpommern beim Aufbau einer eigenen Bildungseinrichtung und führte drei Jahre lang dort Seminare zur Unterstützung der Einführung der Marktwirtschaft durch. Das Herrenhaus Hasenwinkel bei Warin wurde zum Zentrum unternehmerischer Bildungsarbeit in Mecklenburg-Vorpommern. Damit wurde auch gleichzeitig ein wichtiger Eckpfeiler für die Partnerschaft zwischen dem Amt Aukrug und der Stadt Warin gesetzt.

Ergänzungen in der digitalen Version (Stand 23. November 2021)

  • Meyerinksche Villa statt Mayeringsche gemäß Brief der Firma (Wilhelm) Wm. Meyerink & Co. von 1899, gesendet von Shanghai nach Kobe (Japan) per Schiffspost