Archiv:Vorwort und Danksagung (Isernhagen)

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Walter Isernhagen im Oktober 2022
An der Homfelder Schule 1947
Walter Isernhagen in den 1960er-Jahren

Vorwort

Vorworte halte ich im Prinzip für überflüssig, und richtig übel finde ich, wenn sich “ jemand mit einer sogenannten „Einleitung“ an den arglosen Leser heranpirscht, denn dann bekommt der gleich ein schlechtes Gewissen, wenn er diese nicht liest und meint, er habe nun etwas Wichtiges versäumt. Was haben Vorworte einem schon zu bieten?

Meistens nur Dankesworte an die Mitschuldigen am Zustandekommen des folgenden Werkes. Oder schmeichlerische Ergüsse in Richtung der Geldgeber, ohne deren Mäzenatentum der arme Poet seine kärglichen Gedanken mangels eigener finanzieller Mittel der Nachwelt hätte vorenthalten müssen, was der nun auch nicht zum Schaden gereichte. Oft langweilen belehrende Ausführungen, mit erhobenem pädagogischen Zeigefinger verfasst, dass man, ohne sie zu lesen, das folgende literarische Hauptgericht nicht recht verstehen, geschweige genießen könnte. Nicht selten sind Vorworte nur schlichte Wichtigtuerei.

Such dir, lieber Leser, davon etwas aus, was in meinem Falle zutrifft, wenn du nicht schon längst einfach weitergeblättert hast! Nachworte sind dagegen etwas anderes. Nachworte lese ich immer. Hier finde ich Hinweise auf Autor und Werk, Form und Inhalt, Entstehungsgeschichte und Hintergründe. Nur bleibt nach dem Lesen des öfteren ein bitterer Beigeschmack:

Warum weiß man selbst so wenig darüber, warum ist man so dumm, dass man erst fremder Hilfe zum wahren Verständnis bedarf? Und trotzdem mute ich dir, geneigter Leser, dieses Vorwort zu, und dann auch noch zur eigenen Vita? Welch dreister Hochmut spreizt sich hier! Folgt nun etwa der oder zumindest ein Höhepunkt der Memoirenliteratur? Warten wir's ab! Mögen uns einige Beispiele helfen, wie man Memoiren beginnt; vielleicht lässt sich aavon etwas lernen.

„Gallia divisa est in partes tres.“

So oder so ähnlich beginnt nach meiner unzuverlässigen Erinnerung aus fernen Schulzeiten „de bello gallico" von Cäsar. Wie geschickt unser Cäsar das doch macht! Der Schauplatz Gallien wird in den Vordergrund gestellt, er selbst tritt dahinter zurück und berichtet von sich selbst nur mit „Cäsar“ und ‚er". Wie unaufdringlich! Und doch ist das Ganze nur ein schäbiger Trick, um mit falschet Bescheidenheit erst recht im Bewusstsein der eigenen Wichtigkeit mit seinen Taten zu protzen und die Zeitgenossen und die Nachwelt zu beeindrucken.

Ein zweites Beispiel: „Am 28. August 1749, mittags mit dem Glockenschlag zwölf, kam ich in Frankfurt am Main auf die Welt.“ Das ist doch etwas anderes. Der alte Goethe weiß, wer in „Dichtung und Wahrheit“ die Hauptperson ist: Er selbst. Auf den folgenden Seiten erfährt man von unserem Olympier nur leider nicht immer, was Dichtung und was Wahrheit ist. Lassen wir also noch jemand anderen zu Wort kommen!

„Als normales Produkt unseres staatlichen Unterrichts verließ ich 1832 die Schuß als Pantheist, und wenn nicht ak Republikaner, doch mit der Überzeugung, dass die Republik, "die vernünftigste Staatsform sei.“ Bewusst wird ironisch schon damals die Institution genannt, die am meisten zur Verbildung des ihr überlassenen Humanmaterials beiträgt: die Schule. Man ahnt schon, welch innere Befreiungskämpfe es kosten wird, bis Otto von Bismarck, durch das 'wahre Leben umgeformt, die wohlgemeinten, aber in die Irre führenden pädagogischen Bemühungen seiner Erzieher von sich abstreifen kann und zum aufrechten Monarchisten heranreift. Da will man doch den alten Kaiser Wilhelm wiederhaben, ab er bitte nur Wilhelm I., nicht Wilhelm II.! Diesem undankbaren und unfähigen jungen Schnösel werden in „Gedanken und Erinnerungen" ordentlich die Leviten gelesen.

Ganz anders beginnt dieser: „Als glückliche Bestimmung gilt es mir heute, dass das Schicksal mir als Geburtsort gerade Braunau am Inn zurwies, Liegt doch dieses Städtchen an der Grenze jener zwei deutschen Staaten, deren Wiedervereinigung zumindest uns Jüngeren als eine mit allen Mitteln durchzuführende Lebensaufgabe erscheint.“ Stammt das etwa von Helmut Kohl? Wegen der „zwei deutschen Staaten“ und der „Wiedervereinigung"? Nein, so beginnt Adolf Hitler, und „Mein Kampf“ lässt ahnen, was die „glückliche Bestimmung“ für das deutsche Volk bedeuten wird.

Und ich? Kann ich mich freimachen von den Schatten meiner berühmten oder berüchtigten Vorgänger? Wen soll ich zum Vorbild nehmen? Warum schreibe ich? „.Jm Spaß zu haben, um intensiver zu leben, um sich selbst zu beweisen oder wegen der Anerkennung der anderen.“ So sagt von sich der Spanier Arturo Perez-Reverte, und so möchte ich es auch halten Die Bilder meiner Kindheit und Jugend möchte ich beschwören und wiedersehen, und wo die Erinnerung Lücken aufweist, helfen „Dichtung und Wahrheit" und die „Bücher, deren Gedächtnis nie versagt‘, wie Arturo Perez-Reverte treffend formuliert hat.

Anleitung zum Lesen

Dieses Buch hat der Autor vor allem für sich selbst geschrieben. Sollte es dennoch interessierte Leser finden, so ist das dankenswert. Als Beigabe hier eine Anleitung zum Lesen, je nach Lesertyp.

Der eilige Leser
Er überschlage die ersten trockenen Kapitel und beginne mit dem Kapitel MUTTERKREUZ, denn erst hier betritt der Hauptheld, der Autor, die Bühne des Lebens. Den Rest lese er, je nach Laune, vollständig, quer oder überschlage ihn Langweilendes.
Der gründliche Leser
Er fange vorne an, mithin hier, und höre mit dem letzten Wort auf, beginne dann noch einmal in umgekehrter Reihenfolge - vielleicht hat er ja etwas Wichtiges übersehen — und reiche beim Verfasser inhaltliche Zusammenfassungen dreier in seinen Augen besonders geglückter Kapitel zur Überprüfung ein, ob er auch alles verstanden hat.
Der kritische Leser
Er zähle die Druckfehler, berichtige im Text orthographische und grammatische Fehler, stilistische Mängel und offensichtliche Irrtümer, markiere auch Übertreibungen, alles natürlich mit roter Tinte, und lasse dem Autoren das nun fehlerfreie Werk gnädig zukommen.
Der humorvolle Leser
Er erfreuexsich beim Entdecken ihn amüsierender Begebenheiten und geglückter sprachlicher Wendungen und lache immer an der richtigen Stelle.
Der zerstreute Leser
Er benutze ein Lesezeichen, um nicht Textteile mehrfach zu lesen und sich dann zu wundern, daß ihm manches schon bekannt vorkommt.
Der literarisch anspruchsvolle Leser
Er betrachte das vorliegende Werk mit Nachsicht als Feierabendarbeit eines Amateurs, dem er mit Wohlwollen begegnen möge.

Fundstücke

Wir bedanken uns bei Walter Isernhagen für die Einräumung der Nutzungsrechte an seinem Buch "Das Tal der Osterhasen", das er dem Museumsverein und der Gemeinde Aukrug bei einem persönlichen Treffen mit Martin Westendorff am 14. Oktober 2022 in Lübeck schriftlich erteilte. Bei der Gelegenheit konnten wir auch auch viele der Fotos und Dokumente aus seinem Archiv vom Original digitalisieren.

„MEMOIREN: Denkwürdigkeiten, ‚Lebenserinnerungen aus der Zeitgeschichte, die der Verfasser als handelnd Beteiligter oder als Augenzeuge miterlebt hat.“ (dtv-Lexikon, Band 12)

„Ihren größten ‘Wert haben Autobiographien wahrscheinlich für die Autoren selbst, die ihr eigenes Leben auf die Reihe bringen möchten. Deshalb stellen sie in der Regel die Person des Autors, welche natürlich im Mittelpunkt steht, dem Leben in einem solchen Spiegelbild dar, wie „s der Autor von-sich selbst gern hinterlassen möchte.“ (Helmut Schmidt, Weggefährten - Erinnerungen und Reflexionen)

„Man sähe alles, was man damals sah.
Und alles, was seit jener Zeit geschah,
das würde nun zum zweitenmalgeschehn...
Dieselben Bilder willst du wiedersehn?
Ja!“
(Erich Kästner, Existenz im Wiederholungsfalle)

„La vida de uno no es lo que sucediö; sino lo que recuerda y como lo recuerda.” - Das Leben eines Menschan ist nicht das, was geschehen ist, sondern das, was er erinnert und wie er es erinnert. (Gabriel Garcia Märquez)

„Will man einen Menschen genauer beurteilen, so muß man die Geschichte seiner Kinder- und Jugendjahre Rennen.“ (August Bebel, Aus meinem Leben)

Danksagung

Mein Nachbar Dr. Rolf Hammel-Kiesow und Dr. Petershagen von der Deutschen Bundesbank halfen mir bei der Beschaffung von Informationen zur Währungsreform.

Mein Jugendgespiele Detlef Ratjen, Frau Marie („Mimi“) Ratjen, Frau Gerda Peters, Herr und Frau Anczykowski, alle aus Homfeld, frischten mein Gedächtnis mit ihren Erzählungen aus vergangenen Zeiten auf.

Frau Annemarie Kruse fertigte die Vorlagen zum Kopieren des Textes an.

Ihnen allen sei hier gedankt; vor allem aber meiner Ehefrau Renate, meiner geduldigen Zuhörerin und ersten Kritikerin.

Fortsetzung

Fortgesetzt im Kapitel Walters Eltern und Großeltern.