Archiv:Zwei Bucherscheinungen
Zwei Buchererscheinungen
Unser Mitbürger, der Hauptlehrer Georg Reimer in Böken, hat aufgrund einer an ihn gerichteten Bitte der Generalversammlung der damaligen Innier Spar- und Darlehnskasse im Jahre 1913 ein Buch mit dem Titel "Die Geschichte des Aukrugs" herausgegeben. Georg Reimer war ein Vollbluthistoriker, der vor Ort überall da, wo Unterlagen und Urkunden einzusehen waren, geforscht und nachgelesen hat, um alles Wissenswerte über die Geschichte der Vorfahren in unserem Aukrug zusammenzutragen. Diese erste Ausgabe im Jahre 1913 war ein nur schmaler Band, der aber doch schon die wesentlichen Ergebnisse seiner damaligen Forschungen und Erkenntnisse zum Inhalt hatte.
Georg Reimer hat dann weitergeforscht und weiter zusammengetragen, was an historischen Belegen in den Archiven schlummerte, um es in einer neuen Ausgabe der Geschichte des Aukrugs zu verwenden. Leider war es ihm nicht vergönnt, diese von ihm weiter fortgeführte Arbeit, die sein nebenberufliches Lebenswerk darstellte, selbst noch der Öffentlichkeit vorzulegen, wie er es gehofft hatte und was für ihn die Krönung seines Forscherlebens bedeutet hätte. Die Schwierigkeiten der Finanzierung verzögerten die Herausgabe ein um das andere Mal. Auf seinem Krankenbett, unmittelbar vor seinem sanften Hinscheiden, erfreute ihn die Mitteilung von der beschlossenen Unterstützung durch die Innier Spar- und Darlehnskasse, die eine Drucklegung ermöglichte. Es sollte seine letzte große Freude sein! Dann legte ihm eine höhere Fügung die nimmer müden Hände zur Ruhe. Still und bescheiden wie er gelebt hatte, so ist er auch gestorben.
Mit diesen Worten übergab am 02. Juni 1959 unser Mitbürger, der Mittelschullehrer Heinrich Bünger, die 2. Auflage der Geschichte des Aukrugs einer interessierten Öffentlichkeit. Nun war das Werk inzwischen auf 300 Seiten angewachsen und enthielt viele weitere zusätzliche Forschungsergebnisse, die Georg Reimer in den vergangenen 45 Jahren zusammengetragen hatte. Aus finanziellen Gründen war es leider nur möglich, eine begrenzte Zahl der neuen Auflage drucken zu lassen, die dann auch sehr schnell vergriffen war. In vielen Gesprächen mit dem Herausgeber der letzten Ausgabe, dem inzwischen pensionierten Realschullehrer Heinrich Bünger, erklärte sich dieser zu meiner großen Freude bereit, eine Fortschreibung des Werkes von Georg Reimer in die Hand zu nehmen. Die Neuauflage der Geschichte des Aukrugs erschien mir als eine ganz dringende Notwendigkeit, da der Kreis der Leser und Freunde des Buches sich seit dem Jahr 1959 erheblich erweitert hatte. Nicht nur die alt eingesessenen Familien des Aukrugs, sondern auch die Neubürger und Gäste der Gemeinde waren an der Darstellung der Geschichte interessiert, so daß eine Neuauflage zwingend erforderlich erschien. Heinrich Bünger hat sich dieser Aufgabe mit großen Fleiß und unendlicher Geduld und großer Sorgfalt gewidmet und in mühevoller Arbeit die Ereignisse der letzten 20 Jahre dargestellt und dem Text von Georg Reimer angeschlossen. Heinrich Bünger macht in seiner Einleitung zur Fortschreibung der Geschichte des Aukrugs folgende bemerkenswerten Ausführungen:
"Georg Reimer hat uns in seinen Ausführungen anhand der ihm zugänglichen Quellen einen weiten Blick zurücktun lassen in die Vergangenheit des Aukrugs. Nur auf seine Forscherarbeit ist es zurückzuführen, wenn sich in den Bewohnern der Aukrug-Dörfer ein Geschichtsbewußtsein entwickelt hat, wie es nur selten anzutreffen ist. Nicht der spannenden Erzählung, sondern der einzigartigen Erkenntnisse wegen, die die Geschichte des Aukrugs dem aufmerksamen Leser vermittelt, hat sie eine so gravierende Bedeutung für den Aukrug erlangt. Nur so ist es zu erklären, daß sich die gegenwärtige Generation mit der Geschichte ihres Heimatortes so lebhaft verbunden weiß und daher beabsichtigt, des ersten Auftauchens eines Ortes Ennige aus dem Dunkel der Geschichte von 850 Jahren in einem festlichen Rahmen zu gedenken." Von der 850-jährigen Vergangenheit Inniens und des Aukrugs hat der Autor fast 800 Jahre in seiner Aukrug-Chronik für uns lebendig werden lassen. Es bleibt nun die Aufgabe, auch die letzten 50 Jahre der Gefahr der Vergessenheit zu entreißen und die vielfältigen kraftvollen, zukunftsträchtigen Lebensäußerungen der Einwohner Aukrugs in diesen Jahrzehnten unseren Enkeln deutlich zu machen.
So wie Georg Reimer sich bei seiner Arbeit an der 2. Auflage bemüht hat, die geschichtlichen Verhältnisse der früheren Zeiten bis in den Anfang unseres Jahrhunderts aufzuzeigen, so mußte in einer 3. Auflage der Versuch gemacht werden, die Verhältnisse des Aukrugs bis in die Gegenwart darzustellen. Geschichte hört nie auf, sondern schreitet unaufhaltsam fort. Was heute Gegenwart ist, ist morgen schon Vergangenheit und damit Geschichte geworden. Die Entwicklung des Aukrugs nach dem 2. Weltkrieg ist so bedeutsam, daß sie in der Aukrug-Chronik nicht fehlen darf. Nun kam es aber zunächst einmal darauf an, einen Verlag zu finden, der eine Neuauflage zu erträglichen finanziellen Bedingungen herstellen könnte. Die letzte Auflage war beim Verlag Heinrich Möller Söhne in Rendsburg aufgelegt wurden, und so haben wir uns zunächst an dieses Druckhaus gewandt, um ein Angebot für die neue Auflage zu erhalten. Gleichzeitig sind aber auch andere Druckhäuser gefragt worden und um Angebote gebeten worden, die jedoch mit dem Druckhaus Möller in Rendsburg nicht mithalten konnten. Damit war also zunächst klar, daß der Neudruck bei der Firma Heinrich Möller Söhne in Rendsburg vorgenommen werden sollte.
Der für den Druck zuständige Mitarbeiter des Druckhauses Möller war Herr Wagge, der sich sehr engagiert unserer Sache annahm. Herr Blinger und ich haben in vielen Gesprächen, die zumeist im Druckhaus Möller in Rendsburg stattfanden, unsere Vorstellungen erläutert und einen außerordentlichen liebenswürdigen und bereitwilligen Helfer in Herrn Wagge gefunden. So konnten alle Einzelheiten des Druckes, des Einbandes und des farbigen Umschlags zu unserer Zufriedenheit geregelt werden, und auch der Preis konnte bei einer Auflage von 1.500 Exemplaren so gestellt werden, daß ein Verkauf für das Einzelexemplar zu 20,-- DM möglich wurde. Dieser Preis erschien uns angemessen, wenn die vorgesehene Auflage möglichst weitgehend zum Verkauf gelangen sollte. Zur Sicherheit des Absatzes wurde vereinbart, daß die Raiffeisenbank Aukrug eine Absatzgarantie für 300 Exemplare übernahm und auch die Gemeindevertretung der Gemeinde Aukrug damit einverstanden war, bis zu 200 Exemplare zu übernehmen. In einer Postwurfsendung an alle Haushaltungen der Gemeinde Aukrug teilte ich allen Mitbürgern den Neudruck des Buches "Die Geschichte des Aukrugs" mit. Es wurde eine Subskription aufgelegt, in der das Buch allen Bürgern und Interessenten zum Preis von 20,-- DM angeboten wurde. In dem beigefügten Bestellzettel konnten sofort Bestellungen vorgenommen werden. Diese Subskription fand ein ganz ausgezeichnetes Echo: In wenigen Tagen waren 1.000 Exemplare des Buches bereits verkauft. Am Schluß der Aktion verblieben für die Raiffeisenbank nur noch 150 Exemplare, und die Gemeinde Aukrug mußte sich mit kaum 100 Exemplaren zufrieden geben.
Wir Einwohner des Aukrugs können stolz darauf sein, daß unsere Mitbürger Georg Reimer und Heinrich Bünger die Geschichte des Aukrugs für uns festgehalten haben. Wo sonst gibt das wohl, daß über die Geschichte einer Gemeinde ein so umfassendes Werk vorliegt, das zudem einen bedeutenden wissenschaftlichen Rang hat. In Rahmen der Aukrug-Woche wurde aber noch ein weiteres Buch herausgegeben, dass die Besonderheiten unseres Bezirks einleuchtend darstellt. Eines Tages - in Frühjahr 1978 - erschien bei mir Herr Verbandsdirektor i.R. Albert Lütje aus Bordesholm, der in der Zeitung von der bevorstehenden 850-Jahrfeier gelesen hatte. Herr Lütje hatte die Vorstellung, daß er eine Chronik über das landwirtschaftliche Vereins- und Genossenschaftswesen im Aukrug zum 850-jährigen Jubiläum der Gemeinde schreiben möchte. Als Kenner der hiesigen Gegend, aber auch als Forscher hatte er Zugang zu vielen Quellen bekommen, die über diese Dinge Auskunft geben konnten.
Schon Georg Reimer hatte in seiner ersten Ausgabe der Geschichte des Aukrugs festgestellt, daß hier im Aukrug schon sehr früh landwirtschaftliche Vereine gegründet wurden, die von hier aus sich später über das ganze Land Schleswig-Holstein ausdehnten bzw. Vorläufer für ähnliche Vereine in Schleswig-Holstein gewesen waren. Die Herausgabe eines Buches über das landwirtschaftliche Vereins und Genossenschaftswesen schien also geradezu eine notwendige Ergänzung zu der Geschichte des Aukrugs von Georg Reimer.
Herr Lütje hat dann anhand alter Protokolle des landwirtschaftlichen Vereins an der Bünzau und aufgrund von Berichten aus den Itzehoer Nachrichten, den Rendsburger Tageblatt und dem Landwirtschaftlichen Wochenblatt umfangreiches Material über gemeinschaftliche Selbsthilfemaßnahmen bearbeitet und viele Einzelheiten dieser vom Gemeinsinn getragenen Entwicklung, für die sich immer wieder weitblickende Männer mit großer Verantwortungsbereitschaft zur Verfügung stellten, geschildert. Die Chronik weist nach, daß im Aukrug schon frühzeitig begonnen wurde, die wirtschaftliche und soziale Lage der ländlichen Bevölkerung nachhaltig zu verbessern. Schon im Vorwort wird deutlich, welchen Zweck man mit dieser Chronik erreichen wollte. Im Vorwort heißt es u.a.: "Diese Chronik erscheint zum 850jährigen Bestehen des Aukrugs. Sie beschreibt und untersucht einen speziellen Aspekt der Geschichte, die Zusammenschlüsse von Menschen in dieser Region zur Bewältigung von Schwierigkeiten und Aufgaben, die für den einzelnen nicht möglich gewesen wäre."
Herr Lütje hat es meisterhaft verstanden, in diesem Büchlein alles Wissenswerte über das Vereins- und Genossenschaftswesen im Aukrug zusammenzutragen, und aus den Erkenntnissen der Vergangenheit Folgerungen für die Zukunft abzuleiten. Auch dieses Buch hat weitgehende Verbreitung in der Gemeinde gefunden und wurde von der Raiffeisenbank allen Mitgliedern und Interessierten kostenlos zur Verfügung gestellt.