Aukrugschule

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Der 2. Bauabschnitt der neuen Schule im Entstehen (Schulleiter Schlüter [links] und Bürgermeister Witt)
Das Kollegium im März 1994 —obere Reihe von links: Reimer Reimers, Jutta Rathjen, Hildegard Schmölcke, Angela Lerius, Ilse Johannsen, Reinhard Marose, Volker Dreeßen; mittlere Reihe von links: Sabine Maaß, Britta Stabenow, Johanna Fräckern, Marion Wagner-Grau, Gude Rieckmann, Ernst Jürgen Krey; untere Reihe von links: Annette Steimann, Silke Schilling, Christa Neufang, Barbara Schröder
Schülerzahlen der Aukrugschule 1980 bis 1995
Einschulung 1986 (stehend links Rektor Ohm)
Auf dem Schulfest 1994 — Thema „Partner"
Nach der Aufführung

Die Aukrugschule ist eine Grund- und Hauptschule, bis 1980 mit Aufbauzug. Sie wurde 1978 von insgesamt 365 Schülerinnen und Schülern besucht, von denen 213 der Grund-, 97 der Hauptschule und 65 den drei Klassen des Aufbauzuges angehören. Der Aufbauzug lief damals aus, so daß sie seit 1980 eine Grund- und Hauptschule wurde.

Dem Lehrerkollegium gehören 10 Lehrerinnen, fünf Lehrer und drei stundenweise beschäftigte nebenberufliche Lehrkräfte im Angestelltenverhältnis an. Welch eine erstaunliche Entwicklung hat die Schule in den letzten 30 Jahren durchlaufen! - Gab es doch bis dahin ausschließlich ein- bzw. zweiklassige Schulen in unseren Dörfern.

Fünf einklassige Volksschulen

War man damals darauf bedacht, möglichst Lehrkräfte anzustellen, die für ihre Arbeit ein nur geringes Entgelt forderten, so trat mit der Verordnung des Generalsuperintendenten Conradi aus dem Jahre 1731 eine wesentliche Änderung ein. Er wandte sich gegen das eigenmächtige Anstellen von Schulmeistern in den Dörfern und wies nachdrücklich darauf hin, dass die Anstellung von Lehrern Sache des Propstes sei.

Schon 1801 plante man, die Schulen Bargfeld, Böken, Bünzen und Innien zusammenzulegen. Damals scheiterte das Vorhaben an den Einsprüchen der Dörfer Böken und Innien. Inzwischen hatte man aber erkannt, dass der Erfolg der Schule auch weitgehend vom Lehrer abhängig ist. So fand man im Jahre 1900 beim Abbruch der Vorderseite des Schulhauses in Innien einen Balken aus dem Jahre 1834 mit folgender Inschrift: ,,Dies Schulhaus ist, o Herr, zu Ehren Dir gebaut. Die Kinder sind zu Deiner Lehr Dir anvertraut. Nur unser Wunsch und Bitte ist, dass Du uns gute Lehrer gibst, die unsre liebe Jugend lehren Weisheit, Pflicht und Tugend."

Bauleiter waren damals Gemeindevorsteher Ratjen und Müllermeister Kuhlmann (Chronik 27.9.1900). Aus einem Brief vom 7 .10.1899 des Lehrers an den königlichen Kreisschulinpektor Herrn Hauptpastor Hansen Hochehrwürden in Rendsburg geht hervor, dass auch die Lehrer manchmal Sorgen mit den Schülern und Eltern hatten. Hier ein gekürzter Auszug: ,,Da zur Zeit das unentschuldigte Fehlen einiger Kinder meiner Schule gewohnheitsmäßig und in frecher Weise betrieben wird, sehe ich mich genötigt, die Sache Ihnen vorzutragen. Schon immer ist das Bummeln einiger Kinder in Aukrug zu beklagen gewesen … Da die Schule in ihrem Betrieb unter dieser Sache in furchtbarer Weise leidet, so darf ich gehorsamst bitten, eingetragene Fälle prüfen zu wollen. E. ist Arbeiter und Demokrat, gänzlich unzufrieden mit seinem Schicksal. Er arbeitet auswärts, die Mutter kennt keine Pflichten, sondern schickt entweder die Kinder gar nicht oder halbnackt und schmutzig, auch viel zu spät zum Unterricht. . . . .

Ich bitte Euer Hochwürden gehorsamst, in den genannten Fällen einen Verweis erteilen zu wollen.

Aber auch erfreulichere Dinge weiß die Chronik zu berichten. So wird den Audörfern bescheinigt, schon am 24. März 1898 gemeinsam in einem Festzug durch alle fünf Dörfer marschiert zu sein. Anlaß war damals die 50-jährige Wiederkehr der schleswig-holsteinischen Erhebung gegen die Herrschaft der Dänen. ,,Der Tag begann 1/2 9 Uhr mit einem Kirchgang sämtlicher Schulen und des hiesigen Kriegervereins. Um 12.00 Uhr fand ein glänzender Umzug durch die fünf Audörfer statt. In jedem Dorf wurde eine Doppeleiche gepflanzt. In Innien hat man ihr den Platz vor der Kirche gegeben. Um 5 Uhr war Festessen, um 1/2 8 Uhr Commers und Ball. Alle Dörfer prangten im schönsten Fahnenschmuck."

Schulisch wurde erst in unserer Zeit mit der Errichtung des Aufbauzuges zu Ostern 1950 in Innien eine Entwicklung eingeleitet, die in den Jahren 1968/69 die Zusammenführung der Schulen zur Folge hatte. So entstand in Aukrug ein Schulsystem, das gerade in unserem ländlichen Bereich so etwas wie eine „Integrierte Gesamtschule“ ohne die Sekundarstufe II darstellt und allen Schülerinnen und Schülern ihren Fähigkeiten entsprechend weitgehend gleiche Chancen bietet. Leider kann aufgrund der künftig absinkenden Schülerzahlen der Aufbauzug hier nicht mehr gehalten werden – schade.

Der Aufbauzug an der Volksschule Innien

Der Aufbauzug an der Volksschule Innien wurde Ostern 1950 errichtet. Er nahm begabte Volksschüler nach dem vollendeten 6. Schuljahr auf und förderte sie so, dass sie am Ende des 10. Schuljahres einen der Mittelschule entsprechenden Abschluss erreichten.

Der Lehrplan war der ländlichen Umgebung angepasst. Sinn der aufsteigenden Schuleinrichtung war es, die begabten Landkinder zu fördern, sie aber möglichst lange den Einflüssen ihrer heimatgebundenen Umgebung zu erhalten. Die Schüler des Aufbauzuges kamen aus den Aukrugdörfern und den Schulen zu Hennstedt, Heinkenborstel, Gnutz und Sarlhusen. Am 1.2.1955 erhielt der Aufbauzug die amtliche Anerkennung. So konnte er eine schuleigene Abschlussprüfung durchführen. Am 12. Januar 1954 erfolgte die Einweihung des für den Aufbauzug hergestellten Gebäudes. Kosten mit Inventar 148.000 DM. Am Aufbauzug wirken als Lehrer:

  • 1950-51 Studienrat Wilhelm Müller aus Stettin.
  • ab 1951 Mittelschullehrer Heinrich Bünger aus Grevesmühlen, Mecklenburg.
  • 1952 Hans Joachim Seidenschnur aus Wittenberge. 1958 versetzt nach Wilster und die vorher an der Volksschule beschäftigte Anne Peters (1953), Ernst Weiß (1954) und Walter Grünwaldt (1956).

Dörfergemeinschaftsschule

Hatten die Schulverhältnisse im Aukrug schon durch den gemeinsamen Beschluss der fünf Gemeinden zur Einrichtung des Aufbauzuges eine die Gemeinschaft betonende Entwicklung genommen, so wurde das durch die Auffassung der 60er Jahre, die ländliche Schulorganisation der städtischen anzugleichen, noch gefördert. Auf Einladung der Volkshochschule hielt Reg.-Schulrat Wriedt, Kiel, Anfang 1965 in Innien einen Vortrag über die Entwicklung zur Dörfergemeinschaftsschule, in dem er das Ende der Ära der einklassigen Volksschule ankündigte und auf das Bestreben der Eltern hinwies, durch die Einrichtung von Jahrgangsklassen eine verbesserte Schulbildung für ihre Kinder zu erreichen. Regierungsrat Wriedt ließ keinen Zweifel, dass das nur durch die Zusammenfassung aller Schüler in Dörfergemeinschaftsschulen möglich sei.

Die Bürgermeister und Gemeindevertreter erkannten die Berechtigung solcher Entwicklung und gingen im Laufe des Jahres an die nötigen Vorbereitungsarbeiten, kauften 1966 von Dipl.-Landwirt Hans Behm das benötigte Land, gründeten 1967 den „Schulzweckverband Dörfergemeinschaftsschule Aukrug-Innien" und wählten Bürgermeister Koopmann zum Verbandsvorsteher.

Die Gemeinden des Aukrugs erwiesen sich als sehr schulfreundlich. Am 29. Oktober 1965 hatte Innien den mit Unterstützung der übrigen Dörfer geschaffenen 2. Bauabschnitt mit Physikraum, Lehrküche und Biologieraum in Benutzung nehmen können. Der Schulzweckverband beschloss dann, um für die Zusammenfassung aller Schüler des Aukrugs den nötigen Unterrichtsraum zu schaffen, die Errichtung eines 3. Bauabschnittes, der am 15. August 1969 eingeweiht werden konnte. Wieder war durch den Gemeinschaftswillen aller ein großes Werk geschafft, das noch weit in die Zukunft für unsere kommenden Generationen wirksam sein wird

Die Aukrugschule von 1975 bis 1995

Nach der Fertigstellung des 3. Bauabschnitts der neuen Schule im Jahre 1969 waren gute Voraussetzungen gegeben, den Aufbauzug in eine Realschule umzuwandeln. Schulleiter Gerhard Schönheim versuchte zusammen mit Elternschaft, Gemeinde und Amt diesen Plan zu verwirklichen. Das Kultusministerium genehmigte aber die Realschule für Aukrug nicht, vor allem wohl wegen der sinkenden Schülerzahlen.

Schulleitung

1976 wurde Reinhold Ohm Nachfolger von Gerhard Schönheim. 1927 in Mönkeberg an der Kieler Förde geboren, hatte er seine Lehrertätigkeit in Burg (Dithmarschen) begonnen, wo er 1949 die zweite Lehrerprüfung ablegte. Bis 1955 war er Lehrer in Ascheberg und seit 1964 Schulleiter in Elsdorf. Seine besondere Vorliebe galt der Musik, dem Laienspiel und der plattdeutschen Sprache. 1979 rief er die „Plattdüütsch Theaterkrink Aukroog" ins Leben, die seine Frau Ursel nun mit großem Engagement und Erfolg weiterführt. Denn Reinhold Ohm erlag im Dezember 1989 seiner schweren Krankheit, wegen der er im Juni 1988 den Schuldienst quittieren mußte. Ihm folgte als Schulleiter Reinhard Marose. Er war vorher acht Jahre lang an der Hauptschule Bad Bramstedt, seinem Heimat- und Wohnort, tätig. Von ihm stammt die anschließende Schilderung der Schulsituation in Aukrug:

Schulsituation 1995

Gesellschaftliche Veränderungen haben ihre Auswirkungen auch in Aukrug. Sie werden in verschiedenen Bereichen unseres Lebens deutlich, besonders in der Schule; denn hier spiegeln sich familiäre Verhältnisse und Einstellungen im Verhalten der Kinder wider. Mit Auslaufen der letzten Klasse R 10 wurde der Aufbauzug der Grund- und Hauptschule Aukrug mit Schreiben des Kultusministers vom 15. Juli 1980 beendet.

Die politischen Anstrengungen der ausgehenden 60er und 70er-Jahre zur Vermehrung von höherqualifizierten Schulabschlüssen zeigten in den 80er Jahren Wirkung: Eltern wollten für ihre Kinder vermehrt den Realschul- bzw. den Gymnasialabschluss, so dass die Anmeldungen für die Hauptschule stetig abnahmen. Die Zahl der Hauptschüler sank kontinuierlich von 137 im Schuljahr 81/82 auf 65 zehn Jahre später. Seitdem gibt es kaum Veränderungen in der Zahl der Hauptschüler. Mit Beginn der 90er Jahre nimmt der Druck auf die kleinen Hauptschulen in Aukrug und in Wasbek durch umfangreiche Sparmaßnahmen zu, wodurch u.a. Zusammenlegungen von Klassenstufen und Kürzungen im Stundenplan erforderlich werden.

Dennoch kann gerade unsere Hauptschule mit attraktiven Angeboten aufwarten: Eine besondere Rolle spielt die Hinführung unserer Schüler zur Arbeits- und Wirtschaftswelt durch Betriebspraktika seit 1983, Betriebserkundungen, Werkstattunterricht in Neumünster seit 1988 und durch intensive Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt und seinen Einrichtungen, wie dem Berufsinformationszentrum. In diesen Zusammenhang ist auch die Vermittlung von bleibenden Arbeitstugenden und Werten zu stellen, auf die die Schule Aukrug besonders achtet. So sind ihre Schüler mit Hauptschulabschluss nicht nur gerngesehene Auszubildende in den Betrieben des Aukrugs und der Umgebung, sondern auch in weiterführenden Schulen wird der Leistungsanspruch der Schule — auch in Bezug auf das soziale Lernen — anerkannt.

Mit Beginn des Schuljahres 1991/92 wird den Schülern ab Klasse 7 neben den Kernfächern Unterricht in Wahlpflichtkursen angeboten, in denen sie ihre Fähigkeiten gezielter ausbilden können. Auch in der Grundschule, deren Schülerzahl recht konstant geblieben ist, wirken sich gesellschaftliche Veränderungen aus. Berufstätige Eltern, alleinerziehende Elternteile, Vereinzelung von Kindern mit zunehmenden Sprachstörungen stellen seit Ende der 80er Jahre neue Anforderungen an die Schule. Diese erfüllt neben der Wissensvermittlung Erziehungsaufgaben und übernimmt immer mehr Beratungsfunktion oder Vermittlung von Erziehungsberatung. So gibt es in der Schule seit Oktober 1992 feste Betreuungszeiten für Grundschüler, die sonst vor und nach dem Unterricht ohne Aufsicht und Betreuung wären.

Die häufige Bitte von ratlosen Eltern um Erziehungshilfe und der erkennbare Leidensdruck von Familien, in denen die Kinder verhaltensauffällig sind, machen die Einrichtung einer Erziehungsberatungsstelle in Aukrug notwendig, aber auch dafür fehlen Mittel. Doch eine chronologische Übersicht sagt wenig über das Schulleben aus. Was macht denn das Schulleben in unserer Schule aus, worum geht es uns, was sind unsere Ziele — und wie verfolgen wir sie?

Im Zentrum jeder Schule stehen die ihr anvertrauten Kinder. Sie sollen zu gemeinschaftsfähigen und -bildenden Mitgliedern unserer Gesellschaft entwickelt werden. Wir öffnen uns für neue Unterrichtsformen, orientieren uns sowohl an bewährten pädagogischen Vorbildern und entdecken sie neu, als auch an neuen pädagogischen Anforderungen und Aufgabenfeldern. Begriffe wie verstärkt differenzierender, handlungsorientierter, epochaler Unterricht werden mit Inhalten gefüllt, die in zunehmender Kooperation sowohl zwischen den Lehrkräften als auch zwischen diesen und den Eltern und den Schülern einmünden. Die große Sorge dieser Jahre, die eskalierende Gewalt einzudämmen, ist an unserer Schule verhältnismäßig gering; denn wir versetzen uns in die Lage, präventiv zu arbeiten. Das bedarf einer Umschichtung der pädagogischen Kapazitäten: War der Lehrer früher vorrangig der Wissensvermittelnde, so übernimmt er heute zunehmend Erziehungsaufgaben, die früher der Familie zustanden. Diese Verlagerung ist nur mit Erweiterung der eigenen Fähigkeiten möglich. Diese Fortbildung erfolgt weitgehend schulintern und in der unterrichtsfreien Zeit, die durch angeordnete Mehrarbeit seit 1994 weiter eingeengt ist. Nicht zu unterschätzen sind die psychischen Belastungen, die Lehrer aus dem problembefrachteten Unterrichtsvormittag mit nach Hause nehmen oder in Konferenzen, Hausbesuche, Besprechungen und Fortbildungsmaßnahmen.

Fröhlich und kennzeichnend für die gute Kooperation aller Mitglieder der Schulgemeinschaft sind die Schulfeste verlaufen, z.B. das vom 17. 6. 94: Unter dem Thema „Partner“ wurden bis dahin Projekte im Unterricht erarbeitet, die nun dargestellt wurden. U. a. hatten sich mehrere Klassen mit der Lebenssituation der Menschen in unserer Partnergemeinde Sién in Burkina Faso auseinandergesetzt. Spaß und Spiel hatten ihren Raum und ihre Zeit ebenso wie die ernsthafte Auseinandersetzung und die Vertiefung in die Probleme anderer Menschen.

Die vielen positiven Rückmeldungen bestätigen uns auf diesem Weg des Lernens in verschiedenen Bereichen, der geprägt ist von Akzeptanz der Schülerperson, der Wertevermittlung und Förderung der individuellen Fähigkeiten zum Wohle der Gemeinschaften.

Soweit die Ausführungen von Rektor Reinhard Marose.

Schülerzahlen und Schließungspläne

Die Gemeindevertretung erwägt, das alte Schulgebäude in der Itzehoer Straße zu verkaufen und den Erlös mit für den Bau von drei modernen Grundschulklassen mit überdachten Pausenräumen an der Schule Ziegeleiweg zu verwenden.

Im Herbst 1994 wandten sich Elternschaft und Gemeinde gegen den Plan der Schulverwaltung, die Hauptschule wegen zu geringer Schülerzahlen zu schließen und mit der Wasbeker bzw. Hohenwestedter Hauptschule zusammenzulegen. Ein Blick auf die Grafik unten zeigt, dass die Schülerzahl in Aukrug seit 1990 wieder steigt. Wegen des regen Zuzuges in die Gemeinde ist mit einer Fortsetzung dieses Trends zu rechnen. Ein Protestmarsch zum Kultusministerium in Kiel war deutlicher Ausdruck der Empörung über den Schließungsplan.

Siehe auch