Der Geldschatz der Kanalbraut

Aus Aukrug Geschichte Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Altenteil vom Hof Ratjen im Buchenweg Nr. 1, in das die Eltern von "Kanalbraut" Margaretha einzogen.
Inschrift an der Fassade mit dem Baujahr 1898. Margaretha heiratete Johannes Heinrich Ratjen im November 1899 in Hademarschen.

Der Geldschatz der Kanalbraut - Was der Nord-Ostsee-Kanal mit dem Altenteil zu tun hat

aufgeschrieben von Claus Ratjen

Die Kanalbraut wurde 1877 als Margaretha Möller Eintrag im Ortsfamilienbuch Aukrug in Großenbornholt am heutigen Nord-Ostsee-Kanal geboren. Damals gab es diesen allerdings noch nicht – und so beginnt die Geschichte vom geheimnisvollen Geldschatz der Kanalbraut.

In den 80ziger Jahren des 19. Jahrhunderts entschied sich die aufstrebende Seemacht des Deutschen Reiches, der schnell wachsenden Kriegsflotte durch den Bau eines Kanals kurzen Zugang zu den beiden „deutschen Meeren“ Nord- und Ostsee zu verschaffen Und wie es das Schicksal so wollte, verliefen die Planungen der Kaiserlichen Kanalbaukommission über die Acker- und Weideflächen der Familie Möller[1]

154.000 Mark erhielt Margaretas Vater[2]. Zum Vergleich: Ein Arbeiter erhielt für einen Zwölf-Stunden-Tag im Kanalbau übliche 2,50 Mark[3] und hätte also mehr als 164 Jahre schuften müssen, um an die Johann Möller zugewiesene Summe zu kommen. Die Familie galt also als wohlhabend, wenn nicht sogar als reich, und Margareta als ziemlich gute Partie.

1899 heiratete sie Johannes Heinrich Ratjen und es verschlug sie auf den heutigen Buchenhof in Aukrug-Homfeld. Als Erbin einer beträchtlichen Summe ließ sie arbeiten, anstatt selbst mit anzupacken, und eignete sich gelegentlich einen gewissen Befehlston an. Da trug ihr der geheimnisumwitterte Geldschatz den Namen „Kanalbraut“ und den Respekt ihrer Zeitgenossen ein.

Das Altenteil wurde zu jener Zeit gebaut: Margaretas Eltern rückten schon ein Jahr vor der Hochzeit 5.000 Mark[4] raus, damit es auf dem Hof gebaut werden und sie dort einziehen konnten. Und das ist der Kanalbraut und ihrem geerbten Geldschatz zu verdanken.

Einzelnachweise

  1. Die Grundstücke für den Bau des Nord-Ostsee-Kanals wurden bereits vor Baubeginn erworben. Die Genehmigung des Baus erfolgte am 16. März 1886 und in diesem Zusammenhang wurden die notwendigen Grundstücke gesichert, um die Bauarbeiten beginnen zu können, die im Frühjahr 1888 starteten. Laut NDR entfielen allein auf die Entschädigungen für die Käufe und Enteignungen von privaten Grundstücksbesitzern zehn Millionen der insgesamt 156 Millionen Goldmark Baukosten. Für den Bau mussten insgesamt 1318 Hektar, also mehr als 13 Millionen Quadratmeter Land erworben werden. Wer freiwillig verkaufte, erhielt einen angemessenen Kaufpreis, die Entschädigungen bei Enteignungen wurden von den kaisertreuen Gerichten nach Durchführung des Verfahrens 20 bis 25 % darunter angesetzt. Nur jeder vierte Grundbesitzer nahm eine gerichtliche Festlegung in Kauf.
  2. Das entspricht laut Tabelle der Bundesbank im Jahr 2025 einem Kaufkraftäquivalent von 1,3 Millionen Euro. Faktor für 1886 = 8,6 für 1899 = 8,4.
  3. Das entspricht 2025 einem Kaufkraftäquivalent von 21,50€
  4. Zum Vergleich: 1893 betrugen die Baukosten der Aukruger Kirche 15.500 Mark inklusive Innenausstattung.