Extensive Robustrinderhaltung im Naturpark Aukrug

Aus Aukrug Geschichte Wiki
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Der im Naturschutzring gegründete Verein Extensive Robustrinderhaltung im Naturpark Aukrug, kurz ERNA, pflegt mit Heckrindern seit 2002 Naturschutzflächen im Naturpark Aukrug. Die Mitglieder kümmern sich ehrenamtlich um die Rinder und die Entwicklung der mittlerweile vier Weidelandschaften (zusammen 170 ha) an der Bünzau, der Buckener Au sowie am Kirchweddelbach in Fitzbek. ERNA ist eine selbstständige Abteilung des Naturschutzrings Aukrug.

Extensive Beweidung

Durch die ganzjährige, extensive Beweidung entsteht auf den Wiesen eine vielfältige Vegetationsstruktur, die sich auf viele Pflanzen- und Tierarten positiv auswirkt. Zudem hat der Verein Flächen wieder vernässt sowie durch Gewässer und neue Gehölze für Tiere wie Amphibien und Vögel noch attraktiver gemacht. Die Rinder schaffen für zahlreiche Pflanzenarten gute Bedingungen, indem sie die verschiedenen Bereiche der Weidelandschaft unterschiedlich nutzen und dadurch vor dem Verbuschen bewahren sowie Dominanzbestände z.B. von Binsen und Schilfgras verhindern. Von den kurz gehaltenen Flächen profitieren dann u.a. Vögel wie die in den angrenzenden Wäldern brütenden Stare und Dohlen, aber auch die Mäuse jagenden Rotmilane. In weniger genutzten Bereichen können Pflanzen ungestört blühen und Samen bilden, die dann wiederum andere Vogelarten wie Finken und Ammern nutzen. Mittlerweile hat ERNA Flächen der Stiftung Naturschutz, der Schrobach-Stiftung und der Gemeinde Aukrug gepachtet.

Heckrinder

Erna-Rinder auf der Jungviehweide zwischen Innien und Bünzen

Bei den gut 100 Heckrindern handelt es sich um eine Kreuzung verschiedener Rassen, die in ihrem Aussehen dem im 17. Jahrhundert ausgerotteten Auerochsen nahe kommen soll. [1] Die Brüder Heinz und Lutz Heck (damals jeweils Leiter der Tiergärten in Berlin und München) kreuzten in den 1920er Jahren mehrere europäische Rinderrassen in der Hoffnung, durch Zuchtwahl ein Abbild des ausgerotteten Auerochsen zu erhalten. Einerseits war es den beiden Zoologen ein Anliegen, durch lebende Tiere einen Eindruck vom Aussehen des Auerochsen zu vermitteln – insbesondere, da der Auerochse seit seinem Verschwinden zusehends mit dem Wisent verwechselt oder gleichgesetzt wurde. Andererseits hofften die Hecks jedoch auch, durch eine Wiedererschaffung des Auerochsen einen Beitrag zur Arterhaltung zu leisten.

Heute wird das Heckrind, oft unzutreffend als „Auerochse“ oder als eine „Rückzüchtung“ desselben bezeichnet. Tatsächlich ist es, wie bei anderen Rindern auch, eine durch Zucht entstandene Hausrinderrasse. Sie zählt zu den Robustrindern und sind gegenüber hochgezüchteten Stallhaltungsrassen krankheitsresistent, widerstandsfähig und kältetolerant. Die Heckrinder von ERNA werden ganzjährig im Freien gehalten und nur bei länger anhaltenden extremen Wetterbedingungen gefüttert.

Der Verein

Die Mitgliedschaft steht allen Interessierten offen! Wir informieren die Mitglieder über alle Veranstaltungen ERNAs und des Naturschutzrings Aukrug, schicken einen ausführlichen Jahresbericht [2] zu und veranstalten im Sommer den „Tag der offenen Flur“. Mitglieder werden bei der Verteilung der Schlachterzeugnisse bevorzugt. Es gibt gibt Mitmachaktionen z. B. die Regulierung des JKK-Bestandes und Zaunkontrollen. Die ERNA Mitglieder treffen sich an jedem ersten Mittwoch im Monat um 19:30 Uhr im Ole Hus in Aukrug Bünzen.

Weidelandschaften

Buckener Au

In der weiträumigen Buckener au-Niederung hat ERNA knapp 70 ha von der Schrobach - Stiftung gepachtet. Etwa 40 Rinder weiden ganzjährig auf der Fläche und halten dadurch das feuchte Grünland offen. Während im Sommer auf der Fläche deutlich mehr wächst als die Rinder fressen können, ernähren sie sich im Winter dann von dem überschüssigen Gras. Durch die Beweidung wird eine vielfältige Pflanzenwelt ebenso ermöglicht wie die Brut von großer Brachvogel, Kiebitz und Feldlerche, die relativ übersichtliche Flächen benötigen. Von dem vollständigen Verzicht auf Dünge- und Spritzmittel profitieren natürlich auch Insekten. Durch die Kappung der Drainage und zusätzliche Aufdämmung ist in tiefer gelegenen Bereichen ein zusammenhängendes Feuchtgebiet entstanden, wo Bekassinen, Enten und Rohrammern brüten. Von zwei Beobachtungstürmen kann man die Rinder, aber auch Rast- und Brutvögel gut beobachten, ohne dass man die Fläche betreten muss.

Bünzau

Das besonders schöne Bünzau-Tal ist durch steilkanten deutlich gegen das höher liegende Umland mit seinen Wäldchen, die z. T. aus alten Eichen und Buchen bestehen abgegrenzt. Seit dem Frühjahr 2006 wird das Grünland im Talraum der Au auf knapp 40 ha und gut zwei Kilometer Länge von ERNA gepflegt. Durch die Beweidung der Fläche können in den Wäldern brütende Stare, Dohlen und Drosseln ihre Nahrung im teilweise kurzem Gras suchen. In den trockeneren Bereichen bieten Blumen, die intensiv bewirtschaftetem Grünland nicht wachsen können, Lebensraum für seltene Insekten, wovon die Schmetterlinge besonders auffällig sind. Zusätzlich wurden auf den Flächen, die der Schrobach-Stiftung gehören, Drainagen entfernt und Laich- gewässer für Amphibien angelegt, um die Vielfalt der Lebensräume weiter zu erhöhen. Die Flächen waren im Zuge des Flurbereinigungsverfahrens ausgetauscht und anschließend an die Schrobach-Stiftung übertragen worden. Anfang 2008 konnte die Weide um 18 ha entlang der Glasbeck erweitert werden. Seit Einbau der Vieh-Roste in die querenden Straße ist die Fläche am Glasbek nun auch frei für die Rinder zugänglich. Die Weidefläche an der Bünzau wurde 2015 nördlich bis an die B430 ausgedehnt, so dass die Rinder nun 3,4 km des Talraums und insgesamt 68 Hektar durchgängig beweiden. Ein besonderes Bauwerk ist auf dieser Weidelandschaft zu finden: Zum Tag der offenen Flur im Juli 2009 konnte der historische Göpelschauer[3], der ehemals zum Getreidedreschen diente, restauriert und neu aufgebaut werden. Seitdem dient der Göpelschauer als Heulager und Treffpunkt für die verschiedenen Gemeinschaftsaktionen der Vereinsmitglieder. Auf dem Bünzau-Wanderweg kann man die schöne Landschaft entlang der Au genießen und mit etwas Glück die Rinderherde beobachten.

Kirchweddelbach

In der Gemeinde Fitzbek pflegt ERNA knapp 22 ha der Schrobach-Stiftung. Die abwechslungsreiche Weidefläche reicht von Waldrändern über trockene Bereiche bis in die tiefer gelegenen, nassen Senken am Kirchweddelbach. Für die Landschaft des Naturparks Aukrug sind diese fließenden Übergänge zwischen naturnahen Wäldern und feuchten Grünland typisch. Durch die ganzjährige Beweidung mit wenigen Tieren und durch Verzicht auf Düngung sowie Bodenbearbeitung werden diese eindrucksvollen Lebensräume gepflegt und erhalten. Es entsteht eine vielfältige Vegetationsstrucktur, welche zahlreichen Pflanzen- und Tierarten einen Lebensraum bieten. In stark beweideten Bereichen können sich kleinwüchsige Pflanzenarten mit hohem Lichtbedarf ansiedeln. Drossel, Stare und Dohlen aus den benachbarten Wäldern finden hier Nahrung. In Bereichen mit höherem Bewuchs bieten krautige Pflanzen etlichen Insektenarten Nahrung.

Jungviehweide

Seit dem Frühjahr 2014 wird eine Fäche am westlichen Bünzauufer zwischen der Bahn im Norden und der Bünzer Burg im Süden als Jungviehweide genutzt. Die 12 ha große Fläche hat ERNA vom Aukruger Bund, der Gemeinde und der Schrobach-Stiftung gepachtet. Hier sollen junge Kühe ein Jahr lang getrennt von den Bullen weiden. Mit zwei Jahren kommen sie zurück zu den Herden, damit sie erst mit drei Jahren erstmalig kalben, wenn sie ausgewachsen sind.

Fleischvermarktung

Erna Mettwurst

Da die Weideflächen nur eine begrenzte Zahl von Tieren ernähren können, läßt der Verein regelmäßig Tiere schlachten. Das Fleisch der Rinder hat sich als sehr schmackhaft erwiesen und wird nur regional vermarktet, wobei Mitglieder bei der Verteilung bevorzugt werden. Der Fleischverkauf erfolgt jährlich im Herbst von September bis November in der Lütten Schlachterie in Hohenwestedt.[4] 2023 ist das "Hofkochbuch" mit tollen Rezepten und viele Informationen über die Heckrinder und den ERNA-Verein herausgekommen. Dieses ist in der Lütten Schlachterie und beim Naturschutzring erhältlich.

Vorsitzende

  • seit 2002: Jürgen Hirschbiegel

Siehe auch

Einzelnachweise