Flurbereinigung in Aukrug

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Feldweg vor der Flurbereinigung nach einem Bundeswehrmanöver
Entwässerungsgraben aus dem Viertshöher Moor

Die Flurbereinigung in Aukrug von 1964 bis 1976 brachte einen großen Umbruch in den Feldmarken der Aukrugdörfer. Der Chronist Bünger zählt sie zu den bedeutendsten Geschehnissen in der Geschichte des Aukrugs.

Umgang der Flurbereinigung

Das Dorf gleicht einer Großbaustelle, schreibt die Landeszeitung vom 3. Oktober 1964 über die Flurbereinigung in Bargfeld. Fast die Hälfte der Knicks sollen abgeräumt werden, 16 km Wirtschaftswege entstehen. Die Wegeführungen werden— soweit es geht — der Landschaft angepasst.

Und so ging es Dorf nach Dorf zwölf Jahre lang weiter. Zum Schluß waren die Aukruger Betriebsflächen größtenteils zusammengelegt und die Schläge von vorher durchschnittlich 4 ha auf 6 ha vergrößert worden[1]. Immerhin wurden 48 ha Grenzertragsboden zwecks Bewaldung ausgesondert und weitere fünf ha der Gemeinde für das Sport- und Freizeitzentrum, die Erweiterung des Friedhofs, für die Kläranlage und öffentliche Fußwege zur Verfügung gestellt.

Insgesamt wurden 64 km Wirtschaftswege ausgebaut bzw. neu angelegt, alte Wege verschwanden. Von den rund 70 km Fließgewässern des Bünzauverbandes waren schließlich 26 km verrohrt. Das alles hat 7,5 Mill. DM gekostet. Im Nachhinein hat es sich gezeigt, dass zumindest die 2,8 Mill. Mark für den Gewässer„ausbau” schlecht angelegt waren. Die Folgekosten von jährlich 50.000 Mark waren auf Dauer nicht trag- und Fließgewässer nur in Form von Röhren und Abflusskanälen nicht hinnehmbar. Nach der Phase einer von der Landwirtschaftspolitik gewollten blinden Produktionswut und deren schlimmen Folgen für die Umwelt trat langsam ein Umdenken ein. Der Initiative naturverbundener Landwirte des Wasser- und Bodenverbandes Untere Buckener Au verdanken wir die ersten erfolgreichen Korrekturen.

Bis 1974 wurde ein vorläufiger Landschaftsplan fertiggestellt und das Viertshöher Moor von der Gemeinde erworben. Anfang der achtziger Jahre beschlossen eine Reihe Aukruger Bürger, sich als Aukruger Interessengemeinschaft (AI) vor allem um die Erhaltung und Entfaltung der Natur zu kümmern. Eine der ersten Unternehmungen war das Abholzen der Birken auf den noch intakten Torfmoosflächen auf Viertshöhe, denn diese unterdrücken das Torfmoos und lassen somit das Moor sterben.

Die Rettung des Moores ist schwierig, weil die intensiven Drainierungs- und Entwässerungsmaßnahmen der letzten Jahrzehnte den Grundwasserspiegel stark absacken ließen. Was bleibt, sind Birken, unter denen das moorbildende Moos nicht mehr wachsen, die typische Begleitflora und -fauna sich nicht mehr halten kann. Diese Entwicklung ist außerordentlich bedauerlich, geht doch damit eines der charakteristischen Landschaftsmerkmale verloren.

Geschichte

Während der Ausbau der Bünzau in Zusammenarbeit mit MBA und Kreisbauamt zügig fortschritt, verfolgte Heinz-Wilhelm Fölster schon mit lebhafter Unterstützung von Hans Behrens, Auhof, den Gedanken, das „klassische Flurbereinigungsverfahren“ zur Durchführung zu bringen. Das bedeutete die Einbeziehung aller Bauern mit allen Wirtschaftsflächen zu einer umfassenden Flurneuordnung. Dazu war deshalb die Bereitschaft aller Bauern nötig. Man setzte das Thema „Flurbereinigung“ auf die Tagesordnung einer Bezirksbauernversammlung im Aukrug und gewann den ORR Steinkopf vom Kulturamt Itzehoe, das für die Durchführung solcher Maßnahmen zuständig war, als Fachreferenten.

Diese Zusammenkunft wurde zu einer richtungweisenden Aufklärungsversammlung, die die Gedanken der Bauern im Aukrug über das „beschleunigte Zusammenlegungsverfahren“ hinaus auf das große Ziel des „klassischen Flurbereinigungsverfahren“ lenkte. Die Versammlung hatte Erfolg. Ein solches Unternehmen konnte aber nur in großer Einmütigkeit der Beteiligten durchgeführt werden, denn es musste sich über die gesamte Feldmark des Aukrugs erstrecken. Der Gedanke der Flurbereinigung hatte gezündet und ließ unsere Landwirte nicht wieder zur Ruhe kommen. Gefördert wurden solche Gedanken durch Planungsarbeiten der Landwirtschaftskammer und gelegentliche Pressenotizen über einen zurückgebliebenen Entwicklungsstand in der Fluraufteilung der Feldmark im Aukrug. So mussten in der Tat im einzelbetrieblichen Bereich die hiesigen Bauern bis zu 20 getrennt gelegene Besitzstücke bearbeiten.

Das unzweckmäßig gestaltete Wegenetz in einer Gesamtlänge von 137 km war nur zu 30 Prozent (I) so befestigt, wie es für die Benutzung von Treckern und Maschinen erforderlich war. Ein sehr dichtes Wallheckennetz (Knicks) begrenzte die oft recht kleinen Koppeln, die ohnehin einen lohnenden Maschineneinsatz (Mähdrescher) fast unmöglich machten. In den einzelnen, damals noch selbständigen Dörfern setzten sich die Bauern zu gemeinschaftlichen Überlegungen zusammen, bildeten örtliche Teilnehmergemeinschaften und bestimmten deren Leiter:

für Bargfeld: Heinz-Wilhelm Fölster,

Homfeld: Klaus-Hermann Kahlke,

Bünzen: Ehrhard Koopmann,

Böken: Hans Carstens,

Innien: Fritz Witt.

Die Verhandlungen in den einzelnen Teilnehmergemeinschaften wurden unterstützt und beraten durch Beamte und Angestellte des Kulturamtes Itzehoe unter maßgeblicher Beteiligung der Herren Thomsen und Krobock.

Durch die Bereitschaft aller Besitzer, ihre Ländereien durch freiwilligen Austausch zu größeren Einheiten zusammenzulegen, konnte das große Werk der Flurbereinigung begonnen werden. Die bunte Vielfalt in Größe und Lage der einzelnen Koppeln erklärt sich wesentlich dadurch, dass bei der Aufteilung (Verkoppelung) der Feldmark im Zuge des Übergangs von der gemeinsamen Feldbestellung zur Privatwirtschaft Ende des 18. Jahrhunderts Rücksicht genommen werden musste auf die kleinflächigen Besitzungen der sogenannten „kleinen Leute“. So wurde in allen fünf Aukrugdörfern nacheinander in der Zeit vom 27. 7. 1963 bis zum 21. 12. 1964 die Flurbereinigung auf einer Gesamtfläche von rund 4650 ha eingeleitet. Der Flurbereinigungsanordnung folgte nach dem Ausbau von Wirtschaftswegen und Vorflutern die Besitzzuordnung durch Anordnung der vorläufigen Besitzeinweisungen in den Jahren von 1964 bis 1971.

Dies alles konnte natürlich nur möglich werden durch die Bereitschaft von Landesregierung und Landesparlament, Beträge in Millionenhöhe in solche Vorhaben zu investieren. Dabei mögen die nachkommenden Geschlechter erkennen, daß ein großer Gemeinschaftswille der gegenwärtigen Generation des Aukrugs es zustande gebracht hat, alle Chancen zu nutzen, im umfassenden klassischen Neuordnungsverfahren die gegebenen technischen, wirtschaftlichen und finanziellen Förderungsmöglichkeiten voll auszuschöpfen. Durch die Flurbereinigung wurde im einzelbetrieblichen Bereich infolge der Zusammenlegung von Wirtschaftsflächen eine durchschnittliche Vergrößerung der Bewirtschaftungseinheit von ursprünglich etwa 4 ha auf rund 6 ha erreicht. Durch Aufstockung wurden mittlere Betriebe gefördert und in fünf Fällen eine Aussiedlung im Sinne der erstrebten Dorferneuerung ermöglicht (H. W. Fölster und Ernst-Wilhelm Rathjen in Bargfeld; Willi Reimers und Christian Gloy in Böken; Claus Harms in Bünzen). Es wurden insgesamt rund 64 km Wirtschaftswege ausgebaut, so daß die jetzige Gemeinde Aukrug über ein befestigtes Wegenetz von 105 km verfügt. Weiter konnten 100 km Gewässerausbau und in dessen Folge bodenverbessernde Dränung und Tiefumbruch von ca. 225 ha durchgeführt werden. Diese Flurbereinigungsarbeiten erforderten Investitionen von ca. 7,5 Millionen DM, wovon auf den Wirtschaftswegebau rund 40 Prozent und auf den Gewässerausbau rund 37 Prozent entfielen. Die Herstellungskosten von rund 1600 DM je ha Verfahrensfläche werden von Fachleuten als angemessen bezeichnet. Neben dieser „agrarischen“ Flurbereinigung, d. h. Flurbereinigung für die Verbesserung der landwirtschaftlichen Betriebsbewirtschaftung, verfolgte man auch eine „außeragrarische“ Flurbereinigung. Mit Hilfe der Schleswig-Holsteinischen Landgesellschaft wurde es möglich, 48 ha Grenzertragsböden, das sind Flurstücke, die in ihrer Ertragshöhe an der Grenze der Bewirtschaftungsmöglichkeit liegen, auszusondern und der allmählichen Umwandlung in Wald zuzuführen.

Weitere 5 ha konnten der neuen Gemeinde Aukrug für die Anlage eines Sport- und Freizeitzentrums, für eine notwendige Friedhofserweiterung, für Kläranlagen und öffentliche Fußwege bereitgestellt werden. Dadurch wurde es möglich, die Wege für den überörtlichen Durchgangsverkehr aus der Verflechtung mit dem innergemeindlichen und landwirtschaftlichen Verkehr herauszunehmen, wie die Straßenbrücke über die B 430 (Koopmannbrücke) und die Aufhebung von Feldwegeinmündungen in klassifizierte Straßen das veranschaulichen.

Durch die Flurbereinigung wurde auch das Ausstattungsverhältnis der ehemaligen Einzelgemeinden ausgeglichen und auf ein gleichwertiges Niveau gehoben. Damit waren wesentliche Voraussetzungen für den kommunalen Zusammenschluss der 5 Gemeinden geschaffen, und es wurde ein Ergebnis erzielt, das weit über den Rahmen eines normalen Flurbereinigungsverfahrens hinausgeht. An die Flurbereinigungsmaßnahmen schlossen sich der gemeinsame Flächennutzungsplan, die Planungen zur Dorferneuerung und die Förderung des Ortes Innien unmittelbar an. Die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Aspekte einer abgewogenen Raumplanung haben ebenfalls die Bereitschaft zum Zusammenschluss gefördert.

Im Rahmen der Umordnung der Feldmark Aukrug durch die Flurbereinigung sei hier auch auf den „Landschaftsraum Aukrug“ hingewiesen, der durch seine landschaftlichen Schönheiten und seine günstige Verkehrslage die Voraussetzung für ein Naherholungsgebiet erfüllt. Eine solche Nutzung des Raumes musste bei den Flurbereinigungsmaßnahmen in Betracht gezogen werden. Das galt besonders für den Ausbau des Wegenetzes, der auf eine mögliche Einbeziehung in ein Wander- und Radfahrwegsystem auszurichten war.

So wurde die Flurbereinigung nicht nur die Maßnahme für eine Verbesserung der landwirtschaftlichen Belange des Aukrugs, sondern darüber hinaus zu einer Förderung der Kräfte des Zusammenschlusses und der Entwicklung eines beachtenswerten Fremdenverkehrs. Die Flurbereinigung gehört deshalb zu den bedeutendsten Geschehnissen in der Geschichte des Aukrugs, und es ist verständlich, dass die Gemeinde Aukrug nach der Beendigung aller Maßnahmen am 10. 12. 1976 zu einer „Abschlußveranstaltung der Flurbereinigung in Aukrug“ im Gasthof „Aukrug-Tivoli“ einlud, zu der außer dem Amtsvorsteher Bracker-Wolter und dem derzeitigen Chef des Amtes für Land- und Wasserwirtschaft, Regierungsdirektor Affeidt, auch der Landwirtschaftsminister Flessner erschienen war.

Der Minister betonte in seiner Rede, dass im Jahre 1976 ein geändertes Flurbereinigungsgesetz vom Bundestag verabschiedet wurden sei. Das neue Gesetz spreche aber nur das aus, was im Aukrug schon von Anfang an praktiziert wurde. So seien die Landwirte Initiatoren und Träger des Verfahrens gewesen, allen voran sein parlamentarischer Vertreter, Heinz-Wilhelm Fölster.

Der Minister stellte ferner heraus, dass die Zahl der Betriebe mit mehr als 50 ha sich von 1961 bis 1976, also während der Flurbereinigung, um 20 Prozent erhöht und die von diesen Betrieben bewirtschaftete Fläche sogar um 24 Prozent zugenommen hätte. Die durchschnittliche Betriebsgröße sei von 21,5 ha auf 31,1 ha, also um 45 Prozent gestiegen und die Zahl der Milchkühe von 1282 im Jahre 1961 auf 1720 im Jahre 1975, das bedeute eine Zunahme um 34 Prozent gegenüber einer Zunahme im Bundesgebiet um nur 7,9 Prozent. Das sei, so hob Minister Flessner hervor, eine eindrucksvolle Entwicklung und der Ausdruck des Leistungswillens unserer Landwirte und ihrer Familien im Aukrug. Minister Flessner sagte am Schluss seiner Rede:

„Hier im Aukrug hat die Flurbereinigung das bewirkt, was wir von ihr erwartet haben. Sie hat vor allem die Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft verbessert und zur Entwicklung Ihrer Gemeinde beigetragen. Sie hat damit einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Lebensverhältnisse in Ihrem Raum geleistet. Allen, die daran mitgewirkt haben, sage ich einen sehr herzlichen Dank und Anerkennung für ihren hohen Einsatz und ihre Bemühungen."

Den Reigen der verschiedenen offiziellen Ansprachen beschloss Heinz-Wilhelm Fölster als Sprecher der hiesigen Landwirte mit einer launigen, humorvollen, plattdeutschen Rede. Es wurde eine schlichte, aber würdige Feier!

Wassersuche mit der Wünschelrute

Der Rutengänger bei der Arbeit

Georg Reimer hatte seinen Schülern 1933 die Wünschelrute und deren Kräfte erklärt und festgestellt, dass nur wenige Schüler die Gabe hatten, mit der Wünschelrute Wasseradern zu finden. Er hatte eine Weidenwünschelrute geschnitten und ließ alle 20 Schüler mit der Rute über den großen Böker Schulhof gehen. Nur bei 3 Schülern sprach die Rute an. Einer davon war Hans Carstens aus Böken. Als Hans aus dem Krieg heimkehrte, erinnerte er sich und probierte es wieder mit der Wünschelrute: Es klappte. Nach jedem Wasseraderfund wurde er sicherer. Er hat seitdem viele Wasseradern entdeckt und so den Einwohnern aus dem Aukrug zu ergiebigen Brunnen verholfen.

Im Rahmen der Flurbereinigung wurden viele Wasseradern durch ihn aufgespürt und als Viehtränken ausgebaut. Es wurden Brunnen aus Betonringen mit einer Tiefe von 4 bis 7 m errichtet, die sich am besten für die Weidepumpen eignen. In den Gärten werden verzinkte Rohre mit einem ca. 1 m langen Filter in den Boden getrieben. Eine Pumpe wird angeschlossen und das Sprengen kann bei Trockenheit beginnen. Auch bei den beiden Homfeldern Rudolf Sitzmann und Klaus Friedrich Rathjen sowie Herbert Andresen und Hans Otto Müller aus Bargfeld schlug die Wünschelrute aus. Stellte man diesen fünf die Frage: „Wieso könnt ihr mit der Wünschelrute eine Wasserader finden, die anderen nicht?“, so wussten auch sie keine Antwort.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Nach „Geschichte des Aukrugs", 1978, S. 314