Henning Rathjen (Landwirt, 1826)

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Henning Rathjen (* 1. April 1826 in Homfeld, heute ein Ortsteil von Aukrug; † 3. März 1912 in Mentone, Australien) war das sechste Kind von Johann und Wiebke Rathjen. Seine Kindheit verlebte er auf dem elterlichen Bauernhof. Nach der Schulzeit arbeitete er mit auf dem Hof, der seit 1839 von seinem Bruder Hans geführt wurde. Aber auch auf dem Hof seines Schwagers in Bünzen, zu dem damals „Dat ole Hus“ gehörte, hatte er in der Landwirtschaft gearbeitet. Als weichender Erbe und ohne große Perspektiven entschloss er sich, nach seiner Militärzeit nach Australien auszuwandern.

Die Lebensgeschichte von Henning Rathjen

Henning Rathjen, geboren am 1. April 1826, gestorben am 3. März 1912

verheiratet mit

Caroline Brunke, geboren am 24. Juni 1838, gestorben am 30. September 1911

Henning Rathjen

Henning Rathjen wurde am 1. April 1826 in Homfeld, Schleswig – Holstein, geboren als sechstes Kind von Johann und Wiebke Rathjen (geb. Ratjen).

Er verlebte seine Kindheit auf dem elterlichen Bauernhof und diente als er alt genug war beim Schleswiger(dänischen) Militär. Es scheint, als ob in jener Gegend fortwährend Kriege geführt wurden und dieser Ruhelosigkeit müde entschloß er sich, auszuwandern und segelte mit vielen anderen deutschen Auswanderern auf dem Schiff „ Malvina Vidal “ nach Australien. Sie segelten von Hamburg mit C. Jacktmann als Kapitän und erreichten Melbourne am 6. Oktober 1854, nach sechs Monaten auf See.

Zu jener Zeit wurde bei Bendigo Gold gefunden und wie viele andere Auswanderer machte er sich auf den Weg zu den Goldfeldern, wo er dann auch erfolgreich war.

Drei Jahre später, am 4. November 1857, heiratete er Caroline Brunke in der lutherischen Kirche, MacKenzie Street, Sandhurst. Im Heiratsverzeichnis wird Spring Gully als sein Wohnort und puddler (= Arbeiter) als sein Beruf angegeben.(Laut Wörterbuch: einer der Gußeisen in Schmiedeeisen verwandelt.)

Im Herzen war er immer ein Bauer und als er von dem Land hörte, welches 1858 zur Besiedelung freigegeben wurde, machte er sich zusammen mit zwei Freunden und mit Pferd und Wagen auf nach Colbinabbin. Nachdem sie eine Nacht am westlichen Rande einer ausgedehnten Hügellandschaft verbracht hatten, stand er am frühen Morgen auf und wanderte zur höchsten Hügelkuppe, die bewaldet war mit grauem und gelbem Buchsbaum, Eichen (she-oaks), Geißblatt und einheimischen Kirschbäumen. Von dort oben hatte er eine herrliche Aussicht auf sich im Winde wiegendes sechs Fuß hohes Gras mit dem Lake Cooper in der Ferne, er fühlte, er hatte das Paradies gefunden.

Dieses Land war verpachtet an John Winter und nach Vorsprache bei der Landbehörde haben Henning und fünf seiner Freunde, die ebenso nach Australien ausgewandert sind, sich andere Landflächen in dieser Gegend ausgewählt. Herr Winter sicherte ihnen diese Flächen zu, und unter der Voraussetzung, daß eine zusammenhängende Siedlung errichtet wird, machte er mit den Siedlern einen Kompromiß. Er bot jedem gleich große Flächen an, vorausgesetzt sie siedelten alle zusammen. Diesem stimmten sie zu und so siedelten sie alle an der östlichen Seite der Hügelkette. Die ursprünglichen Siedler waren die Herren Bockholt, Wendel, Rathjen, Staben, Weppner und Toedteberg.

Henning und Caroline zogen auf ihr Land und lebten in einem Haus gebaut aus der Rinde des großen grauen Buchsbaumes. Dieses Rindenhaus war ihr Heim bis 1871, dann bauten sie sich ein Haus aus Ziegelsteinen. Die Ziegelsteine wurden vor Ort selbst hergestellt. Zu der Zeit bestand die Familie bereits aus fünf Mädchen und einem Jungen und das Leben war nicht gerade einfach für Caroline. Dieses Zuhause nannten sie „Fernsicht“.

Henning Rathjen‘s ursprüngliche Fläche betrug 320 acres (129,50 ha)und er erwies sich als sehr sachkundiger und vielseitiger Farmer. In den ersten paar Jahren war die Gräsung und die Mast sein einziges Einkommen. Allmählich machte er einen Teil des Landes urbar und baute Getreide an. Dazu benutzte er einen Einscharpflug gezogen von Ochsen oder Pferden. Das Getreide wurde von Hand mit Sensen gemäht und mit Dreschflegeln auf einem Laken am Boden ausgebreitet gedroschen, das alles möglichst an einem windigen Tag, um das Getreide gleichzeitig zu reinigen.

Von einem seiner Nachbarn wird berichtet, er habe einen Mann damit beschäftigt, 100 acres (etwa 40 ha) jungfräulichen Boden mit einem Einscharpflug und zwei Pferden urbar zu machen. In den folgenden Jahren wurde dieses Land mit Weizen bestellt und es brachte 40 bushel pro acre ( knapp 100 Scheffel per ha) Ertrag. Dann wurde es verkauft für 10 Shilling pro bushel und ins 24 Meilen ( ca. 38 km) entfernte Heathcote gefahren.

Bei der Getreideaussaat war Henning der erste in der Gegend, der eine 6 Fuß breite (ca. 1,80 m) Buckeye Sämaschine benutzte, welche das Saatgetreide und gleichzeitig ¼ cwt.(ca. 12,5 kg) Knochenmehl mit ausbrachte. Die Ernten waren so ertragreich, daß der Preis für die Sämaschine und die Kosten für den Dünger schon in der ersten Saison bezahlt werden konnte. Er fand ebenso heraus, daß eine Brache, wenn das Land denn trocken genug ist, sich mit einem zusätzlichen Ertrag von 2 Sack per acre bezahlt macht.

Die erste erfundene Erntemaschine hatte eine Drahtbinde- vorrichtung, aber diese Maschine interessierte Henning nicht, denn er befürchtete, daß einige Drähte brechen und ins Viehfutter gelangen könnten. Er versuchte eine Pflückmaschine, war damit aber unzufrieden als er merkte, daß das Stroh nicht geborgen werden konnte. Deshalb benutzte er eine Mähmaschine und einen Binder, um das Stroh zu bekommen und zu Häcksel zu verarbeiten zur Fütterung der Milchkühe im Winter.

Verbesserte Bodenbearbeitungsmaschinen kamen in Gebrauch – Zweischarpflüge, Eggen und Kultivatoren. Dies alles führte zu größerer und besserer Landwirtschaft und mehr Anbau führte zu Dreschmaschinen. Achtzehn Mann wurden auf solch einer Maschine beschäftigt: vier Garbenzuwerfer, zwei Bandschneider, ein Einwerfer, vier Strohstapler, ein „cavie“, der die Maschine sauber hält, ein „mousie“ zum Abschmieren und Ölen bestimmter Teile und zum Reinigen der Siebe vom Kaff, ein „spoutie“, der die vollen Getreidesäcke von der Maschine weg bringt und ein „truckie“ zum Transportieren der vollen Säcke zum Ausschüttrohr, einen Maschinisten und einen Wasserträger, der das Wasser auf die Maschine bringt. Damals wurde den Männern an der Maschine sixpence je Arbeitsstunde bezahlt, Arbeitsbeginn war 4°° Uhr morgens. Sie arbeiteten dann zwei Stunden bis zur Frühstückspause um 6°° Uhr, welche 40 Minuten dauerte. Danach wurde bis zum 2. Frühstück um 9 30 Uhr gearbeitet, 20 Minuten Pause. Wieder Arbeit bis Mittag und 40 Minuten Mittagspause, dann bis zum Kaffee um 15 30 Uhr, 20 Minuten Pause. Beendet wurde die Arbeit um 8°° Uhr abends.

Der Weinanbau

In der Anfangszeit pflanzte Henning 2 ½ acres (ca. 1 ha) Reben als Versuch und das Resultat erwies sich als so zufriedenstellend, das die Fläche auf 8 acres (ca.3,2 ha) erweitert wurde. Roter und weißer Hermitage und Muskatellerwein stellten sich als die am besten geeigneten Sorten für diesen Standort heraus. Zuerst benutzte er einen großen unterirdischen Keller unter dem Haus zur Reifung seines Weines, später baute er einen geräumigeren Keller mit einer Scheune darüber, so daß er im Stande war, den Wein bis zur vollständigen Reife zu lagern, denn der Verdienst bei einem vollständig gereiften Wein war größer als der Verkauf im jungen oder ungereiften Zustand.

Die Milchwirtschaft

Die Rinderhaltung ist immer eine lohnende Einkommensquelle gewesen, die Herstellung von Butter und Käse eine zusätzliche Einnahme. Caroline und ihre Familie der Jungen und Mädchen hatten immer ein großes Interesse an dieser Sache und die Nachfrage nach Rathjens Butter und Käse war weitaus größer als das Angebot. Die erste Milchzentrifuge erwies sich als nicht geeignet, deshalb kehrten sie zurück zu der alten Methode, die Milch in großen Gefäßen stehen zu lassen, damit sich der Rahm absetzen kann. Die Milchkühe erhielten, wenn das Gras knapp, wurde zweimal am Tag eine Grundration aus Kaff und Silage und im Winter wurde eine Mischung aus warmem Kaff mit Kleie gefüttert. Als die Kinder erwachsen wurden, pachteten sie einen weiteren Betrieb, Charter House, Runnymede, auf etwa 15 Jahre, wo ebenfalls Milchkühe gehalten wurden. Als dieser Besitz schließlich verkauft wurde, hat Fred ihn erstanden. Er hatte Pächter darauf und später verkauft an Edward Buegge (Louise’s Sohn).

Mit den Jahren vergrößerte Henning seinen Besitz, kaufte 240 acres (ca. 97 ha) in Gobarup. Dort fällten sie Holz zum Stallbau und für die Zäune auf „Fernsicht“, dann 320 acres (ca. 129 ha) in Cornella und 320 acres in Runnymede, welches bekannt war als „Clarendon“.

Bildung, Schulwesen

Die Schulausbildung war in jenen Tagen ein Problem und diese Siedler beschäftigten Privatlehrer um die Kinder zu unterrichten, die dann abwechselnd ins Haus aufgenommen wurden. 1871 fragte Herr Wendel beim Erziehungsministerium an, ob man ihnen einen Lehrer empfehlen könnte, der Lehrer, den sie hatten, war Deutscher, und sie dachten es wäre besser, einen Lehrer zu haben, der den Kindern eine englische Erziehung vermittelt. Als das Erziehungsministerium die Verantwortung übernahm und den Wunsch äußerte, dafür ein neues Gebäude zu errichten, gab es viel Streitereien um den Standort. Die deutschen Siedler wollten es auf dem Hügel haben und andere Siedler wollten es nahe am Fluß haben. Die abschließende Entscheidung fiel für einen Platz auf dem Hügel. Die Schule wurde eröffnet am 1. Januar 1873. Louise war die Nr. 2 in der ersten Schülerliste, Alvina die Nr. 5, Johann die Nr. 17 und Wilhelmina die Nr. 31. Sie war zu der Zeit erst 3 Jahre und 9 Monate alt. Herr H. Staben, einer der ursprünglichen Siedler, war der erste, der 1868 seinen Besitz an Henning Rathjen verkaufte, um nach South Gippsland zu gehen und in Poowong East neues Land in Besitz zu nehmen. Das verlassene und leere Haus wurde eine Sonntagsschule und halbmonatlich wurden dort Gottesdienste abgehalten bis zur Fertigstellung der Schule. Danach wurde die Schule dafür genutzt. Einer der ersten Lehrer war Robert Cumming (1884 – 1895). Er stellte Amanda ein ausgezeichnetes Zeugnis aus, als sie begann die Krankenpflege zu erlernen. Beide, er und Frau Cumming, blieben mit den Mädchen lange Jahre in Kontakt und als er nach Goornong ging und dort unterrichtete, nahm er einige Übungshefte der Rathjens mit und zeigte diese den Schülern in Goornong.

Das Postamt war viele Jahre in Hennings Haus. Als er 86 Jahre alt war, stand es um seine Gesundheit nicht zum Besten. Er ging nach Mentone in der Hoffnung, die Veränderung würde ihm Besserung bringen. Das war nicht so und er starb ganz plötzlich am 3. März 1912.

Nachdem er zwei Wochen in Mentone war, äußerte er den Wunsch, nach Hause zurückzukehren. Es wurden Vorbereitungen getroffen, ihn nach Melbourne zu bringen um die Reise nach Hause am nächsten Tag etwas abzukürzen. Ein Herzanfall ereilte ihn im Taxi und er starb innerhalb weniger Minuten. Sein Leichnam wurde mit der Bahn nach Elmore gebracht, von dort wurde er nach Hause überführt und um 4 30 Uhr nachmittags auf den Friedhof in Colbinabbin begraben. Rev. Durance hielt den Trauergottesdienst, die Sargträger waren die Herren Thos. Brown, Jno. Wiseman, W. Lassam und H. und J. Micheel. Ein Nachruf lautete:„ Die verstorbene Persönlichkeit war bekannt für seine männliche, ehrenwerte Haltung und entschlossene Gradlinigkeit und seine freundliche, unbestechliche Vernunft und seine Liebe zur Gerechtigkeit, zu Frieden und Einklang ließen ihn oft erfolgreich handeln als Vermittler bei kleineren Streitereien zwischen Nachbarn. Es gibt nur wenige Männer, die dieses reine lange Leben lebten wie er es lebte und die starben, wie er starb, ohne einen einzigen Feind zurückzulassen. Der alte Herr Rathjen war einer jener Männer, den zu kennen eine Ehre war. Seine fröhliche gastfreundliche Art und sein heiteres Wesen machten ihn zu einem allseits beliebten Menschen in der gesamten Gegend, in der er lebte und keine öffentliche Aufgabe oder Funktion für das Positive in der Gegend war jemals vollständig ohne seinen Namen und seine einflußreiche Unterstützung in der Führung. Seine Frau, die sechs Monate vor ihm verstarb, war ihm eine würdige Gefährtin und die Liebenswürdigkeit, Aufrichtigkeit und offenherzige Gastfreundlichkeit der gesamten Rathjen Familie ist bekannt in allen Häusern des Bezirks.“

Seinem Tode folgend wurde in Übereinstimmung mit seinem letzten Willen im Februar 1913 ein Ausverkauf abgehalten, wo das Folgende auf einer Auktion angeboten wurde:

„Los 1 - 324 acres (etwa 131 ha) in Runnymede, 3 Meilen (ca. 5 km) von Elmore, bekannt als Clarendons, Parzellen 15, 16 und 17 angrenzend an den Grundbesitz der Herren D. J. Murphy, P. Purcell und Frau Jackson. Unterteilt in 4 Schläge, 240 acres (ca.97 ha) kultiviert, Rest bewaldet. Permanente Bewässerung, zwei Wohnhäuser, Stall etc.

Los 2 - 80 acres (32,5 ha) in Cornella. Parzellen 8 und 9 angrenzend an den Grundbesitz von H. Heath und J. Dickens. Permanente Bewässerung, Brunnen und Windmühle, 50 acres (ca. 20 ha) kultiviert, unterteilt in zwei Schläge.

Los 3 - 80 acres (32,5 ha) in Cornella. Parzellen 3 und 4A, Unterteilt in zwei Schläge, brunnenbewässert, alles kultiviert, angrenzend an den Grundbesitz der Herren L. Tuohey, C. Toedteberg und H. Heath.

Los 4 - 160 acres (65 ha) in Cornella, angrenzend an den Grundbesitz der Herren L. Tuohey, S. Weeks und der Gebr. Dowd. Parzelle 5 C. Permanente Bewässerung durch einen guten Brunnen und Staudamm. 30 acres (ca. 12 ha) kultiviert, Rest leicht bewaldet.

Los 5 - 240 acres (ca. 97 ha) in Gobarup, angrenzend an den Grundbesitz der Herren Barlow und Clarke. Permanente Bewässerung, gute Grenzzäune.“

Alle oben genannten Parzellen sind gut eingezäunt und unterteilt. Verkauf von 20 Pferden, einschließlich 9 Zuchtstuten 4 Jahre und älter, 4 Wallache und 7 rohe Jungpferde und Stutfohlen. 10 Kopf Rindvieh einschließlich 3 Kühe voll in Milch. 400 Kreuzungsschafe.

Maschinen

2 Erntemaschinen, 2 Binder, 2 Wagen, 2 Walzen, Häcksel-schneider und eine große Sammlung von Pflügen, Eggen, Drillmaschinen, Pflückmaschinen und anderen landwirtschaft-lichen Bedarf. 45 gal.(ca. 200 Liter) De Laval Milchzentrifuge und alle Molkereiutensilien. 70 Tonnen Heu ( 30 Tonnen überjähriges Heu, Rest neu). Haushaltseinrichtung und Hausrat, zu viel, um alles einzeln zu erwähnen.

Der Verkauf wurde durchgeführt von Alf E. Wallis & Co., Bendigo, Rochester und Branches. Los 1 wurde erstanden von Herrn Murphy für 10 pounds, 7 shillings und sixpence per acre. Alfred Rathjen kaufte Los 2 und Los 4 für 7 pounds, 10 shillings per acre. Los 3 wurde verkauft an Herrn Heath für 10 pounds, 7 shillings und sixpence per acre und Los 5 in Gobarup an Herrn C. Tuohey für 1 pound, 5 shillings per acre.

Caroline Brunke

Caroline Brunke wurde am 24. Juni 1838 in Salzgitter in Deutschland geboren als Tochter von Heinrich Detlef und Louise Brunke. Es ist nur wenig über die Familie bekannt, nur das ihr Vater Fleischer war und ein guter Musiker.

Caroline wanderte 1854 nach Victoria aus. (Bei der Durchsicht der Schiffslisten gab es 1854 nur eine Brunke mit Namen Catherine Brunke, 16 Jahre alt, als Passagier auf der „San Francisco“, die am 1. September 1854 Melbourne von Hamburg aus erreichte. Ich denke, das es Caroline gewesen ist, da das Alter übereinstimmt.) In der Heiratsurkunde steht, sie ist Hausmädchen in Spring Gully, getraut mit Henning Rathjen in der lutherischen Kirche, MacKenzie Street, Sandhurst, am 4. November 1857 und ihre erste Tochter Louise Wiebchge wurde geboren am 13. Mai 1859 in Bendigo.

Sie war die erste weiße Frau, die im Bezirk von Colbinabbin siedelte, wo auch alle ihre anderen Kinder geboren worden sind. Ihr Leben bestand aus viel Mühsal und Enttäuschungen, aber offensichtlich stand sie darüber. Sie war eine wunderbare Mutter und überall bekannt für ihre Gastfreundlichkeit.

Ihre zweite Tochter Catherine lebte nur einen Tag, ihr fünftes Kind Caroline starb im Alter von nur 11 Monaten am 22. November 1866 an Keuchhusten und am 3. August 1871 starb ihre vierte Tochter Helena an Diphtherie.

Ihre elfte Schwangerschaft brachte am 8. November 1877 die Zwillinge Alida und Josephine, doch sechs Monate später am 30 Mai 1878 starb Josephine an Mandelentzündung und Luftröhrenentzündung.

Sie muß ein äußerst angestrengtes Leben geführt haben mit ihrer großen Familie, trotzdem war sie sehr interessiert an der Bienenhaltung und mit Hilfe des Honigverkaufes versorgte sie den Haushalt mit Kleidung und Taschengeld. Jeder Bienenstock brachte durchschnittlich 40 Pfund Honig im Jahr, einige Bienenstöcke brachten es sogar auf fast 150 Pfund im Jahr.

Als die Kinder größer wurden und die Farm gut produzierte, sparte sie dieses Geld und hinterließ es mit diesen Zeilen geschrieben in deutsch, die nach ihrem Tode gefunden und geöffnet wurden. Sie wurden übersetzt von ihrer ältesten Tochter Louise und Abschriften an alle Familienmitglieder geschickt.

„An meine lieben Kinder

Geliebte Kinder,

als ich diesen Brief schrieb, war ich noch unter Euch, jetzt ruhe ich sanft in meinem Grabe bis der jüngste Tag kommt, wenn Sterne auf die Erde fallen, Bäume sich bewegen, kleine Waldvöglein singen, dann kommt der liebe Gott durch einen herrlichen Regenbogen und spricht: Du, Tod! Du, Tod erscheine. Du wirst vor deinen Gott treten und oben bei den Englein sitzen. Dann werden wir uns wiedersehen und uns nie mehr trennen und für immer zusammen sein.

Und wenn Ihr diesen Brief findet, so werdet Ihr das Geld finden, welches ich von den kleinen Bienen zusammengespart habe. Ich habe es nicht für mich selbst ausgegeben, ich sparte es für Euch, daß ihr Euch jetzt, wenn ihr möchtet, ein kleines Andenken kaufen könnt, und solange Ihr es habt hoffe ich, daß Ihr nie in Not oder Armut kommt. Auch habe ich einige Stückchen Gold hinzugefügt, diese könnt ihr Euch teilen. Dieses sind meine letzten Worte, denn jetzt werde ich gehen mit einem Kuß und einem herzlichen, herzlichen Lebe Wohl bis die Stunde kommt, wo wir uns wiedersehen. Amen.

Eure liebende Mutter C. Rathjen

Seid nicht traurig, meine Lieben, denn meine Kraft ist zu Ende, vertraut auf Gott und seinen Frieden. Ich gehe zu ihm, jetzt gute Nacht.“

Caroline hatte etwa elf Jahre vor ihrem Tode einen Schlaganfall erlitten und war nicht im Stande, überhaupt zu sprechen und als ständige Pflege nötig wurde, wurde ihr diese fürsorglich durch ihre Töchter Emma und Amanda zuteil, beide hatten die Krankenpflege erlernt, während die anderen Töchter sich um die Familie kümmerten so wie sie es getan hat. Sie starb am 30.September 1911 und wurde beerdigt am 2.Oktober auf dem Friedhof in Colbinabbin nach einer kurzen Trauerfeier im Hause und der üblichen Trauerfeier am Grabe abgehalten von Rev. L. L. Wenzel.

Erstes Kind

Louise Wiebchge Rathjen, geboren am 13. Mai 1859, gestorben am 13. Januar 1929 und verheiratet am 4. Juni 1879 mit Ernst Christian Bügge in der lutherischen Kirche , Sandhurst

Louise Wiebchge wurde am 13. Mai 1859 in Irish Town, Sandhurst, geboren als erstes Kind von Henning und Caroline. Sie lebte mit ihren Eltern in Colbinabbin und wurde zusammen mit anderen Kindern von einem Privatlehrer unterrichtet, bis das Schulwesen 1873 vom Staat übernommen wurde. Sie war die Nr. 2 auf der ursprünglichen Schülerliste. Sie besuchte diese Schule nur noch ein Jahr, danach war sie wahrscheinlich ihrer Mutter eine große Hilfe im Haushalt und bei den jüngeren Kindern. Im Alter von zwanzig heiratete sie Ernst Christian Bügge, den Sohn von Heinrich und Margaretha Bügge, geb. Schau, aus Vitsdorf, Fehmarn, Deutschland. Die Hochzeit fand statt in der lutherischen Kirche in Sandhurst, wo auch ihre Eltern 1857 getraut worden waren. Louise und Ernst wohnten zuerst einige Jahre in Calinee, Gippsland, bevor sie nach Toora kamen. Sie mußten eine Menge stark bewaldetes Land urbar machen. Auch hatten sie eine Anzahl Milchkühe und sie benutzten ein Pferd, um die Milchzentrifuge anzutreiben, um Butter und Käse herzustellen. Mit den Jahren hatten sie eine Familie von sieben Söhnen und drei Töchtern und die Schreibweise des Nachnamen Bügge änderte sich in Buegge. Die Söhne Albert, Herbert, Edgar, Oscar und Gustav gingen alle nach West-Australien als Holzfäller und wahrscheinlich gründeten alle ihre Familien in dem Staat, hauptsächlich auf dem Lande, wo sie sich als sehr erfolgreich erwiesen.

Der Besitz in Toora wurde von ihrem Sohn Edward übernommen, nachdem er geheiratet hatte. Sie lebten im Ruhestand in Melbourne. Edward lebte auf Sea View, Toora, bis ungefähr 1925, als er und seine Familie nach Charter House, Runnymede, zogen und Roy Rathjen Sea View übernahm.

Ihr anderer Sohn Adrian ging während der 1920er zur Victorianischen Polizei Staffel.

Louise starb in Melbourne am 13. Januar 1929 und Ernst am 17. August desselben Jahres. Sie wurden beide begraben auf dem Melbourner Hauptfriedhof.

Zweites Kind

Catherine Rathjen, geboren am 17. Mai 1861, gestorben am 18. Mai 1861

Drittes Kind

Alvine Rathjen, geboren am 8. Mai 1862, gestorben am 23. November 1946

Alvine ist nachgewiesenermaßen das erste weiße Kind, welches in Colbinabbin geboren worden ist, nachdem ihre Schwester Catherine nur einen Tag gelebt hatte. Ihr Name wurde abgeleitet von dem Namen des Schiffes, mit dem Henning nach Australien kam: „ Malvina Vidal “.

Sie besuchte die Colbinabbin State School, Nr. 1218 (später Colbinabbin West) und war die Nr. 5 im ersten Schülerregister, nachdem die Schule am 1. Januar 1873 eröffnet worden war. Zu der Zeit war sie 10 Jahre und 8 Monate alt. Sie besuchte diese Schule bis 1877 und erreichte die Standardnote V. (Zensurschema nicht bekannt)

Von dem Tage an, als sie die Schule verließ, half sie ihrer Mutter bei den ständigen Arbeiten im Haushalt und als ihre Mutter krank wurde, übernahm sie die Verantwortung für den Haushalt.

Ein Stück Land bei Gobarup wurde auf ihren Namen gekauft und nach dem Tode ihres Vaters zusammen mit anderen Ländereien wieder verkauft. Sie baute sich danach ein Haus an der Ecke Heathcote-Rochester und Goornong-Rushworth Road. Von dort hat sie das Postamt in Colbinabbin von 1912 bis zu ihrem Ruhestand 1941 geleitet. Bei ihrem Ausscheiden erhielt sie vom Postamtsdirektor des Generaldepartments einen Dankesbrief in Anerkennung für ihre langjährige Tätigkeit. Neben der Leitung des Postamtes verkaufte sie Süßigkeiten, alkoholfreie Getränke und Zigaretten.

Über Jahre kümmerte sie sich um ihren verkrüppelten jüngsten Bruder Adolph. Gemeinsam mit anderen Familienmitgliedern war sie eine leidenschaftliche Gärtnerin. Trotz ihrer 84 Jahre war sie bei guter Gesundheit. Dies zeigte sich bei ihr, indem sie bis einige Monate vor ihrem Tode noch immer in der Lage war, ihre Hauskuh selbst zu melken.

Sie starb am 23. November 1946 und wurde auf dem Friedhof in Colbinabbin beigesetzt.

Viertes Kind

Helena Amalie Rathjen, geboren am 6. April 1864, gestorben am 3. August 1871

Helena Amalie wurde in Colbinabbin geboren und als sie sieben Jahre alt war starb sie an Diphterie. Sie wurde am 7. August auf dem Colbinabbin Friedhof begraben.

Fünftes Kind

Caroline Rathjen, geboren am 7. Dezember 1865, gestorben am 22. November 1866

Caroline wurde in Colbinabbin geboren, doch sie starb bevor sie ein Jahr alt war an Keuchhusten, der sechs Wochen lang dauerte. Sie wurde am 23. November auf dem Friedhof in Colbinabbin begraben.

Sechstes Kind

Johann Detlef Rathjen, geboren am 11. Mai 1867, gestorben am 13. Oktober 1936, verheiratet mit

Clorinda Mary Scales, geboren 1871, gestorben am 1. Juli 1939, geheiratet am 1. September 1897

Johann Detlef war der älteste Sohn von Henning und Caroline, geboren am 11. Mai 1867 in Colbinabbin. Er besuchte die Schule in Colbinabbin und war die Nr. 17 in der ersten Schülerliste.

Er arbeitete auf der ursprünglichen Farm zusammen mit seinen Brüdern und mit der Hilfe ihrer Schwestern molken sie Kühe und betrieben Landwirtschaft auf einem Besitz bei Elmore - Charter House. Er ging in den späten 1880ern nach Callignee und es ist aufgezeichnet, daß er 1891 in der Provinz Traralgon (Traralgon Shire) Steuern zahlte. Dieser Landstrich zog ihn an wegen des kühleren Klimas und der großen Wälder. Es war eine Mammutaufgabe, dieses steile und stark bewaldete Land zu kultivieren. Die Bäume mußten gefällt werden und das Buschwerk abgeschnitten und verbrannt werden. Pfähle und Zaunholz wurden gesägt und über eine Entfernung von 12 Meilen (ca. 20 km) nach Traralgon zum Verkauf gebracht durch steiles Land mit nur einigen rauhen Fahrspuren. Es wurden für diesen Weg zwei Pferdegespanne benötigt. Auf halbem Wege wurden die Gespanne gewechselt während dann das erste bis zur Rückfahrt ausruhen konnten. Sein erstes Haus baute er auf einem steilen Hügel gesäumt von nur einigen Pinien.

Er heiratete am 1. September 1897 Clorinda Mary Scales, Tochter von George und Mary Jane Scales, geb. Toogood. Ihre Familie bestand aus vier Söhnen und einer Tochter, Lydia Elvine, die vor ihren Eltern am 30. Mai 1935 im Alter von 31 Jahren verstarb. Nachdem sie einen Teil des Landes urbar gemacht hatten, hielten sie Milchkühe und stellten Käse her, den sie in Traralgon verkauften. Clorinda war sehr bekannt für ihre Käseherstellung.

Nach einem schweren Feuer in Callignee und einer großen Kaninchenplage kaufte Johann 1914 eine Farm in Flynns Creek. Etwa 1922 kauften seine Söhne Fred und Herb einen Besitz in Woodglen, einem Tal des Mitchell Rivers bei Lindenow, wo sie Ackerbau betrieben. 1929 heiratete Fred Olga Broome in Traralgon und 1933 heiratete Herb Jean Ferguson, später zogen sie nach Westaustralien, wo Herb einer der größten Weizenbauern in der Gegend wurde. Nach einigen trockenen Jahren begann Fred, Wasser zur Bewässerung seines Landes aus dem Mitchell River zu pumpen. Er war einer der ersten Landbesitzer, die dieses machten und seine erste Pumpe wurde von einer Dampfmaschine angetrieben, die er aus einer Butterfabrik kaufte. Später wurden Schlepper für diese Aufgabe benutzt, bevor S.E.C. Kraft (elektrischer Strom ?) in dieser Gegend verfügbar wurde. Durch die Nutzung des Wassers wurden diese Flächen sehr ertragreich.

Fred und sein Sohn Arthur setzten die Milchwirtschaft mit Teilhabern fort. Auch grästen sie Mastrinder und hielten Schafe auf einem anderen Besitz bei Fernbank, sieben Meilen (ca. 11 km) entfernt. Als Fred 1969 starb, führte Arthur die Landwirtschaft fort und hat umgestellt auf Gemüseanbau. Er starb jedoch 1974 durch einen Autounfall. Reuben heiratete am 14. September 1932 Ivy Stammers und setzte die Landwirtschaft auf Flynns Creek fort bis zu seinem Tode 1969, Ivy blieb danach dort wohnen. Percy heiratete am 19. März 1949 Ula Brewer in der Holy Trinity Church und wirtschaftete weiter auf Flynns Creek. Inzwischen wird er unterstützt von seinen zwei Söhnen.

Siebentes Kind

Wilhelmina Rathjen, geboren am 23. März 1869, gestorben am 18. Juli 1913

Wilhelmina wurde in Colbinabbin am 23. März 1869 geboren und wurde in der ursprünglichen Schülerliste von 1873 unter der Nr. 31 registriert. Sie war zu jener Zeit erst drei Jahre und neun Monate alt und besuchte die Schule bis 1884. Es wird nur wenig berichtet aus ihrem Leben, doch eine ihrer Schwestern schrieb: „Sie war eine freundliche, sympathische und nachdenkliche Seele.“ Offensichtlich diente sie einige Jahre in Melbourne im Haushalt. Im Juli 1913 übernachtete sie in Alexanders Hotel in der Spencer Street in Melbourne, um am nächsten Morgen den Zug zurück aufs Land zu nehmen zu ihrer Schwester Alvine, mit der sie zusammen ziehen wollte. Im Hotel wurde sie plötzlich krank und das Hotelpersonal rief Dr. Stirling, der zusammen mit Frau Stirling erschien und sie mit unregelmäßiger Atmung und schwachem Puls vorfand, was sich als ein ernster Herzanfall erwies. Sie erzählte dem Doktor, daß sie sich seit Mai kränklich fühlte. Dr. Stirling veranlaßte, daß sie in sein Privatkrankenhaus „Loughtane“ gebracht wurde und rief einen Krankenwagen, doch sie verstarb dann auf dem Weg ins Krankenhaus. Ihr Leichnam wurde zur Beisetzung nach Colbinabbin gebracht.

Achtes Kind

Emma Othilda Rathjen, geboren am 5. März 1871, gestorben am 9. Juni 1941

Emma Othilda wurde in Colbinabbin geboren, wo sie auch ihre Kindheit verlebte und die Schule besuchte. Danach ging sie auf die Bergwerksschule in Bendigo und bekam dort im Mai 1888 das Befähigungszeugnis in Telegrafie.

Sie wurde am 20. April 1871 getauft in der Lutherischen Kirche von Sandhurst.

Später wurde sie Lehrerin beim Amt für Ausbildung und Erziehung. In Nordwest Mooroopna unterrichtete sie von 1890 bis 1893, es war eine der Schulen, an denen sie unterrichtet hat. 1904 begann sie eine Ausbildung am Corowa Krankenhaus und als Abschluß der fünf Jahre dauernden Ausbildung wurde sie am 2. Juli 1909 in den australischen Verband der ausgebildeten Krankenschwestern aufgenommen. Sie spezialisierte sich weitere sechs Monate auf dem Gebiet der geburtshilflichen Krankenpflege am McKellar Krankenhaus in Hamilton und erhielt ihr Zeugnis im Februar 1911 nach einer Prüfung an der Frauenklinik in Melbourne. Sie machte private Krankenpflege unter ihrer Adresse „Alma Reay“, 588 Drummond Street, North Carlton für folgendes Entgelt:

„Pro Nacht oder Tag - 12 Stunden: 10 shilling und sixpence

Einen Tag – 24 Stunden: 1 Pfund und 1 shilling

Pro Woche – normale Pflege: 2 Pfund und 2 shilling ausgenommen Pneumonie, was in der ersten Woche 3 Pfund und 3 shilling kostete

Wochenbett pro Woche: 2 Pfund, 12 shilling und sixpence

Geistesschwäche: 3 Pfund und 3 shilling

Fieber und ansteckende Fälle: 3 Pfund und 3 shilling

Chirurgische Fälle – Mitwirkung bei wichtigen Operationen: Erste Woche 3 Pfund und 3 shilling“

Auch hat sie bei der Melbourne District Nursing Society, 5 Royal Terrace, Nicholson Street, Fitzroy, gearbeitet.

„Zur Pflege der Ärmsten und Kranken in ihren eigenen Wohnungen“

Sie benutzten Fahrräder für den Transport.

Bis etwa 1928 führte sie einige Jahre ihr eigenes privates Krankenhaus in der Rochester Road 40, Canterbury, danach ging sie nach Netherby und 1930 erhielt sie ein Dankesschreiben vom Netherby Bush Nursing Committee, in dem ihr für die hervorragende Arbeit im Distrikt gedankt wurde.

Sie war weit bekannt für ihren Fleiß, sich selbst nie schonend in Sorge um ihre Patienten. Da sie sich in Netherby mit Typhus angesteckt hatte, kehrte sie schließlich zurück nach Canterbury und lebte dort im Ruhestand.

Sie machte wunderschöne Handarbeiten, war eine große Leseratte und lernte noch Französisch und Latein. Im April 1941, sie besuchte gerade ihre Schwester Amanda in North West Mooroopna, erlitt sie einen Schlaganfall und verbrachte einige Wochen im Mooroopna Krankenhaus, bevor sie am 9. Juni 1941 verstarb. Begraben wurde sie neben anderen Familienmitgliedern auf dem Friedhof von Colbinabbin.

Neuntes Kind

Henning Frederick Rathjen, geboren am 18. Mai 1873, gestorben am 15. September 1939, verheiratet am 31. März 1902 mit

Amalie Staben, geboren am 15. Dezember 1874, gestorben am 15. Januar 1948

Henning Frederick (genannt Frederick) wurde am 18. Mai 1873 in Colbinabbin geboren und ging zur Schule in Colbinabbin. Danach half er auf dem Besitz seines Vaters, bis er nach Gippsland ging, wo er einer der Pioniere im Agnes Distrikt war. Er nahm in Toora Land in Besitz und heiratete am 31. März 1902 Amalie Staben, die Tochter von Henning und Doris Staben, geb. Fick, die früher in Colbinabbin gelebt haben und wo Amalie auch geboren wurde. Sie heirateten in Dorfstedt, Poowong East, wo die Braut zu Hause war. Brautjungfern waren Amanda Rathjen, die Schwester des Bräutigams, Anne Staben, die Schwester der Braut, und Clara Hill. Brautführer war Alfred Rathjen. Frederick und Amalie gründeten ihr Zuhause in Hoheleft, Toora, wo sie bis 1914 lebten, dann zogen sie nach Rewah (was soviel wie „Willkommen“ bedeutet), Bennison. Dort erwarb er 1918 in der Gemeinde Wonga Wonga, im südlichen Verwaltungsbezirk von Buln Buln 639 acres (etwa 258 ha) Land. Frederick war sehr gründlich in seiner Landwirtschaft und er war auch ein ausgezeichneter Schmied. Er hatte gute Ayrshire Kühe und errichtete eine massive Molkerei mit Steinfußboden, die viele Jahre in Hoheleft existierte. Um ihre Erzeugnisse in die Stadt zu bringen, wurde jahrelang ein Schlitten benutzt. Er hatte viel Gemeinsinn und großes Interesse am Gedeihen des Bezirkes. 1927 wurde er zum Ratsmitglied des Verwaltungsbezirkes gewählt und eine ganze Reihe von Jahren war er Vorstandsmitglied der Great Southern Cooperate Company. Er war ein enthusiastischer Verfechter für den Bau der Stadthalle in Bennison und wurde erwartungsgemäß zum Präsidenten dieser Einrichtung gewählt.

Kurz vor seinem unerwarteten Tod am 15. September 1929 (er starb an Lungenentzündung) hat es dort ein Treffen der Einwohner des Bezirkes gegeben, auf dem er als Kandidat zum Friedensrichter nominiert wurde, doch leider konnte er dieses Amt nicht mehr antreten. Die Familie von Frederick und Amalie bestand aus drei Söhnen und einer Tochter (Elian), die aber im Alter von sechs Wochen an Masern starb. Ihr ältester Sohn Henning wurde in Hoheleft geboren und besuchte in Toora und Bennison die staatliche Schule, danach ging er zur Leongatha High School. Er machte Karriere als Gebrauchs- und Werbegraphiker, was ihn auch nach Übersee verschlug. Nach seiner Rückkehr nach Australien begann sein Augenlicht nachzulassen, so daß er die feinen Arbeiten nicht mehr ausführen konnte, deshalb wandte er sich jetzt mit seinen künstlerischen Fähigkeiten der Töpferei zu. Dieses entwickelte sich zu einem sehr erfolgreichen Geschäft, seine Arbeiten verkauften sich in jedem Staat in Australien. Henning starb am 19. Juli 1968.

Ivan, ihr zweiter Sohn, heiratete am 13. November 1937 Alice Stammers und führte hier die Landwirtschaft fort. Roy, der Jüngste, hat nicht geheiratet, lebt jedoch auf dem Besitz „ Sea View “, der früher Louise und Ernst Buegge gehörte.

Nach Amalie’s Tod wurde Rewah verkauft und von Ivan ersteigert zum damaligen Spitzenpreis von 83 Pfund pro acre. Ivan’s Sohn Adrian bewirtschaftet Rewah jetzt, sein Sohn Scott ist die vierte Generation in männlicher Linie, die hier lebt. Am 30. Mai 1969 kam Ivan durch einen tragischen Unfall an einem Bahnübergang ums Leben.

1916 nahmen Frederick und Amalie die 7jährige Lilian Greishaber in ihr Haus und zogen sie wie ihre eigene Tochter auf. Lilian wurde in England geboren, ihr Vater war Deutscher und ihre Mutter Engländerin, ihre Familie wanderte 1913 aus nach Australien. Nach nur zwei Jahren in Australien starb ihre Mutter. Danach blieb sie bei Herrn und Frau Carl Herbsts, beide waren Freunde ihrer Eltern und schließlich ihre Pflegeeltern. Lilian füllte wahrscheinlich eine Lücke im Leben beider, verursacht durch den Tod ihrer eigenen kleinen Tochter.

Zehntes Kind

Amanda Rathjen, geboren am 17. April 1875, gestorben am 24. August 1961, verheiratet am 9. Oktober 1912 mit

George Starritt, geboren am 11.Juni 1881, gestorben am 25. Mai 1971

Amanda wurde am 17. April 1875 in Colbinabbin geboren und litt als Kind an einer Hüfterkrankung, womit sie einige Zeit im Krankenhaus in Bendigo verbrachte.

Sie besuchte die Schule in Colbinabbin bis 1892 und erhielt zum Abschluß eine Auszeichnungsurkunde. Schon im Oktober 1887, bereits in der fünften Klasse, hatte sie eine Auszeichnung für ihre Leistungen erhalten, als sie in jedem Fach die Prüfungen bestanden hatte. Sie war sehr geschickt in der Kunst der Verzierung und Verschnörkelung und sie gewann 1890 einen Wettkampf des Vereins zur Verbesserung der Gemeinschaft in Elmore, der unter dem Motto stand „ Gott schütze unser Heim “. Ihre Schulhefte waren alle sorgfältig mit handgeschriebenen Überschriften verziert und ihre Hefte mit den Landkarten dieser Welt enthielten alle Einzelheiten eines gedruckten Atlasses. Diese Hefte sind alle im Besitz ihres Sohnes Ray. Später erlernte sie den Beruf der Krankenpflege im allgemeinen Krankenhaus im Bendigo Gold District. Sie bestand ihre Prüfung am 12. April 1907, anschließend bildete sie sich weiter zur Krankenschwester für Infektionskrankheiten. Diese Prüfung legte sie am 19. Mai 1908 erfolgreich ab und arbeitete in ihrem Beruf an mehreren privaten Krankenhäusern in Melbourne, auch an Dr. Stirling’s Krankenhaus - Loughtane -. Außerdem war sie in der privaten Pflege tätig einschließlich der Pflege ihrer Mutter über mehrere Jahre.

Im September 1912 unternahm sie eine Urlaubsreise zu den Fiji– Inseln und am 9. Oktober 1912 heiratete sie George Starrit in der St. Jude’s Church in Carlton. Sie wohnten in Kelso Park, North West Mooroopna.

Amanda war eine ausgezeichnete Köchin und Hausfrau und gewann auf örtliche Schauen zahlreiche Preise für ihr selbstgebackenes Teegebäck, ihre Torten, Biskuits, Konfitüren und Eingemachtes. Ebenso gewann sie einen landesweiten Wettbewerb ausgeschrieben von einer Sonntagsillustrierten mit ihrem hervorragenden Teekuchen.

Ihr Garten war ihr ganzer Stolz und sie errang Preise für Blumen einschließlich Rosen, denen immer ihr Hauptinteresse galt.

Sie hatten eine Tochter, Mavis Othilda, die am 30. August 1914 geboren worden ist und einen Sohn, George Rathjen (Ray), welcher am 18. September 1915 geboren worden ist. Beide besuchten zuerst die Schule in North West Mooroopna und später die Shepparton High School. Wie ihre Mutter so zeigte auch Mavis ihre Kochkünste auf lokalen Schauen und der Melbourne Royal Show mit beträchtlichem Erfolg und beide waren auf ländlichen Schauen häufig Kampfrichterinnen in diesen Disziplinen. Amanda’s Heim war landesweit gut bekannt für großzügige Gastfreundlichkeit, sie und George beherbergten häufig Gäste aus anderen Staaten und aus Übersee, die hierher nach Kelso Park kamen, um Viehzucht zu studieren. Die Border Leicester Schafe und die Shorthorn Rinder sind überall in Australien und in vielen Überseeländern bekannt. 1956 wurde George für seine Leistungen in der Schafzucht mit dem O.B.E. ausgezeichnet, 1977 erhielt ihr Sohn Ray die gleiche Anerkennung für Leistungen auf demselben Gebiet. Amanda starb am 24. August 1961 im Mooroopna Base Hospital, nachdem sie etwa zwei Wochen vorher einen Schlaganfall erlitten hatte. Sie wurde auf dem Friedhof von Mooroopna begraben. George starb am 25. Mai 1971 und wurde ebenfalls dort begraben.

Elftes und zwölftes Kind

Josephine Rathjen, geboren am 8. November 1877, gestorben am 30. Mai 1878

Alida Rathjen, geboren am 8. November 1877, gestorben am 23. Juni 1958, verheiratet am 6. September 1916 mit

Charles Edward Taylor, verst. 04. Februar 1956

Alida und Josephine waren Zwillinge geboren am 8. November 1877. Josephine starb im Alter von 6 Monaten an Mandelentzündung und Luftröhrenentzündung. Alida besuchte zusammen mit anderen Mitgliedern der Familie die Schule in Colbinabbin.

Später war sie mehrere Jahre bis Januar 1912 tätig als Postmeisterin. Bevor sie nach Melbourne ging wurde sie im öffentlichen Pavillion von Colbinabbin verabschiedet und sie erhielt als Geschenk ein hübsches Kleid und eine Schreibmappe überreicht. Diese Feierlichkeit wurde ausgerichtet von Herrn McMurtrie, er wurde unterstützt von den Herren Hansen, Johnson, Hill, Dowd, Brown und Toedteberg.

Dann besuchte sie die Klasse für Hutmacherinnen an der berufsbildenden Schule für Frauen, Empire Arcade Buildings in der Flinders Street in Melbourne. Nach viermonatiger Ausbildung erhielt sie am 31. Juli 1912 ihr Zeugnis worin stand: „Fräulein Rathjen war täglich anwesend und ist eine äußerst fleißige Arbeiterin. Sie besitzt exzellenten Geschmack und ist überaus ordentlich und schnell.“ Sie arbeitete in Melbourne bis zu ihrer Heirat mit Charles Edward Taylor (einem Zahnarzt aus Brunswick) am 6. September 1916. Die Trauung fand statt in der St. Phillips Church of England in Abbotsford.

Sie hatten eine Tochter, Jean Alida, geboren 1917, und einen Sohn, Roy Charles Edward, ein empfindliches Kind. Er starb am 20. April 1922 im Alter von 3 Jahren. Dies geschah während eines Ferienbesuches bei seiner Tante Amanda (Frau G. Starrit). Begraben wurde er auf dem Friedhof von Mooroopna. Alida starb am 23. Juni 1958 und wurde begraben bei Ihrem Ehemann Charles, der vor ihr am 4. Februar 1956 gestorben war, in Grab Nr. 814, Abteilung M, Sektion der Church of England des Melbourner Allgemeinen Friedhofes.

11. Josephine Rathjen, geb. 08.11.1877, gest. 30.05.1878

12. Alida Rathjen, geb. 08.11.1877, gest. 23.06.1958, verh. 06.09.1916 mit Charles Taylorm, getraut in der St. Phillips Church Abbotsford. Kinder:

1. Jean Alida Taylor, geb. 1917

2. Roy Charles Edward Taylor, geb. 1919, gest.20.04.1922

Dreizehntes Kind

Alfred Edward Rathjen, geboren am 28. September 1879, gestorben am 29. August 1960, verheiratet am 12. Februar 1914 mit

Catherine Mathilda Starrit, geboren am 25. November 1885, gestorben am 04. März 1958

Alfred Edward Rathjen war das zweitjüngste Kind von Henning und Caroline. Er wurde am 28. September 1879 in Colbinabbin geboren und verbrachte sein ganzes Leben auf „Fernsicht“. Wie seine Brüder und Schwestern besuchte er die staatliche Schule in Colbinabbin. Nach der Schulzeit arbeitete auf der Farm der Familie. Sein erstes eigenes Land war ein Teil von Clarendon, nämlich die zusammen liegenden Flurstücke 15,16 und 17.

Nach dem Tode seines Vaters erbte er den elterlichen Teil von 320 acres (ca. 129 ha) und 80 acres (ca. 33 ha) Land in Cornella, sechs Pferde und die Ausstattung zur Weinherstellung. Einige Zeit nach ihrer Heirat stellte er die Weinherstellung ein, da es kaum noch interessant war, denn unerwünschte Kunden orderten zu jeder Tages- und Nachtzeit Wein. Für die anderen Familienmitglieder war dieses eine große Enttäuschung, denn ihr Vater hatte sich einen guten Namen mit seinem Wein aufgebaut.

Alfred konzentrierte sich danach auf allgemeine vielseitige Landwirtschaft, was sich als überaus erfolgreich erwies. Er hat seinen Landbesitz auf etwa 2500 acres ( ca. 1012 ha) vergrößern können.

Am 12. Februar 1914 heiratete er Catherine Mathilda Starrit in Kelso Park, North West Mooroopna, dem Zuhause ihrer Eltern und ebenso von Amanda und George Starrit. Sie hatten eine Familie von sieben Kindern, drei Jungen und vier Mädchen. Ein Sohn (George) starb noch vor seinem ersten Geburtstag.

Alle Mitglieder der Familie besuchten die staatliche Schule in Colbinabbin (später Colbinabbin West), Alfred Henning (Pete) wechselte später zur Bergbauschule nach Bendigo. Während des Krieges diente er bei der R.A.A.F.

Nance (Frau Ivey), Una (Frau Gribben) und Finlay studierten später an der Shepparton High School. Nance hat (bis zum Tode ihres Ehemannes Kevin 1978) viele Jahre das Postamt in Colbinabbin geleitet.

Pat (Frau Hayes) und Margaret (Frau Watson) setzten ihre Ausbildung an der Camberwell Grammar School fort. Margaret ließ sich dann zur Lehrerin ausbilden und unterrichtete bis zu ihrer Heirat an verschiedenen Schulen.

Wie ihre Mutter und ihre Tanten waren die Mädchen exzellente Köchinnen und hervorragende Gärtnerinnen. Finlay kehrte zurück zur Farm und bewirtschaftete sie zusammen mit seinem Vater bis zu dessen Tod 1960. Danach führte er die Farm allein und heute mit der Hilfe seiner Söhne. Er konnte die Farm auf 5000 acres (ca. 2025 ha) vergrößern. Sein Enkelsohn Guy ist die fünfte Generation, die auf „Fernsicht“ lebt. Alfred nahm aktiv Einfluß auf alle öffentlichen Belange und übernahm Ämter bei vielen Organisationen einschließlich der Farmers Union (später bekannt als Land Partei), Recreation Reserve, Colbinabbin Farmers Picnic Committee, St. Johns Kirche, Friedhofsverwaltung und Schulausschuß, wo er 15 Jahre lang Korrespondent war. Er war immer hilfsbereit und sein Rat war bei anderen sehr gefragt.

Alfred und Catherine’s Heim war weit bekannt für eine exzellente Gastfreundlichkeit, ein wahres Zuhause, wo sie sich immer über ihre Kinder und Enkelkinder freuten.

Er war ein Mann mit großer Energie und als ihn auf dem Höhepunkt seines Schaffens ein Schlaganfall lähmte, zeigte er trotzdem immer noch reges Interesse nicht nur an landwirtschaftlichen Dingen, sondern auch an allen öffentlichen Belangen.

Er starb am 29. August 1960 und nach einem Trauergottesdienst in der St. John Church wurde er auf dem Friedhof von Colbinabbin beerdigt, wo auch Catherine zwei Jahre zuvor begraben worden war.

Vierzehntes Kind

Adolph Otto Rathjen, geboren am 6. Oktober 1881, gestorben am 28. Juli 1961

Adolf Otto Rathjen war ihr jüngste Kind, in Colbinabbin geboren und zur Schule gegangen.

Er arbeitete auch mit auf der Farm, unglückseligerweise hatte er einen schweren Unfall, als er von einem Rollwagen fiel. Er wurde schwer verletzt und verbrachte einige Zeit im Mooroopna Krankenhaus. Danach war er behindert, denn er konnte seitdem seinen linken Arm nicht mehr gebrauchen, obwohl er immer bereitwillig alles tat, was er konnte. Er wohnte zusammen mit seiner Schwester Alvine. Seine letzten Jahre verlebte er im Benevolent Home in Bendigo, wo er auch am 28. Juli 1961 verstarb. Nach einem Trauergottesdienst in der St. Johns Church wurde er begraben auf dem Familiengrab des Friedhofes von Colbinabbin.

Aus dem Buch von A. E. Rathjen:

„Die Gruppe der Siedler hat sich entschlossen ein Picknick zu veranstalten mit Spielen und Wettrennen verschiedenster Art. Dieses Veranstaltung führte schließlich zum alljährlich stattfindenden Colbinabbin Farmers Annual Picnic. Der Erlös wurde den Krankenhäusern von Bendigo, Mooroopna und Heathcote gespendet. Im Jahre 1888 wurde auf Herrn D. Mitchell’s Besitz ein großes Festzelt errichtet, es gab einen prunkvollen Anblick wohlgekleideter Herren aus den Städten der zuvor erwähnten Krankenhäuser und aus allen umliegenden Bezirken von nah und fern.

Das Festzelt hatte einen Tanzboden in der Größe von 100 Fuß mal 20 Fuß. Das Zelt bestand aus Eisenbahnplanen, welche angemietet waren jede für 2 shillings und sixpence pro Tag. Der Tanzboden bestand aus mehreren Teilen und wurde sorgfältig weggelegt und aufbewahrt für das nächste Jahr. Viele Besucher feierten ein drei Tage dauerndes Picknick, es wurde auf einer 640 acres (ca. 260 ha) großen Weide abgehalten, die Pferde liefen frei herum und zogen durch das Gelände und waren oftmals schwer wieder einzufangen. Dieses Picknick fand über 60 Jahre erfolgreich statt. Es gab alle möglichen Rennen, Pferderennen in verschiedenen Variationen, Fahrrad- und Laufwettbewerbe, Hindernisrennen und anderes mehr. Auch Nebenattraktionen aller Art, Stände mit Früchten und Süßigkeiten, Schiffschaukeln, Karussells, Schießstände und vieles mehr. Es gab jährliche Ausschreibungen für Ausschank- und Erfrischungsstände. Eine Blaskapelle bestehend aus 8 Musikern und einem Trommler spielten Tag und Nacht zum Tanze. So ging es weiter bis zum Morgengrauen des nächsten Tages.

Die Einnahmen betrugen gewöhnlich zwischen 60 und 80 Pfund und wurden nach Abzug der Ausgaben zwischen den Krankenhäusern aufgeteilt.“

Manchmal verbrachten die Familienmitglieder der Rathjen’s, die außerhalb von Charter House, Runnymede, wohnten, den Tag von morgens nach dem Melken auf dem Fest, abends kehrten sie zurück nach Hause, um die Kühe zu melken und nach dem Melken fuhren sie wieder zum Tanz bis zum frühen Morgen zur Melkzeit. Folgende Anzeige betraf das Picknick 1899

„Farmers‘ Grand Annual P i c n i c findet statt auf dem Besitz von

Herrn D. Mitchell Colbinabbin am Mittwoch, 25.Oktober 1899

jeglicher Überschuß geht an die Krankenhäuser und Asylums

Eintritt:Damen u. Herren: 1s Kinder unter 12: frei

Zum Tanz nach 8°°Uhr abends: Herren: 2s 6p Damen: frei

Schirmherrschaft: die achtbaren Herren W.I. Winter-Irving, J. Sternberg, die Herren L.C. Abbot und Simmie, Herr D. Mitchell, J.W. Mason, J. Morrissey und R. O’Neill, Herren L.A. und John I. Winter-Irving

Richter : Herren F. Mitchell, J. Lindsay und G. M’Kenzie

Starter : Herr A. Scott

Handikapper (bei Pferderennen): Herren F.D. Mitchell, F. Holloway, James Ewan und A. Grogan

Handikapper (bei Fahradrennen): Herren F.D. Mitchell, L.S. Treyvaud und R. Dick

M.C.(Master of ceremonies) : Herr J. Ewan

Festausschuß: Herren F. Holloway, C. Mitchell, F. Mitchell, Treyvaud, T. Brown, H. Rathjen Jr., Karlberg, Clark, H. Wendel Jr., J. Adamson, Robinson, Raven, F. Mitchell, H. Rathjen Sen., H. Wendel Sen., A. Roberts, G. Brown, R. C. Cumming, W. Bockholt, A. Adamson, A. Grogan und Schlüter

Schatzmeister : Herr T. Brown Sekretär : Herr H.M. Raven“

Veranstaltungsprogramm

„1. Hindernislauf - für Jungen unter 14 J. Erster Preis: 10s, zweiter P.: 5s, dritter P.: 2s 6p Eintritt: 1s

2. Farmers‘ Sheffield Handicap - 130 yards (ca. 118 m) Erster Preis: 3 Pfund, zweiter P.: 1 Pfund, dritter P.: 10s Nenngeld: 2s, Startgeld: 2s

3. District Fahrrad Rennen (Radius von 20 Meilen) - 1 ½ Meilen Erster Preis: 3 Pfund, zweiter P.: 1 Pfund, dritter P.: 10s, Eintritt: 1s 6p, Startgeld: 1s 6p

4. Ringreiten (Tilting at the Ring) Erster Preis: 1 Pfund, zweiter P.: 10s, dritter P.: 5s Nenngeld: 2s

5. Fahrradrennen über 2 Meilen Findet auch bei Hitze statt. Erster Preis: 5 Pfund, zweiter P.: 2 Pfund, dritter P.: 1 P. Eintritt: 2s 6p, Startgeld:2s 6p

6. Trabrennen für junge Stuten, deren Besitzer im Umkreis von 20 Meilen um Colbinabbin wohnen, 11st oder drüber (mind. 70 kg) – 2 Meilen (ca. 3,2 Km) Erster Preis: 2 Pfund, zweiter P.: 10s, Eintritt: 2s 6p 7. Farmers‘ Sheffield Handicap - Finale

8. Springreiten - Erster Preis: 2 Pfund (Geld oder Trophäe), zweiter Preis: 1 Pfund Eintritt: 3s

9. Pony – Rennen (kleiner als 14 hands) (Stockmaß unter 142 cm) Für Ponies, deren Besitzer im Umkreis von 20 Meilen um Colbinabbin wohnen. Über eine 3/4 Meile (ca. 1,2 Km) Erster Preis: 1 Pfund 10s, zweiter P.: Trophäe gestiftet von Herrn Faul, Bendigo. Eintritt: 1s, Startgeld: 1s

10. Pferderennen - für Weidepferde Erster Preis: 2 Pfund, zweiter Preis: 1 Pfund, dritter Pr.: 10s; Distanz: 1 Meile (1,6 km); kein Pferd darf weniger als 10 stone (63,5 kg) tragen Eintritt: 4s

Anmerkung: Es wird eine erstklassige Fahrradstrecke vorbereitet sein.“

Gold

Henning Rathjen fand auf seinem Besitz oft Steine mit goldfarbenem Schimmer, aber wie viele andere konnte er die goldführende Ader nicht lokalisieren. Später, 1916, nahmen die Gebr. Hall eine Fläche aus der Verpachtung heraus und es wurde eine Goldader in der Nähe von Herrn Weppners Haus entdeckt. Es wurde eine rentable Mine, doch als der Schacht auf 100 Fuß (ca.30 m) hinab führte, gab es einen Wassereinbruch und nachdem eine Pumpe installiert worden war, streikten die Minenarbeiter. Daraufhin wurde die Mine endgültig stillgelegt.

Die Herren Adamson und Johnson schürften Gold auf Hennings Besitz. Es war nur eine kleine Mine, doch förderte sie 2 ozs. (57 Gramm) Gold pro Ladung. Es ist Gold im Werte von etwa 800 Pfund gefördert worden. Die Goldader wurde etwa 200 yards (ca. 180 m) südlich des Hauses ausgemacht.

In den übersetzten Briefen aus Homfeld lesen wir, daß sie Saatgut wie Mais, Hafer, Gerste und Pferdebohnen herüber geschickt haben, meistens mit Leuten aus ihrer Gegend, die nach Australien kamen.

Auch Henning hat Gold nach Hause geschickt, manchmal eingewickelt in Band. Sie hofften, daß Henning oder Caroline es eines Tages auswickeln würden, wenn sie zurückkehren in ihr Heimatland oder sie zumindest besuchten.

Er sandte ebenfalls Gold an seine Schwester Wiebcke, doch sie hätte lieber Ohrringe gehabt, da sie befürchtete, betrogen zu werden, wenn sie das Gold umarbeiten ließe.

Sie waren sehr beeindruckt von der Beschreibung der australischen Vögel und wünschten sich einige Federn.

Auch staunten sie über die wunderbaren Äxten hier, “ mit denen man einen Nagel abschlagen konnte, ohne Schaden am Werkzeug zu haben.“ Sie würden sich sehr freuen, wenn es möglich wäre, eine nach Hause zu schicken mit jemanden, der aus Australien zurückkehrt.

Berichtet wird von einem Onkel, Professor Henning Ratjen in Kiel, der 1880 gestorben ist und von seinem eindrucksvollen Begräbnis. Seine Studenten folgten alle in voller Galauniform.

Einige Erinnerungen

aufgeschrieben von Emma

Das Rauchhaus wurde benutzt zur Bestrafung bei Ungezogenheiten und wurde beschrieben als ein dunkler Raum an der Rückseite dort, wo die Gerste gelagert wurde. Es gab dort einen Platz oben für die Gerste und einen Platz für das Feuer darunter, alles war aus Ziegelsteinen gebaut. Es wurde benutzt, um Bier herzustellen, jedoch konnte die Schreiberin sich nicht erinnern, es je gesehen zu haben. Die Schmiede hatte an der Längsseite eine offene Front. Einmal blieb sie (Emma) beim Spielen mit ihrem Finger an einer Maschine hängen. Ihre Mutter schnitt beherzt das Stückchen ab und hat den Finger verbunden. Einige Zeit später blieb sie mit einem anderen Finger in den Zähnen der Häckselmaschine hängen und dieselbe Prozedur wurde wiederholt. Noch ein anderes Mal wurden Emma und Fred zum Ausfegen in den Schuppen geschickt, wo die Kartoffeln aufgeschüttet waren, und wie gewöhnlich alberten sie herum und Fred traf Emma mit einem Stück Holz an der Lippe. In diesem Stückchen Holz steckte unglücklicherweise ein Nagel, der ihre Lippe ziemlich verletzte. Ihre Mutter, immer praktisch, nahm Nadel und Faden, um die Lippe zusammen zu nähen, doch keiner war imstande, sie festhalten und so wurde sie zum Doktor gebracht.

Noch einmal aus dem Buch von A.E.Rathjen:

„In den frühen Pioniertagen wurden bei Krankheiten, in dutzenden von Notfällen und bei werdenden Müttern zur Geburt oft die erfahrenen Mütter anderer Familien gerufen. In jenen Tagen war es nicht einfach, einen Arzt zu rufen, deshalb wurden viele Kinder auch ohne ärztliche Hilfe geboren.

Der verstorbene Dr. J. V. Heily aus Rushworth war über zwei Generationen Hausarzt bei der Familie Rathjen. Er hatte einen großen Namen als Arzt und Chirurg. 1865 siedelte er sich in Rushworth an und ging seinem Beruf bis 1922 ohne Unterbrechung im umliegenden Bezirk nach, dann ging er in den Ruhestand.“

Danksagung

Viele der Informationen in diesem Buch kommen aus “Eine Lebensgeschichte“, geschrieben von Alfred E. Rathjen und aus Landwirtschaftsblätter und Zeitungen, die von verschiedenen Mitgliedern der Familie gesammelt worden sind. Ebenso aus Briefen der Familie, dies alles konnte nur in Zusammenarbeit mit den Verwandten aufgearbeitet werden.

Die frühe Geschichte von Homfeld erhielt Ann Rathjen (jetzt Frau Furphy) bei einem Besuch in Übersee und wurde ergänzt durch Glenn und Jenny Rathjen, die einige Jahre später dieselben Verwandten besuchten.

Bei der Erinnerung an den Namen des Schiffes muß Henning sich geirrt haben.- Ich habe sämtliche Schiffslisten von 1854 durchgesehen und konnte keines finden mit dem Namen „Alvina Vita“, allerdings erreichte die „Malvina Vidal“ am 6. Oktober 1854 Melbourne mit Passagieren an Bord namens Rathjen, Ruthgens, Koch, Hahn und Habel.

Ich behaupte nicht, ein brillianter Schreiber zu sein, doch ich habe mich bemüht, viele dieser Geschichten und Überlieferungen in Buchform zu bringen.

Auch gilt mein Dank Victor Rathjen aus Südaustralien, der mir eines seiner Familienbücher überließ, das ich dann in Kopie übernommen habe. Nachdem ich das Buch gelesen hatte, wußte ich, daß die Aufgabe zu bewältigen ist.

Evtl. Irrtümer und Unvollständigkeiten bitte ich mir nachzusehen.

Norma C. Starrit


Als Mitglied der Rathjen – Familie denke ich, sollten wir uns bei meiner Frau Norma für all die Zeit, die Nachforschungen und die Arbeit für die Zusammenstellung dieses Buches bedanken.

George Rathjen Starrit (Ray)

Nachtrag 28. Januar 1980

Nachfahren von Henning und Caroline veranstalteten im März 1974 ihr erstes Familientreffen auf “Fernsicht“, wo über 250 Verwandte kamen und die Gastfreundschaft von Finlay und Goldie, unterstützt von Verwandten, genossen. Der Tag wurde ein großer Erfolg, viele Verwandte trafen sich das erste Mal, einige reisten aus West - Australien an.

Das ursprüngliche Haus, welches 1871 erbaut worden ist, ist noch immer ein Teil des gesamten Anwesens, welches zuerst von Alfred und später von Finlay erweitert wurde. Der farbenprächtige, weitläufige Garten bildete einen vollkommenen Rahmen.

Ein zweites Treffen wurde am 6. April 1980 veranstaltet und wieder kamen Verwandte aus nah und fern einschließlich einer Gruppe aus West Australien. Eine große Grillparty mit Salaten und Kompott wurde geboten und ein großartiges Abendessen ließ den wunderbaren Tag angemessen ausklingen.

Wie beim letzten Mal, so war auch dieses Mal das Haus mit dem herrlichen Garten eine wundervolle Kulisse.[1]

Einzelnachweise

  1. Norma C. Starrit: Die Lebensgeschichte von Henning Rathjen, übersetzt aus dem Englischen von Claus Johann Harms, auf die Übersetzung des ersten Teiles dieses Buches habe ich verzichtet. Es handelt sich dabei um auszugsweise Abdrucke aus dem Buch „Die Familien Ratjen/Rathjen “ insbesondere der Familienlinien A, B und C. Das o. g. Buch ist wahrscheinlich in jeder Ratjen/Rathjen Familie vorhanden. Bünzen, im Dezember 2000