Johannes Tramsen

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Johannes Tramsen 1935
Titelseite des Berichtes über die Bekenntnissynode 1935 in Kiel
Herrenhaus des Gutes Bredeneek bei Preetz, in dem 1936 die Synode tagte.
Grabstätte von Johannes Tramsen auf dem Aukruger Friedhof

Johannes Tramsen (* 1. August 1877 in Gremmerup, Angeln; † 8. September 1943 in Innien) war Pastor in Innien und Leiter des Bruderrates der Bekennenden Kirche in Schleswig-Holstein, 1937 gehörte er zu denen, die Die Erklärung der 96 evangelischen Kirchenführer gegen Alfred Rosenberg wegen dessen Schrift protestantische Rompilger unterzeichneten.[1]

Leben

Die Eltern von Johannes Tramsen bewirtschafteten einen landwirtschaftlichen Betrieb. In Flensburg besuchte er das Gymnasium, wo er auch das Abitur machte. Sein Studium der Theologie absolvierte er in Erlangen, Greifswald, Berlin und Kiel. Nach dem ersten theologischen Examen war er Vikar in Beidenfleth; nach dem zweiten Examen wurde er im Schleswiger Dom ordiniert. Als Hilfsgeistlicher arbeitete er dann in der Diakonissenanstalt Flensburg, bevor er im März 1908 seine Stelle als Pastor in der St.-Johannisgemeinde auf Föhr antrat. Dort heiratete er und bekam mit seiner Frau einen Sohn und drei Töchter, von denen eine früh verstarb.

Von 1915 bis zu seinem Lebensende war er Pastor in Innien, wo er am 9. August 1942 seine letzte Predigt hielt. Zur Zeit des Nationalsozialismus gehörte Johannes Tramsen von Anfang an zur Bekennenden Kirche[2] und wurde später Mitglied des Bruderrates der Bekennenden Kirche in Schleswig-Holstein. Er war Präsident der ersten Bekenntnissynode im Juli 1935 in Kiel[3] und der Synode im Herrenhaus Bredeneek im August 1936. Die Synoden erhoben den Anspruch, rechtmäßige Leitungsorgane der evangelischen Kirche zu sein, und stellten sich damit in offenen Gegensatz zu den deutschchristlich bestimmten Kirchenbehörden und Leitungsorganen. In dieser Zeit wurde er auch als Nachfolger von Reinhard Wester zum Vorsitzenden des Bruderates der Bekennenden Kirche in Schleswig-Holstein gewählt. Auch beteiligte er sich mit einem eigenen Beitrag an der Schrift gegen Gustav Frenssen: Die Nordmark im Glaubenskampf. Eine Antwort der Kirche an Gustav Frenssen, herausgegeben von Johannes Lorentzen, Pastor in Kiel.[4] Im Jahr 1943 wurde bei ihm Blasenkrebs diagnostiziert. Am 8. September 1943 ist er gestorben und am 13. September 1943 auf dem Friedhof in Innien unter überwältigender Teilnahme seiner Gemeinde und der Bekenntnisgemeinde der Landeskirche beerdigt.

Über die Grenzen seiner Gemeinde hinweg ist Tramsen ein führender Pastor der Schleswig-Holsteinischen Landeskirche gewesen. Denn in dem in der Hitlerepoche herrschenden Kirchenkampf wurde er von der Bekennenden Kirche [5] zum Vorsitzenden ihres Bruderrates gewählt. Unermüdlich und unerschrocken hat er die kämpfende Kirche geführt. Seine Gemeinde stand weithin hinter ihrem Pastor und hat es mit großem Verständnis getragen, dass er von den Aufgaben des Bruderrates über Gebühr in Anspruch genommen wurde.

„Pastor Johannes Tramsen hat die Gemeinde Innien 29 Jahre betreut und so mit ihr diese schwere und notvolle Zeit durchlebt. Sein Wirken ist im Sinne Gottes gewesen und sein Werk überdauert seinen Tod. Das Evangelium hat er verkündet, seinem Ordinationsgelöbnis gemäß, als biblischer und reformatorischer Christ und Theologe lutherischer Prägung. Sein Hausbesuch als Seelsorger, seine Unterweisung im Konfirmandenunterricht haben in diesen kritischen Jahren die Gemeinde im sonntäglichen Gottesdienst unter Gottes Worten gehalten.“

Zitat aus der Innier Kirchenchronik von seinem Amtsbruder Propst Treplin kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges

Ehrungen

Johannes-Tramsen-Weg in Aukrug

Im Sommer 2022 hat die Aukruger Gemeindevertretung auf Vorschlag des Ortsbeirates Innien beschlossen, für die neue Wohnstraße im Ziegeleiweg den Straßennamen „Johannes-Tramsen-Weg“ zu vergeben.

Schriften

  • Frenssens Urteil über die Kirche der Nordmark und ihre Pastoren, in: Johannes Lorentzen (Hrsg.): Die Nordmark im Glaubenskampf. Eine Antwort der Kirche an Gustav Frenssen, Breklum: Missionsbuchhandlung 1936, S. 33–36; wieder abgedruckt in: Karl Ludwig Kohlwage, Manfred Kamper, Jens-Hinrich Pörksen (Hrsg.): „Ihr werdet meine Zeugen sein!“ Stimmen zur Bewahrung einer bekenntnisgebundenen Kirche in bedrängender Zeit. Die Breklumer Hefte der ev.-luth. Bekenntnisgemeinschaft in Schleswig-Holstein in den Jahren 1935 bis 1941. Quellen zur Geschichte des Kirchenkampfes in Schleswig-Holstein. Zusammengestellt und bearbeitet von Peter Godzik, Husum: Matthiesen Verlag 2018, ISBN 978-3-7868-5308-4, S. 211–216.

Quellen und Literatur

  • Ökumenisches Jahrbuch, hrsg. von Friedrich Siegmund-Schultze, Max Niehans Verlag, Zürich 1939
  • Johannes Schmidt: Johannes Tramsen, in: Wolfgang Prehn (Hrsg.): Zeit, den schmalen Weg zu gehen – Zeugen berichten vom Kirchenkampf in Schleswig-Holstein, Kiel, Lutherische Verlagsgesellschaft, 2. Auflage 1985, S. 173–174 (ISBN 3-87503-027-3)
  • Heinrich Asmus, Werner Hauschildt, Peter Höhne: Fortschreibung von „Die Geschichte des Aukrugs“ ab 1978 und Nachträge, Aukrug 1995
  • Karl Ludwig Kohlwage, Manfred Kamper, Jens-Hinrich Pörksen (Hrsg.): „Was vor Gott recht ist“. Kirchenkampf und theologische Grundlegung für den Neuanfang der Kirche in Schleswig-Holstein nach 1945. Dokumentation einer Tagung in Breklum 2015. Zusammengestellt und bearbeitet von Rudolf Hinz und Simeon Schildt in Zusammenarbeit mit Peter Godzik, Johannes Jürgensen und Kurt Triebel, Husum: Matthiesen Verlag 2015, ISBN 978-3-7868-5306-0.
  • Präsidium der Bekenntnissynode (Hrsg.): Kirche! Zweite Bekenntnissynode der evangelisch-lutherischen Landeskirche Schleswig-Holsteins am 18. August 1936 im Schloß Bredeneek/Preetz, Westerland/Sylt: Geschäftsstelle der Bekenntnisgemeinschaft 1936.
  • Paul M. Dahl: Miterlebte Kirchengeschichte. Die Zeit der Kirchenausschüsse in der Ev.-Luth. Landeskirche Schleswig-Holsteins 1935–1938. Manuskript abgeschlossen 1980, für das Internet überarbeitet und hrsg. von Matthias Dahl, Christian Dahl und Peter Godzik 2017 (online auf geschichte-bk-sh.de).
  • Friedrich Hammer: Verzeichnis der Pastorinnen und Pastoren der Schleswig-Holsteinischen Landeskirche 1864–1976. Hrsg. vom Verein für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte, Neumünster: Wachholtz 1991
  • Klauspeter Reumann: Der Kirchenkampf in Schleswig-Holstein von 1933 bis 1945, in: Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte. Bd. 6/1: Kirche zwischen Selbstbehauptung und Fremdbestimmung, Neumünster 1998

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Abgedruckt in: Friedrich Siegmund-Schultze (Hrsg.): Ökumenisches Jahrbuch 1936–1937, Zürich und Leipzig: Max Niehans 1939, S. 240–247.
  2. Am 12. September 1933 hatte in Rendsburg die so genannte „braune Synode“ der Landeskirche stattgefunden, zu der viele Mitglieder in NS-Uniformen erschienen. Die Landessynode entmachtete sich selbst zugunsten eines Landeskirchenausschusses und bestimmte Adalbert Paulsen zum Bischof von Schleswig und Holstein. Zudem wurde der „Arierparagraph“ beschlossen. Als erste Maßnahmen wurden missliebige Pröpste aus dem Amt entfernt und Pastoren versetzt. Als kirchenpolitischer Gegner formierte sich die „Not- und Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holsteinischer Pastoren“, aus der später die „Bekenntnisgemeinschaft“ in der Landeskirche hervorging. Am 6. Dezember 1933 sprachen 140 Pastoren der Landeskirche dem neuen Bischof Adalbert Paulsen das kirchliche Misstrauen aus. Unter anderem wurde die Einführung des Arierparagraphen als bekenntniswidrig verurteilt.
  3. Die 1. Bekenntnissynode der BK gegen Irrlehre und Übergriffe der DC - Anspruch und theologische Grundlegung
  4. http://www.geschichte-bk-sh.de/fileadmin/user_upload/Breklumer_Hefte/Nordmark.pdf
  5. Schon bald nach 1933 hatten sich mutige Pastoren in ganz Deutschland gegen die Gleichschaltung der evangelischen Kirche zur Wehr gesetzt und sich zur Bekennenden Kirche zusammengeschlossen. Die Bekennende Kirche stand im offenen Konflikt mit der Kirchenpolitik der Reichsführung und den „Deutschen Christen", die letztlich das Christentum durch das „Volkstum" ersetzen wollten. Viele Mitglieder der Bekennenden Kirche wurden drangsaliert, eingesperrt und auch, wie zum Beispiel Dietrich Bonhoeffer, in den Konzentrationslagern ermordet.