Kleidung und Handarbeit

Aus Aukrug Geschichte Wiki
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Flachsfasern
Flachs: Stroh, Garn und Seile

Für die in Handarbeit erstellte Kleidung wurde seit dem Mitltelalter erst wild wachsender, später selbst angebauter Flachs verarbeitet und versponnen, um diesen im Winter für den Eigengebrauch bzw. als weitere Einnahmequelle zu verwenden. Schon im 13. Jahrhundert wurde Flachs in Mitteleuropa in bedeutendem Umfang angebaut. Leinen war im Mittelalter ein hochgeschätztes Gewebe, aus dem nicht nur Hemden, Kleider und Bettzeug, sondern auch Waffenröcke, Satteldecken, Hutbezüge und Fahnen gefertigt wurden.[1]

Mode

Die Kleidung bestand meistens aus eigengemachten Stoffen. Von den Männern wurden meistens leinene Stoffe benutzt. Blau gefärbte leinene Hosen wurden im Sommer und Winter getragen. Weiße leinene Hosen, an den Beinen von unten bis oben geknöpft, trug man zur besseren Kleidung. Im Winter wurde statt der blauen Jade aus Leinen eine mit Flanell oder Wollstoff gefütterte Jacke getragen, die Koller genannt wurde. Über die bessere Kleidung gibt uns das Inventarverzeichnis der Hufe Henning Ratjen in Homfeld (5) Angaben. Man trug an Festtagen Beiderwand, Dreitritt, Fiefkamm und Lacken. Westen wurden meistens aus Dreitritt, rot gefärbt mit gelben seidenen Streifen, gefertigt. Kurze Kniehosen, aus Hirschleder oder Hundefell hergestellt, hatten an der Seite drei silberne Knöpfe. Sie wurden ohne Tragbänder getragen.

Als Kopfbedeckung trugen die Männer im Winter die gestrickte Zipfelmütze, den Ackermann. Die Frauen trugen Kappen mit weißen Streifen. Die Hütte waren vielfach aus Wachstuch hergestellt. Der Hinterkopf war bedeckt, die Seiten des Hutes standen ein Gesicht etwas vor (Knickhut). Die Röcke der Frauen waren aus Beiderwand mit seidenen Strichen. Die Jacke hatte kurze Ärmel und wurde Runtjer genannt. Ein ähnliches Kleidungsstück hieß Spenser.

Spinnen

Im November begann das Spinnen. Die Hausfrau arbeitete mit. Bei den großen Bauern, die 2 oder 3 Mägde hatten, mußte, wenn das Melken von 5-8 Uhr erledigt und die Morgengrütze eingenommen war, ein Mädchen sofort an das Spinnrad und, nur durch Mahlzeiten unterbrochen, bis abens 9 Uhr spinnen. Die anderen mußten die Hausarbeit erledigen und nachmittags auch spinnen, so daß oft drei oder vier Spinnräder in der Stube schnurrten. Die vollen Spulen wurden auf der Haspel aufgehaspelt. An der Haspel war oft eine Uhr angebracht, die die Zahl der Umdrehungen anzeigte. Die Mädchen mußten eine gewisse Zahl erreichen. Das Spinnen geschah entweder unter der Hand, indem der Flachs um den Leib gelegt war, oder vom Wocken, der auf einer Stange über dem Spinnrad befestigt war. Einzelne besonders tüchtige Spinnerinnen konnten von zwei Wocken auf zwei Spulen spinnen, mit jeder Hand ,einen Faden. Je feiner der Draht, desto besser wurde das Leinen. Das Garn wurde dann gebleicht und an Stangen aufgehängt. Nachher kam es zum Weber.

Der Hanfbau wunde hier weniger betrieben, meistens wurde dafür ein Stück des Gartens benutzt. Die Bearbeitung geschah in der gleichen Weise, wie beim Flachs, doch war die Arbeit schwerer. Hanfgarn wurde meistens zur Herstellung von Sackleinen benutzt, doch wurden auch Hemden aus ihm hergestellt, sehr grobe Ware.

Weben

Die Einwohner der Aukrugdörfer hatten keine eigenen Webstühle. Der letzte Dorfweber war Hans Jochim Voß. Nach seinem Tod wurde die Weberkate Anfang der dreißiger Jahre abgerissen, und der Neubau der Firma Gustav Krohn entstand (Bargfelder Straße 9). Das Foto zeigt die Eheleute Voß vor ihrem Haus

Der letzte Weber des Aukrugs, Hans Jochen Voß in Innien, starb 1931. Die Weber verarbeiteten das Garn zu Leinewand für Bettlaken, Handtücher und Kleidung. Sie konnten aber auch fein gemusterte Tischtücher herstellen. Die gewebten Stücke, Bolzen genannt, hatten eine Länge von 12 oder 24 Ellen. Nun mußte das Leinen gebleicht werden, damit es eine schöne weiße Farbe bekam. Dazu wurde es ein eine Büktonne getan und mit kochendheißem Wasser, in das Soda und Buchenasche geschüttet war, begossen. Das so vorbereitete Leinen wurde auf einem ,starken Bohlengestell (Bükschrage) mit einem flachen handschaufelähnlichem Holz bearbeitet. Das nannte man „büken".

Dann wurde das Leinen auf dem Rasen (Bükplatz) ausgebreitet und alle Stunde mit frischem Wasser begossen. Das Büken geschah mehrmals, bis die schöne weiße Farbe da war. Das fertige Leinen wurde in die großen Koffer gelegt, bis es gebraucht wurde. In einigen Häusern hatte man mehrere Koffer voll Leinen, wovon dann den Töchtern die Aussteuer gegeben wurde. Die Dienstboten bekamen außer dem Lohn meistens 12-24 Ellen Leinen. Manches Dienstmädchen hatte ihren Koffer voll Leinen und Bettinlett.

Der beim Schwingen angefallene Abfall war die Schwingelhede, die ebenfalls gesponnen und zur Herstellung sehr grober Leinewand benutzt wurde. Besseres Leinen ergab die beim Hecheln abgefallene Hede, die zu Handtüchern verarbeitet wurde. Das war Hedenleinen.

Nähen, Stricken und Flicken

Die Mädchen mußten abends für die Bäuerin Handarbeiten wie Nähen, Stricken und Flicken machen. So lernten sie die nötigen Handarbeiten, die sie als spätere Hausfrau brauchten. Die Männer halfen beim Spinnen durch Haspeln. Sie banden Resigbesen, schnitzten Löffel, Harkenzinken und sonst im Haushalt nötige Gegenstände. Alles geschah bei der Tranfunzel in der Wohnstube, deren Boden mit Sand bestreut war.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Harald Perner: Technologie und Maschinen der Garnherstellung. Fachbuchverlag, Leipzig 1969, S. 585/586.