Archiv:Sitten und Gebräuche

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Sitten und Gebräuche Nach Amtsvorsteher Claus Gloy in Innien

1. Die große Hochzeit

(Köst, Etenköst)

Wenn ein Paar aus dem Bauernstande Hochzeit feiern wollte, so wurden die Verwandten sowie Bekannten in den umliegenden Ortschaften hierzu eingeladen. Dies geschah, indem die Braut mit einer Frau per Wagen in dem Orte umherzog und zur Hochzeit einlud und gleichzeitig den Brautschatz sammelte, wozu in der Regel einige Handvoll Federn gegeben wurden, die in einen mitgeführten Kissenbezug gesteckt wurden. Oder ein „Köstenbitter" hoch zu Roß besorgte die Einladungen.

Am Tage vor der Hochzeit wunde von den Nachbarn Butter in Stücken von 8 - 10 Pfund gebracht. Sie waren mit Blumen und Verzierungen schön geschmückt und standen zur Schau (Botterbeersdag).

Zur Bereitung der Speisen (Weinsuppe sowie Suppe von Rindfleisch und Reis mit Butter wurde auf dem Hofplatz oder im Garten eine Grube von einigen Metern Länge, einem Meter Breite und 3/4 m Tiefe ausgehoben. Darüber wurden eiserne Stangen gelegt und die großen kupfernen Kessel darauf gestellt. Anstatt Kartoffeln und Klößen wurde mit Suppenfleisch belegtes Weißbrot gegessen.

Einige Tage vor der Hochzeit war „Ausschub". Die Mobilien und Haushaltungsgegenstände wurden dann von dem Hause der Braut ins Haus des Bräutigams gebracht, wozu entsprechend Wagen aus dem Orte genommen wurden. Zwei Frauen wurden dazu eingeladen. Sie hatten die Aufgabe, im Hause der Braut möglichst viele und wertvolle Gegenstände auf die Wagen zu bringen, ohne daß man es merkte. Bei der Heimfahrt saßen Bräutigam und Braut auf dem vordersten Wagen, die beiden Frauen auf dem folgenden. Eine hatte ein Spinnrad mit Wocken, die andere eine Haspel, die sie unter Gesang in drehende Bewegung setzten. War der Zug im Orte angekommen, so standen die männlichen Einwohner mit Flinten bereit und empfingen die Wagen mit Schüssen. Vor der Hofstelle das Bräutigams standen einige Männer, die durch Abgabe von Schüssen die Wagen zwangen, abzubiegen und dreimal um einen Dorfplatz herumzufahren, währenddessen fortwährend geschossen wurde. Dieses wurde „Krinkfahren" genannt.

Am Hochzeitstage fuhren das Brautpaar mit den Brautjungfern und Brautführern (Hanschenknechte) zur Kirche. Hierbei hatten die letzteren einen Strauß im Knopfloch und saßen auf den Wagenstühlen, während die Brautjungfern hinten im Wagen, im „Kälberloch", lagen und mit seidenen Tüchern winkten. Der Brautwagen war mit vier Pferden bespannt. Die Braut bekam von der Pastorin eine Brautkrone aufgesetzt. Auf der Rückfahrt von der Kirche wurde der Brautwagen „geschnürt", d. h. man spannte ein Seil über den Weg, und der Bräutigam mußte die freie Durchfahrt mit einer Flasche Branntwein erkaufen. An der Tür des Hochzeitshauses wurde das neue Ehepaar von den nächsten Nachbarn mit einem Glas Branntwein begrüßt. Der Bräutigam trank der Braut zu, und diese mußte, nachdem sie auch getrunken hatte, das Glas rückwärts über ihren Kopf werfen. Wenn dann das Glas zerbrach, so wurde dies für ein gutes Omen gehalten.

Jetzt ging der Hochzeitszug mit Musik ins Haus, und die Gäste nahmen die angewiesenen Plätze ein. Es ging nach Rangordnung der Verwandtschaft und Bekanntschaft. Das Essen begann mit Gesang und Gebet. Die Hochzeitsgäste hatten für Löffel, Messer und Gabel selbst zu sorgen. Viele hatten sehr schöne silberne Bestecke, oft Hochzeitsgaben des Bräutigams, während die Braut ihm eine Meerschaumpfeife mit Silberbeschlag schenkte, (scherzweise bezeichnet man die Teilnahme an der Hochzeit noch heute als „mit den groten Lepel eten").

Nach der Mahlzeit wurden dem Brautpaar die Hochzeitsgeschenke überreicht. Verwandte gaben meistens silberne Löffel, die übrigen Gäste meistens 1 Rthlr. Die Gaben wurden sorgfältig notiert, damit man wußte, was man gelegentlich wieder zu schenken hatte.

Die Trauung fand stets in der Kirche statt, zu der der Ort, in dem das junge Paar zu wohnen kam, gehörte. Grund: Die Gebühren für die Trauung gehörten zur Einnahme der Pastoren.

Während der Mahlzeit wurde auf einem Teller von der Hebamme, Köchin, Schüsselwäscherin und den Musikanten, jeder für sich, gesammelt. Jede Person erhielt von jedem Gast einen Sechsling oder einen Schilling.

Nach der Mahlzeit wurde getanzt. Der erste Tanz war der Schaffertanz, ausgeführt von dem Bedienungspersonal: Hausmädchen, Köchinnen, Schaffern u. a. Danach folgte der Brauttanz. Hierbei tanzten das Brautpaar und zwei weitere Paare aus der nächsten Verwandtschaft, während die Brautjungfern sich um den Tanzkreis herumstellten, wobei sie zwischen jedem Fingerpaar, also in jeder Hand vier brennende Talglichter hielten und diese nach dem Takt der Musik schwenkten. Nachts um zwölf und drei Uhr wurde der Tanz wiederholt. Bei dieser letzten Aufführung wurde die Braut dem Bräutigam von verheirateten Frauen in ein dunkles Zimmer entführt, wo sie zwischen den Frauen versteckt wurde und vom Bräutigam gesucht werden mußte. Nachher gab es für die Frauen Wein, für die Männer standen mit Bier gefüllte Zinnkannen und Schnapsflaschen auf den Tischen. Einzelne Gäste aus entfernteren Orten blieben den nächsten Tag noch da. Nun wurde mit Musik von Haus zu Haus gezogen, auf der Diele getanzt und getrunken.

Auf diesen Hochzeiten waren mitunter 3-400 Paare. So 1851, als Jochim Kaack in Böken sich verheiratete, 375 Paare. Etwa 20 Musikanten mußten aufspielen. Selbst Kuhstall und Hofraum mußten als Eßsaal dienen.(1)

Die großen Hochzeitsfeiern und Taufschmausereien waren durch eine Verordnung vom 14. Oktober 1778 verboten. Trotzdem fanden sie immer wieder statt. Pastor Kähler in Nortorf (2) berichtet dazu (1844) „In der Nortorfer Gemeinde haben diese (großen Hochzeiten) sich gleichwohl bis auf unsere Zeiten, nur unter einer anderen Firma erhalten. Es ist hier nämlich nicht ungewöhnlich, daß ein Brautpaar, welches eine große Hochzeit zu geben beabsichtigt, sich ganz in der Stille trauen läßt, dann aber bei der Polizei sich die Erlaubnis, einen Ball geben zu dürfen gegen Erlegung einer Abgabe an die Armenkasse zu verschaffen sucht, und hierauf nicht selten mehrere Hundert Gäste zu der Hochzeit, die oft 8-14 Tage nach der Trauung anberaumt wird, einladen läßt. Es versteht sich von selbst, daß die Gäste mit Geschenken kommen und daß die so veranstalteten Feste nichts anderes sind als eine Geldspekulation, und ebenso deutlich springt es in die Augen, daß das Verbot der großen Hochzeiten auf diese Weise umgangen wird, seinen Zweck aber mit nichten erreicht."

„Für die Prediger ist diese Unsitte mit einer, freilich vorteilhaften, aber keineswegs zu billigenden Belästigung verbunden. Das hiesige Kircheninventarium bestimmt nämlich, daß die Bräute von der Frau des Predigers, der die Trauung verrichtet, geschmückt werden sollen. In den gewöhnlichen Fällen wird dieser Schmuck nicht verlangt, der Bräutigam entrichtet aber dann die niedrigste Gebühr mit 1 Rthlr vorm. Court. Soll aber auf die Trauung eine große Hochzeit oder Ball folgen, so wird die junge Frau dem Herkommen gemäß von der Frau Pastorin geschmückt, nachdem sie sich vorher mit derselben über den Preis des Schmuckes, der sich bis auf 6 Rthlr Court beläuft, einig geworden. Von Anfang an war mir dieser Gebrauch im hohen Grade zuwider, in der neuesten Zeit ist er mir völlig unerträglich geworden. Nun könnte meine Frau der Zumutung, den Schmuck zu besorgen, durch einfache Weigerung sich entziehen; aber abgesehen davon, daß dadurch der erwähnte Vorteil ihr entzogen und einer anderen würde zugewandt werden, ist es wohl nur zu gewiß, daß die einmal herrschende Unsitte dessen ungeachtet fortbestehen würde. Die Regierung sollte es verbieten."

Doppelhochzeiten waren wenig beliebt. „Wat en Stück Arbeit, twe mal Köstgra un man enmal wat to eten", sagte ein alter Bauer in solchem Fall.

2. Kindsfoot, Kindelbeer

Im Nortorfer Kirchenarchiv fand ich eine Notiz von 1738, die den Begriff Kindsfoot erläutert:

1. Beköstigung der Helferinnen bei der Geburt,

2. die eigentliche Kindsfoot und

3. Kindelbier (= Kindtaufsschmaus mit vielen Gästen und Musik).

Wenn in einem Hause ein Kind geboren war, wurde die Nachbarschaft benachrichtigt. Die Frauen gingen hin, um der Wöchnerin ihren Glückwunsch zu bringen. Es wurde Kaffee und Butterbrot gereicht, nachher Branntwein angeboten, wobei oft recht heitere Zustände hervorgerufen wurden. Es wurde a. B. von den Frauen über ein brennendes Licht, das auf die Erde gestellt war, gesprungen. Diejenige, welche dabei das Licht auslöschte, mußte ein Glas Branntwein leeren. Man tanzte auf den Tischen usw. So war es noch um 1890 in Bünzen. Diese Veranstaltung nannte man Kindsfoot.

Wenn ein Tagelöhner in Not geraten war, so ward ihm aufgegeben, bei Anlaß einer Geburt ein Fest zu geben, wozu das Dorf erschien wie bei Hochzeiten. Es gab Kaffee, Brot und Kuchen. Ein Tanz schloß die Feier. Der Veranstalter erhielt von den Gästen Geld, oft einen Taler. Dieses Fest nannte man Kindelbeer.

Pastor Kähler schreibt dazu 1844: „Was zuförderst die Kindtaufen betrifft, so sind in der Verordnung vom 14. Oktober 1778 alle Gastereien, wo mehrere als die Gevattern und etwa beiderseitige Eltern zur Mahlzeit gezogen werden, sowie alle Gevattergeschenke für den Geber wie für den Annehmer bei 10 Rthlr Schl. H. Court. Strafe verboten. Gleichwohl kommt es hier nicht selten vor, daß bei den in dieser Gemeinde üblichen Haustaufen alle Stuben nebst der Diele mit Gästen angefüllt sind, welche nach vollzogener Taufhandlung an den Tischen Platz nehmen. Jetzt weiß ich, was ich anfangs nur vermuten konnte, daß diese Gäste mit Geschenken sich einfinden, durch welche der Gastgeber für die auf die Bewirtung verwandten Kosten reichlich entschädigt zu werden hat."

Hundert Jahre früher mußte jedes Kind spätestens am dritten Tage nach der Geburt in der Kirche zu Nortorf getauft werden.

3. Begräbnis

War jemand gestorben, so wurden sofort die Nachbarn benachrichtigt. Die Frauen gingen ins Sterbehaus und bekleideten die Leiche mit dem längst vorhandenen Totenhemd. Sie wurde dann auf ein Brett gelegt und mit dem Leichenlaken bedeckt. Wenn der Sarg angefertigt war, wurde die Leiche von den Nachbarfrauen in den Sarg gelegt. Bei beiden Handlungen gab es Branntwein. Am Begräbnistage bekamen die Nachbarsleute und anwesende Verwandten eine Rindfleischsuppe wie bei Hochzeiten. Dann wurde die Leiche bei offenem Sarg vom Lehrer mit Kindern ausgesungen und nach Nortorf gefahren, natürlich auf einem Bauwagen, der oft schwarz angestrichen war. Hier wurde die Leichenfeier im Wirtshaus oder in der Kirche gehalten. War der Leichenzug vom Kirchturm aus zu sehen, so mußte das Läuten der Glocken beginnen. Nachdem die Beerdigung stattgefunden, wurde dem Gefolge in einer Gastwirtschaft Kaffee, Brot und Kuchen, bei reicheren Leuten auch wohl eine Suppe verabfolgt. Nach erfolgter Rückkehr wurde den Nachbarn und Verwandten wieder Kaffee und Butterbrot ihn Sterbehause geboten. Solches Begräbnis kostete allein an Bewirtung des Gefolges oft über 300 M. Die Wagen mußten im Winter bei Schneegestöber oft über Knicks und Koppeln fahren, eine Fahrt, wobei wohl mancher sich erkältet und seine Todesursache geholt hat.

4. Hinseln — Niebursbeer

Wenn eine junge Frau zum ersten Mal an einer öffentlichen Gesellschaft teilnahm und nach Hause gehen wollte, so wurde sie von den Anwesenden begleitet und mußte in ihrem Hause Kaffee kochen, dazu Brot, Butter, Schinken, Speck, Wurst u. a. auf den Tisch stellen. Nach dem Kaffee wurde Branntwein eingeschenkt. Dieses nannte man Hinseln. Junge Bauern, die eben verheiratet waren, mußten den jungen Leuten des Dorfes 5-10 Kannen Branntwein und eine Tonne Braunbier geben, wobei in seinem Hause getanzt wurde. Das nannte man Niebursbeer.

5. Jott.

An Winterabenden gingen die Bauern mit ihren Frauen auf Nachbarschaft zur Unterhaltung bei Kaffee und Kartenspiel. Die jungen Leute des Dorfes gingen alsdann nach einem Hause, wo die Bauersleute auf Nachbarschaft waren und vergnügten sich bei Tanz und Pfänderspielen (Klappteller). Diese Zusammenkünfte wurden Jott genannt.

Pastor Kähler sah darin ein großes Übel. Er berichtet 1844: „Endlich drängt mich auch das Gewissen, noch einer dritten Unsitte zu gedenken, die nicht so leicht und sobald wie die beiden erwähnten Mißbräuche zu meiner Kunde gekommen, aber desto tiefer gebeugt und mein Herz mit Kummer erfüllt hat. Die Schullehrer dieser Gemeinde haben mich zuerst darauf aufmerksam gemacht, daß in den meisten Dorfschaften die jungen Leute, Jünglinge wie Jungfrauen, so oft die Herrschaften oder Eltern abends bei einem Nachbarn in Gesellschaft gegangen sind, sich in einem Hause zahlreich versammeln, um hier ihre Saufgelage zu halten oder anderen Ausschweifungen sich hinzugeben. Viele gutgesinnte Herrschaften seufzen schmerzlich über dieses Unwesen, haben es aber, vereinzelt dastehend, nicht abschaffen können. Ja, es sind Fälle vorgekommen, daß Herrschaften, welche ihre Dienstboten von der Teilnahme an diesen Zusammenkünften, welche hier allgemein Jords genannt werden, zurückzuhalten, sich ernstlich angelegen sein lassen, von diesen aufs heftigste verfolgt wurden, und so allgemein ist die Teilnahme an dieser Unsitte — kaum noch Dienstboten zu bekommen im Stande waren."

6. Ringreiten

Das Ringreiten war das Sommervergnügen der jungen Leute. In Böken findet es seit mehr als 100 Jahren am zweiten Pfingsttag statt. Krüge mit Tanzsälen gab es nicht. Die Feier fand wie alle Tanzvergnügen in einem Bauernhause statt. War die Abhaltung des Festes beschlossen, so wurde der Bauer, den die Reihe traf, von zwei Knechten gebeten, in seinem Hause das Fest feiern zu dürfen. Dann wunden zwei oder drei Mädchen beauftragt, die Gewinne aus der Stadt zu holen: Stoff zu einer Weste, seidene Halstücher u. a. Auch die Königsschilder hatten sie zu besorgen. Diese bestanden aus dreieckigen Pappschildern, die mit Glasperlen, Blumen und seidenen Bändern geschmückt waren. Sie wurden den Königen an Mütze oder Hut geheftet. Die „Bräute" bekamen Blumen mit Bändchen. Am Abend vor dem Feste gingen die Mädchen zum Festhause, um Kränze zu winden. Ein Kranz schmückte die große Tür, ein anderer vierteiliger wurde um die vierarmige Leuchterkrone gehängt, die an jedem Arm ein Talglicht trug. Hatten die Mädchen das Schmücken unterlassen, so wurde ihnen zum Spott ein stumpfer Besen vor die Tür gehängt.

Beim Ringreiten gab es drei Gewinne. Den ersten Gewinn erhielt, wer beim Durchreiten am ersten fünfmal den Ring mitgenommen hatte, den zweiten, wer viermal, den dritten, wer ihn dreimal mitgenommen hatte. Jedoch wurde bei jedem Gewinn wieder von vorne angefangen. Wer beim Reiten vom Pferd gefallen war, wurde Sandrüter und bekam an einem Band ein Zweischillingsbrot umgehängt. Wer den Ring nicht ein einziges Mal mitgenommen hatte, wurde Blindsteker und erhielt eine Flasche Branntwein umgehängt.

Die Mädchen hatten während des Reitens Topfschlagen, Eiersuchen oder Ringfahren. Für das letzte Spiel wurde das Hintergestell eines Wagens mit dem einen Rad in die Erde gegraben. Auf das andere Rad wurde eine Leiter gebunden, an deren beiden Enden ein Wagenstuhl vom Kührwagen befestigt war. Etwas seitlich war ein Galgen mit einem Ring, wie er beim Ringreiten benutzt wurde, aufgestellt. Das Rad wurde durch zwei Männer in drehende Bewegung gesetzt, und die Mädchen, die in den Stühlen saßen, mußten den Ring mit dem Ringstecher mitzubekommen suchen. Die Ringe wurden wie beim Ringreiten gezählt.

Nach Beendigung der Spiele wurde unter Musikbegleitung nach den Häusern der Könige und Königinnen geritten bzw. marschiert. Dort wurde jedem Teilnehmer ein Glas Branntwein gereicht. Nachdem die Pferde in den Stall gebracht waren, ging es zum Festhause. Dort mußte der erste König die andern Könige und die Königinnen mit einer Flasche Wein bewirten. Diese kostete 12 Schilling. Um ihn genießbar zu machen, wurde Zucker hineingetan. Dann ging es ans Tanzen. Der erste Tanz gehörte den drei Königspaaren. In älteren Zeiten gab es nur Bier und Branntwein als Getränk. Das Bier wurde aus zinnernen Kannen (Krosen) getrunken.

Die Mädchen trugen beim Tanz weiße Schürzen. Am Schlusse des Festes gab es im Festhause "Großen Hans", den Mehlbeutel. Doch kamen meistens nur wenige Teilnehmer bis zum Schlußakt.

7. Fastnacht

(Faßlam)

Im Brüchregister 1616 bei den Amtsrechnungen heißt es: Homfeld hat 4 Tonnen Vastelabendbier getrunken, da ihnen nur zwei erlaubt, brücht 10 Mk. Die Feier des Fasselabend war also schon damals Brauch. Diese Feier war zur Hauptsache für die verheirateten Ortsbewohner bestimmt. Sie wurde ebenfalls in einem Bauernhause abgehalten bei Bier und Branntwein.

Das Zeichen zum Beginn des Tanzes wurde gegeben, indem die Musikanten vor der Haustür einige Weisen spielten. In älteren Zeiten waren als Musikinstrumente Violine, Klarinette und Baß, manchmal auch die große Trommel in Gebrauch. Ein Tänzer legte beim Beginn eines Tanzes einen Schilling auf den Teller am Musikantentisch. Dafür tanzten alle. Beim nächsten Tanz zahlte ein anderer, und so gings fort, bis alle ihren Schilling bezahlt hatten. Man sorgte dafür, daß sich keiner davon drückte. Beim Abtreten küßten sich die Paare.

8. Umsingen

Am nächsten Nachmittag trafen sich die Dorfsleute, um von Haus zu Haus mit Gesang und Harmonikabegleitung zu ziehen. Überall gab es ein Glas Branntwein. Auch wurde Schwarzsauer, Sauerspeck, Eier oder Mettwurst geboten. Gerne versuchte man, in einem Hause diese Sachen zu entwenden, um sie im nächsten Haus anzubieten. Manche Hausfrau hat dann von ihren Schätzen genossen, um erst am nächsten Tag zu entdecken, daß ihre eigenen Vorräte zusammengeschmolzen waren. Sie mußte dann über ihre findigen Nachbarn lachen, denn übelnehmen gab es dabei nicht. Aber sie beschloß, bei nächster Gelegenheit dem Verdächtigen den gleichen Streich zu spielen. Es wurde an dem Tage übermäßig viel Scherz getrieben, und wehe dem, der sich nicht hierauf verstand. Insten und Tagelöhner machten mit. Die Bauern sorgten dafür, daß sie ziemlich freie Zeche hatten. Standesunterschiede merkte man nicht. Solches Umsingen (Mandagmaken) gab es meistens nach jedem Fest. Mit dem ersten Weltkrieg hörte dies auf.

9. Maigrön

(Maigrevn, Maigraf)

Mit diesem Namen wurde ein Tanzvergnügen bezeichnet, des im Anfang des Frühjahres abgehalten wurde.

Die Jugend des Dorfes beschloß, dieses Fest zu feiern. Es wurden nun ein Redner (Maikönig, Maigraf) und eine Rednerin (Maikönigin) gewählt. Am Abend vorher wunde ein Doppelkranz gewunden, aus welchem von der Mitte aus ein Stiel zum Zwecke der Befestigung hervorragte. Am Nachmittage des Festtages versammelte sich die Jugend in dem Hause, wo der Kranz gebunden war. Er mußte möglichst weit vom Festhause abliegen. Der Kranz stand in einem Butterfaß (Butterkarrn). Die jungen Mädchen mit weißen Schürzen, Miedern mit kurzen Ärmeln (Spenser) bildeten einen Reigen, tanzten um den Kranz und sangen dabei. Danach erfaßte die Maikönigin den Kranz und trug ihn unter Vorantritt der Musik und Gesang der Mädchen durch dass Dorf zum Festhause. Hier hatte der Maikönig auf dem First am Giebel sich aufgestellt und einen Strick zum Heraufziehen des Kranzes in der Hand. Nachdem der Kranz am Strick befestigt war, sangen die Mädchen: „Wir winden dir den Jungfernkranz". Die Maikönigin hielt eine kurze Ansprache an den Maikönig, worauf dieser in längerer Rede antwortete und die Königin aufforderte, ihm den Kranz zukommen zu lassen. Nun versuchte er den Kranz hochzuziehen, aber es war noch ein anderer Strick an dem Kranz, durch den die Mädchen das Hochziehen hinauszögerten. Wenn der Maikönig ihn nicht hochbekam, mußte er eine weitere Rede halten und die Maikönigin ihm antworten, bis nach Reden und Gegenreden der Kranz auf den First gelangte und dort befestigt wurde. Eine im Kranz befestigte Flasche Wein wurde später vom Maikönig und der Maikönigin geleert als Lohn für ihre Mühe. Darauf folgte der Tanz.

10. Tanzvergnügen.

Außer diesen Vergnügen wurde höchstens einmal im Jahr ein Tanzvergnügen abgehalten. Diese Vergnügen hießen „Tom Beer" oder „Gelach". Sie wurden bei Bier und Branntwein gefeiert. Es wurde auf der Lehmdiele ohne Bohlenbelag, manchmal mit Häcksel bestreut, getanzt. Im Winter wurde gelegentlich ein Eisboßeln veranstaltet. Die unterliegende Dorfschaft mußte dann den Kaffee bezahlen. Anschließend wurde getanzt.

11. Maifeuer

Am Abend vor dem 1. Mai wurde auf den Höhen im Gebiet von „Urholstein" (von der Stör und Bünzau bis zur Gieselau) ein Feuer abgebrannt.

In Böken war dies noch bis 1914 üblich. Am Bastredder war „Uprümelsch" zusammengefahren. Die jungen Leute des Dorfes, Bauernsöhne und -töchter, Knechte rund Mägde, gingen mit einem „Fiefkannsholt", mit 5 Liter Köm dorthin und zündeten das Feuer an. Dabei wurde gesungen und der Branntwein ausgetrunken. Gelegentlich fand das Maifeuer auch am Fünfwegekreuz an der Chaussee statt. Hier war der alte Hexentanzplatz des Aukrugs, denn Hexen tanzen bekanntlich gerne am Fünfwegekreuz. Hier ist der ursprüngliche Platz des Maifeuers zu vermuten. 1914 wußte man nichts mehr von der ursprünglichen Bedeutung des Maifeuers, es war eben ein alter Brauch, an dem man festhielt. Nach 1914 wurde kein Maifeuer mehr angezündet.

12. Die Arbeitsverhältnisse

Tagelöhner bekamen als Tagelohn neben Kost 6-8 ß im Sommer, im Winter 4-6 ß. Das Brot von 5 Pfd. kostete um 1850 8 Schilling. Es war kein Wunder, wenn sie sich nebenbei etwas „besorgten". Besenreiser wurden aus den Knicks geschnitten, um abends damit einige Schillinge zu verdienen. 1847 zahlte man für das Graben und Bearbeiten von 1000 Soden Torf 8 ß. Ein Böker Bauer ließ damals 118 000 Soden graben. Auf dem gleichen Hofe bekam ein Kleinknecht 16 Rthlr, 24 Ellen Leinen, und zwar 12 Ellen hanfflachsen und 12 Ellen heden, 8 Ellen dunkelblauen Beiderwand und eine Elle vom gleichen Stoff zu einer Weste, 1 Pfd. Wolle und 1 Paar Stiefel. Der Großknecht bekam 24 Rthlr, 24 Ellen Leinen wie der Kleinknecht, 1 Paar Schuhe und 1 Paar Stiefel. 1847 kostete ein neuer Wagen mit Brettleitern und Tau bei Jochim Butenschön in Innien 56 Mk. Der Beschlag dieses Wagens bei Schnell in Böken belief sich auf 84 Mk.

Der Verwalter dieses Hofes, Hußfeldt, hielt das Itzehoer Wochenblatt. Er bezog es durch den Bäckermeister P. Michaelsen in Neumünster.

Die Dienstmädchen bekamen 40 — 50 Mk und entsprechend Leinen und Wollstoffe. Auf Ostermühlen bekam um 1850 ein Dienstmädchen ein Paar Lackschuhe (4).

13. Flachs- und Hanfanbau und -bearbeitung

Auf den Bauernhöfen wurde meistens eine Fläche mit 2 Spint Leinsamen besät (ca. 15 ar). Die Dienstboten, besonders die Mädchen, hatten zu ihrem Lohn häufig die Aussaat von 1/2 oder 1 Spint Leinsaat bedungen. Die Düngung der Fläche besorgten die Dienstboten in den Feierabendstunden bei gegenseitiger Hilfe.

Im Juli oder Anfang August wurde der reife Flachs mit der Hand aufgezogen, getrocknet und gedroschen. Der Leinsamen wurde für krankes Vieh zur Reinigung des Darmes benutzt. Er wurde nur gekocht eingegeben.

Nach dem Dreschen breitete man den Flachs ganz dünn in Reihen auf Heideflächen oder auf Ackerland aus (spreiten). Von Zeit zu Zeit wurde er gewendet, damit die Witterungseinflüsse den Halm mürbe machten, damit der Bast oder Hardel sich von dem inneren Stengel (Schefe) löste. So mußte der Flachs etwa 3-4 Wochen liegen, bei Regenwetter kürzere Zeit. Dann wurde der Flachs in große Bündel gebunden und in der Scheune gelagert, um im Spätherbst weiter verarbeitet zu werden.

Andere legten den Flachs, wie er vom Felde gekommen war, in Wasserlöcher mit stehendem Wasser. Die Bündel wurden dazu mit Steinen beschwert untergetaucht. Dann war der Flachs in etwa 8 Tagen zur Bearbeitung fertig. Dies Verfahren wurde hier wenig angewandt, denn infolge der dann erfolgenden raschen Reifung konnte der Bast, wenn man nicht gut aufpaßte, leicht zu mürbe werden.

Zur weiteren Bearbeitung des Flachses diente die Brake, ein aus gezackten Scheren bestehendes hölzernes Instrument. Durch das Ineinandergreifen der Scheren wurde der dazwischengelegte Flachs gebrochen und der innere Teil des Stengels vom äußeren getrennt. Diese Bearbeitung konnte jedoch nur erfolgen, wenn der Stengel ganz trocken war. Darum wurde der Flachs entweder von einem mit brennendem Feuer versehenen Backofen oder auf freiem Felde in einer ca. 3 m langen, 1 m tiefen und breiten Grube, in der auf der ganzen Länge ein Feuer aus geschälten Eichenknüppeln brannte, getrocknet. Die im Schleswigschen übliche gemauerte „Brakkuhl" war hier unbekannt. Diese Bearbeitung nannte man Rösten. Die Schefen wurden aber durch dies Braken nur in unvollkommener Weise von den Fasern getrennt. Daher mußte die Arbeit mit einer Kneife wiederholt werden. Die Kneife war ähnlich wie die Brake, doch waren die Scheren glatt und enger gestellt.

Das Braken wurde von 2-4 Personen ausgeführt, denn mehr konnte nicht getrocknet werden. Beim Trocknen des Flachses war natürlich Feuersgefahr vorhanden. In seltenen Fällen geriet das Backhaus in Brand, da die trockenen Flachsbündel leicht Feuer fingen, für den Besitzer zum Schaden, für die mit dem Trocknen beschäftigten Personen zum Spott. — Aber die mit dem Braken Beschäftigten freuten sich im stillen, denn was verbrannte brauchte nicht bearbeitet zu werden. Das Braken war nämlich eine schwere Arbeit.

Der Flachs wurde handvollweise unter der Brake bearbeitet und 21 Handvoll, von denen eine als Band benutzt wurde, gebündelt. B eim Kneifen wurden die Handvoll kleiner, so daß zwei Bunde zusammengelegt wurden. Dies neue Bund hieß „Tapp".

Auf das Braken folgte das „Schwingen“, um die letzten Reste der Schefen zu entfernen. In früheren Zeiten wurde diese Arbeit von den Frauen auf dem „Schwingfuß" gemacht. Dieser war ein auf einem Fußklotz aufrecht stehendes glattgehobeltes Brett. Der Flachs wurde darüber gehängt, mit der linken Hand festgehalten, während mit einem platten Brett, ähnlich einer hölzernen Handschaufel, der überhängende Teil des Flachses durch Schlagen bearbeitet wurde, bis der Flachs rein war. Hierbei gingen die Nachbarfrauen zusammen und rauchten dabei ihre Kalkpfeife. Es war ja eine langwierige Arbeit! Um das Jahr 1850 wurde die Schwingmaschine erfunden. Durch eine Kurbel wurden die vielen Flügel der Maschine in drehende Bewegung gesetzt. Die Flügel bewegten sich ganz nahe an Brettern vorbei. Der Flachs wurde mit Schwung zwischen die Flügel geschlagen, so daß die letzten Schefen wegflogen. Es war wohl die erste Maschine, die auf genossenschaftlichem Wege beschafft wurde.

Nach dem Schwingen folgte das „Hecheln". Dazu war ein Brett in einer Breite von etwa 15 cm mit spitzen, dichtgestellten Nägeln versehen. Die Schule in Böken besitzt noch eine Hechel. Der Flachs wurde hineingeschlagen und durchgezogen. So lagen die einzelnen Fäden glatt nebeneinander. Die abfallende Ware wurde „Hede" genannt. Die Handvoll so gereinigten Flachses wurde am dünnem Ende zusammengedreht, „geknockt", wie man es nannte, und mehrere solcher Knocken wurden in Kranzform zusammengebunden. So lag der Flachs sicher, ohne wieder durcheinander gebracht zu werden, bis das Spinnen losgehen konnte.

Das Braken des Dienstbotenflachses wurde nach Feierabend gemacht. Die jungen Leute halfen sich gegenseitig. Es wurden Äpfel gebraten und auch wohl ein Schnaps eingeschenkt. Diese Zusammenarbeit bezeichnete man als „Brakköst".

Im November begann das Spinnen. Die Hausfrau arbeitete mit. Bei den großen Bauern, die 2 oder 3 Mägde hatten, mußte, wenn das Melken von 5-8 Uhr erledigt und die Morgengrütze eingenommen war, ein Mädchen sofort an das Spinnrad und, nur durch Mahlzeiten unterbrochen, bis abens 9 Uhr spinnen. Die anderen mußten die Hausarbeit erledigen und nachmittags auch spinnen, so daß oft drei oder vier Spinnräder in der Stube schnurrten. Die vollen Spulen wurden auf der Haspel aufgehaspelt. An der Haspel war oft eine Uhr angebracht, die die Zahl der Umdrehungen anzeigte. Die Mädchen mußten eine gewisse Zahl erreichen. Das Spinnen geschah entweder unter der Hand, indem der Flachs um den Leib gelegt war, oder vom Wocken, der auf einer Stange über dem Spinnrad befestigt war. Einzelne besonders tüchtige Spinnerinnen konnten von zwei Wocken auf zwei Spulen spinnen, mit jeder Hand einen Faden. Je feiner der Draht, desto besser wurde das Leinen.

Das Garn wurde dann gebleicht und an Stangen aufgehängt. Nachher kam es zum Weber. Der letzte Weber des Aukrugs, Hans Jochen Voß in Innien, starb 1931. Die Weber verarbeiteten das Garn zu Leinewand für Bettlaken, Handtücher und Kleidung. Sie konnten aber auch fein gemusterte Tischtücher herstellen. Die gewebten Stücke, Bolzen genannt, hatten eine Länge von 12 oder 24 Ellen. Nun mußte das Leinen gebleicht werden, damit es eine schöne weiße Farbe bekam. Dazu wurde es in eine Büktonne getan und mit kochendheißem Wasser, in das Soda und Buchenasche geschüttet war, begossen. Das so vorbereitete Leinen wurde auf einem starken Bohlengestell (Bükschrage) mit einem flachen handschaufelähnlichem Holz bearbeitet. Das nannte man „büken". Dann wurde das Leinen auf dem Rasen (Bükplatz) ausgebreitet und alle Stunde mit frischem Wasser begossen. Das Büken geschah mehrmals, bis die schöne weiße Farbe da war. Das fertige Leinen wurde in die großen Koffer gelegt, bis es gebraucht wurde. In einigen Häusern hatte man mehrere Koffer voll Leinen, wovon dann den Töchtern die Aussteuer gegeben wurde. Die Dienstboten bekamen außer dem Lohn meistens 12-24 Ellen Leinen. Manches Dienstmädchen hatte ihren Koffer voll Leinen und Bettinlett.

Der beim Schwingen angefallene Abfall war die Schwingelhede, die ebenfalls gesponnen und zur Herstellung sehr grober Leinewand benutzt wurde. Besseres Leinen ergab die beim Hecheln abgefallene Hede, die zu Handtüchern verarbeitet wurde. Das war Hedenleinen.

Der Hanfbau wurde hier weniger betrieben, meistens wurde dafür ein Stück des Gartens benutzt. Die Bearbeitung geschah in der gleichen Weise, wie beim Flachs, doch war die Arbeit schwerer. Hanfgarn wurde meistens zur Herstellung von Sackleinen benutzt, doch wurden auch Hemden aus ihm hergestellt, sehr grobe Ware.

14. Die Kleidung

Die Kleidung bestand meistens aus eigengemachten Stoffen. Von den Männern wurden meistens leinene Stoffe benutzt. Blau gefärbte leinene Hosen wurden im Sommer und Winter getragen. Weiße leinene Hosen, an den Beinen von unten bis oben geknöpft, trug man zur besseren Kleidung. Im Winter wurde statt der blauen Jacke aus Leinen eine mit Flanell oder Wollstoff gefütterte Jacke getragen, die Koller genannt wurde. Über die bessere Kleidung gibt uns das Inventarverzeichnis der Hufe Henning Ratjen in Homfeld (5) Angaben. Man trug an Festtagen Beiderwand, Dreitritt, Fiefkamm und Lacken. Westen wurden meistens aus Dreitritt, rot gefärbt mit gelben seidenen Streifen, gefertigt. Kurze Kniehosen, aus Hirschleder oder Hundefell hergestellt, hatten an der Seite drei silberne Knöpfe. Sie wurden ohne Tragbänder getragen. Als Kopfbedeckung trugen die Männer im Winter die gestrickte Zipfelmütze, den Ackermann. Die Frauen trugen Kappen mit weißen Streifen. Die Hüte waren vielfach aus Wachstuch hergestellt. Der Hinterkopf war bedeckt, die Seiten des Hutes standen am Gesicht etwas vor (Knickhut).

Die Röcke der Frauen waren aus Beiderwand mit seidenen Strichen. Die Jacke hatte kurze Ärmel und wurde Runtjer genannt. Ein ähnliches Kleidungsstück hieß Spenser.

15. Das Dreschen

Gedroschen wurde nur mit dem Flegel. Der Stock hatte oben eine Zwinge aus Eisen, die durch ein dickes Polster aus weißgegerbtem Leder ging. Der Schläger war durch Aalhaut mit dem Leder verbunden. Das Dreschen fing mit dem Saatroggen an. Buchweizen wurde am liebsten sogleich vom Felde gedroschen. Dann waren 2-6 Mann vom Morgen bis zum späten Abend auf der Diele. Eine Person legte stets neuen Buchweizen vom Wagen auf die Diele und schaffte das abgedroschene Stroh weg oder kehrte mit einer Gaffel (Forke mit hölzernen Zinken) die abgedroschene Seite um.

Die Drescher fanden so keine Zeit zum Verpusten. Sie legten den Dreschflegel nur zu den Mahlzeiten aus der Hand. Beim Buchweizendreschen durften keine Stiefel oder Holzpantoffeln getragen werden, sondern man trug Socken über die Strümpfe, damit kein Korn zertreten wurde. Im Winter wurde vom Boden gedroschen. Man begann schon morgens um 4 Uhr beim flackernden Herdfeuer und drosch bis gegen 7 Uhr abends. Vielfach wurde das Dreschen in Akkord vergeben, die Drescher bekamen das 12. oder 13. Korn. Das war Winterarbeit der Tagelöhner. Selbst die aus der Marsch geholten Fuder Weizenstroh wurden im Hause nochmals gedroschen. Man freute sich, wenn man dann ein Spint Weizen gewonnen hatte.

16. Speisen

Morgens und abends gab es Buchweizengrütze und gebratene Buchweizenklöße, dann ein Stück Roggenschwarzbrot. Mittags gab es Fleisch von eingeschlachteten Tieren, meistens Räucherware. Als Messer wurden die Taschenmesser gebraucht. Löffel und Gabeln wurden ans Fenster in einen Haken gestellt. Den Tisch bedeckte ein leinenes Tischtuch. In diesem wischte jeder sein Eßgeschirr ab und stellte es an seinen Platz im Fenster. Vesper gab es nur im Sommer. Bei Tisch wurde gebetet. Es gab nur hölzerne Löffel, vielfach in runder Form. Hornlöffel waren selten, ebenso zinnerne. Aber Ratjen hatte 1752 auch silberne Löffel.

17. Brotbacken

Bei jedem Bauernhause war ein Backofen vorhanden, entweder in dem Backhause oder freistehend im Garten. Alle vier Wochen wurde gebacken. Etwa 150 Pfund Mehl wurde am Abend im Backtrog angesäuert. War der Brotteig gut durchgerührt, so machte die Bäuerin ein Kreuz in den Teig. Am nächsten Morgen wurde um 4 Uhr der Backofen geheizt, der Teig geknetet und das Brot in Form gebracht. War der Backofen genügend heiß, so wurde die Glut an den Seiten zusammengeschoben und so eine Bahn freigemacht. Nun wurde das Brot auf ein Brett gelegt und für kurze Zeit in diesen Gang geschoben. Das nannte man Gesseln. Dadurch sollte das Brot lockerer werden. Dann wurde die Glut aus dem Backofen genommen, der Ofen mit einem aus Beifuß gefertigten Besen fein gesäubert und das Brot hineingeschoben. Das fertige Brot wurde im Keller oder auf einem Bord an der Diele aufbewahrt. Hatte es schon durch das Säuern einen sauren Geschmack, so wurde es durch das Lagern im Rauch der Diele sehr herbe und fast, wenigstens für uns heute, ungenießbar, besonders wenn es auch noch in saure Buttermilch eingebrockt wurde.

Vor dem Säuern wurde ein Teil des Mehles mit einem Mehlsieb ausgesichtet. Das so gewonnene feine Roggenmehl wurde mit Hefe oder auch mit Sauerteig morgens bearbeitet. Es ergab den „Stuten"„ ein Roggenweißbrot. Davon wurde aber meistens nur eins gebacken. Das galt als etwas besonders Schönes. Weizenbrot kannte man kaum.

18. Abendbeschäftigung

Die Mädchen mußten abends für die Bäuerin Handarbeiten als Nähen, Stricken und Flicken machen. So lernten sie die nötigen Handarbeiten, die sie als spätere Hausfrau brauchten. Die Männer halfen beim Spinnen durch Haspeln. Sie banden Reisigbesen, schnitzten Löffel, Harkenzinken und sonst im Haushalt nötige Gegenstände. Alles geschah bei der Tranfunzel in der Wohnstube, die mit Sand bestreut war.

19. Ackergeräte um 1850

Pflüge und Eggen waren fast ganz aus Holz wie vor Jahrhunderten. Alle eisernen Gerätschaften wurden vom Schmied angefertigt und waren plump. Düngerforken wogen bei vier Pfund. Beim Heu- und Strohschütten benutzte man hölzerne Gaffeln, aus einer natürlichen Weidengabel hergestellt. Die Wagenachsen waren noch um 1900 aus Holz. Statt der Schrauben waren Sticken mit einem Schutzblech vor der Achse angebracht. Die hießen Lünsen.

Bessergestellte Bauern hatten einen Stuhlwagen (Kührwagen, Mehlbüdelswagen, beim Besuch gab es nämlich Mehlbeutel). Die Leitern des Wagens bestanden aus weißgestrichenem Weidengeflecht. Zwischen den Leitern hingen in Riemen zwei Wagenstühle. An den Seiten befand sich ein schmiedeiserner Tritt zum Aufsteigen. Den hintersten Teil des Wagens nannte man das Kälberloch. Erst in den sechziger Jahren kamen Wagen mit Federn auf.

20. Saat und Ernte

1724

Der Ohlenkamp in Böken soll mit Roggen bestellt werden. Bauer und Knecht holen die schweren hölzernen Pflüge aus der Scheune, sehen sie nach, verkeilen alle Teile gut, denn Schrauben hatte kein Pflug. Alle Teile des Pfluges waren aus Holz, sogar das Streichbrett, nur Schar und Seek waren aus Eisen. Am Montag beginnt das Pflügen. Die Pflüge werden auf Wagen mit hölzernen Scheiben als Räder (Scheibenwegen) geladen oder auf einer Schlöpe zum Acker gebracht. Jeder Vollhufer stellt zwei Pflüge für seine Stücke. Alle Pferde, auch die sog. Holzpferde, die nur in der Zeit der Arbeitsspitzen herangeholt wurden, sonst ihr Futter auf den Heiden und in den Waldungen suchen mußten. Vier bis sechs Pferde werden vor den Pflug gespannt. Sie ziehen ihn langsam durch den verqueckten Boden. Ist das Stück gepflügt, so wird es mit der Egge mit hölzernen Zinken bearbeitet, aber nur nicht zu sehr eggen, denn die Quecke muß geschont werden, denn sie soll nach der Ernte und während der Ruhezeit des Ackers das Viehfutter geben. Darauf bindet der Bauer einen Sack um, in dem er das Saatgut hat und streut in breitem Wurf den Roggen auf das Land. Der Knecht eggt die Saat ein. In wenigen Tagen ist der Kamp fertig bestellt. Ein Buschzaun war schon im vorigen Jahr nach dem Aufbrechen aus dem Dreesch gesetzt. Er muß nun ausgebessert werden.

Der Roggen ist gelb geworden. Bauervogt Marx Bracker und sein Nachbar Marx Voß gehen zum Roggenschlag, um zu sehen, ob der Roggen gemäht werden kann. Mit der geöffneten Mütze schlägt der Bauernvogt von unten nach oben in die Ähren. Eine Anzahl Körner liegen in der Mütze. An mehreren Streifen des Kamps wiederholt er diese Prüfung der Reife. Die Zeit zum Schnitt ist gekommen. Die Bauern versammeln sich beim Bauernvogt und beschließen, daß am Dienstag mit dem Mähen begonnen werden soll. Die Sensen werden gedengelt (= haart), die Haken am Sensenbaum befestigt. Am Dienstagmorgen geht es zum Kamp. Der Bauer und der Knecht mähen, die Mädchen binden die Garben mit dem Strohseil. Einer hockt die Garben auf. Nur wenige Hocken stehen in der Reihe, wenige Fuder sind auf den Boden zu bringen, die Ähren sind klein. Am Ende der Woche kann der Roggen eingefahren werden. Mit der Hungerharke, einer etwa 2 m breiten Holzharke mit langen Zinken, wird die Stoppel abgeharkt, um auch das letzte Korn mitzubekommen. Dann kommt der Kuhhirte mit den Milchkühen zur Stoppelweide. Jeder muß dann sein Korn eingebracht haben, sonst fallen die Kühe darüber her, und der Bauer hat kein Anrecht auf Schadenersatz.

Bald erklingt das Klipp-Klapp des Dreschflegels über die Hofstelle. Saatkorn muß gewonnen werden, und das Brotkorn war längst knapp geworden. Mit den Ähren zur Mitte werden die Garben auf die große Diele in zwei Reihen gelegt. Sind die Drescher mit einer Lage fertig, so werden die Garben mit einer Gaffel (zweizinkige Holzforke) gewendet und nochmals gedroschen. Dann schüttelt man die Garben aus und bindet sie mit einem Strohband in Klappen, harkt das lose Stroh ab und schiebt mit einem an einem Harkenstiel befestigten Brett den ausgedroschenen Roggen in eine Ecke der Diele. Der Platz für eine neue Lage ist frei. Ist nach einiger Zeit genügend Roggen abgedroschen, so geht es ans Reinigen. Maschinen dazu waren 1724 nicht bekannt. Mit einer kurzstieligen hölzernen Schaufel wirft der Bauer das Korn die Diele entlang. Spreu und Staub fliegen, die besten Körner klatschen gegen die Dielentür, die leichteren fallen vorher auf den Boden. So wird das Korn gereinigt und sortiert.

1860

Anders sieht z. T. die Saat- und Erntearbeit um 1860 aus. Jeder Bauer hat nun seine Koppeln, er braucht sich nicht mehr um Saat und Ernte der anderen Bauern zu kümmern, er sät, was er will, mäht, wenn sein Korn ihm reif erscheint, fährt ein, wenn es ihm paßt. Aber die Gerätschaften für die Landbestellung sind besser geworden. Die Pflüge haben ein eisernes Streichbrett bekommen; statt der Keile verbinden Schrauben die einzelnen Teile. Die Eggen haben eiserne Zinken. (Um 1900 hingen noch Eggen mit Holzzinken an den Scheunenwänden, sie wurden nicht mehr gebraucht, höchstens mal, wenn der Wind des Strohdach beschädigt hatte). Das Land ist viel reiner von Quecke geworden. Für die Ernte waren noch die gleichen Gerätschaften und die gleiche Arbeitsart üblich. Das Dreschen geschah noch mit dem Dreschflegel, aber für die Reinigung des Korns war der „Weiher", die Staubmühle, da. Um 1880 kam die Dreschmaschine mit Göpelantrieb auf.

Die Heuernte vollzog sich noch immmer in der jahrhundertealten Form. Früh um 3 Uhr gingen die Mäher nach der Wiese. Das Gras ist naß, so mäht es sich besser. Um 8 Uhr kommen die Mädchen mit einer tüchtigen Portion Pfannkuchen (natürlich Buchweizenpfannkuchen), die als Morgenkost verzehrt wird. Dann mäht man weiter, solange das Gras noch naß ist. Die Mädchen streuen mit der Heuharke das Gras auseinander (vonschlagen). Gegen 10 Uhr wird mit dem Mähen aufgehalten. Es geht nach einer schon gemähten Wiese, um das Heu zu kehren. Das geschieht mit der Heuharke. Ist das Heu genügend angetrocknet, wird es mit der Heuharke in Reihen (Wreden) zusammengeharkt und mit der Heuforke zu Diemen zusammengelegt. Vor dem Einfahren wurden die Diemen meistens noch einmal auseinander gestreut und gediemt. Wieviel einfacher ist es heute!

21. Feuerungsbeschaffung

Busch und Holz aus dem Wald hatte Böken nach der Feldaufteilung nicht mehr. Die Holzfeuerung mußte der Knick liefern. Etwa alle zehn Jahre ist er schlagreif. Im Januar erfolgt das Knicken. Dazu braucht man den „Buschknief", der an der einen Seite einen messerartigen Haken, an der anderen eine beilartige Schneide hat, das Beil und die Axt. Dünnere Büsche wurden angebogen und mit dem Buschknief von unten nach oben glatt abgeschnitten, dickere mit dem Beil oder der Axt so abgeschlagen, daß eine schräge glatte Fläche entsteht, damit kein Wasser in den Stubben dringen kann. Ist der Busch abgefahren, so beginnt bei offenem Wetter das Aufwallen. Soden aus den Gräben werden auf die obere Wallkante gesetzt, Löcher im Wall mit Erde ausgebessert. So entsteht ein sorgfältig geglätteter Wall! Vor 1900 mußte man den gewonnenen Busch mit dem Beil zerkleinern. Bei dem offenen Feuerherd konnte er auf etwa 50 cm Länge gehackt und gebündelt werden. Als aber die Sparherde aufkamen, mußte er kurz gehackt werden. So war doppelte und dreifache Arbeit dafür erforderlich. Wochenlang standen Knechte und Mägde im Winter an Sägebock und Haublock, um die nötige Menge Busch und Holz für das nächste Jahr zu zerkleinern. Die Einführung des Buschhackers mit der Kreissäge brachte hier große Erleichterung. Was früher wochenlange Arbeit erforderte, wird nun in Stunden erledigt.

Sobald im Frühjahr das Moor genügend abgetrocknet war und Hafer und Kartoffeln in der Erde waren, ging der Bauer mit seinen Leuten zum Moor, um Torf zu stechen. Die oberen Soden der Bank wurden abgestochen und auf dem abgegrabenen Platz sorgfältig nebeneinander hingelegt, um neuen guten Setzplatz zu gewinnen. Mit dem Torfspaten stach ein Arbeiter in Sodenlänge die Bank ab, mit dem Torfmesser schlug er dann die Soden in etwa 15 cm Dicke ab. Dann schnitt er mit dem Torfspaten in ca. 15 cm Dicke ab und lud sie auf eine Schiebkarre, die ein anderer Arbeiter zum Setzzplatz brachte. Dort war ein Mädchen zum Abladen und Hinlegen der Soden bereit. Entweder wurden die Soden „gestuckt", d. h. zwei Soden wurden auf die Kante gestellt, zwei quer darüber und eine in Richtung der unteren Soden gelegt, oder man legt die Soden in Reihen, so daß die nächste Reihe die vorhergehende bis zur Hälfte bedeckt. Nach einigen Wochen, die Zeit hängt vom Trockenwetter ab, setzte man den Torf in kegelförmige Ringel. Schon trockene Soden wurden in die Ringel gelegt. War die Witterung günstig und Zeit zum Fahren vorhanden, so fuhr man den Torf aus den Ringeln nach Hause, sonst setzte man ihn in lange, schmale Diemen, seltener in große runde Ringel, in denen er nicht zu lange dauernden Regen vertragen kann.

22. Das Bauernhaus

Mitten in Böken steht das alte Bauernhaus von Otto Lüthge, ein Niedersachsenhaus. 1722 wurde es nach seiner Inschrift am Torbalken von Johann Voß und seiner Frau Cilke Voß errichtet, 1859 nach einer weiteren Inschrift umgebaut. Durch die große Tür betreten wir die aus Lehm mit Teerzusatz gestampfte große Diele. Links von ihr stehen die Pferde, rechts in einem angebauten Kreuzhaus die Kühe. Über der Diele liegen die dicken Balken, teils noch aus Eichenholz, die auf den Hövdständern lagen, heute aber auf der Mauer liegen. Sie trugen die Sparren und damit die ganze Last des Dachstuhls und der Ernte. Beim Umbau 1859 wurden die Außenwände aus Ständerwerk durch Brandmauer ersetzt. Über den Pferdeställen ist der Hilgen oder Hilden, der Raum zwischen der Höhe des Stalles und den Dielenbalken. Hier lagerte man Torf oder Kaff (Spreu). Oben an der großen Diele befand sich der „Schwibbogen", der offene Feuerherd. Über ihm befand sich ein dicker Ast, später eine eiserne Stange. An ihm hing der durch Zähne und einen Ring verstellbare Klasselhaken und an diesem der kupferne Kochkessel. Auf einen Dreifuß setzte man kleinere Töpfe. Das Feuer des Herdes erhellte an Wintertagen die große Diele bei allen Arbeiten. Der Rauch strich an der Decke entlang durch die Speckwieben, an denen Schinken, Speckseiten und Würste hingen. Der Rauch diente aber auch zur Konservierung der Ernte. Um 1840 heißt es in den Nortorfer Schulakten, daß auf den offenen Herd in Schulhäusern verzichtet werden könne, da der Rauch für die kleine Ernte nicht erforderlich sei.

Die Ställe an der großen Diele reichten nicht bis an deren Hinterwand, sondern es blieb ein etwa 4 m breiter Raum frei, die Hörn. Die eine Hörn war zum Aufwaschen des Geschirrs, die andere zum Buttern eingerichtet. Hier befanden sich die eingemachten Bettstellen für Knechte und Mägde. Der Fußboden der Hörn war mit Feldsteinen gepflastert. Die Blangtür führte nach draußen zum Ziehbrunnen mit dem hochragenden Sootschwang.

Hinter dem Schwibbogen lagen zwei Wohnzimmer mit den an der Zwischenwand eingebauten Betten. Sie waren mit auf Latten liegendem Stroh gefüllt. Dicke Federbetten gaben eine warme Lagerstatt. Bezüge für das Überbett kannte man nicht, man benutzte zwei Laken. Vor den Betten waren Schiebetüren oder geblümte Vorhänge. Die Stubenwände waren getäfelt, um 1820 oft mit Blumenmalereien bedeckt. Die Fenster hatten in Blei gefaßte kleine Scheiben, meistens die sog. „Butzenscheiben" aus grünlichem Glas, in der Mitte 2-4 cm dick, an den Seiten so dünn, daß sie in die Bleifassung hineinpaßten.

Die Wohnungseinrichtung war einfach. Vor den Fenstern stand eine mit dicken Federkissen belegte Lade, die Bank, vor dieser ein schwerer Eichentisch. Einige Stühle mit Kissen oder Strohgeflecht standen an den Wänden, ein Lehnstuhl am Bilegger, dem vom Schwibbogen geheizten eisernen Ofen. Neben der Tür zur großen Diele war ein Fenster, von dem aus Bauer und Bäuerin die große Diele überschauen konnten. Über dem Fenster war ein Wandschrank für Tassen, unter ihm ein gleicher für bessere Teller und Schüsseln. In einigen Bauernhäusern befanden sich auch gute geschnitzte Laden, wie noch heute in Beringstedt und Umgegend, Arbeiten tüchtiger Schnitzer aus Rendsburg, Wilster, Heide oder Meldorf. Nach 1750 finden wir in unseren Bauernhäusern große Standuhren von Poock in Kellinghusen oder Stahl und Göttsche ein Nortorf, die noch heute ihre Schuldigkeit tun.

Bis heute blieb unser Bauernhaus in seiner Grundform erhalten, nur wurden Diele und Wohnräume durch eine Wand in Höhe der Hörn getrennt. Die eine Hörn ist Vordiele, die andere Küche geworden. Der Schwibbogen ist verschwunden, Schinken und Würste sind in die Räucherkammer verbannt worden. Die eingebauten Betten haben einem Schlafzimmer weichen müssen. So liegen drei Zimmer an der Hinterwand des Hauses.

Geändert ist vielfach das Äußere des Bauernhauses. Die vermehrte Landfläche und der größere Ertrag der Felder zwangen um 1900 viele Bauern zu Neu- oder Umhauten ihrer Gebäude. Die Prämienpolitik der Landesbrandkasse und die verschwindenden Rethfelder an der Eider halfen mit zum Verschwinden des Strohdaches, Pappdächer wurden modern! Oft ersetzte das Blech das schöne Rethdach. Das alte Dorf ist nicht mehr!