Postkarte 15 Frauen vom Strickabend

Aus Aukrug Geschichte Wiki
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Vorderseite
Rückseite, Hergestellt wurde die Karte vom Hoffotografen Rich. Wilde aus Neumünster.
Antwort-Postkarte an Emma Heeschen Vorderseite

Die Postkarte 15 Frauen vom Strickabend ist eine Fotografie aus dem Jahr 1914, die 15 Frauen vor einem Hauseingang zeigt. Der Text der Karte lautet

„L. Emma und Liese! I. 20. November 1914

Wie gehts Euch denn! Wir sind fleißig beim Stricken, Jeden Donnerstag u. Sonntag haben wir unseren Strickabend und machen alles, wie Ihr es Euch warschl. denken könnt für unsere lieben Soldaten. Jedes Mal packen wir 2 Pfundspakete u. schreiben Karten, dadurch bereiten wir ihnen, große Freude. Jetzt zu Weihnachten hat ein jeder ein großes Paket gepackt. Haben allen jungen Leuten von uns, die im Felde stehen, allen eine Karte von diesen in Weihnachtspaket gelegt. Wie sieht's bei Euch aus, hier bei uns sind in Innien 2 gefallen und im ganzen Aukrug 6. Hoffentlich ist es bald zu Ende.

Schreibt bitte auch mal wieder Herz. Grüße von eurer Grete Schöne Grüße von Emma[1]

Zur Erläuterung: Elise Heeschen (später Elise Schümann) aus Ehndorf war die Großmutter von Inge Geuer, aus deren Archiv wir die Postkarte bekommen haben. Emma Heeschen war ihre Schwester. Auch in Aukrug gab/gibt es eine Familie Heeschen. Vermutlich war es Verwandtschaft. Vielleicht gibt es noch ältere Einwohner in Aukrug, die jemanden erkennen.

Mögliche Erklärungen

Das Chronikteam vermutet, dass die Frauen zum Vaterländischen Frauenverein im Deutschen Roten Kreuz gehörten, dem Ursprung des heutigen DRK Ortsvereins. Solche Aktionen waren genau Sinn und Zweck des Vereins, und die Anfertigung einer Postkarte, die allen Paketen beigelegt wurde, passt genau in dessen Wirken. Das wird ja auch im Text der Karte erwähnt, dass diese mit persönlichen Grüßen in jedes Paket kam. Auch finanziell ist so eine Aktion dem 1910 gegründeten Verein sicher zuzutrauen. Ein professionelles Foto und eine Postkarte in einer Auflage von vielleicht hundert Exemplaren für alle Kriegsteilnehmer aus Aukrug sind nach Einschätzung des Chronikteams auch ein Hinweis auf eine Vereinstätigkeit. Die Chronik berichtet:

„Um die Jahrhundertwende ging eine große Welle der Hilfsbereitschaft für die Armen und Bedürftigen durch die wohlhabenden Schichten unserer Bevölkerung. Der Besuch von Basaren und Wohltätigkeitsbällen gehörte zum „guten Ton" der Gesellschaft. Diese Hilfsbereitschaft traf zusammen mit vielfältigen Sozialeinrichtungen der Arbeitervereine und Gewerkschaften, die wohl auf die bedauerliche Zurückhaltung der evangelischen Kirche auf diesem Gebiet zurückzuführen sind. Auch der damalige Pastor Roos in Innien stand dieser außerkirchlichen Hilfstätigkeit ablehnend gegenüber. Die Einsicht von der staatspolitischen Bedeutung solcher Hilfsbereitschaft führte zu einer von den damals maßgebenden Schichten organisierten Bewegung der „Vaterländischen Frauenvereine", denen Damen der höchsten Gesellschaft vorstanden. Unabhängig von solcher gesellschaftlichen oder politischen Einstellung, die in der Gemeinschaft des dörflichen Lebens keinerlei Resonanz fand, traten etwa um 1910, dem Geist echter Hilfsbereitschaft folgend, auch im Aukrug mehrere Frauen zusammen und gründeten einen Vaterländischen Frauenverein im Roten Kreuz von Innien und Umgegend. Die Leitung übernahm Anna Gloy, Ehefrau des vielgenannten damaligen Amtsvorstehers Claus Gloy. Ihre Mitarbeiterinnen waren, soweit das durch mündliche Überlieferung noch festzustellen ist, Catharina Reimer, Böken; Anna Siem und Marie Rohweder, Innien; Anna Holm, Bünzen; Cathrine Rehder und Cäcilie Harder, Bargfeld und Christine Ratjen mit Marie Joost aus Homfeld.“

Antwort von der Front

Rückseite

Die Karte vom November 1914 wurde später auch beantwortet.

„Kolno, d. 25.3.1915

Liebe Cusiene! Ein fröhliches Osterfest wünscht dir sowie Eltern und Geschwistern - Dein Fetter Max - Gleichfalls bedanke ich mir rechtmals fürs erhaltene Paket. Stempel: Feldartl.Regt.79.6.(F)Bttr.[2]

Einzelnachweise

  1. Die Transkription wurde von Inge Geuer zur Verfügung gestellt.
  2. Absender war Max Brandt, Cousin von Emma Heeschen. Max Brandt: geb. 1892 in Ehndorf, Vater von Bruno Brandt und Großvater von Klaus Brandt, Ehndorf