Wasser- und Bodenverband Untere Buckener Au
Das 2.839 Hektar große Gebiet des Wasser- und Bodenverbandes Untere Buckener Au liegt westlich von Aukrug. Das Hauptgewässer ist die Buckener Au, die bei Nienjahn im Verbandsgebiet des WBV Oberere Buckener Au entspringt und Richtung Nordosten abfließend an der Bundesstraße 430 das Gebiet des Verbandes erreicht. Der Verband betreut rund 50 Kilometer Fließgewässer.
Verbandsaufgaben
Wasser- und Bodenverbände sind Körperschaften des öffentlichen Rechts und dienen der Erfüllung der gesetzlich vorgeschriebenen wasserwirtschaftlichen Aufgaben und damit dem öffentlichen Interesse und dem Nutzen ihrer Mitglieder. Zu den Aufgaben der Wasser- und Bodenverbände zählen unter anderem:
- der Ausbau einschließlich naturnahem Rückbau und Unterhaltung von Gewässern
- der Bau und Unterhaltung von Anlagen in und an Gewässern
- dem Schutz von Grundstücken vor Sturmflut und Hochwasser einschließlich notwendiger Maßnahmen im Deichvorland
- der Verbesserung landwirtschaftlicher sowie sonstiger Flächen einschließlich der Regelung des Bodenwasser- und Bodenlufthaushalts
Gewässersituation 1984
Dieser Auabschnitt gehört zu einem der nördlichsten Quellbachsysteme der Stör und umfasst auf einer Gesamtfläche von 2850 Hektar 50 km Fließgewässer. Davon wurden seit Anfang der 1960er-Jahre im Zuge der Ausbau- und Flurbereinigungsverfahren 21 km verrohrt, die meisten anderen begradigt und mit 60 bis 80 cm Fußsicherung verstackt. Die Au wurde 1968 auf 4,5 km kanalisiert ausgebaut. Die Profile der Wasserläufe sind damals so ausgebaut worden, dass der Wasserabfluss möglich ist. Krautwuchs und Sandfrachten führten zwangsläufig zu Staubildungen, die seit nun fast dreißig Jahren nur durch einen hohen Unterhaltungsaufwand vermieden werden konnten. Besonders die Rohrleitungen gaben immer wieder Anlass zur Sorge.
Die Verbandsmitglieder hatten schon früh erkannt, dass der jährliche monotone Unterhaltungszyklus unterbrochen werden musste. Von 1975 bis 1985 wurden jährlich regelmäßig 50 000 DM für die Unterhaltung der Gewässer ausgegeben, eine Summe, die nicht mehr zu verantworten war. Neue Wege wurden beschritten: Mähen der Böschungen nur alle zwei Jahre und spätes Entkrauten (um teilweise die Sohlenräumung einzusparen). Diese Maßnahmen haben Kosten gespart, der ökologische Wert der Gewässer wurde nicht verbessert.
1984 wurde erstmals ein Kontrollfischen mit einem Elektrofischereigerät im Aubereich durchgeführt, um den Fischbestand zu erfassen. Im nicht ausgebauten oberen Auabschnitt waren Fische vorhanden, im 4,5 km langen ausgebauten Teil keine. Diese Verödung erklärte sich vor allem durch den einförmigen Ausbau und das durch die technische Gewässerunterhaltung bedingte monotone Milieu. Dies war der eigentliche Anstoß und der zündende Funke für ein radikales Umdenken.
Naturnaher Ausbau 1985
Es ist der Aufgeschlossenheit des Vorstandes und der Mitglieder — ausnahmslos aktive Landwirte — zu verdanken, dass die hier angesprochenen Probleme erkannt und angegangen wurden. Am 7.2.1985 fassten Vorstand und Ausschuss den einstimmigen Beschluss für den naturnahen Ausbau der Verbandsgewässer. Jede Menge Überzeugungsarbeit wurde geleistet.
Der Verband veranstaltete Aufeste, Stegeinweihungen und Tage der offenen Tür. Es waren neue Wege, die wegführten von der formalen „Institution Verband", hin zu einer Art Fördergemeinschaft für den „Schicksalsstrom" des Aukrugs, der Buckener und Bünzer Au.
Die Ziele waren:
- Mit der naturnahen Umgestaltung der Gewässer sollten auch die landschaftlichen Besonderheiten des Aukrugs wieder sichtbar gemacht werden.
- Das ökologische Gleichgewicht sollte wiederhergestellt werden.
- Der Schutz vor dem Wasser sollte mit dem Gewässerschutz verbunden werden.
- Eine gewässerfreundliche und gleichzeitig kostensparende Unterhaltung sollte erreicht werden. Der naturnahe Ausbau sollte die Selbsthilfe der Gewässer ermöglichen und ihre Mithilfe bei der Unterhaltung.
Ein wesentliches Merkmal im Ökosystem von Fließgewässern ist die Strömung. Es wurde auf eine unterschiedliche und ständig wechselnde Gestaltung der Längen- und Querprofile Wert gelegt. Der Wasserlauf hat Abschnitte mit stärkerem und geringerem Gefälle erhalten, Bereiche, die flach sind oder tief, Ufer mit flachen und steilen Böschungen und mit amphibischen Bereichen, Gewässerstrecken, die besonnt sind, andere mit Beschattung durch einen uferbegleitenden Gehölzsaum. Die bestehenden Stauanlagen und Rohrleitungen wurden entfernt, so dass der Wasserlauf wieder von den unterschiedlichen Lebensformen von der Quelle bis zur Mündung besiedelt wurde.
Betrachten wir den Ausbau 1994, so müssen wir feststellen, dass diese Maßnahme ein voller Erfolg war. In fünf Bauabschnitten hat ein Teil der Aukruger Gewässer viel von seinem einstigen natürlichen Reiz zurückgewonnen. Für den naturverbundenen Menschen bedeutet dies ein Stück mehr Lebensfreude und Lebensqualität.
Umweltpreis 1989
Zehn Prozent der Fließgewässer sind im Niederschlagsgebiet der Unteren Buckener Au einschließlich des Rader Mühlenbaches und des Hasselbeks in den letzten Jahren naturnah umgestaltet worden. Diese enorme Leistung wurde von der Gemeinde mit dem ersten Umweltpreis 1989 gewürdigt.
Detlef Ratjen aus Aukrug ist von Bundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker in Würdigung seiner Verdienste mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Der damalige Minister für Natur und Umwelt, Prof. Dr. Berndt Heydemann überreichte die Auszeichnung am 15.6.1993 mit den Worten: "Detlef Ratjen hat sich Verdienste auf dem Gebiet des Naturschutzes in Schleswig-Holstein erworben. Sein Einsatz gilt der naturnahen Umgestaltung der Fließgewässer. Es ist die erste Maßnahme dieser Art, die in Schleswig-Holstein durchgeführt wurde. Die Maßnahme an der Buckener Au und deren Nebengewässern haben den Aukrug zu einem Schwerpunkt der Umgestaltung der Fließgewässer in Schleswig-Holstein werden lassen. Die meisten der geförderten Maßnahmen liegen in dieser Region."
Zum Schluss einige Bemerkungen von Detlef Ratjen: Diese vorbildliche Leistung war nur möglich, weil alle an einem Strang gezogen haben. Wer heute glaubt, Naturschutz ohne die aktive Mitarbeit der Landwirte im größeren Stil verwirklichen zu können, ist zum Scheitern verurteilt. Die Bauern leisteten mit jedem ha Land, den sie für den naturnahen Ausbau abgaben, einen Beitrag zum Gewässerschutz und zum Naturschutz allgemein. Für die Ausweitung der Gewässer und für die Verbreiterung des Uferrandstreifens wurden acht ha benötigt. Diese Fläche wurde ohne viel Aufhebens zur Verfügung gestellt. Es gibt keinen Berufsstand, der in so großem Maße auf eine intakte Natur angewiesen ist wie die Landwirtschaft.